Hallo Bergkristall
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Hättest du was dagegen vor Allem auf die fett markierten Punkte noch etwas einzugehen?
Das mach ich gerne. Es ist ja auch für mich interessant, etwas zu hinterfragen.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Mich würde vor Allem interssieren, wie man es schaffen kann sich eine dermaßen gesunde Einstellung zuzulegen.
Dass meine Einstellung so toll ist, wie sie in einer Kurzbeschreibung erscheint, bezweifle ich schon einmal. In der Beschreibung gehen durchaus Ecken und Kanten verloren, die in der Realität immer vorhanden sind.
Dazu kommt noch der Zeitfaktor. Auf vieles, was mir grosse Mühe bereitet hat, blicke ich heute gelassen zurück und finde es ganz easy. Das ist nicht Angeberei, sondern so funktioniert die Erinnerung. Was man überwunden hat, dem widmet man nicht mehr so viel Speicherplatz im Gehirn. In der Rückschau beschreibt man oft ein Endergebnis und das, was man für den Prozess gebraucht hat, weiss man oft nicht mehr. Die Folge ist, dass das Übertragen und übernehmen bei Weitem nicht so einfach ist, wie eine Beschreibung klingt.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Vor Allem weil die Gefühle von Wut etc. im Zuge einer Trennung ja ganz unvermeidlich sind, wenn man z.B. vom Partner irgendwie hintergangen wurde.
Ja, Wut, Ärger, Niedergeschlagenheit usw. treten auf. Selbst dann, wenn man NICHT hintergangen wurde, aber auch dann.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Ich würde das wirklich gern auch können, weil es sich wirklich gesund und vernünftig anhört.
Ja es fühlt sich gut an, wenn es gelingt. Es braucht aber oft beträchtliche Zeit, um sich durch zu arbeiten. Manchmal ist es einfach.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Kannst du also irgendwie eingrenzen wie du da vorgegangen bist? Wie du hinbekommen hast das zu lernen?
Das will ich versuchen, zunächst beantworte ich mal die unmittelbaren Fragen.
Gelernt habe ich das stückweise. Mal dort wo es am meisten gezwickt hat, mal dort wo sich am leichtesten etwas neu zusammen gefügt hat. Systematisch werde ich das alles nicht darstellen können. Dazu sind meine Gedanken vermutlich viel zu ungeordnet. Vielleicht ist es deshalb auch gut, wenn ich mich an deinen Fragen orientiere.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Ich spreche z.B. Niemandem seinen Wert ab und ich bin auch im Großen und Ganzen sicher, dass Alles Gründe hat und Gut für Etwas ist etc.
Der erste Teil ist eine gute Grundlage.
Beim zweiten Teil bin ich recht bescheiden.
Ich meine, der Sinn den eine schmerzhafte Erfahrung hat, ist nicht vorgegeben. Sinn ist etwas, was wir selbst den Ereignissen zuschreiben. Diese Einstellung hilft mir, ein vergebliches Suchen zu unterlassen.
Zusätzlich meine ich, dass ich die Gründe nicht wirklich wissen kann und, dass ich die Gründe nicht wissen muss.
Und schliesslich meine ich, dass nicht alles für etwas gut sein muss. Und wenn, dann kann ich auch nicht wissen, wofür es letztendlich gut sein wird. Manches kann ich für etwas nutzen. Manches muss ich hinnehmen. Gegen manches brauche ich mich nur ab zu grenzen. Wie immer ist die Unterscheidung schwierig: Wann ist was zutreffend?
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Dennoch kann ich nicht einfach locker die Schultern zucken und weiter Liebe/ Verliebtheit/ Zuneigung empfinden, wenn ich weiß dass ich nach Strich und Faden hintergangen wurde.
Ja, mit Schulter zucken geht nichts. Das liegt nicht an dir. Das ist bei mir ebenso und vom Schulter zucken habe ich - wie du ja weisst - auch nicht geschrieben. Dass es zunächst so schwer ist, liegt auch nicht unbedingt am Hintergehen. Es ist nicht immer das Auffälligste, was die heftigsten Schmerzen verursacht.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Ich schaffe es maximal mir zu sagen, dass nicht alles schlecht war.
Das ist aber schon das Wichtigste! Ich kann mich deutlich erinnern, dass mit diesem Gedanken das erste Mal ein Lichtblick in mein aus gerade gegebenen Anlass verdüstertes Denken gelangte.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Aber es stresst sehr und du hast in einem Punkt auch sehr Recht: Ich spüre, dass es am Selbstwert zehrt.
Da hatte ich mir schon mal einen besseren Stand erarbeitet.
Jetzt bin ich nicht ganz sicher was du meinst, mit dem "es", das so zehrt.
Vielleicht denkst du, die Ungerechtigkeit, die Niedertracht, das üble Handeln zehrt am Selbstwert.
Da habe ich eine andere Erfahrung gemacht.
Das eigene Böse sein, die eigenen Versäumnisse und die eigene Selbsttäuschung zehren am Selbstwert. Wenn man über diese drüber hinweg ist, bleibt manchmal das Verhalten des Partners noch als übles Verhalten in der Erinnerung vorhanden aber es zehrt nicht mehr am Selbstwert. Oft kommt man auch drauf, dass man sich einfach missverstanden hat oder inkompatible Bedürfnisse entwickelte. Es kann so viel verschiedenes passiert sein, dass man das nicht so einfach zusammenfassen kann.
Bergkristall hat geschrieben: ↑22 Jul 2018 17:52
Jetzt, mit dem Gefühl Hintergangen und Belogen worden zu sein und all der Wut geht es mir lange nicht so gut wie vor meiner Beziehung.
Das fühlt sich schlimm an. Da bist du anscheinend noch nicht drüber hinweg. Selbst wenn man weiss, wie man mit den vergangenen Ereignissen umgehen kann, löst das noch nicht alles auf einen Schlag.
Ein paar Erinnerungen an frühere Veränderungsprozesse und Beziehungsverarbeitungen bei mir kann ich mal zusammen stellen. Das wird wohl kaum vollstäng sein. Hilfreich war Klarheit zu finden über:
Was überhaupt guter Umgang mit einander in einer Beziehung ist.
Wo ist mir dieser gelungen, wo will ich in Zukunft etwas anders machen.
Was war von Partner ok, was will ich in Zukunft einfordern. Was davon sind Wünsche und was ist unbedingt erforderlich.
Wie kann ich das, was vom Partner nicht ok war, früher erkennen.
Wie ich eine Beziehung definieren will.
Was war klar definiert, was will ich in Zukunft klarstellen und einfordern.
Wo habe ich die Beziehung wahrnehmen können, wie sie war und wo habe ich mir Illusionen gemacht.
Wie kann ich in Zukunft das besser unterscheiden.
Wie du siehst, sind das jetz nur plakative Sätze. Die ähneln mehr Kapitelüberschriften zu Teilthemen. Das alles auszuführen ergäbe ein Buch. Also muss ich sie mal so stehen lassen. Ich habe keine Ahnung ob sie dir bei deinen persönlichen Fragen weiter helfen.
Du hast deutlich gemacht, dass du an deiner letzten Beziehung und ihrer Beendigung noch was zu erledigen hast, und du weisst nicht so recht was und wie das geht. Vielleicht kannst und willst du etwas konkreter beschreiben, womit du jetzt versuchst, zurecht zu kommen. Möglicherweise kann ich dann besser versuchen darauf einzugehen.
PS: danke für die für mich anregenden Fragen.