Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

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cama
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Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von cama »

Hallo ihr Lieben!

Der Threadtitel ist mehr so naja, aber besser geht es gerade nicht.

In meinem Vorstellungsthread habe ich geschrieben, ich hätte in den letzten 15 Jahren ein bißchen verstanden, was ich an mir ändern mußte, damit es bei mir mit einem Mann klappen konnte, und die Userin Blau hat mich dann gebeten, ich solle doch mal mehr dazu schreiben.
Jetzt überlege ich schon mehr als eine Woche herum, wie ich anfangen könnte, komme aber auf keinen guten Start. Es ist halt ein komplexes Thema, vieles hängt mit mehreren anderen Sachen zusammen, ein paar Probleme habe ich auch, die ich für nicht lösbar halte, ach ja...fang ich halt einfach mit irgendwas an, oder?

Ein Problem war zum Beispiel, daß ich sehr introvertiert bin. In Internetforen kommt das erfahrungsgemäß nicht so sehr rüber, weil ich da beliebig viel Zeit habe, einen Text zu formulieren. Im wirklichen Leben bin ich sehr ruhig. Ich wußte als junge Frau gar nicht, wie ruhig ich auf andere tatsächlich wirke. Leider wird 'nichts sagen' schnell als Arroganz, Desinteresse oder Langeweile interpretiert, tja...Das hat mich dann immer sehr getroffen, nichts davon stimmt nämlich.
Nachdem mir jahrelang Leute gesagt haben, daß ich ja 'nie was sage', habe ich doch mal angefangen, zu versuchen, mehr mitzureden. Natürlich ist das schwierig, bis heute, man kann introvertierte Menschen schließlich nicht einfach umdrehen. Irgendwann habe ich dann verstanden, daß ich gar nicht immer eine wohlüberlegte Antwort geben muß, sondern daß viele Leute etwas schätzen, was als 'gutes Zuhören' bezeichnet wird. Von Natur aus sieht 'gutes Zuhören' bei mir so aus, daß ich praktisch gar nichts mehr sage, ich soll ja gut Zuhören (dafür benutzt man schließlich die Ohren, nicht den Mund, nicht wahr?)

Der lebensverändernde Trick hier ist, daß ich das, was der Gesprächspartner sagt, in meinen eigenen Worten kurz wiederhole. Ich muß nicht mal inhaltlich korrekt wiederholen, viele Leute erklären gerne auch noch ein zweites Mal, oder mit anderen Worten, was sie gerade meinten.
Und schon wird aus 'abweisend, desinteressiert, gelangweilt, arrogant' das viel tollere 'offen, interessiert, empathisch, kann gut zuhören'. Ich finde das alles sehr ineffektiv und mühsam, aber die Leute (ihr wißt schon, DIE LEUTE, so wie 'die Männer', 'die Frauen' etc.) finden das toll.

An meinem Innenleben hat sich aber gar nichts geändert, ich bin, wenn ich die Klappe halte, genauso voller Interesse und Mitgefühl, wie wenn ich sozialkompatibles Gesprächsverhalten schauspielere. Fairerweise muß ich natürlich zugeben, daß mein Gegenüber an nichts feststellen kann, daß ich interessiert und aufmerksam bin, wenn ich mein natürliches Verhalten zeige...ich sage ja nichts und mache auch nichts, da kann ich mich so teilnahmsvoll und interessiert fühlen, wie ich will, wenn der Andere nichts hat, woran er das erkennen könnte.

Dieses 'offene' Gesprächsverhalten ist aber bis heute schwierig für mich, ich muß mich ständig konzentrieren, das 'richtig' zu machen, anstatt so, wie es mir entspricht. Der Unterschied im Verhalten meiner Mitmenschen ist die Mühe aber wert.

Zuhause komme ich manchmal mit weniger als 30 gesprochenen Wörtern durch den Tag, obwohl ich mit meinem Mann und unserem Sohn zusammenlebe. Aber die beiden verstehen ja auch von Natur aus, wie introvertiert sein geht. :D

Das ist also zusammengefaßt so ein Fall, wo 'sei einfach Du selbst' zu nichts führt, weil 'ich selbst sein' die Leute glauben läßt, ich hätte kein Interesse an ihnen.

So, liebe Blau, ich hoffe, der obige Text entspricht Deiner Bitte in meinem Vorstellungsthread, auch wenn es natürlich noch 1001 andere Dinge gibt, die ich als Problem erkannt habe und dann versucht habe, zu ändern.
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Mondsinger »

Das mit dem zuhören und wiederholen kenne ich auch. Und in meiner jetzigen Ausbildung habe ich da auch noch die Fachbegriffe zu gelernt ;)

Ich sage mal einfach: Aktives Zuhören, Paraphrasieren


z.B.:

https://www.mittwald.de/blog/arbeitsall ... phrasieren


Da kannst du auch mal nach Carl Rogers suchen. Er hat diese Begriffe eingeführt.
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von TheRealDeal »

cama hat geschrieben:Das ist also zusammengefaßt so ein Fall, wo 'sei einfach Du selbst' zu nichts führt, weil 'ich selbst sein' die Leute glauben läßt, ich hätte kein Interesse an ihnen.
Für mich bist du ganz klar "du selbst". Ich sage "sei authentisch", nicht "entwickle dich nicht". Du hast dich halt weiterentwickelt. Und nicht zum Beispiel geglaubt, dass du anders sein müsstest und deshalb evtl. zu Drogen gegriffen.

