Bleiben Schäden?

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Jürgen

Bleiben Schäden?

Beitrag von Jürgen »

Hallo zusammen,

meine Frage richtet sich vor allem an die (Ex-?)ABs, die es im fortgeschrittenen Alter noch zu einer (sexuellen) Beziehung gebracht haben: Fühlt ihr euch jetzt am Ziel, schließlich seit ihr definitionsgemäß keine ABs mehr? Oder bleiben Narben zurück, oder gar eiternde Wunden aus der ungelebten Vergangenheit?

Ich zum Beispiel unternehme schon seit langem nichts mehr, um meinen Beziehungstatus zu ändern. Ich glaube nicht, dass es was bringt und weiß auch gar nicht, wo und wie ich anfangen soll. Ich sehe mich in einem ausweglosen Dilemma: Altersmäßig passende Partnerinnen sind mir beziehungsmäßig und sexuell haushoch überlegen, abgesehen davon, dass allein dadurch meine ohnehin vorhandenen Minderwertigkeitsgefühle noch verstärkt würden, könnte ich niemals deren Erwartungen erfüllen. Mir fehlt die ganze "normale" Beziehungsbiografie, vom ersten Händchenhalten, Rumknutschen auf Partys erster Freundin und das alles. Ich würde nicht dem Bild des Reisenden entsprechen, der in letzter Sekunde auf den Bahnsteig hetzt und durch die sich schließenden Zugtüren schlüpft, dann aber im selben Zug sitzt wie alle anderen, sondern mich wie ein Zwanzigjähriger fühlen, der plötzlich an der Uni klar kommen soll, wo er altersmäßig ja auch hingehört, seit dem achten Lebensjahr aber keine Schule mehr besucht hat.

Ein guter Freund von mir war bis Anfang dreißig AB, hat dann im Netz seine (asiatische) Frau kennengelernt und ist heute Familienvater, er scheint damit zufrieden zu sein. Ein anderer Kumpel, der seit Jahren Single war, hat kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag seine jetzige gleichaltrige Freundin kennengelernt, allerdings kenne ich ihn nicht lange genug, um zu zu wissen, ob er nicht vielleicht schon früher mal was am Laufen hatte.

Für mich kann ich mir diese Wege wie gesagt gar nicht vorstellen, ich hätte Minderwertigkeitskomplexe, fände auch die Frauen nicht sexuell attraktiv und wüsste abgesehen davon auch ganz genau, dass eine solche Beziehung ein Himmelfahrtskommando wäre. Selbst wenn es nicht an rein praktischen Problemen scheitern würde, die aus meiner fehlenden Beziehungslosigkeit resultieren, würde der in meinem Gehirn ablaufende Mindfuck dem Ganzen den Gnadenschuss geben.

So ganz allein stehe ich mit meiner Ansicht zumindest nicht, immerhin sagt in Houellebecqs "Kampfzone" der namenlose Erzähler zu seinem AB-Kollegen Tisserand in betrunkenen Zustand, dass dieser immer ein Waisenkind der verpassten Jugendlieben bleiben werde, und die Wunde niemals aufhören würde zu schmerzen. Schön , traurig, wahr.

LG

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Lazarus Long
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Lazarus Long »

Wovon sollten Schäden bleiben?
Was stellst du dir denn an Schäden vor?

Ich nehme bei mir keine wahr, die ich auf die Zeit als AB zurückführen würde, aber vielleicht sieht Swenja das ja anders.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Wilhelm von Humboldt
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fredstiller

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von fredstiller »

Es mag schwer überzeugend und vielleicht zu rational klingen, aber:
Die Vergangenheit ist vorbei und nicht änderbar.

Ich suche seit geraumer Zeit nicht aktiv nach einer Partnerin und mache mich nicht mental davon abhängig:
Aber wenn sich eine Beziehung ergäbe, dann wäre mein (zukünftiges) Leben damit schöner als bisher.
Denn nur wenn das gegeben ist und nur dafür liesse ich mich noch eine Beziehung ein.
Ansonsten würde ich die Beziehung wieder beenden (und ja, ein gewisses Risiko geht man immer ein).

