Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Benutzeravatar
Obelix
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2469
Registriert: 23 Aug 2019 17:10
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: München

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Obelix »

Ninja Turtle hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:01
Michael1985 hat geschrieben: 07 Sep 2020 19:33 Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass einem geouteten AB keinerlei Mitgefühl entgegengebracht wird.
Da hab ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Liegt vielleicht auch daran, wie man das erzählt?
So :cooler: oder so :crybaby: oder so :boxing:
Definitiv.
Ich habe die Frage nach meinen bisherigen Beziehungen bisher zwar nur selten gestellt bekommen, aber auf meine nüchterne Ansage "noch keine - hat sich halt noch nicht ergeben" habe ich bisher auch keine negativen Rückmeldungen bekommen.
''Life's a happy song, when there's someone by your side to sing along.'' - The Muppets
Maverick

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Maverick »

Mitleid oder Mitgefühl erwarte ich da überhaupt nicht - wozu auch. Es ist ja keine Krankheit. Ich möchte in dem Zusammenhang aber eine Feststellung äußern:

Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.

Wie geschrieben: Ich erwarte von der Gesellschaft kein Mitgefühl, finde aber diese Unterscheidung recht markant.
deraushessen hat geschrieben: 22 Sep 2020 10:12 Ich empfinde Mitleid an der Stelle sogar belastend! Hatte ich gerade heute wieder.... Telefonat mit meiner Mutter. Ich erzählte ihr von meinem Kurzurlaub. Sie hörte es sich an und fragte nur, ob ich alleine unterwegs war..... Was ich natürlich bejahte. Ihr fiel dann auch nix bessere ein, als ein „schön, aber wäre es nicht viel schöner wenn du das mit jemandem teilen könntest blablabla....

Sowas finde ich völlig daneben und brauchen es einfach nicht ! Da schwimmt für mich auch ein Akzeptanzproblem mit !

Das war nur ein Beispiel von einigen, die ich so immer mal wieder von verschiedenen Menschen höre. Klar, dass ist nicht böse gemeint aber es ist halt auch kein Meter hilfreich!

Ich glaube mittlerweile, dass viele so denken, die mich eine Zeit lang kennen. Und ja, vielleicht ist das durchaus ein Grund, warum viele auch wieder auf Abstand gehen....

Was in einen AB-Status reininterpretiert wird, mag ich mir manchmal garnicht vorstellen ...
+1

Das sehe ich genauso wie du. Mir gehen diese Fragen a la "Ist das alleine im Urlaub nicht einsam, es wäre doch schön, wenn du deine Erlebnisse mit jemandem teilen könntest" mittlerweile auch recht nervig.

Ich frage die Leute ja auch nicht, ob es nicht nervig ist, immer mit dem Partner zu verreisen und ob es nicht mal schön wäre, zumindest im Urlaub seine Ruhe haben zu können. Ich glaube, das sollte ich das nächste Mal äußern, wenn ich obige Floskel höre. Auf den Gesichtsausdruck bin ich dann gespannt.

Nachtrag: Vielleicht gehe ich da mit der Gesellschaft aber auch zu hart ins Gericht. Empathie hört halt außerhalb des eigenen Vorstellungsvermögens auf. Den ewigen, unfreiwilligen Single-Status, kann sich keiner vorstellen, den Tod des eigenen Partners hingegen schon.
Zuletzt geändert von Maverick am 22 Sep 2020 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Obelix
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2469
Registriert: 23 Aug 2019 17:10
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: München

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Obelix »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:37 Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.

Wie geschrieben: Ich erwarte von der Gesellschaft kein Mitgefühl, finde aber diese Unterscheidung recht markant.
Dieses Mitgefühl bezieht sich aber eher auf den Bruch im Leben des hinterbliebenen Ehepartners, der x Jahre eng mit jemandem zusammen gelebt hat und sich jetzt auf das Leben allein einstellen muss. Dieser Bruch ist heftig und braucht mindestens ein Jahr, um halbwegs verdaut zu werden. Und bei Leuten, die gewisse Tätigkeiten zeitlebens an ihren Ehepartner delegiert haben (egal ob Kochen oder finanzielle Dinge), wird es noch schwerer.

