Habe ich mich "festgefahren"?

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Ferdinand

Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Ferdinand »

So, habe länger nichts von mir hören lassen. Dafür wird das hier wohl länger ;) .

Ganz ehrlich: Eigentlich nervt es mich nur noch, nicht "einfach" mit dem AB-Thema geistig "abschließen" zu können. Klar, das kann wohl niemand, aber oft wäre es einfacher. Mich hier nach all den Jahren wieder anzumelden, ist für mich schon ein Zeichen für sich. Leider sehe ich aktuell keinen Weg mehr, meiner Lage zu entkommen. Und ja, das schreiben hier die Meisten irgendwann mal. Dies hier soll auch explizit kein Jammer-Thread werden - am Wenigsten von mir. Ich bin einfach Pragmatiker.

Als HC-AB von 33 Jahren habe ich mir mein Leben schon vor sehr langer Zeit so eingerichtet, dass eine Partnerin im Grunde gar keinen Platz mehr darin findet. Nun, dass zu ändern, wäre schwer genug. Eigentlich muss man mir eine Bindungsangst unterstellen; ich weise alle Symptome auf. Ich "flüchte" mich in Hobbies, wobei ich das nicht als Flucht empfinde. Ich hatte all diese Interessen schon lange, bevor das AB-tum Thema für mich wurde. Im Grunde habe ich sie wohl einfach nur stärker ausgebaut, als ich es mit Beziehung getan hätte. Ich werde hier, zwecks Nicht-Identifizierbarkeit, nicht allzu viele Worte über Inhalte verlieren, aber soviel: Eigentlich alles findet in meinen vier Wänden statt, von zwei Ausnahmen abgesehen. Dort ist der Frauenanteil verschwindend gering (vorhandene vergeben). Ach, und um Sport - egal welcher Art - mache ich einen weiten Bogen, und dass, solange ich nur denken kann. Das war schon in der Grundschule so. Der Tipp "erweitere doch deine Hobbies" ist ein guter, in meinem Fall aber bereits bis zur Schmerzgrenze umgesetzt. Ich habe die letzten Monate einiges in diesem Bereich geändert und bin zu der Auffassung gelangt, dass es die Art meiner Freizeitinteressen ist, welche natürlich nicht immer, aber oft ein Problem darstellt. Aber nunja, das ist mein Charakter - und zu dem stehe ich grundsätzlich gesehen.
Dann kommt dieses Problem hinzu:

https://abtreff.de/viewtopic.php?f=1&t=25487

Leider kommt Liebe heutzutage sehr, sehr oft erst nach dem Sex - anders herum wäre deutlich günstiger für mich, denn nur so kann ich mich überhaupt darauf einlassen. Vor ein paar Jahrzehnten kein Problem, heute schon. Selbst Sozialwissenschaftler sprechen teils von einer "Zweiten sexuellen Revolution", und ich bin kein Fan davon (vorsichtig gesagt). Das Naheliegendste in meiner Situation wäre ja Onlinedating. Aber über "Masse" zu gehen, ist schwer, wenn man eigentlich knapp zwei Monate (bei fast täglichem Wiedersehen) braucht, um das Nötige Vertrauen für Körperliches zu fassen. Nebenbei bemerkt, ich würde derzeit auch keine quasi fremde Frau (und das ist sie, für mich, auch noch nach vier Dates) in meine Wohnung lassen. Nicht aus Angst, sondern weil man den "Nerdigen Singlehaushalt" hier definitiv zu sehr sieht. Allein meine DVD-Sammlung...

Soewtas meine ich, wenn ich sage: "Das Leben ist eingerichtet". Und zwar übrigens so, dass ich es - für mich selbst - ziemlich gut finde! Mit mir selbst, auch wenn es hier anders anklingt, bin ich zu 100% im Reinen. Das bitte zunächst glauben ;) . Mein Problem ist mehr, dass ich immer in diesem Dreieck feststecke zwischen sehr(!) langsam anlaufender Sexualität, einem langjährigen Single-Lebenstil mit doch recht speziellen Interessen und klaren moralischen Standpunkten (ich fange nichts mit vergebenen Frauen an).

Ich könnte jetzt die Wohnung und mein Aussehen radikal verändern, klar. Dann würde ich nicht mehr gerne zu Hause sein - und da bin ich oft - und mich in meiner Haut unwohl fühlen. Immer noch ungelöst wäre dann, dass ich mich verlieben muss, bevor ich Sexualität zulassen kann. Oder dass eben viele Beziehungen aus Affären entstehen. Gerade diese beiden Punkte kann bzw. will ich auch gar nicht ändern. Sexualität ist angeboren, da kann ich nichts machen. Und meine moralischen Standpunkte bilden einen wichtigen Eckpfeiler meiner Persönlichkeit. Ohne solide Argumente rühre ich die nicht an. Sprich: Ich stecke fest.

Demenstprechend wenig habe ich auch bis dato getan. Ich bin bei einem größeren Online-Anbieter angemeldet (das geschah in einem ungewohnt verzweifelten Moment), konnte mich aber noch nicht dazu rumreißen, mich dort näher umzutun. Die vielen, hier im Forum verstreuten Erfahrungsberichte diesbezüglich machen da auch wenig Mut. Und ich kenne auch selbst ein, zwei Leute, die wenig Positives berichten. Und im Real-Life? Tja, meine Woche ist eigentlich ganz gut gefüllt für einen eher introvertierten Menschen - ich bin an vier Tagen außer Haus, plus Job - aber da gibt es kein Potential mehr in den jeweiligen "Kreisen". Neues fällt mir auch nicht mehr ein.

