Kaputte Familie erklären

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Lieblose

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Lieblose »

Einsamer Igel hat geschrieben: 26 Jun 2020 07:13
Lieblose hat geschrieben: 26 Jun 2020 06:51 Wie soll man, wenn man in einer kaputten Familie gelebt hat und sowas erfahren hat, einen "normalen" Weg gehen können und selbst eine Familie gründen können? Wie soll das gelingen, wenn man nicht einmal seinem Vater vertrauen kann oder seiner Mutter, die einen beschützt? Das sind die Ursachen, warum man so geworden ist. :sadwoman: (nicht die Körpergröße oder sonst was)

Das tut mir leid :umarmung2:
Mitgefühl und Verständnis ist ja das eine. Irgendwie auch die bessere Reaktion. Gibt auch Leute, die da einfach drüber hinweg gehen und einen anschließend meiden. Aber so eine Bewertung "Wie soll derjenige bei einer so "unnormalen" Kindheit je selbst eine "normale" Familie gründen können, ist auch eine Diskriminierung! Das entwertet einen ja. Da wird einfach angenommen: Der kann das gar nicht. Also bedauernswert: ja, aber Partnerpotenzial: nein. ABER es gibt genug Leute, die eine besch***ene Kindheit hatten und trotzdem tolle Mütter, Väter, Lebensgefährten sind. :!:
Das stimmt sicher. Meine Aussage bezieht sich hier auf Schmog, Nonkonformist und den Threadsteller! Aber dann lies bitte mal hier im Forum, was viele für eine verkorkste Kindheit hatten (nicht alle). Ich möchte niemanden Diskriminieren, aber ich schreibe aus Erfahrung. Bei mir war auch nicht alles Gold was glänzt und ich weiß schon, warum ich niemanden an mich ranlasse und in der Kindheit sehe ich nun mal die Ursache auch bei vielen, die hier schreiben. Es gibt tolle Mütter und Väter, die eine beschissene Kindheit hatten, ganz klar!!! Und so wie du reagierst, hattest du es auch nicht einfach (ist so mein Gefühl).

Und wenn ich solche Geschichten hier lese, dann weiß ich erst, wie gut es mir eigentlich als Kind ging.
Nonkonformist

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Nonkonformist »

Lieblose hat geschrieben: 26 Jun 2020 06:51 Wie soll man, wenn man in einer kaputten Familie gelebt hat und sowas erfahren hat, einen "normalen" Weg gehen können und selbst eine Familie gründen können? Wie soll das gelingen, wenn man nicht einmal seinem Vater vertrauen kann oder seiner Mutter, die einen beschützt? Das sind die Ursachen, warum man so geworden ist. :sadwoman: (nicht die Körpergröße oder sonst was)

Das tut mir leid :umarmung2:
An den moment das mein Vater gedroht hat mich zu ermorden hat meine Mutter sich zwisschen uns gestellt.
Möglicherweise hätte ich sonnst tatsächlich nicht mehr gelebt.
(Mein Vater war mal ein straßenkämpfer, und hat auch mal ein kriegsverbrecher getötet. Er wäre dazu fähig gewesen.)

Meine mutter war eine ganz liebe.
Aber jeder hatte einen riesenangst für meinen vater.
Er hat damals schichtdienst gearbeitet.
Das teil meiner jugend, wann mein Vater gearbeitet hat, war schön.....
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Nonkonformist »

Einsamer Igel hat geschrieben: 26 Jun 2020 07:13 ABER es gibt genug Leute, die eine besch***ene Kindheit hatten und trotzdem tolle Mütter, Väter, Lebensgefährten sind. :!:
Bei mir hat sich so ziemlich verinnerlicht: Bauchmenschen schlecht.
Wann ich noch jung war war ich genau so kolerisch wie meinen Vater.
Ich habe gelernt es zu kontrollieren.
Ich habe meinen reptilienhirrn quasi auf null gestellt.

Ich habe meine Mutter gebeten mich zu erschießen wann ich jemals so wie mein Vater wird.
Und mich alle mühe gegeben mich ihm charakterlich so fern zu bleiben wie es nur geht.

