Melancholia u. Soziales

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Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Mal sehen, ob es für einen Thread reicht.
[+] fing mit Kleidern an
kreisel hat geschrieben:
EdT- Es wäre schön, wenn man zu spezieller Kleidung wie zu einem Anlass / Fest / Kostüm einen inneren gewachsenen Bezug hätte.
Melli hat geschrieben
Bei mir gebricht es schon am Bezug zu so manchen Anlässen :schwarzekatze: Bzw. der ist eher negativ, schon alleine weil man mich als Kind zu viel herumgeschubst hat, so daß ich nur froh war, wenn der Anlaß vorbei war, oder am besten ich gleich zuhausebleiben konnte.

Ab Ende der Schulzeit passierte mir das freilich auch mit Gleichaltrigen, daß ich nicht so aussah, als würde ich an den Türstehern der Clubs vorbeikommen, in die sie zu gehen vorhatten. Nun gut, ich hatte meistens ohnehin nicht vor, mich von denen über die ganzen Pisten herumschleifen zu lassen :o Allerdings hat man mich nie abgewiesen, ich sah wohl trotzdem zu seriös aus (und zu zahlungskräftig :specht:). Wahrscheinlich ging es auch eher darum, daß ich beim Publikum der Clubs (und deren Bekanntenkreis) nicht ankommen würde.

Für "normalere" Anlässe ist mir dann doch noch immer irgendwas eingefallen, ohne daß ich mich kostümiert oder ausgestellt fühlen müßte.
[+] und ging dann so weiter
Melli hat geschrieben: ↑Mo 18. Mai 2020, 12:14
Bei mir gebricht es schon am Bezug zu so manchen Anlässen :schwarzekatze: Bzw. der ist eher negativ, schon alleine weil man mich als Kind zu viel herumgeschubst hat, so daß ich nur froh war, wenn der Anlaß vorbei war, oder am besten ich gleich zuhausebleiben konnte.
kreisel hat geschrieben:
Das kenne ich zu gut. :?
Komisch, dass manche in so Anlässen aufgehen und andere nicht.
Weihnachtsorganisiererei hat mir auch immer Druck gemacht und vor der eigenen Hochzeit würde ich wegrennen.
(vor allem nach Schema Brautkleid,Eventort buchen, tolles Essen, programmierte Fröhlichkeit und "jetzt ist dein
bester Tag" ect).
Da hat mir der Film Melancholia ziemlich aus der Seele gesprochen:https://de.wikipedia.org/wiki/Melancholia_(Film)
Braut wird tief depressiv während ihrer perfekten Hochzeit auf dem Schloss und dann geht auch noch die Welt unter.
Naja, die ganze Lars von Trier Art war manchmal etwas langatmig und seltsam, aber die Idee hab ich sofort verstanden. :oma:

Ist halt blöd, wenn dieses "Nichts" auch in anderen Bereichen um sich greift, wo andere irgendwie Spaß haben und
die Konklusion "da kann ich auch zuhause bleiben" zu oft fällt. :fessel:
usw
usw
[+] bis zum letzten
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11 Besser fand ich die Fassung als "Themen" bei Michael Jacobs (in: The Presenting Past), die für manche Lebensabschnitte typisch erscheinen mögen, aber nicht so rigide zu fassen sind.
Klingt gut mit einer nicht so rigiden Einordnung.
M. Jacobs kenne ich nicht. Aber es scheint Sinn zu machen, die Dynamik der Kräfte zu sehen aus Abhängigkeit und Autonomie und Interdependenz, was unter dem Kräftespiel vielleicht in eine Entwicklung führt. (Ich meine, so ähnlich formuliert er das, hab aber jetzt nur ein ganz grobes Bild von kurz Angelesenem).
Das sind Faktoren, die immer mal eine Rolle spielen können. Aber oft eher im Sinne von einem Hinzutreten, oder auch einen Hintergrund zwar bildend, aber noch nicht die gesamte Dynamik ausmachend.

Etwa, selbst wenn ein Eremit zurückgezogen lebt, dann steht für ihn (hoffentlich) das religiöse Erleben im Vordergrund, nicht daß er seine Autonomiebestrebungen radikal umsetzen möchte. Nur umgekehrt würden viele Leute die Abgeschiedenheit nicht ertragen können.

(Gut finde ich, wenn man zu Hause sitzen kann ohne sich vom Weltgeschehen erschlagen lassen zu müssen :oops: Ist heutzutage ja auch nicht mehr so einfach, in den Wald zu gehen :()

Oder wenn Leute in der Subarktis wochenlang alleine ihre Jagdreviere durchstreifen müssen. Das gehört zu deren traditionellem Lebensstil. Da passieren auch schwere Unfälle, z.B. hat sich mal jemand ein Auge ausgeschlagen, konnte nichts tun als die Wunde mit Schnee kühlen. Ich habe die Leute auch in umgänglicheren Kontexten als sehr autonomiefähig erlebt, aber sie sind auch sehr sozial, umsichtig. Das ist ein Habitus, den man in einer entsprechenden Kultur erwirbt und fördert. Insgesamt würde ich sagen, da dominiert die Interpendenz.
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11 Aber warum sollte man das unter diesen Umständen überhaupt noch wollen? :(
Wollen nicht so wirklich. Aber wenn man sich 8 Stunden in einem Zwangskontext wie abhängige Arbeit befindet, dann wird das eine Bezugsgruppe, mit der man sich real auseinandersetzen muss.
Das ist leider richtig :(
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26Ich sehe mich leider auch nicht als Pinguin, der noch ein besseres Umfeld findet, wo er gut reinpasst als würde er in seinem eigenen Gewässer planschen.
(Ist so ein Bild hier von einem Herr Hirschhausen, was in der Beratung angewendet wird.)
Grundsätzliche Menschlichkeiten und auch meine Art von Psyche und Struktur ändern sich aber auch nicht einfach und sind woanders genauso.
Ich weiß leider nicht, wie ich das nun verstehen soll. Hirschhausen kenne ich nicht, und von Pinguinen dachte ich immer, die lebten in ihrer Gruppe.

Das eigene (möglichst günstige) Revier würde etwa eher bei Seeleoparden eine Rolle spielen, die großenteils als Einzelgänger leben. Manche essen ja gerne Pinguin.
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26Es gibt zumindest über Jahre jetzt einen gegenseitigen Gewöhnungseffekt. Am Anfang waren die Konflikte und die Irritationen sehr viel stärker.
Wenigstens das :?
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11So viele Leute können doch gar nicht so "richtig" sein, daß ihnen mühelos alles zufiele.
Klar, ich könnte mir denken: "Before you criticise me, make sure you're pretty darn perfect." :mrgreen:
Hmmm, könnte natürlich sein, dass ich die zu sehr hoch stilisiere. Vielleicht fühlen die sich gar nicht so richtig und perfekt? Dann könnte ich das ganze auch lockerer nehmen. Und würde nicht so verschwinden.
Sehr gut möglich. Wäre nicht schlecht :daumen:
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11 Ja, das hört sich schon sehr viel besser an :)
(Nur daß ich das Wort "Schnabbel" nicht kenne. Und was mir Google anbietet scheint mir für diesen Kontext hier wenig plausibel.)
;) "Schnabbel" war das dezentere Wort für Maul / Mund / Fresse / Gosch oder man kann auch "Schnüss" sagen oder "Schnute", das ist auch netter. Aber stimmt, Google hilft nicht weiter. :cooler:
Bei kurpfälzisch gibt es noch ein ähnliches Wort: "Schnawwl – Schnabel, „wie ihm de Schnawwl gewachse is“ (darauf losreden)"
Den standardsprachlichen Schnabel kenne ich natürlich :oops: An Dialektformen wie "Schnawel" erinnere ich mich jetzt auch wieder. Lange nicht mehr gehört :D
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11Leute, die sich ständig gegenseitig ihre Gruppenzugehörigkeit versichern müssen, haben ein Problem. Steht das nicht auf arg tönernen Füßen dann?
Was sie machen, ist vielleicht die bestmögliche Rollenoptimierung, wenn man es so soziologisch sieht. Wie man sich zum Gelderwerb mit fremden Leuten die halbe Lebenszeit vertreibt.
Nur dass ich leider Rolle irgendwie sehe als was aufgesetztes und das irritiert mich, als würden sich Menschen wie hinter Glas und maskiert zeigen.
Und ich sehe es eher nicht nicht als "der Mensch zeigt sich hier echt, aber eben nur in dieser Facette, weil es zum Kontext passt".
Mein Kontext ist halt "ich arbeite und wenn ich nicht weiter weiß, frag ich, und wenn ich was mitzuteilen hab, da Vernetzung nötig ist, teile ich es mit".
Würde ich ähnlich sehen. Das sind ja keine Wahlbekanntschaften. Die Kollegen sind da, kommen und gehen, bestenfalls reicht es für ein paar Nettigkeiten, mal essen gehen etc. Aber wenn sie weg sind, gilt eher "Aus den Augen, aus dem Sinn."

Es sei denn, man hat "dichtere" Kontexte wie in manchen akademischen Bereichen, Musikszenen u.ä., wo man immer mal wieder voneinander hört.
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26Das andere "soziale" finde ich so sauanstrengend und an manchen Tagen fehlt mir dazu völlig der Elan. Früher hab ich wenigstens noch Essen mitgebracht. Aber das wurde auch zunehmend frustrierender weil alle auf Diät waren und sonstige Befindlichkeiten hatten sodass das für mich auch nicht entspannt war, wie achtlos oder gar nicht oder pikiert da die Sachen gegessen wurden.
Ich muss sagen, es war alles nicht so schlimm, als ich alleine in einem Männerteam war. Da war alles noch viel einfacher, ein paar derbe gutmütige Sprüche kann ich ab.
Jetzt hab ich überwiegend und stellenweise fast nur noch Frauen um mich rum.
Wenn ich was ausprobiert hatte, wie mit dem Essen machen, teile ich auch gerne (das Erlebnis) und oft war wohl "was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht". ;) Mit dieser verstockten Resonanz ist das echt Scheiße und spaßfrei.
Was sind das nur für genußunfähige Banausen! Da würde mir auch der Appetit vergehen, wenn jemand angewidert in seinem Essen herumstochert und von Diäten erzählt.

Bei der "bäuerlichen" Selbsteinschätzung wüßte ich gleich, daß so jemand nicht zu mir paßt :specht:
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26Da kann man auch kaputte Instrumente spielen, das macht doch sicher auch keinen Spaß, außer man hat ne destruktive Art und macht direkt Trash Metal damit. :coolgun:
Es heißt nicht Trash, sondern Thrash, und muß nicht immer so einfach sein :o Man kann sich aber tatsächlich eine ganze Bandbreite an gesundheitlichen Problemen einhandeln, was oft an suboptimaler Spieltechnik liegt, aber es gibt auch Instrumente, die schlecht gebaut sind, wo das Setup nicht gut ist, oder die einem persönlich nicht liegen. Die müssen noch nicht einmal kaputt sein.
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11Mag ja sein, daß ich nach deren Maßstäben auch "falsch" wäre. Aber wahrscheinlich liegt mir an denen sogar noch weniger als denen an mir.
Das ist das Problem. Eigentlich wüsste ich gar nicht, was ich mit ihnen will.
Sie tanzen halt 8 Stunden lang laut vor meiner Nase rum und somit wird das ganze mein Bezug und prägend. Aber so rein objektiv sind sie mir eher egal. Hab mich an alle einzeln so rangepirscht die Jahre und abgecheckt und da ist niemand, wo ich gerne was vertiefen möchte.
Das ist irgendwie ein Konflikt.
Kann ich mir lebhaft vorstellen.

Es gab Umgebungen, in denen war für mich auch nichts zu wollen. Keine Resourcen vorhanden. Da war ich froh, wenn ich endlich abhauen konnte :(
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26Der moderne Mensch, wie er sich für den Broterwerb organisieren muss :fessel:
Ja, das ist alles gar nicht so gut. Aber die Leute akzeptieren es als "alternativlos" :(
Melli hat geschrieben:Das sind Faktoren, die immer mal eine Rolle spielen können. Aber oft eher im Sinne von einem Hinzutreten, oder auch einen Hintergrund zwar bildend, aber noch nicht die gesamte Dynamik ausmachend.

Etwa, selbst wenn ein Eremit zurückgezogen lebt, dann steht für ihn (hoffentlich) das religiöse Erleben im Vordergrund, nicht daß er seine Autonomiebestrebungen radikal umsetzen möchte. Nur umgekehrt würden viele Leute die Abgeschiedenheit nicht ertragen können.
Hmm, dann habe ich glaub ich wirklich noch keine richtige Idee davon.
Ich habe jedoch eine Ahnung davon, dass lineare oder kategorische Erklärungen oft zu simpel sind.
Melli hat geschrieben:Ich weiß leider nicht, wie ich das nun verstehen soll. Hirschhausen kenne ich nicht, und von Pinguinen dachte ich immer, die lebten in ihrer Gruppe.

Das eigene (möglichst günstige) Revier würde etwa eher bei Seeleoparden eine Rolle spielen, die großenteils als Einzelgänger leben. Manche essen ja gerne Pinguin.
"Das Pinguin Prinzip" - https://www.youtube.com/watch?v=Az7lJfNiSAs
Melli hat geschrieben:Würde ich ähnlich sehen. Das sind ja keine Wahlbekanntschaften. Die Kollegen sind da, kommen und gehen, bestenfalls reicht es für ein paar Nettigkeiten, mal essen gehen etc. Aber wenn sie weg sind, gilt eher "Aus den Augen, aus dem Sinn."

