Offenheit gegenüber anderen Menschen

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Morningstar

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Morningstar »

Also den Thread zusammenfassend gibt es hier bei uns ABs folgende Gründe sich nicht für andere zu öffnen:

1.) Nichts wirklich sagen weil man nicht weiß was man sagen soll (mangelnde Sozialkompetenz)
2.) Nichts sagen/fragen weil einen die anderen nicht wirklich interessieren
3.) Schweigen weil man nicht über sich selbst sprechen will aus Unsicherheit, Scham oder weils da nix groß zu erzählen gibt.
4.) Smalltalk zu oberflächlich/primitiv hält und diesen daher meidet.
5.) Mißtrauen gegenüber Fremden aufgrund von Heim/Mobbing oder sonstwelchen negativen Erfahrungen.
6.) Zu große Rationalität anderen gegenüber, logisch machen was emotional sein sollte.

Ich finde mich da selbst in allen Punkten wieder, ich kann gerne Stundenlange Gespräche führen. Obs nun Philosophie, Politik, Kunstgeschichte oder Technik/Nerdkram ist. Aber mit dem üblichen smalltalk Gelaber tue ich mich noch immer sehr schwer, kostet überwindung sich darauf einzulassen. Habe da zudem immer die unbewusste Tendenz auf Intellektuelle Themen abzuleiten, womit ich dann die Leute langweile oder als komplett langweiliger Nerd rüber komme. Ich meine wer diskutiert in einem Club/Bar schon gerne über Kant oder Astrophysik ?

Meine interessen sind da ja schon sehr vielseitig, nur scheint es so gut wie keine Menschen zu geben die das wirklich zu schätzen wissen. Zumindest habe ich bisher nur sehr wenige davon getroffen.

Ich habe da das tolle Talent den Smalltalk der anderen immer zu killen indem ich auf irgendein Stichwort hin auf anspruchsvolle Themen zu sprechen komme, funktioniert oft sogar ganz passabel manchmal ists dann aber auch nur sehr komisch und die Leute haben diesen irritierten Blick drauf. (Kann man sich bei mir teilweise in etwa so wie in Star Trek vorstellen, wie die crew komisch guckt wenn Mr. Data mal wieder was unpassendes gesagt hat).
Für Beziehungssachen eher nicht so förderlich wenn man da dann den Eindruck des Faktendurstigen Nerds macht der alles bis ins allerkleinste Detail ausdiskutieren und auf wissenschaftlicher Basis erörtern will. Bei mir kommt daher also noch punkt 6.) mit dazu.


Wobei ich da mittlerweile erhebliche Fortschritte mache, sehe zumindest das es langsam deutlich besser wird und das haben mir auch viele die mich schon länger kennen so mitgeteilt. Wurde in letzter Zeit sogar zu Parties usw eingeladen, das war früher nie der fall. Da war ich noch so unnahbar das Kontaktaufbau gegenüber anderen quasi nur auf der ebene des sachdienlichen Faktenaustausches auf Basis geteilter wissenschaftlicher/Beruflicher und politischer Interessen möglich war. Bin sehr gespannt wie weit es da möglich sein wird die neuronalen Strukturen meines Gehirns hin zu mehr sozialer Kompatibilität zu reprogrammieren.

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Um nochmal auf den Thread zurück zu kommen, sehr interessant was hier so geschrieben wird. Daran wird doch sehr deutlich das die meisten von uns deshalb AB sind weil wir es gewohnt sind anderst zu kommunizieren als die normalos. Diese feinen Unterschiede in der Kommunikation machen eben den Unterschied ob man für Partnerschaft in Betracht kommt oder nicht.

Ich denke auch das dies die Ursache für solch psychologischen Phänomene wie die Sozial Phobie oder die unsicher vermeidende Persönlichkeitsstörung bzw Schizoidität ist. Ich war ja zum Beispiel schon immer bei der Kommunikation von Emotionen eher sehr ungeschickt. Wenn man dann sehr oft Situationen erlebt in denen Kommunikationsversuche in Mobbing und Gelächter Enden (ja die Schulzeit) dann stellen sich natürlich logischerweise Angstgefühle ein wenn es darum geht auf andere offen zuzugehen. Die Versuche in der Vergangenheit haben ja schließlich nur schlechte Erfahrungen gebracht, das Gehirn versucht nun natürlich schlechte Erfahrungen zu vermeiden indem ein offener Sozialkontakt zu anderen nicht mehr zugelassen wird. Die Sozialphobie ist somit im grunde nur das Symptom welches durch die zur Gesellschaft inkompatiblen kommunikationsabläufe und die daraus resultierenden sozialen Folgen hervor gerufen wird.
Reinhard
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Reinhard »

Oder Venus Morningstars Beitrag mal anders zusammengefasst: in der Kindheit und Jugend zu erwachsen kommuniziert, dadurch ausgeschlossen und die Erwachsenenkommunikationen nie gelernt, weshalb man selbst dann immer noch nicht richtig dazugehören kann.

