Ich soll dich grüßen

[Eliza Jane]

Ich schreibe einer Verwandten aus dem Urlaub. Sie ruft daraufhin meine Eltern an und bedankt sich bei ihnen für die Karte. Sie lässt mich durch meine Eltern grüßen. Ich schicke Weihnachtspost an die Pension in Tirol, in die ich jedes Jahr fahre. Wieder werden meine Eltern angerufen. Man lässt mich grüßen. Ich hasse es, wenn ich mich um andere Menschen bemühe und sich diese Menschen dann mich übergehen und sich an meine Eltern wenden. Ich hasse dieses: "Ich soll dich grüßen." Kennt Ihr so etwas?

[Wenona]

Passiert wohl, weil du noch bei denen Eltern lebst, und ihr einen gemeinsamen Telefonanschluss habt?
Also ich kenne das nur von früher.

[Eliza Jane]

Passiert wohl, weil du noch bei denen Eltern lebst, und ihr einen gemeinsamen Telefonanschluss habt?
Also ich kenne das nur von früher.

Nein, ich lebe nicht mit den Eltern zusammen.

[desigual]

Ich kenne das von sehr alten Verwandten (85+), die unsicher sind, ob sie noch meine aktuelle Nummer haben und aufgrund der Zweifel lieber bei meiner Mutter anrufen.

[Simonetta]

Vielleicht hat diese Verwandte einfach einen engeren Draht zu deinen Eltern als zu dir, und hat deshalb den Dank durch diese ausrichten lassen? Das fände ich nicht so ungewöhnlich. Innerhalb der Verwandtschaft laufen Infos auch über meine Mutter.
Aber das mit der Pension ist schon seltsam. Übernachten deine Eltern dort auch, oder woher haben sie deren Telefonnummer?

[uhu72]

Kenne das eher umgekehrt, ich werde etwas gefragt, meine Eltern antworten ...
Habe ihnen das dann mal gesagt, dass sie das doch bitte lassen sollen.

Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass fällt besonders innerhalb der älteren Verwandtschaft auf, dass man als Alleinstehender nicht als Erwachsener wahrgenommen wird. Erst wenn Ehepartner/Kinder da sind.

Die ältere Verwandtschaft stirbt in meinem Fall aber aus und es gab auch schon seit Jahren kein nennenswertes Familienfest mehr. Von daher löst sich das Problem mit der Zeit von selbst.

[Eliza Jane]

Vielleicht hat diese Verwandte einfach einen engeren Draht zu deinen Eltern als zu dir, und hat deshalb den Dank durch diese ausrichten lassen? Das fände ich nicht so ungewöhnlich. Innerhalb der Verwandtschaft laufen Infos auch über meine Mutter.
Aber das mit der Pension ist schon seltsam. Übernachten deine Eltern dort auch, oder woher haben sie deren Telefonnummer?

Meine Eltern sind früher oft nach Tirol gefahren, waren aber seit mindenstens 20 Jahren nicht mehr dort, während ich seit ca. 20 Jahren ein- bis zweimal im Jahr in diese Pension fahre. Die Leute, die mich grüßen, habe meine Adresse, Mailadresse und Telefonnummer (ich habe einen Anrufbeantworter). Über 80 ist kaum jemand von denen. Ich werde einfach nicht wahrgenommen, fühle mich behandelt wie ein Kind. Es ist zum Kotzen!

[Simonetta]

Vielleicht hat diese Verwandte einfach einen engeren Draht zu deinen Eltern als zu dir, und hat deshalb den Dank durch diese ausrichten lassen? Das fände ich nicht so ungewöhnlich. Innerhalb der Verwandtschaft laufen Infos auch über meine Mutter.
Aber das mit der Pension ist schon seltsam. Übernachten deine Eltern dort auch, oder woher haben sie deren Telefonnummer?

