Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
fredstiller

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von fredstiller »

Gatem hat geschrieben: 25 Okt 2019 09:04 Meines Wissens ist Peter Altmaier ganz bewusst und Aufgrund seiner eigenen Wahl ohne Partnerschaft und erfüllt damit das Haupt-Kriterium bei einem AB, nämlich „unfreiwillig“ nicht.

Jetzt mag man natürlich darüber spekulieren, ob „ich will das so“ nur eine Verteidigungsargumentation ist…
Der liebe Gott hat es so gefügt“ klingt nicht nach Freiwilligkeit oder bewusster Entscheidung - höchstens danach, dass jemand seine Situation akzeptiert und nicht mehr für veränderungsfähig oder -wert hält.
Melli

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Melli »

Was den Altmaier anginge, so sind seine Äußerungen immer noch interpretationsfähig:
Warum findet man in den Archiven nichts von einer Partnerin?
Ich bin ein sehr geselliger und kommunikativer Mensch. Doch der liebe Gott hat es so gefügt, dass ich unverheiratet und allein durchs Leben gehe. Deshalb kann in den Archiven auch nichts über eine Beziehung stehen. Ich hadere nicht mit meinem Schicksal. Wenn es anders wäre, wäre ich längst verheiratet oder in einer festen Beziehung. Aber ich hatte und habe immer eine kleine Zahl guter Freunde, mit denen ich über alles reden kann.
Bei mir hat Hadern jedenfalls nicht ausgereicht :shock:


PS: Beim "Einspänner" würde ich allerdings dann doch deutlich die Bedeutung mit dem Kaffee bevorzugen :oops:
Thespian

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Thespian »

Melli hat geschrieben: 27 Okt 2019 11:21 Was den Altmaier anginge, so sind seine Äußerungen immer noch interpretationsfähig:
Warum findet man in den Archiven nichts von einer Partnerin?
Ich bin ein sehr geselliger und kommunikativer Mensch. Doch der liebe Gott hat es so gefügt, dass ich unverheiratet und allein durchs Leben gehe. Deshalb kann in den Archiven auch nichts über eine Beziehung stehen. Ich hadere nicht mit meinem Schicksal. Wenn es anders wäre, wäre ich längst verheiratet oder in einer festen Beziehung. Aber ich hatte und habe immer eine kleine Zahl guter Freunde, mit denen ich über alles reden kann.
Bei mir hat Hadern jedenfalls nicht ausgereicht :shock:


PS: Beim "Einspänner" würde ich allerdings dann doch deutlich die Bedeutung mit dem Kaffee bevorzugen :oops:
Ich würde den Herrn Altmeier nach diesem Interview mal vorsichtig als "Verdachtsfall" einstufen. Klar klingt aus der Wortwahl ein gedrechseltes "ich will das so" raus aber er war damals Kanzleramtsminister und die Bildzeitung hörte mit. Da ist es nachvollziehbar, dass er nicht gesagt hat er hätte sich eine Frau gewünscht hätte aber keine gefunden. Die robusteren Teile des Journalismus - und dazu zählt die Bild mit Sicherheit - denken nämlich genau so wie es im Interview angedeutet ist: "wenn ich wollen würde wäre ich längst".
Außerdem muss man bedenken, dass er Politiker ist (noch dazu in der Regierung). Berichterstattung über Politiker hat tendenziell immer einen negativen Spin. Da wird nach Schwächen gesucht, nach Skandalen. Etwas das so deutlich vom Erwarteten abweicht wie unfreiwilliges Alleinbleiben wäre möglicherweise brutal ausgeschlachtet worden. Wäre der, der sich da als AB outet Musiker gewesen, Schauspieler oder Fußballweltmeister: dann kann man mit einer Story mit Mitgefühl rechnen, mit einer Fragerunde woran es denn liege und so weiter. (Natürlich nur mit einer kurzen. Hinter Tor 2 wartet schon die nächste Sau die durchs Dorf getrieben werden will.) Aber bei einem Politiker ist davon auszugehen, dass das brutal gegen ihn verwendet werden würde.
Seb-X