Es sei denn, man hat "dichtere" Kontexte wie in manchen akademischen Bereichen, Musikszenen u.ä., wo man immer mal wieder voneinander hört.
Ja, es gibt wohl etwas verflochtenere Kontexte, vielleicht weil es in manchen Berufen
wahrscheinlicher ist, dass man persönlich in seinen Neigungen und Interessen und Werten eher involviert ist
und übereinstimmt.
Und bei ganz einfachen körperlich anspruchsvollen Jobs schmiedet vielleicht auch was zusammen, dann wird
zumindest mal was getrunken oder bei Männern hörte ich, mal das Bordell gemeinsam aufgesucht.
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11Was sind das nur für genußunfähige Banausen! Da würde mir auch der Appetit vergehen, wenn jemand angewidert in seinem Essen herumstochert und von Diäten erzählt.
Ich finde es auch sehr schade. So ähnlich ging es mir
bei meiner Schwester, wenn ich irgendwas an Musik interessant fand und ich hätte es gerne gehabt,
dass sie nachvollziehen kann, was ich fühle. Weil man da Welten und schöne Sachen entdecken kann.
Es ging nicht, ließ sich nicht übertragen. :cry: Das Interesse war auch nicht da.
Melli hat geschrieben:Es heißt nicht Trash, sondern Thrash, und muß nicht immer so einfach sein :o Man kann sich aber tatsächlich eine ganze Bandbreite an gesundheitlichen Problemen einhandeln, was oft an suboptimaler Spieltechnik liegt, aber es gibt auch Instrumente, die schlecht gebaut sind, wo das Setup nicht gut ist, oder die einem persönlich nicht liegen. Die müssen noch nicht einmal kaputt sein.
Oh, ja so ganz kurz hab ich mich gestern wirklich gefragt, ob nicht doch ein -h- mit dabei ist.
Aber von der Spielart habe ich keine Ahnung und die Situation fühlte sich mehr wie "Müll" an. Prügeln ist aber
auch ok.
Der Vergleich hinkt dann aber doch gewaltig.
Wenn meine Kollegen Instrumente wären, hätte ich keine Idee, wie ich sie spielen könnte. Ich wüsste auch nicht,
ob ich mir die Mühe machen will, zu lernen, wie sie gut tönen, mir fehlt es an Geduld.
Ich bin überhaupt keine gute Spielerin, und bin auch in meinen Ideen wahrscheinlich etwas kurzatmig,
und wenn das Instrument nicht so will wie ich will, mag ich schon nicht mehr so richtig.
Da sehe ich bei mir Defizite.

Bzgl. dem Thrash Genre kenn ich nur in Ansätzen Metallica, wenn sie mal kurz dahin Ausschweife gemacht haben.
Die Gesundheitsgefahr sehe ich eher beim Alkoholkonsum. Oder meinst du, dass die sich was an die Finger holen
können oder Hörprobleme kriegen können?

Wegen Instrumenten, die einem nicht liegen, ich merke, dass mir eine normale 6 saitige Akkustikgitarre
nicht so wirklich liegt und ich sie irgendwie langweilig empfinde.
Erstaunlicherweise merke ich, dass ich ein Blechblasinstrument (Horn wie z B hier https://www.youtube.com/watch?v=IOvRvRyyah8) total gut finde, obwohl das viel
einfacher gestrickt ist als eine Gitarre und man ja gar nicht so schnell und soviel damit tun kann.
Aber dieser tiefe breite Ton ist irgendwie toll. :)
Melli hat geschrieben:
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26Der moderne Mensch, wie er sich für den Broterwerb organisieren muss :fessel:
Ja, das ist alles gar nicht so gut. Aber die Leute akzeptieren es als "alternativlos" :(
Ich sehe schon Alternativen.
Also nicht im Ausbildungsberuf weiterarbeiten sondern als Helfer (Callcenter/ Taxi/Reinigung), was aber
Probleme nicht lösen würde und andere schaffen. Oder ich sehe die Möglichkeit, sich durch das Sozialsystem
finanzieren zu lassen, wo ich auch mehr Probleme sehe als Lösungen.
Für mich sehe ich nicht, dass ich einen anderen Bereich finden könnte, den ich gut kann und wirklich
geeignet bin (keine Sonderbegabung, kein solcher Interessenschwerpunkt), und wo es irgendwo
Organisationen gibt, die Menschen wie mich dann gebrauchen könnten.

Das selbständig gründen bräuchte noch um ein vieles mehr Fähigkeiten und finanzielle Ressourcen, die mir
mit so proletarischem Background nicht zur Verfügung stehen.
Es gibt aber Menschen, die aus eigener Kraft von ganz unten nach oben kommen. Vom Tellerwäscher
zum Millionär voller Selbstvertrauen, Geschäftssinn, keine Scheu vor Sozialkompetenz, ect.
Die Regel ist es aber eher nicht. Das jeder ein "yes you can" hat und sich schmerzfrei verwirklichen kann,
denke ich auch eher nicht.
Darum denke ich, dass ich schon die beste der Alternativen für mich optimiert habe im Rahmen der Möglichkeiten.

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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Melli »

kreisel hat geschrieben: 22 Mai 2020 06:04Mal sehen, ob es für einen Thread reicht.
Wird schon :)
kreisel hat geschrieben: 22 Mai 2020 06:04
Melli hat geschrieben:Ich weiß leider nicht, wie ich das nun verstehen soll. Hirschhausen kenne ich nicht, und von Pinguinen dachte ich immer, die lebten in ihrer Gruppe.
Das eigene (möglichst günstige) Revier würde etwa eher bei Seeleoparden eine Rolle spielen, die großenteils als Einzelgänger leben. Manche essen ja gerne Pinguin.
"Das Pinguin Prinzip" - https://www.youtube.com/watch?v=Az7lJfNiSAs
Haha... ja:
https://www.hirschhausen.com/glueck/die-pinguingeschichte.php hat geschrieben:Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe.
:mrgreen:
kreisel hat geschrieben: 22 Mai 2020 06:04
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11Was sind das nur für genußunfähige Banausen! Da würde mir auch der Appetit vergehen, wenn jemand angewidert in seinem Essen herumstochert und von Diäten erzählt.
Ich finde es auch sehr schade. So ähnlich ging es mir bei meiner Schwester, wenn ich irgendwas an Musik interessant fand und ich hätte es gerne gehabt, dass sie nachvollziehen kann, was ich fühle. Weil man da Welten und schöne Sachen entdecken kann. Es ging nicht, ließ sich nicht übertragen. :cry: Das Interesse war auch nicht da.
Es gibt Leute, die sind ausgesprochen unmusikalisch.

Auch sonst können andere vieles nicht nachvollziehen. Ich habe da bald resigniert, bin in der Konsequenz auch sonst etwas schweigsam geworden. Die Idee, dann eben über unbedeutende Dinge zu schwafeln, habe ich als schlechten Kompromiß verworfen :omg:
kreisel hat geschrieben: 22 Mai 2020 06:04
Melli hat geschrieben:Es heißt nicht Trash, sondern Thrash, und muß nicht immer so einfach sein :o Man kann sich aber tatsächlich eine ganze Bandbreite an gesundheitlichen Problemen einhandeln, was oft an suboptimaler Spieltechnik liegt, aber es gibt auch Instrumente, die schlecht gebaut sind, wo das Setup nicht gut ist, oder die einem persönlich nicht liegen. Die müssen noch nicht einmal kaputt sein.
Oh, ja so ganz kurz hab ich mich gestern wirklich gefragt, ob nicht doch ein -h- mit dabei ist. Aber von der Spielart habe ich keine Ahnung und die Situation fühlte sich mehr wie "Müll" an. Prügeln ist aber auch ok. Der Vergleich hinkt dann aber doch gewaltig.
Wenn meine Kollegen Instrumente wären, hätte ich keine Idee, wie ich sie spielen könnte. Ich wüsste auch nicht, ob ich mir die Mühe machen will, zu lernen, wie sie gut tönen, mir fehlt es an Geduld. Ich bin überhaupt keine gute Spielerin, und bin auch in meinen Ideen wahrscheinlich etwas kurzatmig, und wenn das Instrument nicht so will wie ich will, mag ich schon nicht mehr so richtig. Da sehe ich bei mir Defizite.
"Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten," sagte Vasiliy Kandinskiy, aber es ätzt mich an, wenn man versucht auf meiner Psyche herumzuklimpern, und ich mag das auch anderen nicht antun (nach dem Motto: "Was du nicht willst, daß man dir tut...").

Meine Frustrationstoleranz scheint bei Menschen weniger ausgeprägt als bei Musik. Aber wahrscheinlich habe ich insgesamt mit letzterer bessere und interessantere Erfahrungen gemacht.
kreisel hat geschrieben: 22 Mai 2020 06:04Bzgl. dem Thrash Genre kenn ich nur in Ansätzen Metallica, wenn sie mal kurz dahin Ausschweife gemacht haben. Die Gesundheitsgefahr sehe ich eher beim Alkoholkonsum. Oder meinst du, dass die sich was an die Finger holen können oder Hörprobleme kriegen können?
Ja, Sehnenscheidenentzündung, Rückenprobleme... selbst bei Profis ein Tabuthema, weil die ja ihre Jobs verlieren könnten, wenn das ruchbar würde. Manche Lehrer korrigieren schlechte Spieltechnik nicht unbedingt :(

Bestimmte Umstände können natürlich auch die Psyche belasten. Nicht nur, daß die Kehrseite von Berühmtheit sein kann, daß man durch den Kakao gezogen wird. Irgendwann kann man keine Autobahn mehr sehen, und man langweilt sich zu Tode, bis man endlich mit seinem Auftritt dran ist und danach wieder abhauen kann. Zu viele Leute, die man nicht kennt, zu viele Zigaretten... Und natürlich: "Warum spielst du so viele Vierteltöne?" :specht:
kreisel hat geschrieben: 22 Mai 2020 06:04Wegen Instrumenten, die einem nicht liegen, ich merke, dass mir eine normale 6 saitige Akkustikgitarre nicht so wirklich liegt und ich sie irgendwie langweilig empfinde. Erstaunlicherweise merke ich, dass ich ein Blechblasinstrument (Horn wie z B hier https://www.youtube.com/watch?v=IOvRvRyyah8) total gut finde, obwohl das viel
einfacher gestrickt ist als eine Gitarre und man ja gar nicht so schnell und soviel damit tun kann. Aber dieser tiefe breite Ton ist irgendwie toll. :)
Da fällt mir auf, daß ich auch schon lange keine Gitarre mehr angefaßt habe. Mein Faible für tiefe Töne hat mich allerdings zu Bässen verschiedenster Art geführt. Was man damals auf der Tuba gespielt hat, hätte mich stilistisch nicht unbedingt gereizt. Mit dem entsprechenden Pioniergeist hätte man aber schon interessante Musik machen können :)
kreisel hat geschrieben: 22 Mai 2020 06:04
Melli hat geschrieben:
kreisel hat geschrieben: 21 Mai 2020 08:26Der moderne Mensch, wie er sich für den Broterwerb organisieren muss :fessel:
Ja, das ist alles gar nicht so gut. Aber die Leute akzeptieren es als "alternativlos" :(
Ich sehe schon Alternativen. Also nicht im Ausbildungsberuf weiterarbeiten sondern als Helfer (Callcenter/ Taxi/Reinigung), was aber Probleme nicht lösen würde und andere schaffen. Oder ich sehe die Möglichkeit, sich durch das Sozialsystem finanzieren zu lassen, wo ich auch mehr Probleme sehe als Lösungen. Für mich sehe ich nicht, dass ich einen anderen Bereich finden könnte, den ich gut kann und wirklich geeignet bin (keine Sonderbegabung, kein solcher Interessenschwerpunkt), und wo es irgendwo Organisationen gibt, die Menschen wie mich dann gebrauchen könnten.
Das selbständig gründen bräuchte noch um ein vieles mehr Fähigkeiten und finanzielle Ressourcen, die mir mit so proletarischem Background nicht zur Verfügung stehen. Es gibt aber Menschen, die aus eigener Kraft von ganz unten nach oben kommen. Vom Tellerwäscher zum Millionär voller Selbstvertrauen, Geschäftssinn, keine Scheu vor Sozialkompetenz, ect. Die Regel ist es aber eher nicht. Das jeder ein "yes you can" hat und sich schmerzfrei verwirklichen kann, denke ich auch eher nicht. Darum denke ich, dass ich schon die beste der Alternativen für mich optimiert habe im Rahmen der Möglichkeiten.
Ich meinte ganz grundsätzlich sog. entfremdete Arbeit und damit einhergehende psychische Dispositionen. Wobei letztere der primäre Faktor sind. Es gibt Beschreibungen davon, wie im Frühkapiitalismus Leuten die bisherige Existenzgrundlage entzogen wurde, aber sie waren nicht fähig, sich den neuen Verhältnissen anzupassen, waren nur völlig ratlos.

Einen besseren Job kann ich Dir leider nicht besorgen :(

"Jeder kann es schaffen" ist eine Mär. Das geht weder im Berufs-, noch im Privatleben. Letzteres sieht man hier im Treff zur Genüge :(
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Haha... ja:
https://www.hirschhausen.com/glueck/die-pinguingeschichte.php hat geschrieben:Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe.
:mrgreen:
Die Grundidee ist ja nicht ganz so (nicht sooooo*) abwegig. Ein Pinguin müsste schauen, wie
so ein Pinguin dem Grunde nach leben müsste und merken, dass es eine Diskrepanz gibt.
Und wenn er zufällig im Giraffengehege gelandet ist, muss er sich ein Loch buddeln und ausbrechen
und dann schauen, ob er sich in Deutschland befindet in einem Zoo oder doch in Afrika und er
gar nicht in einem Gehege war. Und dann müsste er ohne Kompass und Bahn schauen wie er
in die Antarktis kommt. Falls er weiß, dass er da hinmüsste und weiß, dass es für Pinguine ein wenig natürlicher
alles läuft und er nach seinem entfremdetem Leben im Giraffenterrain ("hier ist es zwar komisch, aber
hier kenne ich mich aus") in dieser neuen Umgebung zurechtkommt, wo es ja auch immer noch ums
leben und überleben geht und einem nicht alles in den Mund / Schnabel geflogen kommt.

