Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

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Elli
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Elli »

Melli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:20 Ich fürchte, es ist gar kein Hemmschuh. Nur leider sind selbst die brillantesten Analysen ohne vordergründige Wirkung, wenn es um Gründe geht, die in eigener psychischer Verfaßtheit liegen, für die man so schnell keine Abhilfe finden kann. Oder aber die Gründe liegen in anderen und sind dort so gut wie jeglicher Einflußnahme unzugänglich.
Ja, aber das, was Du hier beschreibst, kann ja jetzt auf Hochbegabte ebenso wie auf Minderbegabte zutreffen. Bei Letzteren sind die Analysen vielleicht nicht brillant, aber trotzdem vorhanden, sie werden sich schon irgendwas zusammenreimen, warum sie allein bleiben. Und die Hochbegabten haben in dieser Hinsicht schon mal nen klaren Vorteil:
Melli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:20Nichtsdestoweniger ist sicherlich hilfreich, wenn man das wenigstens schonmal soweit durchschauen kann.
Melli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:20
Elli hat geschrieben: 21 Jul 2019 23:46Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen neidisch auf Hochbegabte. Bin selbst jetzt auch nicht dumm und auch sehr wissbegierig, aber wenn ich mir vorstelle, mir würden die Dinge so zufliegen, die ich mir aufgrund mangelnder Hardware [...] mühsam aneignen muss und teilweise schlecht merken kann ... Das wäre schon cool.
Sowas bekomme ich zwar regelmäßig gesagt :oops:, aber die Merkfähigkeit für Details entsteht m.E. eher dadurch, daß man sich sehr viel mit bestimmten Dingen beschäftigt.
Gut, das ist bei meinen Fachgebieten bzw. Spezialgenres auch so, da bemerke ich auch jedes falsch gesetzte Komma und merke mir auch obskure Details. Das ist sicher auch Trainingsfrage, und ich merke auch klar, wie schnell (erstaunlich und ermutigend eigentlich!!) man besser wird, wenn man sich mal ausdauernd mit etwas beschäftigt (worin man grundsätzlich talentiert ist). Da machen schon ein paar Wochen einen enormen Unterschied.
Aber ich habe schon das Gefühl, dass manch andere da deutlich universeller unterwegs sind, also sich schneller an ganz anderer Stelle wo reindenken können ... Also, das eben universell können, nicht nur bezogen auf ihre Spezialinteressen.
Melli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:20
Elli hat geschrieben: 21 Jul 2019 23:46sondern an einem Mix aus Normen, Trieben, Prägungen und psychischen Dispositionen.
Die Frage ist nur: an welchen? :specht:
Ja, aber da traue ich Dir zu (nach den Beiträgen, die ich von Dir las), das ethnologisch aufzudröseln. :)
Melli

Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Melli »

Elli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:50
Melli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:20 Ich fürchte, es ist gar kein Hemmschuh. Nur leider sind selbst die brillantesten Analysen ohne vordergründige Wirkung, wenn es um Gründe geht, die in eigener psychischer Verfaßtheit liegen, für die man so schnell keine Abhilfe finden kann. Oder aber die Gründe liegen in anderen und sind dort so gut wie jeglicher Einflußnahme unzugänglich.
Ja, aber das, was Du hier beschreibst, kann ja jetzt auf Hochbegabte ebenso wie auf Minderbegabte zutreffen. Bei Letzteren sind die Analysen vielleicht nicht brillant, aber trotzdem vorhanden, sie werden sich schon irgendwas zusammenreimen, warum sie allein bleiben. Und die Hochbegabten haben in dieser Hinsicht schon mal nen klaren Vorteil:
Melli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:20Nichtsdestoweniger ist sicherlich hilfreich, wenn man das wenigstens schonmal soweit durchschauen kann.
Das stimmt natürlich ;)
Elli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:50Gut, das ist bei meinen Fachgebieten bzw. Spezialgenres auch so, da bemerke ich auch jedes falsch gesetzte Komma und merke mir auch obskure Details. Das ist sicher auch Trainingsfrage, und ich merke auch klar, wie schnell (erstaunlich und ermutigend eigentlich!!) man besser wird, wenn man sich mal ausdauernd mit etwas beschäftigt (worin man grundsätzlich talentiert ist). Da machen schon ein paar Wochen einen enormen Unterschied.
Aber ich habe schon das Gefühl, dass manch andere da deutlich universeller unterwegs sind, also sich schneller an ganz anderer Stelle wo reindenken können ... Also, das eben universell können, nicht nur bezogen auf ihre Spezialinteressen.
Vielleicht ist das eine Frage von mehr oder weniger. Zumindest soll das Zeitalter der Universalgelehrten ja vorbei sein :schwarzekatze:

