Um Anerkennung kämpfen

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Lieblose

Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Lieblose »

Das zieht sich durch mein komplettes Leben, ich muß um Anerkennung kämpfen. Ehrlich gesagt bin ich momentan fix und fertig. Nichts kann ich meinem Chef Recht machen, überhaupt nichts. Ich halte ihm den Rücken frei und mache meine Arbeit, meiner Meinung nach, gut. Ich kümmere mich und mache und tue. Aber er findet immer etwas zum nörgeln. Jeden Tag, immer.

Natürlich zweifelt man mit der Zeit an sich und seiner Kompetenz. Meine Kollegen gehen da viel besser mit um, ja auch ihnen geht es so. Aber sie lächeln es weg und nehmen es sich nicht so zu Herzen. "Er ist halt so, der spinnt halt". Aber mich zermürbt das, weil ich mir das schon Jahrzehnte gefallen lasse. Ich hasse ihn manchmal so sehr, daß ich mir wünschte er würde umfallen und nie wieder aufstehen. Schlimmer Gedanke, ich weiß!

Mir verdirbt es von einer Sekunde zur anderen total die Stimmung. Die Arbeit macht mir ja Spass und ich habe tolle Kollegen. Nur unser Oberhaupt macht mir schwer zu schaffen.

Ich schreibe das nicht gerne, aber bei meinen Eltern geht es mir genau so. Mein Vater ist vor kurzem gestorben, meine Mutter lebt noch. Es vergeht kein Tag ohne Vorwürfe und ohne warum hast du nicht, du mußt noch, mach doch mal, nein das ist nicht schön und und und. Ich kann nicht mehr. Und mir wird immer mehr bewußt, daß es mir schon immer so erging. Ich erdulde alles und fresse es in mich hinein. Momentan habe ich das Gefühl ich platze bald vor Wut und dem angestauten Hass gegen die Menschen, die immer nur an mir rumnörgeln. Ich bin doch nun mal so, warum bin ich denn nicht gut so, wie ich bin? Selbst sind sie nicht vollkommen, aber erwarten es von mir.

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Menelaos
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Menelaos »

Hallo Lieblose,
also erstmal verstehe ich dich ziemlich gut, ich habe mich die meiste Zeit meines Lebens auch nur geduckt und jegliche Konfrontation vermieden. Das scheint in dem Moment leichter zu sein, aber auf lange Sicht bezahlt man den Preis dafür.
Die Gute Nachricht ist, du kannst dich jederzeit ändern, es erfordert nur ein bisschen Willen und Geduld.

Mein Vorschlag wäre mal mit deiner Mutter darüber zu reden, und ihr - wenn sie uneinsichtig ist - anzukündigen dass du den Kontakt mit ihr einschränken wirst. Wichtig wäre dass du auch bereit bist es durchzuziehen, und dass du deutlich machst, dass du diese Entscheidung mit kühlem Kopf triffst ist, sonst wird sie womöglich in den "mein grantiges Kind hat einen Trotzanfall, ich muss es einfach aussitzen"-Modus wechselt.