Minderwertig fühle ich mich ohne Erfahrung nicht.
Nicht mehr - ich gebe zu, dies war vielleicht nicht immer so.
Sehe meine Erfahrungslosigkeit als praktisches sexuelles Problem - nicht mehr, nicht weniger.
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desigual
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von desigual »

Obwohl ich mein HC mit 27 Jahren und auch das SC vor ein paar Jahren losgeworden bin, muss ich sagen, dass das ABtum mit häufiger Ablehnung und nicht vorhandener männlicher Aufmerksamkeit Spuren hinterlassen hat, die sich jetzt, wo ich wieder Single bin, deutlich bemerkbar machen.
asymetric
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von asymetric »

Ich bin immer noch HC-AB, auf diesem Gebiet bin ich noch nicht so viel weiter, aber auf anderen Gebieten schon. Daher denke ich, dass ich in gewissen Maße nachvollziehen kann was du meinst.

Ich hatte mir in meiner kindlichen Naivität gewünscht meine erste Freundin mit 17 zu haben. Äh - wurde nix. Kann ich irgendwas machen um das zu ändern? - NE. Bringt es mir etwas sich deswegen fertig zu machen? - NE.

Manche Wünsche im Leben bleiben unerfüllt, manche Chancen ungenutzt, manche schöne Dinge die besser leben und sich entwickeln sollten, sterben. Thats Life, get used to it.

Wenn ich meine Situation analysiere, stellt sich für mich die Wahl zwischen zwei Dingen: Die Lage zu akzeptieren, und aufzugeben, hoffen das es aufhört zu schmerzen.

Oder zu wissen das es zwar nie so werden wird wie andere es haben, aber trotzdem versuchen "zu machen was noch geht".

Stell dir vor, du wärst Soldat, Krieger, whatever - irgendnen bewaffneter Typ in verminten Gelände.

Es gibt einen lauten Knall unter dir. Du bist auf eine Mine getreten.
An der Stelle wo dein rechter Fuss war, erblickst du ein pinselförmiges Gebilde aus Hautfetzen, Sehnen und Knochen. aus der pulsierend eine ansehnliche Blutfontäne spritzt.

Du stehst unter Schock, noch spürst du keine Schmerzen, doch du weisst in diesem Moment, du wirst den Rest deines Lebens als Krüppel verbringen.

Was tust du?

Du kannst dir selbst ne Kugel in den Kopf jagen und dein Leid beenden. Damit ersparst du dir viele Schmerzen, und auch dein ganzes restliche Leben.

Oder du kannst dich entscheiden leben zu wollen, wissend, das die nächsten Minuten und Stunden die vielleicht schlimmsten deines Lebens werden. Du wirst abartige Schmerzen haben, du wirst leiden. Aber du wirst überleben. Du wirst nie wieder so gut werden wie mit deinem natürlichen Fuss, doch was trotzdem möglich ist siehst du bei den Paralympics. Aber einfach wird es nicht.

Das ist ins Extreme gezogen die Frage vor der du (so denke ich zumindest) gerade stehst.


Finde darauf DEINE Antwort. Dann bist du schonmal einen Schritt weiter.
Liebe wird aus Mut gemacht.
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Strange Lady »

Bei mir schon. Ich führe meine sich mehrenden chronischen Erkrankungen darauf zurück, dass ich beziehungsgestört/persönlichkeitsgestört bin. In der TCM werden diese auch so benannt.

Ich vermute, dass nicht alles mit/in einer Beziehung verschwinden würde. Ganz im Gegenteil. Vieles würde sich erstmal verschlimmern: Abgrenzungs- und Vermeidungszwänge, Psychostress, Verlustängste, Ekel ... erfahrungsgemäß wird es schlimmer, je greifbarer eine Beziehung wird.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Berglöwe »

Was heißt bleiben Schäden?

1. Manche sind ja erst durch (psychische) "Schäden" in diesen AB-Zustand gekommen und ob die in jedem Falle, auch im Falle einer Beziehung, je gänzlich weg gehen ist offen.

