AB und Depressionen

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.

Wie schätzt du deinen Gesundheit bezüglich Depressionen ein?

Depressionen kenne ich nicht
30
16%
Manchmal habe ich depressive Episoden
71
38%
Ich bin chronisch depressiv seit 0,5 bis 5 Jahren
12
6%
Ich bin chronisch depressiv seit über 5 Jahren
15
8%
Ich bin chronisch depressiv seit über 10 Jahren
26
14%
Ich bin chronisch depressiv seit über 20 Jahren
21
11%
Ich bin chronisch depressiv seit über 30 Jahren
9
5%
Ich war chronisch depressiv für viele Jahre. Habe nun aber keine Depressionen mehr.
5
3%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 189

schmog

Re: AB und Depressionen

Beitrag von schmog »

Himbeere hat geschrieben: 24 Jul 2020 14:56
schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 13:48
Homeofficer hat geschrieben: 24 Jul 2020 13:38
Passt. Dem ist auch wenig hinzuzufügen.
Die moderne Konsum-, Leistungs- und Statusgesellschaft ist leider grundsätzlich krank und wer aus der Reihe tanzt wird halt ruhig gestellt. Manchmal frage ich mich, ob nicht eigentlich die ganzen Depressiven die einzig "Normalen" sind, die das überhaupt noch irgendwie mitbekommen.
1+

In einer Live TV Sendung zum Thema Psychiatrie sagte eine Verkäuferin eines Lebensmittel Grossverteilers, sie empfinde die Patienten der nahen Psychiatrie als Kunden oft normaler als die "sogenannten Normalos" die glauben sie seien es!
Da empfehle ich das 2010 erschienene Buch "Irre! Wir behandeln die Falschen" von Manfred Lütz, das, wie ich gerade entdeckt habe, Ende August in einer Neufassung vorliegt.
Mir hat Paroxetin übrigens schon gute Dienste geleistet, und Nebenwirkungen habe ich nicht bemerkt. Ich würde sowas nicht verfluchen, ohne es eine Weile getestet zu haben.
Der CH Psychiater (Kritiker) Marc Rufer schrieb zwei Bücher zum Thema Psychiatrie.

Es gibt Menschen, die mit ihrem Verhalten anstossen und stören, Menschen, die leiden, halluzinieren und verwirrt sind. Einige brauchen – für kurze Zeit – Hilfe.
Doch diese Menschen sind nicht ›krank‹; sie sind vielmehr Opfer von Lebensumständen, die den ›Gesunden‹ in der entsprechenden Härte erspart blieben. Je unangepasster und ungewohnter sich ein Mensch verhält, je fremder und bedrohlicher er wirkt, desto beruhigender ist es für viele, ihn als biologisch ›krank‹ zu bezeichnen.
https://www.kulturkritik.net/autoren/rufmar.html
Acealus

Re: AB und Depressionen

Beitrag von Acealus »

schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:16 Doch diese Menschen sind nicht ›krank‹; sie sind vielmehr Opfer von Lebensumständen, die den ›Gesunden‹ in der entsprechenden Härte erspart blieben. Je unangepasster und ungewohnter sich ein Mensch verhält, je fremder und bedrohlicher er wirkt, desto beruhigender ist es für viele, ihn als biologisch ›krank‹ zu bezeichnen.
https://www.kulturkritik.net/autoren/rufmar.html
Das klingt wieder sehr nach "alle Menschen sind im Grunde Opfer"-Rhetorik. Wäre schön, wenn dem so wäre und jeder im Herzen gut und bloß Opfer seiner Umstände wäre. Ist aber leider nicht so - gibt genug Beispiele von Menschen, die trotz "normaler" Umstände (sprich kein Missbrauch etc.) einfach später grausame und bösartige Taten verüben. Gerade im Bereich einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, die sich bereits im frühkindlichen Alter manifestiert.