*) Es braucht halt doch eine Menge Plan und Kompetenzen und Entwicklung und Ressourcen.
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11 "Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten," sagte Vasiliy Kandinskiy, aber es ätzt mich an, wenn man versucht auf meiner Psyche herumzuklimpern, und ich mag das auch anderen nicht antun (nach dem Motto: "Was du nicht willst, daß man dir tut...").
Wenn jemand einen festen Plan hätte und mich einfach manipulieren will, darauf hätte ich auch keine Lust.

Mir ginge es darum, dass überhaupt mal irgendeine erträgliche Konservation herauskommt.
Eine, die nicht abbricht oder von lauter Misstönen geprägt ist.

Ich habe für mich so geschlussfolgert, dass viele andere gelernt haben, wie sie sich halbwegs angenehm
miteinander unterhalten können(Smalltalk, leichte Themen, Klatsch), aber für sie scheint es mühelos
und in einer Wohlfühlzone zu sein. Bei mir fehlt das Mühelose und das darin wohlfühlen.

Am natürlichsten fände ich ja, wenn beide in einer Interaktion in ihrer Wohfühlzone sind.
Und da wüsste ich gerne, was das zwischen manchen Menschen und mir eine natürliche
Schnittmenge sein könnte.

Und dass das irgendwie echt und ehrlich ist und nicht so mit manipulativen Hintergedanken.
(Das stört mich am PU Ansatz oder auch so bestimmten Kommunikationsansätzen "so verstehen
Sie Ihre Mitmenschen, machen Sie willig und gewinnen Freunde / kommen an Ihr Ziel".
-- "Freunde"--.)
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Bestimmte Umstände können natürlich auch die Psyche belasten. Nicht nur, daß die Kehrseite von Berühmtheit sein kann, daß man durch den Kakao gezogen wird. Irgendwann kann man keine Autobahn mehr sehen, und man langweilt sich zu Tode, bis man endlich mit seinem Auftritt dran ist und danach wieder abhauen kann. Zu viele Leute, die man nicht kennt, zu viele Zigaretten... Und natürlich: "Warum spielst du so viele Vierteltöne?" :specht:
Das kann ich mir vorstellen, dass da auch nicht alles immer nach Wunsch geht und gut ist.
Ich stelle es mir ja schon anstrengend vor, innerhalb weniger Wochen immer wieder dasselbe Programm
abzuspulen. Da steckt viel Arbeit dahinter, und da ist Musik nicht spontan und frei.
Und viele Bands entwickeln sich auch sehr auseinander wenn im Privatleben z B der eine eine Kreativ-
kommune aufmachen möchte, der andere Famlie gründet und der dritte lieber mal auf einer Insel wohnen will.
Das wird dann mit Proben schwierig.
Jede Tätigkeit hat wohl ihr System, mit dem man klar kommen muss.
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Da fällt mir auf, daß ich auch schon lange keine Gitarre mehr angefaßt habe. Mein Faible für tiefe Töne hat mich allerdings zu Bässen verschiedenster Art geführt. Was man damals auf der Tuba gespielt hat, hätte mich stilistisch nicht unbedingt gereizt. Mit dem entsprechenden Pioniergeist hätte man aber schon interessante Musik machen können :)
Das klassische finde ich da auch eher abschreckend, wie normalerweise Tuba und Co in
z. B. Vereinsmusik gespielt wird und klassisches Orchester ist jetzt auch nicht meins.
Was ich schon positiver fand war z. B. ein Cinematic Orchestra (oder eben auch genau dieses
"The Cinematic Orchestra"https://de.wikipedia.org/wiki/The_Cinematic_Orchestra)
Selber experimentieren können und was aufstellen, macht dann sicher noch mehr Spaß.
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Ich meinte ganz grundsätzlich sog. entfremdete Arbeit und damit einhergehende psychische Dispositionen. Wobei letztere der primäre Faktor sind. Es gibt Beschreibungen davon, wie im Frühkapiitalismus Leuten die bisherige Existenzgrundlage entzogen wurde, aber sie waren nicht fähig, sich den neuen Verhältnissen anzupassen, waren nur völlig ratlos.
Achso. Ja, das ist nicht immer so leicht, mit der gesellschaftlichen Entwicklung mitzugehen.

Hattest du nicht auch etwas gepostet, dass es verschiedene ungleichzeitige Phasen von Entwicklungsständen
in einer Gesellschaft gibt? Nicht jeder kommt da mit den allerneuesten Anforderungen mit.
Die Ressourcen hätten gerade noch dazu gereicht, das alte zu erhalten.
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Einen besseren Job kann ich Dir leider nicht besorgen :(
Oh, das hätte ich auch nicht erwartet.
Ich sehe die Umstände und meine eigene Disposition um sehr vieles grundsätzlicher, als dass
da auf Zuruf irgendeine Lösungen herkommen könnte, denn das Grundsystem und die eigene Response
wären ja auch noch da.
Im großen und ganzen ist der Job an sich auch nicht so unpassend für mich.
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11"Jeder kann es schaffen" ist eine Mär. Das geht weder im Berufs-, noch im Privatleben. Letzteres sieht man hier im Treff zur Genüge :(
Am ehesten denke ich noch, dass jeder seinen eigenen Spielraum und realistische Alternativen
finden kann. Das ist mal früher und mal später ausgeschöpft. Ganz resignieren muss auch nicht die Lösung
sein. Aber es ist auch nicht richtig, dass jeder das gleiche bekommt oder jeder ein garantiertes Glück in einer
ganz bestimmten Form.
Zuletzt geändert von kreisel am 24 Mai 2020 15:19, insgesamt 2-mal geändert.
Nonkonformist

Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Nonkonformist »

kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Am ehesten denke ich noch, dass jeder seinen eigenen Spielraum und realistische Alternativen
finden kann. Das ist mal früher und mal später ausgeschöpft. Ganz resignieren muss auch nicht die Lösung
sein. Aber es ist auch nicht richtig, dass jeder das gleiche bekommt oder jeder ein garantiertes Glück in einer
ganz bestimmten Form.
[/quote]
Die erreichbaren 'zielen' sollten aber noch glücklich machen.
Nur überleben kann nicht der zweck des lebens sein.

Nichts von was mir noch erreichbar scheint, steht auch nur ansatzweise auf meinen wünschliste.
(Eher recht hoch auf meinen Nie-Im-Leben liste)

Damit bleibt mir im leben auch nur noch der melancholie nach frühren, besseren zeiten....
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Nonkonformist hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:18 Die erreichbaren 'zielen' sollten aber noch glücklich machen.
Nur überleben kann nicht der zweck des lebens sein.

Nichts von was mir noch erreichbar scheint, steht auch nur ansatzweise auf meinen wünschliste.
(Eher recht hoch auf meinen Nie-Im-Leben liste)

Damit bleibt mir im leben auch nur noch der melancholie nach frühren, besseren zeiten....
Ich würde mich auch nicht in Bewegung setzen, wenn Dinge erreichbar sind, aber
nicht notwendig, und gar nicht attraktiv, nicht wirklich passend.
Immerhin hast du mal eine Erfahrung gemacht, welches Umfeld und welche Bedingungen
dir gut liegen.
Ist natürlich traurig, wenn das erstmal nicht in Sicht und erreichbar ist.
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Dérkesthai
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Dérkesthai »

Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11 "Jeder kann es schaffen" ist eine Mär. Das geht weder im Berufs-, noch im Privatleben. Letzteres sieht man hier im Treff zur Genüge :(
Ja, genau wie "Jeder ist seines Glückes Schmied". Das geht auch nicht immer.
Mal fehlt das Werkzeug, mal das Know-how, mal das Material um vermeintliches Glück zu bekommen. Manchmal/Häufig je nach subjektiven Empfinden sind es auch die anderen, die einem das nicht ermöglichen. Natürlich nicht immer nur eines zu 100%. Viel mehr eine Mischung.
⛧ Ad signandum domum contra diabolum. ⛤
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Melli »

kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Haha... ja:
https://www.hirschhausen.com/glueck/die-pinguingeschichte.php hat geschrieben:Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe.
:mrgreen:
Die Grundidee ist ja nicht ganz so (nicht sooooo*) abwegig. Ein Pinguin müsste schauen, wie so ein Pinguin dem Grunde nach leben müsste und merken, dass es eine Diskrepanz gibt. Und wenn er zufällig im Giraffengehege gelandet ist, muss er sich ein Loch buddeln und ausbrechen und dann schauen, ob er sich in Deutschland befindet in einem Zoo oder doch in Afrika und er gar nicht in einem Gehege war. Und dann müsste er ohne Kompass und Bahn schauen wie er in die Antarktis kommt. Falls er weiß, dass er da hinmüsste und weiß, dass es für Pinguine ein wenig natürlicher alles läuft und er nach seinem entfremdetem Leben im Giraffenterrain ("hier ist es zwar komisch, aber hier kenne ich mich aus") in dieser neuen Umgebung zurechtkommt, wo es ja auch immer noch ums leben und überleben geht und einem nicht alles in den Mund / Schnabel geflogen kommt.
*) Es braucht halt doch eine Menge Plan und Kompetenzen und Entwicklung und Ressourcen.
Kommt natürlich drauf an, welcher Art der Pinguin angehört. Generell gibt es Pinguine auf der gesamten Südhalbkugel.

Ganz so dumm werden Zoos wohl kaum sein, Pinguine mit Giraffen zu vergesellschaften.

Irgendwie erinnert das eher an den Film "Madagascar" :mrgreen:

Das Problem ist nun ähnlich strukturiert wie damals die Geschichte von einem Elefanten in einem argentinischen Zoo. Nur daß der viel schlechter dran ist.
kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Melli hat geschrieben: 20 Mai 2020 22:11 "Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten," sagte Vasiliy Kandinskiy, aber es ätzt mich an, wenn man versucht auf meiner Psyche herumzuklimpern, und ich mag das auch anderen nicht antun (nach dem Motto: "Was du nicht willst, daß man dir tut...").
Wenn jemand einen festen Plan hätte und mich einfach manipulieren will, darauf hätte ich auch keine Lust.
Mir ginge es darum, dass überhaupt mal irgendeine erträgliche Konservation herauskommt. Eine, die nicht abbricht oder von lauter Misstönen geprägt ist.
Ich habe für mich so geschlussfolgert, dass viele andere gelernt haben, wie sie sich halbwegs angenehm miteinander unterhalten können (Smalltalk, leichte Themen, Klatsch), aber für sie scheint es mühelos und in einer Wohlfühlzone zu sein. Bei mir fehlt das Mühelose und das darin wohlfühlen.
Am natürlichsten fände ich ja, wenn beide in einer Interaktion in ihrer Wohlfühlzone sind. Und da wüsste ich gerne, was das zwischen manchen Menschen und mir eine natürliche Schnittmenge sein könnte.
Und dass das irgendwie echt und ehrlich ist und nicht so mit manipulativen Hintergedanken. (Das stört mich am PU Ansatz oder auch so bestimmten Kommunikationsansätzen "so verstehen Sie Ihre Mitmenschen, machen Sie willig und gewinnen Freunde / kommen an Ihr Ziel".
-- "Freunde"--.)
Weiß auch nicht, vielleicht sind die mit Seichtigkeiten und Tratschereien aufgewachsen und so da hineingewachsen -?

Mich persönlich hat solch nichtiges Geschwätz nicht interessiert. Was mir von meiner "Bonus"-Mutter dann auch gerne zum Vorwurf gemacht wurde, ich würde mich für "die" Leute nicht interessieren. Wenn sie damit die für sie primär relevanten Leute meinte, dann hatte sie damit sogar recht 😡

Wie sich manche gegenseitig angezickt haben, fand ich sogar verachtenswert :?

In erster Linie ist es in meiner Familie nicht üblich, "jeden Scheiß mitzumachen" 💩 Meine Wohlfühlzone ist eine, in der ich von dergleichen nicht behelligt werde. Was nicht heißt, daß wir nur entweder schwierige Themen diskutieren oder uns anschweigen :hammer:
kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Bestimmte Umstände können natürlich auch die Psyche belasten. Nicht nur, daß die Kehrseite von Berühmtheit sein kann, daß man durch den Kakao gezogen wird. Irgendwann kann man keine Autobahn mehr sehen, und man langweilt sich zu Tode, bis man endlich mit seinem Auftritt dran ist und danach wieder abhauen kann. Zu viele Leute, die man nicht kennt, zu viele Zigaretten... Und natürlich: "Warum spielst du so viele Vierteltöne?" :specht:
Das kann ich mir vorstellen, dass da auch nicht alles immer nach Wunsch geht und gut ist. Ich stelle es mir ja schon anstrengend vor, innerhalb weniger Wochen immer wieder dasselbe Programm abzuspulen. Da steckt viel Arbeit dahinter, und da ist Musik nicht spontan und frei.
Deswegen habe ich so viel improvisiert. Ich wollte ja meinen Spaß dabei haben :D
kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10Und viele Bands entwickeln sich auch sehr auseinander wenn im Privatleben z B der eine eine Kreativkommune aufmachen möchte, der andere Famlie gründet und der dritte lieber mal auf einer Insel wohnen will.
Das wird dann mit Proben schwierig.
Jede Tätigkeit hat wohl ihr System, mit dem man klar kommen muss.
Man kann mit weniger Proben auskommen (wenn man das Material beherrscht). Aber die Arbeit darf nicht leiden (und ja, es ist Arbeit). Wenn dem Lebensentwürfe entgegenstehen, dann ist das leider schlecht.
kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Da fällt mir auf, daß ich auch schon lange keine Gitarre mehr angefaßt habe. Mein Faible für tiefe Töne hat mich allerdings zu Bässen verschiedenster Art geführt. Was man damals auf der Tuba gespielt hat, hätte mich stilistisch nicht unbedingt gereizt. Mit dem entsprechenden Pioniergeist hätte man aber schon interessante Musik machen können :)
Das klassische finde ich da auch eher abschreckend, wie normalerweise Tuba und Co in z. B. Vereinsmusik gespielt wird und klassisches Orchester ist jetzt auch nicht meins.
Was ich schon positiver fand war z. B. ein Cinematic Orchestra (oder eben auch genau dieses "The Cinematic Orchestra"https://de.wikipedia.org/wiki/The_Cinematic_Orchestra)
Selber experimentieren können und was aufstellen, macht dann sicher noch mehr Spaß.
Interessant... Zu meiner Zeit hätte man vieles noch gar nicht brauchbar abmischen können, v.a. nicht live :(
kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11Ich meinte ganz grundsätzlich sog. entfremdete Arbeit und damit einhergehende psychische Dispositionen. Wobei letztere der primäre Faktor sind. Es gibt Beschreibungen davon, wie im Frühkapiitalismus Leuten die bisherige Existenzgrundlage entzogen wurde, aber sie waren nicht fähig, sich den neuen Verhältnissen anzupassen, waren nur völlig ratlos.
Achso. Ja, das ist nicht immer so leicht, mit der gesellschaftlichen Entwicklung mitzugehen.
Hattest du nicht auch etwas gepostet, dass es verschiedene ungleichzeitige Phasen von Entwicklungsständen in einer Gesellschaft gibt? Nicht jeder kommt da mit den allerneuesten Anforderungen mit.
Die Ressourcen hätten gerade noch dazu gereicht, das alte zu erhalten.
Ja, viele der aktuellen Ungleichzeitigkeiten finde ich schon irritierend genug. Überreste noch älterer Verhältnisse wird man in D wahrscheinlich nicht mehr finden.