2. Ich weiß nicht ob man hier von (Folge-)Schäden sprechen sollte. Man hat halt eine andere Entwicklung im Leben genommen. Das kann teilweise auch so sein, dass so mancher AB bzw. Dauersingle seine Persönlichkeit durch das allein leben weit mehr entwickelt und sich selber besser kennengelernt hat, als jemand, der seit der Jugend ständig in Beziehungen war. Einfach aus der Sachlage heraus, dass ihm/ihr nicht die Beziehungen einfach so zugeflogen sind weil er/sie z.B. nicht am obersten Ende der Attraktivitätsskala ist.
Jürgen hat geschrieben: 08 Jan 2018 17:38 So ganz allein stehe ich mit meiner Ansicht zumindest nicht, immerhin sagt in Houellebecqs "Kampfzone" der namenlose Erzähler zu seinem AB-Kollegen Tisserand in betrunkenen Zustand, dass dieser immer ein Waisenkind der verpassten Jugendlieben bleiben werde, und die Wunde niemals aufhören würde zu schmerzen. Schön , traurig, wahr.
Interessantes Buch.

Wikipedia dazu:
Der Titel Ausweitung der Kampfzone bezieht sich auf einen Vergleich zwischen Ökonomie und Sexualität, den der Ich-Erzähler zieht:
„In einem völlig liberalen Wirtschaftssystem häufen einige wenige beträchtliche Reichtümer an; andere verkommen in der Arbeitslosigkeit und im Elend. In einem völlig liberalen Sexualsystem haben einige ein abwechslungsreiches und erregendes Sexualleben; andere sind auf Masturbation und Einsamkeit beschränkt. Der Wirtschaftsliberalismus ist die erweiterte Kampfzone, das heißt, er gilt für alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. Ebenso bedeutet der sexuelle Liberalismus die Ausweitung der Kampfzone, ihre Ausdehnung auf alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen.“ – Michel Houellebecq: Ausweitung der Kampfzone
Saraj
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Saraj »

Strange Lady hat geschrieben: 08 Jan 2018 21:18 Ich vermute, dass nicht alles mit/in einer Beziehung verschwinden würde. Ganz im Gegenteil. Vieles würde sich erstmal verschlimmern: Abgrenzungs- und Vermeidungszwänge, Psychostress, Verlustängste, Ekel ...
Ich kann bestätigen, dass "Psychostress" in einer Beziehung erstmal schlimmer werden kann. Also nicht Stress zwischen den Partnern, sondern innerer, mit sich selbst auszumachender. Einer, der aus besagten "Schäden" resultiert. Wenn ich das mal so definiere, dass in der ersten Zeit alle möglichen emotionalen Krisen in mir aufkamen, ausgelöst durch Dinge, die ich in meiner Einsamkeitszeit komplett runtergedrückt und dann in ihrer Existenz gar nicht mehr wahrgenommen hatte, weil man ja irgendwie klarkommen musste. Dass es so heftig wird, sich da so viele "Schäden" gebildet hatten, hätte ich nie gedacht. Wunden, die in HC-AB-Verdrängungs-und-Kampfs-Zeiten mit möglichst vielen Pflastern provisorisch zugekleistert wurden, reißen wieder auf und es dauert seine Zeit, bis da was anfängt richtige Krusten zu bilden. Wie lange es dauert, bis alle Schäden zugewachsen sind, keine Ahnung. So ist es bei mir schon als Ex-HC-AB an der Grenze zur 30. Ob diese Schäden in einem fortgeschritteneren Alter noch komplett beseitigt werden können, weiß ich nicht. Das ist sicher nur für jeden individuell beantwortbar.
Aber jeder Mensch trägt irgendwelche lebenslangen Schäden mit sich rum. Unfairerweise werden nur manche viel mehr durch das Leben geschädigt als andere.
FrankieGoesTo...

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von FrankieGoesTo... »

Hallo Jürgen,

Du machst Dir (wie ich selbst allerdings auch) zu viele Gedanken über ungelegte Eier.

Auch Erfahrene haben bestimmt Angst, den Ansprüchen nicht zu genügen. Das kann Deiner zukünftigen Partnerin genauso passieren. Vielleicht denkt sie auch:"Hoffentlich ist das für Jürgen okay, dass ich...". Zweifel haben da alle Menschen.

Und wenn es sexuell nicht passt, dann kann es auch bei Normalos zu einer Trennung kommen. Das ist kein explizites AB-Problem.