Story meines Lebens ... :schuechtern:
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Wozn

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Wozn »

Also, ich kann mich auf jeden Fall mit vielem was hier geschrieben wurde einverstanden erklären.
Bei mir kommt auch hinzu daß ich mich für vieles, was dir anderen so bewegt, einfach nicht begeistern kann.
Dieses Jahr z.B. die typischen Großereigenisse - WM & Olympia, sind beide komplett an mir vorbeigegangen, nichts hätte mich weniger interessieren können als die beiden Events.
Auch meine sonstigen Interessen gehen in ganz andere Richtungen als die der meisten, wobei ich mich nicht für irgendwie "besser" halten würde, aber eben sehr anders.
Von meiner Lieblingsserie haben die meisten Leute in Deutschland z.B. nie gehört (und könnten sich wohl auch kaum für eine Britische SF-Serie, über einen Exzentriker mit Zeitmaschine erwärmen...), mein Musikgeschmack ist komplett anders als der der meisten Menschen und meine Behinderung schränkt meinen Bewegungsradius, bzw. die Auswahl an möglichen Aktivitäten noch zusätzlich ein....

Ich glaube das schlimmste dabei ist allerdings nicht so sehr der "Nerdfaktor" - es gibt ja durchaus Nerds die als interessant wahrgenommen werden, wobei dieses Interesse am "Nerdtum" relativ neu ist - früher wurde man einfach verprügelt & fertig, aber seit die "Normalos" hoffen daß man ihnen ihren PC einrichtet ist das Ansehen leicht gestiegen.
Was einen zum AB macht ist, denke ich, eine Kombination aus schlechten bzw. traumatischen (Kindheits)Erfahrungen, die daraus resultierenden Vermeidungsstrategien & die wiederum daraus resultierenden psychischen bzw. emotionalen Probleme (also Depression, Phobie, Komplexe etc.).
Ich denke ja immer (und ich vermute ich bin da nicht alleine), hätte ich während meiner Jugendzeit andere Erfahrungen gemacht, wäre ich vielleicht immer noch ein wenig "nerdig", aber eben kein AB, so aber habe ich eben nie gelernt wie man "richtig" kommuniziert, was mit Sicherheit zu meinem HC-AB-Status beiträgt.
Am Ende verstärken sich diese Faktoren auch noch gegenseitig & es entsteht eine Art "gordischer Knoten", den aufzulösen ziemlich schwierig sein dürfte.
Es wird sich jedenfalls kaum eine Frau finden, die genug Interesse hätte den schweigsamen Typen zu "knacken" & ihn zu erlösen - man müßte schon tatsächlich relativ schön sein, um als schweigsamer Typ im Hintergrund Interesse zu erwecken. Das ist wahrscheinlich der heimliche Traum aller ABs, jemanden zu finden der willens ist, trotz der offenbaren Schüchternheit den Kontakt herzustellen, bzw. trotz all der oben genannten Eigenschaften Interesse zeigt.
Ich muß da ja immer an diesen Popsong denken "Gib mir bitte nur ein Wort" ;) - Naja, da kann der Durchschnitts-AB aber lange warten, das Problem ist halt daß sich die Unfähigkeit zum Ergreifen der Initiative mit der Zeit auch noch verstärkt & alles nur noch schlimmer wird, wenn man ein gewisses Alter überschreitet.
Morningstar

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Morningstar »

Wozn hat geschrieben: Was einen zum AB macht ist, denke ich, eine Kombination aus schlechten bzw. traumatischen (Kindheits)Erfahrungen, die daraus resultierenden Vermeidungsstrategien & die wiederum daraus resultierenden psychischen bzw. emotionalen Probleme (also Depression, Phobie, Komplexe etc.).
Ich denke ja immer (und ich vermute ich bin da nicht alleine), hätte ich während meiner Jugendzeit andere Erfahrungen gemacht, wäre ich vielleicht immer noch ein wenig "nerdig", aber eben kein AB, so aber habe ich eben nie gelernt wie man "richtig" kommuniziert, was mit Sicherheit zu meinem HC-AB-Status beiträgt.
Thats it, und wenn man pecht hat dann hat man sich damit nicht nur ne Phobie sondern gleich auch noch ne dahinter liegende Persönlichkeitsstörung eingefangen, unsicher vermeidend, bzw gar shizoid dann wirds erst recht richtig schwer mit dem socializen.