Um ehrlich zu sein, gäbe es einen Knopf, um die ganze Sache einfach zu vergessen: Den würde ich ohne zu Zögern drücken. Denn eines werde ich nicht tun, um zur Lösung zu gelangen: Mich selbst verraten. Ich bin so der Typ Mensch, der dem schicksal gerne mal entgegenkommt (das habe ich in verschiedensten Lebensbereichen immer wieder getan), aber irgendwann ist die andere Seite auch mal am Zug...

Soviel erst mal bis hierhin. Bin gespannt auf die Reaktion.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Marta

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Marta »

Hallo Ferdinand. Es ist spät, und ich möchte als erste dran sein :mrgreen:
Ferdinand hat geschrieben: 29 Jul 2019 20:04 [...]
Leider kommt Liebe heutzutage sehr, sehr oft erst nach dem Sex - anders herum wäre deutlich günstiger für mich, denn nur so kann ich mich überhaupt darauf einlassen. Vor ein paar Jahrzehnten kein Problem, heute schon. Selbst Sozialwissenschaftler sprechen teils von einer "Zweiten sexuellen Revolution", und ich bin kein Fan davon (vorsichtig gesagt). [...]
Das muss man mir erst einmal beweisen. Dennoch aus Neugier: Kannst du mich auf diese Sozialwissenschaftler und ihre "zweite Sexuelle Revolution" weiterleiten? Würde mich interessieren.
Außerdem behaupte ich dreist, dass es genug Frauen aus Nerd-Ecken gibt, die nach ihresgleichen suchen.

Dein Problem erscheint mir im Allgemeinen wirklich als ein Dilemma.
Du bist zufrieden, hast dennoch das Bedürfnis nach einem Partner, und zwar auf traditionellem Wege. Liebe > Sex. also doch nicht zufrieden? Etwas fehlt, und es nagt an dir.
Jetzt stellt sich mir die Frage, wieso du einen Partner willst. Möglich erscheint mir, (1) dass du hormonell getrieben bist (Sex! Nach der Liebe natürlich und völlig legitim, no shame), (2) einen Partner für alles suchst (also auch andere Dinge außer Sex, Gesprächspartner, Lebenspartner), (3) vielleicht unsichtbar von der traditionellen Gesellschaft beeinflusst bist (unbedingt Partner, sonst böse! Erziehung im Hintergrund zieht die Fäden.).
Das voneinander zu unterscheiden ist schwer, und ich vermag dir dabei kaum zu helfen.

Mein Rat: Such weiter! Vielleicht in den alternativen Kreisen, die Nerd-Ecke. Mittelaltermärkte, Gothic Szenen, Gaming, Künstlertreffs etc. Ich wünsche dir viel Glück :umarmung2:
Nonkonformist

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Nonkonformist »

Nach was ich gerade beim googeln gefunden habe, handelt diese zweite sexuelle revolution vom emotionsbefreiter sex, vom sex als reiner konsumgut oder drogenrausch, wobei man die partner nicht mehr kennen müß; der partner dehumanisiert als mittel zum sex.
Es handelt sich um die definitive trennung von sex und gefühle, um rein triebhafter sex. Darum uns von unseren emotionen, und was sie als falschen moral bezeichnen, zu trennen.

Als demisexueller für mich eine ziemlich widerliche vorstellung, und ich kann nur hoffen das sich das nicht gesellschaftlich durchsetzt.

Wie Ferdinand brauche ich jemanden zuerst über monatenlang kennenlernen bevor ich mich verliebe, brauche ich verliebt zu sein bevor ich mich mit jemanden sex wünsche, und suche ich ausschließlich Marta's option 2): das totalpaket Sex, Gesprächspartner, Lebenspartner, bester Freundin und Bezugsperson - mit sex eher als die schöne nebensache, und sicher nicht als hauptgrund der beziehung. Dazu bin ich extrem monogam; ich suche eigentlich ausschießlich eine einzige partnerin fürs leben, und auch serielle monogamie mit lebensabschnittpartner ist für mich kein attraktives idee. Lockere bettgeschichten sind für mich undenkbar.
Also, der komplette gegensatz dieser zweite sexuelle revolution.

Ich vermute das Ferdinand, wie ich, eher demisexuell ist - was bedeutet das wir kaum triebgesteuert sind, und kein sex wegen der sex suchen. Was bedeutet das die reinorde Liebe nach der Sex für uns nicht funktioniert. Für mich wäre sogar Sex bevor der Liebe ungenießbar; ich mag nicht mal wirklich kuscheln bevor ich verliebt bin. Wegen negative emotionen bei den körperkontakt würde es die chance mich dabei zu verlieben eher stark verringern.
Wo früher eine längere periode mit rein verbaler kontakt als normal gesehen würde in der anbahnung, scheint in der jetzige gesellschaft haptik eine hauptrolle im kennenlernenprozess zu spielen; leider ist so was für mich, und geschätzt auch Ferdinand, volkommen wesenfremd.