Du kannst aber auch auf eine Frau treffen, für die das ganze kein Problem ist.

Man muss es halt einfach probieren. Zu Hause das Ganze zu theoretisieren bringt Dich nicht weiter. Du musst Erfahrungen sammeln.

Und weil ich meine, dass aus Deinem Post rausgelesen zu haben: es gibt wirklich viele Frauen in den 40ern/50ern, die auch super attraktiv sind. Solltest Du nicht gleich ausschließen.

Gib doch allen Menschen erst mal eine Chance, Dich und sie kennenzulernen.

Viel Glück!
Frank
knopper

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von knopper »

hmm naja also ich denke auch das manche Dinge in Sachen Liebe einfach in einem bestimmten Alter (meistens Pubertät, Anfang 20) geschehen sollten be einer "normalen" Entwicklung.
Es ist nun mal das Alter wo man beginnt sich für Frauen zu interessieren, der sexuelle trieb einsetzt usw...
Die meisten machen ja auch ihre Erfahrungen da, SC-Ab's mal eingeschlossen. Dazu zähle ich übrigens nicht die schnelle 3 minütige Nummer im betrunkenen Zustand sondern schon richtigen Sex, nüchtern mit pochendem Herzen, wahnsinniger Aufgeregtheit und schönen Gefühlen.

Es ist für einen Teenie ganz normal...aber nicht mehr für einen ü30, und da kann das Gegenüber schon mal ins Grübeln kommen warum denn nun diese Aufgeregtheit da ist....man ist ja schließlich kein Teenie mehr...

Logisch kann das alles auch noch später kommen, aber es gibt irgendwo Grenzen. Ein AB der mit 27, 28 erste Erfahrungen macht ist natürlich was anderes als einer wo dies erst mit 50 passiert...auch wenn das gerne wegdiskutiert wird.
Allein schon von der körperlichen Verfassung her würde ich jetzt mal sagen.

Von daher ist die Torschlusspanik einiger AB's schon sehr berechtigt und man sollte es ernst nehmen. Man lebt nun mal nicht ewig.
Man ist fest in diesem Lebenskreislauf mit eingebunden und der besagt nun mal Geschlechtsreife = erste sexuelle Erfahrungen.....seht auf die Tierwelt.

Daher kann ich den TE schon verstehen....alles andere ist nur Schöngerede und Selbstbetrug.
Murmel

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Murmel »

Bei mir würde ich sagen, dass es eher umgekehrt ist. Dadurch, dass ich seltsam/anders bin, bin ich AB. Aber natürlich spüre auch ich Trauer um die durch die Depression verlorenen Jahre, nicht nur im Bezug auf Beziehung.
Aber was soll ich nun machen? Aufgeben? Oder die Dinge so wie sie sind akzeptieren, Trauerarbeit leisten und dann versuchen aus dem was ich jetzt noch habe das beste zu machen? Die Jahre die weg sind, sind weg. Da lässt sich nichts mehr dran ändern. Und es ist auch in Ordnung deswegen traurig zu sein. Aber noch möchte ich nicht aufgeben.
knopper

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von knopper »

Murmel hat geschrieben: 09 Jan 2018 10:04 Bei mir würde ich sagen, dass es eher umgekehrt ist. Dadurch, dass ich seltsam/anders bin, bin ich AB. Aber natürlich spüre auch ich Trauer um die durch die Depression verlorenen Jahre, nicht nur im Bezug auf Beziehung.
Aber was soll ich nun machen? Aufgeben? Oder die Dinge so wie sie sind akzeptieren, Trauerarbeit leisten und dann versuchen aus dem was ich jetzt noch habe das beste zu machen? Die Jahre die weg sind, sind weg. Da lässt sich nichts mehr dran ändern. Und es ist auch in Ordnung deswegen traurig zu sein. Aber noch möchte ich nicht aufgeben.

genau so ist es, vollkommen richtige Einstellung.

Ist ja bei mir ähnlich. Ich sehe das Ganze seit ein paar Jahren nicht mehr soo verkrampft und versuche locker zu sein. Man sollte immer das Beste draus machen und natürlich nich wie ein Häufchen Elend rüberkommen....logo.

