Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Euclidyx

Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Euclidyx »

Guten Abend,

würde mich einfach mal interessieren, wie ihr mit eventuell körperlichen Einschränkungen, die ihr habt, bei der Partnersuche umgeht oder vielleicht auch, wie ihr am liebsten möchtet, dass euer Gegenüber damit umgeht?

Ist jetzt nicht primär als Rat für mich gedacht, ich komme zwar wunderbar mit meiner Behinderung zurecht, aus Sicht der Gesamtgesellschaft ist diese allerdings schon in meinem Fall ziemlich gravierend und auf keinen Fall wegzudiskutieren. Aber auch innerhalb von "offen damit umgehen" gibt es ja noch Abstufungen. Wie viel Raum würdet ihr dem ehrlichen Umgang damit in einer Kennenlernphase maximal geben, damit auch die anderen Seiten von euch (Charakter, Interessen, Beruf, Einstellungen, Hobbys, alle diese Dinge habe ich selbstverständlich genauso) auf keinen Fall zu kurz kommen? Lieber humorvoll damit umgehen oder lieber kurz, ernst und prägnant?

Außerdem interessiert mich natürlich auch, wie Menschen mit vielleicht weniger gravierenden körperlichen Einschränkungen das Thema handhaben.
Ich sehe es auf der Rangliste meiner Probleme jetzt nicht sehr hoch, aber ich habe schon auf einer gewissen Seite gesehen, dass jemand für sich das Tragen eines Hörgeräts als körperliche Einschränkung wahrgenommen hat. Auf keinen Fall möchte ich diese Geschichten irgendwie kleinreden oder missachten

Gute Nacht erst mal!

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Informatiker

Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Informatiker »

Bei größeren Einschränkungen finde ich einen offenen Umgang nicht schlecht. Kleinere würde ich erst später am Rand erwähnen.

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Lilia
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Lilia »

Euclidyx hat geschrieben: 08 Jan 2021 02:09 Guten Abend,

würde mich einfach mal interessieren, wie ihr mit eventuell körperlichen Einschränkungen, die ihr habt, bei der Partnersuche umgeht oder vielleicht auch, wie ihr am liebsten möchtet, dass euer Gegenüber damit umgeht?

Ist jetzt nicht primär als Rat für mich gedacht, ich komme zwar wunderbar mit meiner Behinderung zurecht, aus Sicht der Gesamtgesellschaft ist diese allerdings schon in meinem Fall ziemlich gravierend und auf keinen Fall wegzudiskutieren. Aber auch innerhalb von "offen damit umgehen" gibt es ja noch Abstufungen. Wie viel Raum würdet ihr dem ehrlichen Umgang damit in einer Kennenlernphase maximal geben, damit auch die anderen Seiten von euch (Charakter, Interessen, Beruf, Einstellungen, Hobbys, alle diese Dinge habe ich selbstverständlich genauso) auf keinen Fall zu kurz kommen? Lieber humorvoll damit umgehen oder lieber kurz, ernst und prägnant?

Außerdem interessiert mich natürlich auch, wie Menschen mit vielleicht weniger gravierenden körperlichen Einschränkungen das Thema handhaben.
Ich sehe es auf der Rangliste meiner Probleme jetzt nicht sehr hoch, aber ich habe schon auf einer gewissen Seite gesehen, dass jemand für sich das Tragen eines Hörgeräts als körperliche Einschränkung wahrgenommen hat. Auf keinen Fall möchte ich diese Geschichten irgendwie kleinreden oder missachten

Gute Nacht erst mal!
Na ja, selbst das Tragen eines Gebisses oder einer Brille ist eine Einschränkung und sowohl bei kleineren als auch bei größeren Einschränkungen möchte ich - sofern es irgendwie in dem Umgang mit der Person relevant wird - wissen, wie die Person bestimmte Dinge handhabt und ob ich den Alltag etwas einfacher machen kann. Eine Arbeitskollegin im mitleren Alter mit Kieferrekonstruktion und künstlichem Gebiss zum Beispiel hatte Schwierigkeiten, bestimmte Speisen mit sehr fester Konsistenz zu essen. Ich fand es sehr angenehm, als sie mir das mitteilte und ich beim gemeinsamen Essen entsprechend Rücksicht darauf nehmen konnte. Außerdem konnte ich ihr Rückzugsmöglichkeiten verschaffen, wenn dies nötig war. Ich hatte auch einen Kommilitonen im Rollstuhl, mit ihm hatte ich eine Vereinbarung, dass er es sagt, wenn er zum Beispiel bei Steigungen meine Unterstützung benötigte. Spätestens vorm ersten Treffen im RL wäre es mir da schon wichtig, darüber zu sprechen. Ich finde es immer sehr gut, wenn mir jemand sagt, wie ich mit ihm und Besonderheiten bei ihm, auch seinen Einschränkungen, umgehen kann, letztendlich erleichtert es den Umgang miteinander. Und das um so mehr, wenn dies ein potenzieller Partner wäre.

