Freundschaft als Basis einer Beziehung

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BartS
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Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von BartS »

Hallo, ich würde gerne die Offtopic-Diskussion aus dem Frauen-KO-Kriterium-Thread, in einen neuen Thread auslagern und dazu einige Zitate bringen.
Stabil hat geschrieben:Freundschaft ist nicht DIE Basis einer Beziehung, sondern ein TEIL der Basis einer guten Beziehung kann als Freundschaft beschrieben werden. Dieser Teil ist wohl unverzichtbar, aber weitere Teile sind genau so erforderlich.
Man könnte jetzt darüber streiten, ob es die Basis oder eine Basis ist. An der genauen Wortwahl hängt jetzt nicht mein Herzblut. ;)
Stabil hat geschrieben: Beziehung schliesst ein starkes sexuelles Begehren ein. Wenn das nicht vorhanden ist, geht die Beziehung ebenso auseinander, nur aus anderen Gründen.
Ein starkes sexuelles Begehren ist ein relativer Begriff, worunter sich jeder vermutlich etwas anderes vorstellt. Es würde bedeuten, wenn nur ein durchschnittliches sexuelles Begehren existiert, würden Beziehungen scheitern. Jetzt allein aus der Praxis heraus würde ich mal sagen, dass das nicht so sein muss. Zudem, wenn das Begehren weiterhin so stark wäre, ist es verwunderlich, dass im Schnitt ein Paar nur 2 mal Sex in der Woche hat.
Für eine dauerhafte Beziehung ist es erforderlich, dass das Bedürfnis nach Sex bei beiden Partnern sehr ähnlich stark ausgeprägt ist.
Auch eine relative Angabe, mit der ich mich schwer tue, sie genau zu definieren. "sehr ähnlich" würde nicht viel Spielraum lassen. Aber auch da denke ich, dass bei einer toleranten Einstellung, bestehende Unterschiede nicht zu unüberwindbaren Konflikten eskalieren müssen.

Es geht darum, einen EINKLANG zwischen Herz und Vernunft zu finden und zu leben.
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Stabil

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Stabil »

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Hallo, ich würde gerne die Offtopic-Diskussion aus dem Frauen-KO-Kriterium-Thread, in einen neuen Thread auslagern und dazu einige Zitate bringen.
Gute Idee. Das wird hier zu selten gemacht. Die Schwierigkeit ist ja, die dass man oft nicht weiss, ob da noch mehr zum Thema kommt.

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Man könnte jetzt darüber streiten, ob es die Basis oder eine Basis ist.
Nein, das ist inhaltlich etwas völlig anderes. Das ist keine Frage der Wahl zwischen gleich bedeutenden Worten. Aber beides trifft den zu beschreibenden Sachverhalt nicht unmissverständlich.

Ich verwendete aus gutem Grund eine dritte Formulierung: "ein TEIL der Basis einer guten Beziehung". Damit wird impliziert, dass die Teile nicht gegeneinander austauschbar sind. Und es wird impliziert, dass alle Teile erforderlich sind. Bei Verständnisproblemen, kann ich das gerne detaillierter ausführen.

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Ein starkes sexuelles Begehren ist ein relativer Begriff, worunter sich jeder vermutlich etwas anderes vorstellt. Es würde bedeuten, wenn nur ein durchschnittliches sexuelles Begehren existiert, würden Beziehungen scheitern. Jetzt allein aus der Praxis heraus würde ich mal sagen, dass das nicht so sein muss. Zudem, wenn das Begehren weiterhin so stark wäre, ist es verwunderlich, dass im Schnitt ein Paar nur 2 mal Sex in der Woche hat.
Die Formulierung ist relativ gewählt. Das war Absicht. Der Bezug, den du herstellst, war nicht intendiert. Zudem setzt du die Intensität mit der Häufigkeit von Sex gleich. Das halte ich für eine viel zu undifferenzierte Beschreibung des Geschehens und für eine Begriffsverwirrung. Entsprechend sinnfrei ist die Folgerung, die du daraus ziehst.

Begehren und das Bedürfnis nach häufigem Sex haben als Begriffe absolut nichts miteinander zu tun. Auch wenn in beiden Richtungen das eine auf das andere wirken kann, sind sie auf der Begriffsebene Unterschiedliches.
Ein Paar kann einander mit heftiger Leidenschaft begehren und beide sind mit 1x/Woche glücklich und vollauf zufrieden.
Ein anderes Paar kann täglich Sex haben und sie machen das leidenschaftlos und so zu sagen lauwarm - mit wenig Begehren.
Schon diese einfachen Beispiele zeigen, dass Begehren und Häufigkeit nicht das Selbe sind.

Mit sexuellem Begehren meine ich die Intensität der Emotion, mit der ich genau diese Person zu meiner Sexpartnerin haben will.

Das starke sexuelle Begehren halte ich für einen erforderlichen Teil der Basis einer stabilen Beziehung. Die relative Formulierung bezieht sich auf das subjektive Erleben. Wenn jemand sich für einen Beziehungspartner entscheidet, den er/sie nicht heftig begehrt, ist das ein fauler Kompromiss. Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dann Affären gesucht werden. Es gibt zwar noch andere Ursachen dafür, dass Affären neben der Beziehung gelebt werden, aber das mangelnde Begehren ist eine davon.

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19
Für eine dauerhafte Beziehung ist es erforderlich, dass das Bedürfnis nach Sex bei beiden Partnern sehr ähnlich stark ausgeprägt ist.
Auch eine relative Angabe, mit der ich mich schwer tue, sie genau zu definieren. "sehr ähnlich" würde nicht viel Spielraum lassen.
Was ich mit der Kurzform "sehr ähnlich" ungenau skizziert habe ist Folgendes.

Es muss für beide Partner als ähnlich erlebt werden. So dass auf DAUER kein Mangel und kein Bedrängen, keine Schuldgefühle oder was auch immer damit zusammen hängen möge, erlebt wird.

Auch hier ist der Bezug der relativen Angabe das subjektive Erleben. Ganz bewusst unternehme ich hier KEINEN Versuch, etwas "genau zu definieren". An einer genau definierten Normierung von Beziehungen habe ich kein Interesse.

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Aber auch da denke ich, dass bei einer toleranten Einstellung, bestehende Unterschiede nicht zu unüberwindbaren Konflikten eskalieren müssen.
Sie können aber eskalieren. Und es ist schlimm genug, wenn die Frage zwar nicht zum Konflikt eskaliert, aber ein Mangel, schmerzhafte Sehnsucht oder das Gefühl, nicht zusammen zu passen, entstanden ist. Es ist eine Tatsache dass das viel zu oft geschieht. Das ist an den Beschwerden von Ratsuchenden klar ab zu lesen.

Die Forderung nach Toleranz hilft dem Paar wenig. Wenn die Angelegenheit als Konflikt erlebt wird, haben sie fast immer einige Versuche zu "tolerieren" hinter sich. Da würde ich es tunlichst unterlassen, die Moralkeule zu schwingen und sagen ihr müsst einfach gegenseitig eure Wünsche tolerieren.


Zwei Hauptgründe fallen mir zu der Thematik ein.
Vielfach wird übersehen, dass das Thema mit der Zeit immer wichtiger wird. Irrtümlicher Weise wird angenommen, dass die Partnerin/der Partner sich angleichen wird. Das kann nicht vorausgesetzt werden. Und genau darum betrachte ich ein subjektiv sehr ähnliches Sexbedürfnis als einen unabdingbaren Teil der Beziehungsbasis an. Man kann sehr vieles der Partnerin oder dem Partner zu Liebe tun. Man sollte das aber sowohl sich selbst, als auch der anderen Person ehrlich eingestehen, um nicht falsche Erwartungen zu wecken. Nur so als Beispiel 7x/Woche und 2x/Woche kann ein Paar als sehr änlich empfinden und ein anderes Paar kann das als schmerzlich empfinden. Das will ich für Andere nicht bewerten. Dazu habe ich einen viel zu grossen Respekt vor dem individuellen Erleben.