30 Worte am Tag? Ich dachte immer, "Eine Frau sagt mehr als 1000 Worte". :frech:
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von BartS »

Hallo cama,
cama hat geschrieben:Ein Problem war zum Beispiel, daß ich sehr introvertiert bin.
Um es mal positiv auszudrücken, es ist ein Wesenszug von Dir. Und wie bei jeder Eigenschaft hat das Vorteile und auch Nachteile.
cama hat geschrieben:Im wirklichen Leben bin ich sehr ruhig. Ich wußte als junge Frau gar nicht, wie ruhig ich auf andere tatsächlich wirke.
Kann ich verstehen. In dem Alter tut man sich generell schwer, Außen- und Innensicht in Deckung zu bringen.
cama hat geschrieben:Leider wird 'nichts sagen' schnell als Arroganz, Desinteresse oder Langeweile interpretiert, tja...Das hat mich dann immer sehr getroffen, nichts davon stimmt nämlich.
Yepp.

Introvertierte Menschen haben ein bewegtes "Innenleben". Die Eindrücke, die von innen kommen, sind sehr ausgeprägt. Ich würde sogar sagen, viele Menschen würden das gar nicht aushalten, wenn sie wüssten, was in unserem Kopf alles los ist. Aber wir nehmen die Umwelt gut wahr und denken viel über das nach, was wir erleben.

Und das ist auch ein besonderer Aspekt, introvertierte Menschen denken gerne vorher nach, wenn sie was sagen. Das wird nicht nur als Arroganz ausgelegt, sondern einfach auch als Langsamkeit des Denkens. :roll: Ich habe eine gute Freundin, sie ist wie ich ausgeprägt introvertiert. In Gesprächen hört sie erstmal zu und weiß dann in solchen Momenten gar nichts anderes zu sagen als "gut gut". Aber im Hirn drehen sich die Rädchen, sie weiß es in dem Moment nicht in Worte zu fassen. Ich kenne das und kann damit gut umgehen. Wenn ich ihr Zeit gebe, dann kommt etwas, was ziemlich gehaltvoll ist. Wo ich merke, wow, ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Ein "Extro" kann quasi intuitiv in Sekunden was passendes sagen. Sie hat seit gut einem halben Jahr einen neuen Freund und er hat schon ungeduldig auf sie eingewirkt, wenn sie ihm nicht sofort eine Antwort gibt. Ich fände das furchtbar so einen Partner zu haben, der a) diesen Wesenszug nicht akzeptieren kann und b) diese Sekunden fürs Nachdenken aus seiner Ungeduld heraus nicht geben will.
cama hat geschrieben: Nachdem mir jahrelang Leute gesagt haben, daß ich ja 'nie was sage', habe ich doch mal angefangen, zu versuchen, mehr mitzureden. Natürlich ist das schwierig, bis heute, man kann introvertierte Menschen schließlich nicht einfach umdrehen.
Eben, man kann den Wesenszug nicht umdrehen. Aber besser auf solche Situationen vorbereitet sein.
cama hat geschrieben:Der lebensverändernde Trick hier ist, daß ich das, was der Gesprächspartner sagt, in meinen eigenen Worten kurz wiederhole.
Finde ich gut. :) So bekommst Du auch an seiner Reaktion mit, ob Du die Person richtig verstanden hast (andere Menschen interpretieren etwas in die Worte hinein, sagen es aber nicht sofort und tragen das dann wochenlang in sich).
cama hat geschrieben:Dieses 'offene' Gesprächsverhalten ist aber bis heute schwierig für mich, ich muß mich ständig konzentrieren, das 'richtig' zu machen, anstatt so, wie es mir entspricht. Der Unterschied im Verhalten meiner Mitmenschen ist die Mühe aber wert.
Ja, ich kenn diese Anstrengung. Was dazu führt, dass ich nach einer dreiviertel, ganzen Stunde kaum noch Energie habe und mich irgendwie erholen muss.
cama hat geschrieben:Zuhause komme ich manchmal mit weniger als 30 gesprochenen Wörtern durch den Tag, obwohl ich mit meinem Mann und unserem Sohn zusammenlebe. Aber die beiden verstehen ja auch von Natur aus, wie introvertiert sein geht. :D
Ist Dein Ehemann selbst so introvertiert wie Du?

Danke für Deinen Text
Gruss
BartS
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Berglöwe »

Schöner Post.

Es ist in der Tat manchmal hilfreich (nicht nur für Introvertierte), sich in manchen Situationen selber etwas zu führen in Bezug auf Körpersprache (z.B. Blickkontakt halten) und Kommunikation (z.B. das besagte Wiederholen des Gesprochenen), um einen positiven Eindruck zu vermitteln.
BartS hat geschrieben:
cama hat geschrieben:Ein Problem war zum Beispiel, daß ich sehr introvertiert bin.
Um es mal positiv auszudrücken, es ist ein Wesenszug von Dir. Und wie bei jeder Eigenschaft hat das Vorteile und auch Nachteile.
Das muss nicht positiv ausgedrückt werden. Wie der grundlegende Charakterzug einer Person ist vollkommen neutral zu betrachten. Es ist jedoch richtig zusagen, dass Introversion an sich kein Problem ist oder eines darstellt. Das Problem besteht darin, diesen Wesenszug in Einklang mit der heutigen vornehmlich extrovertiert ausgerichteten Welt zu bringen.
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Montecristo »

cama hat geschrieben:Zuhause komme ich manchmal mit weniger als 30 gesprochenen Wörtern durch den Tag, obwohl ich mit meinem Mann und unserem Sohn zusammenlebe. Aber die beiden verstehen ja auch von Natur aus, wie introvertiert sein geht.
Ich hoffe mal sehr für Deinen Sohn, dass die "30 Worte" gefühlt sind. Meine Stiefmutter redet sicher mehr als besagte Anzahl, ist aber sehr distanziert (im Allgemeinen und asexuell im Besonderen). Das hat sicher dazu beigetragen, dass die zweite Ehe meines Vaters nicht nur positive Aspekte hatte. (Die positiven überwiegen aber deutlich. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mama.)
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
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cama
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von cama »

Hallo, alle!

mondsinger: interessante Seite, die Du da verlinkt hast. Ich muß mich da mal einlesen, über den Winter verbringe ich ja vermutlich wieder mehr Zeit mit Lesen.