Bei deinem Chef ist das natürlich schwieriger, zumal - und ich will dir da jetzt nicht auf die Füße treten - du schon etwas älter bist, und ein Jobwechsel damit eine größere Herausforderung darstellt. (und damit auch nichts wovor er sich fürchten müsste)
War er schon immer so, oder ist das in letzter Zeit mehr geworden? Ich frage weils natürlich eine Million private und ökonomische Gründe dafür geben könnte. (ein guter Freund von mir arbeitet seit zwei Monaten fast nur noch 12 Stunden Schichten, die stellen dort Grillwürstchen her...) Umgekehrt könnte sich dein Chef sorgen machen dass die Firma bankrott geht, und diesen Stress an euch raus lassen, und natürlich besonders an dir, denn es klingt so als ob du die Sorte Mensch bist, bei der man nicht befürchten muss dass irgendwas zurück kommt außer ein "Ja Chef!"
Schwierig, ich kenne mich mit dieser Art von Situation nicht aus! Hast du mal mit deinen Kollegen gesprochen? Wenn ihr da alle einer Meinung seid, dann wäre es evtl. leichter mit ihm zu sprechen, oder ihm vielleicht einen Brief von der ganzen Belegschaft zu schreiben, das wäre jetzt so meine Idee.
Ist er ein anständiger Mensch dann wird ihm in dem Moment klar werden dass er über die Strenge geschlagen hat. Ist er kein Idiot, dann wird er erkennen wie schlecht das für ihn wäre die Belegschaft gegen sich aufzubringen. Ist er aber sowohl ein Arschloch als auch ein Idiot, dann wird er gar nicht oder negativ darauf reagieren, und dann ist es vielleicht wirklich an der Zeit sich nach einem neuen Job umzuschauen.

Kopf hoch, und vergiss nicht: Deine Sorgen werden nicht von allein verfliegen, deine Probleme sich nicht von alleine lösen, sondern nur wenn du etwas unternimmst. Du allein bist deines Glückes Schmied!
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Hoppala
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Hoppala »

Du hältst es schon lange mit deinem Chef aus.
Er es mit dir anscheinend auch - obwohl er dich schienbar dauernd kritisiert. Aber ganz so schlimm scheint er dich ja wohl nicht zu finden, sonst hätte er schon Wege gefunden, dich los zu werden.
Ich schätze mal, er ist der TYp Mensch, für den "kein Tadel ist Lob genug" gilt. Versuch mal hinzusehen, was er alles nicht an dir und deiner Arbeit kritisiert. Das alles findet er nämlich wahrscheinlich top.

Und wenn du unsicher bist: frag ihn. "Chef, ich arbeite schon so lange für sie, aber ich hab den Eindruck, ihnen gefällt nichts was ich mache - was soll ich tun?"
Die letzte Frage ist eher ein Zugeständnis, dass er der Chef ist ...
Wenn er auf sowas nicht sinnvoll antwortet, ist er sowieso kein guter Chef für dich. Damit muss man sich dann arrangieren.

Eine andere Frage wäre: lobst du deinen Chef? Ja, hört sich erst mal komisch an: aber das ist auch nur ein Mensch. Wenn der öfter mal "Chef, haste richtig gut gemacht" hört, müsste er eigentlich aufwachen. Oder: es ist halt wirklich kein guter Chef für dich.

Ein Chef ist nicht nur der, der sagt wo es lang geht. Ein Chef hat auch ein Stück Verantwortung fürs Wohlergehen seiner Mitarbeiter. Es gibt Chefs, die muss man an ersteres erinnern. Und solche, die muss man an letrzteres erinnern.

Und solche,die besser keine Chefs wären.
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Nanami

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Nanami »

Es gibt unzufriede Menschen, die behalten ihren Frust für sich und es gibt die, die ihn an allen anderen in ihrem Umfeld auslassen. Für Eltern können leider die Kinder zum Blitzableiter werden..
Wichtig ist aber zu wissen, dass man es solchen Menschen gar nicht Recht machen kann. Ihre Wut und Unzufriedenheit sitzt beim ihnen schon zu tief.
Man kann nur Abstand zu ihnen halten. Und das versuche ich bei meiner Mutter. Sie ist auch nie zufrieden mit mir. Und auch sonst mit niemandem.

