Hi Galadriel,
du beschreibst deine Situation eindrücklich. Mir fällt dazu einiges ein, aber das ist alles sehr subjektiv durch meine Erfahrungen geprägt. Bitte beachte, dass ich das, was ich schreibe, nicht als Vorschläge oder gar als Lösungen anbieten will. Das können alles nur Anregungen für eigene Überlegungen sein. Vielleicht ist etwas nützliches dabei, vielleicht auch nicht.
Galadriel hat geschrieben: ↑15 Okt 2018 16:06
Letzteres. Selbst die, von denen man denkt, dass sie ganz nett seien, wenn man eine Weile mit denen schreibt, schicken dir dann urplötzlich, mir-nichts-dir-nichts, Schwanzbilder. Ist mir schon einige Male passiert. Du weißt halt nie, wie dein Gegenüber so tickt. Es dauert, bis du das herausfindest, und in den allermeisten Fällen entpuppen sich die Typen halt als ziemlich triebgesteuert. Übrigens nicht nur online; einer zeigte mir mal beim Date seine Muschisammlung auf dem Handy (seine Wortwahl!).
Für mich sind das infantile Jungs (egal wie alt), die ihre Triebbefriedigung kräftig selbst torpedieren.
Als Selektionskriterium eignet sich dieses Verhalten doch hervorragend. Es ist leicht erkennbar und eindeutig.
Sich davon emotional beeinträchtigen zu lassen, ist wahrscheinlich nicht nötig. Aber eine kurzfristige emotionale Reaktion kann schon helfen, sich rasch zu lösen. Ärger mobilisiert Energie. Das Lösen sollte halt gezielt erfolgen: Von dieser Person, und nicht vom Wunsch einen Partner zu finden.
Meine persönlicher Zugang zu Trennungen - egal ob in Kennenlernphase oder langjähriger Beziehung - ist, dass ich meinen Ärger nicht auf die Person richte, sondern auf ihr Verhalten. Eventuell sogar nur auf das nicht zusammen Passen. (Es kann ja auch sein, dass ich das Verhalten an sich nicht anstössig finde, ich aber damit nicht zurecht komme.)
Mit dem Ärgern über Ex- oder Doch-nicht-Partnerinnen, ging es mir nicht gut. Es zerstörte zu viel in mir. Ich verlor die guten Seiten der Person und die guten Seiten der Beziehung oder des Kennenlernprozesses aus dem Bewusstsein. Daraus resultierte dieses elende Gefühl des auf der Stelle Tretens und meine Einstellung zu den Frauen wurde ambivalent. Ich neigte dazu, zwischen Attraktion und Befürchtungen hin und her gerissen zu werden. Das war so zu sagen eine Ambivalenz mit einer wackeligen Dynamik. Das beeinträchtigte die Attraktivität der Frauen auf mich stark. Und ich konnte nicht wahrnehmen, wass mir in einer Beziehung Gutes widerfahren ist und was ich in einem Kennenlernprozess wichtiges ich über die Frauen, über mich und über die Möglichkeiten des Lebens erfahren habe. Mein Weg war zu lernen, mich durchaus zu ärgern und diese Energie zu nutzen, aber den Ärger nicht gegen die Frau zu richten. Energie braucht es, wenn man sich ansieht, was passiert ist, wenn man Neues sucht: neue Wege des Umgangs mit Partnern und neue Wege, potentielle Partner zu finden und auszusuchen.
Galadriel hat geschrieben: ↑15 Okt 2018 16:06
Meistens unterstellen mir Männer, dass ich frigide und/oder arrogant sei, wenn ich auf das Spielchen nicht eingehe.
Das klingt nach Streitgesprächen, Machtkampf oder Schuldzuschreibungen im Nachhinein. Das passiert leider oft. Jetzt kann ich natürlich nicht wissen, in welchen Situationen dir solche Äusserungen begegnet sind.
Wenn es darum geht, dass wir mit einem potentiellen Partner feststellen, dass unsere Wünsche, Ziele und Absichten nicht zusammenpassen, kann Ärger aufkommen - und zwar auf beiden Seiten. Das ist eine besondere Gelegenheit, die Fetzen fliegen zu lassen, Verletzungen auszuteilen und auch einzufangen. Die Ursache ist klar: Die Beziehungsanbahnung hat so viel Lebensenergie mobilisiert und die soll jetzt plötzlich abgedreht werden. Irgendwo hin muss sie. Die Frage ist , WO hin.
Wieder kann ich nur recht subjektiv eigene Erfahrungen beschreiben, ohne zu wissen, ob das für dich nützlich ist. Mir hilft es, meine Enttäuschung wertfrei zu äussern(, auch wenn ich das in dem Moment sicher nicht wertfrei erlebe). Ich sage, dass ich enttäuscht und verärgert bin, dass es schon wieder mit jemanden geklappt hat. Den Ärger agiere ich nicht aus. Ich lasse ihn nicht an der anderen Person aus. Sondern ich behalte ihn mir, für meine eigene persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Dass das leicht ist, behaupte ich NICHT. Aber es hilft. Man kann sich darüber einigen, dass man nicht zusammen passt, aber das kann man auch NICHT erzwingen. Schuldzuweisungen unterlasse ich und weise ich auch zurück. Das Thema recht haben bringe ich nicht ein und ich weise es auch zurück. Es kann nicht darum gehen, den Anderen von etwas zu überzeugen. Auch negative Eigenschaften sind kein Thema, das würde das Schuld Zuschreiben beginnen. Das kann man erkennen, wenn "arrogant", "frigide" oder "impotent" auftaucht. Das einzige wichtige Thema in so einem Trennungsgespräch ist "Ich oder Wir lassen es". Wenn mehr Themen sachlich oder sogar freundlich behandelt werden können, dann ist das ein Glück. Erwarten können wir uns das nicht.
Galadriel hat geschrieben: ↑15 Okt 2018 16:06
Ich bin mittlerweile extrem misstrauisch und denke nicht, dass sich meine Grundhaltung noch mal ändert. Meine Erfahrungen sind/waren zu eindeutig.
Aus eindeutigen Erfahrungen kann man den Schluss ziehen, dass so etwas oft vorkommen kann. Oder man kann den Schluss ziehen, dass es immer so sein wird.
Ersteres unterstützt bei der Selektivität. Auswahl muss man wohl auch lernen. Und wenn man sich dafür ENTSCHEIDET, kann man es lernen. Das Lernen hat auch einen Preis. Man verlässt die Bahnen einspielter Reaktionsweisen, man lässt sich auf Verwirrendes ein und man wird mit dem eigenen Verhalten, den eigenen Emotionen und mit seinen bisherigen Überzeugungen konfrontiert. Das geht alles nicht unbedingt schnell.