Vieles was man mir in D als traditionell darstellen wollte, war das schon lange nicht mehr. Was jedoch bestimmt nicht heißen muß, daß das alles schlecht war. Für manche Leute kann ich sogar Sympathien hegen, die waren rechtschaffen und freundlich.
kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Melli hat geschrieben: 22 Mai 2020 14:11"Jeder kann es schaffen" ist eine Mär. Das geht weder im Berufs-, noch im Privatleben. Letzteres sieht man hier im Treff zur Genüge :(
Am ehesten denke ich noch, dass jeder seinen eigenen Spielraum und realistische Alternativen finden kann. Das ist mal früher und mal später ausgeschöpft. Ganz resignieren muss auch nicht die Lösung sein. Aber es ist auch nicht richtig, dass jeder das gleiche bekommt oder jeder ein garantiertes Glück in einer ganz bestimmten Form.
Das stimmt.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10 Irgendwie erinnert das eher an den Film "Madagascar" :mrgreen:
Oh Mann, der Film hat mich genervt. Da waren die Tiere auch noch so
"cool" und "hip" und die ganze Geschichte abwegig.
Ja, aber stimmt, so ähnlich stelle ich mir die Aufforderung von Herrn Hirschhausen
vor, wie man aus seinem Leben ausbrechen könnte.
Vielleicht doch in dieser Form eher eine Phantasterei.
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Weiß auch nicht, vielleicht sind die mit Seichtigkeiten und Tratschereien aufgewachsen und so da hineingewachsen -?
Hm, ich bin auch damit aufgewachsen, und Vater und Schwester fanden das toll,
das hat die verbunden.
Mich haben diese Leute, und welche Merkmale von denen hervorgehoben werden, auch nicht
so interessiert.

Mittlerweile bin ich sehr empfindlich, wenn überhaupt immer so Merkmale hervorgehoben werden.
Ich finde es irgendwie ruhiger, wenn alles so im ganzen bleibt.
Die Aufmerksamkeit wird bei Klatsch auf komische Art gelenkt, und das bei Nichtigkeiten zum Teil.
(Bei mir wirkt es zumindest so ablenkend und spaltend, so sehr dass ich nicht mehr
zum wesentlichen finde.)
Aber ganz ohne Differenzierung ginge es ja auch nicht, nur muss man die unbedingt
im Klatsch ausleben?

Ob Klatsch und Tratsch auch so eine Entwicklung haben?
Ich meine, ich hätte es hier irgendwo im Forum gelesen, dass das früher vielleicht sowas
war wie die Tagesnews, einfach Neuigkeiten mitteilen und Anteil nehmen.
Das beurteilen / bewerten / als Nogo sehen und ausgrenzen muss wohl nicht immer
dabei sein.
Wobei es sicher auch immer schon Feindbilder gab. Die komischen anderen.
Und dass man doch lieber bei den Gewinnern dabei ist und denen, die die richtigen
Werte verkörpern. Ist vielleicht auch Machtfrage.
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Mich persönlich hat solch nichtiges Geschwätz nicht interessiert. Was mir von meiner "Bonus"-Mutter dann auch gerne zum Vorwurf gemacht wurde, ich würde mich für "die" Leute nicht interessieren. Wenn sie damit die für sie primär relevanten Leute meinte, dann hatte sie damit sogar recht 😡

Wie sich manche gegenseitig angezickt haben, fand ich sogar verachtenswert :?
Das kann ich mir gut vorstellen. :?
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10In erster Linie ist es in meiner Familie nicht üblich, "jeden Scheiß mitzumachen" 💩 Meine Wohlfühlzone ist eine, in der ich von dergleichen nicht behelligt werde. Was nicht heißt, daß wir nur entweder schwierige Themen diskutieren oder uns anschweigen :hammer:
Das ist das gute, dass man da ja heute eher die Wahl hat und das gestalten kann.
Und passende Leute finden im privateren Rahmen.
Im öffentlichen kann man sich die Leute nicht aussuchen, sondern nur die angemessene
Distanz dazu.

Und als Kind kann man sich die Umstände auch leider nicht aussuchen und laut Psychologie
ist auch die Distanz dazu schwierig, weil die Bezugsgruppe noch als sehr relevant fürs
Überleben eingestuft wird und es für einen abgegrenzten Geist auch erst mal Reife braucht.

Das scheint zumindest noch eine Aussage in Therapie zu sein, mit der ich mehr anfangen
kann. "Sie haben es überlebt und jetzt machen Sie ihr eigenes Ding und lernen sich
zu vertrauen".
Und auch zu lernen, ein paar Dinge zu integrieren und heute zu sehen, dass es
Alternativen gibt, wo man als Kind teilweise abhängig war oder nur mit Flucht
reagieren konnte und Rückzug.
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Man kann mit weniger Proben auskommen (wenn man das Material beherrscht). Aber die Arbeit darf nicht leiden (und ja, es ist Arbeit). Wenn dem Lebensentwürfe entgegenstehen, dann ist das leider schlecht.
Ich glaube, heute kann man sogar über das Internet gemeinsam proben.
Oder viele Elemente werden auch beim komponieren hin und hergesendet.
Sängerinnen aus einem anderen Kontinent dazugeholt, ect.
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Ja, viele der aktuellen Ungleichzeitigkeiten finde ich schon irritierend genug. Überreste noch älterer Verhältnisse wird man in D wahrscheinlich nicht mehr finden.
Hmm, ich glaube älter als Kaiserreich eher nicht :mrgreen:
Wobei so ein paar Gothics und Germanen vielleicht auch noch gerne ins Mittelalter zurück wollen.
Vor-industriell und Vor- Bildung ist aber auch nicht so selten.
Das ist wirklich irritierend. Ich war da ziemlich "zwischen den Klassen". Aber irgendwie ist es auch
spannend, wenn man mal begriffen hat, dass es nicht das eine gutbürgerliche Idealbild gibt.
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Vieles was man mir in D als traditionell darstellen wollte, war das schon lange nicht mehr.
Tradtionell ist heutzutage mittlerweile wahrscheinlich der Coffee To Go.
Für mich ist das aber immer noch unberührte Erde.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Nonkonformist »

kreisel hat geschrieben: 24 Mai 2020 15:10
Ich habe für mich so geschlussfolgert, dass viele andere gelernt haben, wie sie sich halbwegs angenehm
miteinander unterhalten können(Smalltalk, leichte Themen, Klatsch), aber für sie scheint es mühelos
und in einer Wohlfühlzone zu sein. Bei mir fehlt das Mühelose und das darin wohlfühlen.

Am natürlichsten fände ich ja, wenn beide in einer Interaktion in ihrer Wohfühlzone sind.
Und da wüsste ich gerne, was das zwischen manchen Menschen und mir eine natürliche
Schnittmenge sein könnte.

Und dass das irgendwie echt und ehrlich ist und nicht so mit manipulativen Hintergedanken.
Ich kann es.
Tratsch und klatsch, die ganze bandbreite.
Aber nicht mit unbekannten und in gruppen wo ich aussenseiter bin.

In meinen trickfilmzeit war ich recht gut auf dem laufenden.
Wer ist mit wem, wer ist in wem heimlich verliebt, wer hat liebeskummer, wer wird das studio demnächst verlassen, wer intigriert, die ganze bandbreite. Fast ob wie ich live in einen soap-TV serie war.
Ich gehörte sogar zu den best informierten menschen im studio.
Weil auch vielen bei mir ausgeweint haben, wenn sie mal wieder beziehugsprobleme hatten, und bei jemanden trost gesucht haben.
Und ich habe mich bei meinen liebeskummer auch von anderen trosten lassen.
In wem ich verliebt war konnte ich sowieso nicht lange geheim halten.
Ich war da sehr gut eingebunden.
Und das studio war viel mehr zuhause als das zuhause wo ich gelebt habe.
Im studio haben manchen sich gefreut mich zu sehen, mit mir mitgefiebert; da habe ich wirklich gelebt..
Ich war teil der familie, so wie eine meiner studios sich auch betrachtet hat; famile, mehr als reiner kollegenkreis.
Darum vermisse ich diese zeit auch so - mit sicherheit nicht nur der tätigkeit des zeichnens, aber viel mehr meinen früheren ersatzfamie. Das einzige kapittel meines lebens wo ich richtig gelebt habe, akzeptiert würde so wie ich bin, ohne versuche mich zu konformieren, und wo ich glücklich war.

Voraussetzung ist bei mir aber eine wohlfühlgruppe.
Und das sind für mich die allerwenigsten.
Auch nicht alle trickfilmstudios wo ich gearbeitet habe.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 06:05 Ich kann es.
Tratsch und klatsch, die ganze bandbreite.
Aber nicht mit unbekannten und in gruppen wo ich aussenseiter bin.

In meinen trickfilmzeit war ich recht gut auf dem laufenden.
Wer ist mit wem, wer ist in wem heimlich verliebt, wer hat liebeskummer, wer wird das studio demnächst verlassen, wer intigriert, die ganze bandbreite. Fast ob wie ich live in einen soap-TV serie war.
Ich gehörte sogar zu den best informierten menschen im studio.
Weil auch vielen bei mir ausgeweint haben, wenn sie mal wieder beziehugsprobleme hatten, und bei jemanden trost gesucht haben.
Und ich habe mich bei meinen liebeskummer auch von anderen trosten lassen.
In wem ich verliebt war konnte ich sowieso nicht lange geheim halten.
Ich war da sehr gut eingebunden.
Das klingt doch gut. Ich denke, das hatte bei dir dann auch eher der Klatsch die Qualität
von sich mitteilen, in der Gruppe teilen und eher Vertrautheit haben und in dem ganzen
mitleben.

Der Klatsch und Tratsch hatte nicht so die Bösartigkeit, und hatte die Vorwürfe, die Ablehnung,
die Überheblichkeit, die einen unwohl fühlen lässt.

Ich kenne den guten Klatsch nicht, denn bei mir halten die Leute mit privatem sehr hinterm Berg.
Viele trennen Job,sitzen Zeit ab, und trennen es von privatem und würden keine Minute
nach Feierabend pünktlich auf die Minute mit den Kollegen hergeben.
Das gab es selten, dass jemand viel von sich erzählte. Aber wenn, weil es da so
arglos war und nicht gleich so kritisch, dann war die ganze Atmosphäre viel vertrauter.

Ich war am Anfang auch sehr viel argloser, hab von meinen psychischen Schwächen erzählt
oder was ich so gemacht hab privat, ob es ein OdB gab ect, von meinen komischen Gedanken
über die Welt, aber als die Kollegschaft gewechselt hat, hatte ich das Gefühl, ich werfe mich Hyänen
zum Fraß vor, oder es fällt negativ auf mich zurück und geht zur Führung und führt zur Abwertung ect,
es kamen so irritierende affektiv kaum nachvollziehbare Reaktionen und dann diese Lästereien
und kalte Schulter und die anderen haben sich völlig bedeckt gehalten.