Also nein, von solchen Menschen kriegt man NIE Anerkennung.
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mak1
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von mak1 »

Lieblose hat geschrieben: 15 Mai 2020 08:07 Das zieht sich durch mein komplettes Leben, ich muß um Anerkennung kämpfen. Ehrlich gesagt bin ich momentan fix und fertig. Nichts kann ich meinem Chef Recht machen, überhaupt nichts. Ich halte ihm den Rücken frei und mache meine Arbeit, meiner Meinung nach, gut. Ich kümmere mich und mache und tue. Aber er findet immer etwas zum nörgeln. Jeden Tag, immer.
Frag ihn doch mal ob er versucht hat seine Angestellten, die ihm die Firma am laufen halten, mal positiv zu betrachten.
Du könntest ihn auch fragen ob er noch kein Sodbrennen hat von soviel Negativität. Das wäre aber zu heftig. ;)
... Die Arbeit macht mir ja Spass und ich habe tolle Kollegen. Nur unser Oberhaupt macht mir schwer zu schaffen.
Dann sieh das Positive und lass Dich vom Chef nicht herunter ziehen.
Ich schreibe das nicht gerne, aber bei meinen Eltern geht es mir genau so. Mein Vater ist vor kurzem gestorben, meine Mutter lebt noch. Es vergeht kein Tag ohne Vorwürfe und ohne warum hast du nicht, du mußt noch, mach doch mal, nein das ist nicht schön und und und. Ich kann nicht mehr. Und mir wird immer mehr bewußt, daß es mir schon immer so erging. Ich erdulde alles und fresse es in mich hinein. Momentan habe ich das Gefühl ich platze bald vor Wut und dem angestauten Hass gegen die Menschen, die immer nur an mir rumnörgeln. Ich bin doch nun mal so, warum bin ich denn nicht gut so, wie ich bin? Selbst sind sie nicht vollkommen, aber erwarten es von mir.
Hast Du mal versucht gelegentlich nein zu sagen und zu sagen, dass Du auch ein eigenes Leben hast?

Viel Glück :vielglueck:
Lieblose

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Lieblose »

Mit meinen Kollegen habe ich schon oft darüber gesprochen, sie sind halt der Meinung "Er ist halt so, der spinnt halt". Mein innerlicher Hass wird aber immer stärker, das habe ich gestern gemerkt. Er lässt auch keine andere Meinung zu, ihm zu widersprechen ist sinnlos.

Ja, er hält es auch schon lange mit mir aus, das stimmt. :) Nein, gelobt habe ich ihn noch nie, das macht er schon selbst. Ich wüßte auch nicht für was.

Das ich mich selbst ändern muß weiß ich, aber ich schaffe das nicht, dabei kann nur ich alleine was tun. Es gibt Menschen gegen die komme ich einfach nicht an, ich mag nicht bösartig werden. Er war eigentlich schon immer so, es wird aber immer schlimmer. Ich überlege natürlich auch, ob ich empfindlich bin, aber ich habe ja die Bestätigung von meinen Kollegen.

Es zermürbt mich einfach jeden Morgen aufzustehen und genau zu wissen, daß ich und meine Arbeit, sowie meine Kümmerei wieder nicht anerkannt werden.

Danke fürs Glück wünschen :shy:
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klecks
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von klecks »

Lieblose - ich habe mir ein einer ähnlichen Situation wie du tatsächlich mal ein Herz gefasst und meinem Chef (der ist nicht mein Problem, eher eine Kollegin/"Vorgesetzte") gesagt: In IHrem eigenen Interesse: Wenn ich so furchtbar bin, dann wäre es auch unternehmerisch sinnvoll, mich rauszuschmeißen. Im Übrigen stehe ich nicht als Blitzableiter und Fußabreter zur Verfügung. Nicht einmal, wenn Sie mir das 10fache an Gehalt zahlen! :oops:

Immerhin, das hat mich soooo erleichtert, es auszudrücken. - Und, ja, es hat sich was geändert: 1. Die Kollegin hat meist einen anderen Ton drauf und weiß, dass ich mir nicht alles bieten lasse. Und 2. ist mir klar geworden, dass sie offenbar in Lebenssituationen ist, dass sie Aggressionen nach außen ableiten muss. Das kann ich jetzt besser nehmen - und ihr dann einfach etwas aus dem Weg gehen oder eben auch freundlich bleiben.