Meine Eltern sind früher oft nach Tirol gefahren, waren aber seit mindenstens 20 Jahren nicht mehr dort, während ich seit ca. 20 Jahren ein- bis zweimal im Jahr in diese Pension fahre. Die Leute, die mich grüßen, habe meine Adresse, Mailadresse und Telefonnummer (ich habe einen Anrufbeantworter). Über 80 ist kaum jemand von denen. Ich werde einfach nicht wahrgenommen, fühle mich behandelt wie ein Kind. Es ist zum Kotzen!

Dann finde ich das allerdings sehr unhöflich und auch unverschämt von dieser Pension. Sie behandeln dich ja wie ein Kind.

[Eliza Jane]

Ja, ich fühle mich wie ein Kind behandelt. Meine Mutter versteht das nicht. Sie ist immer ganz enthusiastisch, wenn sie mir mal wieder Grüße ausrichtet. Das nervt dann noch mehr.

[Kalypso]

Hast du schon mal mit diesen Menschen direkt gesprochen? Ihnen erzählt, wie sehr dich das kränkt?

[Elli]

Eliza, mir ist bei Deinen Beiträgen schon mehrfach aufgefallen, dass Deine Bekannten sich offenbar recht achtlos verhalten (und dass ich das so aus eigener Erfahrung nicht kenne). Ich finde auch, dass Du mit denen mal Tacheles reden und ansprechen solltest, was Dich kränkt (oder eben bestimmte Kontakte gar nicht weiterführen, ist manchmal vllt. auch die sauberste Lösung).

Was in dem Fall aber noch sein könnte: Sind die Leute, die Dich grüßen lassen, eher die Generation Deiner Eltern als Deine? Man tendiert glaub ich generell eher dazu, sich bei der eigenen Generation zu melden / die Kontakte aktiv zu pflegen, als generationenübergreifend.

[uhu72]

Dann finde ich das allerdings sehr unhöflich und auch unverschämt von dieser Pension. Sie behandeln dich ja wie ein Kind.

Na, soweit würde ich nicht gehen. Die sind sich der Folgen ihrer Handlungsweise nicht bewusst.
Aber das ist genau der Effekt, den ich auch meinte, man wird wie ein (kleines) "Kind" behandelt.
Das tritt nur bei Leuten auf, die einen schon als Kind kennen gelernt haben. In deren Wahrnehmung bleibt man Kind.
Bis man äußerlich unübersehbare Merkmale mitbringt, die diesen Kind-Status überschreiben ...
(Oder man mal was sagt ...)

[Malin]

Kenne das eher umgekehrt, ich werde etwas gefragt, meine Eltern antworten ...
Habe ihnen das dann mal gesagt, dass sie das doch bitte lassen sollen.

Auch noch im Erwachsenenalter?

Ich bin zwar von meiner übergriffigen Mutter extrem unselbstständig erzogen worden, aber dagegen habe ich mich schon als Jugendliche gewehrt. Anfangs kam zwar öfter ein "Ja, aber die Leute sprechen mich doch an und nicht dich!" als Antwort, aber nach etlichen Diskussionen hielt sie in solchen Situationen tatsächlich irgendwann den Mund und ließ mich antworten.

Da ich keine Eltern mehr habe, kenne ich die von Eliza Jane geschilderte Situation so nicht (mehr). Allerdings erlebe ich ähnliches manchmal in meinem Freundeskreis. Eine alte Freundin von mir wohnt z. B. schon länger nicht mehr in meiner Stadt, aber da ihre Eltern noch hier leben, kommt sie öfter mal zu Besuch. Meistens erfahre ich von einer gemeinsamen Freundin, wenn sie wieder in der Stadt ist und sich mit uns treffen will. Bei mir persönlich meldet sie sich meistens nicht. Oder jemand kann nicht zu meiner Geburtstagsfeier kommen, und anstatt bei mir abzusagen, erfahre ich das dann von Dritten. So etwas ärgert mich dann schon.