TheRealDeal schrieb:
cama hat geschrieben:
Das ist also zusammengefaßt so ein Fall, wo 'sei einfach Du selbst' zu nichts führt, weil 'ich selbst sein' die Leute glauben läßt, ich hätte kein Interesse an ihnen.

Für mich bist du ganz klar "du selbst". Ich sage "sei authentisch", nicht "entwickle dich nicht". Du hast dich halt weiterentwickelt.
Hm. Ich glaube, Du machst mir ein Kompliment, also danke dafür. Bei dem Wort weiterentwickeln stelle ich mir immer vor, daß ich mich anders fühle als vorher. Ich habe aber eher das Gefühl, ich hätte einen Taschenspielertrick gelernt, der macht, daß die Leute merken, 'wie ich bin'. Mein Innenleben sieht für mich selber ähnlich aus wie früher, sonst müßte ich mich nicht so anstrengen, um interessiert und offen zu wirken. Mit der Zeit ist dieses offene Verhalten schon etwas leichter geworden als ganz am Anfang, aber ich bin immer noch von Natur aus ruhig und muß mich konzentrieren und selbst ermahnen, um mehr zu sagen. Wenn ich authentisch bin, sag ich eben kaum was. Oder stelle ich mir Weiterentwicklung falsch vor?

BartS: Ist damit eigentlich Bart Simpson gemeint? Zum Thema:
introvertierte Menschen denken gerne vorher nach, wenn sie was sagen. Das wird nicht nur als Arroganz ausgelegt, sondern einfach auch als Langsamkeit des Denkens.
Au weia, ja. :sadman: Das hab ich auch schon erlebt.
BartS schrieb:
und er hat schon ungeduldig auf sie eingewirkt, wenn sie ihm nicht sofort eine Antwort gibt. Ich fände das furchtbar so einen Partner zu haben, der a) diesen Wesenszug nicht akzeptieren kann und b) diese Sekunden fürs Nachdenken aus seiner Ungeduld heraus nicht geben will.
Sowas kann ich auch nur schwer aushalten. Meine Mutter ist ein sehr extrovertierter Mensch und war, als ich noch ein Kind war, auch oft ungeduldig mit mir, dabei hätte ich nur einen Moment gebraucht, um einen Gedanken zu formulieren, während sie ohne Punkt und Komma weiterquasselt...anstrengend, das. Für meine Mutter war das übrigens auch anstrengend damals, sie kann sich da bis heute nicht einfühlen und hat mich ständig dazu ermuntert, mehr aus mir rauszugehen...der Ausdruck hat mich als Kind verwirrt ohne Ende, wie soll das denn gehen, tut das nicht weh?! :roll:
Sozialkontakte laugen mich aus, obwohl sie mir gleichzeitig natürlich auch was geben, das ist bei mir so wie bei dir.

BartS schrieb:
Ist Dein Ehemann selbst so introvertiert wie Du?
Ja. :mrgreen: Das erleichtert den Alltag ungemein, wenn jemand gleich tickt. Die Vorstellung, ich wäre mit jemand verheiratet, der viel redet... :shock:

Danke für die überlegte Antwort!

Alexas:
Schöner Post. Danke!

Es ist in der Tat manchmal hilfreich (nicht nur für Introvertierte), sich in manchen Situationen selber etwas zu führen in Bezug auf Körpersprache (z.B. Blickkontakt halten) und Kommunikation (z.B. das besagte Wiederholen des Gesprochenen), um einen positiven Eindruck zu vermitteln. Ja! Aber bis ich das raus hatte, daß das so ist, und was genau ich da tun muß, das hat gedauert.

BartS hat geschrieben:
cama hat geschrieben:
Ein Problem war zum Beispiel, daß ich sehr introvertiert bin.

Um es mal positiv auszudrücken, es ist ein Wesenszug von Dir. ...

Das muss nicht positiv ausgedrückt werden. Wie der grundlegende Charakterzug einer Person ist vollkommen neutral zu betrachten. Es ist jedoch richtig zusagen, dass Introversion an sich kein Problem ist oder eines darstellt. Das Problem besteht darin, diesen Wesenszug in Einklang mit der heutigen vornehmlich extrovertiert ausgerichteten Welt zu bringen. Für die Partnersuche war Introversion bei mir ein Teilproblem von mehreren, also so gesehen als Charakterzug nichts Schlechtes, aber eben auch nicht förderlich für die Beziehungsanbahnung.

Montecristo: Mein Mann und ich arbeiten beide Schicht, an den Tagen, an denen ich Spätschicht habe, sehe ich meinen Sohn vormittags nicht, weil er Schule hat, und nachmittags nicht, weil ich arbeite...an solchen Tagen könnte das vielleicht sogar manchmal hinkommen mit den 30 Wörtern. Da ist dann mein Mann für elterliche Nähe zuständig...Nein, im Ernst, ich hoffe nicht, daß mein Sohn das Gefühl hat, ich würde mich ihm gegenüber distanziert verhalten.
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cama
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von cama »

So, wir sind hier noch lange nicht fertig, Leute!