Der zweite Grund ist der, dass die Partner sich in Bezug auf Fitness oft stark auseinander entwickeln, was sich auf das Sexbedürfnis auswirken kann.

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19
Es geht darum, einen EINKLANG zwischen Herz und Vernunft zu finden und zu leben.
Sehe ich genauso. Leider wird zu selten darauf hingewiesen.
Gut, das ist auch das Wichtigste. Leicht herzustellen ist dieser Einklang nicht immer. Aber man kann etwas dafür tun.

Eine Verbesserung der Kooperation von Herz und Vernunft kann erlernt werden.
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von BartS »

Stabil hat geschrieben: 01 Aug 2018 16:01
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Man könnte jetzt darüber streiten, ob es die Basis oder eine Basis ist.
Nein, das ist inhaltlich etwas völlig anderes. Das ist keine Frage der Wahl zwischen gleich bedeutenden Worten. Aber beides trifft den zu beschreibenden Sachverhalt nicht unmissverständlich.
Okay, ich hab mich da missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist das inhaltlich was anderes. Ich meinte damit nur, ich kann beide Sichtweisen verstehen und es hängt da kein Herzblut von mir. Also nur zu, wenn man eine von beiden Varianten bevorzugt oder gar eine dritte.
Stabil hat geschrieben: 01 Aug 2018 16:01 Mit sexuellem Begehren meine ich die Intensität der Emotion, mit der ich genau diese Person zu meiner Sexpartnerin haben will.
Das ist eine Beschreibung von sexuellem Begehren, mit der ich was anfangen kann. :D
Stabil hat geschrieben: 01 Aug 2018 16:01 Es muss für beide Partner als ähnlich erlebt werden. So dass auf DAUER kein Mangel und kein Bedrängen, keine Schuldgefühle oder was auch immer damit zusammen hängen möge, erlebt wird.
Damit kann ich auch was anfangen, wobei das schon ein sehr idealer Zustand ist. Es ist allzu menschlich, wenn man mal Mangel empfindet oder etwas zu stürmisch vorgeht und es wie ein Bedrängen rüberkommt. Da kommt es für mich mehr auf Maß und Mitte an.
Stabil hat geschrieben: 01 Aug 2018 16:01 Die Forderung nach Toleranz hilft dem Paar wenig. Wenn die Angelegenheit als Konflikt erlebt wird, haben sie fast immer einige Versuche zu "tolerieren" hinter sich. Da würde ich es tunlichst unterlassen, die Moralkeule zu schwingen und sagen ihr müsst einfach gegenseitig eure Wünsche tolerieren.
Für mich hat tolerieren nichts mit Moral zu tun, sondern eher mit Pragmatismus. Unsere Toleranz wird im Leben immer wieder auf die Probe gestellt, weil die Dinge nie so sind, wie wir sie uns eigentlich wünschen. Die Frage ist dann, was macht man, wenn es nicht so ist wie gewünscht. Da gibt es viele Möglichkeiten. Toleranz innerhalb gewisser Rahmen ist eine gute Möglichkeit, damit umzugehen. Speziell in Sachen Sex braucht man auch Frustrationstoleranz, weil alles schief geht, was schief gehen kann. ;)
Stabil hat geschrieben: 01 Aug 2018 16:01 Irrtümlicher Weise wird angenommen, dass die Partnerin/der Partner sich angleichen wird. Das kann nicht vorausgesetzt werden. Und genau darum betrachte ich ein subjektiv sehr ähnliches Sexbedürfnis als einen unabdingbaren Teil der Beziehungsbasis an. Man kann sehr vieles der Partnerin oder dem Partner zu Liebe tun. Man sollte das aber sowohl sich selbst, als auch der anderen Person ehrlich eingestehen, um nicht falsche Erwartungen zu wecken. Nur so als Beispiel 7x/Woche und 2x/Woche kann ein Paar als sehr änlich empfinden und ein anderes Paar kann das als schmerzlich empfinden. Das will ich für Andere nicht bewerten. Dazu habe ich einen viel zu grossen Respekt vor dem individuellen Erleben.
Ich denke auch, dass bestimmte Bedürfnisse insbesondere ab einen gewissen Alter nicht mehr großartig veränderbar ist. Und ich bin sowieso ein Anhänger von der These, dass zwei Menschen die in den wesentlichen Bereichen viele Ähnlichkeiten besitzen, auch eine höhere Chance haben, eine stabile Beziehung zu führen.

Erstmal dazu...
Gruss
BartS
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Schneeleopard

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Schneeleopard »

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Es würde bedeuten, wenn nur ein durchschnittliches sexuelles Begehren existiert, würden
Beziehungen scheitern. Jetzt allein aus der Praxis heraus würde ich mal sagen, dass das
nicht so sein muss.
Sie scheitern nicht .. sie fangen gar nicht erst an. Ohne die von sexuellen Begehren und
dem daraus folgenden Sex werden die Hormone nicht ausgeschüttet, die das Gehirn erst
zu dieser besonderen Bindung zu einem anderen Menschen veranlassen.

Alles andere kann acu eine schöne Beziehung sein und funktionieren. Letztlich ist es aber
meiner Erfahrung nach doch nur eine Wohngemeinschaft und keine Paarbeziehung.
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Zudem, wenn das Begehren weiterhin so stark wäre, ist es verwunderlich, dass im Schnitt ein
Paar nur 2 mal Sex in der Woche hat.
Diese scheinbare Widersprüchlichkeit liegt daran, dass du Paare in der Kennenlern-/Paarbildungs-
phase und Paare, die diese Phase lange hinter sich haben, nicht sauber unterscheidest und daran
das du die Wichtigkeit an der Anzahl misst.

In der Anfangsphase sind, soweit ich das immer mal höre, eher zweimal am Tag und mehr normal
und in dieser Zeit leidenschaftlichen Begehrens baden wir quasi in den beim Sex ausgeschütteten
Hormonen. Wenn die 'Verliebtheit' nach einiger Zeit zur Liebe übergeht, pendelt es sich, den gleichen
Gesprächen und Erfahrungen nach, in der Regel beim gleichen Paar auf ein- bis zweimal die Woche ein.

Wichtig ist der Sex aber in beiden Phasen, da er die Paarbindung, die Nähe und die Gesprächsbe-
reitschaft immer wieder fördert. Kein Sex mehr ist mMn in der Regel der Anfang vom Ende.
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19
Für eine dauerhafte Beziehung ist es erforderlich, dass das Bedürfnis nach Sex bei beiden Partnern sehr
ähnlich stark ausgeprägt ist.
Auch eine relative Angabe, mit der ich mich schwer tue, sie genau zu definieren. "sehr ähnlich" würde nicht
viel Spielraum lassen. Aber auch da denke ich, dass bei einer toleranten Einstellung, bestehende Unterschiede
nicht zu unüberwindbaren Konflikten eskalieren müssen.
Da stimme ich dir zu. Allerdings sollte dann die Toleranz soweit gehen, eine Beziehung ohne sexuelle Treu
zu ermöglichen. Ansonsten ist Fremdgehen oder tiefe Frustration vorprogrammiert, denn dabei handelt es sich
nicht um verhandelbare Vorlieben, wo sich immer Kompromisse finden lassen sollte, sondern um menschliche
Grundbedürfnisse, bei denen man sicher einen gewissen Unterschied ausgleichen und aushalten kann, die aber,
wenn sie zu groß werden (!), jede Beziehung zerfetzen.
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Tania
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Tania »

Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Wichtig ist der Sex aber in beiden Phasen, da er die Paarbindung, die Nähe und die Gesprächsbe-
reitschaft immer wieder fördert. Kein Sex mehr ist mMn in der Regel der Anfang vom Ende.

