"Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

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Lucius

Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von Lucius »

Meine Interpretation fällt für den besagten Satz positiv aus.

Die Akzeptanz ist ein wichtiger Schritt zur Selbstfürsorge und Selbstakzeptanz.
Ich kann mich selbst lieben ohne Partner und trotz Einsamkeit. Partnerlosigkeit und Einsamkeit verursachen Leid. Wenn ich akzeptiere, dass ich leide kann ich den Zustand von außen betrachten und bin darin nicht gefangen.

Diese Erkenntnis kann dazu führen, dass man kümmert um sich selbst und nicht den Fokus darauf diesen Zustand zuändern, was ohnehin gerade aus verschiedenen Gründen evtl nicht funktioniert. Man leitet die zur Verfügung stehenden Ressourcen wie z.B. Aufmerksamkeit, Fürsorge und Liebe zu sich selbst um, denn die innere Haltung zur Partnerlosigkeit und Einsamkeit ist eventuell veränderbar.

Es geht also im Kern darum sich nicht ständig mit seinem Leid zu konfrontierten und seinen Blickwinkel auf sich selbst zu ändern. Sich nicht anhand seiner "Schwächen" zu beurteilen.
F.Dark

Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von F.Dark »

Erdling hat geschrieben: 08 Mai 2020 22:36 Ich moechte hier einen Satz zur Diskussion stellen, der sich in meiner Erinnerung festgesetzt hat. Meine ehemalige Verhaltenstherapeutin hat in der letzten regulaeren Sitzung vor einem halben Jahr, bevor ich sie darueber in Kenntnis gesetzt habe, dass ich meine Therapie wohlueberlegt und auf aerztliches Anraten vorzeitig beenden wuerde, das Folgende geaussert:

"Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer! Akzeptieren Sie Ihre Partnerlosigkeit und Ihre Einsamkeit."

Ich bin damals auf diese Aussage nicht eingegangen.

Wie steht ihr zu einer solchen Aussage?
Das kommt auf den Kontext drauf an. So alleine stehend ist das schon sehr dreist
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Le Chiffre Zéro
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Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Erdling hat geschrieben: 08 Mai 2020 22:36 "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer! Akzeptieren Sie Ihre Partnerlosigkeit und Ihre Einsamkeit."
Den Teil mit der Partnerlosigkeit kann ich einigermaßen nachvollziehen. Es heißt ja, man wird fündig, wenn man aufhört zu suchen. Das scheint auch damit zusammenzuhängen, daß man needy und daher wenig attraktiv wirkt, wenn man verbissen nach einem Partner sucht.

Der Teil mit der Einsamkeit dagegen ist eine Schweinerei. Einsamkeit ist tatsächlich ein psychischer Zustand, um den sich Psychotherapeuten eigentlich kümmern sollten. Wenn eine Therapeutin sagt: „Finden Sie sich damit ab“, dann heißt das, du sollst bitteschön nicht weiter ihre Zeit strapazieren, damit sie die nutzen kann mit dem nächsten, besser zahlenden Patienten. Nebenher suggeriert sie, daß du ein hoffnungsloser Fall bist – ganz schlechter Stil mit schwer abschätzbaren Folgen.

Hat sie wenigstens vorher etwas getaugt, oder war sie der Grund, warum dir von ärztlicher Seite dazu geraten wurde, die Therapie abzubrechen („Therapie gern, aber bloß nicht mehr bei der!“)? Ich meine, es gibt da draußen Scharlatane noch und nöcher.
Melli hat geschrieben: 09 Mai 2020 14:37
NBUC hat geschrieben: 09 Mai 2020 14:27Sieht halt doch arg so aus, als ob es eben keine Qualitätskontrolle/-standards gäbe, bei was sich in dem Bereich der "Psychohilfe" tummeln kann.
Doch, gibt es sehr wohl. Nur wie in allen Fächern gibt es leider auch schlechte Studenten, und die werden dann auf die Menschheit kosgelassen 😡
Der Studienabschluß hat nichts zu sagen. Jemand kann in Psychologie magna cum laude abschließen und trotzdem ein Fachidiot sein, der zwar viel theoretisches Wissen hat, den man aber besser nicht auf zu therapierende Menschen loslassen sollte, weil er das Einfühlungsvermögen einer Dampframme hat.

Regelmäßige Audits scheint es in der Branche nicht zu geben. Andererseits, gäbe es sie, wäre vermutlich das psychologische Hilfsnetz noch dünner als sowieso schon.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von Hoppala »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 17 Mai 2020 12:22Wenn eine Therapeutin sagt: „Finden Sie sich damit ab“, dann heißt das, du sollst bitteschön nicht weiter ihre Zeit strapazieren, damit sie die nutzen kann mit dem nächsten, besser zahlenden Patienten.
Höchst unwahrscheinlich.
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 17 Mai 2020 12:22Nebenher suggeriert sie, daß du ein hoffnungsloser Fall bist – ganz schlechter Stil mit schwer abschätzbaren Folgen.
Das kann man so sich selbst suggerieren, wenn man sich selbst nichts Gutes will.
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 17 Mai 2020 12:22 Der Studienabschluß hat nichts zu sagen. Jemand kann in Psychologie magna cum laude abschließen und trotzdem ein Fachidiot sein, der zwar viel theoretisches Wissen hat, den man aber besser nicht auf zu therapierende Menschen loslassen sollte, weil er das Einfühlungsvermögen einer Dampframme hat.