Es gibt einfach Menschen, die grundbösartig sein können - das lässt sich nicht einfach in Opfer-Rhetorik ummünzen.
schmog

Re: AB und Depressionen

Beitrag von schmog »

Acealus hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:43
schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:16 Doch diese Menschen sind nicht ›krank‹; sie sind vielmehr Opfer von Lebensumständen, die den ›Gesunden‹ in der entsprechenden Härte erspart blieben. Je unangepasster und ungewohnter sich ein Mensch verhält, je fremder und bedrohlicher er wirkt, desto beruhigender ist es für viele, ihn als biologisch ›krank‹ zu bezeichnen.
https://www.kulturkritik.net/autoren/rufmar.html
Das klingt wieder sehr nach "alle Menschen sind im Grunde Opfer"-Rhetorik. Wäre schön, wenn dem so wäre und jeder im Herzen gut und bloß Opfer seiner Umstände wäre. Ist aber leider nicht so - gibt genug Beispiele von Menschen, die trotz "normaler" Umstände (sprich kein Missbrauch etc.) einfach später grausame und bösartige Taten verüben. Gerade im Bereich einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, die sich bereits im frühkindlichen Alter manifestiert.

Es gibt einfach Menschen, die grundbösartig sein können - das lässt sich nicht einfach in Opfer-Rhetorik ummünzen.
Mit meiner komplexen PTBS brachte mir die Zwangspsychiatrie vor 30 Jahren Null und Nichts!
Ein Jahr Geschlossene für die Katz!

:fluchen: :evil:
Acealus

Re: AB und Depressionen

Beitrag von Acealus »

schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:51 Mit meiner komplexen PTBS brachte mir die Zwangspsychiatrie vor 30 Jahren Null und Nichts!
Ein Jahr Geschlossene für die Katz!

:fluchen: :evil:
Das kann sein - ich kenn deine spezielle Geschichte nicht. Das kann durchaus ein Beispiel sein, in dem die Psychiatrie und die zuständigen Ärzte nicht die richtige Entscheidung getroffen haben und anders hätten reagieren müssen. Das will ich gar nicht bestreiten.

Aber dieses eine Beispiel bedeutet nicht zwingend, dass die gesamte Grundlage der Psychiatrie falsch ist - das bedeutet, dass das System nicht perfekt ist und auch falsche Entscheidungen getroffen werden. Ein Grund mehr zu forschen - die Hintergründe besser zu verstehen um zu verhindern, dass ein Fall wie deiner sich wiederholt.
schmog

Re: AB und Depressionen

Beitrag von schmog »

Acealus hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:59
schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:51 Mit meiner komplexen PTBS brachte mir die Zwangspsychiatrie vor 30 Jahren Null und Nichts!
Ein Jahr Geschlossene für die Katz!

:fluchen: :evil:
Das kann sein - ich kenn deine spezielle Geschichte nicht. Das kann durchaus ein Beispiel sein, in dem die Psychiatrie und die zuständigen Ärzte nicht die richtige Entscheidung getroffen haben und anders hätten reagieren müssen. Das will ich gar nicht bestreiten.

Aber dieses eine Beispiel bedeutet nicht zwingend, dass die gesamte Grundlage der Psychiatrie falsch ist - das bedeutet, dass das System nicht perfekt ist und auch falsche Entscheidungen getroffen werden. Ein Grund mehr zu forschen - die Hintergründe besser zu verstehen um zu verhindern, dass ein Fall wie deiner sich wiederholt.
Zwei unabhängige Psychologen (die ich persönlich kenne) raten in meinem Fall von einer erneuten Zwangs Psychiatrie ab!
Sie bringt mir nichts. Sie hat einen schlechten Ruf.

Wie in vielen mir bekannten Fällen leider auch. Ich kenne X Leute die sich dort umbrachten.
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Veptun »

Homeofficer hat geschrieben: 24 Jul 2020 13:38
Veptun hat geschrieben: 24 Jul 2020 12:00 Und wenig später dann:

"Ein Grund dafür ist, dass es größere Herausforderungen an die Politik stellt, wenn man der Ansicht folgt, dass sich so viele Leute wegen unserer Gesellschaft, so wie sie heute funktioniert, elend fühlen." Das (kranke) System wird dann als neoliberaler Kapitalismus bezeichnet.