Der letzte Kollege, der irgendwann abgeordnet wurde, war die letzte Verbindung.
Typ Hawaihemd und Vereinstyp und mit einer Verbindung hätte ich nie gerechnet,
aber er hatte total andere Seiten. Wäre fast Musiker geworden. WEgen der Frau ist er
dann ins bürgerliche gegangen.
Hatte einen psychotischen Freund, der sich umgebracht hat. Hatte eine Hundeneurose aber hat
sich einen Hund besorgt und ist zur Hundeschule. Man hat alles so mitgelitten, mitgelacht;
als er weg war, gab es so eine Verbindung nicht mehr :sadman:
"Der Ernst des Lebens" zog in die Arbeit ein oder auch eine Art Kontaktwüste. Viel versucht und am
Anfang näherten sich auch mir noch Leute an, aber die Verbindung fehlte.
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 06:05Im studio haben manchen sich gefreut mich zu sehen, mit mir mitgefiebert; da habe ich wirklich gelebt..
Ich war teil der familie, so wie eine meiner studios sich auch betrachtet hat; famile, mehr als reiner kollegenkreis.
Darum vermisse ich diese zeit auch so - mit sicherheit nicht nur der tätigkeit des zeichnens, aber viel mehr meinen früheren ersatzfamie. Das einzige kapittel meines lebens wo ich richtig gelebt habe, akzeptiert würde so wie ich bin, ohne versuche mich zu konformieren, und wo ich glücklich war.
Das klingt wirklich gut und erfüllend.
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 06:05Voraussetzung ist bei mir aber eine wohlfühlgruppe.
Und das sind für mich die allerwenigsten.
Auch nicht alle trickfilmstudios wo ich gearbeitet habe.
Wenn ich wüsste, woran das liegt.
Das sind so komische Wechselwirkungen. Verschließt man sich vor den anderen, weil man sich
nicht wohlfühlt, oder fühlt man sich nicht wohl, weil man zu kritisches und böses
erwartet und alles treibt so ungünstig weiter?
Man baut auch irgendwann immer mehr Vorbehalte auf, und ab einem bestimmten Punkt
wird es schwierig, dem anderen noch eine Chance zu geben.

Und es wird wohl schwierig sein, mit JEDER Gruppe gut zu harmonieren, sich gut
einzufügen.
Idealerweise ist das sicher möglich, aber wie es mit mir realistisch gehen sollte, das weiß
ich nicht, da denke ich, die Erwartung ist zu groß. Obwohl ich insgeheim denke, ich müsste
es gut und harmonisch hinkriegen.
Ich müsste mich so anpassen können, dass ich überall klar komme und es irgendwas
verbindendes und friedliches gibt.

Früher hatte ich sogar mir zurecht gedacht, ich könnte mit jedem eine Liebesbeziehung eingehen.
Egal wo, egal welche Kultur, egal welche Lebenssituation, egal welcher Charakter.
Ich hab einfach von mir erwartet, dass ich das können muss.
Nonkonformist

Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Nonkonformist »

kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:19
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 06:05Voraussetzung ist bei mir aber eine wohlfühlgruppe.
Und das sind für mich die allerwenigsten.
Auch nicht alle trickfilmstudios wo ich gearbeitet habe.
Wenn ich wüsste, woran das liegt.
Das sind so komische Wechselwirkungen. Verschließt man sich vor den anderen, weil man sich
nicht wohlfühlt, oder fühlt man sich nicht wohl, weil man zu kritisches und böses
erwartet und alles treibt so ungünstig weiter?
Man baut auch irgendwann immer mehr Vorbehalte auf, und ab einem bestimmten Punkt
wird es schwierig, dem anderen noch eine Chance zu geben.
Hmm...
Wechselwirking.
Ping pong.
Man gibt was, man bekommt was zurück.
Wenn das alles funkt, bei den meisten menschen in der gruppe, dann wird es zum wohlfühlgruppe.
Aber manchmal ist da bereits zwiespalt bevor man überhaupt den gruppendynamik kennt.
Und dann gibt es so einen toxischen mit den darfst du und mit den nicht atmosphäre.
Meist gab es in den großeren studios mehreren kleineren afterwork-cliquen.
Aber man konnte gleichzeitig mitglied mehreren cliquen sein.
Die cliquen haben sich nicht gegenseitig gehasst.
Und manchmal hat auch das ganze studio mal was organisiert.
Ich war in das großte studio zum bestzeiten in sicher vier cliquen drinn.
Zwei hauptcliquen, zwei nebencliquen.
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:19 Und es wird wohl schwierig sein, mit JEDER Gruppe gut zu harmonieren, sich gut
einzufügen.
Idealerweise ist das sicher möglich, aber wie es mit mir realistisch gehen sollte, das weiß
ich nicht, da denke ich, die Erwartung ist zu groß. Obwohl ich insgeheim denke, ich müsste
es gut und harmonisch hinkriegen.
Ich müsste mich so anpassen können, dass ich überall klar komme und es irgendwas
verbindendes und friedliches gibt.
Es gab bei mehr als hundert mitarbeitern sicher auch cliquen wo ich nicht integriert war.
Aber man braucht auch keine hundert freunden, schätze ich mal so....

An meinen besten geburtstagfeier, in einen restaurant, sind etwa 36 kollegen aufgetaucht - ich hatte mit etwa 16 gerechnet, meinen engeren freundeskreis (allgemeine studiokollegen-einladung, free to come), und das würde kurz ein bisschen zum organisatorisches problem.
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:19 Früher hatte ich sogar mir zurecht gedacht, ich könnte mit jedem eine Liebesbeziehung eingehen.
Egal wo, egal welche Kultur, egal welche Lebenssituation, egal welcher Charakter.
Ich hab einfach von mir erwartet, dass ich das können muss.
Das sind wohl sehr hohe erwartungen und sehr hohen ansprüche an dich selbst.
Ich war direkter zeuge einiger katastrophalen kombinationen, von ganz nah drann.
Nein, das stimmt nicht immer, das jede kombination die gleichen chancen hat.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:49 Hmm...
Wechselwirking.
Ping pong.
Man gibt was, man bekommt was zurück.
Wenn das alles funkt, bei den meisten menschen in der gruppe, dann wird es zum wohlfühlgruppe.
Das macht Sinn mit dem hin und her.

Ich denke, ab einem gewissen Punkt habe ich aber auch für Stau gesorgt im
zwischenmenschlichen.
Dass ich da ein Rollenloch habe / nichts zurücksenden kann oder manche Sachen
zu persönlich oder kritisch sehe, zu unsicher bin.

Mit dem Energy-flow hin und her (hab ich bei Bauer sucht Frau international
so als Absage der Dame gesehen, "du die Energie fließt nicht so hin und her") ist aber
auch echt nicht so leicht.
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:49Aber manchmal ist da bereits zwiespalt bevor man überhaupt den gruppendynamik kennt.
Und dann gibt es so einen toxischen mit den darfst du und mit den nicht atmosphäre.
Meist gab es in den großeren studios mehreren kleineren afterwork-cliquen.
Aber man konnte gleichzeitig mitglied mehreren cliquen sein.
Die cliquen haben sich nicht gegenseitig gehasst.
Und manchmal hat auch das ganze studio mal was organisiert.
Ich war in das großte studio zum bestzeiten in sicher vier cliquen drinn.
Zwei hauptcliquen, zwei nebencliquen.
Ah okay, mit den Untergruppen hab ich soweit auch nicht bedacht.
Das finde ich eigentlich noch sehr natürlich.
Ich habe da eine Doku von Elefanten in Sumutra gesehen, die über die Insel
wandern und ihre Cliquen auch immer mal wechseln, und da dachte ich "ah gutes
Sozialsystem".

Bei uns auf der Arbeit ist das eher weniger. Die Teams, die vom Arbeitgeber zusammen-
gewürfelt werden, vier oder sechs Leute, verstehen sich oder nicht und hängen ab oder nicht.
Da ist wenig Beweglichkeit.
Teamübergreifend wohin zu gehen wäre etwas komisch. Erst als sie nach Jahren gemerkt haben,
es geht wirklich nicht so richtig, hat sich das mal etwas geöffnet zwischen zwei Teams.

Direkt hassen ist das aber auch nicht. Vielleicht Bequemlichkeit oder weil man so den größten
Teil des Tages miteinander verbringt?
Aber es steigert natürlich enorm die Möglichkeiten, wenn es da flexibler wäre.
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:49Nein, das stimmt nicht immer, das jede kombination die gleichen chancen hat.
Die Überzeugung hatte ich auch eher in der Theorie. Denn "natürliche soziale Brücken bauen"
war bei mir kaum drin, zum anderen Geschlecht schonmal gar nicht.
Das war dann schon ein Weg von der Theorie zur sehr konflikthaften Erfahrung.
Die aber immerhin eine Art Übergang war in eine Realität und Selbsterfahrung.

Meine erste Beziehung war ein Mann von einem anderen Kontinent, muslimischer Hintergrund,
der ein Aufenthaltsrecht brauchte und der mich für eine Weile doch so ernst nahm,
dass er Besitzansprüche stellte, das ging von Klamottenwahl, bis keine Freunde mehr
treffen, nur mit Mühe und Not / Drohungen zur Hochschule gehen lassen usw usf.
mit narzisstischen gewalttätigen Neigungen.

Sicherlich kann man sich an alles anpassen, aber in der Zeit hatte ich mir wegen anderer Sachen
Hilfe gesucht, weil es so oder so schon nicht mehr ging psychisch, und die Leute redeten auf mich
ein wie auf ein krankes Pferd, dass das so nicht geht und das gefährlich ist.
Eigenwahrnehmung- sehr schlecht zu dieser Zeit. Nur Theorie im Kopf.

Mit so einem Hintergrund ist es unglaublich schwer, in einer normalen bürgerlichen
Gesellschaft zwischen Leuten mit recht gutem Hintergrund oder starkem Ego und eher
wenig Argem ein Element zu sein, was so locker mitfließt. Vieles hab ich gar nicht
entwickelt. Aber ich hab vieles, was andere total erschreckt und sie in IHR Rollenloch
stößt, wenn man sowas nicht kennt.

Und den beliebten "alles ist positiv, ich hab alles im Griff, die Welt ist rosa und steht
mir frei" Glauben kann ich leider auch nicht bedienen.
Da bin ich in deren Sicht einer dieser negativen Energievampire, von denen man sich
besser fern hält, weil es den eigenen Fokus doch sehr stört.*meine ich durchaus
leicht ironisch und in Kritik an der ich mache mir meine Welt- Attitüde*
Aber solange man positiv gestalten kann, warum nicht, wer würde das nicht tun.
Man lehnt damit nur ganz viel auch ab, was nicht in das positive passt und grenzt
aus. Vielleicht nicht Personen direkt, aber Dinge, die man nicht wahrhaben will,
die nicht sein sollen und indirekt grenzt man dann schon Personen aus.

Trotzdem muss ich jetzt auch mal langsam mit dem Selbstmitleid wieder
aufhören.
Manches hilft aber beim Verständnis / bei der Erkenntnis, warum es im sozialen
nicht soo einfach ist. Es sind ganz viele Puzzleteile.
Nonkonformist

Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Nonkonformist »

kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:49 Hmm...
Wechselwirking.
Ping pong.
Man gibt was, man bekommt was zurück.
Wenn das alles funkt, bei den meisten menschen in der gruppe, dann wird es zum wohlfühlgruppe.
Das macht Sinn mit dem hin und her.

Ich denke, ab einem gewissen Punkt habe ich aber auch für Stau gesorgt im
zwischenmenschlichen.
Dass ich da ein Rollenloch habe / nichts zurücksenden kann oder manche Sachen
zu persönlich oder kritisch sehe, zu unsicher bin.

Mit dem Energy-flow hin und her (hab ich bei Bauer sucht Frau international
so als Absage der Dame gesehen, "du die Energie fließt nicht so hin und her") ist aber
auch echt nicht so leicht.
Wenn es schwierig ist, fehlt dieser funken.
Wenn es leicht ist, stimmt der chemie.
In meinen wohlfühlgruppen bin ich ganz von alleine mühelos reingerutscht.
kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04 Ah okay, mit den Untergruppen hab ich soweit auch nicht bedacht.
Wir waren zur hochstzeiten mit mehr als hundert mitarbeiter, verteilt in einen tagesschicht, und einen abend/nachtschicht.
Weil auch mal überstunden gemacht würden, kannten wir aus der tagesschicht auch den mitarbeiter aus den abendschicht.
Mit alle hundert+ gleichzeitig auf afterwork wäre nicht praktikabel gewesen.
Wir hatten cliquen die etwa fünf bis zehn mitglieder groß waren.
Manchmal waren auch mal zwei cliquen vereint ünterwegs.
Meist war das auch alles auf spontan - recht vielen jungesellen ohne familenverpflichtungen, und damit sehr flexibel.
Manchmal würde erst in den letzten fünf minunten entschieden, das wir noch was machen.
Geburtstagfeier waren cliquenüberschreitend.
Und nur auf den großen feier (Weihnachten, großeren Grill-Partys entlang der Isar, Wrap-Up partys, filmpremieren) war das ganze studio da.

kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04 Bei uns auf der Arbeit ist das eher weniger. Die Teams, die vom Arbeitgeber zusammen-
gewürfelt werden, vier oder sechs Leute, verstehen sich oder nicht und hängen ab oder nicht.
Da ist wenig Beweglichkeit.
Teamübergreifend wohin zu gehen wäre etwas komisch. Erst als sie nach Jahren gemerkt haben,
es geht wirklich nicht so richtig, hat sich das mal etwas geöffnet zwischen zwei Teams.
Das großte studio mit den meisten afterwork-aktivitäten war verteilt in drei abteilungen.
1) - Management und verwaltung. Die waren bei den afterworkaktivitäten nie mit dabei. (Bis auf die sekretärinnen.)

2) - Zeichnerische künstler: Unterverteilt in:
Character Lead Animatoren (Chefs über eine der haupttrickflimfiguren)
Senior key character animatoren (ich)
Junior Key character Animatoren
Special Effects Animatoren
Lead Clean Up Assistant Animatoren
Clean up Assistant Animatoren
Inbetweeners
Praktikanten
Lead Background Painters
Senior Background Painters
Junior Background Painters
Layout artists (lead, senior, junior)
Checkers.

3) Computer Department
Modelers (Senior & junior)
Computer animatoren
Koloristen (Senior & Junior)
Compositoren (Senior & junior)
Filmschnitt

Es gab wenig hierarchie in diesen studio
Cliquen waren zusammengestellt aus jede denkbare kombination.
In meine wichtigste clique: ein senior background painter, zwei cleanup assistantants, zwei inbetweeners, eine praktikantin, ein senior animator und ein character lead animator. Hauptsache, wir mögen uns gegenseitig. Wer genau was gemacht hat oder wie hoch er in der hierarchie war, war dabei unwichtig.