Seitdem heißt es das ich 'zu nett' bin.
(Enige meiner OdBs haben das als hauptgrund gegeben warum das mit mir nichts wird.)
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von LesHommes »

Nonkonformist hat geschrieben: 26 Jun 2020 07:49
Seitdem heißt es das ich 'zu nett' bin.
(Enige meiner OdBs haben das als hauptgrund gegeben warum das mit mir nichts wird.)
Das ist ja echt gemein .... wenn die besten Absichten sich ins Gegenteil verkehren :( Aber das sollte dich nicht hindern, deine "Gegen"-Entwicklung als Erfolg zu werten. Menschen, die immer "zu nett" sind, wirken auf mich auch manchmal schwer fassbar. Aber es gibt sie, glaube ich, wirklich ;) Man muss ja nicht immer nur davon ausgehen, dass alle so impulsiv sind wie man selbst! Als Mensch, der sich um des Friedens Willen sehr gut an andere anpassen kann, ist es aber dennoch wichtig, eigene Grenzen und Bedürfnisse zu kennen. Sonst werden die immer überrannt und irgendwann krachts. Und ich denke es ist gut, vorher zu merken: jetzt ist der andere sauer auf mich, jetzt bin ich zu weit gegangen. Damit man als gegenüber auch ein Gefühl dafür bekommt.
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Nonkonformist »

LesHommes hat geschrieben: 26 Jun 2020 08:20
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Jun 2020 07:49
Seitdem heißt es das ich 'zu nett' bin.
(Enige meiner OdBs haben das als hauptgrund gegeben warum das mit mir nichts wird.)
Das ist ja echt gemein .... wenn die besten Absichten sich ins Gegenteil verkehren :( Aber das sollte dich nicht hindern, deine "Gegen"-Entwicklung als Erfolg zu werten. Menschen, die immer "zu nett" sind, wirken auf mich auch manchmal schwer fassbar. Aber es gibt sie, glaube ich, wirklich ;) Man muss ja nicht immer nur davon ausgehen, dass alle so impulsiv sind wie man selbst! Als Mensch, der sich um des Friedens Willen sehr gut an andere anpassen kann, ist es aber dennoch wichtig, eigene Grenzen und Bedürfnisse zu kennen. Sonst werden die immer überrannt und irgendwann krachts. Und ich denke es ist gut, vorher zu merken: jetzt ist der andere sauer auf mich, jetzt bin ich zu weit gegangen. Damit man als gegenüber auch ein Gefühl dafür bekommt.
Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger mensch.
Hochsensibel.
Ziemlich empatisch.
Ich denke, das hat mich geholfen meine kolerische seite im griff zu bekommen.

Aber ich denke auch dass ich mich deswegen patner suche, die mich so ähnlich wie möglich sind.
Meine eltern waren sich null ähnlich und da gab es dauerstreit.

Ich will nicht so eine streitbeziehung.
Davon hatte ich mehr als genug.
Und es gäbe zudem das risiko, dass meine kolerische seite doch mal mehr an der oberfläche kommt.
Ich will etwas harmonichses, mit nur streit wenn es mal wirklich sein müß.

Mein assertivität, mein recht starken bedarf als nonkonformist mich selbst zu bleiben (ich habe jahre meiner jugend vorgaukeln müßen jemanden zu sein, der ich nicht bin; nie wieder!), äußert sich vor allem darin, 99,9999999999999% der frauen dieser welt als potentielle partnerinnen aus zu schließen.

Ich war mal einmal in einen kaputten familie.
Das reicht wohl....
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von LesHommes »

Nee, ich meinte auch nicht die Beziehungen, in denen sich ständig wegen jedem bisschen angebläkt oder aggressiv gestichelt wird. Und so wie deine Familiengeschichte geschildert: das sind extrem schlimme Zustände und es ist so gut, was du für dich daraus reflektierst.

Als harmonieliebend würde ich mich auch einschätzen... Konflikte aus zwischenmenschlichen Diskrepanzen reiben mich wahnsinnig auf. Aber ich möchte gerade deshalb nicht immer meine Bedürfnisse zurückstecken müssen oder anpassen, nur weil ich nicht so laut & aggressiv auf mein Recht poche. Und das tun Menschen teilweise, wenn ich mich auch so im Bekanntenkreis umhöre.
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Nonkonformist »

Als bohemienner selbstverwirklichender freiberuflicher künstler mit ein sehr unregelmäßiges leben und sehr unregelmäßigen einkommen habe ich zu den allerwenigsten frauen gepasst. Ich habe mich beschränkt auf kolleginnen mit einen ähnlichen lebensstil.