Wozn hat geschrieben: Naja, da kann der Durchschnitts-AB aber lange warten, das Problem ist halt daß sich die Unfähigkeit zum Ergreifen der Initiative mit der Zeit auch noch verstärkt & alles nur noch schlimmer wird, wenn man ein gewisses Alter überschreitet.
Naja, die Inititiative ergreifen können ja schon die meisten ABs, zumindest irgendwie. Aber dank mangelnder Flirt Erfahrung führt das dann höchstens mit sehr viel Glück in die Friend Zone oder man kriegt nen nicht so netten Korb weil Frau einen irgendwie für nen Freak oder so hält.
Wozn

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Wozn »

Morningstar hat geschrieben:
Naja, die Inititiative ergreifen können ja schon die meisten ABs, zumindest irgendwie. Aber dank mangelnder Flirt Erfahrung führt das dann höchstens mit sehr viel Glück in die Friend Zone oder man kriegt nen nicht so netten Korb weil Frau einen irgendwie für nen Freak oder so hält.
Womit man dann um eine schlechte Erfahrung reicher ist, was beim nächsten Versuch sicher nicht hilft, bzw. diesen dann unterbindet...
Das Problem ist hier dann auch etwas aus der schlechten Erfahrung zu lernen, ohne emotionale Narben davonzutragen (oder jdenfalls keine tiefen). Da muß man schon ziemlich dickköpfig sein (oder einfach ein wenig doof & selbstgerecht), was anscheinend eher den Normalos gelingt, während der AB, aufgrund emotionaler Unerfahrenheit oder Verletzlichkeit, sehr viel schlechter damit umzugehen weiß.
DerUnsichtbare

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von DerUnsichtbare »

Ich stehe ganz offen dazu: Ich hasse Menschen. Mit ganz wenigen Ausnahmen.
Ich bevorzuge Maschinen. Wenn die nicht funktionieren, dann gibt es dafür einen rationalen Grund.
Bei Menschen ist nichts rational. Die verstehe ich einfach nicht.
Morningstar

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Morningstar »

DerUnsichtbare hat geschrieben:Ich stehe ganz offen dazu: Ich hasse Menschen. Mit ganz wenigen Ausnahmen.
Ich bevorzuge Maschinen. Wenn die nicht funktionieren, dann gibt es dafür einen rationalen Grund.
Bei Menschen ist nichts rational. Die verstehe ich einfach nicht.
Für mich gibt es keinen Grund Menschen zu hassen, wozu auch, die können ja auch nichts dafür das sie so sind wie sie sind.
Ich verstehe die Menschen ganz einfach nicht, schon gar nicht ihre emotionen. Deshalb suche ich Gespräche auch immer um rationale Themen herum aufzubauen, nur da wo eben kein emotionales Setting entsteht da bilden sich eben auch keine Freundschaften und erst recht keine Beziehungen oder sexuellen Kontakte. Ich kann also so viel unter Menschen sein wie ich will, aber dennoch bleibe ich ihnen irgendwie immer Fremd. Ich finde keinen Zugang zu ihnen, und wenn meine Mitmenschen versuchen eine Verbindung zu mir aufzubauen so schaffen sie es in aller Regel ebenfalls nicht. Das Format meines Kommunikationsprotokolls ist eben zu höchst inkompatibel mit dem welches auf dieser Welt verwendet wird.

So gesehen fühle ich mich als Mensch meist irgendwie wie ein außerirdischer der hier auf dem falschen Planeten gestrandet ist. Ich würde vermutlich einen ziemlich guten Vulkanier abgeben, aber als ein Mensch unter Menschen kann ich mich so irgendwie nicht fühlen.