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Seb-X »

Auch Depressionen sind weiterhin ein Tabuthema. Mehr Öffentlichkeit für dieses Thema hat noch nicht viel bewirkt. Weiterhin gelten Betroffene als schwächere, nicht belastbare Menschen. Sprüche wie "Reiß dich zusammen!" oder "Sei doch einfach mal locker." sind weiterhin Standard.
knopper

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von knopper »

Thespian hat geschrieben: 27 Okt 2019 12:37
Ich würde den Herrn Altmeier nach diesem Interview mal vorsichtig als "Verdachtsfall" einstufen. Klar klingt aus der Wortwahl ein gedrechseltes "ich will das so" raus aber er war damals Kanzleramtsminister und die Bildzeitung hörte mit. Da ist es nachvollziehbar, dass er nicht gesagt hat er hätte sich eine Frau gewünscht hätte aber keine gefunden. Die robusteren Teile des Journalismus - und dazu zählt die Bild mit Sicherheit - denken nämlich genau so wie es im Interview angedeutet ist: "wenn ich wollen würde wäre ich längst".
ja...und vor allem gerade die Bild-.Zeitung. Also da kann man jetzt nicht erwarten dass gerade DIE pro-AB eingestellt sind... :D
Genauso das gleiche wie bei RTL.... "Kontra AB" bzw. "sich gierend drauf stürzen" ist hier das Motto!
Siehe "Bauer sucht Frau", "Schwiegertochter gesucht" oder auch das "Model und der Freak"....alles Formate die den evt. AB Mann als ziemlichen Depp hinstellen der es nicht auf die Reihe bekommt. Aber gut das ist halt das tolle Privatfernsehen….seit 1984! :D

Zum Thema, ja ich glaube dass es schon noch ein ziemliches Tabu ist, denn das geht ja schon im Jugendalter los. In der Bravo damals ging es schon stets und ständig auch um sexuelle Thema, 1. Liebe usw... ein Thema wie AB hat hier offensichtlich keinen Platz.

oder halt in der Schulklasse...der oder die hatte immer noch keine "ähh ist der etwas IMMER NOCH JUNGFRAU" usw... sind oft gesagte Sätze. :D Also Verständnis höre ich da weniger aus. Kann mir aber vorstellen dass es bspw. bei Homosexualität in dem alter auch nicht viel anders ist, das muss man fairerweise dazu sagen.
Zuletzt geändert von knopper am 27 Okt 2019 13:06, insgesamt 1-mal geändert.
Pferdedieb
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Pferdedieb »

Thespian hat geschrieben: 27 Okt 2019 12:37 Außerdem muss man bedenken, dass er Politiker ist (noch dazu in der Regierung). Berichterstattung über Politiker hat tendenziell immer einen negativen Spin. Da wird nach Schwächen gesucht, nach Skandalen. Etwas das so deutlich vom Erwarteten abweicht wie unfreiwilliges Alleinbleiben wäre möglicherweise brutal ausgeschlachtet worden.
Ein ABtum von Herrn Altmaier wäre wohl ein größerer "Skandal" als die vier (oder inzwischen fünf) Hochzeiten von Herrn Schröder.
Darüber regt sich niemand auf ....

Und so ist das auch in weiten Teilen der Gesellschaft:
- "Ich hatte noch nie eine Freundin" - Was ist los mit dem??
- "Ich war schon zweimal verheiratet und habe von jeder Frau 2 Kinder" - Wow, toller Kerl!

Täusch ich mich da?
fredstiller

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von fredstiller »

Thespian hat geschrieben: 27 Okt 2019 12:37 Wäre der, der sich da als AB outet Musiker gewesen, Schauspieler oder Fußballweltmeister: dann kann man mit einer Story mit Mitgefühl rechnen, mit einer Fragerunde woran es denn liege und so weiter.
Als Fussballweltmeister bist du heute zwangsläufig prominent, erfolgreich und ganz sicher gutverdienend. Da rennen dir die Frauen aktiv die Bude eine. Klar, nicht alle, und vielleicht sind gerade bei Profisportlern einige Goldgräberinnen darunter, aber da muss man sich schon aktiv dagegen wehren, nicht von einer Frau geangelt zu werden. Und zumindest bei erfolgreichen und bekannten Musikern gilt das ähnliche.

