Hallo,
ich hab jetzt dein Posting nochmals gelesen und sehe wieder, wie viele Gedanken du dir schon gemacht hast.
Wahrscheinlich werde ich dir nicht viel Neues dazu erzählen können. Du reflektierst sehr gründlich - und das in einer Angelegenheit, die es ordentlich in sich hat. Das ist nicht leicht.
Ich persönlich bin drauf gekommen, dass ich dann, wenn etwas so komplex ist, die Teilthemen erst mal unterscheiden muss. Dann hat es mir geholfen, an den Teil Themen abwechselnd zu arbeiten und sie auseinander zu halten. Sonst neige ich dazu, wirr zu denken.
Deine Teilthemen hast du deutlich angesprochen:
* Wie gesagt, ist da die Frage Beziehung oder Affäre.
* Und da ist die Pünktchen, Pünktchen Angelegenheit.
* Und weiteres Ausnutzen.
Jetzt habe ich noch weitere Themen gesehen, die du angesprochen hast:
* Die Ausgewogenheit von Geben und Nehmen.
Von der Struktur her sind die eben angeführten Themen ähnlich und da lassen sich die bereits geposteten Fragen jeweils spezifisch anpassen und mit der Zeit kommt man weiter.
* Aber schliesslich ist da noch dieses "Opfer" Thema. Das scheint das aufwühlendste Thema zu sein. Und es geht irgendwie besonders nahe.
Das ist von der Struktur etwas anders. Da habe ich für mich heraus gefunden, dass ich zwei Unterscheidungen dringend brauche:
Wenn ich nach einem besseren Umgang mit einer solchen Beziehungssituation suche, heisst das nicht, dass das Verhalten des Partners entschuldigt wird. Ich bin mir meinen Schutz schuldig. Und ein Partner ist mir angemessenes Verhalten schuldig. Das sind zwei mal je 100% Verantwortung. In der Aufarbeitung kann ich mich nur auf meinen Teil Konzentrieren. Was sehe ICH als angemessenes Verhalten des Partners an. Wie erkenne ICH wenn es von Seiten des Parters an angemessenem Verhalten fehlt. Wie grenze ICH mich dagegen ab.
Den Motiven des Partners gehe ich nicht nach. Das würde nicht helfen.
Die zweite Unterscheidung ist das:
Wenn ich nach einem besseren Umgang mit einer solchen Beziehungssituation suche, heisst das nicht, dass mit meiner Person etwas nicht gestimmt hat. Ich bin OK. Manche meiner Überzeugungen waren naiv. Die Reflexion meiner eigenen Emotionen war mangelhaft. Meine Wahrnehmung des Verhaltens vom Partner war war mangelhaft. Meine Bereitschaft und Fähigkeit mich abzugrenzen war mangelhaft. Und so weiter, vollständig bekomme ich das hier nicht hin. Ich muss das so skizzieert stehen lassen.
Ich Kann mich selbst mögen. Ich muss nicht mich ändern. Ich kann meine Überzeugungen, meine Wahrnehmung, mein Verhaltensrepertoire, ... ändern. Ich bin nicht meine Überzeugungen, meine Wahrnehmung, mein Verhaltensrepertoire, ... . Sondern ich HABE meine Überzeugungen, meine Wahrnehmung, mein Verhaltensrepertoire, ... . Ich brauche nicht beschämt zu flüchten. Ich kann selbstbewusst neues lernen.
Wenn man gelernt hat, sich gegen das Verhalten des Expartners ab zu grenzen, dann kann man sich auch wieder mit Liebe an das erinnern was schön war. Und man beginnt wieder dem nach zu spüren, wie sich das Schöne im Leben noch weiter entwickeln kann.
Nach manchen verunglückten Beziehungen habe ich sehr lange gebraucht, bis ich gut durch alles durch gefunden habe. Es hingen so viele Dinge zusammen. Zum Glück muss man nicht alles auf ein Mal erledigen. Das Beste an ungelösten Problemen ist, dass man nicht befürchten muss, sie zu vergessen. Sie melden sich wieder. Diesen ironischen Satz habe ich mir manchmal vor gesagt und zwischendurch eine Pause gemacht. Es wird immer besser.
Vielleicht helfen dir meine Beschreibungen von eigenen Erfahrungen ein Wenig. Ich wünsche dir alles Gute. Du darfst dich mögen, du kannst dich mögen, das hast du auch schon erfahren. Du hast dazuu gelernt und du wirst stolz noch mehr dazu lernen.
Für Fragen bin ich immer offen.