Bin auch ziemlich ratlos da ich nicht so recht weiß ob und welche möglichkeiten existieren daran grundlegend etwas zu ändern.
DerUnsichtbare

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von DerUnsichtbare »

Morningstar hat geschrieben:Ich würde vermutlich einen ziemlich guten Vulkanier abgeben, aber als ein Mensch unter Menschen kann ich mich so irgendwie nicht fühlen.
Das klingt so logisch, das unterschreibe ich direkt mal. Mit meinem Vulkanier-Blut.
Wobei, jetzt gerade bin ich eher Klingone :fluchen: :coolgun: , aber das vergeht auch wieder.
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von TheRealDeal »

Brax hat geschrieben:Ich erlebe eine Menge. Trotzdem kann ich irgendwie nie was erzählen. Ich weiß einfach nicht, wie. Und was den anderen daran interessieren könnte.
Das sehe ich nicht so. Oder ich habe eine ausgeprägte Wahrnehmungsstörung. ;) Wie wäre es denn, wenn du die anderen Menschen entscheiden lässt, ob sie das, was du sagst, interessant finden, oder nicht?
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von LastHope »

Nein mache ich auch nicht, Reden ist silber, Schweigen ist Gold ...
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Unkreativer »

Öffnen kann ich mich auch nicht richtig, weil ich Angst habe, in eine Situation zu kommen, in der ich etwas erzählen muss, was ich nicht will.
Bei mir kommt dazu, dass ich mich auch nicht traue, meine Meinung zu sagen. Ich denke immer, damit könnte ich mir alle zum Feind machen. Das macht mich wahrscheinlich auch uninteressant, weil ich immer die Fahne bin, die sich in den Wind dreht. Eine Unterhaltung, zu der einer immer nur Bestätigungen beiträgt ist aber nunmal nicht so toll.

Eine seichte Unterhaltung führen, kann ich inzwischen einigermaßen gut, ohne den Nerdanteil reinzubringen.
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Morningstar »

Unkreativer hat geschrieben:Öffnen kann ich mich auch nicht richtig, weil ich Angst habe, in eine Situation zu kommen, in der ich etwas erzählen muss, was ich nicht will.
Bei mir kommt dazu, dass ich mich auch nicht traue, meine Meinung zu sagen. Ich denke immer, damit könnte ich mir alle zum Feind machen. Das macht mich wahrscheinlich auch uninteressant, weil ich immer die Fahne bin, die sich in den Wind dreht. Eine Unterhaltung, zu der einer immer nur Bestätigungen beiträgt ist aber nunmal nicht so toll.

Eine seichte Unterhaltung führen, kann ich inzwischen einigermaßen gut, ohne den Nerdanteil reinzubringen.
Mit Meinungen habe ich kein Problem, kann mich sogar gut Streiten ohne das es mich interessiert was andere denken. Aber das auch nur solange wie es Themen sind die mich nicht persönlich betreffen, Politik usw als Beispiel. Wenn es aber um Themen geht die meine eigenen Emotionen und Wünsche betreffen dann reagiere ich darauf immer sehr verschlossen und kann mich nicht öffnen. Irgendwie sehr komisch, sobald es um mich selbst geht blockiert bei mir alles.
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Brax »

TheRealDeal hat geschrieben:
Brax hat geschrieben:Ich erlebe eine Menge. Trotzdem kann ich irgendwie nie was erzählen. Ich weiß einfach nicht, wie. Und was den anderen daran interessieren könnte.
Das sehe ich nicht so. Oder ich habe eine ausgeprägte Wahrnehmungsstörung. ;)
Oh, danke! :D
TheRealDeal hat geschrieben:Wie wäre es denn, wenn du die anderen Menschen entscheiden lässt, ob sie das, was du sagst, interessant finden, oder nicht?
Das Problem ist ja, dass mir oft schon von Anfang an gar nichts einfällt. Mein Hirn ist dann wie leer. Und ich erinnere mich auch an viele Dinge nicht von selbst. Also kann ich nicht mal was Langweiliges erzählen. Wenn jemand selbst etwas erzählt und die richtigen Stichworte dabei sind, zu denen mir irgendeine Anekdote einfällt, dann kann ich schon was erzählen. Aber von selbst...?
Wenn mich jemand sowas fragt wie "Erzählen Sie mal was über sich!", da fällt mir einfach gar nichts ein. Und selbst "Was hast du heute gemacht?" kann ich manchmal nicht beantworten, weil ich mich nicht daran erinnere.
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Reinhard »