Ob das Mitteilen humorvoll oder ernsthaft sein sollte, kann ich so gar nicht beantworten. So lange es mir die Gelegenheit lässt, nachfragen zu können, wäre mir das vermutlich egal. Den späteren Umgang mit der Einschränkung würde ich mir dagegen eher locker, gerne auch humorvoll wünschen. Über sich und seine Marotten und Schwächen lachen zu können, macht Männer für mich eher sexy.
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von beziehungsstarter21 »

Hallo,

Da kann ich nur zustimmen. Ich finde, man sollte offen damit umgehen. Ob das jetzt humorvoll oder ernst geschieht, hängt vielleicht auch vom Gegenüber und der Situation ab. Und damit, wie man sich selbst damit fühlt. Also, ob einem die humorvolle oder ernste Aussage besser über die Lippen kommt. Auf jeden Fall sollte man dem anderen Raum für Fragen lassen. Und wenn er nicht gleich welche hat, ist es auch in Ordnung. Aber man sollte ihn auch nicht zutexten. Die Behinderung/Einschränkung ist ja nur ein Teil der Persönlichkeit.

LG
Melli

Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Melli »

Euclidyx hat geschrieben: 08 Jan 2021 02:09Wie viel Raum würdet ihr dem ehrlichen Umgang damit in einer Kennenlernphase maximal geben, damit auch die anderen Seiten von euch (Charakter, Interessen, Beruf, Einstellungen, Hobbys, alle diese Dinge habe ich selbstverständlich genauso) auf keinen Fall zu kurz kommen?
Mal von der Gegenseite aus betrachtet: Ich kann schon einiges vertragen :shock: Die einen Themen verdrängen nicht die anderen.

Manches können die Leute auch nicht richtig einschätzen und kommunizieren :(

So war mir bei einem OdB nicht klar, wie schlecht die gesundheitliche Entwicklung und die weitere Prognose tatsächlich war. Dazu kamen Probleme mit verschiedenen Arten von Betreuern (medizinisch, sozialpsychologisch, und leider ach auch juristisch). Und manche angestrebten Verbesserungen hat er selbst versiebt. Am ehesten fand ich noch eine gemeinsame Sprache mit Medizinern :o
Euclidyx hat geschrieben: 08 Jan 2021 02:09ich habe schon auf einer gewissen Seite gesehen, dass jemand für sich das Tragen eines Hörgeräts als körperliche Einschränkung wahrgenommen hat.
Kommt dann auch noch darauf an, wie ausgeprägt der Hörverlust ist. Ich kenne jemanden, bei dem auch mit aufwendigerem Hörgerat kein gutes Ergebnis zu erzielen war. Im Alltag sind die Kommunikationsprobleme allerdings denoch nicht allzu gravierend.
Daniog
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Daniog »

Ich denke Sachen wie Allergien oder Diabetis sollte der andere Wissen.

Gerade Lebensmittelallergien muss man kommunizieren. Oder Allergien gegen Insektenstiche. Der Partner oder auch die Arbeits- / Vereinskollegen sollten Bescheid wissen, damit sie entsprechend im Notfall helfen können.

Wo sind die Notfallmedikamente oder der Traubenzucker solche Dinge sollten die Personen im näheren Umfeld wissen.
Euclidyx

Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Euclidyx »

beziehungsstarter21 hat geschrieben: 08 Jan 2021 13:33 Hallo,

Da kann ich nur zustimmen. Ich finde, man sollte offen damit umgehen. Ob das jetzt humorvoll oder ernst geschieht, hängt vielleicht auch vom Gegenüber und der Situation ab. Und damit, wie man sich selbst damit fühlt. Also, ob einem die humorvolle oder ernste Aussage besser über die Lippen kommt. Auf jeden Fall sollte man dem anderen Raum für Fragen lassen. Und wenn er nicht gleich welche hat, ist es auch in Ordnung. Aber man sollte ihn auch nicht zutexten. Die Behinderung/Einschränkung ist ja nur ein Teil der Persönlichkeit.