:umarmung2: Vielleicht hilft ja auch mal ein ordentlicher Wutausbruch. :holy:
eiertanz

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von eiertanz »

Der Chef scheint eine toxische Persönlichkeit zu sein. Den belastet irgendwas, wofür du nichts kannst (Frau durchgebrannt oder Kinder kriminell oder Alkoholproblem oder im Dauerstress oder was weiß ich) und dann ist er dadurch dauerhaft miesepetrig und unglücklich. Der braucht dringend eine Therapie. Er schadet dir, aber sich selbst auch. Einer von den Leuten, die im Restaurant sich darüber aufregen, dass der Kaffee nur lauwarm ist oder ein Haar in der Suppe ist.

Stress dich nicht rein, möglichst gute Arbeit zu machen. Das ist nur verschwendete Energie. Wenn du die Arbeit auf Sparflamme machst, dann hast du weniger Aufwand, aber das negative Feedback ist das gleiche (also kein zusätzlicher Nachteil, als wärest du jetzt sehr fleißig, was ihm dann auch nicht gefällt).
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Lilia
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Lilia »

klecks hat geschrieben: 15 Mai 2020 11:30 Lieblose - ich habe mir ein einer ähnlichen Situation wie du tatsächlich mal ein Herz gefasst und meinem Chef (der ist nicht mein Problem, eher eine Kollegin/"Vorgesetzte") gesagt: In IHrem eigenen Interesse: Wenn ich so furchtbar bin, dann wäre es auch unternehmerisch sinnvoll, mich rauszuschmeißen. Im Übrigen stehe ich nicht als Blitzableiter und Fußabreter zur Verfügung. Nicht einmal, wenn Sie mir das 10fache an Gehalt zahlen! :oops:

Immerhin, das hat mich soooo erleichtert, es auszudrücken. - Und, ja, es hat sich was geändert: 1. Die Kollegin hat meist einen anderen Ton drauf und weiß, dass ich mir nicht alles bieten lasse. Und 2. ist mir klar geworden, dass sie offenbar in Lebenssituationen ist, dass sie Aggressionen nach außen ableiten muss. Das kann ich jetzt besser nehmen - und ihr dann einfach etwas aus dem Weg gehen oder eben auch freundlich bleiben.

:umarmung2: Vielleicht hilft ja auch mal ein ordentlicher Wutausbruch. :holy:
Du hast Grenzen gesetzt - und das macht Lieblose nicht. Im Gegenteil, sie signalisiert nach außen, dass - egal wie man sie behandelt - sich das Gerede auch noch zu Herzen nimmt.
Ich kenn das auch von mir. Beim letzten Job hab ich mal Grenzen gesetzt - und das tat so unglaublich gut zu sehen, dass man auch ganz anders mit mir umgehen kann. Letztendlich bin ich zwar trotzdem gegangen - der jetzige Job hat bessere Konditionen - aber zu sehen, dass ich damit, dass ich Contra gebe, eine Verbesserung im Umgang meines Vorgesetzten mit mir erreiche, war ein echtes Aha-Erlebnis.
„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ (Rumi) - https://www.ab-forum.de
:tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2:
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Obelix
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Obelix »

Lieblose hat geschrieben: 15 Mai 2020 08:07 Natürlich zweifelt man mit der Zeit an sich und seiner Kompetenz. Meine Kollegen gehen da viel besser mit um, ja auch ihnen geht es so. Aber sie lächeln es weg und nehmen es sich nicht so zu Herzen.
Sieht also aus, als solltest Du anstelle dieses "man" eher "ich" schreiben, wenn Deine Kollegen das deutlich besser wegstecken können. Irgendwas in Dir sorgt wohl dafür, dass Du an dieser Stelle empfindlicher bist als andere.
Lieblose hat geschrieben: 15 Mai 2020 08:07 Ich schreibe das nicht gerne, aber bei meinen Eltern geht es mir genau so.
Ich fürchte, hier liegt der Hund begraben. Wenn Du schon als Kind nie das Gefühl bekommen hast, gut genug zu sein, dann ist es nur verständlich, dass Du unter einem Chef, der dieses Verhalten an den Tag legt, besonders leidet. Mal abgesehen davon, dass es sicher nicht verkehrt ist, dem Chef ab und an mal Grenzen aufzuzeigen (wie ein paar vor mir geschrieben haben): Hast Du schon mal daran gedacht, eine Therapie zu machen, mit der Du Dir etwas mehr Selbstvertrauen und ein dickeres Fell antrainieren kannst? So, wie Du Deine Situation beschreibst, ist der Leidensdruck offenbar groß genug, um so einen Schritt zu rechtfertigen.
''Life's a happy song, when there's someone by your side to sing along.'' - The Muppets
tenorita