Morningstar hat geschrieben: Für mich gibt es keinen Grund Menschen zu hassen, wozu auch, die können ja auch nichts dafür das sie so sind wie sie sind.
Ich verstehe die Menschen ganz einfach nicht, schon gar nicht ihre emotionen. Deshalb suche ich Gespräche auch immer um rationale Themen herum aufzubauen, nur da wo eben kein emotionales Setting entsteht da bilden sich eben auch keine Freundschaften und erst recht keine Beziehungen oder sexuellen Kontakte. Ich kann also so viel unter Menschen sein wie ich will, aber dennoch bleibe ich ihnen irgendwie immer Fremd. Ich finde keinen Zugang zu ihnen, und wenn meine Mitmenschen versuchen eine Verbindung zu mir aufzubauen so schaffen sie es in aller Regel ebenfalls nicht. Das Format meines Kommunikationsprotokolls ist eben zu höchst inkompatibel mit dem welches auf dieser Welt verwendet wird.

So gesehen fühle ich mich als Mensch meist irgendwie wie ein außerirdischer der hier auf dem falschen Planeten gestrandet ist. Ich würde vermutlich einen ziemlich guten Vulkanier abgeben, aber als ein Mensch unter Menschen kann ich mich so irgendwie nicht fühlen.

Bin auch ziemlich ratlos da ich nicht so recht weiß ob und welche möglichkeiten existieren daran grundlegend etwas zu ändern.
+1
Geht mir ziemlich genauso.
:umarmung2:

Ich habe ein bisschen die Hoffnung, dass es bei mir mehr in Richtung "bin ich nicht gewohnt" und Schüchternheit geht, als dass es überhaupt schwer für mich erreichbar ist. Aber ... weiß nicht ... Freitag abend wär doch sonst ein guter Zeitpunkt sich draußen rumzutreiben, oder so?
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Morningstar »

Brax hat geschrieben:
TheRealDeal hat geschrieben:Wie wäre es denn, wenn du die anderen Menschen entscheiden lässt, ob sie das, was du sagst, interessant finden, oder nicht?
Das Problem ist ja, dass mir oft schon von Anfang an gar nichts einfällt. Mein Hirn ist dann wie leer. Und ich erinnere mich auch an viele Dinge nicht von selbst. Also kann ich nicht mal was Langweiliges erzählen. Wenn jemand selbst etwas erzählt und die richtigen Stichworte dabei sind, zu denen mir irgendeine Anekdote einfällt, dann kann ich schon was erzählen. Aber von selbst...?
Wenn mich jemand sowas fragt wie "Erzählen Sie mal was über sich!", da fällt mir einfach gar nichts ein. Und selbst "Was hast du heute gemacht?" kann ich manchmal nicht beantworten, weil ich mich nicht daran erinnere.
Geht mir ganz genau so, irgendwie liegt das aber auch daran das ich dem was ich tue zu wenig Beachtung beimesse. Ich meine auf die Frage "Was hast du heute gemacht", was will man darauf sinvolles antworten ?, "war im Aldi Käse einkaufen" ? hm, nuja irgendwie empfinde ich solche Gespräche dann immer so banal das mir dann nix einfallen will. Aber ok, vielleicht wollen die Leute ja auch nur das man irgendwie antwortet ohne das es dabei auf den Inhalt ankommt. Also das es eben nicht um den Käse bei Aldi geht den man gerade gekauft hat sondern nur darum das man miteinander redet. Wobei ich dann wiederum nicht verstehe welchen Sinn das hat, also miteinander reden obwohl der Inhalt über den man redet keinerlei logischen Sinn macht.

Daher kann ich gut nachvollziehen wenn dir smalltalk schwer fällt, bzw man sich an nix erinnert das einem erwähnenswert vorkommt. Vielleicht liegt das bei dir ja auch daran das du bei solchen Fragen danach suchst etwas inhaltlich sinvolles zu antworten die dann aber nix einfällt weil man solch eine Frage nunmal eben nicht auf einer rational gesehen sinvollen art und weise beantworten kann. Bin ja dazu übergegangen solche Fragen einfach mit irgendwas zu antworten, egal obs Sinn macht oder nicht. Man kann da teils auch mit erfundenem Unsinn antworten, fällt dann ja in der Regel noch nicht einmal auf da es dem Gegenüber ja ohnehin nicht um den Inhalt geht.