Was die menge an kompatibelen partner wesentlich einschränkt; in unseren schnellen zapp-kultur werden fast sofortige entscheidungen verlangt, und ist sich langsam verlieben not done. Der erste eindrück ist mega-wichtig geworden, und wann erst beim hundertsten blick interesse entsteht, hat man ein problem. (Ich habe bei zwei drittel meiner OdBs keinerlei erinnerung an unseren ersten begegnung; sie haben mich anfangs nicht interessiert. Und wer freundschaft als vorstufe der verliebtheit braucht, scheint dazu verdammt zu sein auf ewig in der kumpelschine zu landen.)

Als ungeküßt-mit-55 HC AB habe ich da leider auch keine lösungen im angebot.
Nonkonformist

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Nonkonformist »

TheHoff
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von TheHoff »

Die Demisexualität scheint wirklich das Hauptproblem von euch beiden zu sein. Wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Ferdinand wünscht sich jederzeit eine Partnerin, Nonkonformist nur, wenn er sich bereits verliebt hat. Für euch beide geht Sex davor nicht.

Da hättet ihr es früher einfacher gehabt, als man aus Anstand und gesellschaftlicher Konformität (ironischerweise für dich, NK) mit dem Sex gewartet hat. Ich denke, ihr würdet auch heute noch Frauen finden, denen ihr sagen könnt: Ich bin noch nicht so weit. Wenn auch selten.

Die Schwierigkeit, die ich sehe, ist, dass ihr bei den meisten Frauen längst in der Friendzone gelandet seid, bevor ihr überhaupt auf andere Gedanken kommt.

Schon vor zwanzig Jahren kam Sex vor Liebe bei meiner Expartnerin und mir. Jeder verliebt sich ja ein bisschen anders, braucht unterschiedlich lang, jedes Mal. Und Küssen und Sex gehören in der Anbahnung dazu. Das und Kuscheln sorgt für die Bildung des Bindungshormons Oxytocin. Und das ist nicht selten nötig, dass sich jemand richtig verliebt, bzw. dass sich die Bindung festigt.

Über deine Nerdeinrichtung würde ich mir keine Gedanken machen, Ferdinand, schau dir erstmal meine an :D
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von TheHoff »

Bei dir, NK, da du ja schon 55 bist, könnte es im fortschreitenden Alter aber wieder einfacher werden. Einfach weil Sex bei mehr Frauen in dieser Altersklasse eine geringere Rolle spielt als in jüngeren Jahren.
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Nonkonformist »

TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:18 Die Demisexualität scheint wirklich das Hauptproblem von euch beiden zu sein. Wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Ferdinand wünscht sich jederzeit eine Partnerin, Nonkonformist nur, wenn er sich bereits verliebt hat. Für euch beide geht Sex davor nicht.

Da hättet ihr es früher einfacher gehabt, als man aus Anstand und gesellschaftlicher Konformität (ironischerweise für dich, NK) mit dem Sex gewartet hat. Ich denke, ihr würdet auch heute noch Frauen finden, denen ihr sagen könnt: Ich bin noch nicht so weit. Wenn auch selten.
Nonkonformität bedeutet für mich ausschließlich sich selbst zu sein, und die eigene vorlieben und wünschen für wichtiger zu halten als was das umfeld von einem erwartet. Ein rebell wiedersetzt sich der gesellschaft; ein nonkonformist distanziert sich nur davon und nimmt was ihm gefällt. Was er mag und was er wählt ist dabei gesellschaftsunabhängig; er tut es nicht um dazu zu gehören, aber auch nicht um zu rebellieren. Der maß aller dinge ist er selbst. Ich bin eine komische misschung aus sehr progressive ansichten (wie zb sterbehilfe, jeder soll selbst entscheiden können wann er stirbt) und sehr konservativen. Ich höre gerne ABBA und Frank Sinatra, und habe am liebsten im Disney-stil animiert; so rebellisch wird ich wohl nicht sein.

Du bist neu hier, also kennst du diese geschichte noch nicht: vor etwwa 17 jahren habe ich in China gearbeitet. Es kam im hotel ein massagemädchen bei mir am zimmer. Sie hat geld gebraucht und mich ein happy end massage vorgeschlagen. Ich habe mich aus neugier drauf eingelassen. Ich fand es nicht moralisch verwerflich, aber habe mich selten im leben einsamer gefühlt, da war nichts schönes drann.
Ich kann sex und liebe nicht trennen.
TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:18 Die Schwierigkeit, die ich sehe, ist, dass ihr bei den meisten Frauen längst in der Friendzone gelandet seid, bevor ihr überhaupt auf andere Gedanken kommt.
Ich verliebe mich nach monaten in frauen, die anfangs ziemlich mit mir geflrtet haben, und wahrscheinlich eine grundinteresse an mich hatten. Das tempo scheint bei mir ein hauptthema zu sein, und ich schätze das ich mich noch nie in eine demisexuelle frau verliebt habe, das meine OdBs in der hinsicht eher normalas waren.
TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:18 Schon vor zwanzig Jahren kam Sex vor Liebe bei meiner Expartnerin und mir. Jeder verliebt sich ja ein bisschen anders, braucht unterschiedlich lang, jedes Mal. Und Küssen und Sex gehören in der Anbahnung dazu. Das und Kuscheln sorgt für die Bildung des Bindungshormons Oxytocin. Und das ist nicht selten nötig, dass sich jemand richtig verliebt, bzw. dass sich die Bindung festigt.
Bei zu intimen körperlichen kontakt mit frauen in den ich nicht verliebt bin, kommt null oxytocin frei, nur stress, also eher cortisol.
Ich schätze das das typisch für demisexuellen ist.
Eine frau die sich zu schnell sehr körperlich an mich heran schmeißt würde damit alle ihre chancen zerstören.
Schön das es bei dir so funktioniert, aber menschen sind da recht unterschiedlich.
Und ich hatte jahrenlange liebeskummer wegen frauen die ich kaum angefasst habe. Bindung entsteht bei mir auch ohne haptik.
Zuletzt geändert von Nonkonformist am 30 Jul 2019 08:04, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Nonkonformist »

TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:21 Bei dir, NK, da du ja schon 55 bist, könnte es im fortschreitenden Alter aber wieder einfacher werden. Einfach weil Sex bei mehr Frauen in dieser Altersklasse eine geringere Rolle spielt als in jüngeren Jahren.
Leider haben die meisten frauen in diesen alter bereits eigene familien gegründet.
Was für mich eine absolute No-Go faktor ist.
Ich wünsche mir weder alleinerziehende mütter noch großmütter mit erweiterten nachwuchs.
Nada (groß)familie und vielen familenverpfichtungen; zweisamkeit ist für mich die einzig denkbare option.
Meine spätere Odbs waren alle auch um einiges junger als ich.
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von TheHoff »

Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:53
TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:21 Bei dir, NK, da du ja schon 55 bist, könnte es im fortschreitenden Alter aber wieder einfacher werden. Einfach weil Sex bei mehr Frauen in dieser Altersklasse eine geringere Rolle spielt als in jüngeren Jahren.
Leider haben die meisten frauen in diesen alter bereits eigene familien gegründet.
Was für mich eine absolute No-Go faktor ist.
Ich wünsche mir weder alleinerziehende mütter noch großmütter mit erweiterten nachwuchs.
Nada (groß)familie und vielen familenverpfichtungen; zweisamkeit ist für mich die einzig denkbare option.
Meine spätere Odbs waren alle auch um einiges junger als ich.
Du schränkst dich aber auch ordentlich ein :D

Verwitwet, kinderlos, ohne große Verwandtschaft - auch solche Frauen gibt es. Je jünger, desto schwieriger, denke ich. Hättest du ein Problem damit, wenn deine Partnerin 5 - 10 Jahr älter als du wäre?
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Nonkonformist »

TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:10 Du schränkst dich aber auch ordentlich ein :D

Verwitwet, kinderlos, ohne große Verwandtschaft - auch solche Frauen gibt es. Je jünger, desto schwieriger, denke ich. Hättest du ein Problem damit, wenn deine Partnerin 5 - 10 Jahr älter als du wäre?
Um ganz ehrlich zu sein kommen die meisten gleichalterlichen frauen mich bereits wie meine großmutter vor.....
(Die letzten gleichalterlichen in den ich mich verliebte waren sowohl optisch als charakterlich eher sehr junggebliebenen, typus ziemlich zerspielt und unkonventionell, die auch bis jetzt noch keine kinder haben.)

Ich hatte auch im algemein wenig kontakt mit gleichalterlichen; meine ständige wechselnde sozialkontakten kamen aus meinen berufsfeld, der meist ziemlich jung war. Seit jahren bewegte ich mich in einen umfeld der 25 bis 35 jahre alt war. Mit berufsbedingt viele Peter Pans dazwisschen. Mit meine eigene generation habe ich den anschluß nahezu komplett verloren.

Ich gehe davon aus das mein zug endgültig abgefahren ist....
Zuletzt geändert von Nonkonformist am 30 Jul 2019 08:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von TheHoff »

Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:44 Nonkonformität bedeutet für mich ausschließlich sich selbst zu sein, und die eigene vorlieben und wünschen für wichtiger zu halten als was das umfeld von einem erwartet.
Ich finde, das ist die einzig wahre Art zu leben. Und es wird heutzutage auch immer einfacher, das zu tun. Die Gesellschaft ist nicht mehr so engstirnig wie früher.
Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:44 Ich bin eine komische misschung aus sehr progressive ansichten (wie zb sterbehilfe, jeder soll selbst entscheiden können wann er stirbt) und sehr konservativen. Ich höre gerne ABBA und Frank Sinatra, und habe am liebsten im Disney-stil animiert; so rebellisch wird ich wohl nicht sein.
:D