Leider habe ich aber etwas unangenehme Erfahrungen bei interdisziplinärer Arbeit gesammelt. Erst fanden sie es super, daß ich das betreffende Institut bereicherte, dann nölten sie herum, das Niveau sei viel zu hoch 🤦🏾‍♀️ Ich wollte nur noch eines: möglichst schnell wieder weg von da :specht:
Elli hat geschrieben: 22 Jul 2019 00:50Ja, aber da traue ich Dir zu (nach den Beiträgen, die ich von Dir las), das ethnologisch aufzudröseln. :)
Das mache ich in anderen Kontexten ab und zu, aber hier im Treff würden das einige Leute sicherlich persönlich nehmen :(
Nonkonformist

Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Nonkonformist »

Hochbegabt bin ich nicht; höhestens künstlerisch talentiert.

Habe mich aber mein ganzes leben zum akademiker und künstler hingezogen gefühlt.
Zum idealisten und iniviuealisten, nicht zum pragmatiker.
Kunst, kultur und wissenschaft sind für mich die sachen, der der mensch zum mensch machen.
Und LMS bedeutet für mich nur primitivismus, so wie nationalismus und religion.
Und der alltag ist für mich nur monoton und belanglos.
Fauen, wem al diese sachen lebenswichtig sind, kommen für mich nicht im frage.

Ich wollte mal beruflich astrophysiker werden, bin trickfilmer geworden.
Nichts von den beiden weil die wirtschaftlich so relevant sind.

In sofern bevorzüge ich menschen mit eine kulturelle, wissenschaftliche interesse.
Mit menschen die sich vor allem für sport, macht und stastussymbole interessieren kann ich nichts.
Egal ob sie ungeblidet sind oder studiert haben.
Aktienbörsenhändler, oder wirtschaftler, sind auch absolut nicht mein ding.
Mag eher menschen die gerne zeit in fantasiewelt verbringen als diejenigen, die 'mit beiden beinen im leben stehen'.
Oder die, die forschen wo wir her kommen, wie das universum zu stande gekommen ist, wie es sich weiter entwickeln wird.
Und menschen die individuell für sich denken, sich nicht von deren umfeld fremdsteuern lässen.
Die sich nicht von xenonophobie und charismatische und populistische politiker lenken lassen.
Deren indentität nicht zum 100% von deren herkunft geprägt ist.
Die, die idealistisch von einen friedlicheren, vertragsameren, weniger materialistischen welt träumen.

Und frauen die vor allem geld und status wünschen, voll auf konsum sind, gruppenzwangmäßig eine familie gründen wollen, und brav jeden sonntag zum kirche gehen (oder zum anderen religiösen versammlungen, wo gepredigt wird was sie denken sollen, oder auch esoteriker), beim EM und WM die deutsche fahne auf deren backen schmieren, ein abo für die stadtsfüßballmanschaft haben, und sich ständig sorgen was die nachbarn von deren halten - nein, die sind nicht mein ding. Die sortiere ich selbst schon aus.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Reinhard »