....

Allerdings sollte dann die Toleranz soweit gehen, eine Beziehung ohne sexuelle Treu
zu ermöglichen.
Irgendwie steckt da ein Widerspruch drin. Sex fördert die Paarbindung und die Nähe, soweit stimme ich zu. Aber kann dann ein unterschiedliches Bedürfnis nach Sex wirklich durch Sex mit Dritten kompensiert werden? Oder bleiben dann Nähe und Paarbindung auf der Strecke?

Und dann ist da immer noch die von Stabil angesprochene Tatsache, dass das sexuelle Begehren sich auf eine ganz konkrete Person bezieht. Wenn die nicht will, nützt es auch nichts, mit Anderen Sex zu haben. Die Sehnsucht bleibt trotzdem.

Vielleicht sollten wir genauer unterscheiden zwischen dem Paarsex - also dem Ausleben des auf eine konkrete Person gerichteten Begehrens bei gleichzeitiger Stärkung der Paarbindung und Vertiefung von Nähe - und dem rein körperlichen Sex, bei dem es primär um das Erfüllen sexueller Begehrlichkeiten geht. Sei es der Wunsch nach mehr Orgasmen, nach fremder Haut, nach bestimmtem Sexpraktiken ... whatever. Auf jeden Fall etwas, bei dem der Erfüllungsgehilfe austauschbar ist. Eher als ein Sextoy als ein Sexualpartner ist.

Ich glaube, dass für beide Seiten befriedigender Paarsex sehr wichtig und auch nicht durch (einvernehmliche oder heimliche) Seitensprünge zu kompensieren ist. Wenn es da Probleme gibt, wären für mich eher Kompensationsmechanismen nötig, die mehr Nähe herstellen - Gespräche, Gemeinsamzeit, Arbeit an gemeinsamen Projekten ... was auch immer. Rein körperlicher Sex kann das nicht leisten. Im Gegenteil - ich vermute sogar, dass der Versuch, fehlenden Paarsex durch körperlichen Sex zu kompensieren, die Paarbeziehung eher schwächen würde.
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von BartS »

Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Es würde bedeuten, wenn nur ein durchschnittliches sexuelles Begehren existiert, würden
Beziehungen scheitern. Jetzt allein aus der Praxis heraus würde ich mal sagen, dass das
nicht so sein muss.
Sie scheitern nicht .. sie fangen gar nicht erst an.
Warum überrascht mich das jetzt nicht, dass Du das schreibst? :D
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Ohne die von sexuellen Begehren und
dem daraus folgenden Sex werden die Hormone nicht ausgeschüttet, die das Gehirn erst
zu dieser besonderen Bindung zu einem anderen Menschen veranlassen.
Das ist interessant. Ich sprach von durchschnittlich sexuellen Begehren und bei Dir löst es Assoziationen aus, die von fehlenden Begehren handeln.
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 In der Anfangsphase sind, soweit ich das immer mal höre, eher zweimal am Tag und mehr normal
und in dieser Zeit leidenschaftlichen Begehrens baden wir quasi in den beim Sex ausgeschütteten
Hormonen.
Das ist eben, was Du hörst. Ich höre da was eher anderes für die Anfangsphase, was wesentlich moderater klingt. Auch interessant, vorher sagst Du zu mir, ich würde Intensität und Häufigkeit gleichsetzen. Hier nennst Du aber die Häufigkeit in der Anfangsphase als Argument, wie stark das sexuelle Begehren ist. Also was nun?
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Wichtig ist der Sex aber in beiden Phasen, da er die Paarbindung, die Nähe und die Gesprächsbe-
reitschaft immer wieder fördert. Kein Sex mehr ist mMn in der Regel der Anfang vom Ende.
Die Wichtigkeit von Sex hat hier keiner in Zweifel gezogen. Mich wundert es nur, dass man Übertreibungen nutzt, um den eigenen Standpunkt darzulegen.
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Da stimme ich dir zu. Allerdings sollte dann die Toleranz soweit gehen, eine Beziehung ohne sexuelle Treu
zu ermöglichen. Ansonsten ist Fremdgehen oder tiefe Frustration vorprogrammiert, denn dabei handelt es sich
nicht um verhandelbare Vorlieben, wo sich immer Kompromisse finden lassen sollte, sondern um menschliche
Grundbedürfnisse, bei denen man sicher einen gewissen Unterschied ausgleichen und aushalten kann, die aber,
wenn sie zu groß werden (!), jede Beziehung zerfetzen.
Interessant finde ich an Deiner Argumentation, dass Du die Toleranz bei denjenigen einforderst, der sich weniger Sex wünscht. Wo ist die Toleranz auf der anderen Seite? Ist es für die eine Seite weniger zumutbar, auf etwas Sex zu verzichten, als für die andere Seite, dem Partner Seitensprünge zu erlauben?
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(Hazel Brugger)
AviferAureus

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von AviferAureus »

Hier ein Link zu einer Studie zur Bedeutung der sechs Liebesstile nach John Alan Lee (1976), u. a. Storge (freundschaftliche Liebe), für die Zufriedenheit in der Beziehung: http://www.rub.de/soc-psy/dokumente/Pro ... eziehungen:
"Zusammenfassung: [....] Besonders glücklich machen die romantische Liebe, die freundschaftliche und die altruistische Liebe. Leidenschaft, Vertrauen und Opferbereitschaft tragen also besonders positiv zur partnerschaftlichen Zufriedenheit bei. [...]"
Zuletzt geändert von AviferAureus am 02 Aug 2018 09:14, insgesamt 1-mal geändert.
Schneeleopard

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Schneeleopard »

Tania hat geschrieben: 02 Aug 2018 04:47
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Wichtig ist der Sex aber in beiden Phasen, da er die Paarbindung, die Nähe und die Gesprächsbe-
reitschaft immer wieder fördert. Kein Sex mehr ist mMn in der Regel der Anfang vom Ende.
....
Allerdings sollte dann die Toleranz soweit gehen, eine Beziehung ohne sexuelle Treu
zu ermöglichen.
Irgendwie steckt da ein Widerspruch drin. Sex fördert die Paarbindung und die Nähe, soweit stimme ich
zu. Aber kann dann ein unterschiedliches Bedürfnis nach Sex wirklich durch Sex mit Dritten kompensiert
werden? Oder bleiben dann Nähe und Paarbindung auf der Strecke?
Eine sehr wichtige und interessante Frage. Letztlich ist sowas nur EIN Weg und ob er passt, kann nur
das betroffene Paar gemeinsam entscheiden.