Regelmäßige Audits scheint es in der Branche nicht zu geben. Andererseits, gäbe es sie, wäre vermutlich das psychologische Hilfsnetz noch dünner als sowieso schon.
Psychologen werden erst nach einer weiteren mehrjährigen Ausbildung zum Therapeuten selbstständig auf Klienten llosgelassen. Teil der Ausbildung ist, sich selbst einer Therapie zu unterziehen.
Mediziner dürfen schon nach einer wesentlich kürzeren Zusatzqualifikation therapieren.
Qualitätskontrolle wäre natürlich sinnvoll, ist aber schwierig umzusetzen. Die Therapeut-Patienten-Beziehung ist individuell. Mit dem einen Patienten klappt's, mit dem anderen nicht. Die probatorischen Sitzungen sollen dieses Risiko verringern, aber ausmerzen können sie es ncht.
und auch der Patient selbst hätte vermutlich was gegen einen ständig nur beobachtend dabeisitzenden Supervosor seines eigentlichen Therapeuten. Außerdem: wenn jemand in Not ist und schon auf Hilfe gewartet hat, is seine Motivation, nach 2 oder 3 Terminen "nein" zu sagen und noch ein paar Monate zu warten, eher nicht so hoch.

In Zweifelsfällen gibt es, wie bei allen mediznischen Streitfragen, institutionelle Schieds- und Begutachtungsverfahren - die aber auch den Pferdefuß haben, dass die fachkundigen Beurteiler dem Therapeuten näher stehen, und der Klient in der Regel nicht über das erforderliche Know-how verfügt, sein Anliegen durchzukämpfen; zumal er ja vermutlich dann auch psychisch-emotonal eh nicht top in Form ist.
Fordern kann man da viel, auch berechtigt - die Umsetzung ist das Problem.
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Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von Daniog »

Mediin hat geschrieben: 09 Mai 2020 07:52 Therapie ist geisteswissenschaftliche Zeit- und Geldverschwendung die auf so gut wie keiner Evidenz basiert. Die Frau könnte einem Hungerndem genauso gut sagen, er solle einfach akzeptieren, kein Essen zu bekommen, und sich das Leben selbst nicht so schwer machen.
die Bundeswehr hat mich nach einer Reserveübung im Ausland gezwungen einen Psychologen zu besuchen, hatte den Eindruck der hatte weder Plan noch Lust. Ich mir einen Witz draus gemacht, ich will gar nicht wissen was der auf seinen Zettel geschrieben hat. Wahrscheinlich damals Oberleutnant, schwer kriegsgeschädigt, traumatisierter Kinderhasser oder so.
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Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von Obelix »

Daniog hat geschrieben: 17 Mai 2020 22:25
Mediin hat geschrieben: 09 Mai 2020 07:52 Therapie ist geisteswissenschaftliche Zeit- und Geldverschwendung die auf so gut wie keiner Evidenz basiert. Die Frau könnte einem Hungerndem genauso gut sagen, er solle einfach akzeptieren, kein Essen zu bekommen, und sich das Leben selbst nicht so schwer machen.
die Bundeswehr hat mich nach einer Reserveübung im Ausland gezwungen einen Psychologen zu besuchen, hatte den Eindruck der hatte weder Plan noch Lust. Ich mir einen Witz draus gemacht, ich will gar nicht wissen was der auf seinen Zettel geschrieben hat. Wahrscheinlich damals Oberleutnant, schwer kriegsgeschädigt, traumatisierter Kinderhasser oder so.
Eine Therapie macht nur Sinn, wenn der Patient sie auch will. So ein Pflichttermin ist so ziemlich das blödeste, was man da machen kann. Allenfalls ist er dafür gut, bei den Leuten, die einen Bedarf haben, aber sich nicht trauen, aus eigenem Antrieb einen Therapeuten aufzusuchen, die Hemmschwelle zu senken. Gibt ja genug Leute, die Angst haben, sich durch den Besuch bei einem Therapeuten vor den Kameraden boßzustellen. Aber wer der Meinung ist, dass ihm eine Therapie nichts bringt, sollte das der Ehrlichkeit halber auch direkt sagen, um den Platz für tatsächlich Bedürftige frei zu machen.
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Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von Ringelnatz »

Hoppala hat geschrieben: 17 Mai 2020 22:19
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 17 Mai 2020 12:22 Der Studienabschluß hat nichts zu sagen. Jemand kann in Psychologie magna cum laude abschließen und trotzdem ein Fachidiot sein, der zwar viel theoretisches Wissen hat, den man aber besser nicht auf zu therapierende Menschen loslassen sollte, weil er das Einfühlungsvermögen einer Dampframme hat.