Elli hat geschrieben: 21 Jul 2019 23:46 Andererseits:
IQ-Tests priorisieren bestimmte Formen der Intelligenz: vor allem mathematisch-logisches Denken. Wenn man dann wiederum liest, dass Künstliche Intelligenzen bisher nicht richtig funktionieren, weil sie noch ZU logisch operieren, ok, dann leuchtet ein, dass mit der starken Ausprägung des logischen Denkens auch eine Art sozialer Behinderung oder Autismus einhergehen kann; die meisten Menschen richten ihr Handeln halt nicht an logischen Überlegungen aus, sondern an einem Mix aus Normen, Trieben, Prägungen und psychischen Dispositionen. Starke Fokussierung auf logisches Denken kann also enorm im Weg stehen, wenn man die Menschen verstehen will. Aber das ist jetzt auch wieder banal genug, dass Hochbegabte es durchschauen können. ;)

Man sollte dabei auch Hochbegabung und Inselbegabung nicht verwechseln. Weil du Autismus erwähnst ... eine Inselbegabung zu haben ist für Autisten nicht der Regelfall, das sollte man nicht verallgemeinern. Und umgekehrt muss man nicht autistisch sein, um eine Inselbegabung haben zu können.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Melli »

Leider muß ich gestehen, daß ich gerade etwas verunsichert bin, wie man was mit dem Konzept noch in Verbindung (oder auch nicht) bringen kann :(

Spontan fiele mir die kürzlich erst erwähnte Hochsensibilität (HSP) ein (welches Konzept mich nicht überzeugen konnte) :?
Shanghaied hat geschrieben: 21 Jul 2019 18:40Ein anderer Begriff für "geistig-emotional kompatibel" wäre vermutlich die gemeinsame Wellenlänge. Ähnliche Interessenlagen, ähnliche Wahrnehmung der Welt, ähnliche Denkweise.
Ein bißchen triggert mich "Kompatibilität" in Verbindung mit "Wahrnehmung der Welt" und "Denkweise" nun doch.

Abgesehen davon, daß ich sehr lange auf ein weißes Blatt Papier starren könnte, wenn ich aufschreiben sollte, worin denn meine "Wahrnehmung der Welt" und "Denkweise" bestünde :schwarzekatze:

Nichtsdestotrotz habe ich schon sehr lange das Gefühl, daß ich in irgendeinem sehr grundlegenden (und wohl auch eher abstrakten) Sinne "inkompatibel" mit so vielen Leuten bin. Das zeigt sich aber nicht auf der intellektuellen Ebene. Es hat sicherlich mit Reaktionen meinerseits auf schlechte Erfahrungen zu tun, aber auch mit "realen" Faktoren.
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Siegfried
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Siegfried »

Reinhard hat geschrieben: 22 Jul 2019 06:13
Elli hat geschrieben: 21 Jul 2019 23:46 Andererseits:
IQ-Tests priorisieren bestimmte Formen der Intelligenz: vor allem mathematisch-logisches Denken. Wenn man dann wiederum liest, dass Künstliche Intelligenzen bisher nicht richtig funktionieren, weil sie noch ZU logisch operieren, ok, dann leuchtet ein, dass mit der starken Ausprägung des logischen Denkens auch eine Art sozialer Behinderung oder Autismus einhergehen kann; die meisten Menschen richten ihr Handeln halt nicht an logischen Überlegungen aus, sondern an einem Mix aus Normen, Trieben, Prägungen und psychischen Dispositionen. Starke Fokussierung auf logisches Denken kann also enorm im Weg stehen, wenn man die Menschen verstehen will. Aber das ist jetzt auch wieder banal genug, dass Hochbegabte es durchschauen können. ;)