Meine mal in einem Psychologie Buch gelesen zu haben das es beim Smalltalk zu 90% nicht um den Inhalt geht sondern den Austausch gegenseitiger Emotionen, Aufmerksamkeit, Wertschätzung usw. Also ich kann zwar auf einer logischen Ebene nicht verstehen wie man jemand anderem Wertschätzung entgegen bringen kann indem man ihn/sie mit irgendwelchen sinnlosen Käse zuquatscht aber so scheint es bei der Gattung Mensch ja nunmal üblich zu sein. Wer sich an dem inhaltsleeren Gelaber nicht beteiligt gilt sogar als unhöflich oder gar unsozial :shock:

Ich ziehe es da meist lieber vor zu schweigen als über irgendwas zu labern was in sich gesehen keinen Sinn macht. Schränkt allerdings die Zahl der Menschen zu denen ich kompatibel bin erheblich ein, aber so ist das nunmal.
In solchen Situationen wünsche ich mir dann immer wäre ich doch nur auf dem Planeten Vulkan geboren und nicht auf dieser Erde mit ihren komischen unverständlichen sozialen Normierungen.
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Versingled »

Morningstar hat geschrieben:
So gesehen fühle ich mich als Mensch meist irgendwie wie ein außerirdischer der hier auf dem falschen Planeten gestrandet ist. Ich würde vermutlich einen ziemlich guten Vulkanier abgeben, aber als ein Mensch unter Menschen kann ich mich so irgendwie nicht fühlen.
Wie wahr das doch ist ... :sadman:
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Unkreativer »

Meine mal in einem Psychologie Buch gelesen zu haben das es beim Smalltalk zu 90% nicht um den Inhalt geht sondern den Austausch gegenseitiger Emotionen, Aufmerksamkeit, Wertschätzung usw. Also ich kann zwar auf einer logischen Ebene nicht verstehen wie man jemand anderem Wertschätzung entgegen bringen kann indem man ihn/sie mit irgendwelchen sinnlosen Käse zuquatscht aber so scheint es bei der Gattung Mensch ja nunmal üblich zu sein.
Sprache gehört zum Menschen und zum sozialen Miteinander. Das Gespräch ist eine Folge von Reaktionen. Es ist ja nicht so, dass jeder unabhängig von den anderen irgendwas erzählt, sondern im Allgemeinen ist die Aussage des einen eine Reaktion auf die Aussage des anderen. Das löst gute Gefühle aus. So ist es mit Anfassen. Was bringt es, jemand anderen im Gespräch am Arm zu berühren? Praktisch gesehen gar nichts. Aber es erzeugt ein Nähegefühl.
Menschen sind von Natur aus soziale Wesen und brauchen deshalb soziales Verhalten. Da es aber keine Schnittmenge gibt, auf der man sich mit allen sinnvoll unterhalten kann, bleibt nur scheinbar Sinnloses.
Ich habe keine psychologische Erfahrung, aber für mich klingt das logisch und es ist eine Erklärung, die auch reine Logiker zufriedenstellen könnte.

Außerdem kann man darüber auf interessante Themen kommen. Man weiß ja nicht, was der andere interssant findet und muss das deshalb erstmal über ein 'Probegespräch' rausfinden.
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von TheRealDeal »

Morningstar hat geschrieben:
Brax hat geschrieben:
TheRealDeal hat geschrieben:Wie wäre es denn, wenn du die anderen Menschen entscheiden lässt, ob sie das, was du sagst, interessant finden, oder nicht?
Das Problem ist ja, dass mir oft schon von Anfang an gar nichts einfällt. Mein Hirn ist dann wie leer. Und ich erinnere mich auch an viele Dinge nicht von selbst. Also kann ich nicht mal was Langweiliges erzählen. Wenn jemand selbst etwas erzählt und die richtigen Stichworte dabei sind, zu denen mir irgendeine Anekdote einfällt, dann kann ich schon was erzählen. Aber von selbst...?
Wenn mich jemand sowas fragt wie "Erzählen Sie mal was über sich!", da fällt mir einfach gar nichts ein. Und selbst "Was hast du heute gemacht?" kann ich manchmal nicht beantworten, weil ich mich nicht daran erinnere.
Geht mir ganz genau so, irgendwie liegt das aber auch daran das ich dem was ich tue zu wenig Beachtung beimesse. Ich meine auf die Frage "Was hast du heute gemacht", was will man darauf sinvolles antworten ?, "war im Aldi Käse einkaufen" ? hm, nuja irgendwie empfinde ich solche Gespräche dann immer so banal das mir dann nix einfallen will. Aber ok, vielleicht wollen die Leute ja auch nur das man irgendwie antwortet ohne das es dabei auf den Inhalt ankommt. Also das es eben nicht um den Käse bei Aldi geht den man gerade gekauft hat sondern nur darum das man miteinander redet. Wobei ich dann wiederum nicht verstehe welchen Sinn das hat, also miteinander reden obwohl der Inhalt über den man redet keinerlei logischen Sinn macht.