Gegen änderungswünsche die einige meiner OdBs mal geäußert haben, habe ich mich gewehrt. (Nur meinen ewigen schnurrbart habe ich damals mal entfernt - aber der war mich auch nicht wichtig)

Ein OdB darf mich gerne nehmen so wie ich bin.
Praktische kompromisse wird ich gerne schließen.
Zu (großeren) änderungen in meinen charakter, wertvorstellungen oder lebensziele bin ich aber nicht bereit. Da kann eine partnerin sich im schlimmstfall auf einen dritten weltkrieg einstellen. Dann ist auch schluß mit harmonie.
SciFiGirl

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von SciFiGirl »

Bei deiner Familiengeschichte denke ich, dass jeder Verständnis dafür hat, dass du keinen Kontakt haben willst. In welche Familie man geboren wird, hat man nicht selbst in der Hand. Dass du nichts mit deinem Vater zu tun haben willst, spricht doch eigentlich eher für als gegen dich. Und lügen solltest du nicht, bleib einfach bei der Wahrheit.
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Nonkonformist »

SciFiGirl hat geschrieben: 26 Jun 2020 09:17 Bei deiner Familiengeschichte denke ich, dass jeder Verständnis dafür hat, dass du keinen Kontakt haben willst. In welche Familie man geboren wird, hat man nicht selbst in der Hand. Dass du nichts mit deinem Vater zu tun haben willst, spricht doch eigentlich eher für als gegen dich. Und lügen solltest du nicht, bleib einfach bei der Wahrheit.
Mein vater ist 2004 gestorben, meine mutter 2007.
Das liegt jetzt ziemlich hinter mich.

Ich will nur nicht deren fehler wiederholen.

Auch mein bruder hat sich mal blauäugig in einen toxischen beziehung mit einen golddiggerin gesturtzt.
Das ergebnis; zehn jahren lang gerichtsverfahren.
Meine familie hat exzelliert in einen katastrophalen partnerwahl.

Wenn ich fehler machen müß, dann lieber neue, ganz eigene fehler...

(Aber das ich so ein krasser bindungsängstiger bin, liegt bestimmt auch an diesen vergangenheit.)
schmog

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von schmog »

Nonkonformist hat geschrieben: 26 Jun 2020 07:49 Seitdem heißt es das ich 'zu nett' bin.
(Enige meiner OdBs haben das als hauptgrund gegeben warum das mit mir nichts wird.)
Besser zu nett, als zu launisch/negativ.

Dass ich ein negativer Mensch (erstaunt mit meiner gestörten Vergangenheit nicht) sei, muss ich mir bis heute immer wieder anhören.
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Einsamer Igel »

Lieblose hat geschrieben: 26 Jun 2020 07:31 Aber dann lies bitte mal hier im Forum, was viele für eine verkorkste Kindheit hatten (nicht alle). Ich möchte niemanden Diskriminieren, aber ich schreibe aus Erfahrung. Bei mir war auch nicht alles Gold was glänzt und ich weiß schon, warum ich niemanden an mich ranlasse und in der Kindheit sehe ich nun mal die Ursache auch bei vielen, die hier schreiben. Es gibt tolle Mütter und Väter, die eine beschissene Kindheit hatten, ganz klar!!! Und so wie du reagierst, hattest du es auch nicht einfach (ist so mein Gefühl).

Und wenn ich solche Geschichten hier lese, dann weiß ich erst, wie gut es mir eigentlich als Kind ging.
Sieh das doch nicht als Vorwurf! Es ist meine Sichtweise. Die darf neben deiner stehen. Und vielleicht regt es jemanden zum nachdenken an.

Nebenbei: ich bin nicht erst seit einem Monat hier im Forum. Ich lese hier seit Jahren mit (und kenne einige persönlich), aber danke für den Vorschlag. :hut:
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Versingled »

Wenn ein Mensch geboren wird ... dann ist er wie ein leeres Blatt Papier. Die Ersten, die auf dieses Blatt schreiben sind die Eltern. Und je nach dem, was sie zu Anfang auf dieses Blatt schreiben entwickelt sich der Mensch in die eine oder andere Richtung.
Meine toxische Mutter (die in ihrem Umfeld wirklich Alles und Jeden vergiftet hat) hat lange Zeit als Einzige auf mein Blatt geschrieben und ich brauchte bis nach meinem 50. um das zu begreifen. Bis dahin war ich ein verbitterter und wütender Mensch. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe.
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
schmog