Die zeichner und die computerleute hatten unter einander weniger kontakt, arbeiteten auch in unterschiedliche teile des studiogebäude, aber es waren auch mal computeranimatoren und koloristen mit dabei wann wir was organisierten. Sicher gemeinsamen kinobesuche waren cliquenüberschreitend, aber auch sachen wie eislaufen, biergarten oder fußball im park - also alles was auch in großeren gruppen leicht zu organisieren war. (Ich habe damals recht vielen kino-besuche organisiert.)

Es gab eine köchin im studio, und obwohl es menschen gab mit wem wir uns regelmäßiger am mittagstisch gesetzt haben, gab es keine wirklich festen tischkombinationen; wir haben uns ziemlich gemischt; und es gab wenig kollegen mit wem ich nie am tisch war. Ab und an gab es auch immer wieder neue kollegen, damit gab es einen guten austausch.

kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04 Direkt hassen ist das aber auch nicht. Vielleicht Bequemlichkeit oder weil man so den größten
Teil des Tages miteinander verbringt?
Aber es steigert natürlich enorm die Möglichkeiten, wenn es da flexibler wäre.
Wie gesagt, bei uns gab es diesen austausch.
(Obwohl man natürlich den meisten zeit innerhalb den eigenen cliquen verbracht hat. Die würden dann über zeit zu einen art ersatzfamilie.)
kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04
Nonkonformist hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:49Nein, das stimmt nicht immer, das jede kombination die gleichen chancen hat.
Die Überzeugung hatte ich auch eher in der Theorie. Denn "natürliche soziale Brücken bauen"
war bei mir kaum drin, zum anderen Geschlecht schonmal gar nicht.
Das war dann schon ein Weg von der Theorie zur sehr konflikthaften Erfahrung.
Die aber immerhin eine Art Übergang war in eine Realität und Selbsterfahrung.
Ich glaube, für bedeutungsvolle beziehungen, ob jetzt freundschaftlich oder in der liebe bracht man, auf englisch, einen Common Ground. Geteilte wertvorstellungen, gemeinsamen interessen, ein basis den man teilt. Differnezen kann es geben, aber eher in den details, nicht in den ganz wichtigen sachen.
Es gab cliquen in diese Hochschule wo ich mal ein paar jahr an der infostelle stand. Ich war in keine einzige drinn. Ich konnte mit meine direkte kollegin, und mit den studenten die auch mal an der infothek mitgearbeitet haben. Und mit ein kollege aus den IT, der ziemlich nonkonformistisch und unzufrieden war. Mit den weiteren kollegen habe ich mehrmals geredet, die meisten waren weiter auch nett - aber große freundschafte sind da nicht entstanden.
kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04 Meine erste Beziehung war ein Mann von einem anderen Kontinent, muslimischer Hintergrund,
der ein Aufenthaltsrecht brauchte und der mich für eine Weile doch so ernst nahm,
dass er Besitzansprüche stellte, das ging von Klamottenwahl, bis keine Freunde mehr
treffen, nur mit Mühe und Not / Drohungen zur Hochschule gehen lassen usw usf.
mit narzisstischen gewalttätigen Neigungen.
In so was toxisches soll man nicht hängen bleiben.
Eine meiner OdBs war mal ein halbes jahr mit so ein psychopat zusammen.
Das waren für mich dauertelefonaten wo sie bei mir ausgeweint hat; ich habe monate gebraucht um sie da wieder weg zu kriegen.
Angeblich hatte ehr eine pistole, hat er gedroht alle ihre freunde um zu legen, und stand ich ganz oben aus seiner liste....
Ja, solchen creeps gibt es, leider...
kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04 Sicherlich kann man sich an alles anpassen, ....
.....eehhhhh..... Nein...?

kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04 ...aber in der Zeit hatte ich mir wegen anderer Sachen
Hilfe gesucht, weil es so oder so schon nicht mehr ging psychisch, und die Leute redeten auf mich
ein wie auf ein krankes Pferd, dass das so nicht geht und das gefährlich ist.
Eigenwahrnehmung- sehr schlecht zu dieser Zeit. Nur Theorie im Kopf.
Reality checks sind da auch mal nutzlich.
Gut, dass deine freunde dich nicht im stich gelassen haben.
kreisel hat geschrieben: 27 Mai 2020 06:04 Mit so einem Hintergrund ist es unglaublich schwer, in einer normalen bürgerlichen
Gesellschaft zwischen Leuten mit recht gutem Hintergrund oder starkem Ego und eher
wenig Argem ein Element zu sein, was so locker mitfließt. Vieles hab ich gar nicht
entwickelt. Aber ich hab vieles, was andere total erschreckt und sie in IHR Rollenloch
stößt, wenn man sowas nicht kennt.

Und den beliebten "alles ist positiv, ich hab alles im Griff, die Welt ist rosa und steht
mir frei" Glauben kann ich leider auch nicht bedienen.
Da bin ich in deren Sicht einer dieser negativen Energievampire, von denen man sich
besser fern hält, weil es den eigenen Fokus doch sehr stört.*meine ich durchaus
leicht ironisch und in Kritik an der ich mache mir meine Welt- Attitüde*
Aber solange man positiv gestalten kann, warum nicht, wer würde das nicht tun.
Man lehnt damit nur ganz viel auch ab, was nicht in das positive passt und grenzt
aus. Vielleicht nicht Personen direkt, aber Dinge, die man nicht wahrhaben will,
die nicht sein sollen und indirekt grenzt man dann schon Personen aus.

Trotzdem muss ich jetzt auch mal langsam mit dem Selbstmitleid wieder
aufhören.
Manches hilft aber beim Verständnis / bei der Erkenntnis, warum es im sozialen
nicht soo einfach ist. Es sind ganz viele Puzzleteile.
Manchmal soll man es einfach den anderen überlassen, was sie von einem halten - und ja. bei meinen Odbs habe ich damit schwierigkeiten. Ein teil meiner bindugsangst scheint darauf zu basieren, dass ich meine Odbs für mich 'schutzen' will; das ich einen zu großen zumutung für denen wäre. (Und das sie mich deswegen auf dauer verlassen würden. Sicher bei meinen Mega-OdB 4 ist dieses gefühl stark präsent.)
Ich sollte diese entscheidungen nicht für anderen treffen.
Zuletzt geändert von Nonkonformist am 27 Mai 2020 10:48, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Dérkesthai »

Mit den wechselnden Gruppen hat man - zumindest in der Theorie - hier auch. Arbeitsgruppe, Freizeitgruppe, Gruppe für Familie, Freundesgruppe usw. Es sei denn natürlich, die gibt es nicht, dann kann kein Wechsel stattfinden oder eben nicht so stark. Selbst jedes einzelne Forum wäre ne Gruppe. Gruppe Forum1, Gruppe Forum2 usw. Oder auch soz. Medien. Ersetzt das richtige nicht, aber - auch theoretisch - man kann dort auch etwas herausziehen.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Melli »

kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 05:33
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Weiß auch nicht, vielleicht sind die mit Seichtigkeiten und Tratschereien aufgewachsen und so da hineingewachsen -?
Hm, ich bin auch damit aufgewachsen, und Vater und Schwester fanden das toll, das hat die verbunden. Mich haben diese Leute, und welche Merkmale von denen hervorgehoben werden, auch nicht so interessiert.
Angeblich versuchen in Peer Groups welche durch Tratsch über dort angesehene Leute etwas von deren Status abzubekommen. Auch wenn das noch so absurde Formen annimmt, wenn man unschöne Geschichten über die breittritt :specht:
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 05:33Mittlerweile bin ich sehr empfindlich, wenn überhaupt immer so Merkmale hervorgehoben werden.
Ich finde es irgendwie ruhiger, wenn alles so im ganzen bleibt.
Die Aufmerksamkeit wird bei Klatsch auf komische Art gelenkt, und das bei Nichtigkeiten zum Teil.
(Bei mir wirkt es zumindest so ablenkend und spaltend, so sehr dass ich nicht mehr zum wesentlichen finde.)
Aber ganz ohne Differenzierung ginge es ja auch nicht, nur muss man die unbedingt im Klatsch ausleben?
Wie halt so die Umgangsformen in den jeweiligen Soziotopen sind :(

Bei mir ist das sehr negativ angekommen, was möglicherweise so gar nicht intendiert war. Bestenfalls dachte ich dann noch: "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich." :roll:
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 05:33Ob Klatsch und Tratsch auch so eine Entwicklung haben?
Ich meine, ich hätte es hier irgendwo im Forum gelesen, dass das früher vielleicht sowas war wie die Tagesnews, einfach Neuigkeiten mitteilen und Anteil nehmen.
Das beurteilen / bewerten / als Nogo sehen und ausgrenzen muss wohl nicht immer dabei sein.
Wobei es sicher auch immer schon Feindbilder gab. Die komischen anderen.
Und dass man doch lieber bei den Gewinnern dabei ist und denen, die die richtigen Werte verkörpern. Ist vielleicht auch Machtfrage.
Das dürfte schwer zu wissen sein, wie das in welchen Milieus üblich war.

Bei Feldforschungen war für mich erstaunlich, alleine irgendwohin geraten zu sein, wo im Prinzip "jeder jeden kannte". Zumindest mir gegenüber hat man sich in Diskretion geübt. Die für mich relevanten Dinge erfuhr ich schon noch. Also: "Der weiß dies und kann jenes, rede mal mit dem..." usw. Am Ende hatte ich doch einen ganz guten Überblick wer wofür zuständig ist.

In D hat man mich mit Informationsmüll abgeduscht. Vielleicht hätte ich zu den einzelnen Leuten hingehen sollen, um die mal alleine zu sprechen. Tja, zu spät :(
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 05:33Und als Kind kann man sich die Umstände auch leider nicht aussuchen und laut Psychologie ist auch die Distanz dazu schwierig, weil die Bezugsgruppe noch als sehr relevant fürs Überleben eingestuft wird und es für einen abgegrenzten Geist auch erst mal Reife braucht.
Das scheint zumindest noch eine Aussage in Therapie zu sein, mit der ich mehr anfangen kann. "Sie haben es überlebt und jetzt machen Sie ihr eigenes Ding und lernen sich zu vertrauen".
Und auch zu lernen, ein paar Dinge zu integrieren und heute zu sehen, dass es Alternativen gibt, wo man als Kind teilweise abhängig war oder nur mit Flucht reagieren konnte und Rückzug.
Als Kind, und selbst noch als junge Erwachsene hätte ich vor allem solche Aussagen nicht verstanden.

Vieles erscheint mir eher wie bei Cioran: "Was ich mit sechzig weiß, wußte ich ebensogut mit zwanzig. Vierzig Jahre einer langen, entbehrlichen Überprüfung" :(
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 05:33
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Man kann mit weniger Proben auskommen (wenn man das Material beherrscht). Aber die Arbeit darf nicht leiden (und ja, es ist Arbeit). Wenn dem Lebensentwürfe entgegenstehen, dann ist das leider schlecht.
Ich glaube, heute kann man sogar über das Internet gemeinsam proben. Oder viele Elemente werden auch beim komponieren hin und hergesendet. Sängerinnen aus einem anderen Kontinent dazugeholt, ect.
Ja, das geht. Ich kann es nur nicht :oops:
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 05:33
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Ja, viele der aktuellen Ungleichzeitigkeiten finde ich schon irritierend genug. Überreste noch älterer Verhältnisse wird man in D wahrscheinlich nicht mehr finden.
Hmm, ich glaube älter als Kaiserreich eher nicht :mrgreen:
Wobei so ein paar Gothics und Germanen vielleicht auch noch gerne ins Mittelalter zurück wollen. Vor-industriell und Vor-Bildung ist aber auch nicht so selten.
Das ist wirklich irritierend. Ich war da ziemlich "zwischen den Klassen". Aber irgendwie ist es auch spannend, wenn man mal begriffen hat, dass es nicht das eine gutbürgerliche Idealbild gibt.
Nein, ich hatte deswegen auch Auseinandersetzungen mit meine Analytiker. Sagte meine heutige Frau, der hat kleinbürgerliche Vorstellungen, die auf uns gar nicht zutreffen. Und das merkt der nichtmal :specht:

Ich habe tatsächlich noch Leute angetroffen, die ihre Kindheit im Kaiserreich erlebt hatten. Ich bedauere, daß ich nichteinmal wußte, welche Fragen ich denen stellen sollte. Ich war da auch zu unsicher :( Die waren auch nur selten unfreundlich. Wahrscheinlich fanden die sogar gut, daß ich etwas solider war als meine deutschen Altersgenossen.
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 05:33
Melli hat geschrieben: 25 Mai 2020 13:10Vieles was man mir in D als traditionell darstellen wollte, war das schon lange nicht mehr.
Tradtionell ist heutzutage mittlerweile wahrscheinlich der Coffee To Go.
Für mich ist das aber immer noch unberührte Erde.
Fehlt nur noch der Donut 🍩
kreisel hat geschrieben: 26 Mai 2020 15:19Früher hatte ich sogar mir zurecht gedacht, ich könnte mit jedem eine Liebesbeziehung eingehen. Egal wo, egal welche Kultur, egal welche Lebenssituation, egal welcher Charakter. Ich hab einfach von mir erwartet, dass ich das können muss.
Das ist ein sehr hoher Anspruch.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28 Wenn es schwierig ist, fehlt dieser funken.
Wenn es leicht ist, stimmt der chemie.
In meinen wohlfühlgruppen bin ich ganz von alleine mühelos reingerutscht.
Ja, ich kenne es ja von früher auch noch leichter, aber ingesamt scheint ein Matching
eher selten zu sein.