Und zum Ende des Kapitels wird dann Jiddu Krishnamurti zitiert mit seinen berühmten Worten:
"Es ist kein Maßstab von Gesundheit, wenn man an eine kranke Gesellschaft gut angepasst ist."
Passt. Dem ist auch wenig hinzuzufügen. Die moderne Konsum-, Leistungs- und Statusgesellschaft ist leider grundsätzlich krank und wer aus der Reihe tanzt wird halt ruhig gestellt. Manchmal frage ich mich, ob nicht eigentlich die ganzen Depressiven die einzig "Normalen" sind, die das überhaupt noch irgendwie mitbekommen.
Aber man darf nicht vergessen, dass die meisten Menschen dieses System bzw. Gesellschaft stützen. Dies zeigen ja letztlich die (Bundestags-) Wahlen.

Oder haben viele nur Angst vor Veränderung bzw. ist das Leiden an den Umständen allgemein noch zu gering?
Acealus

Re: AB und Depressionen

Beitrag von Acealus »

Veptun hat geschrieben: 24 Jul 2020 18:57 Aber man darf nicht vergessen, dass die meisten Menschen dieses System bzw. Gesellschaft stützen. Dies zeigen ja letztlich die (Bundestags-) Wahlen.
Oder haben viele nur Angst vor Veränderung bzw. ist das Leiden an den Umständen allgemein noch zu gering?
Hat er in seinem Buch eigentlich irgendwelche konkreten Probleme benannt oder fällt das alles in den Bereich "Die Gesellschaft ist so schlecht" und noch ein bisschen Kapitalismuskritik, weil das gerade ohnehin der Renner ist?

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so recht, was an unserer Gesellschaft so schlecht sein soll - klar haben wir einen ordentlichen Leistungsdruck, aber das war im Mittelalter auch nicht großartig anders - der Adel war da auch deutlich höher gewertet als der gemeine Bauer. In gewisser Weise war es sogar schlimmer - als Bauer geboren, bleibst du auf ewig ein Bauer, pflügst weiter die Äcker um wie deine Vorfahren und wirst im erstbesten Krieg von deinem Lehnsherr verheizt.

Einer der, meiner Meinung nach, gegenüber damals wenigen Faktoren, der zu mehr Unzufriedenheit beitragen könnte, ist unsere bessere Vernetzung und damit verbunden die Möglichkeit sich mit jedermann weltweit zu vergleichen. Und da es immer einen größeren Fisch gibt, verliert man diesen Vergleich ausnahmslos immer - kann ich verstehen, aber das ist kein Problem der Gesellschaft. Niemand in der Politik hat uns dazu gezwungen, das nächste Facebookprofil anzuklicken oder in der Schulabschlussklasse zu schauen, wer jetzt welchen Job hat. Das ist einfach die menschliche Natur, die sich jetzt, ihren neugewonnenen Möglichkeiten entsprechend, ausweitet.

Und auch die Nachricht dahinter ist für Depressive unglaublich pessimistisch - "Die Gesellschaft ist krank und deine derzeitige Verfassung ist nur ein Symptom dessen." Na herzlichen Glückwunsch - du hast keinerlei Möglichkeit deine Lage jemals zu verbessern, weil nicht du sondern die Welt das Problem ist. Wenn man nicht gleich die ganze Welt verteufelt, lässt man dem Depressiven wenigstens noch eine Perspektive...
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Giebenrath »

Früher gab es keine Depressionen, da gingen die Leute einfach über den Jordan.
Man kann Psychiatrie und Co vieles vorwerfen, aber die seit vielen Jahren sinkende Selbstmordrate spricht für eine positive Entwicklung.
Give a man a mask and he will show his true face. - Oscar Wilde
Acealus

Re: AB und Depressionen

Beitrag von Acealus »