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von schmog »

Versingled hat geschrieben: 26 Jun 2020 11:14 Wenn ein Mensch geboren wird ... dann ist er wie ein leeres Blatt Papier. Die Ersten, die auf dieses Blatt schreiben sind die Eltern. Und je nach dem, was sie zu Anfang auf dieses Blatt schreiben entwickelt sich der Mensch in die eine oder andere Richtung.
Meine toxische Mutter (die in ihrem Umfeld wirklich Alles und Jeden vergiftet hat) hat lange Zeit als Einzige auf mein Blatt geschrieben und ich brauchte bis nach meinem 50. um das zu begreifen. Bis dahin war ich ein verbitterter und wütender Mensch. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe.
Wie hast du das hinter dich gebracht?
Blau
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Blau »

An alle, die eine schwere KIndheit hatten: eure Erfahrungen machen mich traurig und betroffen :sadwoman: und ich würde dann jede/n einzelne/n gerne in den Arm nehmen und ihm/ihr zeigen, dass er/sie ein absolut liebenswerter Mensch ist, auch wenn die eigenen Eltern das einem nie gezeigt haben. Wenn mir jemand von seiner traurigen Kindheit erzählt, dann löst das bei mir verschiedenes aus: Dankbarkeit für die Offenheit und das Vertrauen, Mitleid, Trauer und vielleicht auch etwas Wut auf die dämlichen Eltern, die das so verkackt haben, und einen unglaublichen Respekt für die Person, ihr Leben - wie auch immer - zu meistern. Dazu eben auch Verständnis, wenn bei demjenigen Dinge, die für mich selbstverständlich sind, wie ein herzlicher und liebevoller Umgang miteinander, nicht selbstverständlich sind. Aus dieser, meiner eigenen Sicht heraus, würde ich empfehlen mit Leuten, die einem etwas bedeuten, auch offen über die eigene Vergangenheit zu reden. Ich würde nicht darauf schließen, dass bei Menschen, deren Eltern nicht in der Lage waren Liebe und Fürsorge zu geben, sich das automatisch fortsetzt. Im Gegenteil, ich habe oft genug Leute kennengelernt, die eben sehr darauf aus waren, die Fehler ihrer Eltern gerade nicht zu wiederholen.
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Versingled »

schmog hat geschrieben: 26 Jun 2020 11:16
Versingled hat geschrieben: 26 Jun 2020 11:14 Wenn ein Mensch geboren wird ... dann ist er wie ein leeres Blatt Papier. Die Ersten, die auf dieses Blatt schreiben sind die Eltern. Und je nach dem, was sie zu Anfang auf dieses Blatt schreiben entwickelt sich der Mensch in die eine oder andere Richtung.
Meine toxische Mutter (die in ihrem Umfeld wirklich Alles und Jeden vergiftet hat) hat lange Zeit als Einzige auf mein Blatt geschrieben und ich brauchte bis nach meinem 50. um das zu begreifen. Bis dahin war ich ein verbitterter und wütender Mensch. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe.
Wie hast du das hinter dich gebracht?
Durch meine Infektion vor 5 Jahren hatte ich plötzlich viel Zeit um nachzudenken und ich wollte einfach nicht bis an mein Lebensende so sein.
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kreisel
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von kreisel »

Nonkonformist hat geschrieben: 26 Jun 2020 07:49 Bei mir hat sich so ziemlich verinnerlicht: Bauchmenschen schlecht.
Wann ich noch jung war war ich genau so kolerisch wie meinen Vater.
Ich habe gelernt es zu kontrollieren.
Ich habe meinen reptilienhirrn quasi auf null gestellt.

Ich habe meine Mutter gebeten mich zu erschießen wann ich jemals so wie mein Vater wird.
Und mich alle mühe gegeben mich ihm charakterlich so fern zu bleiben wie es nur geht.

Seitdem heißt es das ich 'zu nett' bin.
(Enige meiner OdBs haben das als hauptgrund gegeben warum das mit mir nichts wird.)
Bei mir war es meine Mutter, die extrem auf Reptilienhirn geschaltet war.
Man war ständig in einem Bombengebiet, sie konnte nicht zwei rationale Gedanken hintereinander
fassen, aber funkte die ganze Zeit und wollte die ganze Aufmerksamkeit.
Und wenn man mal nicht parierte, gab es verbale und körperliche Verletzungen. Oder wenn man
ihre Zwänge nicht erahnte und ausübte, dann knallte es auch.