Es kann mMn auch nur dann klappen, wenn die Betroffenen Sex und Liebe für sich trennen ... d.h. wenn
sie ihr Bedürfniss nach Nähe und Paarbindung mit ihrem Partner ausleben und dort alles auf dem Gebiet
finden. Und darauf folgt auch, dass man sich vor Nähe usw hüten muss bei allem, was nicht mit dem Partner
stattfindet wenn man nicht seine Partnerschaft aufs Spiel setzen will.
Tania hat geschrieben: 02 Aug 2018 04:47 Und dann ist da immer noch die von Stabil angesprochene Tatsache, dass das sexuelle Begehren sich auf
eine ganz konkrete Person bezieht. Wenn die nicht will, nützt es auch nichts, mit Anderen Sex zu haben.
Die Sehnsucht bleibt trotzdem.
An der Stelle sehe ich es anders als Stabil bzw. halte eine Fallunterscheidung für notwendig. Wenn ich verliebt
bin begehre ich auch nur eine ganz konkrete Person .. eben die, in die ich verliebt bin. Wenn nach der Verliebtheit
wieder Alltag und Normalität in der Beziehung eingezogen sind, sieht dies etwas anders aus ;-)
Tania hat geschrieben: 02 Aug 2018 04:47 Ich glaube, dass für beide Seiten befriedigender Paarsex sehr wichtig und auch nicht durch (einvernehmliche
oder heimliche) Seitensprünge zu kompensieren ist. Wenn es da Probleme gibt, wären für mich eher Kompen-
sationsmechanismen nötig, die mehr Nähe herstellen - Gespräche, Gemeinsamzeit, Arbeit an gemeinsamen
Projekten ... was auch immer.
Was die Nähe, und alles was dazu gehört, betrifft, gebe ich dir vollkommen recht.
Ohne ein Mindestmaß an befriedigendem Paarsex ist jede Beziehung erledigt.
Tania hat geschrieben: 02 Aug 2018 04:47 Rein körperlicher Sex kann das nicht leisten. Im Gegenteil - ich vermute sogar, dass der Versuch, fehlenden
Paarsex durch körperlichen Sex zu kompensieren, die Paarbeziehung eher schwächen würde.
Auch da stimme ich dir zu. Nach allem was ich so mitbekommen habe, ist die Basis jeder positiven sexuell offenen
Beziehung, dass diese Beziehung intakt ist und einen Kern auf befriedigendem Paarsex hat. Wenn diese Basis nicht
vorhanden ist, ist das nur das Schlusstheater einer gescheiterten Beziehung.
Teenage Kicks

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Teenage Kicks »

AviferAureus hat geschrieben: 02 Aug 2018 08:51 Hier ein Link zu einer Studie zur Bedeutung der sechs Liebesstile nach John Alan Lee (1976), u. a. Storge (freundschaftliche Liebe), für die Zufriedenheit in der Beziehung: http://www.rub.de/soc-psy/dokumente/Pro ... eziehungen:
"Zusammenfassung: [....] Besonders glücklich machen die romantische Liebe, die freundschaftliche und die altruistische Liebe. Leidenschaft, Vertrauen und Opferbereitschaft tragen also besonders positiv zur partnerschaftlichen Zufriedenheit bei. [...]"
Es stellt sich mir aber die Frage ob eine 40 Jahre alte Studie immer noch aussagekräftig für heutige Verhältnisse ist?

Wie anhand von Statistiken zu beobachten ist sind im vergleich zu früher die Anzahl der Singles stark angestiegen.
Die Milleniums Generation wird auch oft als "die beziehungsängstliche Generation" bezeichnet.
Sozialforscher vermuten hier (unter anderem) einen starken Zusammenhang der hohen Scheidungsraten der vorherigen Generationen (der Eltern).

Wenn ich mir die Beziehungen in meinem Umfeld anschaue wird deutlich dass Beziehungen die aus einer Freundschaft heraus entstanden sind sehr viel länger halten und auch stabiler zu sein scheinen als Beziehungen die aus Romantik heraus entstanden sind.
In sehr vielen Beziehungen scheint die Romantik mit der Zeit automatisch nach zu lassen und damit schwindet dann auch die Grundlage der Beziehung.
Schneeleopard

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Schneeleopard »

BartS hat geschrieben: 02 Aug 2018 07:50 Warum überrascht mich das jetzt nicht, dass Du das schreibst? :D
Warum wundert es mich nur nicht, dass du kleinliche und von dir konstruierte Widersprüche
aufbaust um dich der Grundaussage nicht zu stellen?
BartS hat geschrieben: 02 Aug 2018 07:50
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Ohne die von sexuellen Begehren und dem daraus folgenden Sex werden die Hormone nicht ausgeschüttet,
die das Gehirn erst zu dieser besonderen Bindung zu einem anderen Menschen veranlassen.
Das ist interessant. Ich sprach von durchschnittlich sexuellen Begehren und bei Dir löst es Assoziationen aus,
die von fehlenden Begehren handeln.
Ein typisches, fast schon absichtliches, Missverstehen.

Dann mal etwas ruppiger ausgedrückt was ich meine: Wenn man schon in den ersten Liebesnächten nicht
geil übereinander herfällt, ist die ganze Beziehung als Paarbeziehung sinnlos denn dann bleibt nach dieser Phase
nur noch der Kuss zu Silvester und zum Geburtstag. Daher ist ein nur 'durchschnittliches' Begehren in dieser
frühen Phase ein sicheres Zeichen fürs spätere Scheitern.
Und ich rede hier von einer sexuell aktiven Paarbeziehung .. freundlich zusammenleben wie Bruder und Schwester
kann dann immer noch klappen .. nur ist dies hier an sich nicht das Kernthema.
BartS hat geschrieben: 02 Aug 2018 07:50
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 In der Anfangsphase sind, soweit ich das immer mal höre, eher zweimal am Tag und mehr normal
und in dieser Zeit leidenschaftlichen Begehrens baden wir quasi in den beim Sex ausgeschütteten
Hormonen.
Das ist eben, was Du hörst. Ich höre da was eher anderes für die Anfangsphase, was wesentlich moderater klingt.
Auch interessant, vorher sagst Du zu mir, ich würde Intensität und Häufigkeit gleichsetzen. Hier nennst Du aber
die Häufigkeit in der Anfangsphase als Argument, wie stark das sexuelle Begehren ist. Also was nun?
Selbst wenn ich hier schreibe ich hätte gehört, dass es in der Sahara Sand gibt, würdest du noch widersprechen.

Zur Sache: Man kannn die Qualität einer Beziehung nicht an Intensität und Häufigkeit des Sex messen. Aber ohne
eine beachtliche Mindestaktivität in der Anfangszeit werden keine Bindungshormone ausgeschüttet und ohne die
findet keine emotional/sexuelle Prägung auf den Partner statt. Daher sind beide Aussagen richtig und ergeben nur
zusammen ein komplettes Bild.
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Aber auch da denke ich, dass bei einer toleranten Einstellung, bestehende Unterschiede nicht zu unüberwindbaren
Konflikten eskalieren müssen.
Allerdings sollte dann die Toleranz soweit gehen, eine Beziehung ohne sexuelle Treue zu ermöglichen. Ansonsten ist
Fremdgehen oder tiefe Frustration vorprogrammiert, denn dabei handelt es sich nicht um verhandelbare Vorlieben,
wo sich immer Kompromisse finden lassen sollte, sondern um menschliche Grundbedürfnisse, bei denen man sicher
einen gewissen Unterschied ausgleichen und aushalten kann, die aber, wenn sie zu groß werden (!), jede Beziehung
zerfetzen.
Interessant finde ich an Deiner Argumentation, dass Du die Toleranz bei denjenigen einforderst, der sich weniger
Sex wünscht.
Lieber BartS, bitte lies etwas genauer was ich schreibe. Das Schlüsselwort 'dann' habe ich dir unterstrichen. Es ging mir
ausschliesslich um das Detail, WIE meiner Meinung nach so eine 'tolerante Einstellung', die DU forderst, aussehen müßte.