In einem Leben hat man auch stellenweise sehr festgefahrene Bahnen und trifft kaum noch
neue Leute und dann auch meist keine offenen Leute.
Ich denke, viele Leute sind "gesättigt", wenn sie etabliert leben.
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Wir hatten cliquen die etwa fünf bis zehn mitglieder groß waren.
Manchmal waren auch mal zwei cliquen vereint ünterwegs.
Meist war das auch alles auf spontan - recht vielen jungesellen ohne familenverpflichtungen, und damit sehr flexibel.
Manchmal würde erst in den letzten fünf minunten entschieden, das wir noch was machen.
Geburtstagfeier waren cliquenüberschreitend.
Und nur auf den großen feier (Weihnachten, großeren Grill-Partys entlang der Isar, Wrap-Up partys, filmpremieren) war das ganze studio da.
Ich denke, eine Gruppe mit fünf Mann oder wenig mehr hat ja auch eine überschaubare
Größe. Wo man persönlich mehr beteiligt ist und von jedem mal was mitbekommt.
Klingt nachvollziehbar, dass der meiste Teil des Lebens so in "kleineren Sozial-Zellen" stattfindet.
Die aber auch an manchen Anlässen flexibel sind.

Vielleicht ist es deswegen auch komisch und anonym, wenn man irgendwo gleich auf einer Großveranstaltung
(Betriebsfeier, Hochzeit, Konzert o. ä.) ist, aber alleine, nicht in einer kleineren Zelle angebunden .
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Ich glaube, für bedeutungsvolle beziehungen, ob jetzt freundschaftlich oder in der liebe bracht man, auf englisch, einen Common Ground. Geteilte wertvorstellungen, gemeinsamen interessen, ein basis den man teilt. Differnezen kann es geben, aber eher in den details, nicht in den ganz wichtigen sachen.
Ja, das glaube ich auch. Das beste, was ich erreichen kann in meinem Arbeitsumfeld ist, dass man
relativ neutral ist und sich nicht gegenseitig hochgradig ankotzt.
Für einen gemeinsamen Grund reicht es nicht.

Habe ich aber auch in anderen Zusammenhängen nicht mehr so wirklich gefunden, einen gemeinsamen
Grund. Könnte noch nichtmals sooo genau formulieren, was es ausmacht.

Meine Therapeutin meinte, als ich das thematisierte, ich sollte mich mal der alternativen Szene
annähern, in dem Haus ihrer Chefin gabs auch so Kurse. Hab mal so 12 Abende mitgemacht.
Mein Gott, was waren die Leute verstrahlt, das hat mich so aggressiv gemacht.
Ist zwar irgendwie eine schöne Vorstellung, dass Menschen auch für innere Dinge offen sind
und die Welt aus anderen Augen betrachten.
Aber diese Augen müssen noch immer nicht automatisch mit meinem übereinstimmen.

Das ist wohl auch das Problem, wenn man eher so abgesondert lebt von der Norm.
In der Norm hat man ganz hohe Chancen, ähnliche Menschen zu finden. von 10 vielleicht min. 6.
Wenn man davon ab ist, und es bleiben von 10 noch 3 halb oder ganz merkwürdige / abweichende
Menschen, müssen die nicht automatisch eine kongruente Merkwürdigkeit haben.

Die Wahrscheinlichkeit wird viel kleiner, je älter man ist, umso geschliffener ist man dann
auch noch, wo man früher angepasster war und sich vom Umfeld noch hat mitformen lassen
oder es normal war, alles zu ertragen.

Ich weiß auch nicht, warum ich nicht an der regulären Norm so richtig orientiert bin.
Das war keine bewusste Wahl oder Rebellion. Ich war schon von meiner Familie ausgegrenzt
und konnte nicht das gut heißen und als schön erleben, was für sie gut war.

Vielleicht spielt da irgendwas ähnliches wie Asperger herein, dass man Sachen irgendwie
anders verarbeitet / empfindet und das soziale auch nicht so geschmeidig läuft, ohne
dass man jetzt als Persönlichkeit für die Art "toughes Revoluzzen" ausreichen würde.
Im Gegenteil bin ich ja eher eine passive und selbstunsichere Persönlichkeit.
Da wäre Normkonformismus bei weitem angenehmer und bequemer gewesen.
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Es gab cliquen in diese Hochschule wo ich mal ein paar jahr an der infostelle stand. Ich war in keine einzige drinn. Ich konnte mit meine direkte kollegin, und mit den studenten die auch mal an der infothek mitgearbeitet haben. Und mit ein kollege aus den IT, der ziemlich nonkonformistisch und unzufrieden war. Mit den weiteren kollegen habe ich mehrmals geredet, die meisten waren weiter auch nett - aber große freundschafte sind da nicht entstanden.
Könnte an dem fehlenden Grund liegen oder der fehlenden Offenheit / keine Bindungsstellen
mehr frei oder weniger Energie.

Ich weiß manchmal auch nicht, wie ich die Kraft aufbringen soll, neue Brücken zu bauen.
Bin da etwas eigenbrötlerisch und eher introvertiert und über die Zeit unflexibler geworden.
Wobei eine Person etwas intensiver schon geht, wenn es gut harmoniert.
Und Austausch, auch eher abstrakt auch geht, und hier auch ein Treffen ab und an.
Aber ein Annähern aus zwei verschiedenen Alltagen heraus, von beiden Personen, das kostet
viel Energie, wenn es sehr regelmäßig sein sollte.
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Gut, dass deine freunde dich nicht im stich gelassen haben.
Das waren mehr Berater/Therapeut/Selbsthilfegruppe.
Hatte zu der Zeit nur sehr oberflächliche Schulbekanntschaften, die über sowas
persönliches nicht reden konnten/wollten, und in meiner Familie gab es auch keinen
ernsten Austausch, höchstens mal schmollendes missbilligendes Schweigen, aber sich mit
mir befassen oder meine Position erfassen wäre doch ein wenig viel des Guten
gewesen.
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Manchmal soll man es einfach den anderen überlassen, was sie von einem halten - und ja. bei meinen Odbs habe ich damit schwierigkeiten. Ein teil meiner bindugsangst scheint darauf zu basieren, dass ich meine Odbs für mich 'schutzen' will; das ich einen zu großen zumutung für denen wäre
Ja, man kann es nicht vorweg nehmen.
Manches ist aber auch ein großes Risiko.
Nur wenn man es nie eingeht, hat man auch keine Entwicklungschancen.
Wenn man eh nur mit dem schlimmsten rechnet, Ablehnung, Unverständnis, und das auch nicht
zu selten erfährt, hat man immerhin noch die Chance, ab und an auch positiv überrascht zu werden.
Dérkesthai hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:30 Mit den wechselnden Gruppen hat man - zumindest in der Theorie - hier auch. Arbeitsgruppe, Freizeitgruppe, Gruppe für Familie, Freundesgruppe usw. .....Selbst jedes einzelne Forum wäre ne Gruppe. Gruppe Forum1, Gruppe Forum2 usw. Oder auch soz. Medien. Ersetzt das richtige nicht, aber - auch theoretisch - man kann dort auch etwas herausziehen.
Das stimmt, das mit den Foren oder verschiedenen Quellen dachte ich auch so.
Man füttert sich nicht nur in einer "Monokultur", und das ist auch schonmal ganz gut.
Ersetzt jetzt nicht so die Live Beziehungen die man so voll und ganz erleben würde, aber es ist
ein Input.
Melli hat geschrieben: 27 Mai 2020 16:18 Angeblich versuchen in Peer Groups welche durch Tratsch über dort angesehene Leute etwas von deren Status abzubekommen. Auch wenn das noch so absurde Formen annimmt, wenn man unschöne Geschichten über die breittritt :specht:
Ja, bei so wichtigen Menschen als Klatschobjekt kann ich es verstehen.
Aber bei anderen Geschichten klingt es einfach wie abfällig / abwerten. "Der / die ist ganz
unmöglich und ein Freak".
Das ist eigentlich auch was anderes als Tratsch, denn es geht ja gar nicht
darum, dass die Leute wirkliche informationen haben über anderen.
Sie haben einfach nur ganz schreckliche Eindrücke und Bilder von den Leuten und Vorurteile und bestätigen
sich darin, wer "ganz schlimm" ist.
Melli hat geschrieben: 27 Mai 2020 16:18Bei mir ist das sehr negativ angekommen, was möglicherweise so gar nicht intendiert war. Bestenfalls dachte ich dann noch: "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich." :roll:
Ja, hab mit der Zeit auch beobachtet, dass die Leute sich nicht soooo grün sind.
Die, die sonst so einig abhingen, waren ganz schnell mit "aus den Augen aus dem Sinn" oder haben
sich wegen irgendwas in die Pfanne gehauen und wenn sie mit den Lästereien gegenüber den Losern
durch waren, gingen sie sich auch schonmal gegenseitig an die Gurgel.

Naja, aber wer weiß, was intern da noch für Faktoren eine Rolle spielen.
Ich werde diesem "Geheimbund" nicht zugehören können und auch nicht die Regeln erfassen können,
was da zusammenhält und gespielt wird.
Aus der Sicht der anderen sieht die Geschichte hoch wahrscheinlich anders aus.
Melli hat geschrieben: 27 Mai 2020 16:18Bei Feldforschungen war für mich erstaunlich, alleine irgendwohin geraten zu sein, wo im Prinzip "jeder jeden kannte". Zumindest mir gegenüber hat man sich in Diskretion geübt. Die für mich relevanten Dinge erfuhr ich schon noch. Also: "Der weiß dies und kann jenes, rede mal mit dem..." usw. Am Ende hatte ich doch einen ganz guten Überblick wer wofür zuständig ist.
Das klingt doch gut. Funktional und hilfreich.
Melli hat geschrieben: 27 Mai 2020 16:18Nein, ich hatte deswegen auch Auseinandersetzungen mit meine Analytiker. Sagte meine heutige Frau, der hat kleinbürgerliche Vorstellungen, die auf uns gar nicht zutreffen. Und das merkt der nichtmal :specht:
Ja, das kann passieren. Eigentlich müsste man als Helfer / Therapeut wissen, dass es
verschiedene Systeme und Werte gibt. Eigentlich müsste man lernen, Gast im System des anderen
zu werden. Denn man will ja dem anderen helfen, der soll ja nicht so werden wie ich selber, den kann
ich nicht mit meinem Maß messen.
Nonkonformist

Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Nonkonformist »

kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43 Ja, ich kenne es ja von früher auch noch leichter, aber ingesamt scheint ein Matching
eher selten zu sein.

In einem Leben hat man auch stellenweise sehr festgefahrene Bahnen und trifft kaum noch
neue Leute und dann auch meist keine offenen Leute.
Ich denke, viele Leute sind "gesättigt", wenn sie etabliert leben.
Ich bin als freiberufler immer wieder neuen anderen freiberufler begegnet, vielen von denen jungesellen wie ich.
Die wenigsten haben da etabliert gelebt.
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43 Ich denke, eine Gruppe mit fünf Mann oder wenig mehr hat ja auch eine überschaubare
Größe. Wo man persönlich mehr beteiligt ist und von jedem mal was mitbekommt.
Klingt nachvollziehbar, dass der meiste Teil des Lebens so in "kleineren Sozial-Zellen" stattfindet.
Die aber auch an manchen Anlässen flexibel sind.

Vielleicht ist es deswegen auch komisch und anonym, wenn man irgendwo gleich auf einer Großveranstaltung
(Betriebsfeier, Hochzeit, Konzert o. ä.) ist, aber alleine, nicht in einer kleineren Zelle angebunden .
Beim großveranstaltungen wo ich niemenden kenne, bin ich auch genau das; volkommen alleine.
Es gibt maximum ein bisschen belanglosen smalltalk, es entsteht nichts bleibendes.

kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Ich glaube, für bedeutungsvolle beziehungen, ob jetzt freundschaftlich oder in der liebe bracht man, auf englisch, einen Common Ground.
Ja, das glaube ich auch. Das beste, was ich erreichen kann in meinem Arbeitsumfeld ist, dass man
relativ neutral ist und sich nicht gegenseitig hochgradig ankotzt.
Für einen gemeinsamen Grund reicht es nicht.

Habe ich aber auch in anderen Zusammenhängen nicht mehr so wirklich gefunden, einen gemeinsamen
Grund. Könnte noch nichtmals sooo genau formulieren, was es ausmacht.

Meine Therapeutin meinte, als ich das thematisierte, ich sollte mich mal der alternativen Szene
annähern, in dem Haus ihrer Chefin gabs auch so Kurse. Hab mal so 12 Abende mitgemacht.
Mein Gott, was waren die Leute verstrahlt, das hat mich so aggressiv gemacht.
Ist zwar irgendwie eine schöne Vorstellung, dass Menschen auch für innere Dinge offen sind
und die Welt aus anderen Augen betrachten.
Aber diese Augen müssen noch immer nicht automatisch mit meinem übereinstimmen.

Das ist wohl auch das Problem, wenn man eher so abgesondert lebt von der Norm.
In der Norm hat man ganz hohe Chancen, ähnliche Menschen zu finden. von 10 vielleicht min. 6.
Wenn man davon ab ist, und es bleiben von 10 noch 3 halb oder ganz merkwürdige / abweichende
Menschen, müssen die nicht automatisch eine kongruente Merkwürdigkeit haben.

Die Wahrscheinlichkeit wird viel kleiner, je älter man ist, umso geschliffener ist man dann
auch noch, wo man früher angepasster war und sich vom Umfeld noch hat mitformen lassen
oder es normal war, alles zu ertragen.

