Normal oder gestört?

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Pferdedieb
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Normal oder gestört?

Beitrag von Pferdedieb »

Hallo wieder mal ....

Da ich das Gefühl habe, dass irgendetwas einfach nicht "stimmt", habe ich mich näher mit möglichen Krankheitsbildern beschäftigt.
Körperlich scheine ich (per Eigendiagnose) "normal" zu sein, aber ich glaube psychisch eher weniger:

Ich bin oft niedergeschlagen und traurig, freue mich selten - depressiv?
Ich habe Angst vor neuen Situationen / neue Menschen zu treffen - soziale Phobie?
Ich habe Angst vor der Zukunft - generalisierte Angststörung?
Ich möchte gerne eine Freundin aber habe auch wahnsinnig Angst davor - Angst vor (körperlicher) Nähe?
Gleichzeitig habe ich auch Angst vor dem Alleinsein - Autophobie?

Vielleicht ist es auch eine Mischung aus allem oder gar nichts davon.
Jedenfalls treffen diese ganzen Ängst auf mich zu.

Bei der Arbeit merke ich zum Glück davon nichts, da ich dort soviel denken muss, dass keine Zeit bleibt,
Angst vor irgendetwas zu haben. Sobald ich aber nach der Arbeit wieder im Auto sitze, kommen die Gedanken sofort zurück.
Noch schlimmer wird das am Wochenende oder wenn ich, so wie jetzt, Urlaub habe.

Nur ein Psychologe könnte wohl eine genaue Diagnose stellen, aber das will ich auch nicht.
Ich bin mir sicher, er wird etwas "finden" und keine Ahnung was er dann macht. Arbeitsunfähig schreiben? Klinikaufenthalt?
Regelmäßige Therapiesitzungen? Im Alltag komme ich wie gesagt gut zurecht, ich kann arbeiten und auch einkaufen etc.
Ich kann die Ängst gut verdrängen, wenn ich beschäftigt bin. Bei "Leerlauf" sind die Gedanken aber wieder da.
Manchmal habe ich mich sogar damit abgefunden. Sind sie halt da, die Gedanken.

Wie seht ihr das? Viele von euch haben vielleicht ähnliche Verhaltensmuster?
Verdrängt ihr das alles im Alltag oder habt ihr euch auch schon professionelle Hilfe gesucht?

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Ninja Turtle

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Ninja Turtle »

Bei mir ist es lange nicht so "schlimm", wie bei dir, aber das die schlechten Gedanken beim "Leerlauf" kommen kenne ich auch.
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TheRealDeal
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von TheRealDeal »

Das, was du beschreibst, hat grundsätzlich jeder Mensch. Nur die Intensität und Häufigkeit variiert. Entscheidend ist, ob du etwas an deinem Leben ändern möchtest. Ein Psychologe "macht" nichts mit dir. Die therapeutische Arbeit hast du zu leisten. Verdrängungsmechanismen kennt auch fast jeder Mensch. Alles grundsätzlich nicht schlimm. Ich habe nur irgendwann gemerkt, dass ich mich nicht "im Leben" sondern im "Überlebensmodus" befinde. Und daran wollte ich etwas ändern.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Wenona

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Wenona »

Pferdedieb hat geschrieben: Nur ein Psychologe könnte wohl eine genaue Diagnose stellen, ....
Noch nicht mal das können viele. :?
Pferdedieb hat geschrieben: Ich bin mir sicher, er wird etwas "finden" und keine Ahnung was er dann macht.
Arbeitsunfähig schreiben?
Klinikaufenthalt?
Regelmäßige Therapiesitzungen?
Über alle drei Optionen entscheidest du selbst. ;) Er/sie kann dir nur zu etwas raten.