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von tenorita »

Ich schließe mich Obelix an. Ich glaube, dein Chef triggert durch sein Verhalten genau die Gefühle, die du als Kind schon immer hattest, wenn du den Eltern nicht " gut genug" warst. Deshalb fällt es dir auch schwerer, das mit Distanz zu betrachten als den Kollegen. Die denken sich nur " was für ein blöder Hund" und versuchen, aus der Schusslinie zu kommen. Du wiederholst aber durch die Gleichartigkeit der ( negativen) Gefühle dein Verhalten als Kind: ALLES tun, um doch noch Anerkennung zu bekommen....Kinder haben da gar keine andere Wahl- sie müssen "gefallen", um überleben zu können, denn sie sind auf das Wohlwollen ihrer Eltern elementar angewiesen.
Dass du nie erfolgreich bist (weder bei den Eltern, die so sind, wie sie sind, noch beim Chef, der seine eigenen Probleme an dir abarbeitet) verstärkt immer weiter dein negatives Selbstbild.
Es hilft, sich klar zu machen, dass du mittlerweile erwachsen bist und vom Chef nicht absolut abhängig, so dass du ihm eine vernünftige Arbeitsleistung schuldest, aber nicht mehr. Zu lernen, Grenzen zu setzen, allen gegenüber, wäre sehr wichtig. Man kann das lernen, indem man sich die Zusammenhänge genau anschaut. Wenn man das alleine aber nicht schafft ( weil man ja in seiner subjektiven Sicht gefangen ist), dann wäre eine Therapie tatsächlich sehr hilfreich ( Und momentan hat man wegen Corona evt, sogar die Chance, recht schnell einen Therapeuten zu finden, weil viele momentan aus Angst solche Termine nicht mehr wahrnehmen).

Deinen bisherigen Beiträgen nach zu urteilen scheinst du eine absolut sympathische und liebenswerte Frau zu sein! Befrei dich von dem Müll- es geht!
Ich drück dich mal ganz herzlich :umarmung2: :umarmung2: :umarmung2:
Lieblose

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Lieblose »

Ich arbeite an mir, aber es ist schwer. Heute war wieder so ein schlimmer Tag. Mach ich grün, will er gelb. Mach ich morgen gelb, will er grün. Mache ich 9 Uhr, will er 10 Uhr. Ich bin unfähig, einfach nur unfähig.
Eeyore
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Eeyore »

Lieblose hat geschrieben: 20 Mai 2020 13:00 Ich bin unfähig, einfach nur unfähig.
nein, Dein Chef ist unfähig, einfach nur unfähig
Schlomo
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Schlomo »

Ich werde jetzt vermutlich ein bisschen wie ein Arsch rüberkommen, aber von der Art und Weise, wie du hier schreibst, denke ich, da ist aber doch mental auch einiges im Argen. Klar, kann sein, das du einfach über Jahrzehnte zermürbt wurdest, aber selbst wenn, ändert das ja nix an der Endkonsequenz. Evtl. bist du aber auch etwas überempfindlich oder stark inkompatibel mit deinem Chef. Oder beides.

Oder natürlich er ist wirklich so katastrophal. Ausschliessen werd ich das nicht.