Was Altmaier anbetrifft, so könnte ich mir schon vorstellen, dass er äusserlich nicht gerade ein Traumtyp vieler Frauen war oder ist. Aber er ist prominent, wird sehr gut verdienen, ist intelligent und gebildet, spricht vier Sprachen, und wirkt (zumindest persönlich) offen und sehr umgänglich. Kann mir nicht vorstellen, dass der keine Interessent(inn)en hätte oder hatte.
Thespian

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Thespian »

fredstiller hat geschrieben: 27 Okt 2019 13:08
Thespian hat geschrieben: 27 Okt 2019 12:37 Wäre der, der sich da als AB outet Musiker gewesen, Schauspieler oder Fußballweltmeister: dann kann man mit einer Story mit Mitgefühl rechnen, mit einer Fragerunde woran es denn liege und so weiter.
Als Fussballweltmeister bist du heute zwangsläufig prominent, erfolgreich und ganz sicher gutverdienend. Da rennen dir die Frauen aktiv die Bude eine. Klar, nicht alle, und vielleicht sind gerade bei Profisportlern einige Goldgräberinnen darunter, aber da muss man sich schon aktiv dagegen wehren, nicht von einer Frau geangelt zu werden. Und zumindest bei erfolgreichen und bekannten Musikern gilt das ähnliche.

Was Altmaier anbetrifft, so könnte ich mir schon vorstellen, dass er äusserlich nicht gerade ein Traumtyp vieler Frauen war oder ist. Aber er ist prominent, wird sehr gut verdienen, ist intelligent und gebildet, spricht vier Sprachen, und wirkt (zumindest persönlich) offen und sehr umgänglich. Kann mir nicht vorstellen, dass der keine Interessent(inn)en hätte oder hatte.
Naja, als Politiker mit Karrierewunsch kann man schon einen ziemlcih heftigen Zeitplan haben. Da kommt an Terminen Einiges zusammen. Wenn er sich dann nur in der CDU rumtreibt oder in deren Umfeld trifft er schon mal recht selten auf Frauen. (Die CDU hat deutlich weniger weibliche Mitglieder als männliche und die sind dann auch meist verheiratet/verpartnert - meist mit einem von den männlichen Mitgliedern). Also müsste er nebenher auf Suche gehen - wenn er dann dabei schüchtern/mit schlechtem Selbstvertrauen gesegnet ist oder sich selbst für unatrakttiv hält geht das ganz schnell, dass da nichts geht.
Und wenn man dann prominent wird kommt zu dem Gedanken "will die mich wirklich?" der zusätzliche Gedanke "will die mich nur weil ich prominent bin?" dazu. Zumal als Minister sowieso nicht viel Zeit für ein echtes gemeinsames Kennenlernen bleibt. (mal unterstellt, als AB bräuchte man dafür etwas länger oder wolle es etwas längher geniessen) Da kann es gut sein, dass man das für sich abhakt.
Zuletzt geändert von Thespian am 27 Okt 2019 14:08, insgesamt 2-mal geändert.
Thespian

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Thespian »