Giebenrath hat geschrieben: 24 Jul 2020 19:30 Früher gab es keine Depressionen, da gingen die Leute einfach über den Jordan.
Man kann Psychiatrie und Co vieles vorwerfen, aber die seit vielen Jahren sinkende Selbstmordrate spricht für eine positive Entwicklung.
Find ich einen guten Punkt - sieht man z.B. an der Entwicklung des Begriffes der post-traumatischen Belastungsstörung. Das hieß damals nur "shell shock" (ausgelöst durch längeren Artilleriebeschuss), dann "battle fatigue" und erst danach die Bezeichnung "post-traumatic stress disorder (PTSD)" als herausgefunden wurde, dass sich das nicht nur auf Erlebnisse im Krieg begrenzt, sondern z.B. auch in missbräuchlichen Beziehungen entstehen kann.

Zeigt halt, dass mit der Zeit mehr und mehr Bewusstsein für die Probleme der Menschen entstanden ist, wie Giebenrath sagt.
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Melli »

Jiddu Krishnamurti hat geschrieben:Es ist kein Maßstab von Gesundheit, wenn man an eine kranke Gesellschaft gut angepasst ist.
Kann man so sagen. Man könnte aber auch noch mehr dazu sagen.

Wozu überhaupt "Anpassung"? Was ist gesund, was krank?
Veptun hat geschrieben: 24 Jul 2020 18:57Oder haben viele nur Angst vor Veränderung
Oder kommen erst gar nicht auf die Idee, daß es etwas wie Veränderung geben könnte.
Veptun hat geschrieben: 24 Jul 2020 18:57bzw. ist das Leiden an den Umständen allgemein noch zu gering?
An "Leidensdruck" glaube ich nicht. Die meisten Menschen lassen sich viel zumuten ohne auch nur auf die Idee zu kommen, mal aufzumucken.
Acealus hat geschrieben: 24 Jul 2020 19:21Und auch die Nachricht dahinter ist für Depressive unglaublich pessimistisch - "Die Gesellschaft ist krank und deine derzeitige Verfassung ist nur ein Symptom dessen." Na herzlichen Glückwunsch - du hast keinerlei Möglichkeit deine Lage jemals zu verbessern, weil nicht du sondern die Welt das Problem ist.
Manche Psychologen machen das gerne, die Probleme ihrer Klienten zu individualisieren. Damit bürden sie ihnen viel auf. Aber auch sich selbst, weil auch mit ihrer Unterstützung sich oft nicht viel erreichen läßt. Noch schlimmer, wenn Therapieziele eher Phantasien sind. Wie soll das enden, wenn nicht in Enttäuschung?

Es gibt leider systemische Probleme. Das läßt sich nicht verleugnen.

Da man aber meistens nicht nur ein Problem hat, könnte man Klienten wie Therapeuten das Gelassenheitsgebet empfehlen.
Acealus hat geschrieben: 24 Jul 2020 19:21Wenn man nicht gleich die ganze Welt verteufelt, lässt man dem Depressiven wenigstens noch eine Perspektive...
Fragt sich, ob das eine realistische Perspektive ist. Dann wären sie wiederum von irgendetwas in der Außenwelt abhängig.
Zuletzt geändert von Melli am 24 Jul 2020 20:15, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Strange Lady »

Acealus hat geschrieben: 24 Jul 2020 19:21
Veptun hat geschrieben: 24 Jul 2020 18:57 Aber man darf nicht vergessen, dass die meisten Menschen dieses System bzw. Gesellschaft stützen. Dies zeigen ja letztlich die (Bundestags-) Wahlen.
Oder haben viele nur Angst vor Veränderung bzw. ist das Leiden an den Umständen allgemein noch zu gering?
Hat er in seinem Buch eigentlich irgendwelche konkreten Probleme benannt oder fällt das alles in den Bereich "Die Gesellschaft ist so schlecht" und noch ein bisschen Kapitalismuskritik, weil das gerade ohnehin der Renner ist?