Nur auf mich fokussiert sein, ging gar nicht und sie neidete es auch extrem, wenn man selber
ruhig und zufrieden war. Und wenn ich draußen war, um meine Ruhe zu haben, kam ich vielleicht
mit Dreck auf der Hose zurück und es gab das nächste Theater.

Ich wollte auch nie sein, wie meine Mutter.
Ich war sehr aggressionsgehemmt und oft auch einfach "kein zusammenhängendes Ich",
was überhaupt irgendwas will und Kontur hat.

Aber jetzt so mit dem Alter 40 plus, wo ich wieder mehr Draht zu mir bekommen habe,
und auch Aggressionen wieder stärker spüre, habe ich allzu oft Angst, dass ich so werde
wie sie und immer noch soviel von ihr in mir drin steckt.

Ich hätte Angst gehabt, Kindern das weiterzugeben , und selbst Haustiere möchte
ich nicht. (hab nur ab und an Kontakt zu den Tieren draußen).

Sehe aber auch Menschen, die sich gut sortiert bekommen haben, und irgendwann
diesen Weg gehen mit Mann und Kindern und es bewusst anders machen können
als ihre Eltern.

Ich selber fühle mich dazu zu "ich schwach". Ich nehme mir Dinge vor
und strebe auf gute Ziele zu und alle zwei Tage werde ich von innerem Stress
heimgesucht und versinke tief in ein ganz zerstörtes Gefühl, ich könnte da für nichts
garantieren, auf einer guten Spur zu bleiben.
schmog hat geschrieben: 26 Jun 2020 11:16
Versingled hat geschrieben: 26 Jun 2020 11:14 Wenn ein Mensch geboren wird ... dann ist er wie ein leeres Blatt Papier. Die Ersten, die auf dieses Blatt schreiben sind die Eltern. Und je nach dem, was sie zu Anfang auf dieses Blatt schreiben entwickelt sich der Mensch in die eine oder andere Richtung.
Meine toxische Mutter (die in ihrem Umfeld wirklich Alles und Jeden vergiftet hat) hat lange Zeit als Einzige auf mein Blatt geschrieben und ich brauchte bis nach meinem 50. um das zu begreifen. Bis dahin war ich ein verbitterter und wütender Mensch. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe.
Wie hast du das hinter dich gebracht?
Ja, das hab ich mich auch gefragt.
Gut, wenn man den Einfluss erkennen kann, und vor allem einen Weg findet, sich davon
frei zu machen.

Ich bekomme die äußere Distanzierung hin, aber an dieser inneren Prägung hab ich immer
noch zu knabbern und mehr als mir lieb ist, wirkt das immer wieder.
Wahrscheinlich muss man die Drachen in sich irgendwie bekämpfen. Oder in die forensische
Altenabteilung stecken, weil sie ausgedient haben, oder auf den Mond schießen.
Es ist schwer auch zu sehen, sie ist ein sehr kranker Mensch. Nicht alle kranken Menschen
tyrannisieren ihr Umfeld und richten solche verheerenden Schäden an.

Achso, Frage ist, wie gehen andere damit um. Eine "Schulfreundin" meinte, als ich mal
andeutete, mir ginge es nicht gut in der Familie "Man soll aber nicht schlecht über die Familie
reden" und "wir blasen alle mal Trübsal, aber geben keine Konzerte damit".
Ich denke, sie hat das ganze Ausmaß null interessiert, sie hatte ihre beschauliche Welt und sie
hatte später ihre Bilderbuchfamilie nach ihren Wunschvorstellungen.

Bei Kollegen habe ich Angst, dass ich als das unsympathische asoziale Monster gelte
und selber schuld bin und als egoistisch gelte, weil ich keinen Kontakt mit der Familie
mag. Aber ich denke, da sind oberflächliche Aussagen völlig ausreichend, ganz dünn
drüber, und dann die anderen was zurückfragen; da rechnet ja keiner mit einem
Drama und kann wohl auch nicht damit umgehen.