Bei mir kommt hinzu, mein Vater ist Chef, daher habe ich da natürlich auch etwas Empathie in die Richtung. Chefs sind nunmal unter den Mitarbeitern immer der Arsch und an allem Schuld. So einfach ist es aber meistens am Ende dann auch wieder nicht.

Edit: Nach vernünftigem Durchgucken des Threads finde ich, hier wurden schon einige sehr gute Vorschläge gemacht. Eigentlich könnt ich meinen Post wieder löschen, mach ich aber nicht.
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fidelchen
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von fidelchen »

Schlomo hat geschrieben: 20 Mai 2020 13:42 ...
Bei mir kommt hinzu, mein Vater ist Chef, daher habe ich da natürlich auch etwas Empathie in die Richtung. Chefs sind nunmal unter den Mitarbeitern immer der Arsch und an allem Schuld. So einfach ist es aber meistens am Ende dann auch wieder nicht.
...
Ach meine sind/waren meistens ganz gut ;)...
Bis auf die Frage der Lohnverhandlung, da geben die mir immer zuwenig :mrgreen:

Ich denke das kommt eben stark auch auf die Firmenkultur und die Branche an... Wenn ich manche Geschichten von manchen Leute höre, dann denke ich mir auch nur "ohhhh mannnn"... Aber wenn ich mir auf der anderen Seite auch manchmal anhöre wie die "Angestellten" sich benehmen kann ich mir auch nur manchmal denken "ohhhhh mannnn"...

Deswegen sage ich nur dazu: Such dir bitte ein neuen Job, alles ist besser als auf dauer unglücklich zu sein... Aber den Mut diesen Schritt zu gehen musst du von dir aus finden... Generell gilt eben immer: Love it, Change it or Leave it... und hier hilft nur noch Leave it ;)
AWG = Alles wird gut :-)

Nach ganz strenger Definition bin ich ein "Normalo"
Nach geschwächter Definition bin ich ein "SC-AB"
Und fühlen tu ich mich wie ein "XX-AB"
Was bin ich nun?
Nonkonformist

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Nonkonformist »

fidelchen hat geschrieben: 20 Mai 2020 14:57
Schlomo hat geschrieben: 20 Mai 2020 13:42 ...
Bei mir kommt hinzu, mein Vater ist Chef, daher habe ich da natürlich auch etwas Empathie in die Richtung. Chefs sind nunmal unter den Mitarbeitern immer der Arsch und an allem Schuld. So einfach ist es aber meistens am Ende dann auch wieder nicht.
...
Ach meine sind/waren meistens ganz gut ;)...
Bis auf die Frage der Lohnverhandlung, da geben dir mir immer zuwenig :mrgreen:
Ich hatte alles; von sehr sympatische und sehr guten chefs, bis zu selbstverliebten, egomanen, inkompetenten, sadistischen, machtsbesessenen tyrannen. Die künsterlischen in meiner branche waren großteilig in ordnung; der geschäfsführung hat nicht immer gestimmt.
Trickfilmer hatten keinerlei dress-code, bis auf einem: keine kravatten, keine anzüge - das war der outfit des feindes (von wem wir aber leider auch finanziell abhängig waren).

Eine der guten chefs hat mich mal ungefragt einen gehaltserhöhung von €1000,- im monat gegeben, da konnte ich mir nicht beschweren....
Melli

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Melli »

fidelchen hat geschrieben: 20 Mai 2020 14:57Ich denke das kommt eben stark auch auf die Firmenkultur und die Branche an...
Unternehmenskultur ist ein gutes Stichwort.
fidelchen hat geschrieben: 20 Mai 2020 14:57Wenn ich manche Geschichten von manchen Leute höre, dann denke ich mir auch nur "ohhhh mannnn"... Aber wenn ich mir auf der anderen Seite auch manchmal anhöre wie die "Angestellten" sich benehmen kann ich mir auch nur manchmal denken "ohhhhh mannnn"...
Genau das.
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Optimistin »

Du bist es wert respektiert zu werden, Lieblose. Du bist es wert, geliebt zu werden, Lieblose.
Du bist es wert, weil du ein Mensch bist, mit unveräußerlicher Würde.

