Frieden mit Vater schließen?

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Dr. House
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Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Dr. House »

Hallo liebe Freunde,

heute beschäftigt mich ein Thema, abseits unseres ABtums. Ich frage mich ob ich nach vielen Jahren Funkstille und des nicht beachtens meinem Vater schreiben soll oder überhaupt, Frieden mit ihm zu schließen.
Meine Eltern haben sich kurz nach meiner Geburt getrennt. Aufgewachsen bin ich bei anderen Mitgliedern meiner Familie, nicht bei einem Teil meiner Eltern. Der Kontakt zu meinem Vater war nie wirklich eng. Unterhalt wurde nur wenig und unregelmäßig (also nicht nach den gesetzlichen Vorgaben) gezahlt. Seis drum. Zu Besuch kam er meist nur einmal im Jahr. Es waren diese mehr oder weniger typischen "Pflichtbesuche". Essen gehen, (wenn überhaupt) über Belanglosigkeiten reden. Der Bruch mit ihm, der von meiner Seite ausging, kam dann an meinem 18 Geburtstag. Als die Feierlichkeiten den Ende entgegen kamen, rief mein Vater an und meinte er könne nicht kommen, er hätte seinen Flug verpasst und sein Auto würde nicht gehen, wie auch immer(mein Vater wohnt im östlichen Teil Deutschlands). Für mich klang das ganze wie eine der üblichen Ausreden, wie sie schon all die Male vorgekommen sind. Diesmal platzte mir aber der Kragen, es war mein 18 Geburtstag. Ich teilte ihm mit, dass er sich nicht mehr melden brauch und für mich entgültig gestorben ist.

Es folgten nun Jahre der absoluten Funkstille. Doch in letzter Zeit fragte ich mich immer mal wieder, ob ich nicht vielleicht doch mit ihm sprechen sollte oder ihm schreiben sollte. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass wir bzw das ich einfach einen Schlussstrich ziehen sollte und ihm mehr oder weniger vergeben sollte, weil wir alle älter werden und ich auch auf halbwegs aktuellen Bildern von ihm gesehen habe, dass auch er nicht vom altern verschont bleibt.
Bei der ganzen Sache bin ich mir aber ehrlich gesagt nicht 100 Prozent sicher ob meine Idee die Richtige ist.

Vielleicht haben einige von euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder waren in einer ähnlichen Sitation. Ich würde mich um jeden Ratschlag und Beitrag von euch freuen. :hut:

Viele Grüße
DrHouse

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Tyvek

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Tyvek »

Hallo Dr.House,

ich war in einer ähnlichen Situation, nur dass bei mir mit 12 der sporadische Kontakt komplett abgerissen ist und ich dann erst 18 Jahre später per Zufall wieder Kontakt aufgebaut hatte. Nur hatte sich das jetzt auf wenige Treffen und ein paar Telefonate beschränkt hat.
Es hat mir in sofern geholfen, dass ich mal die Trennungsgeschichte erfahren habe. Und ich Frage mich nicht mehr, was aus ihm geworden ist und ob ich Kontakt suchen soll.
Blutsverwandtschaft ist halt nicht so wichtig ... emotionale Bindungen entstehen durch gemeinsames Leben.

Wenn du wieder Kontakt möchtest, dann versuch es und wenn du dir unsicher bist, dann mach es auch und verschaff dir Sicherheit, mit dem was du willst. Kontakt abbrechen kannst du später immer noch, aber für Kontakt aufnehmen, kann es irgendwann zu spät sein.
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Versingled
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Versingled »

Vergib ... es wird Dich weiter bringen.
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
calcetto
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von calcetto »

Die Frage ist, denke ich, was du dir von einer Wiederaufnahme des Kontaktes erhoffst. Ich habe vor Jahren den Kontakt zu meinem Vater auch abgebrochen. Meine Probleme mit ihm konnte ich nicht mehr klären, weil er dann recht schnell verstorben ist. Das was ich mir von meinem Vater gewünscht hätte, hätte er mit auch zu Lebzeiten nicht geben können. Ich rate dir, dir darüber klar zu werden, was du dir von einer evtl. Wiederaufnahme des Kontaktes erhoffst und dir auch zu überlegen, was passiert, wenn das gewünschte Ergebnis ausbleibt.
w82nrw

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von w82nrw »

calcetto hat geschrieben: Ich rate dir, dir darüber klar zu werden, was du dir von einer evtl. Wiederaufnahme des Kontaktes erhoffst und dir auch zu überlegen, was passiert, wenn das gewünschte Ergebnis ausbleibt.
Das kann ich zu 100% unterschreiben!