Eine Garantie das man DANN wen findet ist des jedoch auch nicht, man kann trotzdem AB bleibe trotz guter Laune und Lockerheit. :D
Wird gern bei den vielen Tipps vergessen... Erfolgsgarantien gibt es nun mal nicht.
Logan 5

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Logan 5 »

Jürgen hat geschrieben: 08 Jan 2018 17:38 Oder bleiben Narben zurück, oder gar eiternde Wunden aus der ungelebten Vergangenheit?
Nein, heute nicht mehr. Früher haben mich die Gedanken an "verpasste" Erfahrungen resultierend aus einer "normalen" Beziehungslaufbahn, beginnend im Teenageralter, durchaus belastet. Diese Gedanken konnte ich irgendwann loslassen, übrigens schon vor dem Beginn meiner Beziehung. Geholfen haben mir dabei unter anderem auch die Schilderungen, bzw. Erfahrungswerte befreundeter Normalos in meinem Alter.

Wenn man realisiert, dass langjährige Singles, die zuvor eine klassische Beziehungslaufbahn erlebt haben, ab einem gewissen Alter genauso leiden, wie man selbst, relativiert sich einiges an Gedanken. Das Wissen um ihre positiven Beziehungserfahrungen aus ihrer Vergangenheit schien weder tröstend, noch mutmachend. Es schien mir kein Unterschied, sagen wir mal auf gedanklicher, emotionaler Ebene, zu mir zu bestehen.

Ab da habe ich mich in Sachen Partnerschaft auf die Zukunft konzentriert und eben gehofft, das Glück wird mir irgendwann hold sein. Trotz zugegebenerweise schwindender Hoffnungen, war es das dann auch :)
Murmel

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Murmel »

knopper hat geschrieben: 09 Jan 2018 11:11
genau so ist es, vollkommen richtige Einstellung.

Ist ja bei mir ähnlich. Ich sehe das Ganze seit ein paar Jahren nicht mehr soo verkrampft und versuche locker zu sein. Man sollte immer das Beste draus machen und natürlich nich wie ein Häufchen Elend rüberkommen....logo.

Eine Garantie das man DANN wen findet ist des jedoch auch nicht, man kann trotzdem AB bleibe trotz guter Laune und Lockerheit. :D
Wird gern bei den vielen Tipps vergessen... Erfolgsgarantien gibt es nun mal nicht.
Stimmt es gibt keine Garantie, weil es bei dem Thema Beziehung und auch Freundschaft nunmal um andere eigenständige Menschen geht. Mit eigenen Wünschen und Vorstellungen. Da kann man eben keinen Beziehungsvertrag abschließen an den sich beide halten müssen.
Die positiven Gedanken muss ich mir manchmal aber selbst sehr bewußt machen. Gerade heute habe ich so einen Tag wo ich denke: ich bin eine 33jährige, autistische, waldschrätische Jungfrau die sich am Sonntag hinsetzt und für einen Naturschutzverein Vögel zählt. Welcher Mann will mich schon? :verwirrt: So eine Einstellung bringt aber nichts, auch wenn es oft schwer ist nicht zu verzweifeln
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Optimistin »

FrankieGoesTo... hat geschrieben: 09 Jan 2018 06:42 Hallo Jürgen,

Du machst Dir (wie ich selbst allerdings auch) zu viele Gedanken über ungelegte Eier.

Auch Erfahrene haben bestimmt Angst, den Ansprüchen nicht zu genügen. Das kann Deiner zukünftigen Partnerin genauso passieren. Vielleicht denkt sie auch:"Hoffentlich ist das für Jürgen okay, dass ich...". Zweifel haben da alle Menschen.

Und wenn es sexuell nicht passt, dann kann es auch bei Normalos zu einer Trennung kommen. Das ist kein explizites AB-Problem.

Du kannst aber auch auf eine Frau treffen, für die das ganze kein Problem ist.

Man muss es halt einfach probieren. Zu Hause das Ganze zu theoretisieren bringt Dich nicht weiter. Du musst Erfahrungen sammeln.

Und weil ich meine, dass aus Deinem Post rausgelesen zu haben: es gibt wirklich viele Frauen in den 40ern/50ern, die auch super attraktiv sind. Solltest Du nicht gleich ausschließen.