[Simonetta]

Dann finde ich das allerdings sehr unhöflich und auch unverschämt von dieser Pension. Sie behandeln dich ja wie ein Kind.

Na, soweit würde ich nicht gehen. Die sind sich der Folgen ihrer Handlungsweise nicht bewusst.
Aber das ist genau der Effekt, den ich auch meinte, man wird wie ein (kleines) "Kind" behandelt.
Das tritt nur bei Leuten auf, die einen schon als Kind kennen gelernt haben. In deren Wahrnehmung bleibt man Kind.
Bis man äußerlich unübersehbare Merkmale mitbringt, die diesen Kind-Status überschreiben ...
(Oder man mal was sagt ...)

Nun, ich meinte auch nicht, dass sie es mit Absicht machen, um Eliza zu kränken. Es ist einfach unbedacht und unsensibel. Und es stimmt schon, bei Leuten, die einen von Kindheit an kennen, ist sowas relativ normal. Das sind dann ja auch entsprechend ältere Leute, die von Anfang an mit den Eltern in Kontakt standen.
Die Freunde meiner Eltern haben mir z. B. ab einem gewissen Alter das Du angeboten, damit ich sie nicht wie früher als Kind sieze, während sie mich duzen.
Aber ich glaube, in Elizas Fall dürfte es sich wohl nicht um Kontakte aus Kindertagen handeln, da finde ich so ein Verhalten dann doch eher sonderbar.

[Eliza Jane]

Danke für alle Eure Antworten! Die Leute, die mich grüßen ließen, kennen mich tatsächlich seit früher Kindheit. Meine Mutter kann sehr übergriffig sein und hat mich völlig unselbständig erzogen. Vielleicht hat das auch Auswirkungen auf die Art, wie Menschen mich wahrnehmen, vor allem die, die mich lange kennen.

[Esperanza]

Ich glaube nicht dass diese Leute dich direkt übergehen wollen. Vermutlich haben sie einfach eine engere Bindung an deine Eltern.
Oder können sich besser mit ihnen unterhalten, sei es wegen des gleichen Alters und der verwandtschaftlichen Beziehungen, keine Ahnung...
Ein Kollege von mir ist schon seit längerer Zeit krank und einer der wenigen der kein Whatsapp hat. Da ich weiß dass andere Kollegen mehr Kontakt zu ihm haben, habe ich mich schon öfters mal erkundigt wie es ihm geht und Grüsse ausrichten lassen.
Natürlich könnte ich auch anrufen, aber ich fühle mich diesem Kollegen nicht so nah als dass ich da dann 15 Minuten smalltalk machen möchte bevor ich wieder auflege.
Also wähle ich den anderen Weg.
Vielleicht wollten diese Leute sowieso bei deinen Eltern anrufen und haben sich im Zuge dessen einfach noch schnell für die Karte bedankt und Grüsse ausgerichtet.
Wenn deine Eltern verstehen dass dich das ärgert können sie ja den Grüssenden ausrichten, dass sie dich doch selbst anrufen sollen, du würdest dich so freuen mal wieder von ihnen zu hören.
Oder du drehst den Spiess um und wenn dir deine Freundin eine Karte schickt, rufst du ihre Eltern an.

[kreisel]

Ich kann mir wie eigentlich schon gesagt, gut vorstellen, dass man mehr so
als Familienverband wahrgenommen wird, und nicht als Einzelner / Individuum.
Und gerade wenn sich die Mutter da als Aushängeschild so in den
Vordergrund spielt, dass es dann auf sie abzielt.

Gerade weil man vielleicht mal als Familie da war früher, ist man da abgelegt unter
"Tochter von Familie XXX" und nicht als " Frau XXX" zu der man eine ganz
eigenständige Beziehung pflegt.

Ich kenne es so, selbst wenn man selber das dann anbietet und anspricht,
bildet sich da nicht überall so eine Beziehung heraus von mir als Individuum zu dem
anderen. Aber es wäre ein Versuch.