Ich denke, tiefer einsteigen würde ich nur noch bei Leuten, die man näher kennt, wo man
Vertrauen gefasst hat und wo es mehr ist als oberflächlich.
Für Menschen, die sowas eher nicht erlebt haben, ist das kaum verständlich.
Meine wenigen Bekanntschaften haben alle eher einen sehr schwierigen Hintergrund
und sind aber "gut ausgerichtet" und nicht selber total arschig geworden.
Zuletzt geändert von kreisel am 27 Jun 2020 07:25, insgesamt 2-mal geändert.
schmog

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von schmog »

Versingled hat geschrieben: 27 Jun 2020 05:21
schmog hat geschrieben: 26 Jun 2020 11:16
Versingled hat geschrieben: 26 Jun 2020 11:14 Wenn ein Mensch geboren wird ... dann ist er wie ein leeres Blatt Papier. Die Ersten, die auf dieses Blatt schreiben sind die Eltern. Und je nach dem, was sie zu Anfang auf dieses Blatt schreiben entwickelt sich der Mensch in die eine oder andere Richtung.
Meine toxische Mutter (die in ihrem Umfeld wirklich Alles und Jeden vergiftet hat) hat lange Zeit als Einzige auf mein Blatt geschrieben und ich brauchte bis nach meinem 50. um das zu begreifen. Bis dahin war ich ein verbitterter und wütender Mensch. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe.
Wie hast du das hinter dich gebracht?
Durch meine Infektion vor 5 Jahren hatte ich plötzlich viel Zeit um nachzudenken und ich wollte einfach nicht bis an mein Lebensende so sein.
Schön wenn das so funktioniert hat. Geht bei mir leider nicht.
Cal
Kennt sich hier gut aus
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Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Cal »

Lieblose hat geschrieben: 26 Jun 2020 06:51 Wie soll man, wenn man in einer kaputten Familie gelebt hat und sowas erfahren hat, einen "normalen" Weg gehen können und selbst eine Familie gründen können? Wie soll das gelingen, wenn man nicht einmal seinem Vater vertrauen kann oder seiner Mutter, die einen beschützt? Das sind die Ursachen, warum man so geworden ist.
Du hast das sicher nicht böse gemeint, aber das sind genau die Art Vorurteile, aufgrund deren ich bestimmt Dinge aus meiner Vergangenheit auf gar keinen Fall erzähle. "Da kann man ja keine Familie gründen" - mit dieser Assoziation bist du partnerschaftlich betrachtet raus und du bist aus leidiger Erfahrung nicht die Einzige, die so denkt. Da braucht es noch nicht mal einen Kinderwunsch des Partners, denn dir wird auch für die Partnerschaft selbst ein Vertrauensdefizit angedichtet.
@ TE: ich würde das niemandem erzählen, der dir nicht bereits verfallen ist. Im Freundeskreis würde ich eine Andeutung machen, dass ihr kein gutes Verhältnis habt, aber keine Details preisgeben. Sorry, meine Erfahrung abseits von jeglichem "so sollte es sein"-Wunschdenken.
Dr yxcv

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Dr yxcv »

Verfallen ist mir noch keine.

Wenn ich sage, dass ich keinen Kontakt möchte, dann kann unfamiliär/umsoziaal, kaltherzig gelten.
Wenn ich sage, dass meine Eltern keinen Kontakt möchten, kann ich als Opfer gelten bzw "wird ja einen Grund haben, dass selbst seine Eltern nichts mit ihm zu tun haben wollen".
Wenn ich nichts sage, kann ich als komischer Mensch gelten, der nicht reden will, verschlossen ist, ein Geheimnis hat.
Wenn ich lüge, wird dies herauskommen, gerade wenn es eine Partnerschaft ist, aber auch enge Freunde sein sollten.
Hanuta

Re: Kaputte Familie erklären

Beitrag von Hanuta »

Dr yxcv hat geschrieben: 29 Jun 2020 13:14 Verfallen ist mir noch keine.

Wenn ich sage, dass ich keinen Kontakt möchte, dann kann unfamiliär/umsoziaal, kaltherzig gelten.
Wenn ich sage, dass meine Eltern keinen Kontakt möchten, kann ich als Opfer gelten bzw "wird ja einen Grund haben, dass selbst seine Eltern nichts mit ihm zu tun haben wollen".
Wenn ich nichts sage, kann ich als komischer Mensch gelten, der nicht reden will, verschlossen ist, ein Geheimnis hat.
Wenn ich lüge, wird dies herauskommen, gerade wenn es eine Partnerschaft ist, aber auch enge Freunde sein sollten.
Und wenn du sagst, dass du ein sehr schwieriges Verhältnis zu deiner Familie hast und es ein schwieriges Thema ist was nicht in die Runde gehört?