Gib doch allen Menschen erst mal eine Chance, Dich und sie kennenzulernen.

Viel Glück!
Frank
100% Zustimmung! Sehr passend und schön formuliert Frankie :daumen:
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anbandoned

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von anbandoned »

Murmel hat geschrieben: 09 Jan 2018 12:09
knopper hat geschrieben: 09 Jan 2018 11:11
genau so ist es, vollkommen richtige Einstellung.

Ist ja bei mir ähnlich. Ich sehe das Ganze seit ein paar Jahren nicht mehr soo verkrampft und versuche locker zu sein. Man sollte immer das Beste draus machen und natürlich nich wie ein Häufchen Elend rüberkommen....logo.

Eine Garantie das man DANN wen findet ist des jedoch auch nicht, man kann trotzdem AB bleibe trotz guter Laune und Lockerheit. :D
Wird gern bei den vielen Tipps vergessen... Erfolgsgarantien gibt es nun mal nicht.
Stimmt es gibt keine Garantie, weil es bei dem Thema Beziehung und auch Freundschaft nunmal um andere eigenständige Menschen geht. Mit eigenen Wünschen und Vorstellungen. Da kann man eben keinen Beziehungsvertrag abschließen an den sich beide halten müssen.
Die positiven Gedanken muss ich mir manchmal aber selbst sehr bewußt machen. Gerade heute habe ich so einen Tag wo ich denke: ich bin eine 33jährige, autistische, waldschrätische Jungfrau die sich am Sonntag hinsetzt und für einen Naturschutzverein Vögel zählt. Welcher Mann will mich schon? :verwirrt: So eine Einstellung bringt aber nichts, auch wenn es oft schwer ist nicht zu verzweifeln
Ich bin zwar 8 Jahre jünger als du, aber ich hätte damit irgendwie überhaupt kein Problem :)
Jakob220357

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Jakob220357 »

In meinem Fall kann ich keine Langzeitfolgen feststellen. Ich bin jetzt seit gut 1,5 Jahren verheiratet und kenne meine Frau seit gut 5 Jahren. Im Großen und Ganzen hat sich mein Leben in den letzten Jahren in eine gute Richtung entwickelt. Ich bin zufriedener geworden und in vielen Dingen entspannter. Natürlich gibt es auch in meiner Partnerschaft schwierige oder psychisch anstrengende Phasen, doch große Konflikte sind bisher ausgeblieben.

Ich denke heute, dass es einen gewissen Sinn hatte, diese Zeit der Hoffnunsglosigkeit, Zurückweisungen und Selbstzweifel zu durchleben. Sie hat mich gefestigt und letztlich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Mein Leben wäre ganz anders verlaufen, wenn ich viel früher erste Erfahrungen gesammelt hätte, aber deshalb nicht zwangsläufig besser. Es ist wohl ein Irrglaube, dass die sogenannten Normalos ein glücklicheres Leben haben. Die haben andere Probleme, die sicher auch nicht einfacher zu lösen sind. In meinem Freundeskreis sind einige dabei, die erst in den letzten Jahren funktionierende Partnerschaften gefunden haben.
Mein Problem war, dass ich mir all die Jahre zuviele unnötige Gedanken gemacht habe. Was könnte jemand denken, wenn ich jetzt dieses oder jenes sage oder mache. Und ich stand mir mit meinen Sichtweisen und Ansprüchen an eine Partnerin im Weg. Aber es hat ja dann doch noch geklappt und im Grunde gleich sehr gut, nur eben etwas später als bei anderen. Meine Frau hatte vor mir schon ein paar Beziehungen und auch eine sehr lange. Nun ist sie kein einfacher Charakter, aber sie schätzt an mir eben diese Entspanntheit und meine positive Lebenseinstellung. Ich kann ihr eine gute Stütze sein, weil ich mich auch oft genug selbst wieder aufgerappelt habe. Diese AB-Erfahrungen waren insofern nicht umsonst.