Daher kann ich gut nachvollziehen wenn dir smalltalk schwer fällt, bzw man sich an nix erinnert das einem erwähnenswert vorkommt. Vielleicht liegt das bei dir ja auch daran das du bei solchen Fragen danach suchst etwas inhaltlich sinvolles zu antworten die dann aber nix einfällt weil man solch eine Frage nunmal eben nicht auf einer rational gesehen sinvollen art und weise beantworten kann. Bin ja dazu übergegangen solche Fragen einfach mit irgendwas zu antworten, egal obs Sinn macht oder nicht. Man kann da teils auch mit erfundenem Unsinn antworten, fällt dann ja in der Regel noch nicht einmal auf da es dem Gegenüber ja ohnehin nicht um den Inhalt geht.

Meine mal in einem Psychologie Buch gelesen zu haben das es beim Smalltalk zu 90% nicht um den Inhalt geht sondern den Austausch gegenseitiger Emotionen, Aufmerksamkeit, Wertschätzung usw. Also ich kann zwar auf einer logischen Ebene nicht verstehen wie man jemand anderem Wertschätzung entgegen bringen kann indem man ihn/sie mit irgendwelchen sinnlosen Käse zuquatscht aber so scheint es bei der Gattung Mensch ja nunmal üblich zu sein. Wer sich an dem inhaltsleeren Gelaber nicht beteiligt gilt sogar als unhöflich oder gar unsozial :shock:

Ich ziehe es da meist lieber vor zu schweigen als über irgendwas zu labern was in sich gesehen keinen Sinn macht. Schränkt allerdings die Zahl der Menschen zu denen ich kompatibel bin erheblich ein, aber so ist das nunmal.
In solchen Situationen wünsche ich mir dann immer wäre ich doch nur auf dem Planeten Vulkan geboren und nicht auf dieser Erde mit ihren komischen unverständlichen sozialen Normierungen.
Hallo Brax, das erstaunt mich. Die Erinnerung lässt dich im Stich? Das kenne ich von mir in zwei Situationen. 1. Durch eine Belastungsstörung und 2. In depressiven Phasen. Du bist geistig jedenfalls total wach und auf der Höhe. Wie ich meistens auch.

Hallo Morningstar, Smalltalk ist die Kunst Unwichtiges zu sagen, während man an Wichtiges denkt. Natürlich interessiert (wahrscheinlich) niemanden, ob du beim Aldi Käse kaufst. Wenn du aber "nur" einkaufen warst und die Geschichte mit Erlebnissen fütterst, also "Schlange lang", "Produkt ausverkauft" etc. sieht die Sache schon ganz anders aus. "Andocken" bei Menschen, durch simples Schildern von Situationen, die jeder kennt. Das schafft Nähe und Vertrauen.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Kief

Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von Kief »

TheRealDeal hat geschrieben:Hallo Morningstar, Smalltalk ist die Kunst Unwichtiges zu sagen, während man an Wichtiges denkt. Natürlich interessiert (wahrscheinlich) niemanden, ob du beim Aldi Käse kaufst. Wenn du aber "nur" einkaufen warst und die Geschichte mit Erlebnissen fütterst, also "Schlange lang", "Produkt ausverkauft" etc. sieht die Sache schon ganz anders aus. "Andocken" bei Menschen, durch simples Schildern von Situationen, die jeder kennt. Das schafft Nähe und Vertrauen.
Find ich grad ne verdammt knackige Erklaerung, die ich bei Gelegenheit mal verzweifelten Autisten naeherbringe.


CU, Kief
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Re: Offenheit gegenüber anderen Menschen

Beitrag von TheRealDeal »

Darfst du gerne tun. Freut mich, wenn es hilft, was ich so von mir gebe. :)
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