Leute, die seit längerer Zeit verwitwet sind, bekommen solche Sprüche nicht mehr zu hören. Von ihnen wird auch erwartet, dass sie sich an das Leben allein gewöhnt haben (oder inzwischen wieder jemanden gefunden haben).
''Life's a happy song, when there's someone by your side to sing along.'' - The Muppets
Hanuta

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Hanuta »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:37 Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.
Naja, da geht es ja nicht hauptsächlich um den Umstand "alleine zu sein", sondern mehr darum, dass die Person eine sehr enge Person in ihrem Leben verloren hat und mit dieser Gewissheit ihr ganzes Leben nun leben muss.
Die Tatsache, dass das vorhandene Glück mit einem Mal in tausend Teile zerstört wird.
Maverick

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Maverick »

Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:45
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:37 Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.
Naja, da geht es ja nicht hauptsächlich um den Umstand "alleine zu sein", sondern mehr darum, dass die Person eine sehr enge Person in ihrem Leben verloren hat und mit dieser Gewissheit ihr ganzes Leben nun leben muss.
Die Tatsache, dass das vorhandene Glück mit einem Mal in tausend Teile zerstört wird.
Naja, immerhin ist eine verwitwete Person in dieser Hinsicht immer noch besser dran, als wir ABs. Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
Zuletzt geändert von Maverick am 22 Sep 2020 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Girassol
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1566
Registriert: 22 Aug 2015 16:52
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Girassol »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:37 Ich möchte in dem Zusammenhang aber eine Feststellung äußern:

Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.
Da gibt es aus meiner Sicht schon einen Unterschied. Der AB war schon immer alleine und wird (hoffentlich) gelernt haben, sein Leben bzw. seinen Alltag auch alleine organisiert zu bekommen. Im Fall von Witwe/Witwer steht man erstmal unter Schock, muss die Trauer verarbeiten, sich oftmals mit einer Sintflut an Papierkram auseinanderzusetzen. Das ist alles andere als schnöder Alltag.

Und gerade weil du schreibst "in jungen Jahren": In solchen Fällen sind dann zusätzlich oft noch (kleine) Kinder da. Versuche mal, die plötzlich alleine zu betreuen und nebenher auch noch zu arbeiten, wenn die zweite Betreuungsperson verstirbt.

Hier geht es doch um akute Hilfe in einem Notfall, wenn sich plötzlich alles ändert, was aus meiner Sicht was anderes ist als der (oft Dauer-) Zustand als AB.
Yesterday is history, tomorrow is a mystery, but today, today is a gift. That's why we call it present.
schmog

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von schmog »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:49
Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:45
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:37 Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.
Naja, da geht es ja nicht hauptsächlich um den Umstand "alleine zu sein", sondern mehr darum, dass die Person eine sehr enge Person in ihrem Leben verloren hat und mit dieser Gewissheit ihr ganzes Leben nun leben muss.
Die Tatsache, dass das vorhandene Glück mit einem Mal in tausend Teile zerstört wird.
Naja, immerhin ist eine verwitwete Person immer noch besser dran, als wir ABs.
Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
1+

Meine schwere Krankheit zeigt mir jetzt sehr schmerzlich, WIE einsam ich tatsächlich bin!