Es gibt ja inzwischen in Debatten über Gleichstellung den Begriff der "Heteronormativität", der kritisieren soll, dass homosexuelle Lebenserfahrungen unsichtbar gemnacht werden indem in Sprache und erzählungen so getan wird als wäre - nunja es steckt ja schon im Begriff - Heterosexualität die Norm und alles was abweicht eben "unnormal".
Gleichzeitei - und das ist der meiner Ansicht nach fehlende Begriff - gehen die selben Debatten von einer "Sexualaktivitätsnormativität" aus. Da wird immer so getan als wäre es überhaupt kein Problem, alle seine Bedürfnisse auszuleben. Jeder findet immer Jemanden für Alles und Jedes und für alle ist was dabei. Grade heute Moregn wieder gelesen. Guckst du hier: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ph ... ket-newtab
Zitat: Seitdem hätten sich die Liebesformen selbstverständlich enorm vervielfältigt, mit offenen Beziehungen oder solchen mit mehreren Partnern und Dating-Apps, die es ermöglichen „sehr individuell seine erotischen Bedürfnisse zu befriedigen“. Zitat Ende.
Das ist bei diesen Debatten Typisch. Es ist ganz normal und wird vorausgesetzt, dass man seine Bedürfnisse befriedigen kann. Dann wird darüber diskutiert, dass die Leute für diese Bedürfnisse oder ihre Befriediung stigmatisiert werden (könnten).
(Übrigens nicht in dem zitierten Artikel. Da geht es um was ganz Anderes.)
Irgendwie wird immer davon ausgegangen, dass es den Leuten schon gelingt ihre Bedürfnisse zu befriedigen. das Dazu meist eine Zweite Person gehört - es also alles Andere als selbstverständlich ist, dass das gelingen kann wird ignoriert.
Bei der ganzen Debatte um Gleichstellung sexueller Lebensformen geht es darum, dass Menschen die ihre sexuellen Bedürfnisse auf nicht "heteronormative Weise" befriedigen dafür nicht abgewertet werden sollen. Und das ist ja auch gut so.
Menschen die es nicht schaffen, ihre sexuellen oder romantischen Bedürfnisse zu befriedigen kommen dabei nicht vor. Nicht als Theam. Nicht als Begriff. Nicht einmal als Vorstellung.

Ich fühle mich mit dem Problem nicht diskriminiert. Ich fühle mich (mit dem Problem) unsichtbar.
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von LonesomeCoder »

Lazarus Long hat geschrieben: 27 Okt 2019 06:44
NickP hat geschrieben: 26 Okt 2019 23:53
LonesomeCoder hat geschrieben: 26 Okt 2019 11:23Es gibt schon Begriffe in der Alltagssprache dafür, z.B. Hagestolz oder Einspänner.
Habe ich wirklich noch nie gehört. Die Wörter Klingen auch ziemlich seltsam für mich. Ich vermute das sind Regionale Ausdrücke?
Eher uralte ...
Hatte auch bewusst nach sehr alten Begriffen gesucht, weil jemand dachte, es gab frühers keine Ausdrücke für unfreiwillige Langzeitsingles.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
Geschlechtsspezifische Partnerwahl und Sexualitätsmerkmale: https://d-nb.info/1037687477/34
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Seb-X »

fredstiller hat geschrieben: 27 Okt 2019 13:08 Kann mir nicht vorstellen, dass der keine Interessent(inn)en hätte oder hatte.
Ich mir auch nicht.
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von fredstiller »

Thespian hat geschrieben: 27 Okt 2019 13:46 Und wenn man dann prominent wird kommt zu dem Gedanken "will die mich wirklich?" der zusätzliche Gedanke "will die mich nur weil ich prominent bin?" dazu. Zumal als Minister sowieso nicht viel Zeit für ein echtes gemeinsames Kennenlernen bleibt. (mal unterstellt, als AB bräuchte man dafür etwas länger oder wolle es etwas längher geniessen) Da kann es gut sein, dass man das für sich abhakt.
Ja, sehe ich ähnlich. Ich weiss auch nicht, wie unglücklich oder glücklich er damit insgeheim ist, ob er nicht doch verkappt schwul ist, asexuell oder sonstwas (interessiert mich auch nicht besonders).

ich nähme ihm aber zumindest glaubhaft ab, dass er das Thema für sich abgehakt hat und sich auf andere Sachen im Leben konzentriert.
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Melli »