Und ich fordere ganz sicher keine einseitige Toleranz .. aber die Wahl ist sich einvernähmlich zu einigen oder sich zu trennen.
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 20:19 Wo ist die Toleranz auf der anderen Seite? Ist es für die eine Seite weniger zumutbar, auf etwas Sex zu verzichten, als
für die andere Seite, dem Partner Seitensprünge zu erlauben?
Ich bin weder der Hüter noch der Richter jeden Paares, dass vor dem Dilema steht, dass die beiden unterschiedlich
häufig in sich den Bedarf nach Sex spüren. Nur gehe ich nach meinen Erfahrungen aus, dass dieses Dilema soviel
Sprengkraft enthält, dass man es entweder entschärft oder es explodiert und die Beziehung zerfetzt.

Welcher Weg der richtige ist um es zu entschärfen, müßen die Beiden immer selber rausbekommen. Ich weiss nur,
dass ein Verzicht auf sexuelle Treue ein Weg sein KANN. Bei Anderen hilft vielleicht vegane Ernährung oder kaltes
Duschen oder man einigt sich auf gemeinsame sexuelle Formen bei denen beide zufrieden sind.
Ich bin mir nur sicher, was garantiert nicht hilft: Verschweigen, ignorieren und unterdrücken. Zu welchen Ventilen
das führt, sieht man bei Menschen, die 'freiwillig' im Zölibat leben *seufz*

Welche Lösung hast du denn anzubieten wenn ein Partner (egal ob 'er' oder 'sie' oder sonstwas) signifikant öfter Bettsport
braucht als sein Partner? Nach all den Jahren mit dir tippe ich darauf, dass du diese Frage überlesen wirst :-(
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von BartS »

Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 10:15 Zur Sache: Man kannn die Qualität einer Beziehung nicht an Intensität und Häufigkeit des Sex messen. Aber ohne
eine beachtliche Mindestaktivität in der Anfangszeit werden keine Bindungshormone ausgeschüttet und ohne die
findet keine emotional/sexuelle Prägung auf den Partner statt.
Tja, das verstehe ich bei Dir nicht. Sorry wenn Du das als kleinlich ansiehst, aber wenn ich Deine Aussagen nehme, dann gibst Du sehr deutlich zum Ausdruck, dass für Dich die Qualität einer Beziehung zumindest die Intensität des Sex einen großen Einfluss hat. Du schreibst zuvor: "Wenn man schon in den ersten Liebesnächten nicht geil übereinander herfällt, ist die ganze Beziehung als Paarbeziehung sinnlos denn dann bleibt nach dieser Phase nur noch der Kuss zu Silvester und zum Geburtstag."

Wieso stehst Du nicht zu Deiner Aussage und sagst, ja, der Sex einer Beziehung hat sehr wohl großen Einfluss auf diese Beziehung.
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Selbst wenn ich hier schreibe ich hätte gehört, dass es in der Sahara Sand gibt, würdest du noch widersprechen.
Ach komm. Ich widerspreche Dir da, wo ich einfach eine andere Meinung habe. Das machst Du ja auch nicht anders.
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Es ging mir
ausschliesslich um das Detail, WIE meiner Meinung nach so eine 'tolerante Einstellung', die DU forderst, aussehen müßte.

Und ich fordere ganz sicher keine einseitige Toleranz .. aber die Wahl ist sich einvernähmlich zu einigen oder sich zu trennen.
Wenn Dein Kompromissvorschlag darin besteht, dass man seinem Partner auch Seitensprünge und Affairen zugestehen soll, dann ist das in meinen Augen einseitig. In welcher Hinsicht macht dann derjenige ein Zugeständnis, der den Freifahrtschein für zusätzlichen Sex mit anderen Leuten bekommt?
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Nur gehe ich nach meinen Erfahrungen aus, dass dieses Dilema soviel
Sprengkraft enthält, dass man es entweder entschärft oder es explodiert und die Beziehung zerfetzt.

Welcher Weg der richtige ist um es zu entschärfen, müßen die Beiden immer selber rausbekommen. Ich weiss nur,
dass ein Verzicht auf sexuelle Treue ein Weg sein KANN.
Da stimme ich Dir in wirklich allen Punkten zu.
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14Welche Lösung hast du denn anzubieten wenn ein Partner (egal ob 'er' oder 'sie' oder sonstwas) signifikant öfter Bettsport
braucht als sein Partner? Nach all den Jahren mit dir tippe ich darauf, dass du diese Frage überlesen wirst :-(
"Nach all den Jahren" klingt fast so, als wenn wir schon ewig verheiratet wären. :mrgreen: Ich kann hier keine Patentrezepte nennen, weil jeder Kompromiss zwischen zwei individuellen Menschen getroffen werden muss und beide damit leben sollen. Aber ein möglicher Weg wurde noch nicht genannt, oft besteht die "Unlust" auf der einen Seite, weil man mit der Art und Weise nicht zufrieden ist, oder es zu einem mehr mechanischen Akt wird. Man könnte statt in die Quantität mehr in die Qualität investieren. Nur als Beispiel.
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Tania »

Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 09:13 Wenn ich verliebt bin, begehre ich auch nur eine ganz konkrete Person .. eben die, in die ich verliebt bin. Wenn nach der Verliebtheit wieder Alltag und Normalität in der Beziehung eingezogen sind, sieht dies etwas anders aus ;-)
Dann bin ich wohl extrem lange verliebt. Zumindest war es bisher auch in langjährigen Beziehungen für mich so, dass ich primär meinen Partner begehrt habe. Und heftig gelitten habe, wenn das nicht erwidert wurde. Wird mir dann erlaubt, mit Anderen Sex zu haben, klingt das natürlich erstmal total großzügig - ist aber letztlich so, als würde man mich mit Keksen füttern, wenn ich eigentlich Steak mit Gemüse will. Es verlängert die Überlebenszeit der Beziehung, macht mich aber nicht wirklich satt. Quasi ein Kompromiss, der Beiden gleichermaßen weh tut. Würde ich langfristig nur machen, wenn mir die Beziehung wirklich viel bedeutet - oder wenn ich das Gefühl habe, dass sie ihm sehr wichtig ist.
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von zumsel »

Tania hat geschrieben: 02 Aug 2018 12:11
Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 09:13 Wenn ich verliebt bin, begehre ich auch nur eine ganz konkrete Person .. eben die, in die ich verliebt bin. Wenn nach der Verliebtheit wieder Alltag und Normalität in der Beziehung eingezogen sind, sieht dies etwas anders aus ;-)
Dann bin ich wohl extrem lange verliebt. Zumindest war es bisher auch in langjährigen Beziehungen für mich so, dass ich primär meinen Partner begehrt habe. Und heftig gelitten habe, wenn das nicht erwidert wurde. Wird mir dann erlaubt, mit Anderen Sex zu haben, klingt das natürlich erstmal total großzügig - ist aber letztlich so, als würde man mich mit Keksen füttern, wenn ich eigentlich Steak mit Gemüse will. Es verlängert die Überlebenszeit der Beziehung, macht mich aber nicht wirklich satt. Quasi ein Kompromiss, der Beiden gleichermaßen weh tut. Würde ich langfristig nur machen, wenn mir die Beziehung wirklich viel bedeutet - oder wenn ich das Gefühl habe, dass sie ihm sehr wichtig ist.
:daumen:
Schneeleopard

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Schneeleopard »

BartS hat geschrieben: 02 Aug 2018 11:22
Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 10:15 Zur Sache: Man kannn die Qualität einer Beziehung nicht an Intensität und Häufigkeit des Sex messen. Aber ohne
eine beachtliche Mindestaktivität in der Anfangszeit werden keine Bindungshormone ausgeschüttet und ohne die
findet keine emotional/sexuelle Prägung auf den Partner statt.
Tja, das verstehe ich bei Dir nicht. Sorry wenn Du das als kleinlich ansiehst, aber wenn ich Deine Aussagen nehme,
dann gibst Du sehr deutlich zum Ausdruck, dass für Dich die Qualität einer Beziehung zumindest die Intensität des Sex
einen großen Einfluss hat. Du schreibst zuvor: "Wenn man schon in den ersten Liebesnächten nicht geil übereinander
herfällt, ist die ganze Beziehung als Paarbeziehung sinnlos denn dann bleibt nach dieser Phase nur noch der Kuss zu
Silvester und zum Geburtstag."