LG
Ja, das denke ich prinzipiell auch. Ich muss allerdings auch ehrlich gestehen: Meine Erfahrung ist, dass interessierte Nachfragen (auf die ich natürlich gerne antworte) eher selten kommen. In der Realität klingt die erste Beschreibung der "harten Fakten" oft noch mal eine Ebene abschreckender als er sich im Alltag tatsächlich herausstellt.
Dann ist man zumindest in Bezug auf eine Partnerschaft (und leider häufig sogar Freundschaft) schon innerhalb weniger Minuten abgeschrieben.

Ich weiß, dass ihr jetzt sagen werdet "dann ist Person X halt nicht die Richtige für dich" und prinzipiell sehe ich das ja ganz genauso.
Aber ich frage mich schon, ob und wie verkaufen, weil ich eine gewisse Abschreckung nämlich durchaus gut nachvollziehen kann. Wenn man kurz auf die Fragen zur Behinderung antwortet, ist das Bild wie gesagt meistens noch eine Stufe erschreckender als wenn man die Person dann real in ihrem Alltag näher kennenlernt, aber dahin muss es natürlich auch erstmal überhaupt kommen.
Melli

Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Melli »

Euclidyx hat geschrieben: 11 Jan 2021 05:25Aber ich frage mich schon, ob und wie verkaufen
Das ist ein Dilemma...
Euclidyx hat geschrieben: 11 Jan 2021 05:25weil ich eine gewisse Abschreckung nämlich durchaus gut nachvollziehen kann.
... auch in Fällen, in denen ich mir den Luxus erlaube, es nicht nachvollziehen zu können :(
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Giebenrath
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Giebenrath »

Meine Körperbehinderung (50%) wäre eigentlich auf den ersten Blick erkennbar, wird aber meistens übersehen.

Bei privaten Kontakten erwähne ich meine Körperbehinderung erst, wenn sie quasi wirklich relevant wird. Das heißt z.B., Tätigkeiten anstehen, bei ich Schwierigkeiten bekommen könnte.

Völlig fiktives Beispiel:
Eine Dating-Partnerin schlägt vor sich zu einem Trendsport wie Bouldern zu treffen. Da muss ich dann schon damit rausrücken, wo meine körperlichen Grenzen sind. (Wobei sich das Problem auch bei Menschen ohne Körperbehinderung schnell stellt, wenn z.B. Höhenangst, akutes Übergewicht etc. vorliegt.)

Ich habe ehrlich gesagt auch nicht sofort die Lust irgendwelche Krankengeschichten auszuplaudern. Wenn das Gegenüber nicht zufällig medizinische Vorkenntnisse hat, kann sie mit kurzen Erklärungen ohnehin nicht anfangen. So wird das schnell ein Fass ohne Boden.
Das geht schnell unter die Gürtellinie. Ist das genetisch? Kannst du allein auf Toilette gehen? Ich kann zwar beides verneinen, finde das als Gesprächsthema aber trotzdem unpassend.
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Tania »

Giebenrath hat geschrieben: 24 Jan 2021 17:44 akutes Übergewicht
Ist Übergewicht nicht in der Regel chronisch? :gruebel:
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Galip »

Tania hat geschrieben: 24 Jan 2021 18:46
Giebenrath hat geschrieben: 24 Jan 2021 17:44 akutes Übergewicht
Ist Übergewicht nicht in der Regel chronisch? :gruebel:
Noch nie vom Jo-Jo-Effekt gehört? :frech:
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Kalypso »

Giebenrath hat geschrieben: 24 Jan 2021 17:44 Ist das genetisch? Kannst du allein auf Toilette gehen? Ich kann zwar beides verneinen, finde das als Gesprächsthema aber trotzdem unpassend.
Ich will dir jetzt echt nicht zu nahe treten oder so, aber kann es sein, dass hier ein Logikfehler ist? :gruebel:
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Giebenrath »

Kalypso hat geschrieben: 24 Jan 2021 19:02
Giebenrath hat geschrieben: 24 Jan 2021 17:44 Ist das genetisch? Kannst du allein auf Toilette gehen? Ich kann zwar beides verneinen, finde das als Gesprächsthema aber trotzdem unpassend.
Ich will dir jetzt echt nicht zu nahe treten oder so, aber kann es sein, dass hier ein Logikfehler ist? :gruebel:
Ja richtig, ich habe mich da ganz falsch ausgedrückt. Ich kann nicht beides verneinen; das bedeutet, ich kann allein auf Toilette und bin irritiert, wenn ich danach gefragt werde, was aber bisher nur einmal vorgekommen ist.
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von LesHommes »