Man sollte dabei auch Hochbegabung und Inselbegabung nicht verwechseln. Weil du Autismus erwähnst ... eine Inselbegabung zu haben ist für Autisten nicht der Regelfall, das sollte man nicht verallgemeinern. Und umgekehrt muss man nicht autistisch sein, um eine Inselbegabung haben zu können.
Dieser ganze IQ-Test Mist geht doch nur auf das Messen von Inselbegabungen. Universell wird der Mensch da doch gar nicht betrachtet. Wo werden den beim IQ-Test die sozialen Fähigkeiten gemessen/berücksichtigt? Wäre spannend wenn mal jemand einen IQ-Test für soziale Kompetenz entwickeln würde. Ich könnte mir vorstellen das viele hochbegabte (höher IQ-Test) auf einmal total abfallen würden und offiziell dumme (geringer IQ-Wert) durch hohe soziale Kompetenz herausstechen.
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Tania
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Tania »

Siegfried hat geschrieben: 22 Jul 2019 07:28 Wäre spannend wenn mal jemand einen IQ-Test für soziale Kompetenz entwickeln würde.
Gibt es längst. Google mal EQ Test.
Z.B. hier https://www.psychomeda.de/online-tests/eq-test.html
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Brax »

Reinhard hat geschrieben: 21 Jul 2019 22:04 Das geht aber weiter mit "... denn ihrer ist das Himmelreich." Also Vertröstung auf später, wenn das denn mal so weit ist mit dem Himmelreich. Bis dahin haben sie nicht viel von ihrer Seligkeit. Das kann man dann als Rechtfertigung dafür interpretieren, dass ihnen diesseitig wenig zusteht, weil das wird ja dann im Himmelreich ausgeglichen.
Na ja, wie mans halt interpretiert.

Reinhard hat geschrieben: 21 Jul 2019 22:04 Und "geistig arm" ist auch nicht als "dumm" zu interpretieren sondern eher als "spirituell arm", also arm an Erleuchtung oder Glauben oder Kenntnis der Glaubensinhalte.
Dann wäre es "geistlich" arm, und stimmt, so heißt der Spruch eigentlich. Aber wird halt oft mit "geistig" gesagt. :mrgreen:
Nonkonformist

Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Nonkonformist »

In bestimmte bereichen lohnt sich einen gewissen tünnelblick.
Auch wann es bestimmt sozalkompetente MINTer gibt, geht es da auch ohne große sozialkompetenzen.
Künstler sind meist auch anders drauf als die normalen; weniger angepasst.
Nicht so wirklich geeignet für traditionell konforme gruppen.

Es sollte aber für allen platz geben.

Es scheint aber so zu sein das in der berufswelt der IQ-wert übermäßig viel gewicht hat.
Während in der partnersuche der EQ-wert zu dominant bewertet wird. Da sind eher die individualisten, einzelgänger und introvertierten verdammt.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Tania »

Elli hat geschrieben: 21 Jul 2019 23:46
IQ-Tests priorisieren bestimmte Formen der Intelligenz: vor allem mathematisch-logisches Denken.
Jein. Wenn ich mich richtig erinnere, werden vier Bereiche geprüft. Unter anderem auch sprachliche Begabung. Und da beginnt das Dilemma schon: der letztlich aus den Teilergebnissen berechnete Gesamtwert sagt nichts darüber aus, ob der Betreffende nun in einem Bereich extrem hohe Werte hatte (also Richtung Inselbegabung geht), oder ob er in allen Bereichen ähnlich hohe überdurchschnittliche Werte hatte. Und in dem Moment ist die in den Schulen angepriesene Förderung für den Ar..., da dort eben nicht auf die individuellen IQ-Profile eingegangen wird, bzw. zu stark auf die Mathe-Stars abgestellt wird. Jede HB-Förderschule hat einen Schachclub, aber kaum eine eine Theater-AG.
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Elli »