Wieso stehst Du nicht zu Deiner Aussage und sagst, ja, der Sex einer Beziehung hat sehr wohl großen Einfluss auf diese Beziehung.
Jetzt komme ich nicht ganz mit .. wo habe ich da mal was anderes geschrieben?
BartS hat geschrieben: 02 Aug 2018 11:22
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Und ich fordere ganz sicher keine einseitige Toleranz .. aber die Wahl ist sich einvernähmlich zu einigen oder sich zu trennen.
Wenn Dein Kompromissvorschlag darin besteht, dass man seinem Partner auch Seitensprünge und Affairen zugestehen soll,
dann ist das in meinen Augen einseitig. In welcher Hinsicht macht dann derjenige ein Zugeständnis, der den Freifahrtschein
für zusätzlichen Sex mit anderen Leuten bekommt?
Das hatte ich dir in der Diskussion über die Probleme in der Fernbeziehung deines Freundes erklärt.
Schneeleopard hat geschrieben: 17 Jul 2018 09:03 - Mir ihr reden und klären unter welchen Umständen/Bedingungen er akzeptieren kann das sie auch andere Sexpartner hat.

Viele Menschen vereinbaren in solchen Fällen das der außerhäusig aktive Partner:
- nur 'SaferSex' praktiziert
- immer den Partner (mit oder ohne Details) informiert
- nur Äffären mit der '3er Regel' (max 3x Treffen ODER nur max alle 3 Wochen) hat
- dem Partner ein Vetorecht gibt
- nur mit Unbekannten im Club aktiv wird
- oder sonstwas ;-)
Ihr Zugeständnis wäre es, innerhalb so einer Absprache nur 'Fremdzugehen' unter den mit ihm abgesprochenen
Konditionen. Also gerade nicht spontan in die Kissen hüpfen sondern nur in diesem Rahmen der seine Bedürfnisse
berücksichtigt.
BartS hat geschrieben: 02 Aug 2018 11:22
Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Welche Lösung hast du denn anzubieten wenn ein Partner (egal ob 'er' oder 'sie' oder sonstwas) signifikant öfter Bettsport
braucht als sein Partner?
Ich kann hier keine Patentrezepte nennen, weil jeder Kompromiss zwischen zwei individuellen Menschen getroffen werden
muss und beide damit leben sollen. Aber ein möglicher Weg wurde noch nicht genannt, oft besteht die "Unlust" auf der
einen Seite, weil man mit der Art und Weise nicht zufrieden ist, oder es zu einem mehr mechanischen Akt wird. Man könnte
statt in die Quantität mehr in die Qualität investieren. Nur als Beispiel.
Ein guter Ansatz. Auch Dinge wie ein schönes WellnessWE zu zweit, mal wieder romantisch essen gehen, zusammen
einen Erotik-Katalog durchsehen und vielleicht was bestellen, können da Wunder wirken wenn dieser Teil der Beziehung
eingeschlafen ist. Und sowas sollte auch auf jeden Fall unternommen werden wenn es so ist.
Wie ich Tania schon schrieb, ist für mich eine intakte Paarbeziehung die unabdingbare Basis wenn eine 'offene' Beziehung
klappen soll. Und eine Beziehung mit eingeschlafenem oder nur noch mechanischem Sex halte ich nicht für intakt!
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von soukous »

Zu der Frage: Kann es das geben: Freundschaft als Basis einer Beziehung? fällt mir der Begriff der Demisexualität ein, der schon öfters Thema im Forum war (1, 2, 3).

Hier einige Anzeichen für Demisexualität, die zur Fragestellung des Threads passen:
1. Man stürzt sich nicht in Beziehungen, bevor man eine feste Freundschaft aufgebaut hat.
Man findet es einfach wichtiger, seinen Partner in erster Linie als guten Freund zu sehen. Du glaubst, dass es eine starke emotionale Bindung und Verbindung zwischen zwei Menschen geben sollte, bevor beide romantisch involviert werden.

2. Man wird nicht unbedingt von der Vorstellung von Sex angetörnt.
Manche Leute werden von dem Gedanken angetörnt, mit jemandem Sex zu haben, den sie attraktiv finden. Aber nicht du. Du siehst es als eine rein physische Manifestation von etwas, das bereits existiert - etwas Größeres und Edleres. Du findest diese physische Bindung als Ergebnis einer starken emotionalen Bindung, nicht umgekehrt.

6. Du findest Sex nicht so wichtig.
Für dich geht es in der Beziehung nicht um Sex - Sex ist nur das Ergebnis, das nicht oft vorkommen muss. Die Vorstellung, dass manche Paare sich ihre Beziehung ohne aufregenden und aktiven Sex nicht vorstellen können, ist dir völlig fremd. Du kannst in einer Beziehung ohne Sex auskommen und es wird für dich kein Problem sein.

10. Qualitativ hochwertige Gespräche geben dir ein natürliches High.
Intelligente Gespräche, die aktive Verbindung, die du herstellst, die Nahtlosigkeit von allem - das ist es, was dich absolut erstaunlich macht. Es ist besser als Sex für dich!

11. Du magst es nicht wirklich, zu flirten.
Das ist nicht dein Ansatz für Beziehungen. Du gehst nicht auf die Suche nach potentiellen Partnern in Bars oder anderen Orten, und deine Beziehungen sind das Ergebnis von Freundschaften, die sich auf natürliche Weise entwickeln.
Quelle
Für Demisexuelle ist es völlig undenkbar, jemanden „einfach so“ sexuell attraktiv zu finden. Sie können sich zwar verlieben und sexuelle Anziehung verspüren – aber sie brauchen dafür Zeit. Viel Zeit, in der sie jemanden kennenlernen können. Erst dann ist es ihnen möglich, eine sexuelle Beziehung anzufangen.
Quelle

Ich finde es interessant, dass sich diese Ausführungen mit den vorsichtigen Vermutungen von BartS decken - und dass sie ganz deutlich den Ansichten Schneeleopard und Stabil widersprechen, die behaupten, dass Sexualität unabdingbar für den Beginn und das Fortdauern jeder Beziehung ist. Offenbar gibt es da draußen tatsächlich Menschen, die erfolgreich nach Normen leben, die andere für komplett undenkbar halten.

Und BartS, wenn all das Genannte deine Überzeugungen sind und du es bei deiner Beziehung an dir exakt so erlebt hast, dann gibt es keinen Grund, an der Richtigkeit dieser Lebensweise zu zweifeln.
Schneeleopard

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Schneeleopard »

soukous hat geschrieben: 02 Aug 2018 14:15 Ich finde es interessant, dass sich diese Ausführungen mit den vorsichtigen Vermutungen von BartS
decken - und dass sie ganz deutlich den Ansichten Schneeleopard und Stabil widersprechen, die
behaupten, dass Sexualität unabdingbar für den Beginn und das Fortdauern jeder Beziehung ist.
Offenbar gibt es da draußen tatsächlich Menschen, die erfolgreich nach Normen leben, die andere
für komplett undenkbar halten.
Jetzt wüßte ich nur gern, wo ich das für jede Beziehung ausgesagt haben soll.

Meine Aussage bezog sich auf eine Paarbeziehung und was ich darunter verstehe!
Das es unzählige Beziehungen ohne Sex gibt, steht aussen vor. Nur sehe ich diese
nicht als Paarbeziehung an sondern als Wohngemeinschaften oder Affären.