Giebenrath hat geschrieben: 24 Jan 2021 17:44 Ich habe ehrlich gesagt auch nicht sofort die Lust irgendwelche Krankengeschichten auszuplaudern. Wenn das Gegenüber nicht zufällig medizinische Vorkenntnisse hat, kann sie mit kurzen Erklärungen ohnehin nicht anfangen. So wird das schnell ein Fass ohne Boden.
Ich würde bohrende Nachfragen anfangs auch vermeiden. Man kennt ja einerseits seine eigenen Beeinträchtigungen und hat im Leben schon einiges gesehen oder von Beeinträchtigungen gehört, die man nicht gleich auf den ersten Blick sieht. Da kann man sich langsam aneinander antasten und erwachsen damit umgehen. Macht man ja bei anderen Bekannten auch so.
Mir fällt gerade überhaupt auf, dass es viele der Fragethreads sich darauf fokussieren, wie man Anderen ZUERST seine ganzen "Defizite" mitteilt (Körperform, Psychoform, soziales Gefüge, Arbeitswelt). Dabei konzentriert man sich doch bei neuen, gewollten Bekanntschaften primär auf angenehme Charaktereigenschaften und Übereinstimmungen, oder!? Ich hoffe, das Positive kann Vieles wettmachen, was als defizitär gesehen wird. Aber das geht natürlich auch nur, wenn man nicht gleich in den 100%-Problemmodus geht.
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von FantaLemon »

Ich konnte früher aufgrund meiner Erkrankung nicht arbeiten gehen, habe folglich Hartz IV oder Sozialhilfe bekommen. Das habe ich klar zu Beginn angesprochen und damit hat sich das Thema Kennenlernen dann in der Regel auch erledigt. Lediglich andere kranke Langzeitarbeitslose hatten dann noch Interesse an mir. Aber so jemand kommt für mich für eine Beziehung normalerweise nicht in Frage.

Mittlerweile geht es mir gesundheitlich besser und ich gehe 25 Stunden pro Woche arbeiten. Ich schlafe jedoch tagsüber recht viel, komme morgens schlecht aus dem Bett, muss mich viel bewegen und kann keine langen Strecken mit dem Auto fahren. Außerdem schlage und trete ich im Schlaf um mich.

Ich denke damit sollte ein potenzieller Partner leben können. Ok meine nächtlichen Kick-Box Einlagen müssten dann vielleicht doch mal medikamentös behandelt werden. Aber den Rest finde ich akzeptabel. Da man beim Kennenlernen das Thema Arbeit ja doch recht schnell anspricht komme ich auch meist schnell auf das Thema Krankheit zu sprechen, was die meisten Menschen sehr interessant finden. Dr. House sei Dank. :mrgreen:
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von LesHommes »

Informatiker hat geschrieben: 08 Jan 2021 09:54 Personality 8/10
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Ich leite nochmal die Frage weiter, ob das als Scherz zu lesen ist. So ein Ranking kann nämlich auch abwertend rüberkommen, gerade bei einem so sensiblen Thema. :?
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von halbkaputt »

Euclidyx hat geschrieben: 08 Jan 2021 02:09 Guten Abend,

würde mich einfach mal interessieren, wie ihr mit eventuell körperlichen Einschränkungen, die ihr habt, bei der Partnersuche umgeht
kurze (vermutlich unbefriedigende) Antwort: keine aktive Partnersuche! hat eh keinen Sinn in meinem Zustand. auf dem "Markt" kann ich nicht mithalten und falls vielleicht doch Mal eine eine Frau Interesse signalisieren sollte, hat die zu dem Zeitpunkt das gröbste eh schon gesehen. aber das ist graue Theorie
Informatiker

Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Informatiker »

LesHommes hat geschrieben: 26 Jan 2021 20:03
Informatiker hat geschrieben: 08 Jan 2021 09:54 Personality 8/10
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Ich leite nochmal die Frage weiter, ob das als Scherz zu lesen ist. So ein Ranking kann nämlich auch abwertend rüberkommen, gerade bei einem so sensiblen Thema. :?
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Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von blackpunk »

Da ich mich bei diesem Thema angesprochen fühle, möchte ich meinen Umgang mit gegebener Situation schildern. Ich weiß, hier wird explizit in Bezug auf die Partnersuche gefragt, aber ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich dafür sehr weit aushole, um darzustellen, wie es meine Entwicklung beeinflusst hat. Auch wenn ich keine Abine bin, hoffe ich, dass meine Sicht als Körperbehinderte erwünscht ist.