Eine richtungweisende Diagnose zu haben ist ja für dich nicht verkehrt.
Allerdings macht die von einem Therapeuten gestellte Diagnose nur dann Sinn, wenn er auch eine echte Hilfestellung hintenanstellt. Entweder in Form einer Therapie oder wenigstens einer ausführlichen Beratung.
Eine Depression o.a. zu kurieren oder wenigstens abzumildern kann dein Wohlbefinden ja erheblich verbessern.
Verlieren kannst du jedenfalls nichts. Vielleicht ein bisschen Würde. Aber was macht das schon. :mrgreen: (Es sei denn, du gerätst an einen wirklich Schlechten, der dir noch nen Schaden obendrauf zufügt.)
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Mit müden Augen »

Hinweis, besonders an Pferdedieb: Diesen Beitrag bitte unbedingt komplett lesen bevor man sich unnötig aufregt oder so. Er ist nämlich keineswegs abwertend oder böse, auch wenn es am Anfang (durchaus bewusst) anders klingen mag!
Pferdedieb hat geschrieben:Da ich das Gefühl habe, dass irgendetwas einfach nicht "stimmt"
http://de.webfail.com/b19fe48fd02
Ich bin oft niedergeschlagen und traurig, freue mich selten - depressiv?
Kann sein, kann nicht sein. Aus der Ferne unmöglich zu sagen. Grundsätzlich muss man betonen dass man nicht gleich depressiv ist weil man mal ein paar Wochen schlecht drauf ist und heult oder so. Eine richtige Depression ist eine ganz andere Hausnummer und ziemlich grausam.
Ich habe Angst vor neuen Situationen / neue Menschen zu treffen - soziale Phobie?
Oder einfach nur schüchtern?
Ich habe Angst vor der Zukunft - generalisierte Angststörung?
oder einfach nur vergiftet von dem was man so jeden Tag an Katastrophen in den Nachrichten hört?

Das klang jetzt sicher etwas böse oder abwertend, aber es ist KEINEWEGS so gemeint, im Gegenteil, ich möchte dir eher Mut machen! Wenn man sucht wird man bei jeder Person irgendwas finden was nicht "stimmt" und nur weil man mal traurig ist oder sich auf der Party unwohl fühlt ist man noch lange nicht depressiv oder hat eine Sozialphobie oder ist irgendwie "psychisch krank" - und selbst wenn, problematisch wird es erst dann wenn man unter dieser oder jener Sache leidet (oder für sich selbst oder andere gefährlich wird aber das ist wohl hier nicht der Fall). Dann sollte man aber auch nicht zögern einen Fachmann (z.B. Psychologen) aufzusuchen. Wenn dir an deinem Körper irgendwas komisch vorkommt, du vielleicht Schmerzen hast gehst du doch auch zum Arzt oder? Nur er kann im Zweifelsfall entscheiden ob da ein Problem vorliegt und was es genau ist. Mit Selbstdiagnosen sollte man vorsichtig sein, im psychischen Bereich sind viele Sachen nicht eindeutig und schwer voneinander abzugrenzen und im Internet steht viel Mist, was eben auch dadurch bedingt ist dass die meisten Leute die irgendwo schreiben keine Ahnung von der Materie haben. Depressionen sind viel mehr als "nur mal traurig" und eine Phobie ist viel mehr als nur Angst wenn man irgendwo eine Spinne sieht. Ich weiß übrigens leider ziemlich genau wovon ich rede, ich habe Depressionen und Sozialphobie (und Zwangsstörungen und zwei andere Phobien), das alles wurde von mehreren Fachleuten diagnostiziert und bestätigt und ich bin seit Jahren in Behandlung. Ich schreibe das ausdrücklich nicht weil ich Mitleid mit mir oder so erwecken will sondern nur um zu zeigen dass ich zwar absolut kein Arzt oder Psychologe bin aber doch bei diesen konkreten Sachen ziemlich genau weiß wovon ich rede.
Nur ein Psychologe könnte wohl eine genaue Diagnose stellen, aber das will ich auch nicht.
Ich bin mir sicher, er wird etwas "finden" und keine Ahnung was er dann macht. Arbeitsunfähig schreiben? Klinikaufenthalt? Regelmäßige Therapiesitzungen?
Du wirst zum potentiellen Terroristen erklärt und für den Rest deines Lebens in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen! :omg:
Bitte nicht falsch verstehen, auch das ist nicht böse gemeint! Ich kenne die genaue Situation in Deutschland nicht aber sie wird grundsätzlich sein wie hier in Frankreich. Ein Psychologe obliegt der Schweigepflicht, du brauchst also schon mal keine Angst haben dass dein Arbeitgeber oder deine Nachbarn oder der Staat irgendwas erfahren. Auch kann er nichts gegen deinen Willen unternehmen, außer vielleicht du stellst eine akute Gefahr für dich oder andere da was aber sicher nicht der Fall ist. Arbeitsunfähig schreiben kann er dich nicht weil er kein Arzt ist und selbst wenn könntest du das vermutlich ablehnen - da kenne ich mich aber nicht aus. Zu einem Klinikaufenthalt oder einer Therapie kann er dich auch nicht zwingen, überhaupt kann er dich zu nichts zwingen außer ihn am Ende des Termins zu bezahlen. ;)