Reinhard hat geschrieben: 22 Jul 2019 06:13
Elli hat geschrieben: 21 Jul 2019 23:46 Andererseits:
IQ-Tests priorisieren bestimmte Formen der Intelligenz: vor allem mathematisch-logisches Denken. Wenn man dann wiederum liest, dass Künstliche Intelligenzen bisher nicht richtig funktionieren, weil sie noch ZU logisch operieren, ok, dann leuchtet ein, dass mit der starken Ausprägung des logischen Denkens auch eine Art sozialer Behinderung oder Autismus einhergehen kann; die meisten Menschen richten ihr Handeln halt nicht an logischen Überlegungen aus, sondern an einem Mix aus Normen, Trieben, Prägungen und psychischen Dispositionen. Starke Fokussierung auf logisches Denken kann also enorm im Weg stehen, wenn man die Menschen verstehen will. Aber das ist jetzt auch wieder banal genug, dass Hochbegabte es durchschauen können. ;)

Man sollte dabei auch Hochbegabung und Inselbegabung nicht verwechseln. Weil du Autismus erwähnst ... eine Inselbegabung zu haben ist für Autisten nicht der Regelfall, das sollte man nicht verallgemeinern. Und umgekehrt muss man nicht autistisch sein, um eine Inselbegabung haben zu können.
Ich habe eigentlich versucht, mit meinen Formulierungen nicht zu verallgemeinern - was Du schreibst, ist mir durchaus bewusst.
War nur eine nächtliche Spekulation darüber, was für Zusammenhänge es da bei manchen - sicher nicht bei allen - Leuten mit hohem IQ geben KÖNNTE (das wären dann eben diejenigen mit Inselbegabung im mathematisch-logischen Bereich), die die Partnersuche oder allgemein den Umgang mit Menschen erschweren. So Sheldon-Cooper-mäßig halt, aber vielleicht ist das auch bloß ein Klischee.
Man könnte zum Beispiel auch sagen, es liegt an den Außenseitererfahrungen, die Hochbegabte oft während der Pubertät machen (prägende Zeit und so). Da kann man sich ja sein Umfeld noch nicht aussuchen, und das dürfte für viele eine schlimme Zeit gewesen sein. Vielleicht wirkt auch das negativ nach.
Dass es aber generell so sein sollte, dass es für Hochbegabte keine passenden Partner gibt, weil der Abstand zu allen anderen zu groß wäre - das glaube ich nicht. Zumal man doch, durch Beruf und Interessen, auch auf andere schlaue Leute treffen sollte ...
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klecks
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von klecks »

Tania hat geschrieben: 22 Jul 2019 08:08
Jein. Wenn ich mich richtig erinnere, werden vier Bereiche geprüft. Unter anderem auch sprachliche Begabung. Und da beginnt das Dilemma schon: der letztlich aus den Teilergebnissen berechnete Gesamtwert sagt nichts darüber aus, ob der Betreffende nun in einem Bereich extrem hohe Werte hatte (also Richtung Inselbegabung geht), oder ob er in allen Bereichen ähnlich hohe überdurchschnittliche Werte hatte. Und in dem Moment ist die in den Schulen angepriesene Förderung für den Ar..., da dort eben nicht auf die individuellen IQ-Profile eingegangen wird, bzw. zu stark auf die Mathe-Stars abgestellt wird. Jede HB-Förderschule hat einen Schachclub, aber kaum eine eine Theater-AG.
Bei den IQ-Testungen, in die ich Einblick hatte, wurden die Einzelergebnisse aufgedröselt. Auch hinsichtlich Handlungs- bzw. Sprachbereiche. Weil eben der Gesamt-IQ nicht sonderlich aussagekräftig ist. Wer dann von seinen Begabungen her ein "zerrissenes" Profil hat, also in den Teilbereichen Unterschiede von mehr als einer Standartabweichung von 15 Prozentpunkten hat, der hat es noch schwerer ... Dessen Chance ist noch geringer, auf Menschen zu treffen, deren Ähnlichkeit ihm Sicherheit vermittelt. Und wir tun uns doch gern mit Menschen zusammen, die uns ähnlich sind ... :sadwoman:

Was mir noch bei Hochbegabung in den Sinn kommt, ist, dass es da ja oft nicht nur ein "Mehr" an Intellektualität zu geben scheint, sondern auch ein "Mehr" an Gefühlen und Sinneswahrnehmungen - hinsichtlich Ausdifferenzierung und Tiefe. So könnte zunehmende Begabung durchaus einher gehen mit höher Verletzlichkeit. Und leider auch mit heftigerer "Begabung" für Angst ...
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von yes_or_no »

ich glaub, dass hochbegabung allein keine größeren probleme in beziehungen mit sich bringen sollte - aber oft gibt es begleiterscheinungen wie perfektionismus, andere zwangs-denken etc, die sehr belastend sein können. weiß nicht, in wie weit das bei betroffenen das problem ist und wie einfach oder schwierig es wäre, konkret an diesen begleiterscheinungen zu arbeiten.
hochbegabung an sich ist ja eigentlich wirklich nichts schlimmes.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von LonesomeCoder »

Ich denke schon, dass hochbegabt sein bei der Partnersuche ein Nachteil ist. Nachdenkliche Kopfmenschen haben es da schwerer. Die von Kopfmenschen bevorzugten Hobbys scheinen auch weniger gefragt bzw. nicht so gut zum Kennenlernen geeignet zu sein. Dazu erschweren die anderen Interessen und die Überlegenheit die Sozialisation. Ich war im Kindergarten ein krasser Aussenseiter, der lieber Mathe übte und Bücher für Erwachsene las als draußen zu spielen oder toben. Die anderen Kinder wollten mit mir nichts zu tun haben und ich fand sie auch langweilig. Unterstützung bekam ich nie, mir wurde immer nur unterstellt, ich würde mich bewusst ausgrenzen. Dabei fehlten nur geeignet Leute, die zu mir passen. In der Schule ging es mit massiven Mobbing weiter.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
Geschlechtsspezifische Partnerwahl und Sexualitätsmerkmale: https://d-nb.info/1037687477/34
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Reinhard »

Elli hat geschrieben: 22 Jul 2019 08:12 Dass es aber generell so sein sollte, dass es für Hochbegabte keine passenden Partner gibt, weil der Abstand zu allen anderen zu groß wäre - das glaube ich nicht. Zumal man doch, durch Beruf und Interessen, auch auf andere schlaue Leute treffen sollte ...
Naja, doch ... :gruebel:
Hochbegabte suchen sich ein für sie interessantes und herausforderndes Spezialgebiet, und da ist es dann nicht so wahrscheinlich, dass sich Männer und Frauen auf gleiche Bereiche spezialisieren. Die Interessen sind oft unterschiedlich.

Dann ist auch typischerweise bei vielen Dingen die Streuung bei Männen größer als bei Frauen. Was bei gleichem Durchschnitt bei der Intelligenz darauf hinausläuft, dass es sowohl mehr ziemlich-dumme als auch mehr ziemlich-intelligente Männer als Frauen gibt. Kann aber sein, dass das erst bei Genies relevant ist und nicht bei "nur" Hochbegabten. Aber Männer legen ja angeblich eh keinen Wert darauf, jemanden auf intellektueller Augenhöhe zu finden. :roll:


Ich nehme mal an, bei minderbegabten Männern wirkt sich die Ungleichverteilung noch stärker aus als bei den Hochbegabten ... :gruebel: ... aber die findet man dann selten in einem Forum wie hier.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Tania »

klecks hat geschrieben: 22 Jul 2019 10:17 Was mir noch bei Hochbegabung in den Sinn kommt, ist, dass es da ja oft nicht nur ein "Mehr" an Intellektualität zu geben scheint, sondern auch ein "Mehr" an Gefühlen und Sinneswahrnehmungen - hinsichtlich Ausdifferenzierung und Tiefe.
Nicht selten auch ein Weniger ...
LonesomeCoder hat geschrieben: 22 Jul 2019 11:14 Ich denke schon, dass hochbegabt sein bei der Partnersuche ein Nachteil ist. Nachdenkliche Kopfmenschen haben es da schwerer.
Nicht alle Hochbegabten sind nachdenkliche Kopfmenschen. Das Klischee trifft einfach nicht zu. Es ist nur wahrscheinlicher, dass die nachdenklichen Kopfmenschen mal auf Hochbegabung getestet werden.

