Meine Geschichte und wo ich hin will

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Caligari
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Re: Meine Geschichte und wo ich hin will

Beitrag von Caligari »

So nach ganz schön langer Zeit mal wieder ein Post. Die Gedanken wollen raus.

Ich mach mal ein kleines Jahresfazit.
2020 war in manchen Bereichen gut. In ganz vielen richtig schlecht. Und in manchen einfach so wie die ganzen Jahre davor auch.
Viele Sachen, auf die ich mich gefreut hatte, konnte ich nicht machen. Ich wäre gerne auf Konzerte gegangen. Ging nicht. Wäre gerne auf ein paar Kurztrips aufgebrochen. Ging nicht. Hätte gerne mehr Sport gemacht. Ging zwischenzeitlich wegen Knieschmerzen nicht und als es wieder ging, haben die Fitnessstudios nach kurzer Zeit wieder zumachen müssen. Ich hätte gerne mehr Leute getroffen. Ging nicht. Und die Möglichkeit gehabt, neue Leute kennenzulernen. Ging auch nicht. Und die Online-Uni nervt auch noch.
Aber genug schlechtes. Ich hab auch einiges geschafft. Hier so offen zu schreiben beispielsweise. Oder mit Menschen offener zu reden. Mehr auf das zu hören, was ich wirklich will und wer ich wirklich bin. Ich hab einiges gelernt. Ich hab OkCupid und Tinder ausprobiert und noch andere kleinere Sachen gemacht, auf die ich stolz bin.
Gegen Ende des Jahres bin ich in ein kleines Tief gestürzt. Die zweite Coronawelle mit trübem Herbst/Winter-Wetter, ausfallende Weihnachtszeit und viel Alleinsein war da einfach zu viel. Aber ich arbeite daran, da wieder raus zu kommen. Was soweit auch schon gelungen ist und will jetzt wieder neue Sachen in Angriff nehmen. Und alte Selbstverständlichkeiten wieder einführen. Da bin noch nicht am Ziel, es ist mal mehr oder weniger anstrengend. Aber ich arbeite dran.

Jetzt kommt ein Teil, den ich einfach (vor dem ganzen anderen) so runtergeschrieben habe. Heute war ich etwas gefrustet:

Also…
Ich kann mir vorstellen, dass ich jemanden angucke und sie lächelt zurück. Und ich fühl mich gut. Merke, wie sie wirklich die Mimik im meinem Gesicht für einen kurzen Moment zu einem tiefen Lächeln verändert. Dann zerbricht diese Vorstellung wieder, die ich nur einen kurzen Moment aufrecht halten kann. Und ich bin allein. Merke, wie sich eine Kälte in mir ausbreitet. Und dann mich weiter, versuche mein Leben so gut es geht zu leben.
Ich glaub es sind diese kleinen Momente, die mir sm meisten fehlen. Keine großen, bedeutenden Ereignisse. Keine überragenden Momente, die man eh im Leben so selten hat. Sondern einfach die Gewissheit, dass es für einen Moment nicht geben könnte, was diesen Moment besser macht. Jemanden anschauen zu können und sich einfach darüber freuen zu können, dass diese Person da ist. Hab ich nicht und die Vorstellung davor, dass auch nie zu haben, macht mir wirklich Angst.
Ich hab letztes Jahr einiges geschafft, was ich zuvor nie gedacht hätte. Ich hab versucht offener zu und mehr wirklich Ich zu sein. Ich hab mich auf Dating-Apps angemeldet und Matches bekommen. Da bin ich Stolz drauf. Das hat sich zum Teil auch Hanz gut angefühlt. Aber ich hab nicht das Gefühl, dass mich das auch nur einen Schritt weiter dahin führt, mich nicht mehr allein zu fühlen. Und warum?
Weil ich es nicht schaffe mit anderen Menschen mal wirklich eine Verbindung aufbauen zu können. Im normalen Leben ging das aus offensichtlichen Gründen letztes Jahr eh kaum. Und online? Ich mag das schriftliche kommunizieren nicht. Nicht mit Menschen, die ich kenne und auch nicht mit Fremden. Es lässt mich immer zu viel nachdenken, was ich da gerade schreibe. Es entsteht kein Flow, der das Gespräch angenehm macht und mir fehlt das Gefühl, dass da überhaupt ein wichtiger Mensch auf der anderen Seite ist.
In den ganzen Dating-Apps hab ich zwar Matches bekommen und manche davon fand ich vom Profil auch ganz attraktiv. Aber trotzdem ist mein erster Gedanke, wenn ich eine Push-Nachricht mit einem Match sehe: Mist, jetzt musst du wieder irgendwas machen und schreiben. Und ich weiß eigentlich nie was. Dann schreibe ich was und bekomme manchmal noch eine eine Antwort und dann bin ich komplett raus. Ich verstehe nicht, wie andere da wirklich Unterhaltungen führen können. Natürlich könnte ich irgendwas fragen. Aber warum, es interessiert mich doch nicht wirklich. Ich könnte versuchen, etwas lustiges zu schreiben und bekomme vielleicht etwas zurück. Aber warum, was mache ich dann. Es fühlt sich immer gezwungen und künstlich an. Als wäre ich ein Schauspieler, der irgendwas machen soll, um andere zu unterhalten und ich bin kein guter Schauspieler.
Mir fehlt allein schon die Vorstellungskraft, wie eine Unterhaltung aussehen könnte, die zu irgendwas führt. Mir fehlt die Vorstellungskraft, wieso das bei anderen scheinbar kein Problem ist.
Wie man mit ein paar Textnachrichten ein Date festmacht. Ich weiß es nicht. Ich glaub mein bester Chat waren 4-5 hin und her geschickte Nachrichten. Und der war langweilig von der ersten Nachricht an.
Wenn ich das alles hier schreibe, komme ich mir ein bisschen selbst, wie der sozial inkompetenteste Mensch der Welt vor. Aber das bin ich nicht. Ich hab eigentlich immer ein paar Menschen gehabt und habe sie auch jetzt, die ich Freunde nennen würde. Mit denen ich Zeit verbringen kann und stundenlang über den größten Unsinn reden kann. Mit manchen auch über ernste Themen. Aber das bringt mir nicht wirklich was.
Natürlich ohne diese Menschen, wäre mein Leben deutlich schlechter. Aber es reicht nicht. Es lässt mich nicht weniger allein fühlen, als ich es tue.
So genug Frust für den Moment. Aber das musste mal raus.

Noch dem Schreiben geht’s besser. Und damit auch gedanklich ab ins Jahr 2021.
Nothing in this world that's worth having comes easy

One of the painful things about our time is: those who feel certainty are stupid and those with any imagination and understanding are filled with doubt and indecision

One of the great human failings is to prefer to be right than to be effective