Ich finde das jetzt gar nicht so komisch. Ich finde Leute schwerer zu verstehen, die z.B. komplett nach einer bestimmten politischen Richtung ausgerichtet sind und dazu gar keine Abweichung zeigen. Du stehst dazu, wie du bist und das ist super!
Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:44 Du bist neu hier, also kennst du diese geschichte noch nicht: vor etwwa 17 jahren habe ich in China gearbeitet. Es kam im hotel ein massagemädchen bei mir am zimmer. Sie hat geld gebraucht und mich ein happy end massage vorgeschlagen. Ich habe mich aus neugier drauf eingelassen. Ich fand es nicht moralisch verwerflich, aber habe mich selten im leben einsamer gefühlt, da war nichts schönes drann.
Ich kann sex und liebe nicht trennen.
Auch damit bist du gar nicht so alleine. Der Unterschied ist nur: Als Heterosexueller, der Sex und Liebe nicht trennt, kann man schon Sex mit jemandem haben, mit dem man sich mehr vorstellen kann. Wenn es dann nicht klappt, ist es natürlich schade, aber so ist das Leben.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es mir in deiner Situation ähnlich ergangen wäre.
TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:18 Ich verliebe mich nach monaten in frauen, die anfangs ziemlich mit mir geflrtet haben, und wahrscheinlich eine grundinteresse an mich hatten. Das tempo scheint bei mir ein hauptthema zu sein, und ich schätze das ich mich noch nie in eine demisexuelle frau verliebt habe, das meine OdBs in der hinsicht eher normalas waren.

Bei zu intimen körperlichen kontakt mit frauen in den ich nicht verliebt bin, kommt null oxytocin frei, nur stress, also eher cortisol.
Ich schätze das das typisch für demisexuellen ist.
Eine frau die sich zu schnell sehr körperlich an mich heran schmeißt würde damit alle ihre chancen zerstören.
Schön das es bei dir so funktioniert, aber menschen sind da recht unterschiedlich.
Das meine ich ja, eine Frau, die du kennen lernst, wird genau das Gegenteil von dem brauchen, was du brauchst. Es sei denn, sie ist selbst z.B. sehr schüchtern und zurückhaltend - dann könnte es auch mit einer normal heterosexuellen Frau klappen.

Denn, auch wenn zwei Demisexuelle sich kennenlernen, ist es ja noch immer kein Garant, dass es passt. Und da nicht jede/r Demisexuelle gleich tickt, kann auch da sein, dass sie sich unterschiedlich schnell verlieben.
TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 07:18 Und ich hatte jahrenlange liebeskummer wegen frauen die ich kaum angefasst habe. Bindung entsteht bei mir auch ohne haptik.
Jahrelang bei mir nicht, aber ca. ein halbes Jahr hatte ich das auch schon, mit einer Frau, die zuerst an mir interessiert war und ich erst später. Auch nicht angefasst.

Dann hatte ich ein vergebenes OdB, das dann plötzlich mehr Interesse bekam, als ich dann wieder vergeben war. Die hatte zuvor aber auch so gerne mal berührt und sich angekuschelt.
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von TheHoff »

Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:12 Um ganz ehrlich zu sein kommen die meisten gleichalterlichen frauen mich bereits wie meine großmutter vor.....
(Die letzten gleichalterlichen in den ich mich verliebte waren sowohl optisch als charakterlich eher sehr junggebliebenen, typus ziemlich zerspielt und unkonventionell, die auch bis jetzt noch keine kinder haben.)

Ich gehe davon aus das mein zug endgültig abgefahren ist....
Das wäre schade, ich kann dir wohl nur wünschen, dass es nicht so ist.

Und dir den Tipp geben, immer für alle Menschen offen zu sein.
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Nonkonformist

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Nonkonformist »

TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:23
Ich gehe davon aus das mein zug endgültig abgefahren ist....
Das wäre schade, ich kann dir wohl nur wünschen, dass es nicht so ist.

Und dir den Tipp geben, immer für alle Menschen offen zu sein.
Einge der frauen in den ich mich verliebte, waren frauen in den ich mich nie hätte vorstellen können mich zu verlieben.
Eine meiner Mega-OdBs habe ich die ersten monate nicht mal gemocht, um mich später um zu entscheiden.

In sofern stufe ich mich schon als offen ein.

Aber mich auf befehl verlieben kann ich auch nicht.
Entweder es passiert, oder es passiert nicht; ich habe is nie steuern können, höhestens eine weile lang gegensteuern.
TheHoff
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von TheHoff »

Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:29 Aber mich auf befehl verlieben kann ich auch nicht.
Entweder es passiert, oder es passiert nicht; ich habe is nie steuern können, höhestens eine weile lang gegensteuern.
Das kann allerdings ohnehin niemand.
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Marta

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Marta »

Danke für die Links, werde ich mir angucken.
Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 05:07 Nach was ich gerade beim googeln gefunden habe, handelt diese zweite sexuelle revolution vom emotionsbefreiter sex, vom sex als reiner konsumgut oder drogenrausch, wobei man die partner nicht mehr kennen müß; der partner dehumanisiert als mittel zum sex.
Es handelt sich um die definitive trennung von sex und gefühle, um rein triebhafter sex. Darum uns von unseren emotionen, und was sie als falschen moral bezeichnen, zu trennen.