Ich kenne ungefähr 20 nachweislich hochbegabte Menschen. Darunter sind wirklich alle Charaktertypen vertreten ... vom Sportsfreak über Partylöwe, Sozialversager, Nerd bis zu Durchschnittstyp.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Reinhard »

Brax hat geschrieben: 22 Jul 2019 07:51
Reinhard hat geschrieben: 21 Jul 2019 22:04 Das geht aber weiter mit "... denn ihrer ist das Himmelreich." Also Vertröstung auf später, wenn das denn mal so weit ist mit dem Himmelreich. Bis dahin haben sie nicht viel von ihrer Seligkeit. Das kann man dann als Rechtfertigung dafür interpretieren, dass ihnen diesseitig wenig zusteht, weil das wird ja dann im Himmelreich ausgeglichen.
Na ja, wie mans halt interpretiert.

Reinhard hat geschrieben: 21 Jul 2019 22:04 Und "geistig arm" ist auch nicht als "dumm" zu interpretieren sondern eher als "spirituell arm", also arm an Erleuchtung oder Glauben oder Kenntnis der Glaubensinhalte.
Dann wäre es "geistlich" arm, und stimmt, so heißt der Spruch eigentlich. Aber wird halt oft mit "geistig" gesagt. :mrgreen:
Jetzt sind wir schon arg off-topic, deshalb nur mal die kurze Anmerkung, dass im Lukasevangelium an einer entsprechenden Stelle nur von Armen die Rede ist. Womit dann die materiell Armen gemeint sein dürften.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Melli »

Tania hat geschrieben: 22 Jul 2019 07:43
Siegfried hat geschrieben: 22 Jul 2019 07:28 Wäre spannend wenn mal jemand einen IQ-Test für soziale Kompetenz entwickeln würde.
Gibt es längst. Google mal EQ Test.
Z.B. hier https://www.psychomeda.de/online-tests/eq-test.html
Ich bin ein absolut hoffnungsloser Fall. Wahrscheinlich habe ich das bei weitem schlechteste Ergebnis zustandegebracht, das die jemals bekamen :specht: Ich sollte es einfach aufgeben :schwarzekatze:
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Tania »

Melli hat geschrieben: 22 Jul 2019 12:54
Tania hat geschrieben: 22 Jul 2019 07:43
Siegfried hat geschrieben: 22 Jul 2019 07:28 Wäre spannend wenn mal jemand einen IQ-Test für soziale Kompetenz entwickeln würde.
Gibt es längst. Google mal EQ Test.
Z.B. hier https://www.psychomeda.de/online-tests/eq-test.html
Ich bin ein absolut hoffnungsloser Fall. Wahrscheinlich habe ich das bei weitem schlechteste Ergebnis zustandegebracht, das die jemals bekamen :specht: Ich sollte es einfach aufgeben :schwarzekatze:
Ich liege exakt bei 100 - Mittelwert. Wobei ich Schwächen im Erkennen von Emotionen durch überdurchschnittliches Wissen über Emotionen kompensiere. ;)
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: Hochbegabung als Beziehungshemmschuh?

Beitrag von Saraj »

107. Damit ist mein EQ genauso hoch (bzw. durchschnittlich) wie mein IQ. Sofern man diesen Onlinetests vertrauen kann. Wunderbar, ich sollte also kein Kopfmensch sein, der sich das Leben schwerdenkt. :good:
Auch mit meinem Durchschnittsverstand fühlt sich aber alles gerade nicht besonders leicht an.
Auch Beziehungsanbahnung in allen möglichen Bereichen nicht.