Frühkindliche Prägung

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Zwerg
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Frühkindliche Prägung

Beitrag von Zwerg »

Ein persönliches Erlebnis, das nur am Rande mit der Thematik zu tun, mir aber in diese Richtung durchaus "ausbaufähig" in einer Diskussion erscheint will ich mir jetzt mal von der Seele schreiben. Unser fünfjähriger Sohn besucht einen konfessionell ausgerichteten Kindergarten. Eine seiner Erzieherinnen (eigentlich Kinderpflegerin) ist auch Ordensangehörige. Gestern erwähnt unser Sohn gelegentlich, "Jungen sind böser als Mädchen" und nennt auf Nachfrage, dies habe die Erzieherin gesagt.

Natürlich kann man dieses Beispiel als einfache Schlechtleistung einer Einzelperson abtun. Wie prägend aber sind denn überhaupt vermittelte geschlechtsspezifische Rollenverstellung oder eben Diskrepanzen zu solchen Rollenerwartungen für unser späteres Leben? Seht ihr einen Bezug zu eurem Problem?

Mir ist klar, dass die Antwort Konfliktpotential hat und die Gefahr des üblichen Geschlechterkampfes wieder mal besonders hoch ist.
Also bitte sachlich bleiben.

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Unchained

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Unchained »

Zwerg hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:01 Ein persönliches Erlebnis, das nur am Rande mit der Thematik zu tun, mir aber in diese Richtung durchaus "ausbaufähig" in einer Diskussion erscheint will ich mir jetzt mal von der Seele schreiben. Unser fünfjähriger Sohn besucht einen konfessionell ausgerichteten Kindergarten. Eine seiner Erzieherinnen (eigentlich Kinderpflegerin) ist auch Ordensangehörige. Gestern erwähnt unser Sohn gelegentlich, "Jungen sind böser als Mädchen" und nennt auf Nachfrage, dies habe die Erzieherin gesagt.

Natürlich kann man dieses Beispiel als einfache Schlechtleistung einer Einzelperson abtun. Wie prägend aber sind denn überhaupt vermittelte geschlechtsspezifische Rollenverstellung oder eben Diskrepanzen zu solchen Rollenerwartungen für unser späteres Leben? Seht ihr einen Bezug zu eurem Problem?

Mir ist klar, dass die Antwort Konfliktpotential hat und die Gefahr des üblichen Geschlechterkampfes wieder mal besonders hoch ist.
Also bitte sachlich bleiben.
Also einen Bezug zu meinen eigenen Problemen sehe ich nicht, aber ich habe hier schon mehrfach von Männern gelesen, dass Ihnen diese 'Wahrheit' als Kind nachhaltig eingetrichtert wurde. Inwieweit das prägend ist und Einfluss auf das spätere Verhalten hat kommt wahrscheinlich auf den einzelnen an.

Insgesamt finde ich es aber erschreckend, in welche Richtung unsere Gesellschaft aktuell geht. Schaut man in den Prospekt vom Discounter gibt es die Angebote für Kinderkleidung (selbst für Säuglinge) oder Spielsachen immer nach Geschlechtern getrennt. Es gibt Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungs. Neulich habe ich für meinen Neffen so Trinkpäckchen bei Aldi gekauft. Hab nicht aufgepasst und daheim stellte sich heraus, das sind die für Mädchen! :shock: Zum Glück mag er die sowieso lieber. :lach: Aber davon abgesehen empfinde ich das als echten Rückschritt und da passt die Aussage dieser Erzieherin gut rein. :roll:
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Unkreativer
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Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Unkreativer »

Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:24 Insgesamt finde ich es aber erschreckend, in welche Richtung unsere Gesellschaft aktuell geht. Schaut man in den Prospekt vom Discounter gibt es die Angebote für Kinderkleidung (selbst für Säuglinge) oder Spielsachen immer nach Geschlechtern getrennt. Es gibt Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungs. Neulich habe ich für meinen Neffen so Trinkpäckchen bei Aldi gekauft. Hab nicht aufgepasst und daheim stellte sich heraus, das sind die für Mädchen! :shock: Zum Glück mag er die sowieso lieber. :lach: Aber davon abgesehen empfinde ich das als echten Rückschritt und da passt die Aussage dieser Erzieherin gut rein. :roll:
Was ist denn daran erschreckend. Jungen und Mädchen sind nunmal unterschiedliche und haben unterschiedliche (insbesondere nicht anerzogene) Interessen. Ich finde es gut, dass man die bedient und nicht nur auf eine Seite achtet oder beiden einen mittelmäißgen Kompromiss anbietet.