:sadman:
Zwerg
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1459
Registriert: 28 Aug 2016 14:12
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Hinter den sieben Bergen

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Zwerg »

Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:45 ...
Ich würde eher sagen, dass bei solchen Vergleichen die Außenwahrnehmung des Aspekts der Unfreiwilligkeit die entscheidende Rolle spielt. Unfreiwilligkeit ist da untrennbar mit der Frage verknüpft, was jemand bereit ist zu tolerieren bzw. in Kauf zu nehmen. Das ist nicht illegitim oder minderwertig aber eben nicht vergleichbar mit dem Tod des Lebenspartners.
Hanuta

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Hanuta »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:49
Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:45
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:37 Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.
Naja, da geht es ja nicht hauptsächlich um den Umstand "alleine zu sein", sondern mehr darum, dass die Person eine sehr enge Person in ihrem Leben verloren hat und mit dieser Gewissheit ihr ganzes Leben nun leben muss.
Die Tatsache, dass das vorhandene Glück mit einem Mal in tausend Teile zerstört wird.
Naja, immerhin ist eine verwitwete Person in dieser Hinsicht immer noch besser dran, als wir ABs. Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
Ne, sehe ich nicht so. Das ist für mich nicht vergleichbar.
Einen toten Geliebten kann man nie wieder zurückholen. Der Zustand des ABs ist aber nicht unveränderlich.
Benutzeravatar
Polarfuchs
Kommt fast täglich vorbei
Beiträge: 690
Registriert: 07 Jan 2018 19:43
Geschlecht: weiblich
AB-Status: am Thema interessiert
Wohnort: Hamburg

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Polarfuchs »

Eine junge Witwe kann man doch nicht mit einem AB vergleichen. Familienangehörige in jungen Jahren zu verlieren ist eine unfassbare Tragödie.
Das Leben als AB ist auch kein Zuckerschlecken, aber wenn man sich einen Freundes- und Bekanntenkreis aufbaut kam man sich mit dem Singleleben arrangieren.
Maverick

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Maverick »

Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:57
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:49
Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:45

Naja, da geht es ja nicht hauptsächlich um den Umstand "alleine zu sein", sondern mehr darum, dass die Person eine sehr enge Person in ihrem Leben verloren hat und mit dieser Gewissheit ihr ganzes Leben nun leben muss.
Die Tatsache, dass das vorhandene Glück mit einem Mal in tausend Teile zerstört wird.
Naja, immerhin ist eine verwitwete Person in dieser Hinsicht immer noch besser dran, als wir ABs. Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
Ne, sehe ich nicht so. Das ist für mich nicht vergleichbar.
Einen toten Geliebten kann man nie wieder zurückholen. Der Zustand des ABs ist aber nicht unveränderlich.
Der Zustand als Witwe oder Witwer ist ja auch nicht unveränderlich. Man kann sich ja, wenn man darüber hinweg ist, eine neue Partnerin oder einen neuen Partner finden und theoretisch wieder heiraten. Ausgangslage ist dann wieder wie bei einem Single.
Maverick

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Maverick »

Polarfuchs hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:59 Eine junge Witwe kann man doch nicht mit einem AB vergleichen. Familienangehörige in jungen Jahren zu verlieren ist eine unfassbare Tragödie.
Das Leben als AB ist auch kein Zuckerschlecken, aber wenn man sich einen Freundes- und Bekanntenkreis aufbaut kam man sich mit dem Singleleben arrangieren.
Ja, aber wenn eine junge Witwe einen Freundes- und Bekanntenkreis hat, ist die Lage doch identisch. Aus sozialer Sicht würde ich es so sehen: Eine Witwe mit guten Soziakkontakten ist immer noch besser dran als ein einsamer AB ohne Soziakkontakte.

Erstere wird aber bemitleidet, letzterer nicht.

Anders würde es für mich dann aber schon wieder aussehen, wenn die Witwe keine Soziakkontakte hat. Das ist dann für mich mit dem einsamen AB vergleichbar.