Die Kontaktaufnahme (bzw. der Versuch davon) zu meinem Vater war definitiv nicht so wie erwartet und das war der Beginn einer schweren Krise.
Ich denke aber auch dass du es versuchen solltest, da es dich anscheinend beschäftigt und du sonst nicht zur Ruhe kommst. Vielleicht reicht es dir aber aus gedanklich Frieden zu schließen
Der Wahre Jakob

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Der Wahre Jakob »

Ich stehe just in diesen Wochen an ähnlicher Stelle. Allerdings geht es um den Mitbewohner unserer Patchworkfamilie (Mutter und ich, sowie ein Stockwerk darunter meine Patentante) der einzog als ich 2 Jahre alt war. Ich habe ihm gleich eine Hand voll Schrauben geschenkt und ab da war er mein Vaterersatz und Vorbild, da mein Vater kurz nach meiner Geburt verstorben ist. Er hat jedoch geheiratet als ich zehn war und zog fort. Der Kontakt brach völlig ab als ich zwölf war und nicht mehr einmal wöchentlich bei ihm übernachten durfte - er hatte ein Kind bekommen und seiner Frau war das verständlicherweise zu viel. Ich werde auch einen Brief schreiben und mich wieder melden. Er wird sich freuen, das weiß ich und das ist toll.

Ich würde dir raten, dich bei deinem Vater zu melden. Natürlich kannst du dir überlegen, was du dir erhoffst aber das ist müßig. Handle nach deinem Gefühl und überleg dir, ob du mit ihm abschließen willst, oder ihn in deinem Leben haben willst. Du könntest einen Brief schreiben und ihn eine Woche lang in einem Fach verschließen und dann erneut lesen um dir deiner Gefühle und Worte gewahr zu werden. Das gibt Sicherheit in dieser schwierigen Entscheidung.
Wie du dir eine gemeinsame Zukunft ausmalst, oder ob du ihm nur von Angesicht zu Angesicht etwas mitteilen willst um mit ihm abzuschließen, oder einen Neuanfang zu wagen ist gleich. Da du dir aber aktuelle Bilder von ihm angesehen hast, scheint dein Interesse und das Bedürfnis nach Annäherung nicht erloschen zu sein, wenngleich er dich oft hängen hat lassen. Du hast davon keinen so tiefen Hass entwickelt, dass er dir egal ist. Es besteht noch Hoffnung und diesen Pfad solltest du gedanklich zu Ende schreiten und dich dann entscheiden, ob du deinen Vater sehen willst.
Einen Brief zu schreiben ist genau der richtige Weg, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Viel Glück!
Shut Up And Smile

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Shut Up And Smile »

Hat dein Vaten in all den Jahren versucht, den Kontakt wiederherzustellen? Ich fände es ehrlich gesagt sehr vielsagend, wenn er sich auf deine(sehr emotionale und wohl spontane) Ansage an deinem 18. Geburtstag tatsächlich komplett aus deinem Leben zurückgezogen hätte und jegliche Kontaktversuche komplett eingestellt hätte.
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Mannanna
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Mannanna »

Dr. House hat geschrieben: einfach einen Schlussstrich ziehen sollte und ihm mehr oder weniger vergeben sollte, weil wir alle älter werden und ich auch auf halbwegs aktuellen Bildern von ihm gesehen habe, dass auch er nicht vom altern verschont bleibt.

Viele Grüße
DrHouse
Mach es. Irgendwann stirbt jeder und wenn dein Vater mal weg ist, grübelst du ggf noch Jahre, ob du nicht hättest tun sollen, als noch Zeit war.
Falls dein Vater jetzt nicht mehr will... ok, seine Sache. Aber du hast dann deinen Teil getan.
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

"Man will immer, was man nicht hat, und wenn man's hat, ist's langweilig" (Rainald Grebe, "Krümel")
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TheRealDeal
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von TheRealDeal »

Also zu diesem Thema habe ich (mittlerweile) eine ganz klare Meinung. Fakt ist: Wir haben nur einen biologischen Vater und eine biologische Mutter. Gäbe es diese nicht, gäbe es auch mich nicht. Ich würde mich jedenfalls sehr vermissen. ;) Das gilt auch, wenn dein biologischer Vater "nur" als dein Erzeuger in Erscheinung getreten ist. Meiner Erfahrung nach geben Eltern immer ihr Bestes. Bei manchen gibt es halt wenig, was sie geben können. Und das liegt an ihren Ahnen, die vermutlich (warum auch immer) auch wenig zu geben hatten. Was du konkret tun solltest ist, deinen Erzeuger zu achten. Als das was er war und ist. Ob du jetzt konkret auf ihn zugehen wirst, oder nicht, ist deine Entscheidung. Ich würde dabei auf mein Herz hören. Und keine Angst, solltest du irgendwann das Gefühl haben, du hättest etwas versäumt, man kann diese Dinge immer korrigieren. Auch nach seinem Tod. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Logan 5

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Logan 5 »

Eine schwierige Frage, die dir kaum jemand ganz und gar beantworten kann. Dazu sind die Schicksale, bzw. die Lebensläufe viel zu unterschiedlich.