Also: Wenn du meinst irgendwas stimmt mit dir nicht und du darunter in irgendeiner Weise leidest: Hingehen!! Du hast nichts zu verlieren und du brauchst dich auch nicht dafür zu schämen!

Wichtig: So wie man nicht mit jedem Menschen klarkommt kommt man auch nicht mit jedem Arzt oder Psychologen (das sind keine Ärzte) klar. Solltest du also das Gefühl haben bei einem Arschloch gelandet zu sein vergiss den Menschen und such dir ggf einen anderen Fachmensch (Psychologe oder Psychiater). Es kann leider durchaus passieren das dir ein solcher Mensch sagt "Sie simulieren nur" oder ähnliche Sachen obwohl es dir wirklich schlecht geht, in diesem Fall sollte man unbedingt Jemand anderen aufsuchen! Ich will dir keine Angst machen und es ist auch nicht wahrscheinlich aber es kann leider passieren und es ist meiner Meinung nach besser wenn man das weiß.

Auch ganz wichtig: Ein Psychologe oder Arzt ist kein Wunderheiler. Er kann dir helfen zu klären ob bzw was du genau hast, er kann dir eine Therapie anbieten, er (nur Arzt) kann dir ggf Medikamente verschreiben, aber er kann dich nicht mit einer Zauberformel gesund machen. Du selbst musst bereit sein den Weg zu gehen, ein Fachmensch kann dich dabei nur unterstützen, aber er kann es dir nicht abnehmen. Ich will dir keine Angst machen oder so aber das ist ein essentieller Punkt, wenn man eine falsche Erwartungshaltung hat und nicht bereit ist selbst etwas dafür zu tun kann es nichts werden. Wer eine Therapie anfängt muss es auch wirklich wollen. Es verlangt niemand Übermenschliches von einer kranken Person, man kann Therapien beliebig anpassen, es muss aber ein grundsätzlicher Wille vorhanden sein. Medikamente (Antidepressiva und Co) sind immer nur eine zusätzliche Hilfe, sie sind KEINE ALLEINIGE LÖSUNG oder ein Wundermittel, auch wenn es leider viele Leute (auch Ärzte) gibt die das Gegenteil behaupten!

:vielglueck:
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Vogelnest

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Vogelnest »

Ich würde mich an deiner Stelle nicht nur auf das konzentrieren was dich an dir stört oder was du nicht magst bzw. was dir Angst macht sondern auch darauf was du an dir magst und wertschätzt (schreib es auf - und stell dich selbst höher als du annimmst; du scheinst zB beruflich erfolgreich zu sein).
Selbstanalysen sind zudem gefährlich weil man sich gerne in etwas reinsteigert oder schlimmer macht als es ist. Man muss nicht allem einen Namen geben. Wenn du wirklich Angst hast eine psychische Störung zu haben dann geh zum Hausarzt und er kann dir sagen wie du weiter vorgehen kannst - alles andere ist eher kontraproduktiv hätte ich aus der Ferne gesagt.
Wenona

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Wenona »

Mit müden Augen hat geschrieben: Wichtig: So wie man nicht mit jedem Menschen klarkommt kommt man auch nicht mit jedem Arzt oder Psychologen (das sind keine Ärzte) klar.
Psychiater (Ärzte!) bieten aber auch manchmal Therapie an, und sind dementsprechend Therapeuten/Diplompsychologen.
Mit müden Augen hat geschrieben: Wer eine Therapie anfängt muss es auch wirklich wollen.
.. man kann Therapien beliebig anpassen, es muss aber ein grundsätzlicher Wille vorhanden sein.
Wer eine Therapie anfängt, der will auch, sonst würde er sich gar nicht erst die Mühe machen und (öfter als einmal) hingehen.