Ich möchte mit diesen Beiträgen keinesfalls das Leid von Witwen oder Witwern kleinreden. Ich möchte nur die unterschiedliche Betrachtungsweise in der Gesellschaft darlegen.
Zuletzt geändert von Maverick am 22 Sep 2020 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Obelix
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2469
Registriert: 23 Aug 2019 17:10
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: München

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Obelix »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 16:02
Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:57 Ne, sehe ich nicht so. Das ist für mich nicht vergleichbar.
Einen toten Geliebten kann man nie wieder zurückholen. Der Zustand des ABs ist aber nicht unveränderlich.
Der Zustand als Witwe oder Witwer ist ja auch nicht unveränderlich. Man kann sich ja, wenn man darüber hinweg ist, eine neue Partnerin oder einen neuen Partner finden und theoretisch wieder heiraten. Ausgangslage ist dann wieder wie bei einem Single.
Und deshalb bekommt ein Witwer oder eine Witwe, wenn der Tod des Partners eine Weile zurückliegt, auch nicht mehr Mitleid als ein AB. Dieses Mitleid, das Du beschrieben hast, wird fast nur unmittelbar nach dem Todesfall ausgesprochen. Und danach fallen Verwitwete in ein tiefes Loch, weil sie sich selbst erstmal neu finden müssen, während für die Mitmenschen das normale Leben weitergeht.
''Life's a happy song, when there's someone by your side to sing along.'' - The Muppets
Hanuta

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Hanuta »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 16:02
Hanuta hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:57
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:49

Naja, immerhin ist eine verwitwete Person in dieser Hinsicht immer noch besser dran, als wir ABs. Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
Ne, sehe ich nicht so. Das ist für mich nicht vergleichbar.
Einen toten Geliebten kann man nie wieder zurückholen. Der Zustand des ABs ist aber nicht unveränderlich.
Der Zustand als Witwe oder Witwer ist ja auch nicht unveränderlich. Man kann sich ja, wenn man darüber hinweg ist, eine neue Partnerin oder einen neuen Partner finden und theoretisch wieder heiraten. Ausgangslage ist dann wieder wie bei einem Single.
Ja, klar kann diese Person wieder heiraten, aber du ignorierst den Umstand, dass die Person einen wirklich wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren hat.
Stell' dir doch einfach vor du würdest deinen Vater oder deine Mutter verlieren. Wäre das für dich so einfach zu ignorieren?
Hanuta

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Hanuta »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 16:05
Polarfuchs hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:59 Eine junge Witwe kann man doch nicht mit einem AB vergleichen. Familienangehörige in jungen Jahren zu verlieren ist eine unfassbare Tragödie.
Das Leben als AB ist auch kein Zuckerschlecken, aber wenn man sich einen Freundes- und Bekanntenkreis aufbaut kam man sich mit dem Singleleben arrangieren.
Ja, aber wenn eine junge Witwe einen Freundes- und Bekanntenkreis hat, ist die Lage doch identisch. Aus sozialer Sicht würde ich es so sehen: Eine Witwe mit guten Soziakkontakten ist immer noch besser dran als ein einsamer AB ohne Soziakkontakte.

Erstere wird aber bemitleidet, letzterer nicht.

Anders würde es für mich dann aber schon wieder aussehen, wenn die Witwe keine Soziakkontakte hat. Das ist dann für mich mit dem einsamen AB vergleichbar.

Ich möchte mit diesen Beiträgen keinesfalls das Leid von Witwen oder Witwern kleinreden. Ich möchte nur die unterschiedliche Betrachtungsweise in der Gesellschaft darlegen.
Ja, weil Erstere einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat mit der die Person ihr ganzes Leben konfrontiert ist. Letzterer kann seine Situation eben ändern. Sein schlechtes Gefühl bezieht sich alleine auf seine derzeitige Situation. Hat er aber eine Freundin, ändert sich das schlagartig.
Während Ersterer natürlich wieder eine neue Beziehung eingehen kann, aber der Tod der früheren Geliebten aber immer im Hinterkopf bleibt.

Insofern vergleichst du jemanden der schon länger arbeitslos ist mit jemandem der z.B. Fußballer war, aber durch einen Autounfall beide Beine verloren hat und jetzt im Rollstuhl sitzt und seine Karriere sowieso völlig vergessen kann.
Maverick

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Maverick »

Girassol hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:50
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:37 Ich möchte in dem Zusammenhang aber eine Feststellung äußern:

Verstirbt ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau in jungen Jahren, wird konduliert: "Du Arme bist ja jetzt ganz alleine" oder "Wenn du alleine mit XY nicht klarkommst, helfen wir dir dabei. Das ist ja sehr schwer, wenn man verwitwet und alleine ist."

Komisch finde ich in diesem Zusammenhang, dass ABs in der Regel keine solchen Aussagen erhalten, obwohl sie ja auch immer alleine sind, partnerschaftlich gesehen.

Ich verstehe nicht, warum die Gesellschaft bei verwitweten Personen so ein Tamtam macht, bei ABs und Langzeitsingles, die auch alleine durchs Leben gehen müssen, wird das nicht wahrgenommen. Das ist in meinen Augen hochgradig heuchlerisch.
Da gibt es aus meiner Sicht schon einen Unterschied. Der AB war schon immer alleine und wird (hoffentlich) gelernt haben, sein Leben bzw. seinen Alltag auch alleine organisiert zu bekommen. Im Fall von Witwe/Witwer steht man erstmal unter Schock, muss die Trauer verarbeiten, sich oftmals mit einer Sintflut an Papierkram auseinanderzusetzen. Das ist alles andere als schnöder Alltag.

Und gerade weil du schreibst "in jungen Jahren": In solchen Fällen sind dann zusätzlich oft noch (kleine) Kinder da. Versuche mal, die plötzlich alleine zu betreuen und nebenher auch noch zu arbeiten, wenn die zweite Betreuungsperson verstirbt.

Hier geht es doch um akute Hilfe in einem Notfall, wenn sich plötzlich alles ändert, was aus meiner Sicht was anderes ist als der (oft Dauer-) Zustand als AB.
Wenn kleine Kinder dabei sind, ist das für mich etwas völlig anderes, auch wegen der finanziellen Sorgen usw.

Ich hätte dazuschreiben sollen, dass ich mich auf ein junges Ehepaar ohne Kinder beziehe.
Benutzeravatar
Menelaos
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3383
Registriert: 13 Nov 2019 11:23
Geschlecht: männlich
AB-Status: Softcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Menelaos »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:49 Naja, immerhin ist eine verwitwete Person in dieser Hinsicht immer noch besser dran, als wir ABs. Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
Das empfindest du als Glück? Sicher, wenn man ein langes, gemeinsames Leben gelebt hat, dann ist der Tod eines der beiden Partner nun mal das unabwendbare Ende der Beziehung, aber den geliebten Menschen schon in jungen Jahren zu verlieren halte ich für weit schlimmer als immer allein gewesen zu sein.
"Humility is not thinking less of yourself, but thinking of yourself less."
Maverick

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Maverick »

Menelaos hat geschrieben: 22 Sep 2020 16:27
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:49 Naja, immerhin ist eine verwitwete Person in dieser Hinsicht immer noch besser dran, als wir ABs. Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
Das empfindest du als Glück? Sicher, wenn man ein langes, gemeinsames Leben gelebt hat, dann ist der Tod eines der beiden Partner nun mal das unabwendbare Ende der Beziehung, aber den geliebten Menschen schon in jungen Jahren zu verlieren halte ich für weit schlimmer als immer allein gewesen zu sein.
Bitte meinen Beitrag nochmal lesen. Ich empfinde nicht den Tod des Partners als Glück, sondern das Erlebthaben von romantischer Liebe.
Benutzeravatar
Menelaos
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3383
Registriert: 13 Nov 2019 11:23
Geschlecht: männlich
AB-Status: Softcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von Menelaos »

Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 16:35
Menelaos hat geschrieben: 22 Sep 2020 16:27
Maverick hat geschrieben: 22 Sep 2020 15:49 Naja, immerhin ist eine verwitwete Person in dieser Hinsicht immer noch besser dran, als wir ABs. Immerhin hatten sie das Glück, romantische Liebe erhalten zu haben, auch wenn es mit dem Tod des Partners vorbei ist.