Als demisexueller für mich eine ziemlich widerliche vorstellung, und ich kann nur hoffen das sich das nicht gesellschaftlich durchsetzt.
Finde ich auch widerlich.
Danke übrigens für die Zusammenfassung, und danke für die Links @Nonkonformist. Ich habe die Berichte darüber noch nicht selbst gelesen, kann aber (aus eigener Erfahrung und Informationen, die damit peripher zu tun haben) behaupten, dass diese Revolution so nicht stattfinden wird. Zumindest nicht für die Mehrheit.
Gute Gründe dafür habe ich noch nicht. Kommen vielleicht noch. Ich könnte spontan Evolution sagen, das müsste ich aber noch strukturieren. Ich könnte ein Argument für die Vorlieben der Frauen aufstellen, insbesondere was Sex mit Beziehung angeht. Das ist teils genetisch verankert, aber die Studien kenne ich dazu nicht. Nur Hörensagen.
Die Pornoindustrie spielt da leider kräftig mit, dieses revolutionäre Bild zu vermitteln. Heiße ich nicht gut, muss ich sagen. Andersherum ist Pornoliteratur für Frauen nach wie vor auf einem guten Teil (schmutziger) Romanze aufgebaut. Da haben wir wieder die unterschiedlichen Vorlieben und Neigungen von Männern und Frauen. Wie gesagt, kann ich nicht belegen.
Nonkonformist

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Nonkonformist »

TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:10 Du schränkst dich aber auch ordentlich ein :D

Ich bin hochsensibel, vertrage nicht ständig menschen um mich herum.
Ich stamme aus eine sehr kleine und sehr überschaubare familie. (Vater, Mutter, jungere bruder)
Bei uns gab es kaum besucher, und ich verbrachte viel zeit alleine im zimmer, wo ich comics gelesen habe, gezeichnet, oder mit meinen legos und so gespielt habe. Draussen mit anderen spielen war nie so mein ding; ab und zu kamen einzelnen freunde bei mir zum besuch.
Die weitere familie lebte im ausland (Belgien) und kam nur ein paar mal pro jahr zum besuch.
Die familie meines vaters lebte in Indonesien, und die bin ich sogar nie begegnet.
Bin auch kein richtiger partymensch; ab und zu eine ist OK, aber nachdem brauche ich mich manchmal tagenlang erholen.

Sogar dauerhafte zweisamkeit stelle ich mich als anstrengend vor....

Die freundin meines bruders hat zwei erwachsenen töchter mit eigenen kinder die in der gegend leben und ständig zum besuch kommen.
Einmal pro jahr mit weihnachten kriege ich diese ganze rasselbande mit.
Und bin bereits nach wenigen tagen völlig erschöpft.....
Ferdinand

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Ferdinand »

Wow, hier ist ja richtig viel passiert! Vielen lieben Dank für die ganzen Antworten!

In der Tat, die von Nonkonformist verlinkten Artikel beschreiben sehr gut, welche Art von "Revolution" ich meinte: Körperliche und emotionale Liebe werden - wenigstens am Anfang - komplett entkoppelt; teilweise auch komplett. Das ganze "Konzept" ONS baut darauf auf und ist ja auch eher in neuerer Zeit salonfähig geworden. Nun muss man sich nicht direkt auf ONS einlassen, um bezüglich Partnerin fündig zu werden, doch ein hohes Maß an Körperkontakt - bis hin zum Äußersten - ist durchaus normal, so wie ich das sehe.
Nonkonformist hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:12 Wie Ferdinand brauche ich jemanden zuerst über monatenlang kennenlernen bevor ich mich verliebe, brauche ich verliebt zu sein bevor ich mich mit jemanden sex wünsche, und suche ich ausschließlich Marta's option 2): das totalpaket Sex, Gesprächspartner, Lebenspartner, bester Freundin und Bezugsperson - mit sex eher als die schöne nebensache, und sicher nicht als hauptgrund der beziehung. Dazu bin ich extrem monogam; ich suche eigentlich ausschießlich eine einzige partnerin fürs leben, und auch serielle monogamie mit lebensabschnittpartner ist für mich kein attraktives idee. Lockere bettgeschichten sind für mich undenkbar.
Also, der komplette gegensatz dieser zweite sexuelle revolution.
Das trifft es in der Tat perfekt. Nonkonformist und ich sind da quasi identisch, das ist mir schon vor sehr langer Zeit aufgefallen; alleine durch's Mitlesen. Interessanterweise sind wir auch beide eher kreativ und wissensdurstig veranlagte Personen, die viel Zeit dafür brauchen; wenn auch in meinem Fall biographisch gesehen noch nie beruflich. Aber das kann natürlich leicht Zufall sein.
TheHoff hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:10 Die Demisexualität scheint wirklich das Hauptproblem von euch beiden zu sein. Wenn auch unterschiedlich ausgeprägt. Ferdinand wünscht sich jederzeit eine Partnerin, Nonkonformist nur, wenn er sich bereits verliebt hat. Für euch beide geht Sex davor nicht.
Die Demisexualität ist definitiv das Hauptproblem, stimmt. Ob ich mir "jederzeit" eine Partnerin wünsche, ist Definitionsfrage. Und zwar je nachdem, wie man "verlieben" versteht. Ich bevorzuge ja den Begriff "Vertrauen", da ich die berühmten rosaroten Schmetterlinge ohnehin nicht kenne ;) . Ich glaube inzwischen, jeder Mensch hat da sein eigenes Maß. Und Vertrauen aufzubauen, dauert eben sehr lange - und bei mir (und sehr wahrscheinlich auch Nonkonformist) eben nochmal etwas länger. Und dann sind die Ausprägungen zwischen Nonkonformist und mir wohl gar nicht so anders.
Marta hat geschrieben: 30 Jul 2019 08:41 Danke übrigens für die Zusammenfassung, und danke für die Links @Nonkonformist. Ich habe die Berichte darüber noch nicht selbst gelesen, kann aber (aus eigener Erfahrung und Informationen, die damit peripher zu tun haben) behaupten, dass diese Revolution so nicht stattfinden wird. Zumindest nicht für die Mehrheit.
Ich fürchte ja, sie hat bereits ein gutes Stück weit stattgefunden. Aber auch das mag eine FRage der Sichtweise sein. Ich habe schon im oben verlinkten Thread über Demisexualität gemerkt, dass die inidividuellen Vorstellungen da ziemlich weit auseinandergehen. Persönlich muss ich eine Frau sehr gut kennen, um Körperliches - auch weniger als Sex - zulassen zu können. So gut, dass ich im Normalfall sagen würde, wir sind befreundet. Womit, um mal im Allgemeinen zu bleiben, sich natürlich das Problem mit der Friendzone auftut, welche ja nicht umsonst so heißt. Klar, da gibt es Ausnahmen, aber eben nicht Viele. Und noch wichtiger: Die Suche danach gestaltet sich - im Wortsinne - körperlich unangenehm.