Ich denke dann auch, dass wenig individuelles zu erwarten ist, weil ich
denken würde, so ne Pension ist im Grunde ne Geschäftsbeziehung, wie beim Bäcker
oder Metzger auf dem Dorf, evtl leicht persönlich fürs Geschäft, aber nicht so richtig
persönlich wie eine individuelle Freundschaft.

Und vielleicht fasst die Pension dann auch ihre Kommunikation bei so Feiertags-
anlässen zusammen, weil sie ja von Berufs her mordsviele Kontakte hat,
und dann ist es einfacher bei einer Familie statt vier Gesprächen nur eins mit dem
Hauptansprechpartner zu führen?

Wobei ich es mir auch schön vorstelle, wenn man im Urlaub so ne Anlaufstelle
hat, wo man sich fast wie zuhause fühlt, die Leute kennt und sich wohlfühlt,
da ist die Beziehung dann eher doch eine andere und etwas nähere?

[uhu72]

Gerade weil man vielleicht mal als Familie da war früher, ist man da abgelegt unter
"Tochter von Familie XXX" und nicht als " Frau XXX" zu der man eine ganz
eigenständige Beziehung pflegt.

Das ist eine sehr gute Beschreibung.
Ich muss ergänzend dazu sagen, ich habe ja noch eine (ältere) Schwester und deshalb den Vergleich habe. Meine Schwester kam halt immer mit Mann und Kind zu den Familienfeiern und ich mit meinen Eltern, weil die halt bei mir mitgefahren sind. Meine Schwester bekam immer separate Einladung, ich wurde über meine Eltern eingeladen. Ausrede war immer, ich habe ja deine Adresse nicht, die ich dann natürlich wieder ein mal verteilt habe.
Nunja, das hat sich ja nun auch erledigt.

[Simonetta]

Danke für alle Eure Antworten! Die Leute, die mich grüßen ließen, kennen mich tatsächlich seit früher Kindheit. Meine Mutter kann sehr übergriffig sein und hat mich völlig unselbständig erzogen. Vielleicht hat das auch Auswirkungen auf die Art, wie Menschen mich wahrnehmen, vor allem die, die mich lange kennen.

Das kann natürlich sein. Ich habe das selbst so nie erlebt bzw. wahrgenommen, wohl auch weil ich schon früh weit von zu Hause weggezogen bin.
Ich kenne dieses Problem aber von meiner Mutter. Sie stand ihr Leben lang im Schatten ihrer Mutter, die eine sehr starke Persönlichkeit und überall bekannt war, und wurde auch mit 70 noch "die Tochter von Frau H." genannt. Trotz eigener Familie. Das war ein lebenslanges Drama, das erst endete, als meine Oma im hohen Alter verstorben ist.

[°°°Raupe]

Ich schreibe einer Verwandten aus dem Urlaub. Sie ruft daraufhin meine Eltern an und bedankt sich bei ihnen für die Karte. Sie lässt mich durch meine Eltern grüßen. Ich schicke Weihnachtspost an die Pension in Tirol, in die ich jedes Jahr fahre. Wieder werden meine Eltern angerufen. Man lässt mich grüßen. Ich hasse es, wenn ich mich um andere Menschen bemühe und sich diese Menschen dann mich übergehen und sich an meine Eltern wenden. Ich hasse dieses: "Ich soll dich grüßen." Kennt Ihr so etwas?

Vielleicht ist die Distanz gewollt, weil die Leute befürchten nichts zu sagen zu haben?
Ich würde auch nicht jeden anrufen, weil man als Anrufer irgendwie dazu verpflichtet ist etwas zu erzählen.
Ich rief eine Bekannte auch nicht an ihrem Geburtstag an, weil ich vermeiden wollte von meiner beschissenen Ist-Situation zu erzählen.