Wird gerne öfter mal herangezogen als Begründung, wenn der Erfolg in der Therapie ausbleibt. :?

Mit müden Augen hat geschrieben: Es verlangt niemand Übermenschliches von einer kranken Person,
Ähm doch, alles schon erlebt.
Mit müden Augen hat geschrieben: Medikamente (Antidepressiva und Co) sind immer nur eine zusätzliche Hilfe, sie sind KEINE ALLEINIGE LÖSUNG ..,
Doch war es bei mir in einer Akutsituation (Anpassungsstörung, die vorher mehrere Wochen anhielt). Es hat mich innerhalb weniger Tage regelrecht 'entgiftet'.
Zuletzt geändert von Wenona am 02 Mär 2017 21:10, insgesamt 1-mal geändert.
Reinhard
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Reinhard »

Mit müden Augen hat geschrieben:http://de.webfail.com/b19fe48fd02
:lol: :lol: :lol:
:good:
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Saraj
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Saraj »

Bis auf den letzten Punkt habe ich das auch alles mehr oder weniger, Pferdedieb. Wichtig ist, ob du dich in deinem Leben eingeschränkt fühlst oder es tatsächlich zu Einschränkungen führt. Wenn ja, könntest du mal einen Psychotherapeuten in Erwägung ziehen, um bei manchen Punkten etwas Hilfestellung zu erhalten. Aber "gestört" ist da ein hartes Wort, vielleicht bist du auch einfach sehr nachdenklich und vorsichtig. ;-) Gestörte Menschen erkennt man ja meist daran, dass sie sich selbst für normal und den Rest der Welt für gestört halten. Das wäre nochmal ne andere Baustelle.
Wenona

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Wenona »

Vogelnest hat geschrieben: Selbstanalysen sind zudem gefährlich weil man sich gerne in etwas reinsteigert oder schlimmer macht als es ist.
Dazu muss man sich aber schon sehr dämlich anstellen, bzw. Hypochonder sein.
Vogelnest hat geschrieben: Man muss nicht allem einen Namen geben.
Mir hat es wahnsinnig geholfen, dass ich das Unheil endlich benennen konnte. So konnte ich dazu recherchieren, was mir hilft.
Und ich habe die Entscheidungsfreiheit bekommen, ob ich daran arbeite, oder es so lasse.
Vorher hieß es immer nur: "Ändere dich mal!"
Jetzt weiß ich, ich bin nicht unnormal, sondern einfach nur 'ganz normal gestört'. :mrgreen: Das ist unheimlich beruhigend.
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Reinhard »

Saraj hat geschrieben:Gestörte Menschen erkennt man ja meist daran, dass sie sich selbst für normal und den Rest der Welt für gestört halten.
Wie jetzt? :gruebel:
Und ich dachte, die Normalen erkennt man daran, dass sie den Rest der Welt für gestört halten? :D
Und was ist schon normal?

:hammer:
Irre - Wir behandeln die Falschen (Buchtitel)
Make love not war!
Wenona

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Wenona »

OT: Da gibt es so nen Ossi-Wessi-Witz:
Die Kaputten im Osten sind im Westen die Normalen. :hallo:
aaaaahh sorry, der musste sein .. :lol:
Saraj
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Saraj »

Das stimmt schon, Reinhard. "normal" ist ein beliebig füllbarer Begriff. :-D Ich wollte damit nur ausdrücken, dass es besonders schwierig ist, wenn Leute mit sehr starken, mitunter das enge oder weite Umfeld aggressiv schädigenden Verhaltensmustern nicht in der Lage sind, das selbst zu erkennen. Weil sie zu tief in ihrer psychischen Krankheit stecken. Sowas gibt es. Und das kann sehr viel kaputtmachen. Hat aber nichts mit dem Thema und Pferdedieb zu tun. ;-)
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Mit müden Augen »