Mein Problem ist eher, dass mir kein Rollenbild vorgelebt wurde. Und das hat wohl schon Einfluss.
Unchained

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Unchained »

Unkreativer hat geschrieben: 19 Jan 2018 10:37
Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:24 Insgesamt finde ich es aber erschreckend, in welche Richtung unsere Gesellschaft aktuell geht. Schaut man in den Prospekt vom Discounter gibt es die Angebote für Kinderkleidung (selbst für Säuglinge) oder Spielsachen immer nach Geschlechtern getrennt. Es gibt Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungs. Neulich habe ich für meinen Neffen so Trinkpäckchen bei Aldi gekauft. Hab nicht aufgepasst und daheim stellte sich heraus, das sind die für Mädchen! :shock: Zum Glück mag er die sowieso lieber. :lach: Aber davon abgesehen empfinde ich das als echten Rückschritt und da passt die Aussage dieser Erzieherin gut rein. :roll:
Was ist denn daran erschreckend. Jungen und Mädchen sind nunmal unterschiedliche und haben unterschiedliche (insbesondere nicht anerzogene) Interessen. Ich finde es gut, dass man die bedient und nicht nur auf eine Seite achtet oder beiden einen mittelmäißgen Kompromiss anbietet.

Mein Problem ist eher, dass mir kein Rollenbild vorgelebt wurde. Und das hat wohl schon Einfluss.
Findest Du es wirklich richtig, einem Kind von Anfang an ein Rollenbild aufzudrängen? Nach dem Motto Jungs spielen mit Autos und Mädchen spielen mit Puppen? Ich finde, man sollte sie einfach erstmal KIND sein lassen, sie dürfen doch gerne selber rausfinden, ob sie lieber eine blaue oder eine pinke Hose tragen und ob Puppen nicht spannender sind als Autos. Und mal ehrlich: Getränke nach Geschmack getrennt??? Ich finde das nicht nur überflüssig sondern auch beängstigend.
anbandoned

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von anbandoned »

Meine Grundschullehrerin hat die Mädchen immer gegen die Jungs aufgestachelt und uns Jungs sogar regelrecht beleidigt/bloßgestellt eben weil wir Jungs waren. Inwieweit mich das geprägt hat kann ich nicht sagen.
Glockenspiel

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Glockenspiel »

Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 10:55
Unkreativer hat geschrieben: 19 Jan 2018 10:37
Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:24 Insgesamt finde ich es aber erschreckend, in welche Richtung unsere Gesellschaft aktuell geht. Schaut man in den Prospekt vom Discounter gibt es die Angebote für Kinderkleidung (selbst für Säuglinge) oder Spielsachen immer nach Geschlechtern getrennt. Es gibt Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungs. Neulich habe ich für meinen Neffen so Trinkpäckchen bei Aldi gekauft. Hab nicht aufgepasst und daheim stellte sich heraus, das sind die für Mädchen! :shock: Zum Glück mag er die sowieso lieber. :lach: Aber davon abgesehen empfinde ich das als echten Rückschritt und da passt die Aussage dieser Erzieherin gut rein. :roll:
Was ist denn daran erschreckend. Jungen und Mädchen sind nunmal unterschiedliche und haben unterschiedliche (insbesondere nicht anerzogene) Interessen. Ich finde es gut, dass man die bedient und nicht nur auf eine Seite achtet oder beiden einen mittelmäißgen Kompromiss anbietet.

