Gründe für das AB-Dasein

[Nadine]

Im Berufsleben bin ich mit der Zeit selbstbewußter geworden, weil ich es mußte. Ich war überwiegend auf mich selbst gestellt und so habe ich vieles gelernt. Auch mit Menschen unverfänglich zu reden und zu lachen. Das klappt alles. Dann bin ich Abends zuhause und im Laufe der Zeit habe ich sogar das Alleinesein genossen. Nach einer stressigen Woche freue ich mich total auf das Wochenende. Ich brauche keine Partys und keine Treffs mit Menschen. Wahrscheinlich bin ich eine Einsiedlerin geworden.

Ich hasse es, wenn ich in einer Woche 5-6 verschiedene Aktivitäten nach der Arbeit machen soll, die Bekannte besuchen oder dorthinfahren und Konversation führen. Ich fühle mich zuhause wohl, wie in einem geschützten Raum. Da kann mir niemand was, da darf ich so sein, wie ich bin.

Oh Gott, bin ich langweilig

Das könnte alles fast wörtlich von mir sein, mir ging es haargenau so, bis das Homeoffice angefangen hat. Rund um die Uhr allein zu sein und keinen Menschen mehr zu sehen, ist verdammt schwer.

[Seb-X]

Ich habe mich eher zurückentwickelt und Selbstbewusstsein, falls überhaupt welches da ist war, wieder verloren. Das gilt beruflich und privat. Mich kann man verbal leicht aus dem Konzept bringen, unsicher machen, einschüchtern. Ich lass mir auch viel gefallen. Kritiker empfinde ich in der Regel im Recht.
Was mich betrifft, gilt es nicht, dass Erfahrungen klüger, besser und selbstbewusster machen. Das betrifft auch Beziehungserfahrungen. Bin ich dadurch selbstbewusster gegenüber Frauen geworden bzw. hatte sich eine Blockade gelöst? Nullkommanull. Das geht auch gewaltig auf die Motivation.
Mittlerweile ziehe ich mich zurück, von einem festen Freundeskreis kann keine Rede sein. Jetzt habe ich ein langes Wochenende und werde es ganz sicher komplett alleine verbringen. Dazu kommt noch meine zunehmende Antriebslosigkeit, die es nicht gerade besser macht.

Rund um die Uhr allein zu sein und keinen Menschen mehr zu sehen, ist verdammt schwer.

Nicht für mich. Wahrscheinlich leider.