Man kann "AB" natürlich sehr technisch definieren, als jemand, der noch niemals Sex oder keine Beziehung hatte. Aber wo zieht man da die Grenze?
Was ist Sex, nur der vollzogene Koitus oder reicht es, zu zweit nackt im Bett gelegen und dabei aktiv geworden zu sein? Wie definiere ich eine Beziehung, gehört eine Kurzbeziehung von 3 Monaten, 1 Monat oder gar nur einer Woche auch schon dazu? Ich glaube, mit derart harten Kriterien wird man nicht glücklich.
Und was heißt "freiwillig" oder "unfreiwillig"? Wirklich freiwillig beziehungslos ist jemand, der/die jederzeit eine Beziehung haben könnte, wenn er nur wollte, aber dies aus irgend einem Grund bewusst nicht tut. Also ein Mensch, der an sich gut beim anderen Geschlecht (oder beim eigenen
) ankommt und - übertrieben gesagt - nur mit dem Finger schnippen müsste, um an eine Beziehung zu kommen. Das wäre beispielsweise ein gutaussehender katholischer Priester, der aufgrund seiner Persönlichkeit alle Chancen der Welt hätte, sich aber bewusst für die Kirche entschieden hat. Nicht unbedingt der Standardfall. Vielleicht noch jemand, der sich 100% auf seinen beruf konzentrieren will, etwa ein "brennender" Wissenschaftler. Ich glaube, das sind seltene Ausnahmen.
Ich habe in den vergangenen 35 Jahren (ich bin 50) bis auf zwei ganz kurze Phasen im Alter von etwa 25 und dann mit ca. 40 niemals aktiv nach einer Partnerin gesucht. Und seit einer Kurzbeziehung vor etwa 9 Jahren habe ich das Thema zu den Akten gelegt. Ich bin also - oberflächlich betrachtet - freiwillig beziehungslos und ich leide nicht einmal darunter. Nach der Definition, die hier im Forum steht, wäre ich also kein AB.
Nur:
Ich entscheide mich ja nicht aus nachvollziehbaren, plausiblen, objektiven Gründen für die Partnerlosigkeit (wie beispielsweise der genannte Priester). Ganz tief verschüttet in meinem Inneren hätte ich gerne eine Partnerin, Kinder und ein Haus mit Garten. Nur erscheint mir der Weg dahin unmöglich zu gehen; meine "Freiwilligkeit" beruht auf sozialen Defiziten, die ich nicht überwinden kann bzw. mir das nicht vorstellen kann. Sicher habe ich das für mich "freiwillig" entschieden, dass mir die Überwindung dieser Defizite im Verhältnis zum Ziel zu viel Kraft kostet bzw. ich nicht daran glaube, es schaffen zu können.
Aber ist das wirklich Freiwilligkeit? In meinen Augen nicht. Es ist letztendlich "krankheitsbedingt" oder wie immer man es nennen will. Ich fühle mich jedenfalls als AB. Trotz Kurzbeziehung vor 9 Jahren und trotz damit verbundener kleinerer sexueller Erfahrungen, die allerdings den vollzogenen Geschlechtsverkehr eben nicht einschlossen.