Ich weiß auch nicht, warum ich nicht an der regulären Norm so richtig orientiert bin.
Das war keine bewusste Wahl oder Rebellion. Ich war schon von meiner Familie ausgegrenzt
und konnte nicht das gut heißen und als schön erleben, was für sie gut war.
Man ist wer man ist, und mit anderen klickt es oder klickt es nicht.
Alles was man da machen kann ist sich gezielt nischen suchen wo man aus erfahrung weiß das es geistesverwandten gibt.
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43 Vielleicht spielt da irgendwas ähnliches wie Asperger herein, dass man Sachen irgendwie
anders verarbeitet / empfindet und das soziale auch nicht so geschmeidig läuft, ohne
dass man jetzt als Persönlichkeit für die Art "toughes Revoluzzen" ausreichen würde.
Im Gegenteil bin ich ja eher eine passive und selbstunsichere Persönlichkeit.
Da wäre Normkonformismus bei weitem angenehmer und bequemer gewesen.
Ich bin hochsensibel, und in meinen künstlerkreis gab es überdurchschittlich vielen anderen hochsensibelen.
Mit asperger kam ich meist auch gut zurecht; nur mit den normalsensibelen hatte ich häufiger probleme.
(Für mich recht erschöpfend. Und zu wenig empatisch.)
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Es gab cliquen in diese Hochschule wo ich mal ein paar jahr an der infostelle stand. Ich war in keine einzige drinn. Ich konnte mit meine direkte kollegin, und mit den studenten die auch mal an der infothek mitgearbeitet haben. Und mit ein kollege aus den IT, der ziemlich nonkonformistisch und unzufrieden war. Mit den weiteren kollegen habe ich mehrmals geredet, die meisten waren weiter auch nett - aber große freundschafte sind da nicht entstanden.
Könnte an dem fehlenden Grund liegen oder der fehlenden Offenheit / keine Bindungsstellen
mehr frei oder weniger Energie.
Wir haben in ziemlich unterschiedlichen welten gelebt.
Mathematisch gesehen in venndiagrammen die sich kaum überlappt haben.
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43 Ich weiß manchmal auch nicht, wie ich die Kraft aufbringen soll, neue Brücken zu bauen.
Bin da etwas eigenbrötlerisch und eher introvertiert und über die Zeit unflexibler geworden.
Wobei eine Person etwas intensiver schon geht, wenn es gut harmoniert.
Und Austausch, auch eher abstrakt auch geht, und hier auch ein Treffen ab und an.
Aber ein Annähern aus zwei verschiedenen Alltagen heraus, von beiden Personen, das kostet
viel Energie, wenn es sehr regelmäßig sein sollte.
Menschen bei wem es viel kraft braucht brücken zu bauen, passen wahrscheinlich nicht so wirklich.
Meine freundschaften entstanden mühelos.
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Gut, dass deine freunde dich nicht im stich gelassen haben.
Das waren mehr Berater/Therapeut/Selbsthilfegruppe.
Hatte zu der Zeit nur sehr oberflächliche Schulbekanntschaften, die über sowas
persönliches nicht reden konnten/wollten, und in meiner Familie gab es auch keinen
ernsten Austausch, höchstens mal schmollendes missbilligendes Schweigen, aber sich mit
mir befassen oder meine Position erfassen wäre doch ein wenig viel des Guten
gewesen.
Tut mir leit. Man braucht solchen menschen in seinem leben.
Momentan interessieren sich auch nur professionellen dafür, wie es mir geht.....
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43
Nonkonformist hat geschrieben: 27 Mai 2020 10:28Manchmal soll man es einfach den anderen überlassen, was sie von einem halten - und ja. bei meinen Odbs habe ich damit schwierigkeiten. Ein teil meiner bindugsangst scheint darauf zu basieren, dass ich meine Odbs für mich 'schutzen' will; das ich einen zu großen zumutung für denen wäre
Ja, man kann es nicht vorweg nehmen.
Manches ist aber auch ein großes Risiko.
Nur wenn man es nie eingeht, hat man auch keine Entwicklungschancen.
Wenn man eh nur mit dem schlimmsten rechnet, Ablehnung, Unverständnis, und das auch nicht
zu selten erfährt, hat man immerhin noch die Chance, ab und an auch positiv überrascht zu werden.
Ja, das versucht mein bewusstsein meinen unterbewustsein auch bereits seit jahrzehnten zu überzeugen.
Leider hört mein unterbeusstsein da nicht so wirklich zu.....
Melli

Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von Melli »

kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43
Melli hat geschrieben: 27 Mai 2020 16:18 Angeblich versuchen in Peer Groups welche durch Tratsch über dort angesehene Leute etwas von deren Status abzubekommen. Auch wenn das noch so absurde Formen annimmt, wenn man unschöne Geschichten über die breittritt :specht:
Ja, bei so wichtigen Menschen als Klatschobjekt kann ich es verstehen. Aber bei anderen Geschichten klingt es einfach wie abfällig / abwerten. "Der / die ist ganz unmöglich und ein Freak". Das ist eigentlich auch was anderes als Tratsch, denn es geht ja gar nicht darum, dass die Leute wirkliche informationen haben über anderen. Sie haben einfach nur ganz schreckliche Eindrücke und Bilder von den Leuten und Vorurteile und bestätigen sich darin, wer "ganz schlimm" ist.
Also läge da Mobbing statt Tratsch vor?
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43
Melli hat geschrieben: 27 Mai 2020 16:18Bei Feldforschungen war für mich erstaunlich, alleine irgendwohin geraten zu sein, wo im Prinzip "jeder jeden kannte". Zumindest mir gegenüber hat man sich in Diskretion geübt. Die für mich relevanten Dinge erfuhr ich schon noch. Also: "Der weiß dies und kann jenes, rede mal mit dem..." usw. Am Ende hatte ich doch einen ganz guten Überblick wer wofür zuständig ist.
Das klingt doch gut. Funktional und hilfreich.
Ja, es gibt tatsächlich Gemeinschaften, wo man nicht regelmäßig an Verdauungsstörungen und Migräne leiden muß :zaehneputzen: Kann man aber anderen oft nicht vermitteln, weil die davon ausgehen, daß alle Menschen :upps: 🍑 sind. (Aber natürlich hören die nicht gerne, daß ich sie für solch hoffnungslose Misanthropen halte, die sich gar nichts anderes mehr vorstellen können, weil sie nichts besseres kennengelernt haben :hammer:)
kreisel hat geschrieben: 30 Mai 2020 08:43
Melli hat geschrieben: 27 Mai 2020 16:18Nein, ich hatte deswegen auch Auseinandersetzungen mit meine Analytiker. Sagte meine heutige Frau, der hat kleinbürgerliche Vorstellungen, die auf uns gar nicht zutreffen. Und das merkt der nichtmal :specht:
Ja, das kann passieren. Eigentlich müsste man als Helfer / Therapeut wissen, dass es verschiedene Systeme und Werte gibt. Eigentlich müsste man lernen, Gast im System des anderen zu werden. Denn man will ja dem anderen helfen, der soll ja nicht so werden wie ich selber, den kann ich nicht mit meinem Maß messen.
Genau das ist das Problem.

Wobei ich noch Glück hatte, daß das meine Frau durchschauen konnte. Die kennt sich doch wesentlich besser aus als ich :oops: Für mich war das komplett unverständlich. Ich kann mir zwar denken: "Ich glaub' es hackt!" :specht: Aber das ist schon die obere Mittelklasse an gegenseitigem Nichtverständnis.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Melli hat geschrieben: 30 Mai 2020 20:40 Also läge da Mobbing statt Tratsch vor?
Schwer zu sagen.
Es ist nicht so eine offensichtliche Form, wo man anderen Fehler unterjubelt oder
Leute von Versammlungen ausgeschlossen werden, da einfach nicht informiert
oder ganz offen beschimpft und verprügelt oder ähnliches.

Im Vordergrund wird das nötigste gesagt und gemacht, ein freundlich eingefrorenes
Gesicht, dass nicht zu einem Wort mehr einlädt.
Ggf. noch vielsagende Blicke im Raum untereinander oder komplette Ignoranz.
Das sind die Dinge, die auch irgendwie sticheln oder eine Missstimmung manchen können.

Auch wenn ich sie erst gegenüber anderen beobachtet habe, habe ich da empfindlich drauf
reagiert und die Leute auch bei zuviel Irritation konfrontiert.
Die wiegelten ab, rechtfertigten, sehen das gar nicht so wild. "Aber die und die ist doch wirklich unmöglich",
"das hat schon seinen Grund, aber davon erzählen wir dir nichts" Vage nebulöse noch bösere
Andeutungen.
Für mich kreiert das, auch wenn es normal sein soll, eine fatale Stimmung.

Wenn man genug Klarheit hätte, was man will und wie es da ist, müsste man sich daran nicht abarbeiten,
und könnte sich ein besseres Bezugssystem suchen. Dafür braucht es aber auch Energie und Ressourcen.
Wenn man sich gar nichts mehr zutraut und sich selber schon für sch... hält, durch eigene Probleme
und durch die ganzen negativen Bestätigungen, werden die Optionen immer dünner.
Außerdem- vielleicht IST man tatsächlich auch in dem ein oder anderen sch...., asozial und
dysfunktional. Man ist ja auch nicht das gute weiße Schaf, was endlich mal seine nette
weiße Schafgruppe treffen muss. Es ist echt kompliziert. :hammer:
Melli hat geschrieben: 30 Mai 2020 20:40Ja, es gibt tatsächlich Gemeinschaften, wo man nicht regelmäßig an Verdauungsstörungen und Migräne leiden muß :zaehneputzen: Kann man aber anderen oft nicht vermitteln, weil die davon ausgehen, daß alle Menschen :upps: 🍑 sind. (Aber natürlich hören die nicht gerne, daß ich sie für solch hoffnungslose Misanthropen halte, die sich gar nichts anderes mehr vorstellen können, weil sie nichts besseres kennengelernt haben :hammer:)
Mit der Migräne und den Verdauungsstörungen im Zusammenhang mit Gemeinschaft
ist interessant.

Mit ersterem habe ich ja auch öfters zu tun, und es kann schon sein dass Dissonanzen und
Misstimmungen auch zu vielen Verspannungen und Grübeleien führen.
So eine Unruhe, was als nächstes kommt und eher angegriffen als angenommen zu sein.

Wird vielleicht einer von vielen Faktoren sein bei Migräne (bei mir spielt auch Wetterwechsel,
Luftdruckwechsel eine markante Rolle).

Richtig missanthropisch bin ich nicht. Ich denke, die Hardware des Menschen ist ok, es kommt
darauf an,wie die Software angewendet wird.
Gerade weil ich Hoffnung habe, bin ich immer noch zu enttäuschen, WIE es dann manchmal
läuft.

Gruppen können eine Ordnung haben, wo man mit leben kann. Ich denke, von der sozialen
Stimmung und einer Art Gerechtigkeit hängt viel ab, wie man das Menschsein empfindet.
Gewisse Regeln und ein gewisser Kodex könnten hilfreich sein, dass es zufriedenstellend
läuft.

Aber wenn selbst die Führung bestimmtes will oder bestimmte eher destruktive Dinge normal sind,
dann kann es auch Verlierer geben in einer Gruppe, und es wird toleriert.
Und im großen und ganzen dulden vielleicht alle Verlierer, die in einem System
produziert sind. Da kann ich mich gar nicht so sehr über andere erheben.

Wenn eine Gemeinschaft das gerecht und umsichtig hinbekommt, ich vermute außerhalb
meines Kulturkreises, denn diesem traue ich nicht viel zu, dann ist das schon ein Hoffnungs-
schimmer. Vielleicht bin ich mehr ein(e) Mis-Sozioorganisa-throp(in).
Melli hat geschrieben: 30 Mai 2020 20:40Wobei ich noch Glück hatte, daß das meine Frau durchschauen konnte. Die kennt sich doch wesentlich besser aus als ich :oops: Für mich war das komplett unverständlich. Ich kann mir zwar denken: "Ich glaub' es hackt!" :specht: Aber das ist schon die obere Mittelklasse an gegenseitigem Nichtverständnis.
Dieses nicht genau fassen kann ich nachvollziehen in irgendeiner Form.
Ich konnte auch kaum Kritik an meiner Therapeutin, meinem Gitarrenlehrer, meiner "Freundin" fassen,
wo Dinge derb seltsam liefen.
Die Spiegelung eines anderen Freundes, der Dinge beim Namen nannte, konnte ich zunächst kaum anerkennen.
Alles ist verschwommen aber irgendwie normal, in diesem Zustand kann ich endlos aushalten, auch wenn
ich weiß, irgendwas ist komisch.

Ich habe mich dann auch gefragt, wie man dieses Unwohlsein in Worte fassen kann und ob sich
eine gestörte Beziehung mit reden ändern lässt. Leider habe ich, auch durch meine eigene
Inkompetenz des klar fassens, diese Erfahrung dann nicht gemacht. Ein Versuch meinerseits,
für den ich mich lange sammeln musste, führte in geschmeidige Abwehr, Normalisierung usw.
Ich denke aber, auch die andere Seite bräuchte eine Offenheit und Kritikfähigkeit, aber wenn man
was locker abperlen lassen kann, ist es ja einfacher. Ich schloss daraus, dass diese Menschen dann
auch nicht viel Interesse an mir haben und sich da wenig ändern wird.
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Re: Melancholia u. Soziales

Beitrag von kreisel »

Nonkonformist hat geschrieben: 30 Mai 2020 14:15 Beim großveranstaltungen wo ich niemenden kenne, bin ich auch genau das; volkommen alleine.
Es gibt maximum ein bisschen belanglosen smalltalk, es entsteht nichts bleibendes.
Ja so war auch meine Erfahrung. Manchmal auch im Urlaub, als ich noch alleine fuhr.
Erst wenn man eine Person hatte, wo es vertrauter wurde, eine andere Singlereisende,
die sympathisch war, war es irgendwie besser. So konnte man die Erlebnisse teilen.
Auch wenn man den Tag getrennt verbrachte, aber sich abends was erzählte.
Also ist irgendwie eine vertraute Brücke nicht so schlecht, bei mir funktioniert es.

Zu dem Rest fällt mir gerade nichts neues ein.