Wenona hat geschrieben:
Mit müden Augen hat geschrieben:Wichtig: So wie man nicht mit jedem Menschen klarkommt kommt man auch nicht mit jedem Arzt oder Psychologen (das sind keine Ärzte) klar.
Psychiater (Ärzte!) bieten aber auch manchmal Therapie an, und sind dementsprechend Therapeuten/Diplompsychologen.
Hast du dafür eine Quelle? Im entsprechenden Wikipediaartikel kann ich dazu nichts finden und es würde mich auch wundern. Das mit dem "Therapeuten" ist sicher richtig, aber das ein Psychiater dadurch zum Psychologen wird kann ich nicht glauben. Oder beziehst du dich auf ein anderes Land als Deutschland?
Mit müden Augen hat geschrieben: Wer eine Therapie anfängt muss es auch wirklich wollen.
.. man kann Therapien beliebig anpassen, es muss aber ein grundsätzlicher Wille vorhanden sein.
Wer eine Therapie anfängt, der will auch, sonst würde er sich gar nicht erst die Mühe machen und (öfter als einmal) hingehen.
Hingehen reicht aber nicht... Man muss sich auf das was einem vorgeschlagen/gesagt wird auch wirklich einlassen und nicht zuletzt auch offen und ehrlich über seinen Probleme reden! Es verlangt niemand dass man beim ersten Mal sein Leben in allen Details erzählt, aber wer über längere Zeit Sachen nicht sagt (weil er eben keine Lust hat oder kein Vertrauen - dann bitte den Therapeuten wechseln) dem kann man auch nicht richtig helfen. Therapeuten können durch ihre Ausbildung zwar durchaus mal zwischen den Zeilen lesen aber es sind keine Wahrsager.
Wird gerne öfter mal herangezogen als Begründung, wenn der Erfolg in der Therapie ausbleibt. :?
[...]
Mit müden Augen hat geschrieben:Es verlangt niemand Übermenschliches von einer kranken Person,
Ähm doch, alles schon erlebt.
Das sind dann die Arschlöcher von denen ich sprach, es gibt eben wie in jedem Beruf nicht nur gute Leute. Ich kenne das was du sagst leider auch, aber das ist nicht der Allgemeinfall. Wir sollten nicht das Ursprungsposting von diesem Thread aus den Augen verlieren.
Mit müden Augen hat geschrieben: Medikamente (Antidepressiva und Co) sind immer nur eine zusätzliche Hilfe, sie sind KEINE ALLEINIGE LÖSUNG ..,
Doch war es bei mir in einer Akutsituation (Anpassungsstörung, die vorher mehrere Wochen anhielt). Es hat mich innerhalb weniger Tage regelrecht 'entgiftet'.
Das Wort Anpassstörung sagt mir jetzt nichts. Es gibt sicher auch psychische Sachen bei denen Medikamente reichen, so gibt es wohl Depressionen (ich bin kein Arzt) die nur dadurch entstehen dass der Körper irgendein Zeugs (Serotonin?) nicht selber produzieren kann oder nicht genug davon, da ist natürlich eine Pille die richtige Lösung. Aber grundsätzlich und in den meisten Fällen können diese Medikamente nur Symptome lindern aber nicht das eigentliche Problem bekämpfen. Für manche Person mag das ausreichen, aber ich weiß aus eigener Erfahrung dass diese "Chemie" keine "Glücklichmachpille" ist. Man sollte sie sicher nicht komplett verteufeln, gerade in Akutsituationen können [edit: ZUM BEISPIEL] angstlösende Medikamente einem gefühlt (oder gar real - Suizid und so) das Leben retten, aber leichtfertig einfach eine Pille reinschmeißen und glauben alles wird gut ist leider nicht. Und außerdem muss man erstmal das passende Medikament finden das überhaupt wirkt, das kann dauern!
Wenona hat geschrieben:
Vogelnest hat geschrieben:Selbstanalysen sind zudem gefährlich weil man sich gerne in etwas reinsteigert oder schlimmer macht als es ist.
Dazu muss man sich aber schon sehr dämlich anstellen, bzw. Hypochonder sein.
Eine ängstliche Person als sehr dämlich zu bezeichnen ist nicht gerade die feine Art. :roll: Gerade im psychischen Bereich sollte man nicht unterschätzen was das Gehirn so alles für Mist machen kann ohne das man es merkt und natürlich ohne das man es will!
Vogelnest hat geschrieben: Man muss nicht allem einen Namen geben.
Mir hat es wahnsinnig geholfen, dass ich das Unheil endlich benennen konnte. So konnte ich dazu recherchieren, was mir hilft.
Und ich habe die Entscheidungsfreiheit bekommen, ob ich daran arbeite, oder es so lasse.
Vorher hieß es immer nur: "Ändere dich mal!"
Jetzt weiß ich, ich bin nicht unnormal, sondern einfach nur 'ganz normal gestört'. :mrgreen: Das ist unheimlich beruhigend.
Ich kann beide Punkte nachvollziehen. Mir hat es auch geholfen zu sehen dass meine Probleme wissenschaftlich anerkannte Krankheiten und nicht nur irgendwelche "Späßchen" meinerseits sind mit einem bösen Blick in Richtung meiner Eltern, andererseits kann man auch ziemlich damit zu kämpfen haben wenn man sich nicht gut fühlt und es dann plötzlich heisst "Sie sind psychisch krank". Diese Wortgruppe hat halt einen ziemlichen Beigeschmack weil sie mit Unmengen an Vorurteilen, Ängsten, ... belastetet ist. Wer "psychisch krank" ist ist aber grundsätzlich erstmal weder verrückt noch gefährlich oder sonstwas!
der Himmel brennt, die Engel fliehen
Wenona

