Aus Angst Freude machen

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
zumsel

Aus Angst Freude machen

Beitrag von zumsel »

Liebe Alchemisten,

als ich begann mich gegen meine Beziehungslosigkeit zu stellen sah ich mich mit einer krassen Eigenschaft meiner selbst konfrontiert,
der ich zunächst nichts entgegenzusetzen hatte: Ich hatte Ängste. Bei Vielerlei Gelegenheiten. Bei Dates, aber auch bei Veranstaltungen wo viele supercoole Leute hingehen. Ich hatte Angst wieder das 5te Rad am Wagen zu sein und mich durch Abende zu quälen,die mir eigentlich Spaß machen müssten. Ich hatte Angst Vorträge zu halten. Ich hatte viel zu großen Respekt vor Autoritäten. Zu großen Respekt davor bei Dates schlecht anzukommen. Besonders die Angst davor die Hoffnung verlieren zu können, wenn ein Date schief gehen sollte. Das alles hat es für mich schwierig gemacht wirklich relaxed zu sein.

Ich habe regelmässig Fussball gesehen. Irgendwann viel mir auf, was die Trainer zu ihren Spielern sagen: "Ihr spielt automatisch besser, wenn ihr etwas an eurer Körperhaltung ändert." -Das fand ich sehr interessant. Ich versuchte es in die Tat umzusetzen als ich einen Vortrag über dynamische Eigenschaften von Magnetfeldern vor circa 100 Zuhörern halten musste. Mein Selbstbewusstsein war zu der Zeit echt voll im Keller, aber als ich vor Nervösität noch schnell auf Toillette war und das gemurmele der Gasthörer vernahm stellte ich mir vor ich wäre ein Spieler der gleich ins Stadion einläuft. Ich sah mich im Spiegel an, streckte meine Brust raus und sagte mir innerlich, dass ich heute gewinnen werde. Da meine Brust raus war habe ich automatisch höher gesehen. Nicht mehr auf den Boden. Ich begann die Leute direkt anzusehen. Es lief wie ein Länderspiel.

Ich verfeinerte meine Strategie und machte es zu einer Art Ritual bei Anzeichen von Angst und Unsicherheit auf mich zu achten und Gegenzusteuern.
Ganz besonders halfen mir Lieder. Lieder, die Inhalte hatten in denen es darum geht voller Überzeugung und voller Selbstverständnis die Offensive zu suchen. Lieder, in denen ich rocke wie ein Hurricane :mrgreen: Lieder, in denen es darum geht nicht untergehen zu können, wenn man sei Bestes gibt.

Lustiger Weise hat das mit der Zeit aus dem schüchternen Zumsel einen in weiten Teilen forschen gemacht. Ich sah alle Leute direkt an. Sagte was ich zu sagen hatte und nahm weniger Rücksicht darauf wie es ankommt. Oft liebte ich es dann sogar, mich krassen Situationen stellen zu müssen, weil ich merkte, dass durch meine Geänderte Einstellung sich auch die anderen Menschen anders verhielten. Ich drehte kurz vor fordernden Momenten meine Motivationslieder auf, hielt inne und visualisierte mein Wunsch-Ich. Dir Wirkung auf mein Innenleben war total krass. Selbst wenn etwas schief ging war es für mich nur so, als hätte ich nur ein Spiel verloren innerhalb der langen Saison meines Lebens. Ich wusste, dass in Zukunft das nächste Spiel wieder eine Chance ist zu gewinnen.

Diese Methode, die ich als sehr wichtig für mich empfand, vergaß ich irgendwann als es normal für mich war der Zumsel zu sein, den ihr hier im Forum lesen könnt. Doch heute hatte ich einen beruflich sehr wichtigen Termin, der mich in den Tagen davor super nervös gemacht hat. Ich erinnerte mich an meine Methode, drehte ein passendes Lied auf und stellte mich stark und unbesiegbar vor, wenn ich mir nur treu bleibe und das Ding jetzt durchziehe. Aus meiner Angst vor der Situation wurde Vorfreude und ich konnte es gar nicht mehr abwarten zu zeigen, wie geil ich bin. Ich war bis in die Haarspitzen motoviert als wäre ich im WM-Finale.


Habt ihr auch Wege aus Angst Freude zu machen ? Womit motiviert ihr euch ? Habt ihr Rituale vor wichtigen Terminen, sei es beruflich oder privat, z.B bei Dates ?

LG
vom Spielmacher :gewinner:

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
grenouille

Re: Aus Angst Freude machen

Beitrag von grenouille »

zumsel hat geschrieben: 04 Jun 2018 17:54 Habt ihr auch Wege aus Angst Freude zu machen ? Womit motiviert ihr euch ? Habt ihr Rituale vor wichtigen Terminen, sei es beruflich oder privat, z.B bei Dates ?
Klingt so abgedroschen, aber ich stelle mich mit einem Lächeln vor den Spiegel und sage mir Dinge, wie z.B. vor Dates, wenn ich mich etwas zurecht gemacht habe, wie "Hm, eigentlich siehst du heute gar nicht so schlecht aus!". Außerdem mache ich mir klar, dass mein Gegenüber vielleicht auch aufgeregt sein wird und die Welt nicht untergeht, wenn wir feststellen, wir passen doch nicht zusammen. Gerade bei Online-Dates gehen (oder gingen, inzwischen lasse ich das Online-Gedöns sein) meine Erwartungen gegen null.

Bei Terminen, wo es eher um Bewerbungen/Aufnahmetests/Prüfungen geht, denke ich mir am Abend vorher immer: "Mensch, grenouille, in 24 Stunden (oder eben früher) wirst du das Ganze überstanden haben. Und egal, wie es ausgeht, du bleibst der Mensch, der du bist und hast dein Bestes getan."

Richtige Rituale habe ich keine. Meist mache ich am Abend vor einem wichtigen Ereignis noch einen Spaziergang, da ich sonst nicht schlafen kann.
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Re: Aus Angst Freude machen

Beitrag von asymetric »

Ich habs eventuell schonmal geschrieben, aber diesbezüglich finde ich es passend:

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Re: Aus Angst Freude machen

Beitrag von Optimistin »

Danke für deine ermutigenden Beitrag zumsel :daumen:
Mir hilft Beten vor wichtigen Terminen oder wenn ich unruhig, aufgeregt und nervös bin. Das Belastende, Angstauslösende mit Gott teilen zu können, ihn um Unterstützung zu bitten, macht mich ruhiger und gibt mir Kraft.
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Bummi

Re: Aus Angst Freude machen

Beitrag von Bummi »

Bei mir fühlt sich seit jeher alles so falsch an. Ich komme mir nahezu überall deplaziert und nichtig vor. Da hilft gar nichts.
Stabil

Re: Aus Angst Freude machen

Beitrag von Stabil »

Da gibt es für mich ein paar bewährte Methoden. Die betreibe ich aber nicht so formalisiert mit Spiegel oder Musik.

Ganz allgemein hilft mir mein Sport, meine Haltung aufrecht zu erhalten. In guter Haltung geht schon einmal dann im Alltag vieles leicht, gut und mit viel Energie über die Runden. Wandern, gehen und Gymnastik betreibe ich unter Anderem zu diesem Zweck. Wenn die Haltung einmal so aufgebaut ist, dass man 13 Stunden mit Rucksack wandern kann, dann "erträgt" man vieles andere mit Leichtigkeit. Mir hilft anscheinend das langfristige Einüben und antrainieren der starken und freudigen Haltung. Zusätzlich bringt das eine Vielfalt von positiven Referenzerfahrungen, die man mental leicht abrufen kann. Dann ist die Haltung auch gleich wieder da.

Neuen Bekanntschaften erzähle ich gerne von den schönsten Erlebnissen im Gebirge. Damit kommt man gleich auf ein zentrales Thema: Die LEBENSFREUDE.

Um meine Fähigkeiten zu mobilisieren und auszubauen, verwende ich ganz allgemein das Vergegenwärtigen von passenden Referenzerfahrungen. Es müssen wirklich passende positive Erlebnisse sein, die man sich abruft. Das Erlebnis einer Fussball Siegesfeier mit Kumpels kann eine Referenzerfahrung für bestimmtes aktives Sozialverhalten sein sein. Diese Referenzerfahrung würde ich aber nicht verwenden, um mich auf ein Date mit einem introvertierten Mädchen ein zu stimmen. Wenn ich mich aber an Situationen erinnere, wo ich mit Gelassenheit und viel Zuneigung Kontakt zu einer schüchternen Person gefunden habe, dann hilft mir das mehr.

Am besten finde ich es, mindestens drei gute Referenzerfahrungen zu vergegenwärtigen, weil das die Flexibilität in der Situation erhöht. Es wird dann leichter, auf Unerwartetes zu reagieren. Hilfreich ist es auch, verschiedene Referenzerfahrungen, die verschiedene Fähigkeiten vertiefen, zu kombinieren. Um zum Beispiel bei einem Vortrag sowohl fliessend, souverän und ausdrucksstark zu sprechen und abwechselnd Einwände und interessierte Nachfragen gelassen und respektvoll beantworten zu können.

Der Zusammenhang mit Ängsten ist angesprochen worden. Ängste haben eine wichtige Funktion. Die beschriebenen Techniken verwende ich nie, um Ängste zu missachten. Das könnte sich fürchterlich rächen.

Wenn Ängste vorhanden sind, muss ich mir vorher klar machen, wovor sie mich schützen wollen. Dann sorge ich für den Schutz, den ich brauche. Erst dann rufe ich meine kraftvollen und freudigen Referenzerfahrungen ab. Bei einem Vortrag zum Beispiel vergewissere ich mich vorher, dass ich umfassend gut vorbereitet bin. Im Kontakt mit einem Mädel vergewissere ich mich, ob ich noch in gutem Kontakt mit ihr bin, und nicht in eine verliebte Phantasiewelt abgehoben habe.
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fidelchen
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Re: Aus Angst Freude machen

Beitrag von fidelchen »

Nö habe keine Rituale !
AWG = Alles wird gut :-)

Nach ganz strenger Definition bin ich ein "Normalo"
Nach geschwächter Definition bin ich ein "SC-AB"
Und fühlen tu ich mich wie ein "XX-AB"
Was bin ich nun?
Nonkonformist

Re: Aus Angst Freude machen

Beitrag von Nonkonformist »

Rituale habe ich keine.
Ich habe ueber die jaren ein wenig mehr selbstvertrauen bekommen.

Ganz frueher habe ich selten oder nie in diskos oder auf feier getanzt, weil ich das gefuehl hatte, ich kanns gar nicht.
Ab ein bestimmtes moment war es mir egal, ich habe mich einfach bewegt wie ich mich fuehlte, und wuerde sogar mal nagetanzt oder habe komplimente bekommen. (Meiner meinung nach kann ich immer noch nicht tanzen, aber es ist mir weiter egal.)
Ich bin zu den schluss gekommen weniger introvertiert zu sein als ich dachte, und eher wegen hochsensibilitaet so ein groesse rueckzugsbedarf zu haben. So einzelne feier vertrage ich gut, aber abend am abend sozial sein ist mir zu viel, ich habe einen grossen rueckzugsbedarf und das geheimnis ist fuer mich in der dosierung. Und manchmal bauche ich mich einfach einige tage von der welt zuruech ziehen: extravertiert bin ich mit sicherheit auch nicht, eher so mitteler spektrum.

Sport nimmt mir eher lebensfreude weg als das es mir sie gibt, das war fuer mich noch nie eine loesung. Laut feierende fussballclub-supporters erfahre ich schon so negaitv wie nationalismus: das ist mir alles zuviel ritualisierten gruppenzwang, da mache ich ein riesenkries. Laut bruellende massen haben auf mich immer eine bedrohliche eindrueck gemacht. (Was fuer den einen wunderschoen ist, ist fuer anderen wieder ein grauen, das sind die geschmaecke verschieden.)
Als atheist finde ich auch keine unterstutzung bei hoeheren wesen, seit ich an deren existenz nicht glaube.
Im grunde bin ich alleine, in einen welt wo es keinen hoeheren sinn gibt, und muess ich alleine mit der welt zurecht kommen.
Also waehlte ich fuer mich eine andere art des escapismus: meine ueberlebungstrategie waren immer traumwelten, wo ich mich zurueckgezogen habe. Ich bin auch zu den schluss gekommen melancholiker zu sein, der auch haufig schoenheit findet in traurige sachen.

Mein lebensfreude kommt bei mir hauptsaechlich aus den umgang mit meinen kuenstlersichen freunde, und das konsumieren von eskapistische und kuenstleriche sachen wie comics, filme, buecher, TV, musik: vorlieben die ich immer mit die meisten meiner freunde geteilt habe. Aus meinem jugend haben vor allem das schauen von fernsehen, und das lesen von comics und buecher mich zu derjenige gemacht, der ich jetzt bin, da war der einfluss meiner altergenossen wesentlich kleiner. Ich habe meine jugend bevorzuegt in traumwelten verbracht und das spaeter zum beruf gemacht, und aus diesen berufsfeld mein sozialkreis bezogen. Ich fuehle mich am wohlsten irgendwo abseits der graue realitaet, also habe ich mich immer dorthin bewegt wo es anderen gab die auch so drauf waren. (In der schule waren meine freunde meist die nerds und geeks, ohne vorlieben zum gruppendynamik, spaeter kuenstler, die um einiges flamboyanter waren, aber im grunde wenig angepasst oder domestiziert waren.)

Zwisschen den normalos/normalsensiblen habe ich mich nie besonders wohl gefuehlt. Sicher nicht zwisschen sehr kompetetiven alphas und machos. Ich fand sie meist laut und zu agressiv, und fuehlte mich bei denen nicht wohl. Sicher auch, weil es diese moechtegern-alphas waren, die mich gemobbt haben - ja, ein wenig angst machen sie mir immer noch. Ich habe gelernt die soviel wie moeglich zu meiden, meine freude habe ich wo anderes gefunden.
Vertraumtes individualistisches sensibelchen mit einen ziemlche vogel sucht andere vertraumte individualistische sensibelen mit einen vogel und einen schraegen humor und die fand ich in meinen trickfilm-umfeld. Da fuehlte ich mich immer wohl.
Im gruende bin ich weggefluechtet von alles wo ich mich unwohl gefuehlt habe, in einen ausnahme-nische.
Seit es diese fuer mich nicht mehr gibt, gibt es zur zeit auch keine orte mehr, wo ich mich wirklich wohl fuehle, gibt es nicht viel mehr was mir freude macht.