Regelmäßige Audits scheint es in der Branche nicht zu geben. Andererseits, gäbe es sie, wäre vermutlich das psychologische Hilfsnetz noch dünner als sowieso schon.
Psychologen werden erst nach einer weiteren mehrjährigen Ausbildung zum Therapeuten selbstständig auf Klienten llosgelassen. Teil der Ausbildung ist, sich selbst einer Therapie zu unterziehen.
Mediziner dürfen schon nach einer wesentlich kürzeren Zusatzqualifikation therapieren.
Qualitätskontrolle wäre natürlich sinnvoll, ist aber schwierig umzusetzen. Die Therapeut-Patienten-Beziehung ist individuell. (...)
Fordern kann man da viel, auch berechtigt - die Umsetzung ist das Problem.
"Audits" gibt es nicht, aber Supervision kann hilfreich sein. Nicht dass da einer mit in der Therapie sitzt, sondern dass der Therapeut Fälle in einer Supervisions-Sitzung einbringt und dort bespricht (Supervisoren sollten anerkannte/sehr erfahrene Experten sein). Wie Hoppala schreibt, kann man als studierter Psychologe noch lange nicht therapieren. Ich stimme ihm zu: Dass die Beziehung so individuell ist und dass man es eben auch mit Klienten zu tun hat, die spezielle Besonderheiten in Erleben/Verhalten aufweisen macht es umso schwieriger, objektiv beurteilen zu wollen wie "gut" ein Therapeut arbeitet. Zumindest ist es schwierig, das an bestimmten Ergebnissen festmachen zu wollen (z.B. Patient ist vollständig geheilt und glücklich - dann müsste man sich als Therapeut wohl auf bestimmte Störungsbilder beschränken, um die Evaluationsergebnisse positiv zu beeinflussen). Den Prozess kann man vielleicht beurteilen (welche Techniken genutzt? Welche Hypothesen hat der Therapeut und wie ist er darauf basierend vorgegangen? Wie geht er mit bestimmten Reaktionen des Klienten um?).

Ich denke, dass es unter den Therapeuten viele wirklich gute und engagierte Personen gibt, die Leidenschaft für ihren Beruf haben und sich deshalb auch immer weiter entwickeln wollen (fachliche Weiterbildung, Supervision, ...). Gleichzeitig gibt es sich auch schlechte Therapeuten, die selbstherrlich irgendwelche althergebrachten Methoden (fehlerhaft) anwenden und das Wohl der Patienten nicht (mehr) im Fokus haben. Kontrolle ist nicht einfach.

Aus Interesse hab ich mal gegoogelt und festgestellt, dass Maßnahmen zur Qualitätssicherung sich offenbar auf Selbsteinschätzungen beschränken und nur wenn man sich freiwillig zertifizieren lässt überhaupt eine externe Partei involviert ist (https://www.psychotherapeutenkammer-ber ... therapie-0). Andererseits verstehe ich auch, wenn Therapeuten den Bürokratiekram nicht überhand nehmen lassen wollen - da gibt es wohl schon genug Anträge etc. zu bearbeiten im Zusammenhang mit den Krankenkassen....
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Re: "Machen Sie sich doch Ihr Leben nicht so schwer!"

Beitrag von Daniog »

Obelix hat geschrieben: 18 Mai 2020 12:28
Daniog hat geschrieben: 17 Mai 2020 22:25
Mediin hat geschrieben: 09 Mai 2020 07:52 Therapie ist geisteswissenschaftliche Zeit- und Geldverschwendung die auf so gut wie keiner Evidenz basiert. Die Frau könnte einem Hungerndem genauso gut sagen, er solle einfach akzeptieren, kein Essen zu bekommen, und sich das Leben selbst nicht so schwer machen.
die Bundeswehr hat mich nach einer Reserveübung im Ausland gezwungen einen Psychologen zu besuchen, hatte den Eindruck der hatte weder Plan noch Lust. Ich mir einen Witz draus gemacht, ich will gar nicht wissen was der auf seinen Zettel geschrieben hat. Wahrscheinlich damals Oberleutnant, schwer kriegsgeschädigt, traumatisierter Kinderhasser oder so.
Eine Therapie macht nur Sinn, wenn der Patient sie auch will. So ein Pflichttermin ist so ziemlich das blödeste, was man da machen kann. Allenfalls ist er dafür gut, bei den Leuten, die einen Bedarf haben, aber sich nicht trauen, aus eigenem Antrieb einen Therapeuten aufzusuchen, die Hemmschwelle zu senken. Gibt ja genug Leute, die Angst haben, sich durch den Besuch bei einem Therapeuten vor den Kameraden boßzustellen. Aber wer der Meinung ist, dass ihm eine Therapie nichts bringt, sollte das der Ehrlichkeit halber auch direkt sagen, um den Platz für tatsächlich Bedürftige frei zu machen.
sehe ich ähnlich. Ich war nicht an einem Gefecht beteiligt. Wir hatten keine Verluste, sondern einen Unfall und ich habe als Zivilist viel schlimmere Unfälle als den erlebt, deswegen muss man nicht zum Phychologen. Ich war nicht einmal verletzt, da ich in einem anderen Fahrzeug war.