Mein Problem ist eher, dass mir kein Rollenbild vorgelebt wurde. Und das hat wohl schon Einfluss.
Findest Du es wirklich richtig, einem Kind von Anfang an ein Rollenbild aufzudrängen? Nach dem Motto Jungs spielen mit Autos und Mädchen spielen mit Puppen? Ich finde, man sollte sie einfach erstmal KIND sein lassen, sie dürfen doch gerne selber rausfinden, ob sie lieber eine blaue oder eine pinke Hose tragen und ob Puppen nicht spannender sind als Autos. Und mal ehrlich: Getränke nach Geschmack getrennt??? Ich finde das nicht nur überflüssig sondern auch beängstigend.
Wenn man belegen kann, dass dies nur entfernt damit zu tun hat wie sich Frauen/Männer im späteren Leben verhalten, dann würde ich dir zustimmen.
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Solstice
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Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Solstice »

Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:24 Es gibt Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungs.
Nein, es gibt Ü-Eier für Mädchen und allgemeine Ü-Eier. Jungs bekommen nichts.
Zum Thema: Mir wurde damals auch, besonders in der Schule, beigebracht: Mädchen sind still, brav und fleißig und Jungs sind Rabauken.
Inzwischen auch im ab-forum.de zu finden :winken:
Unchained

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Unchained »

Solstice hat geschrieben: 19 Jan 2018 12:30
Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:24 Es gibt Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungs.
Nein, es gibt Ü-Eier für Mädchen und allgemeine Ü-Eier. Jungs bekommen nichts.
Zum Thema: Mir wurde damals auch, besonders in der Schule, beigebracht: Mädchen sind still, brav und fleißig und Jungs sind Rabauken.
Sorry, mein Fehler! ;)

Wir hatten mal eine Sportlehrer, der versucht hat, die Mädchen anzuspornen, genauso schnell zu laufen/weit zu springen/was auch immer wie die meisten Jungs. 2 oder 3 haben da auch wirklich Ehrgeiz an den Tag gelegt und waren richtig gut. :shylove: Und eine Kunstlehrerin hat mal allen Jungs in der Klasse eine 3 gegeben, weil sie meinte, dass Jungs kein Talent zum Nähen haben. Für mich war das gut, die 3 war sehr schmeichelhaft. :lach: Die Lehrerin hat dafür aber nachher noch Ärger bekommen. Ansonsten kann ich mich nicht erinnern, dass da groß gewertet wurde. War mir aber auch egal.
Nonkonformist

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Nonkonformist »

Wann ich mich meine grundschulzeit erinnere, gab es schon mal streitigkeiten zwisschen den jungs, aber wirklich verherend würde es erst wann die mädchen auch einander losgegangen sind - das war richtig krass, das dauerte auch meist über wochenlang. Ich würde mal aus mir nicht ganz deutliche pädagogische gründen, in den kreistischaufstellung in der klasse, zwisschen zwei solcher streitende mädchen plaziert, für einige wochen - ich war ja der diplomatische vernünfitge typ und es war so gedacht das die beiden sich so schneller versöhnen. Seit die beiden mehrmals körperlich auf einander losgegangen (inklusive schubsen, hauen, treten, haare ziehen, kratzen, das ganze pakket) sind war meine rolle mir nicht wirklich geheuer - dazu war ich parteiisch, denn eine der beiden war meine OdB/freundin.

Wie denn auch, das mädchen immer so lieb und süß und harmlos sind, habe ich nie geglaubt.
Das waren sie nur in kinderbücher und fernsehserien.
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Siegfried
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Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Siegfried »

Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 10:55
Unkreativer hat geschrieben: 19 Jan 2018 10:37
Unchained hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:24 Insgesamt finde ich es aber erschreckend, in welche Richtung unsere Gesellschaft aktuell geht. Schaut man in den Prospekt vom Discounter gibt es die Angebote für Kinderkleidung (selbst für Säuglinge) oder Spielsachen immer nach Geschlechtern getrennt. Es gibt Ü-Eier für Mädchen und Ü-Eier für Jungs. Neulich habe ich für meinen Neffen so Trinkpäckchen bei Aldi gekauft. Hab nicht aufgepasst und daheim stellte sich heraus, das sind die für Mädchen! :shock: Zum Glück mag er die sowieso lieber. :lach: Aber davon abgesehen empfinde ich das als echten Rückschritt und da passt die Aussage dieser Erzieherin gut rein. :roll:
Was ist denn daran erschreckend. Jungen und Mädchen sind nunmal unterschiedliche und haben unterschiedliche (insbesondere nicht anerzogene) Interessen. Ich finde es gut, dass man die bedient und nicht nur auf eine Seite achtet oder beiden einen mittelmäißgen Kompromiss anbietet.

Mein Problem ist eher, dass mir kein Rollenbild vorgelebt wurde. Und das hat wohl schon Einfluss.
Findest Du es wirklich richtig, einem Kind von Anfang an ein Rollenbild aufzudrängen? Nach dem Motto Jungs spielen mit Autos und Mädchen spielen mit Puppen? Ich finde, man sollte sie einfach erstmal KIND sein lassen, sie dürfen doch gerne selber rausfinden, ob sie lieber eine blaue oder eine pinke Hose tragen und ob Puppen nicht spannender sind als Autos. Und mal ehrlich: Getränke nach Geschmack getrennt??? Ich finde das nicht nur überflüssig sondern auch beängstigend.
Gefährlich!
Mit der Einstellung kannst du auch sehr schnell das Gegenteil erreichen. Wenn du Pech hast und lässt den Jungen mit Puppen spielen anstatt der gängigen Jungssachen wie Autos oder Fußball besteht die Gefahr das er sich zum Außenseiter macht und zum Mobbing Opfer wird... je nach Umfeld.
Nonkonformist

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Nonkonformist »

Siegfried hat geschrieben: 20 Jan 2018 04:20 Gefährlich!
Mit der Einstellung kannst du auch sehr schnell das Gegenteil erreichen. Wenn du Pech hast und lässt den Jungen mit Puppen spielen anstatt der gängigen Jungssachen wie Autos oder Fußball besteht die Gefahr das er sich zum Außenseiter macht und zum Mobbing Opfer wird... je nach Umfeld.
Was soll mit diesen grausamen gruppenzwang?
Ich interessiere mich bis zum jetzigen tag nicht für fußball oder autos und fühle mich ganz wohl dabei.
Ich habe stattdessen mal eine trickfilmserie für zielgruppe 10-jährigen mädchen regissiert und mich dabei sehr wohl gefühlt.
Diese genderstereotypen sind für mich nur nervig und einschränkend.
Ich mag mit sicherheit diesen sterotype männlichkeitsideale null, wozu soll man sich da konformieren?
So das wir alle nur minimale variationen auf ein thema sind?
Was ist so schlimm drann, außenseiter zu sein? Meine meiste freunde waren aussenseiter. Die waren um einiges weniger anstrengend als die normalos mit deren ewigen wettbewerb und schwanzvergleich.

Und das gemobbt wird ist auch teil dieses systems, das menschen gehirrnwascht werden in was 'normal' oder 'abnorrmal' sei, und das man das recht hat diejenigen die anders sind runter zu machen. Ich bin mir sicher das vieles dieses mobbingverhaltens von den eltern auf den kinder übetragen wird. Xenofobe eltern die deren kinder lernen alles runter zur machen was anders ist, und so ein ewiges Sei-nicht-du-aber-sei-was-von-dir-erwartet-wird - mein Vater war ach so einer; zum glück habe ich da nicht zugehört. Wir brauchen eine tolerantere welt; jeder vorschreiben wer er zu sein hat und was er zu mögen hat tragt für mich dazu nichts bei - das ist nur eine form der tyrannei.