Thespian hat geschrieben: 27 Okt 2019 14:07Es gibt ja inzwischen in Debatten über Gleichstellung den Begriff der "Heteronormativität" [...]
Gleichzeitei - und das ist der meiner Ansicht nach fehlende Begriff - gehen die selben Debatten von einer "Sexualaktivitätsnormativität" aus.
Das ist in der Heteronormativität bereits enthalten, daß heterosexuelle Beziehungen in einer bestimmten Art und Weise realisiert werden sollen. Auch Polyamorie, Nicht-Kernfamilien, sogar zahllose Organisationsformen aus anderen Kulturen wären "Normabweichungen". Und AB und Asexuelle natürlich auch. Dazu gibt es eine Hierarchie, nach der man am wenigsten angreifbar ist, je mehr man den Eindruck erweckt, "normal" zu sein 🙎🏾‍♀️

Ein gewisses Problem ist, daß mit dem Konzept mehrheitlich LGB Leute arbeiten, die ihrerseits sich nicht immer gerne mit TQIA+ beschäftigen (slight understatement 😱). Wobei "A" als AB wie Asexualität zu lesen wäre.

Es entbehrt freilich nicht einer gewissen Ironie, daß die meisten AB "normgerechte" Beziehungen anstreben, lediglich nicht umsetzen können. Da wird man selbst beim besten Willen ausgegrenzt.

(Wozu ist das überhaupt gut? Damit sich ein paar Leute was einbilden können auf Kosten anderer? :()
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von alex321 »

Thespian hat geschrieben: 25 Okt 2019 19:16 Die meisten Leute die die Situation nicht kennen können sie sich halt einfach nicht vorstellen und sich genau deshalb nicht reinversetzen. Partner, Sex, Beziehungen gelten in unserer Gesellschaft als so normal, dass niemand gerne zugibt das nicht zu haben. Da haben schon "normale" Singles oft das Gefühl nicht wahrgenommen zu werden, nicht vorzukommen in der Gesellschaft. Dass jemand all das gar nicht hat ist für Viele unvorstellbar.
Beziehungen sind für Viele wohl etwas das nebenbei passiert und zum Leben dazugehört. Gibt wohl genug Leute die nicht genau wissen wie das mit dem Inbeziehungkommen genau funktioniert und die deshalb auch nicht wirklich drüber nachdenken wollen wie es wäre wenn das nicht klappt.
Und wenn die Menschen über ein Problem nicht nachdenken wollen tun sie es auch nicht. Und schon wird ein Problem unsichtbar, mit Klischees belegt oder vielleicht mal billig weggelacht. Hauptsache man muss nicht drüber nachdenken.
Ich habe auch lange geglaubt, Leute würden wegen der Beziehungslosigkeit auf mich herabsehen. Das tun sie nicht. Ich hab einfach nur ein Problem, dass sich Viele nicht vorstellen können und/oder wollen.
Das sehe ich auch so. Wie abnormal es ist noch gar keine Beziehung oder Sex gehabt zu haben merke ich immer wieder wenn ich bei den Gesprächen der Leute zuhöre. Zum Beispiel habe ich gestern erst bei einem Gespräch von 2 gleichaltrigen Frauen über Trennungen mitgehört. Eine Frau hat sich beschwert, dass ihr ehemaliger Freund die Trennung so schlecht handhabt. "Er ist noch so kindisch und eifersüchtig wie ein Jugendlicher, mit 30 sollte er eine Trennung schon besser verabeiten können."
Ich sitze daneben und denk mir: "Mit 30 soll man schon Erfahrung im Umgang mit Trennung haben? Wenn die wüssten dass ich mit Anfang 30 noch nicht mal ansatzweise sowas wie eine Beziehung hatte."