Marta, du wolltest wissen, warum ich eine Partnerin suche. Danke für diese Frage, die habe ich mir nämlich die letzten Monate selbst oft gestellt. Wenn ich mit mir im Reinen bin, mein Leben als gut eingerichtet empfinde - was fehlt denn dann? Erst vor ein paar Wochen ist mir das klar geworden, durch eine etwas krude Kombination aus Lektüre und Selbstreflektion: Ich brauche wohl einen "Ankerpunkt" im Leben, einen "Sicheren Hafen", um es mal etwas klassisch-klischeehaft zu formulieren. Das durchaus Ärgerliche daran ist, dass ich den jahrelang automatisch durch einen sehr gut gefestigten Freundeskreis hatte. Ich wusste auch damals schon, dass ich AB bin (inklusive des Begriffs) und war ja auch gegen 2015 schonmal hier angemeldet - damals eher aus Gründen des Selbstverständnisses - aber richtig schlecht ging es mir eigentlich nie. Es gab düstere Phasen, aber mehr auch nicht. Ich war durch Freundeskreis, Studium, Hobbies etc. immer voll ausgefüllt. Jetzt lebt es sich auseinander. Ich bin berufstätig, viele Gründen Familien... Das Hamsterrad schlägt zu, ohne festes Ziel am Horizont. Wie gesagt, ich habe in den letzten Monaten viel geändert - irgendwie auch, um dieses Vakuum zu füllen - aber es gelingt nicht vollends.
Es ärgert mich auch ehrlich, denn ich habe nicht das Gefühl, hier etwas falsch gemacht zu haben. Ich versuche, nicht immer nur der Gesellschaft die Schuld zu geben, aber in diesem Fall haben sich nur die Umstände geändert - mit dem Ergebnis, dass ich jetzt unglücklicher bin, ohne eine Lösung zu haben. Zumindest keine, bei der ich mir treu bleiben könnte. Und das müsste eben schon sein...

So betrachtet trifft deine Option 2) es mit Abstand am Besten, wenn auch mit einem kleinen Dreh: Ich möchte einen "Partner für Alles", wenn auch - und das dürfte ein Problem sein - dieses "Wollen" mir irgendwie aufgedrängt wurde :? . Andererseits: Der Mensch ist nicht für's Alleinsein geschaffen. Leider habe ich die Rolle des stoischen Einzelgängers recht lange (und durchaus auch öffentlich) gespielt. Da wieder rauszukommen, ist gar nicht so leicht.

Was Option 1) und 3) betrifft: Das Thema Sexualität wurde ja nun angeschnitten, und gesellschaftliche Konventionen haben mich noch nie sonderlich interessiert :mrgreen: . Das lässt sich ausschließen...

Ach, für die Leseratten:
https://www.thalia.de/shop/home/artikel ... 08451.html

Die Autorin ist Sexualtherapeuthin und erläutert in diesem Buch ebenfalls, wie die wachsende Porno-Industrie und natürlich auch Online-Dating (speziell Apps wie Tinder!) das Verhältnis von Sex und Liebe nachhaltig beeinflussen.

Äußerst interessant auch das Interview mit dieser Soziolgin:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... ket-newtab

Ich bin leider nicht mit ihrem sonstigen Hintergrund vertraut (was mir immer lieber ist, der Einordnung wegen). Sie geht zwar davon aus, dass der Sex sogar abnimmt, aber das widerspricht meiner Befürchtung nur auf den ersten Blick. Ihrer Meinung nach liegt das nämlich daran, dass Beziehungen generell oberflächlicher werden oder (ebenfalls der Online-Welt geschuldet) gar nicht erst entstehen. Liest man das Interview bis ganz zum Ende, zeichnet sich ein deutliches Bild ab. Mein privates Lieblingszitat: "Die Psychologie macht den Fehler, soziale Probleme zu privatisieren". Ja, so kommt es mir leider oft auch vor...
Marta

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Marta »