Eine weitere Beziehungsanbahnungsverhinderungsursache ( :frech2: ) bei mir war, daß ich chronische Neinsagerin bin. Jetzt gar nicht auf romantische Annäherungsversuche durch Männer bezogen, (nicht, daß es sowas gegeben hätte) sondern allgemein. Komischerweise kann ich mir nur schlecht vorstellen, daß mir eine neue Sache, egal welche, Spaß machen könnte, oder gut für mich wäre. Immer und immer gehen mir nur Hindernisse und Probleme durch den Kopf. Ich denke, 'Das gefällt mir bestimmt nicht', 'Das ist nichts für mich, weil...', 'DAS kann ich doch nicht machen, das wäre doch...'

Schwierig bis superschwierig, aber lohnend, war es für mich, Sachen TROTZDEM zu machen,obwohl ich der festen Meinung war, das das nichts werden kann/schlimm wird/lächerlich ist etc. Ich kam mit den Sachen, die ich bisher gemacht hatte, ja offensichtlich nicht weiter, also fing ich dann an, Sachen zu machen, die ich im Vorfeld schon als ungeeignet aussortiert hatte.

Zum Beispiel: Alleine was unternehmen. Ist bestimmt doof, peinlich, langweilig, outet mich als Sozialniete etc. etc.
Nein, ist toll. Am Anfang fühlte es sich komisch an, aber dann war es toll. Ich kann hingehen, wo ich will und wann ich will, bleiben, so lange ich will und und und. Alles was mich aufgehalten hat, war mein eigener Kopf. Und noch nie, wirklich noch kein einziges Mal, ist irgendwas Unangenehmes passiert, wenn ich alleine was unternommen habe. Lustigerweise gibt es Leute, die mich dafür bewundern, daß ich Sachen alleine mache, dabei war das nie so geplant und nur mein ABinendasein hat mich dazu gebracht. Heute, als langjährige Ex-Abine, genieße ich nur noch die Vorteile davon, daß ich das mal lernen mußte.

Chronisches Neinsagen hat mich stark eingeschränkt, und - meinem Bauchgefühl total widersprechendes - Jasagen zu allem Möglichen hat mir ein paar sehr wertvolle Erfahrungen beschert...ok Themenspezifisches dazu vielleicht mal im Gefahrenbereich, ähem.
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."-Alexander von Humboldt zugeschrieben
Ninja Turtle

Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Ninja Turtle »

cama hat geschrieben:So, wir sind hier noch lange nicht fertig, Leute!
Chronisches Neinsagen hat mich stark eingeschränkt, und - meinem Bauchgefühl total widersprechendes - Jasagen zu allem Möglichen hat mir ein paar sehr wertvolle Erfahrungen beschert...ok Themenspezifisches dazu vielleicht mal im Gefahrenbereich, ähem.
Menno, immer wenn's gerade so richtig spannend wird. :crybaby:
Happy Future

Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Happy Future »

cama hat geschrieben: Zum Beispiel: Alleine was unternehmen. Ist bestimmt doof, peinlich, langweilig, outet mich als Sozialniete etc. etc.
Nein, ist toll. Am Anfang fühlte es sich komisch an, aber dann war es toll. Ich kann hingehen, wo ich will und wann ich will, bleiben, so lange ich will und und und. Alles was mich aufgehalten hat, war mein eigener Kopf. Und noch nie, wirklich noch kein einziges Mal, ist irgendwas Unangenehmes passiert, wenn ich alleine was unternommen habe. Lustigerweise gibt es Leute, die mich dafür bewundern, daß ich Sachen alleine mache, dabei war das nie so geplant und nur mein ABinendasein hat mich dazu gebracht.
Geht mir genauso.

Ich hatte immer irgendwie andere Interessen als die meisten aus meinem Umfeld. Bin daher schon im Teenie-Alter allein ins Stadion, ins Kino oder auf Konzerte gegangen. Als Erwachsener dann auch allein in Restaurants.

Alles kein Problem, man will ja das Leben geniessen.

Und auch ich bekam Bewunderung von anderen dafür.

Sowas kann auch eine Stärke sein.
Blau
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Blau »

cama hat geschrieben: Dieses 'offene' Gesprächsverhalten ist aber bis heute schwierig für mich, ich muß mich ständig konzentrieren, das 'richtig' zu machen, anstatt so, wie es mir entspricht. Der Unterschied im Verhalten meiner Mitmenschen ist die Mühe aber wert.

Zuhause komme ich manchmal mit weniger als 30 gesprochenen Wörtern durch den Tag, obwohl ich mit meinem Mann und unserem Sohn zusammenlebe. Aber die beiden verstehen ja auch von Natur aus, wie introvertiert sein geht. :D
Erst mal vielen lieben Dank dass du es jetzt tatsächlich ausführlicher erklärt hast :good:
Ich finde es interessant dass es für dich ein tatsächlich recht großes Problem darstellt dich aktiv ins Gespräch einzubringen. Gut, das mit dem Wiedergeben von Gesprächsteilen anderer ist schon mal eine Strategie; aber ich kann irgendwie nicht nachvollziehen wieso du nicht wirklich Interesse daran hast aktiv am Gesprächsverlauf teilzunehmen? Wenn ich anderen Menschen zuhöre dann fallen mir entweder Fragen dazu ein, also Dinge die ich gerne noch genauer wüsste als sie eben vom anderen Gesprächsteilnehmer beschrieben wurden, oder eben 1000 Stories und Begebenheiten bei denen irgendwas ganz ähnlich war und die eben gerade ins Gespräch passen könnten.
Wenn ich ein Gespräch nicht wirklich spannend finde dann gibt es für mich zwei Möglichkeiten: wenn ich offensichtlich die einzige bin, die das gerade nicht so interessiert, dann suche ich mir eine andere Beschäftigung. Wenn so etwas häufiger vorkommt dann suche ich mir andere Leute, denn dann sind wir offensichtlich nicht auf einer Wellenlänge. Wenn ich dagegen merke, dass ich das Gespräch nicht so spannend finde und es mehreren Anwesenden genauso geht, dann versuche ich höflich ein anderes Thema in den Vordergrund zu bringen das vielleicht interessanter für alles ist.
Letztendlich möchte ich aber auch aktiv an Gesprächen teilnehmen um Rückmedlungen von anderen zu meiner Person, meinen Erlebnissen und meinen Gedanken zu bekommen. Ehrlich gesagt brauche ich das um zu wissen wo ich in der Gesellschaft stehe, wie ich wahrgenommen werde und wo ich vielleicht auch mal an mir selber arbeiten müsste. Wie kommst du denn ohne solche Rückmeldungen zurecht?