Wie fidelchen sagt: nehme es an, verändere es oder verlasse die Situation.
Wut ist dabei eine sehr enenergetische schubkraft - nutze sie! Um über deine Ängste und Zweifel hinaus für dich einzustehen :boxing: :vielglueck:
Zum Beispiel mit der Erkenntnis: "ich schaffe es nicht, mich allein gegen die "Angreifer" zu wehren. Ich brauche Hilfe von außen. Wer könnte mir helfen?" Und dann auf die Suche nach Antworten zu gehen.

Eine tröstende und ermutigende Umarmung :umarmung2: von
der Optimistin
Vielfalt, Respekt, Demokratie
www.ab-forum.de
Sihena

Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Sihena »

Hallo Lieblose.

Das klingt für mich nicht nach einem einfachen Problem mit dem Chef. Du hattest das Problem schon im Elternhaus und du schriebst selber, dass du immer alles erduldest, dich duckst und alles in dich hinein frisst. Du kennst es nicht anders und hast immer so gelebt. Anstatt selber aktiv dagegen vorzugehen, ziehst du es vor, dich immer nur darüber zu beschweren. Doch das bringt dir nichts.

Hau doch mal auf den Tisch, biete den Menschen Stirn. Du bist eine erwachsene, gestandene Frau und kein kleines Mädchen.

Wenn du deinen Chef hasst oder nicht klar kommst, dann wechsle die Arbeitsstelle. Das habe ich auch gemacht, wenn ich schlecht behandelt wurde und mir niemand half. Man muss nicht alles aushalten und erdulden. Vor allem nicht, wenn es so toxisch ist, dass es einen Mental schadet. Wir haben auch ein Recht darauf, dass man uns respektvoll und nicht wie Dreck behandelt.

Meinen kompletten Freundeskreis habe ich deswegen den Rücken gekehrt, weil sie unzufrieden waren und ihren Frust an mir ausließen. Es ist traurig, aber die Dinge kann man nun mal nicht ändern. Frustrierte Menschen, die so eine Negativität mit sich tragen lassen es gerne an Schwächere oder Glücklichere Menschen aus. Die Schwachen wehren sich nicht, den Glücklichen gönnen sie nichts.

Und was deine Mutter betrifft: Ihr kannst du ruhig die Meinung geigen und ihr verbal deutlich klar machen, dass du lange erwachsen bist und einen respektvollen Umgangston erwartest, andernfalls siehst du dich gezwungen, den Kontakt einzuschränken.
Wenn sie dich liebt, wird es schon irgendwann klick machen und dich mit anderen Augen sehen, das war bei meinem Vater genau so. Ich hab ihm sehr früh die Grenzen aufgezeigt und heute kriecht er mir in den Allerwertesten und traut sich nichts negatives mehr in meiner Gegenwart.

Wer Respekt will, der muss auch Stärke zeigen und auch Grenzen setzen. Und wenn nichts dergleichen hilft, dann geht man. Alles ist besser, als nichts zu tun und sich selber zu bemitleiden.

Kopf hoch, du bist stark, das schaffst du.
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Esperanza
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Re: Um Anerkennung kämpfen

Beitrag von Esperanza »

Sihena hat geschrieben: 22 Mai 2020 18:08
Wenn sie dich liebt, wird es schon irgendwann klick machen und dich mit anderen Augen sehen, das war bei meinem Vater genau so. Ich hab ihm sehr früh die Grenzen aufgezeigt und heute kriecht er mir in den Allerwertesten und traut sich nichts negatives mehr in meiner Gegenwart.

Also da tut mir dein Vater jetzt leid. :sadwoman:
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk. Der andere eine Lektion. Manche auch beides.