Schön, dass du dich meldest, Ferdinand. Ich befürchtete schon, dass wir dich mit unserer Eifrigkeit verjagt haben. Ich finde es schade, dass du vereinsamst. Das Gefühl hatte ich zwar auch, aber nur kurz in der Jugend. Einsamkeit wünsche ich niemandem. Ich bin grad zwar single, genieße meine neu gewonnene Freiheit noch. Hehe. :schwitzen:
Jedenfalls kann ich dich gut verstehen, wenn du vom "Anker" redest. Wir Menschen brauchen einander (zumindest die meisten), wir sind soziale Wesen bis ins Mark. Verdammt, sogar die Bibel gibt einem da Recht, wenn sie "Der Mensch ist nicht glücklich allein" erwähnt.
Storytime: Ein stabiler und guter Partner ist so viel. Eine Schulter zum weinen, ein Ratgeber, eine zusätzliche helfende Hand, ein guter Freund. Ich vergleiche mich und meine beste Freundin mit Sumoringern. Ja, hört mich an, bevor ihr lacht. Es fing damals für mein Coaching Seminar an, als wir beide lernen wollten, uns durchzusetzen ohne gleich wie eine "Bitch" zu wirken. Wir diskutieren, streiten, ja wir ringen miteinander. Natürlich bleiben wir immer zivil, so sind die Regeln. Durch sie habe ich immer einen Anker, um nicht allzu gemein zu werden, wenn ich diskutiere, andererseits hält sie mein "Kriegsbeil" immer schön scharf. Ich tue dasselbe mit ihr natürlich. Wenn einer von uns eine Idee hat, werfen wir sie auf einander und schauen, wie sie vom anderen wahrgenommen wird. Mein Freund wollte natürlich nichts davon haben, er war der gemütliche und lecker essende Typ. Ich vermisse ihn schon ein bisschen.

Dass Sex unter jungen Erwachsenen zurück geht, kann ich bestätigen. Es stimmt. Rentner über 60 haben mehr als Jugendliche. :lach:
Das liegt z.T. an der chemischen und technologischen Revolution, ich möchte hier aber nicht weiter ausschweifen.
Ferdinand

Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von Ferdinand »

Marta hat geschrieben: 30 Jul 2019 14:02 Schön, dass du dich meldest, Ferdinand. Ich befürchtete schon, dass wir dich mit unserer Eifrigkeit verjagt haben. Ich finde es schade, dass du vereinsamst. Das Gefühl hatte ich zwar auch, aber nur kurz in der Jugend. Einsamkeit wünsche ich niemandem. Ich bin grad zwar single, genieße meine neu gewonnene Freiheit noch. Hehe. :schwitzen:
Keine Sorge, mich kann man nicht einfach so verjagen ;) . Schlimmstenfalls sehe ich irgendwann keinen Sinn mehr in der Diskussion, aber davon sind wir hier weit entfernt :daumen: . Als ich vor drei bis vier Jahren hier aktiv war, habe ich noch jeden zweiten Beitrag kommentiert und war in x Threads unterwegs, also ja, etwas "gesetzter" bin ich wohl geworden, aber das könnte daran liegen, dass meine Fragen zwar weniger, dafür jedoch schwieriger werden...

Das mit der Freiheit ist ein interessanter Aspekt. Die genieße ich im Allgemeinen eben auch, sehr sogar. Ich verstehe Nonkonformist (und andere), wenn er schreibt, dass er sich eine Frau ohne (junge?) Familie und Scheidungshintergrund wünscht. Solche Dinge habe ich nämlich in den letzten Jahren im nahen Umfeld auch mit ansehen müssen, und jedes Mal kam mir der Gedanke: Naja, da würdest du jetzt auch nicht tauschen wollen. Dann doch lieber dein - wenn auch zunehmend einsames - Singledasein. Beziehungen sind eben, das lehrt mich die Beobachtung mittlerweile, sehr oft auch chaotisch und Menschen nehmen erstaunlich viel an sonstiger Freiheitsbeschränkung in Kauf, um sie aufrechtzuerhalten. Mein Leben hingegen ist das eines "Kreativen Einzelgängers", da nimmt man sich Vieles für sich heraus, was in einer Beziehung undenkbar wäre - v.a. zeitlich und im Hinblick darauf, wo man die Schwerpunkte im Leben setzt. Dies tun zu können, genieße ich durchaus auch derzeit. In diesem Sinne müsste eine Beziehung das eigentlich ergänzen, nicht verdrängen. Nun ist meine Vorstellung, gerade im Hinblick auf Sexualität (wobei es hier auch Veranlagung ist) und Moral, natürlich sehr konservativ - selbst dann, wenn man die "Zweite Revolution" mal kurz bei Seite lässt (aber dann definitiv). Vielleicht kann es auch gar nicht anders sein? In allen anderen Lebensbereichen - Freizeit, Politik, Finanzen, Job - würde ich mich als sehr liberal und individualistisch bezeichnen. Vermutlich müsste die Beziehung einfach ein Gegengewicht sein? Aber okay, das ist Küchenpsychologie. Fest steht: Meine Freiheit ist mir wichtig, und das wird auch so bleiben. Nur im Bereich Beziehung/Sexualität mag ich es gerne extrem klassisch, da ist das definitiv anders.
TheHoff
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Ich bin ...: unfassbar.
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Re: Habe ich mich "festgefahren"?

Beitrag von TheHoff »

Ich finde, Demisexuelle sollten mehr Öffentlichkeit bekommen. Gibt es denn einen Verband oder ähnliches? Es muss auch die Möglichkeit bestehen, dass Demisexuelle sich im großen Stil miteinander austauschen können.
INFP nach Myers-Briggs