Wie alt ist denn dein Sohn? Ich finde reden mit Kindern extrem wichtig. Als Erwachsener hat man nun mal die Rolle ihnen die Welt zu erklären. Wie um alles in der Welt hast du denn die "Warum?"-Phase deines Sohnes überstanden? :shock:
Allein schon um die wichtigsten Informationen mit meinem Partner auszutauschen brauche ich pro Tag eine gewisse Menge an Redezeit (>10 Minuten), und da geht es nur um Alltagskram wie Termine und Kinderbetreuung. Wir fragen uns auch gegenseitig oft wie denn so unser Tag war, was wir erlebt haben, was uns gefreut und was uns geärgert hat. Wie kommt denn dein Partner mit so wenig Kommunikation zurecht?
Blau
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Blau »

Ups, habe jetzt gesehen dass du ein paar Dinge davon schon in anderen Posts beantwortet hast. Dann bitte einfach ignorieren :schuechtern:

Zu deinem Nein-sage-Verhalten: interessant, mir ging/geht es meistens genau andersherum: ich bin wahnsinnig neugierig und möchte am liebsten alles ausprobieren. Meistens macht es mir dann auch noch Spaß und ich möchte es gerne weiter machen, besser lernen etc... letztendlich scheitert es dann an Zeitmangel. Ich brauche nach diesem Leben nochmal mindestens drei weitere um all das zu machen was ich gerne machen würde :kopfstand:
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cama
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von cama »

Ninja Turtle schrieb:
Menno, immer wenn's gerade so richtig spannend wird. :crybaby:
Och, nicht traurig sein jetzt. Später mal, im Gefahrenbereich, ja? :mrgreen:

Happy Future schrieb:
Geht mir genauso.

Ich hatte immer irgendwie andere Interessen als die meisten aus meinem Umfeld. Bin daher schon im Teenie-Alter allein ins Stadion,...
Als Teenager war ich noch nicht soweit. Da habe ich noch gehofft, ich fände irgendwie von selber Anschluß und hätte dann irgendwie, irgendwoher Leute, mit denen zusammen ich dann was machen kann. Bei mir ist es nicht mal an anderen Interessen gescheitert, sondern daran, daß Leute, mit denen gemeinsam ich was machen kann, nunmal eben nicht auf Bäumen wachsen. Weiß der Geier, wieso es Leute gibt, die behaupten, Sozialkontakte ergeben sich von selber. ;)


Hallo, Blau! Schön, daß Du als Threadinitiatorin was schreibst. :)

Blau schrieb:
aber ich kann irgendwie nicht nachvollziehen wieso du nicht wirklich Interesse daran hast aktiv am Gesprächsverlauf teilzunehmen?
Doch!!! Hab ich doch! Und wie! Ich finde andere Menschen brennend interessant, ihre Erfahrungen, was sie zu sagen haben, was sie schon alles erlebt haben, fast alles! Aber, (Achtung, nicht nachvollziehbares introvertiertes Verhalten folgt) je interessanter ich das finde, was Du sagst, desto mehr muß ich drüber nachdenken, und desto weniger sage ich!

Blau schrieb:
Wenn ich anderen Menschen zuhöre dann fallen mir entweder Fragen dazu ein, also Dinge die ich gerne noch genauer wüsste als sie eben vom anderen Gesprächsteilnehmer beschrieben wurden, oder eben 1000 Stories und Begebenheiten bei denen irgendwas ganz ähnlich war und die eben gerade ins Gespräch passen könnten.
Ja, ist bei mir auch so. Das dauert aber einen Moment oder zwei oder drei. Erstmal muß ich nachdenken, einen Satz formulieren.

Blau schrieb:
Wenn ich dagegen merke, dass ich das Gespräch nicht so spannend finde und es mehreren Anwesenden genauso geht
Woran merkst Du denn, daß andere Beteiligte das Gespräch nicht so spannend finden? Wenn jemand nichts sagt? Das könnte ein introvertierter Mensch beim Nachdenken über das (interessante, relevante) Gesprächsthema sein, ganz im Ernst. Mir geht es oft so, daß mir was einfällt, was zum Thema paßt, die anderen sind aber schon zwei Themen weiter.