Wir ABs hatten dieses Glück nie.
Das empfindest du als Glück? Sicher, wenn man ein langes, gemeinsames Leben gelebt hat, dann ist der Tod eines der beiden Partner nun mal das unabwendbare Ende der Beziehung, aber den geliebten Menschen schon in jungen Jahren zu verlieren halte ich für weit schlimmer als immer allein gewesen zu sein.
Bitte meinen Beitrag nochmal lesen. Ich empfinde nicht den Tod des Partners als Glück, sondern das Erlebthaben von romantischer Liebe.
Schon klar, aber der Vergleich liegt doch in der Gesamtsituation, nicht in einem einzelnen Aspekt.
"Humility is not thinking less of yourself, but thinking of yourself less."
deraushessen

Re: Wieso kann ich als AB nicht meine Lage offen kommunizieren?

Beitrag von deraushessen »

Michael1985 hat geschrieben: 07 Sep 2020 19:33 Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass einem geouteten AB keinerlei Mitgefühl entgegengebracht wird. Stattdessen kommen so Sprüche wie "Es hilft nichts, wenn du in Selbstmitleid versinkst" oder "Frauen mögen keine verzweifelten Männer".
Die Leute, mit denen man näher Kontakt hat, geben einem dann weit von oben herab seehr "hilfreiche" Tipps, wie man die Lage ändern kann. Diese Tipps sind keineswegs empathisch weil sie selbst in der Regel entweder in einer Beziehung sind oder erst vor Kurzem eine Beziehung hatten, im Gegensatz zu mir, der noch nie eine Beziehung hatte:"Du darfst dich nicht von Frauen abhängig machen, erst wenn du mit deinem Leben zufrieden bist, bist du bereit für eine Freundin." oder "Du darfst es nicht erzwingen wollen, wenn du nicht daran denkst, kommt es von alleine." oder "Irgendwann klappt es schon, du musst nur Geduld haben, denn jeder Topf hat einen Deckel!" All diese Beschwichtigungen helfen kein Stück weiter und daher behalte ich das für mich, was mir aber keinesfalls gut tut... Denn dieses Outing führt nur dazu, dass man wie ein Kleinkind behandelt und gesehen wird.
Daher würde ich mich erst garnicht outen, da du dann automatisch als komischer Kauz angesehen wirst....Ok, irgendwann fällt es halt auf. Wenn du z.B.im Kollegenkreis nie von irgendwelchen Aktivitäten mit Freundin/Frau berichtest, können und werden sich die Kollegen mit der Zeit ihren Teil denken.

Wie? Noch nie eine Beziehung oder Freundin? Mit dem stimmt doch etwas nicht ! Jemand , der heute längere Zeit Single ist, wird ausgegrenzt ! Das passiert nunmal... ich hatte ja mal vor langer Zeit eine Beziehung. Interessanterweise stellte ich fest, dass ich zu dieser Zeit für andere Frauen interessant wurde. Du wirst zu Partys eingeladen, die dir als Single (und erst Recht als Dauersingle) verwehrt bleiben. Pärchenabende, gemeinsames kochen etc. Da will man eben nicht unbedingt den ewigen Single dabeihaben.

Und der Dauersingle will umgekehrt nicht unbedingt das fünfte Rad am Wagen sein und meidet so etwas dann oft von sich aus.

Es ist ein Teufelskreis, aus dem du irgendwann nur noch schwer rauskommst, je länger du Single bist. Mit dem Status "vergeben" werden dir mehr (Sozial-)Kompetenzen zugetraut.