Und jeder mus selber wissen, womit er langfristig glücklich und zufrieden ist. Das kann
eine Bruder-Schwester-Beziehung ebenso wie ein Singleleben oder eine Paarbeziehung
sein. Und ob jemand hetero oder schwul oder quer oder was es da sonst noch gibt ist,
ist mir ebenso schnurzpiepegal.

Nur sollte man sich selbst gut überlegen, ob eine Lebensweise, wie man sie als 'storge'
oder 'demisexuell' bezeichnet, ihn wirklich glücklich macht. Klar ist es ein tolles Gefühl
wenn man sich nicht mehr als Menschen sieht, bei dem mit der Sexualität was nicht
klappt sondern dies jetzt als 'anerkannte' Lebensform in den Medien sieht ... aber für
mich käme trotzdem an erster Stelle der Agenda die Frage, ob/wie ich die tief in mir
verschüteten Teile der Sexualität wieder erwecken kann um mir die Lebensweise der
Menschen zu erschliessen, die mit dem Begehren nicht warten müßen bis sexuelle
Anziehung als Folge einer starken emotionalen Bindung entsteht.
Und ich habe starke Bedenken, ob ein AB überhaupt sicher sein kann, dass er sexuelle
Anziehung als Folge einer starken emotionalen Bindung überhaupt empfinden wird ...
oder ob das ein Wunschdenken ist.
Peter

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Peter »

Ich bin ein bisschen schlicht gestrickt. Eine Paarbeziehung geht für mich weit über Freundschaft hinaus. Von daher erübrigen sich alle weiteren diesbezüglichen Fragestellungen.
Stabil

Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von Stabil »

Um es noch ein Mal klar zu stellen: Mir geht es nicht um eine allgemein gültige Beschreibung von Beziehungen. Sondern darum, was unter Anderem bei der Übersiedelung des Themas verloren gegangen ist:
Stabil hat geschrieben: 31 Jul 2018 18:33Ich spreche jetzt von einer auf Dauer angelegten erotisch sexuellen Beziehung, wie ich sie leben will.
Im Rahmen einer Forumsdiskussion etwas Umfassendes und allgemein Gültiges schreiben zu wollen, ist einfach unrealistisch.

Damit der Zusammenhang besser nachvollziehbar ist, hier nochmals der Ausgangspunkt:
[+] Fullquote
Stabil hat geschrieben: 31 Jul 2018 18:33
BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 11:38 Nicht umsonst sagen einige Paarpsychologen, dass nicht Liebe (oder Verliebtheit) die Basis einer Beziehung bildet, sondern eine tiefe Freundschaft.
Freundschaft ist nicht DIE Basis einer Beziehung, sondern ein TEIL der Basis einer guten Beziehung kann als Freundschaft beschrieben werden. Dieser Teil ist wohl unverzichtbar, aber weitere Teile sind genau so erforderlich.

Ich spreche jetzt von einer auf Dauer angelegten erotisch sexuellen Beziehung, wie ich sie leben will.
Beziehung ist weit mehr als Freundschaft. Eine Beziehung schliesst mit ein, dass man sich existentiell auf einander einlässt. Das heisst, die Beziehung verändert uns weit mehr, als das eine Freundschaft tut.

Beziehung schliesst ein starkes sexuelles Begehren ein. Wenn das nicht vorhanden ist, geht die Beziehung ebenso auseinander, nur aus anderen Gründen.

Für eine dauerhafte Beziehung ist es erforderlich, dass das Bedürfnis nach Sex bei beiden Partnern sehr ähnlich stark ausgeprägt ist.

Andere Bedürfnisse sollten wohl auch ähnlich ausgeprägt sein, aber da ist viel mehr Spielraum für Kompromisse vorhanden.

BartS hat geschrieben: 31 Jul 2018 11:59 Auch wenn alle Welt sagt, das Herz soll bei der Partnerwahl die Oberhand haben, die Praxen von Paar- und Psychotherapeuten sind dann wieder voll von Leuten, die so gehandelt haben oder ihre Vernunft nicht in ihre Entscheidungen eingebunden haben.
Das ist nur ein Teil der Wirklichkeit. Die Paare die vernünftig zusammen gefunden haben, ohne dass das Herz und das Begehren beteiligt war, suchen aus anderen Gründen die erwähnten Praxen auf.

Die Grundfrage war hier schon falsch gestellt.
Es geht nicht darum, ob das Herz oder die Vernunft die Oberhand hat.
Es geht darum, einen EINKLANG zwischen Herz und Vernunft zu finden und zu leben. Wenn der Einklang nicht vorhanden ist, sollte keine Seite die Oberhand gewinnen. Ein Kompromisspartner ist eine schlechte Wahl. Es ist besser einen Partner zu suchen, mit dem alles passt: Herz, Sex, Freundschaft, Vernunft, ... .

Damit ist aber auch nicht gemeint, man sollte einen idealen Partner suchen. Den gibt es nicht.
Ein paar Missverständnisse konnten geklärt werden. In der Zwischenzeit sind viele interessante Punkte angesprochen werden. Diesen Punkten möchte ich weder zustimmen, noch ihnen widersprechen. Jede(r) schreibt ja für sich. Ich will aber erwähnen, wo ich übereinstimme und wo ich einen anderen anderen Standpunkt einnehme.

Schneeleopard hat geschrieben: 01 Aug 2018 22:14 Wichtig ist der Sex aber in beiden Phasen, da er die Paarbindung, die Nähe und die Gesprächsbe-
reitschaft immer wieder fördert.
Für mich ist der Sex kein Mittel, "die Nähe und die Gesprächsbereitschaft immer wieder zu fördern".

Gesprächsbereitschaft ist für mich unabhängig vom Sex vorhanden - auch bei meiner Partnerin. Und Sex IST schon die grösste erotische Nähe zur geliebten Partnerin. Das ist etwas völlig Anderes, als in dem zitierten Satz ausgedrückt wird. Andere Arten der Nähe sind auch vorhanden, aber die brauchen wieder nicht den Sex für ihre Förderung.

Tania hat geschrieben: 02 Aug 2018 04:47 Ich glaube, dass für beide Seiten befriedigender Paarsex sehr wichtig und auch nicht durch (einvernehmliche oder heimliche) Seitensprünge zu kompensieren ist. Wenn es da Probleme gibt, wären für mich eher Kompensationsmechanismen nötig, die mehr Nähe herstellen - Gespräche, Gemeinsamzeit, Arbeit an gemeinsamen Projekten ... was auch immer. Rein körperlicher Sex kann das nicht leisten. ...
Mir hat die Erfahrung gezeigt, dass zu wenig Sex mit einer früheren Partnerin für mich nicht kompensierbar war. Das funktionierte weder duch Affären, noch durch Ausgleich innerhalb der Beziehung. Ich habe viel versucht, viel reflektiert und das Kapitel ist abgeschlossen. Ich würde es nicht mehr versuchen.

"Gespräche, Gemeinsamzeit, Arbeit an gemeinsamen Projekten" Das ist immens wichtig. Die ersten zwei Punkte würde ich dem mit Freundschaft bezeichneten Teil der Beziehungsbasis zugehörig sehen.

Der dritte Punkt ist etwas Besonderes und ein eigener ebenfalls unentbehrlicher Teil der Beziehungsbasis: Gemeinsam fruchtbar sein. Gemeinsam Kinder haben ist wörtlich dieses fruchtbar Sein. Aber auch im übertragenen Sinn braucht man das. Vor Allem, wenn man keine Kinder hat, die Kinder schon aus dem Haus sind ... . Das wird oft übersehen und die Beziehung geht dann in die Brüche, wenn die Kinder selbständig werden.