Anders Beispiel: Ein paar Tage zuvor war ich bei einer Gruppe dabei die sich über ihre Erfahrungen in der Kindererziehung unterhalten habem, konkret darüber ob Mädchen oder Jungen leichter zu erziehen sind. Obwohl ich älter war als die Meisten in der Gruppe konnte ich nur daneben stehen und zuhören. Was soll ich auch über Kinderkriegen und Erziehung reden, ich habe noch nicht mal mit den "Vorbedingungen" Beziehungen und Sex Erfahrung.
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Obelix »

alex321 hat geschrieben: 28 Okt 2019 11:12 Zum Beispiel habe ich gestern erst bei einem Gespräch von 2 gleichaltrigen Frauen über Trennungen mitgehört. Eine Frau hat sich beschwert, dass ihr ehemaliger Freund die Trennung so schlecht handhabt. "Er ist noch so kindisch und eifersüchtig wie ein Jugendlicher, mit 30 sollte er eine Trennung schon besser verabeiten können."
Ich sitze daneben und denk mir: "Mit 30 soll man schon Erfahrung im Umgang mit Trennung haben? Wenn die wüssten dass ich mit Anfang 30 noch nicht mal ansatzweise sowas wie eine Beziehung hatte."
Naja, es gibt auch tatsächlich Leute, die mit ihrer allerersten Jugendliebe nach wie vor glücklich verheiratet sind. Die haben genauso wenig Trennungserfahrung wie ein HC-AB. Außerdem ist eine Person, die sich gerade in der Trennungsphase befindet, genausowenig objektiv wie der Ex, über den sie da gerade herzieht.
alex321 hat geschrieben: 28 Okt 2019 11:12 Anders Beispiel: Ein paar Tage zuvor war ich bei einer Gruppe dabei die sich über ihre Erfahrungen in der Kindererziehung unterhalten habem, konkret darüber ob Mädchen oder Jungen leichter zu erziehen sind. Obwohl ich älter war als die Meisten in der Gruppe konnte ich nur daneben stehen und zuhören. Was soll ich auch über Kinderkriegen und Erziehung reden, ich habe noch nicht mal mit den "Vorbedingungen" Beziehungen und Sex Erfahrung.
Gut, die volle Packung der Kindererziehung hat man as AB natürlich nicht. Aber wer sich schon mal ausführlich mit Nichten und Neffen oder mit den Kindern von guten Freunden herumgeschlagen hat, der kann zumindest ansatzweise mitreden. Und in den meisten Fällen reicht das auch.
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von knopper »

Thespian hat geschrieben: 25 Okt 2019 19:16
Ich habe auch lange geglaubt, Leute würden wegen der Beziehungslosigkeit auf mich herabsehen. Das tun sie nicht. Ich hab einfach nur ein Problem, dass sich Viele nicht vorstellen können und/oder wollen.
ja…eher nicht wollen bzw. "das gibt es doch gar nicht" :hammer:
alex321 hat geschrieben: 28 Okt 2019 11:12
Ich sitze daneben und denk mir: "Mit 30 soll man schon Erfahrung im Umgang mit Trennung haben? Wenn die wüssten dass ich mit Anfang 30 noch nicht mal ansatzweise sowas wie eine Beziehung hatte."

Anders Beispiel: Ein paar Tage zuvor war ich bei einer Gruppe dabei die sich über ihre Erfahrungen in der Kindererziehung unterhalten habem, konkret darüber ob Mädchen oder Jungen leichter zu erziehen sind. Obwohl ich älter war als die Meisten in der Gruppe konnte ich nur daneben stehen und zuhören. Was soll ich auch über Kinderkriegen und Erziehung reden, ich habe noch nicht mal mit den "Vorbedingungen" Beziehungen und Sex Erfahrung.
kenn ich alles. schon oft bei solchen Gesprächen dabei gewesen auf Arbeit. Da kommt man sich teilweise wie ein Alien vor der irgendwie 5 Mio Lichtjahre weg ist :D völlig Außen vor!