Ich habe seit meiner Geburt einen Gehfehler, welcher aus einer Spastik resultiert. Seit 2019 bin ich auf einen Rollator angewiesen. Die Grundschulzeit war großartig, weil dort noch keine Unterschiede gemacht worden sind, da ich auf eine Sonderschule ging. In meiner Jugend, vor allem mit dem Schulwechsel auf die weiterführende integrative Schule (mit etwa 30 Körperbehinderten von insgesamt 700 Schülern), hat mich mein Handicap allerdings stark verunsichert. Ich hatte Schwierigkeiten, mich in die Klassengemeinschaft zu integrieren und von meinen Klassenkameraden nicht einzig als das "Mädchen im Rollstuhl" angesehen zu werden (aus Sicherheitsgründen hatte ich für die Schule einen Rollstuhl, da die Gefahr aufgrund starker Gleichgewichtsprobleme bestand, aus Versehen umgerempelt zu werden). Selbstverständlich hat dieser Umstand es absolut nicht einfacher gemacht, als ich anfing, mich für Jungs zu interessieren oder mich sogar zu verlieben. Ich habe mehrmals harte Ablehnung erfahren, bei der offensichtlich meine Behinderung im Fokus stand. Zum Beispiel: "Du bist nett, aber ich kann keine Freundin gebrauchen, die im Rollstuhl sitzt..." Ich habe mich und meine Behinderung damals wirklich gehasst...

Anfangs, so mit 12, 13 Jahren habe ich alles Mögliche versucht, um dazu zu gehören. Ich habe mich verstellt, habe Kleidung getragen, in der ich mich nicht wohl fühlte, Dinge gesagt, die ich nicht so meinte und mich so verhalten, wie ich annahm, dass es von mir erwartet wird. Seltsamerweise habe ich dadurch tatsächlich Anschluss gefunden. Plötzlich wurde ich auf Geburtstagsfeiern meiner Klassenkameradinnen eingeladen, habe nachmittags mit ihnen telefoniert (ich wohnte etwas weiter weg), und hatte mir irgendwie trotz Handicap einen Namen (zumindest beim weiblichen Teil) meiner Klasse gemacht. Aber für welchen Preis? Das war nicht ich. Mit 14, 15 entdeckte ich immer mehr meine Liebe für Gothic und Punk. Ich hatte schlichtweg keine Lust mehr, eine Kopie der Erwartungen meiner Mitschülerinnen zu sein und mich damit selbst zu verraten. Ich begann mit Nietenhalsbändern, zerrissenen Jeans, Lederjacke, Bandana als Kopftuch und ausgeflippten Frisuren in die Schule zu gehen, hörte andere Musik und fand immer mehr Mut, meine eigene Meinung zu vertreten. Natürlich schoss ich mich damit selbst ins Aus bei meinen Mitschülern. Es begann eine einsame Zeit. Aber immerhin war ich nicht mehr nur "das Mädchen im Rollstuhl". Ich war jetzt der "seltsame Punk im Rollstuhl"... Na Immerhin. :D Ich glaube im Nachhinein war diese rebellische Haltung, der Kleidungsstil, etc. irgendwie tatsächlich auch ein Versuch von meiner Behinderung abzulenken.

Durch diese Rebellion in der Jugend erlebte ich zwar einiges an Mobbing oder Ignoranz, aber ich fand mehr zu mir selbst und vor allem lernte ich vereinzelt wahre Freunde kennen. Im Alter von 16 erlebte sogar meine erste kurze Romanze mit einer damaligen Freundin, die ebenso wie ich ihre eigene kleine Jugend-Rebellion veranstaltete. In diesem Alter erkannte ich, dass ich bisexuell bin.