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so recht, was an unserer Gesellschaft so schlecht sein soll - klar haben wir einen ordentlichen Leistungsdruck, aber das war im Mittelalter auch nicht großartig anders - der Adel war da auch deutlich höher gewertet als der gemeine Bauer. In gewisser Weise war es sogar schlimmer - als Bauer geboren, bleibst du auf ewig ein Bauer, pflügst weiter die Äcker um wie deine Vorfahren und wirst im erstbesten Krieg von deinem Lehnsherr verheizt.

Einer der, meiner Meinung nach, gegenüber damals wenigen Faktoren, der zu mehr Unzufriedenheit beitragen könnte, ist unsere bessere Vernetzung und damit verbunden die Möglichkeit sich mit jedermann weltweit zu vergleichen. Und da es immer einen größeren Fisch gibt, verliert man diesen Vergleich ausnahmslos immer - kann ich verstehen, aber das ist kein Problem der Gesellschaft. Niemand in der Politik hat uns dazu gezwungen, das nächste Facebookprofil anzuklicken oder in der Schulabschlussklasse zu schauen, wer jetzt welchen Job hat. Das ist einfach die menschliche Natur, die sich jetzt, ihren neugewonnenen Möglichkeiten entsprechend, ausweitet.

Und auch die Nachricht dahinter ist für Depressive unglaublich pessimistisch - "Die Gesellschaft ist krank und deine derzeitige Verfassung ist nur ein Symptom dessen." Na herzlichen Glückwunsch - du hast keinerlei Möglichkeit deine Lage jemals zu verbessern, weil nicht du sondern die Welt das Problem ist. Wenn man nicht gleich die ganze Welt verteufelt, lässt man dem Depressiven wenigstens noch eine Perspektive...
Es dieser Mythos vom autonomen, eigenverantwortlichen Subjekt, der uns überfordert.
Des eigenen Glückes Schmied und so ... im Mittelalter entschied die göttliche Ordnung darüber, was man im Leben erreichte und ob man glücklich wurde. Das hat entlastet.
Heute wird jeder für sein Elend selbst verantwortlich gemacht.

Alain Ehrenberg hat das in "Das erschöpfte Selbst" sehr gut analysiert.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Strange Lady »

schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:51
Acealus hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:43
schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:16 Doch diese Menschen sind nicht ›krank‹; sie sind vielmehr Opfer von Lebensumständen, die den ›Gesunden‹ in der entsprechenden Härte erspart blieben. Je unangepasster und ungewohnter sich ein Mensch verhält, je fremder und bedrohlicher er wirkt, desto beruhigender ist es für viele, ihn als biologisch ›krank‹ zu bezeichnen.
https://www.kulturkritik.net/autoren/rufmar.html
Das klingt wieder sehr nach "alle Menschen sind im Grunde Opfer"-Rhetorik. Wäre schön, wenn dem so wäre und jeder im Herzen gut und bloß Opfer seiner Umstände wäre. Ist aber leider nicht so - gibt genug Beispiele von Menschen, die trotz "normaler" Umstände (sprich kein Missbrauch etc.) einfach später grausame und bösartige Taten verüben. Gerade im Bereich einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, die sich bereits im frühkindlichen Alter manifestiert.

Es gibt einfach Menschen, die grundbösartig sein können - das lässt sich nicht einfach in Opfer-Rhetorik ummünzen.
Mit meiner komplexen PTBS brachte mir die Zwangspsychiatrie vor 30 Jahren Null und Nichts!
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:fluchen: :evil:
Komplexe PTBS wird erst seit 10 - 15 Jahren als eigenständiges Krankheitsbild in D wahrgenommen. Passende Behandlungsmethoden gibt es auch nich nicht lange.
Vorher gab es nur 'einfache PTBS.