(So langsam geht dieses ganzes Nur stereotypen Männer und Frauen die deren aufgezwungenen rollenbilder treu sein verdienen einen beziehung - gedönse das hier mal wieder dominiert mich wieder ziemlich auf den nerven.)
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Esperanza
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Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Esperanza »

Ich finde diese Mädchen/Jungs-Trennung auch nicht so dolle.
Mädchen sind brav und nett. Jungs sind gemeine Rabauken. So wurde mir das in meiner Kindheit vermittelt. Und ich habe leider immer noch ein negativeres Männerbild als es mir guttut und wohl der Realität entspricht.
Von daher finde ich diese Unterscheidungen von Geburt an ziemlich dämlich.
Versucht mal neutrale Kleidung für Säuglinge zu finden. Es gibt rosa in allen Variationen für Mädels und blaue Klamotten mit Baggern und Autos für Jungs.
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk. Der andere eine Lektion. Manche auch beides.
Unchained

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Unchained »

Danke @Nonkonformist und Esperanza, gibt ja doch noch andere, die das so sehen. ;)

Sollte ich irgendwann in meinem Leben mal eigene Kinder haben oder für Kinder dauerhaft sorgen sehe ich meine Aufgabe darin, sie zu verantwortungsvollen und selbstbewussten erwachsenen Individuen zu erziehen, die sich ihren Platz im Leben suchen und damit möglichst glücklich werden. Regelkonforme Mitläufer, die Statisken bemühen um rauszufinden, was genau sie tun müssen, gibt es wohl genug.

Mein Neffe interessiert sich zwar am meisten für Technik und für's Toben, aber er hat auch Puppen. Manchmal macht es ihm Spaß, die zu baden, um- und anzuziehen und einfach wie Kinder für sie zu sorgen (meistens, wenn er selber müde ist und/oder Ruhe braucht). Und wenn er etwas auf dem Herzen hat, das er sich nicht unbedingt traut persönlich zu besprechen, spielen wir Kaffeekränzchen. Neulich hat seine 'Lucas-Puppe' meine 'Onkel-Puppe' gefragt, warum es schlimm ist, Penis zu sagen. Da ist die 'Onkel-Puppe' dann echt gefragt. :mrgreen:

In dem Karnevalsverein, dem ich neulich beigetreten bin, gibt es zwei junge Leute, die klassische Berufe des anderen Geschlechts gelernt haben. Eine Dachdeckerin, seit 2 Jahren Gesellin und ein Krankenpfleger kurz vor der Abschlussprüfung. Keiner der beiden wird von den anderen ausgegrenzt oder gemobbt, weil sie beide selbst zu dem stehen was sie tun und sehr stolz darauf sind. Und darum geht es doch hauptsächlich, dass man zu dem steht was man tut.

Wenn ich meinem Kind vorschreiben muss, wie es sich zu kleiden und womit es zu spielen hat, um im Leben nachher klarzukommen würde das wohl auch bedeuten, dass ich meiner Tochter verbieten müsste, mir beispielsweise beim Laminatverlegen zu helfen, weil Frauen das nicht machen!?
Lupus solum

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Lupus solum »

Ich kenne das so, dass einem über die Zeit immer mehr vermittelt wird, dass Mädchen/Frauen einfach die besseren Menschen als Jungs/Männer sind. Das ist aber natürlich absolut Blödsinn. Es gibt auch genug Frauen die eine sehr scheußliche/eigennützige/manipulative Persönlichkeit haben. Hat nichts mit dem Geschlecht zu tuen. Gibt verachtenswerte Menschen bei beiden Geschlechtern und wiederum die mit gutem Charakter. Das große Problem ist, dass wir Männer und Frauen nicht nach individuellen Eigenschaften bewerten sondern nach gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechterrollen.
Das größte Problem ist leider die frühe Schulzeit. Ich habe auch schon öfters von Grundschullehrerinnen gehört die Mädchen bevorzugt haben. Meine Grundschullehrerin in der 1. und 2. Klasse hat mich absolut gehasst und mich auch grundlos vor der Klasse bloßgestellt. Das hat sicher auch irgendwelche Narben hinterlassen. Das Mädchen oft im Grundschulalter bevorzugt werden hat sicher stark damit zu tuen, dass sich Mädchen einfach besser in den Schulalltag auch nach der Grundschule einbringen können. Alle Grundschüler sollten definitiv sowohl männliche Lehrer als auch weibliche Lehrer haben. Unser ganzes frühes Bildungssytem ist fast rein nur von Frauen besetzt und das ist definitiv nicht in Ordnung.
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Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Ringelnatz »

Lupus solum hat geschrieben: 20 Jan 2018 09:24 Alle Grundschüler sollten definitiv sowohl männliche Lehrer als auch weibliche Lehrer haben. Unser ganzes frühes Bildungssytem ist fast rein nur von Frauen besetzt und das ist definitiv nicht in Ordnung.
Das wäre super! Leider interessieren sich nur wenige Männer für den Beruf des Grundschullehrers... da es ein "Frauenberuf" ist, ist er halt auch schlechter bezahlt.
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Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Ringelnatz »

Zwerg hat geschrieben: 19 Jan 2018 09:01 Gestern erwähnt unser Sohn gelegentlich, "Jungen sind böser als Mädchen" und nennt auf Nachfrage, dies habe die Erzieherin gesagt.
Wie bist du denn mit dieser Aussage deines Sohnes umgegangen? Was hast du geantwortet? Hast du dann auch weiter gefragt? "Wie kommst du denn darauf?" Wenn dann kommt, das habe die Erzieherin so gesagt, würde ich weiter nachfragen. Z.B. in welcher Situation sie das gesagt hat hat. Ob er selbst der Meinung ist, dass Jungs böser sind als Mädchen. Was Jungs tun, wenn sie "böse" sind und was Mädchen tun. Vielleicht kommt ihr dann von ganz alleine darauf, dass "böse sein" sich am Verhalten orientiert und nicht am Geschlecht. Dass nicht der Mensch böse IST, sondern in manchen Situationen böse Dinge TUT (für die es dann auch Ärger gibt).

Jungs sind schon generell wilder und reagieren weniger angepasst als Mädchen (im Schnitt - natürlich gibt es auch ruhige Jungs und wilde Mädels ;-)). Die Wilden bekommen halt öfter mal Ärger. Solange sie genau wissen, wofür und solange es Möglichkeiten gibt, überschüssige Energie anders rauszulassen, schadet das doch auch nicht. Hätte ich einen wilden Jungen würde ich schon damit rechnen, dass er ab und zu eins aufs Dach bekommt :lol: Ich würde ihn trotzdem lieben und würde versuchen ihm beizubringen, seine Wildheit so rauszulassen, dass er dabei nicht anderen weh tut und ihm aber auch erklären, dass es sein Verhalten ist, dass in einer bestimmten Situation Ärger ausgelöst hat und nicht seine Person (oder sein Geschlecht).

P.S. Kinder im Kindergartenalter legen übrigens viel Wert auf den Unterschied Jungs/Mädels. Wahrscheinlich gehört das auch in gewisser Weise zur Identitätsfindung dazu. Ich weiß gar nicht so genau, ob man als Eltern da viel machen kann, wenn die Kinder eben kommen mit "Mädchen/Jungs sind so und so" oder "das ist für Mädchen, das will ich nicht!" Können ja mal ein paar User mit Kindern berichten...
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orthonormal

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von orthonormal »

Hm, also dass man Frauen/Mädchen mit besonderer Rücksicht behandeln soll, ist ja Bestandteil der allgemeinen Höflichkeitsregeln, die man als Kind vermittelt kriegt. Ansonsten könnte ich mich nicht erinnern, dass mir jemand als Kind irgendwie ein schlechtes Männerbild vermittelt hätte – das habe ich mir ganz allein erarbeitet. :?
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Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von NeC »

Unchained hat geschrieben: 20 Jan 2018 09:04 Danke @Nonkonformist und Esperanza, gibt ja doch noch andere, die das so sehen. ;)

Sollte ich irgendwann in meinem Leben mal eigene Kinder haben oder für Kinder dauerhaft sorgen sehe ich meine Aufgabe darin, sie zu verantwortungsvollen und selbstbewussten erwachsenen Individuen zu erziehen, die sich ihren Platz im Leben suchen und damit möglichst glücklich werden. (...)
Durchaus volle Zustimmung von mir.

Aber:
Ich selbst bin in der Zeit groß geworden, wo sich Frauen vermehrt und vehement für die Gleichberechtigung eingesetzt haben (was ja gut ist!). Auch war damals die Idee sehr populär, Mädchen und Jungs exakt gleich zu erziehen, um eben diese Rollenbilder abzubauen und Chancengleichheit zu ermöglichen (auch ein löbliches Ziel!).

Bei mir als kleiner Junge kam aber leider an: Mädchen und Jungen sind gleich (bis auf die kleinen anatomischen Unterschiede).

Ich fürchte, dieses kleine Missverständnis zusammen mit der damals ständig in den Medien wiederholten pauschalen Anschuldigung, dass Frauen grundsätzlich von Männern unterdrückt würden, und die Männer ohnehin nur "das eine" von den Frauen wollen, hat schon sehr dazu beigetragen, dass ich als Teenager und Jugendlicher kein normales Verhältnis zu Mädels aufbauen konnte, was wohl den Grundstein zur AB-Karriere gelegt hat. Mir war nicht klar, dass es Rollen gibt, die man ausfüllen muss, um den Kontakt herzustellen, und sich "normal" zu entwickeln.

Deshalb finde ich das heute sehr gut, dass den Kindern vermittelt wird, dass es durchaus Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen gibt, und das Produkte/Angebote auch durchaus auf diesen Umstand eingehen. Gleichzeitig sollte aber auch vermittelt werden, dass nichts nur für Mädchen oder Jungen da ist, sondern Angebote immer allen offen stehen sollten. (Der "Girlsday" war meiner Meinung nach z.B. so ein Negativbeispiel, aber der ist ja inzwischen zum Glück auch zum "Zukunftstag" für alle Kinder mutiert).
Nonkonformist

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Nonkonformist »

Weil ich drüber nachdenke - es gab tatsächlich etwas das mich in meinen kindheit ein schlechtes männerbild beigebracht hat.

Mein vater.
Mein onkel.
Und noch so ein paar ähnliche beispiele.

Weil sie einfach grausame tyrannische menschen waren, die sich nicht für psychischen und physikalen gewalt gescheut haben.
Also, nichts das ich von irgendwelchen propaganda mitgekriegt habe; einfach männer aus meinem direkten umfeld, aus den altmodisch-patriarchalen zeit, die von deren frauen und kinder absoluten gehorsam und unterwürfigkeit verlangt haben.

Ich habe mich damals auch geschworen, nie so einer art mann zu werden.
Glockenspiel

Re: Frühkindliche Prägung

Beitrag von Glockenspiel »

Esperanza hat geschrieben: 20 Jan 2018 08:26 Ich finde diese Mädchen/Jungs-Trennung auch nicht so dolle.
Mädchen sind brav und nett. Jungs sind gemeine Rabauken. So wurde mir das in meiner Kindheit vermittelt. Und ich habe leider immer noch ein negativeres Männerbild als es mir guttut und wohl der Realität entspricht.
Von daher finde ich diese Unterscheidungen von Geburt an ziemlich dämlich.
Versucht mal neutrale Kleidung für Säuglinge zu finden. Es gibt rosa in allen Variationen für Mädels und blaue Klamotten mit Baggern und Autos für Jungs.
Inwiefern sollten Mädchen brav und nett sein und Jungs Rabauken?
Vor der Pubertät bemerke ich da leider kaum Unterschiede. Mädchen sind da genau so aggressiv und wild wie Jungs.
Jungs und Mädchen werden gleichermaßen angemeckert, wenn sie mal zu wild sind und Leute ärgern oder Sachen kaputt machen. Glaube da nimmt sich nicht viel. Zumindest habe ich noch nie von irgendwem gehört:"Hey, lass den Kevin mal machen, er ist halt ein Rabauke"
Erst in der Pubertät driften Mädchen und Jungs wirklich voneinander ab.