Meine Geschichte prägt mich aber auch heute noch. Ich bin immer noch kein Draufgänger und muss mich in sozialen Situationen manchmal überwinden einen ersten Schritt zu machen. Es fällt mir leichter auf Frauen zuzugehen, es gibt keine Ängste mehr, dass ich die Situation nicht kontrollieren könnte. Ich habe ein paar Mal erlebt, dass Frauen in meiner Gegenwart gelöster mit mir quatschen, weil ich vergeben bin und daher "keine Gefahr" für sie darstelle. Aber das waren alles auch freundschaftliche Begegnungen. Würde ich jetzt neu suchen müssen, würde ich zwar manches anders machen als früher, wäre aber sicher ähnlich schüchtern am Anfang.

Im Laufe der Zeit ist mir klar geworden, dass alle Menschen irgendwelche psychischen Probleme haben. Auch die vermeintlich perfekten Traum-Personen, sind nur auf der uns sichtbaren Seite makellos. Alle tragen ihr Päckchen und ein großer Part einer funktionierenden Partnerschaft besteht darin, mit den Problemen des Partners umzugehen. Den Menschen, die schon erfolgreich eigene Probleme gelöst haben, gelingt das anscheinend besser als denen, die gut im Verdrängen oder Vergraben sind. Manche Normalos lernen das im Laufe ihrer "Beziehungskarriere", andere scheitern immer wieder an ähnlichen Stellen. Deshalb denke ich nicht, dass die sogenannten Normalos den ABs viel voraus haben.
Automobilist

Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Automobilist »

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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von Isa_01 »

Also was das Sexuelle angeht, nein, da bin ich sicher. Ich habe oft den Eindruck, viele ABs denken Sex wäre eine höhere Wissenschaft, für die es besonders viel Kenntnis und Erfahrung braucht um darin gut zu sein. Sehe ich nicht so. Ich kenne Männer, die beruflich erfolgreich und optisch eine Augenweide sind, und unter den Jungs zu den ersten gehörten die mit den Mädels was am laufen hatten. Die sowohl jahrelange Beziehungen als auch One-Night-Stands hatten. Und es trotzdem nicht "können".
Ich persönlich glaube, dass die Persönlichkeit eine viel größere Rolle spielt. Bin ich prinzipiell Neuem aufgeschlossen, bin ich eher prüde (das höre ich oft über US-amerikanische Männer, natürlich trifft das nicht auf alle zu), wieviel liegt mir daran dass meine Partnerin/ mein Partner glücklich ist etc. etc.).
Die "Techniken" muss man mal ausprobieren und ein wenig üben, das ist klar, der Kopf spielt aber eine wesentlich größere Rolle.
Beim Sex kannst du meiner Meinung nach mit der richtigen Einstellung alles Nötige aufholen, um locker mit den Normalos mithalten zu können.

Was das Emotionale angeht, so bleiben in diesem Bereich immer Narben. Das ist nicht nur beim ABtum so, sondern auch bei schlechten/gestörten Beziehungen zu den Eltern, Mobbingerfahrungen etc etc. Wie Saraj schon schrieb, sowas schleppt jeder mit sich rum. Und das beeinflusst einen eben das ganze Leben.
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TheRealDeal
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Re: Bleiben Schäden?

Beitrag von TheRealDeal »

Saraj hat geschrieben: 08 Jan 2018 22:15 Aber jeder Mensch trägt irgendwelche lebenslangen Schäden mit sich rum. Unfairerweise werden nur manche viel mehr durch das Leben geschädigt als andere.
Das sehe ich anders. Nach meinen Erfahrungen bekommt jeder Mensch nur so viel "in sein Bündel" gepackt, wie er auch bewältigen kann. Haben wir das Gefühl, dass wir es nicht könnten, sollten wir mal nachsehen, ob wir wir wirklich "nur" unsere Lasten mit uns herum tragen. Ich habe Kenntnisse von Biografien, wo ich ganz klar sage (und ich halte meine Seele schon für relativ stark), wenn ich das erlebt hätte und hätte durchmachen müssen, was diese Menschen durchgemacht haben, hätte ich mir schon längst das Leben genommen. Diese Seelen sind aber an ihrer Last nicht zerbrochen. Es ist aber auch so, dass inkarnierte Seelen nicht alle am selben Punkt in dieses Leben starten. Wo also auf dem Blatt, bei Geburt schon etwas drauf steht, wo ich früher dachte, dass dieses Blatt bei Geburt bei jedem Menschen unbeschrieben sein sollte.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.