Mein Analytiker negiert es bis heute. Entwickungstraumata gibt es für ihn nicht.
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Ich dachte es ging um Depressionen hier im Thread? Wo kommt das ganze PTBS-Thema plötzlich her? :gruebel:
"And sometimes I get nervous
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Veptun »

Der dritte und letzte Teil des Buches trägt die Überschrift: Wiederverbundensein - eine andere Art von Antidepressiva

Darin werden 7 Auswege oder gar Heilungspfade vorgeschlagen:

1) Gemeinschaft mit anderen Menschen (dieses Forum?)
2) Social Prescribing
3) sinnvolle Arbeit
4) sinnvolle Werte
5) mitfühlende Freude und die Überwindung der Selbstsucht
6) das Kindheitstrauma annehmen und überwinden
7) Wiederherstellung der Zukunft
schmog

Re: AB und Depressionen

Beitrag von schmog »

Strange Lady hat geschrieben: 24 Jul 2020 20:18
schmog hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:51
Acealus hat geschrieben: 24 Jul 2020 15:43

Das klingt wieder sehr nach "alle Menschen sind im Grunde Opfer"-Rhetorik. Wäre schön, wenn dem so wäre und jeder im Herzen gut und bloß Opfer seiner Umstände wäre. Ist aber leider nicht so - gibt genug Beispiele von Menschen, die trotz "normaler" Umstände (sprich kein Missbrauch etc.) einfach später grausame und bösartige Taten verüben. Gerade im Bereich einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, die sich bereits im frühkindlichen Alter manifestiert.

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:fluchen: :evil:
Komplexe PTBS wird erst seit 10 - 15 Jahren als eigenständiges Krankheitsbild in D wahrgenommen. Passende Behandlungsmethoden gibt es auch nich nicht lange.
Vorher gab es nur 'einfache PTBS.

Mein Analytiker negiert es bis heute. Entwickungstraumata gibt es für ihn nicht.
Das ist hier auch so!

Lange wusste man nicht was mir tatsächlich fehlt.
Melli

Re: AB und Depressionen

Beitrag von Melli »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 24 Jul 2020 21:51Ich dachte es ging um Depressionen hier im Thread? Wo kommt das ganze PTBS-Thema plötzlich her? :gruebel:
Wegen der ganzen Fehldiagnosen :fessel:
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Giebenrath »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 24 Jul 2020 21:51Ich dachte es ging um Depressionen hier im Thread? Wo kommt das ganze PTBS-Thema plötzlich her? :gruebel:
Das hat schon sehr miteinander zu tun. Depression gilte als häufige Folgeerkrankung bei Posttraumatischer Belastungsstörung.
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von schmog »

Giebenrath hat geschrieben: 25 Jul 2020 08:43
Captain Unsichtbar hat geschrieben: 24 Jul 2020 21:51Ich dachte es ging um Depressionen hier im Thread? Wo kommt das ganze PTBS-Thema plötzlich her? :gruebel:
Das hat schon sehr miteinander zu tun. Depression gilte als häufige Folgeerkrankung bei Posttraumatischer Belastungsstörung.
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Ich leide innerhalb meiner PTBS an Leere ... und Depressionen!
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Veptun »

Veptun hat geschrieben: 25 Jul 2020 06:57 Der dritte und letzte Teil des Buches trägt die Überschrift: Wiederverbundensein - eine andere Art von Antidepressiva

Darin werden 7 Auswege oder gar Heilungspfade vorgeschlagen:

1) Gemeinschaft mit anderen Menschen (dieses Forum?)
2) Social Prescribing
3) sinnvolle Arbeit
4) sinnvolle Werte
5) mitfühlende Freude und die Überwindung der Selbstsucht
6) das Kindheitstrauma annehmen und überwinden
7) Wiederherstellung der Zukunft
Hmm. Beim 5. Ausweg wird unter Überwindung der Selbstsucht die (teilweise?) Auflösung des Egos verstanden.
Dies wird anscheinend erreicht durch Tiefen-Meditation oder durch Einnahme eines Psychedelika namens Psilocybin.

Dazu habe ich diesen Artikel gefunden: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... ner-Studie
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Re: AB und Depressionen

Beitrag von Veptun »

Nun lese ich ein Buch über den Vagus-Nerv. Der soll bei Depressionen auch eine große Rolle spielen.
Am besten fand ich bisher den Hinweis, dass lautes Singen den Nerv positiv stimuliert :good: :tanzen2: :singen: