Asperger Syndrom

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Clochard

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Clochard »

Tyralis Fiena hat geschrieben: 03 Mai 2018 18:02 Der größte Unterschied im Vergleich zu einem Aspie betrifft den Aspekt der Fertigkeiten. So manche können sie ja wirklich intensiv und lange mit etwas beschäftigen. Für mich ist das nicht wirklich möglich. Ich erlebe keine positive Selbstgratifikation durch mein Handeln. Es ist nichts da, was die Motivation stützen könnte. Auf gut deutsch, ich erlebe keine echte Freude, keine Begeisterung, egal was ich mache. Ich fange vieles an und breche alles ab, weil es langweilig wird oder ich eventuell aversive Empfindungen entwickle. Der Aspie ist im Leben dabei, vielleicht nicht sozial, aber immerhin. Ich hänge dagegen oft in sehr eigentümlichen Beobachterposition fest. Man macht zwar was, aber ist nicht wirklich im Leben.
Aspie sein heißt ja nicht, dass man nur Aspie ist und nicht noch an was anderem leiden kann. Vielleicht hast du auch noch ADS und hörst deshalb mit allem was du anfängst gleich wieder auf. Oder bist depressiv und empfindest deshalb an nichts Freude. Das kann jeden treffen, auch den Aspie.
Gatem

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Gatem »

Clochard hat geschrieben: 02 Mai 2018 19:28 Ich bin auch ein Typ wo man sagen könnte "Asperger", aber tatsächlich ist es eine schon in der Kindheit eingesetzte Zwangsstörung, die zu sozialer Isolierung geführt hat und entsprechender sozialer Defizite. Dass ich kein Aspie bin, merke ich z. B. daran, dass ich wenn ich Filme sehe, wo den Protagonisten irgendwas Schlimmes passiert, weinen muss. Weil ich mich total in die hineinversetzen kann und Mitleid habe. Was Aspies ja (angeblich) total abgeht.
Bei mir ist es eigentlich meist so, dass ich nur bei Filmen mit den Personen mitfühle, während mich die reale Welt in vergleichbaren Situationen eher kalt lässt. Mag sein, dass es an den jeweiligen filmischen Inszenierungen oder der Musikuntermalung liegt. Vielleicht sind bei mir auch einfach ein paar Spiegelneuronen falsch verkabelt, aber unterm Strich berühren mich Filme emotional einfach mehr. (Manchmal auch Bücher)
Kief

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Kief »

Gatem hat geschrieben: 04 Mai 2018 08:38Mag sein, dass es an den jeweiligen filmischen Inszenierungen oder der Musikuntermalung liegt. Vielleicht sind bei mir auch einfach ein paar Spiegelneuronen falsch verkabelt, aber unterm Strich berühren mich Filme emotional einfach mehr. (Manchmal auch Bücher)
Wenn Du nicht gerade regionale Werbung oder sonstige Amateure erlebst, haben Medien die Zielsetzung zu bewegen.
Das bedeutet, dass Gefuehle erzeugende Situationen gezielt exponiert werden.
In Schnitt, Perspektive auf Mimik oder wasauchimmer, Musikbegleitung ...
damit die Zuschauer auch beruehrt sind.

Im Leben hast Du nicht immer zur passenden Zeit Slowmotion und den Hoehepunkt der Musik oder absolute Stille, um die jeweilige Stimmung herauszustreichen, Schauspieler rundherum, die den Plot und die Stimmung unterstuetzen, die Zeit und ablenkungsfreien Fokus auf die Situation, um eine Intensitaet maximal aufzubauen und auszukosten.


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Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Tyralis Fiena »

Clochard hat geschrieben: 03 Mai 2018 20:00
Aspie sein heißt ja nicht, dass man nur Aspie ist und nicht noch an was anderem leiden kann. Vielleicht hast du auch noch ADS und hörst deshalb mit allem was du anfängst gleich wieder auf. Oder bist depressiv und empfindest deshalb an nichts Freude. Das kann jeden treffen, auch den Aspie.
Früher sagte man, ADS und Asperger schliessen sich gegenseitig aus. Beiden ist allerdings gemein, dass sich die Auswirkungen von früh an durchs Leben ziehen (etwas, was bei mir nicht zutrifft). Das mit dem Freuen ist wohl missverständlich ausgedrückt. Ich meine nur die Freude, die sich mit den eigenen Handlungen verknüpft. Ich versuche schon lange, meine Willenskraft zu trainieren. Nur vom emotionalen Erleben kommt immer wieder durch, dass die Anstrengung nicht lohnenswert war. Wenn mich jemand lobt, lässt mich das völlig kalt. Wenn ich das selbst tue, hat das auch keinen Effekt. Es ist so, als wenn Belohnungen positiver Art, sei es nun aus mir selbst heraus oder von anderen, keinen Effekt auf mich haben. Depressive Phasen hatte ich schon erlebt. Vom Erleben war das aber anders.
Kief

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Kief »

Tyralis Fiena hat geschrieben: 04 Mai 2018 12:09
Clochard hat geschrieben: 03 Mai 2018 20:00 Aspie sein heißt ja nicht, dass man nur Aspie ist und nicht noch an was anderem leiden kann. Vielleicht hast du auch noch ADS und hörst deshalb mit allem was du anfängst gleich wieder auf. Oder bist depressiv und empfindest deshalb an nichts Freude. Das kann jeden treffen, auch den Aspie.
Früher sagte man, ADS und Asperger schliessen sich gegenseitig aus. Beiden ist allerdings gemein, dass sich die Auswirkungen von früh an durchs Leben ziehen (etwas, was bei mir nicht zutrifft).
Ja, AS und AD(H)S als Kombidiagnose hab ich letztes Jahr ein paar mal als Thema gehabt.

Auf einem Eintages-Kongress war ich, von einem weiteren habe ich gehoert, und mich in dem ganzen Kontext mit einigen Leuten ausgetauscht.


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Milchkaffee
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Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Milchkaffee »

Asperger sind unfähig für zwischenmenschliche Beziehungen!
Kief

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Kief »

Milchkaffee hat geschrieben: 04 Mai 2018 20:20 Asperger sind unfähig für zwischenmenschliche Beziehungen!
Ist das jetzt eine Bewerbung zum Klischee-Bingo?

Ich kenne da einen Haufen Leute mit Gegenbeweisen.
Aspie-Beziehungen sind nicht alle typisch, aber es gibt durchaus einige.


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Ninja Turtle

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Ninja Turtle »

Kief hat geschrieben: 04 Mai 2018 20:25
Milchkaffee hat geschrieben: 04 Mai 2018 20:20 Asperger sind unfähig für zwischenmenschliche Beziehungen!
Ist das jetzt eine Bewerbung zum Klischee-Bingo?
Ich glaube Milchkaffee ist für heute der Zucker ausgegangen. ;)
Malaika

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Malaika »

Milchkaffee hat geschrieben: 04 Mai 2018 20:20 Asperger sind unfähig für zwischenmenschliche Beziehungen!
Sie sind keinesfalls unfähig, sondern die Schwierigkeit ist dort, Beziehungen zu starten, besser gesagt überhaupt Leute kennenzulernen DAß eine Beziehung entstehen kann, egal welcher art.

Das ist eben für mich schwer überhaupt Konatkte zu beginnen und zu halten. Deswegen ist es ein Wunder daß ich nach einer gefühlten Ewigkeit einen Mann kennengelernt habe wo eine Beziehung entstehen kann. Daß ich den Verlauf des Kontaktes jetzt endlich so beherrsche daß es funktioniert. Früher konnte ich es nicht, schon gar nicht mit Männern, das mußte ich mühsam erlernen...diese natürliche Fähigkeit gibt es bei Aspies nicht...man muß es erlernen...
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Le Chiffre Zéro
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Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

soukous hat geschrieben: 02 Mai 2018 06:01 Das Thema Asperger ist ein Dauerbrenner in diesem Forum. Die Diagnose sollte aber nur von einem Fachmann gestellt werden, am besten in einer Autismus-Ambulanz.
Richtig, und das sollte irgendwo angepinnt werden.

Man „hat“ nicht Asperger, weil man irgendeinen kostenlosen Selbsttest im Internet gemacht hat oder sogar nur von Symptomen gelesen hat, die man auch bei sich selbst feststellt. Man hat es nur dann, wenn man dafür auch einen Schwerbehindertenausweis ausgestellt bekommt – nämlich nach einer fachlichen, professionellen Diagnose.
Kief hat geschrieben: 02 Mai 2018 20:47
FirstLove hat geschrieben: 02 Mai 2018 11:51 Allerdings ist extrem wortgewandt, schlagfertig und kann sowas von Flirten.
Ist kein Ausschlusskriterium.

Asperger ist mehr ein voellig verzerrtes Faehigkeiten-Profil.
Das kann durchaus auch Flirten beinhalten, hervorragend und hochgradig kompetent - und dafuer in irgendeinem anderen banalen sozialen Kompetenzbereich total abkacken.

Typisch sind weniger die generellen Unfaehigkeiten, sondern dass die Faehigkeiten so ausgepraegt sind.
Da kann auch eine tolle Begabung nahe an einer totalen Unfaehigkeit liegen.

Clochard hat geschrieben: 02 Mai 2018 19:28Dass ich kein Aspie bin, merke ich z. B. daran, dass ich wenn ich Filme sehe, wo den Protagonisten irgendwas Schlimmes passiert, weinen muss. Weil ich mich total in die hineinversetzen kann und Mitleid habe. Was Aspies ja (angeblich) total abgeht.

Nichtsdestoweniger habe ich Inselbegabungen. :coolgun:
Vorsicht auch mit dem Begriff Inselbegabung.
Oder mangelndem Mitleid.

Manche Autisten sind aussergewoehnlich mitfuehlsam.
Es gibt auch Theorien, dass Autisten dermassen intensiv mitfuehlen, dass sie sich aus Notwendigkeit abkapseln, damit sie nicht staendig ueberlastet sind.
Ich unterstuetze diese Theorie zwar nicht, weil ich beide Extreme existent sehe. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie jemand auf diese Idee kommt. Weil es eben auch diese Autisten gibt, die intensiv mitfuehlen.
Auch das ist richtig und wichtig.

Autismus ist keine „Entweder ja und dann immer gleich oder nein“-Sache. Nicht jeder Autist ist „wie dieser Rehn-Män da“. Das ist ein gigantisches Spektrum.

Asperger ist ein Teil dieses Spektrums und hat selbst auch eine gigantische Bandbreite.

Wenn z. B. auf Wrong Planet Redewendungen als solche gekennzeichnet werden, dann nicht, weil „die Autisten“ immer alles wörtlich nehmen und Redewendungen als solche nicht erkennen/verstehen, sondern weil es eben einige gibt (wie gesagt, nicht alle, sondern einige), auf die das zutrifft. Und selbst wenn die eine Minderheit sein sollten, wird doch Rücksicht auf sie genommen. Aber es sind eben nicht alle.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Endura

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Endura »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 16 Mai 2018 09:30
soukous hat geschrieben: 02 Mai 2018 06:01 Das Thema Asperger ist ein Dauerbrenner in diesem Forum. Die Diagnose sollte aber nur von einem Fachmann gestellt werden, am besten in einer Autismus-Ambulanz.
Richtig, und das sollte irgendwo angepinnt werden.

Man „hat“ nicht Asperger, weil man irgendeinen kostenlosen Selbsttest im Internet gemacht hat oder sogar nur von Symptomen gelesen hat, die man auch bei sich selbst feststellt. Man hat es nur dann, wenn man dafür auch einen Schwerbehindertenausweis ausgestellt bekommt – nämlich nach einer fachlichen, professionellen Diagnose.
Nein, man hat auch bereits vor der Diagnose die Krankheit. Und leidet wahrscheinlich darunter.

Beispiel:
Jahrelang wunderte er sich, warum er die Welt so anders wahrnahm als andere, warum er bei seinen Bemühungen, Karriere zu machen, immer an zwischenmenschlichen Konflikten scheiterte, die er nicht verstand oder nicht mal als solche wahrnahm. Warum es ihm unmöglich war, in einem Großraumbüro zu arbeiten oder Smalltalk zu machen. Und warum die Kollegen nicht erkennen konnten, wenn bestimmte Abläufe nicht effizient waren. Im Jahr 2007, 41 Jahre alt, bekam er eine Antwort auf all diese Fragen in Form einer Diagnose: Peter Schmidt ist Autist. Seither steht in seiner Personalakte „schwerbehindert“.
http://www.faz.net/aktuell/wissen/leben ... 45066.html
War der Herr bis zu seiner Diagnose etwa kein Autist?

Die Selbstdiagnose stellt sich niemand als Jux und Tollerei, sondern meist weil man unter gewissen Dingen leidet, und eine Ursache dafür sucht.
Stabil

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Stabil »

Hallo canarias,
was du schreibst ist gut nachvollziehbar. Danke für den Bericht.
canarias hat geschrieben: 01 Mai 2018 19:51 ... bei mir "diagnostiziert" ...
Du scheinst die so genannte "Diagnose" gut zu nutzen.

Diagnosen, egal ob professionell erstellt, oder laienhaft vermutet, bieten eine Chance. Sie können einen auf neue Ideen bringen, mit Schwierigkeiten, die einem wiederholt begegnen, um zu gehen. Sie können Wege öffnen.

Was davon dann auch nützlich ist, muss man ohnehin selbst erforschen, denn unabhängig ob die Diagnose zutrifft oder nicht, ist die individuelle Lage doch wieder unterschiedlich.

Aber in dem Moment wo auftaucht: Einer mit X-Diagnose kann Y nicht, bei X-Diagnose muss Z helfen, oder ähnliches; da ist die Diagnose nicht mehr hilfreich. Sie fängt an, Wege einzuschränken.

Und Menschen lernen dazu. Ein geübter Aspie kann ganz andere Dinge umsetzen, als ein ungelernter Aspie. Nur so als Beispiel genannt. Aussenstehende können dann oft nicht erkennen was angeborene Intuition ist und was mühsam gelernte und eingeübte - sozusagen erworbene - Intuition ist.
canarias hat geschrieben: 01 Mai 2018 19:51 ... Ich kann auch keinen Smalltalk, ...
Ich war Jahrzehnte davon überzeugt, dass ich keinen Smalltalk kann. Dann habe ich die Funktion verstanden. ST braucht nicht intelligent, originell oder sonst irgendetwas sein. Er hat nur eine Überbrückungsfunktion, damit man in den Redefluss kommen kann, damit Ansatzpunkte für persönlicheres oder interessanteres sichtbar werden und damit das Denken aus einer möglichen Blockade gelöst wird. Mehr braucht ST nicht zu können. Mit diesem bescheidenen Anspruch konnte ich Smalltalk lernen. Und wie von selbst lerne ich seither dazu. Davor hatte ich viel zu hohe Erwartungen.
canarias hat geschrieben: 01 Mai 2018 19:51 Sobald eine Person aber wirklich an mein Innerstes will, dann geht nix mehr.
Diese Grenze scheint mit der Zeit verschiebbar zu sein, - vor allem wenn man spielerisch, behutsam und selbstbestimmt mit dem Thema umgeht.
Kief

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Kief »

Stabil hat geschrieben: 16 Mai 2018 10:16 Und Menschen lernen dazu. Ein geübter Aspie kann ganz andere Dinge umsetzen, als ein ungelernter Aspie. Nur so als Beispiel genannt. Aussenstehende können dann oft nicht erkennen was angeborene Intuition ist und was mühsam gelernte und eingeübte - sozusagen erworbene - Intuition ist.
Ja, die Kompensation kann immens sein.
Bei entsprechend gut kompensierenden Autisten ist deshalb der Kompensationsaufwand diagnoserelevant.
Professionelles Schauspiel im Alltag: "Ich bin ganz normal!" ;-)
Manche Autisten haben da eine wirklich ausgepraegte Schauspielleistung.
canarias hat geschrieben: 01 Mai 2018 19:51 ... Ich kann auch keinen Smalltalk, ...
Ich war Jahrzehnte davon überzeugt, dass ich keinen Smalltalk kann. Dann habe ich die Funktion verstanden. [ Überbrückungsfunktion, ... Ansatzpunkte ] Mehr braucht ST nicht zu können. Mit diesem bescheidenen Anspruch konnte ich Smalltalk lernen. Und wie von selbst lerne ich seither dazu. Davor hatte ich viel zu hohe Erwartungen.
Finde ich ne klasse Erklaerung!

Ich habe lange gebraucht, um fuer mich meine Erklaerung zu formulieren.
Bin jetzt dabei gelandet, dass damit die nicht-inhaltlichen Ebenen abgeprueft werden, ob man kompatibel ist.
Also die emotionalen Ebenen wie Respekt beim anderen, Beziehung zum anderen, dessen verschiedenen menschlichen Qualitaeten ...
um das zu behandeln braucht es eben keinen tieferen Inhalt, sondern ich kann inhaltlich auch Banales behandeln. ;-)


K
Endura

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Endura »

Interessant, viele Symptome schreien eben nicht nach Intervention.
Die Symptome sind, insbesondere im Fall vom Asperger-Syndrom, häufig subtiler und weniger stark ausgeprägt als bei Jungen. Die betroffenen Mädchen werden daher oft lediglich als »seltsam« wahrgenommen, nicht jedoch als umfassend beeinträchtigt. Autistische Mädchen sind in der Regel ruhiger und können ihr Verhalten besser kontrollieren. Bei ihnen stehen daher seltener die Aggression und das Stören des Unterrichts, sondern vielmehr passives Verhalten und der Rückzug im Vordergrund. Dies entspricht dem gesellschaftlichen Rollenbild von Frauen (still, schüchtern, unschuldig, bescheiden), was auf andere Menschen weit weniger störend wirkt und daher nicht nach sofortiger Intervention verlangt.
http://asperger-autismus.ch/was-ist-aut ... -asperger/
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Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Endura hat geschrieben: 16 Mai 2018 09:57 Nein, man hat auch bereits vor der Diagnose die Krankheit. Und leidet wahrscheinlich darunter.
Man hat die Krankheit. Man hat aber keine hieb- und stichfeste Diagnose.