Der wirkliche Wandel kam, als ich meine Ausbildung zur Bürokauffrau nach Abbruch der 11. Klasse begann. Ich kam in ein Berufsbildungswerk und das war für mein persönliches und soziales Leben das Beste, was mir passieren konnte. Auch wenn es beruflich angesichts des Abbruchs der Oberstufe objektiv gesehen ein Rückschritt war, habe ich es nie bereut. Ich lernte Männer und Frauen kennen, denen es völlig egal war, wie ich gehe und die meinen ausgeflippten Stil schätzten. Ich war beliebt, hatte Spaß und holte auf gewisse Weise meine Jugend nach. Diese Zeit hat meine Lebenseinstellung und mein Selbstbewusstsein nachhaltig und sehr positiv beeinflusst. Ich habe erfahren, dass es durchaus Menschen gibt, die mich sehen und nicht nur meine Behinderung, welche zwar selbstverständlich ein Teil von mir ist, aber mich nicht einzig und allein als Mensch definiert. Dadurch lernte ich auch meine Beeinträchtigung viel mehr als einen Teil von mir anzunehmen, weil ich sie nicht länger als ernsthaftes Hindernis wahrnahm.

Allerdings bekam diese Entwicklung 2014 einen groben Dämpfer. Nach der Ausbildung verliebte ich mich in einen Mann, mit dem sich zwar anfangs etwas körperliches entwickelte, der mir allerdings sehr deutlich machte, dass er ein Problem mit meiner Behinderung hatte. Später wuchs er da rein und verliebte sich in mich. Wir wurden ein Paar, aber diese Monate des Kampfes, ihn von mir zu überzeugen, so viele Situationen, in denen er mich durch Empathielosigkeit verletzte, zerrten stark an mir und brachten auch wieder mein Verhältnis zu meiner Behinderung ins Wanken. Ich war so verliebt und blind, dass ich zu dieser Zeit absolut nicht in Betracht zog, mir jemand anderen zu suchen, der damit von Anfang an kein Problem hatte.

Dieser Einschnitt prägte mich sehr. Ende 2018, ein paar Monate nach der Trennung von diesem Mann, probierte ich zum ersten Mal Online-Dating aus. Ich muss gestehen, dass ich auf Photos immer sitze, damit man mein Handicap nicht sieht. Auch erwähne ich es nicht auf meinem Profil. Ich weiß, das ist nicht gerade lobenswert, aber ich möchte zumindest online selbst entscheiden, wann für mich der richtige Zeitpunkt gekommen ist, es zu sagen. Wenn ich ein paar Nachrichten mit jemandem geschrieben habe, wir uns sympathisch sind und ich eine gewisse Sicherheit empfinde, offenbare ich es meinem virtuellen Gegenüber. Bisher traf ich damit immer auf Verständnis und es hat nie dazu geführt, dass der Kontakt abgebrochen wurde. Allerdings schwingt die Angst immer stark mit, wenn ich diese eine Nachricht schreibe, dass der Kontakt abrupt oder schleichend beendet wird. Bezugnehmend auf die Frage, wie im Verlauf des Kontakts damit umgegangen wird: Wenn erst einmal die Katze aus dem Sack ist und mir die erste Reaktion Sicherheit gegeben hat, gehe ich sehr offen damit um, mit einer gewissen Prise Selbstironie und Humor und beantworte gerne alle Fragen. Dazu muss man sagen, dass es mir trotz Einschränkung weitestgehend möglich ist, ein selbstständiges Leben zu führen. Ich wohne alleine, habe einen Job, den ich liebe und vor Corona war ich ständig unterwegs- zu Freunden, Konzerten, Festivals oder Städtetrips. Das heißt, ich bin nicht unbedingt groß auf die Hilfe eines potenziellen Partners angewiesen. Es ist mir natürlich nur wichtig, dass er meine Einschränkung akzeptiert und zu mir steht.
Wer auf der Suche nach dem großen Glück ist, übersieht, dass er es längst in sich trägt. :wink:

Gäbe es die Dunkelheit nicht, so wüssten wir nichts von den Sternen.
Euclidyx

Re: Mit körperlichen Einschränkungen/Behinderungen umgehen

Beitrag von Euclidyx »

halbkaputt hat geschrieben: 26 Jan 2021 20:36 kurze (vermutlich unbefriedigende) Antwort: keine aktive Partnersuche! hat eh keinen Sinn in meinem Zustand. auf dem "Markt" kann ich nicht mithalten und falls vielleicht doch Mal eine eine Frau Interesse signalisieren sollte, hat die zu dem Zeitpunkt das gröbste eh schon gesehen. aber das ist graue Theorie
Danke für diese ehrliche Antwort. Ich habe es in einem anderen Thread schon thematisiert, aber, auch wenn sie es mir nicht direkt sagen, große Teile meines persönlichen Umfeldes sehen das leider genauso. Ich respektiere das auf jeden Fall.