So wichtig mir diese drei Punkte als Beziehungsbasis sind, so untauglich halte ich sie, wenn es darum geht, eine Kompensation für mangelndes intensives Begehren oder für ein schmerzlich unterschiedliches Sexbedürfnis zu suchen. Das wäre ein Kompromiss, der eine unzverlässige Basis für die Beziehung darstellt.

Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 09:13 Wenn ich verliebt bin, begehre ich auch nur eine ganz konkrete Person .. eben die, in die ich verliebt bin. Wenn nach der Verliebtheit wieder Alltag und Normalität in der Beziehung eingezogen sind, sieht dies etwas anders aus ;-)
Was hier als Alltag und Normalität unter Augenzwinkern bezeichnet wird, ist mir nicht bekannt. Es kann nicht vorausgesetzt werden, dass Alltag und Normalität bei allen Paaren gleich sind.

Während ich mit meiner Partnerin gemeinsam UNSEREN Alltag und UNSERE Normalität entwickelt habe, wurde die Verliebtheit durch gelebte Liebe ersetzt. Das ist langsam und fast unmerklich geschehen.

Das Begehren ist stärker geworden und die Häufigkeit, mit der wir uns lieben, mit der wir Sex geniessen, ist ungefähr gleich hoch geblieben. Fast 10 Jahre sind wir zusammen.

soukous hat geschrieben: 02 Aug 2018 14:15 Ich finde es interessant, dass sich diese Ausführungen mit den vorsichtigen Vermutungen von BartS decken - und dass sie ganz deutlich den Ansichten Schneeleopard und Stabil widersprechen, die behaupten, dass Sexualität unabdingbar für den Beginn und das Fortdauern jeder Beziehung ist. Offenbar gibt es da draußen tatsächlich Menschen, die erfolgreich nach Normen leben, die andere für komplett undenkbar halten.
Da konstruierst du völlig unnötiger Weise einen Widerspruch. Lesen kann helfen.

Erstens wurden hier nirgends Normen aufgestellt, sondern subjektives Erleben dargestellt. Oben ist nochmals das Ursprungsposting zitiert, um es leichter zu machen.

Zweitens ist Demisexualität nicht durch das Fehlen von Sexualität charakterisiert, sondern durch eine ander Gewichtung der Teile in der Basis für eine Beziehung. Weiters ist die Reihenfolge, mit der die verschiedenen Aspekte einer Beziehung entwickelt werden zum Teil anders. Und die Dauer der Beziehungsentwicklung beansprucht mehr Zeit.

Eine demisexuell empfindende Person begehrt auch ihren Partner, das tritt nur etwas später im auf einander zu Gehen auf, als bei Anderen. Aber auch hier, ist es gut, wenn diese Person darauf achtet, dass die ein subjektiv (, das heisst nach ihren persönlichen Massstäben) starkes Begehren empfindet, um nicht in einer Kompromiss Beziehung zu landen. Auch hier würde ein Kompromiss die Beziehung auf Dauer belasten.

Da kann ich keinen grundlegenden Unterschied erkennen.


Jetzt will ich zusammen fassen, damit die Zusammenhänge wieder leichter erkennbar sind:
Ich spreche jetzt von einer auf Dauer angelegten erotisch sexuellen Beziehung, wie ich sie leben will.

Die Beziehung benötigt eine solide Basis, die aus einigen unverzichtbaren Teilen besteht. Jeder der im Folgenden angeführten Teile ist unverzichtbar. Individuell ist die Gewichtung der Teile unterschiedlich, aber "Kompensationsgeschäfte" würde ich nicht versuchen. Kompromisse würde ich vermeiden. Jeder Teil muss in einem ausreichenden Ausmass vorhanden sein. (Das gut-genug Prinzip, nicht das Idealpartner Prinzip steht da dahinter. Das wende ich für jeden Teil der Beziehungsbasis an, nicht erst bei der Summe.)

Ein Teil der Beziehung kann als Freundschaft beschrieben werden.

Eine Beziehung schliesst mit ein, dass man sich existentiell auf einander einlässt. Das heisst, die Beziehung verändert uns weit mehr, als das eine Freundschaft tut.

Zur Beziehung gehört ein gemeinsames fruchtbar Sein, sei es im Wortsinn oder im übertragenen Sinn.

Beziehung schliesst ein starkes sexuelles Begehren ein. Damit ist subjektiv stark gemeint. Objektive Normen sind hier untauglich.

Für eine dauerhafte Beziehung ist es erforderlich, dass das Bedürfnis nach Sex bei beiden Partnern sehr ähnlich stark ausgeprägt ist. Auch das ist subjektiv gemeint. Das Paar muss sich miteinander auch mit seinen Unterschieden auf Dauer wohl fühlen.

Andere Bedürfnisse, die die Lebensgestaltung betreffen, sollten wohl auch ähnlich ausgeprägt sein, aber da ist viel mehr Spielraum für Kompromisse vorhanden.

Ebenfalls zu Basis gehört eine gemeinsame Beziehungsdefinition.
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von BartS »

Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 13:30Ihr Zugeständnis wäre es, innerhalb so einer Absprache nur 'Fremdzugehen' unter den mit ihm abgesprochenen
Konditionen. Also gerade nicht spontan in die Kissen hüpfen sondern nur in diesem Rahmen der seine Bedürfnisse
berücksichtigt.
Hmm. Das kommt mir vor, als wenn ich zu einem Freund gehe und ihm sage, dass ich gerne 100 Euro pro Monat von ihm haben möchte. Nachdem der Freund das ablehnt, sage ich zu ihm "okay, ich komme Dir entgegen. Es reicht mir schon, wenn Du mir 50 Euro pro Monat gibst".

Ich sehe das als Schein-Zugeständnis, wenn man nicht die volle Forderung durchsetzt, aber letztlich etwas vom Partner verlangt, was dieser nicht freiwillig geben möchte. Auch in einer Partnerschaft hat man keinen Anspruch auf Sex. Der sollte und kann nur einvernehmlich stattfinden.
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Re: Freundschaft als Basis einer Beziehung

Beitrag von BartS »

@soukous, danke, dass Du wirklich neue Aspekte in dieses Thema hereingebracht hast. ;)
Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 15:19 Meine Aussage bezog sich auf eine Paarbeziehung und was ich darunter verstehe!
Das es unzählige Beziehungen ohne Sex gibt, steht aussen vor. Nur sehe ich diese
nicht als Paarbeziehung an sondern als Wohngemeinschaften oder Affären.
Eigentlich geht das in die Richtung, die soukous angesprochen hat. Die Menschen leben in Beziehungen, die Du gar nicht als Beziehungen wahrnehmen würdest.
Schneeleopard hat geschrieben: 02 Aug 2018 15:19 Und ich habe starke Bedenken, ob ein AB überhaupt sicher sein kann, dass er sexuelle
Anziehung als Folge einer starken emotionalen Bindung überhaupt empfinden wird ...
oder ob das ein Wunschdenken ist.
Lass es ihn doch einfach rausfinden, Schneeleopard. Und wenn er oder sie denkt, ja, das trifft auch mich zu, dann ist das auch gut so, egal ob man schon Beziehungserfahrung gesammelt hat oder nicht. Die allermeisten Schwule und Lesben wissen auch schon vor ihrer ersten Beziehung, dass sie auf Menschen des gleichen Geschlechts stehen. Von daher können Menschen auch schon vorher ahnen, dass sie für Sex starke emotionale Bindungen benötigen.
"Liebe ist, dass man sich so lange gehen lässt, bis man nicht mehr gehen kann."
(Hazel Brugger)