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Wenona »

Mit müden Augen hat geschrieben: Hast du dafür eine Quelle? Im entsprechenden Wikipediaartikel kann ich dazu nichts finden und es würde mich auch wundern. Das mit dem "Therapeuten" ist sicher richtig, aber das ein Psychiater dadurch zum Psychologen wird kann ich nicht glauben. Oder beziehst du dich auf ein anderes Land als Deutschland?
Na wenn ein Arzt eine zusätzliche Therapeutenausbildung macht, darf er therapieren. .. :gruebel:
Und Psychologe (für sich allein stehend) darf sich jeder nennen, auch eine 'Mutter', es ist kein geschützter Begriff.
Mit müden Augen hat geschrieben: Hingehen reicht aber nicht... Man muss sich auf das was einem vorgeschlagen/gesagt wird auch wirklich einlassen und nicht zuletzt auch offen und ehrlich über seinen Probleme reden! Es verlangt niemand dass man beim ersten Mal sein Leben in allen Details erzählt, aber wer über längere Zeit Sachen nicht sagt ..
Du unterstellst grundsätzlich erst mal von vornherein, dass Leute nicht offen und ehrlich sind, die hingehen ... ;)
Mit müden Augen hat geschrieben: Das Wort Anpassstörung sagt mir jetzt nichts.
Ist sowas wie ne mittelschwere/schwere Depression gepaart mit dauerhaft starken Angstsymptomen, hervorgerufen durch eine veränderte, höchst unbequeme Lebenssituation. Ich konnte/wollte aus der Situation nicht raus, also musste ich (in dem Fall medikamentös) vorübergehend was gegen die Symptome tun ... und mich anpassen. :o
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Captain Unsichtbar
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Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Pferdedieb hat geschrieben:Ich habe Angst vor neuen Situationen / neue Menschen zu treffen - soziale Phobie?
Nur mal so als Anmerkung, weil ich es hier schon mal geschrieben habe: Soziale Phobie ist keine überspitzte Form der Schüchternheit. Es ist im Grunde nicht mal ein direktes Problem der sozialen Interaktion, ganz entgegen dem Namen. Bei der Sozialen Phobie steht die Angst etwas falsch zu machen, sich vor anderen zu blamieren im Vodergrund. Das können so Kleinigkeiten sein wie sie im Alltag vorkommen zB Angst davor an der Supermarktkasse den Betrag nicht zu verstehen und alle aufzuhalten oder noch trivialer, Angst davor in der Öffentlichkeit zu Essen oder Drinken (man könnte ja komische Geräusche von sich geben, oder kleckern etc....)
Der Wiki-Artikel ist da sonst recht ausfürlich ;)
"And sometimes I get nervous
When I see an open door
Close your eyes, clear your heart
Cut the cord"
– The Killers
zumsel