Blau schrieb:
Letztendlich möchte ich aber auch aktiv an Gesprächen teilnehmen um Rückmedlungen von anderen zu meiner Person, meinen Erlebnissen und meinen Gedanken zu bekommen. Ehrlich gesagt brauche ich das um zu wissen wo ich in der Gesellschaft stehe, wie ich wahrgenommen werde und wo ich vielleicht auch mal an mir selber arbeiten müsste. Wie kommst du denn ohne solche Rückmeldungen zurecht?
Ich komme ohne solche Rückmeldungen deutlich schlechter zurecht als mit. Um sie zu bekommen, muß ich (zum Beispiel, unter anderem) den Zaubertrick mit dem Wiederholen dessen, was der Gesprächspartner gesagt hat, anwenden. So kann ich aktiv an Gesprächen teilnehmen, meine natürliche Methode (Klappe halten, zuhören, nachdenken) sieht ja aus wie mangelndes Interesse. Verstehst Du, was ich sagen will?
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."-Alexander von Humboldt zugeschrieben
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Blau »

cama hat geschrieben:
Blau schrieb:
aber ich kann irgendwie nicht nachvollziehen wieso du nicht wirklich Interesse daran hast aktiv am Gesprächsverlauf teilzunehmen?
Doch!!! Hab ich doch! Und wie! Ich finde andere Menschen brennend interessant, ihre Erfahrungen, was sie zu sagen haben, was sie schon alles erlebt haben, fast alles! Aber, (Achtung, nicht nachvollziehbares introvertiertes Verhalten folgt) je interessanter ich das finde, was Du sagst, desto mehr muß ich drüber nachdenken, und desto weniger sage ich!
Das ist interessant. Fällt dir da denn kaum mal was spontan zu ein? Also dass du aus dem Bauch heraus einfach deinen Senf dazu gibst? Hast du denn irgendwie Sorge was du sagst könnte noch nicht ausgereift genug sein, vielleicht nicht das was der andere hören möchte etc.? Gerade wenn mich etwas besonders interessiert dann merkt das mein Gegenüber unausweichlich an meiner Mimik, Gestik und daran dass ich viele Fragen stelle. Wie ist das denn bei dir, merkt man dir denn zumindest an Mimik und Gestik das aufmerksame Zuhören an?

Blau schrieb:
Wenn ich anderen Menschen zuhöre dann fallen mir entweder Fragen dazu ein, also Dinge die ich gerne noch genauer wüsste als sie eben vom anderen Gesprächsteilnehmer beschrieben wurden, oder eben 1000 Stories und Begebenheiten bei denen irgendwas ganz ähnlich war und die eben gerade ins Gespräch passen könnten.
cama hat geschrieben:Ja, ist bei mir auch so. Das dauert aber einen Moment oder zwei oder drei. Erstmal muß ich nachdenken, einen Satz formulieren.
Teilst du das denn deinen Gesprächsteilnehmern so auch mit? Ich würde in so einem Fall einfach mal etwas wie "Oh, das ist ja echt spannend, warte mal... habs gleich... wie sieht es denn mit blablabla aus, ...". Dann hast du etwas Zeit nachzudenken und kannst dich ins Gespräch einbringen. Perfekt formulierte Sätze erwartet übrigens niemand ;) Ich weiß oft erst während ich drauflosquatsche was ich jetzt eigentlich genau sagen will.
cama hat geschrieben:Blau schrieb:
Wenn ich dagegen merke, dass ich das Gespräch nicht so spannend finde und es mehreren Anwesenden genauso geht
Woran merkst Du denn, daß andere Beteiligte das Gespräch nicht so spannend finden? Wenn jemand nichts sagt? Das könnte ein introvertierter Mensch beim Nachdenken über das (interessante, relevante) Gesprächsthema sein, ganz im Ernst. Mir geht es oft so, daß mir was einfällt, was zum Thema paßt, die anderen sind aber schon zwei Themen weiter.
Nein, ich glaube schon dass ich unterscheiden kann ob jemand einem Gespräch aufmerksam folgt oder sich langweilt. Ist letzteres der Fall dann fangen Leute oft erst an etwas anderes nebenbei zu machen, werden unruhig und suchen Möglichkeiten das Gespräch zu verlassen. Schweigen alleine ist für mich kein Zeichen von Gelangweiltsein. Wenn jemand aktiv einem Gespräch folgt aber nichts dazu sagt dann spreche ich die Person vielleicht irgendwann direkt an und frage sie nach ihrer Meinung oder ihren Erfahrungen.

Blau schrieb:
Letztendlich möchte ich aber auch aktiv an Gesprächen teilnehmen um Rückmedlungen von anderen zu meiner Person, meinen Erlebnissen und meinen Gedanken zu bekommen. Ehrlich gesagt brauche ich das um zu wissen wo ich in der Gesellschaft stehe, wie ich wahrgenommen werde und wo ich vielleicht auch mal an mir selber arbeiten müsste. Wie kommst du denn ohne solche Rückmeldungen zurecht?
cama hat geschrieben:Ich komme ohne solche Rückmeldungen deutlich schlechter zurecht als mit. Um sie zu bekommen, muß ich (zum Beispiel, unter anderem) den Zaubertrick mit dem Wiederholen dessen, was der Gesprächspartner gesagt hat, anwenden. So kann ich aktiv an Gesprächen teilnehmen, meine natürliche Methode (Klappe halten, zuhören, nachdenken) sieht ja aus wie mangelndes Interesse. Verstehst Du, was ich sagen will?
Ja, irgendwie schon. Wie ist das denn bei dir mit eigenen Gedanken und Erlebnissen, kannst die die einfach so mitteilen und dich so als Gesprächsinitiatorin betätigen? Oder fällt dir sowas schwer? Und im Beruf, musst du da viel reden und dabei auf Leute zugehen?
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von BartS »