Nur von entsprechend erfahrenen Experten (Psychologen) kann man eine Diagnose gestellt bekommen, durch die man sagen kann: „Ich bin Aspie.“

Mit irgendwelche kostenlosen Tests oder Hinweisen aus dem Internet kann man allerhöchstens sagen: „Ich glaube, ich könnte vielleicht vermutlich eventuell ein Aspie sein.“

Aber Gewißheit, daß du ein Aspie bist, bekommst du nur auf dieselbe Art wie den Behindertenpaß: über den Psychologen. Und nicht über die Website eines Psychologen, sondern über das Aufsuchen eines Psychologen. Ist anstrengend, kostet Zeit, kostet Geld, kostet Überwindung, kostet Nerven, weiß ich, ist aber zwingend notwendig, um sagen zu können: „Ich bin Aspie.“
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Kief

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Kief »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 16 Mai 2018 11:56
Endura hat geschrieben: 16 Mai 2018 09:57 Nein, man hat auch bereits vor der Diagnose die Krankheit. Und leidet wahrscheinlich darunter.
Man hat die Krankheit. Man hat aber keine hieb- und stichfeste Diagnose.
Deshalb gibt es in unserer SHG auch Unterscheidungen mit Verdachtsdiagnose (vermuten Autismus, wollen sich erkundigen) oder Eigendiagnose (also Selbsteinschaetzung ohne Psychologen, und ueberzeugter von der Selbsteinschaetzung).

Gibt ja manche, die gar nicht zum Diagnostiker gehen wollen.


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canarias

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von canarias »

Mir ist das wurscht, ob ich Aspie bin oder nicht. Ich trage vielleicht ein wenig mehr autistische Züge in mir, als andere. Deshalb will und brauche ich aber keinen Behindertenausweis. Bin auch niemand, der sich drauf ausruhen will.
Stabil

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Stabil »

Kief hat geschrieben: 16 Mai 2018 10:43 ... die nicht-inhaltlichen Ebenen abgeprueft werden, ob man kompatibel ist. Also die emotionalen Ebenen wie Respekt beim anderen, Beziehung zum anderen, dessen verschiedenen menschlichen Qualitaeten ...
Volle Zusimmung.
Das ist eine gute Beschreibung der - so zu sagen - zweiten Stufe des Smalltalk nach der Überbrückung der Anlaufphase.
Da kann es schon um mehr gehen, als das Wetter oder die aktuelle Verkehrslage. Es kommen schon leichte sachliche Themen und periphere persönliche Themen in Betracht, wie berufliches, Sport, Hobbies ... . Das darf ruhig noch oberflächlich bleiben und es ist ok, Dinge zu erzählen, die man schon oft jemandem erzählt hat. Dass man da inhaltlich und emotional noch nicht so in die Tiefe geht hat den immensen Vorteil, dass der Kopf frei bleibt, um die aktuelle Kommunikation zu sehen, um sich ein zu stimmen und erste Entscheidungen für das weitere Gespräch zu treffen.
Malaika

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von Malaika »

Ich hasse auch smalltalk, ich kann es aber tun wenn es die Situation erfordert, habe ich mir antrainiert. Ich selbst kann aber schlecht einen smalltalk anfangen weil ich es als zu sinnlos sehe. Ich unterhalte mich gern auf der Sachebene, über ein bestimmtes Thema. Ich mag keine Oberflächlichkeit.
Autistische Mädchen sind in der Regel ruhiger und können ihr Verhalten besser kontrollieren. Bei ihnen stehen daher seltener die Aggression und das Stören des Unterrichts, sondern vielmehr passives Verhalten und der Rückzug im Vordergrund
Das stimmt absolut bei mir...

Die Diagnose bei Erwachsenen zu stellen ist schwierig, weshalb es Psychologen nicht tun, sondern nur spezialisierte Psychater. Die sind selten und mit Terminen zur Diagnose überlaufen. Ich habe 10 Monate auf eine Termin gewartet.
blauäugig

Re: Asperger Syndrom

Beitrag von blauäugig »

Autistische Mädchen sind in der Regel ruhiger und können ihr Verhalten besser kontrollieren. Bei ihnen stehen daher seltener die Aggression und das Stören des Unterrichts, sondern vielmehr passives Verhalten und der Rückzug im Vordergrund
Ich bin ein Aspergirl mit Bartwuchs! :omg:

Aber mal (ernsthaft) interessehalber: Wer von Euch hat sich denn den SBA oder zumindest die Gleichstellung erkämpfen können?