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von zumsel »

Je mehr Krankheiten man studiert desto mehr hat man auch.

Ich empfehle Salutogenese und sich darüber zu informieren, was einen gesund macht.
Man will sich ja schließlich gut fühlen und nicht "nicht krank".
Ninja Turtle

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Ninja Turtle »

Saraj hat geschrieben:Gestörte Menschen erkennt man ja meist daran, dass sie sich selbst für normal und den Rest der Welt für gestört halten.
Bitte mal alle die Hand heben, bei denen das so ist.

Ja ja, schlechter Witz.
Vogelnest

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Vogelnest »

zumsel hat geschrieben:Je mehr Krankheiten man studiert desto mehr hat man auch.

Ich empfehle Salutogenese und sich darüber zu informieren, was einen gesund macht.
Man will sich ja schließlich gut fühlen und nicht "nicht krank".

+1

genau das meinte ich mit meinem Posting!
Jakob220357

Re: Normal oder gestört?

Beitrag von Jakob220357 »

Jeder hat irgendwelche Ängste. Manche können sie besser kontrollieren, andere schlechter. Einerseits hast Du Dir nun Ägste selbst attestiert, andererseits möchtest Du nichts dagegen unternehmen. Vielleicht weil Du Ängste vor Veränderungen hast? So kommst Du nicht weiter sondern erreichst den andauernden Stillstand. Lass dein Leben nicht von irgendwelchen Stimmungen kontrollieren, sondern nimm es selbst in die Hand.
  • Du bist oft niedergeschlagen und traurig? Mach Sachen die Dich aufheitern! Jeder ist selbst für sein Glück verantwortlich. Frag doch mal andere, was sie machen um sich gut zu fühlen.
  • Du hast Angst vor neuen Situationen? Wer hat das nicht? Überwinde Dich und schaffe neues Selbstvertrauen. Überschätzung ist ja auch nicht gut, doch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist wichtig. Am besten lernst Du es, indem Du Dich immer wieder neuen Situationen aussetzt, mit steigendem Schwierigkeitsgrad.
  • Angst vor der Zukunft? Bei den Nachrichten heute ist das nicht schwer. Angst vor deiner Zukunft ist vielleicht realistischer. Kennst Du den Spruch "Love it, change it or leave it"? Ist was Wahres dran, manchmal muss man bewusst Dinge verändern um den Lauf in eine unbequeme Zukunft zu verhindern.
  • Freundin oder Nähe? Passt auch zu Angst vor der Zukunft, nicht? Genauso wie zu der Angst vor dem Alleinsein. Lebe im hier und jetzt, stelle ein paar Weichen für die Zukunft und hake die Vergangenheit ab. Es gibt diesen Spruch von Mark Twain: "Narben erinnern uns an das Erlebte, aber sie definieren nicht unsere Zukunft.“ Da ist auch was Wahres dran. Wer weiß schon was morgen oder nächstes Jahr ist. Da niemand weiß, wann es vorbei ist, ist es umso wichtiger die Zeit im Hier und Jetzt voll zu nutzen.
Steh Dir nicht mit deinen selbstgemachten Ängsten im Weg. Du kannst ja einen Ratgeber lesen, wie Du die Situation besser unter Kontrolle bringst. Doch eine ganz schlechte Angewohnheit ist es Symptome durch Suchmaschinen zu jagen. Da kommt nichts Gutes bei raus.