cama hat geschrieben:BartS: Ist damit eigentlich Bart Simpson gemeint?
Ay, caramba! ;)
cama hat geschrieben:Sowas kann ich auch nur schwer aushalten. Meine Mutter ist ein sehr extrovertierter Mensch und war, als ich noch ein Kind war, auch oft ungeduldig mit mir, dabei hätte ich nur einen Moment gebraucht, um einen Gedanken zu formulieren, während sie ohne Punkt und Komma weiterquasselt...anstrengend, das.
Das kann ich verstehen. Ich hatte das Glück, dass meine Mutter auch introvertiert veranlagt ist. Mein Vater ist zwar extrovertiert veranlagt, kann aber auch warten und zuhören. Bei ungeduldigen Menschen habe ich mir angewöhnt, schnell auf den Punkt zu kommen.
cama hat geschrieben:Für meine Mutter war das übrigens auch anstrengend damals, sie kann sich da bis heute nicht einfühlen und hat mich ständig dazu ermuntert, mehr aus mir rauszugehen...
Ja, sowas hat mein Vater auch gesagt, als ich noch jung war. Jetzt hat er wohl eingesehen, dass ich trotzdem was geworden bin. :D
cama hat geschrieben: Eine weitere Beziehungsanbahnungsverhinderungsursache ( :frech2: ) bei mir war, daß ich chronische Neinsagerin bin. Jetzt gar nicht auf romantische Annäherungsversuche durch Männer bezogen, (nicht, daß es sowas gegeben hätte) sondern allgemein.
Ich glaube, viele Frauen werden Dich beneiden, denn die halten sich für chronische Jasagerinnen. Sie können nicht nein sagen und besonders an der Arbeit und im familiären Umfeld leiden sie darunter, dass man ihnen jede Menge Aufgaben aufhalst. Aber in ihrer Erziehung steckt noch drinnen, nett und freundlich zu ihrer Umgebung zu sein und wenig Widerworte zu geben.
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von BartS »

cama hat geschrieben:Ich finde andere Menschen brennend interessant, ihre Erfahrungen, was sie zu sagen haben, was sie schon alles erlebt haben, fast alles! Aber, (Achtung, nicht nachvollziehbares introvertiertes Verhalten folgt) je interessanter ich das finde, was Du sagst, desto mehr muß ich drüber nachdenken, und desto weniger sage ich!
:shylove: Eigentlich ein schöner Gedanke, wenn ich all das Schweigen von den Frauen uminterpretieren könnte, wenn ich ihnen was erzählte. :mrgreen:
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von Movement »

Hi cama,

ich finde dein Verhalten auch ziemlich interessant. Ich habe zuerst versucht einzuordnen, ob du in meinen Augen tatsächlich introvertiert oder doch schüchtern bist. Für introvertiert spricht stark, dass du auch zu hause mit dir sehr vertrauten und gemochten Personen offenbar wenig sprichst. Das ist bei einer schüchternen Person ja meist anders. Auf der anderen Seite fand ich es zunächst merkwürdig, dass du mit fremden Menschen sehr wenig sprichst, obwohl du dich ja laut eigener Aussage durchaus sehr für ihre Geschichten interessierst. Bei einem schüchternen Menschen ist so ein Verhalten ja auch klassisch, aber eben aus anderen Gründen (Angst das "Falsche" zu sagen, Angst vor sozialer Bewertung usw.). Die Gründe scheinen es bei dir aber nicht zu sein. Die Sachen die du stattdessen genannt hast, haben mich an etwas anderes erinnert.
Ich habe einen starken Verdacht: Kann es sein, dass du autistische Züge in dir trägst? Hast du dich mal mit dem Thema befasst? Auch, dass du diese "aktive Zuhören" so als gelernt beschreibst, würde dazu passen. Es gibt Autismus ja in verschiedenen Ausprägungen und bei dir könnte ich mir eine sanfte Ausprägung vorstellen.
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von BartS »

Movement hat geschrieben: Ich habe einen starken Verdacht: Kann es sein, dass du autistische Züge in dir trägst? Hast du dich mal mit dem Thema befasst? Auch, dass du diese "aktive Zuhören" so als gelernt beschreibst, würde dazu passen. Es gibt Autismus ja in verschiedenen Ausprägungen und bei dir könnte ich mir eine sanfte Ausprägung vorstellen.
Sorry wenn ich mich da kurz einharke. Introversion wird gerne mal mit anderen Dingen in einen Topf geworfen. Aber zum einen muss man sagen, es gibt weitaus mehr introvertierte Menschen (20-30%) als Menschen mit Autismus (weniger als 1%). Introversion ist eine Art Charaktereigenschaft, die kann bei Autisten häufig vorkommen. Aber die allermeisten introvertierten Menschen sind nicht autistisch veranlagt. Stattdessen findet man Camas Beschreibungen beispielsweise hier wieder: http://www.introvertiert.org/92-eigensc ... vertierten
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cama
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von cama »

Blau schrieb:
Fällt dir da denn kaum mal was spontan zu ein? Also dass du aus dem Bauch heraus einfach deinen Senf dazu gibst? Hast du denn irgendwie Sorge was du sagst könnte noch nicht ausgereift genug sein, vielleicht nicht das was der andere hören möchte etc.? Gerade wenn mich etwas besonders interessiert dann merkt das mein Gegenüber unausweichlich an meiner Mimik, Gestik und daran dass ich viele Fragen stelle. Wie ist das denn bei dir, merkt man dir denn zumindest an Mimik und Gestik das aufmerksame Zuhören an?
Mir fallen schon spontan Sachen ein, die ich sagen kann. Ich sortiere aber zuerst: Was paßt am Besten, was ist davon das Wichtigste? Diesen Sortierprozeß mache ich automatisch, und mich dabei zu erwischen und es anders zu machen, braucht Konzentration und Energie, auch 15 oder 20 Jahre nachdem ich den Trick gelernt habe, ist das noch so.
Ich habe keine Sorge, ich könnte was halbgares sagen. Wenn ich mal einen unfertigen Gedanken ausspreche, nehmen meine Gesprächspartner das erfahrungsgemäß nicht übel, schrieb ich ja schon im Ausgangspost.
Meine Mimik ist angeblich so, daß man sieht, daß ich nachdenke...also sehr, äh, nach innen gekehrt? :schuechtern:

Gestik? I don't do Gestik! *verschränkt die Arme und guckt abweisend* Weiter oben hat jemand was drüber geschrieben, sich selber zu führen, was die Körpersprache betrifft,ich bin jetzt zu faul, die Stelle zu suchen. Ich verschränke oft die Arme, das ist bequem. Nein, das ist kein Zeichen von Ablehnung, egal, was alle Körperspracheexperten dazu behaupten. Also zusammengefaßt sind meine Mimik und Gestik zwei Dinge mehr, auf die ich achten sollte, wenn ich guten Kontakt mit meinen Gesprächspartnern will. :lol:

Blau schrieb:
Ich würde in so einem Fall einfach mal etwas wie "Oh, das ist ja echt spannend, warte mal... habs gleich... wie sieht es denn mit blablabla aus, ...". Dann hast du etwas Zeit nachzudenken und kannst dich ins Gespräch einbringen. Perfekt formulierte Sätze erwartet übrigens niemand ;) Ich weiß oft erst während ich drauflosquatsche was ich jetzt eigentlich genau sagen will.
Danke für den Tipp, aber...ich mache das ja schon seit 15 oder 20 Jahren, auch mit Erfolg. Ist nur so, daß es 'unnatürlich' bleibt, für mich.

Blau schrieb:
Wie ist das denn bei dir mit eigenen Gedanken und Erlebnissen, kannst die die einfach so mitteilen und dich so als Gesprächsinitiatorin betätigen? Oder fällt dir sowas schwer? Und im Beruf, musst du da viel reden und dabei auf Leute zugehen?
Doch, ich hab schon was zu sagen. Das hatte auch was mit meinem chronischen Neinsagen von weiter oben zu tun, daß ich früher selten was über mich zu erzählen wußte. Aber bewußtes Jasagen zu allem möglichen hat die Möglichkeiten zum was erzählen deutlich erweitert. Das ist alles auch schon länger her, ist ja hier ein Thread über meine persönlichen ABinen-Ursachen und was ich dran ändern konnte, damals.

Beruflich hatte ich bis vor ein paar Jahren sehr viel Kundenkontakt mit viel Smalltalk. Das geht, das bewegt sich nur an der Oberfläche und man kann Smalltalk lernen, finde ich. Inzwischen arbeite ich in einem ganz anderen Bereich, wo ich nur wenige Kunden treffe, und dann immer die Gleichen. Das gefällt mir besser als viel Kundenkontakt mit immer neuen Leuten.

BartS: Aha, ein Springfielder also. :good:
BartS schrieb:
Ich glaube, viele Frauen werden Dich beneiden, denn die halten sich für chronische Jasagerinnen. Sie können nicht nein sagen und besonders an der Arbeit und im familiären Umfeld leiden sie darunter, dass man ihnen jede Menge Aufgaben aufhalst.
Meine Neinsagerei bezieht sich nicht darauf, jemandem einen Gefallen zu tun, obwohl ich eigentlich keine Zeit habe oder sowas. Da geht es mehr darum, daß ich neue Dinge ablehne. Wenn zum Beispiel jemand fragt, ob ich nicht Lust hätte, die neue Wasserrutsche im Hallenbad auszuprobieren, dann komme ich spontan mit tausend Gründen daher, wieso das ganz sicher eine blöde Idee ist.

BartS schrieb:
Eigentlich ein schöner Gedanke, wenn ich all das Schweigen von den Frauen uminterpretieren könnte, wenn ich ihnen was erzählte.
Ja, was glaubst Du denn, was ich an meinem Mann alles für Verhaltensweisen in meinem Sinne uminterpretieren mußte, bis das mal geklappt hat mit ihm und mir?! :twisted: Im Ernst, das wird ein eigenes Posting irgendwann.

Movement: Ich weiß nicht so viel über Autismus, aber ist das nicht eine ganz schöne Hausnummer, wenn man davon betroffen ist?
Ich gehe einer regelmäßigen Erwerbsarbeit nach, habe (wenn auch wenige) Freundschaften und kann mich, glaube ich, in andere Leute einigermaßen einfühlen, also wohl eher nicht autistisch, oder? Introvertiert oder extrovertiert sein kann man ja auch unterschiedlich stark ausgeprägt, und da verorte ich mich selbst weiiiit auf der dunklen Seite der Macht... :kopfstand:
Aber Danke für die Idee, sowas kann ja sein.
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."-Alexander von Humboldt zugeschrieben
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Re: Gründe, wieso ich Abine war, und Lösungsansätze

Beitrag von BartS »

cama hat geschrieben: BartS schrieb:
Eigentlich ein schöner Gedanke, wenn ich all das Schweigen von den Frauen uminterpretieren könnte, wenn ich ihnen was erzählte.
Ja, was glaubst Du denn, was ich an meinem Mann alles für Verhaltensweisen in meinem Sinne uminterpretieren mußte, bis das mal geklappt hat mit ihm und mir?! :twisted: Im Ernst, das wird ein eigenes Posting irgendwann.
Ich freu mich drauf. :D

Grüße aus Springfield
BartS
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