Obelix hat geschrieben: 28 Okt 2019 11:24
Gut, die volle Packung der Kindererziehung hat man as AB natürlich nicht. Aber wer sich schon mal ausführlich mit Nichten und Neffen oder mit den Kindern von guten Freunden herumgeschlagen hat, der kann zumindest ansatzweise mitreden. Und in den meisten Fällen reicht das auch.
ist aber was ganz anderes als eigene Kinder....welche man auch noch selber gezeugt hat. Man ist ja nun nicht erziehungsberechtigt für die Nichten und Neffen bzw. trägt den großen Batzen des Sorgerechts mit sich rum. Sie sind außenstehend, ähnlich wie Kinder die nicht die eigenen sind und von einer früheren Beziehung stammen.
Nonkonformist

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Nonkonformist »

Obelix hat geschrieben: 28 Okt 2019 11:24 Gut, die volle Packung der Kindererziehung hat man as AB natürlich nicht. Aber wer sich schon mal ausführlich mit Nichten und Neffen oder mit den Kindern von guten Freunden herumgeschlagen hat, der kann zumindest ansatzweise mitreden. Und in den meisten Fällen reicht das auch.
Hatte ich auch alles nicht.
Freundeskreis großteilig single oder in lockeren beziehungen und kinderlos; bohemienne künstlercliquen.
In der eigene famlie auch kaum kinder. (Nur ein cousin hat kinder bekommen, weit weg in einen aderen land.)
Bruder und cousinen alles spätzunder.

Mit familien mit kinder habe ich seit jahrzehnten kaum noch was zu tun, das ist eine völlig andere welt.
(Mein bruder in der heimat hat jetzt seit zehn jahre eine freundin mit zwei erwachsenen töchter und fünf enkelkinder, die alle in der nähe leben und ständig zum besuch kommen. Ich bin da nur einmal pro jahr über weihnachten, und nach eine woche bin ich bereits völlig erschöpft, absolut nicht mein ding....)
Bonbon

Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Bonbon »

Dichter hat geschrieben: 25 Okt 2019 00:57 Über Depressionen wird zum Beispiel mittlerweile offener gesprochen, aber nicht über Absolute Beginners. Darüber fällt es mir schwerer zu reden als über meine psychischen Probleme. Es gibt ja auch keine Prominente die sagen, dass sie unerfahren sind und nie Sex hatten.
Bei Depressionen mittlerweile schon. Ich hatte schon erlebt, dass man darüber schmunzelte oder sich über mich lustig machte. Irgendwie bin ich verstummt.
Ich frage mich wann dieses Thema Absolute Beginners normaler wird und Menschen nicht mehr fürchten müssen stigmatisiert zu werden. Wir sind ja eigentlich normale Menschen. Das Problem an der Stigmatisierung ist, dass ich einer Frau meine Unerfahrenheit nicht mitteilen kann und dadurch gehemmt bin und dadurch Chancen verpasse. Eigentlich alles sehr traurig. Wie kann ich das ändern?
Depressionen sind eine Krankheit, die zum Glück heute nicht mehr tabu sind. Erzählen würde ich es aber nicht jedem, weil ich Angst hätte als verrückt abgestempelt zu werden. Leider haben viele Menschen dafür noch kein Verständnis.

Das ich Absolute Beginner bin würde ich auch niemandem erzählen wollen. Sicher können sich einige in meinem Umfeld das auch denken. Darüber mag ich nicht nachdenken. Ich finde das geht nur mich was an. Meinst du nicht, du könntest einer Frau, der du vertraust und mit der sich alles richtig anfühlt erzählen, daß du "keine großen Erfahrungen" hast? Das hört sich jedenfalls besser an, als zu sagen, du ich habe noch nicht. Ich wäre auch damit zurückhaltend am Anfang, weil ich es auch sehr persönlich finde. Ändern kannst du deine Situation nur, wenn du über deinen Schatten springst und auch mal was riskierst. Ich denke bei den Normalos funktioniert eine Beziehungsanbahnung auch nicht jedesmal, auch sie müssen Körbe einstecken, suchen dann aber weiter und versinken nicht in Trauer, wie wir das tun. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Versuch es, einfach ist es nicht, aber wenn was schönes dabei herauskommt, hat es sich wenigstens gelohnt :vielglueck:
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von silentium »

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Leute mehrheitlich einfach nicht vorstellen können, dass es mit einer Beziehung quasi nicht irgendwann "von selbst" klappt. Es ist ein so selbstverständlicher Teil des Lebens für sie. (Was man auch positiv sehen könnte, nämlich,dass man vom Umfeld diesbezüglich so wahrgenommen wird, dass einem wie jedem anderen auch eine Beziehung zugetraut wird.) (Implizite) Annahmen, auf die ich in meinem Leben bisher gestoßen bin, waren dann folgende: Ist lesbisch (und will da (noch) nicht so offen drüber reden; wurde aber nicht ungut / abwertend vorgebracht und von mir auch sofort korrigiert), hat Einiges am Laufen, aber es wurde halt nix Festes draus, will sich nicht binden / will einfach keine Beziehung (letzteres war wirklich verletzend bezüglich einer Diskussion mit Kinderwunsch, für die ich mich gar nicht interessiert hatte, und wo eine Frau dann richtig aggressiv zu mir meinte: Wenn Du einmal Kinder willst, dann wirst Du halt irgendwann einmal anfangen müssen [mit einer (verbindlichen) Beziehung]! (Wobei ich mit ihr auch nie hätte tauschen wollen, aber das ist eine andere Geschichte.) Sicher auch: Was stimmt mit der nicht?
Ich bringe das Thema von selbst nicht auf den Tisch und mein Umfeld ist auch nicht so, dass hier nachgebohrt werden würde. Ich würde Fremden auch nichts Privates erzählen. Bei Männerbekanntschaften habe ich das Problem nach meiner Beziehung nicht mehr, und da bin ich ehrlich gesagt auch froh drüber.
Ich glaube schon, dass es ab einem gewissen Alter ein Stigma ist, vor allem bei Männern. Für mich ist auch die Frage, inwiefern man das im Laufe einer Beziehungsanbahnung erfolgreich vor einer erfahrenen Frau verbergen könnte. Ich würde es wohl erzählen, das nimmt viel Druck, aber das Timing ist wichtig.
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Re: Tabu und Stigma Unerfahrenheit.

Beitrag von Obelix »

knopper hat geschrieben: 29 Okt 2019 02:55
Obelix hat geschrieben: 28 Okt 2019 11:24
Gut, die volle Packung der Kindererziehung hat man as AB natürlich nicht. Aber wer sich schon mal ausführlich mit Nichten und Neffen oder mit den Kindern von guten Freunden herumgeschlagen hat, der kann zumindest ansatzweise mitreden. Und in den meisten Fällen reicht das auch.
ist aber was ganz anderes als eigene Kinder....welche man auch noch selber gezeugt hat. Man ist ja nun nicht erziehungsberechtigt für die Nichten und Neffen bzw. trägt den großen Batzen des Sorgerechts mit sich rum. Sie sind außenstehend, ähnlich wie Kinder die nicht die eigenen sind und von einer früheren Beziehung stammen.
Natürlich liegen Welten dazwischen, ob man eigene Kinder hat oder nur über die von anderen redet. In dem Beitrag, den ich zitiert hatte, ging es allerdings darum, dass sich ein AB abgehängt fühlt, wenn sich das Gespräch um Kindererziehrung dreht. Und da ist meine Erfahrung: Um im Gespräch bleiben zu können, muss man nicht unbedingt eigene Kinder haben, sondern es reicht, ein paar Erfahrungen im Umgang mit Kindern zu haben. Natürlich kann man da nicht in jedem einzelnen Detail mitreden, aber für etwas Verständnis und die eine oder andere Bemerkung im Gespräch reicht es allemal. Und sehr viel mehr braucht es auch meistens nicht, bis das Gespräch dann auf ein anderes Thema kommt, bei dem man wieder besser mitreden kann.
Vielleicht kommt es auch daher, dass ich schon immer selbst Kinder haben wollte und den Wunsch auch immer noch habe. Damit interessiere ich mich halt auch für das Thema und höre mir auch gerne an, was Eltern in meinem Umfeld so für Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt haben. Wie ich hier schon ein paarmal lesen konnte, gibt es genug Forumsmitglieder, die sich nicht für Kinder interessieren. Mit so einer Einstellung klinkt man sich aus einem solchen Gesprächsthema natürlich viel schneller aus.
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