Daher kann ich mich dem Aspekt nur anschließen:
calcetto hat geschrieben: Ich rate dir, dir darüber klar zu werden, was du dir von einer evtl. Wiederaufnahme des Kontaktes erhoffst und dir auch zu überlegen, was passiert, wenn das gewünschte Ergebnis ausbleibt.
TheRealDeal hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach geben Eltern immer ihr Bestes.
Meiner Erfahrung nach leider nicht. Glücklicherweise gilt es in meinem Fall nur für den männlichen Elternteil.
Erklärt vielleicht auch meine Skepsis bezüglich der Eingangsfrage.
Mir hat der Entschluss mit meinem Herrn Vater konsequent zu brechen jedenfalls letztendlich sehr gut getan. Und zwar in jeder Hinsicht! Hier MUSSTE ich mir selbst der Nächste sein.
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Dr. House
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Dr. House »

Hallo zusammen,

ich danke euch bis hierher für die vielen Vorschläge und Beiträge. Werde es wohl die nächsten Tage angehen und ihm einen Brief schreiben. Ich gebe euch eine Rückmeldung, wenn und wie es weitergeht. Bis dahin bin ich natürlich weiterhin für Ratschläge oder Beiträge von euch offen.

Viele Grüße
House
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TheRealDeal
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von TheRealDeal »

Logan 5 hat geschrieben:
TheRealDeal hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach geben Eltern immer ihr Bestes.
Meiner Erfahrung nach leider nicht. Glücklicherweise gilt es in meinem Fall nur für den männlichen Elternteil.
Erklärt vielleicht auch meine Skepsis bezüglich der Eingangsfrage.
Mir hat der Entschluss mit meinem Herrn Vater konsequent zu brechen jedenfalls letztendlich sehr gut getan. Und zwar in jeder Hinsicht! Hier MUSSTE ich mir selbst der Nächste sein.
Das ist schade, aber du hast gut für dich gesorgt. Natürlich können Eltern ihre Kinder von sehr gut bis sehr schlecht behandeln. Aber Eltern setzen keine Kinder in die Welt um sie absichtlich schlecht zu behandeln. Natürlich sieht das für betroffe Kinder anders aus.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Ninja Turtle

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Ninja Turtle »

Ich bin gerade dabei den Kontakt zu meiner Mutter wieder aufzubauen. Eine richtige vertrauensvolle Beziehung hatten wir eigentlich noch nie. Oder es ist so lange her, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Und zwischendurch hatten wir auch immer mal wieder gar keinen Kontakt mehr.
Eine Meiner Schwestern hat den Kontakt zur Mutter ganz “offiziell“ komplett abgebrochen.
Und meine Mutter selbst hat zu ihrer eigenen Mutter ebenfalls keinen Kontakt.

Ich weigere mich einfach dieser :fluchen2: Familientradition zu folgen und versuche deshalb irgendwie eine Beziehung zu ihr aufzubauen, denn darum geht es ja letztendlich.

Als erstes habe ich sie einfach gefragt, ob sie das denn auch möchte und jetzt schreiben wir uns E-Mails über alltägliches um uns erstmal “kennenzulernen“. (Klingt irgendwie total bescheuert.)

Die schwierigen Themen wollen wir dann später persönlich besprechen, wenn es halt passt.

Irgendwie sind wir (Kinder, Eltern, Großeltern) es der nächsten Generation schuldig, unser Möglichstes zu versuchen die Familienbande zusammenzuhalten. Es geht dabei also nicht nur um persönliche Interessen.
OlliP

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von OlliP »

Hallo Dr.House,

dies ist natürlich ein schwieriges Thema. Mir fällt auf, dass der letzte Kontakt mit deinem Vater sehr emotional war. Wegen des nicht lange und gut überlegten "Aus" von deiner Seite entsteht Reue, Wehmut und schlechtes Gewissen. Ich sehe hier das Problem, dass die dadurch entstandene emotionale Gedankenwelt über das ganze einen rosa Schleier legt.

Ich hatte nämlich auch mal etwas ziemlich ähnliches. Ich traf zufällig eine Frau wieder, die ich mochte und sich auch für mich interessierte. Sie hatte ihren Freund dabei, den sie immer wieder seit einem Urlaub in der Karibik von dort ins Land holt für die Dauer der Gültigkeit eines Touristen-Visas. Als wir etwas miteinander sprachen fing er an zu murren. Ich konnte das gut verstehen. Sie geht mit ihm aus und krallt sich jetzt einen anderen (sie blieb so lange an einer Tür stehen bis ich irgendwann dort vorbei musste und er musste die ganze Zeit dort mit ihr stehenbleiben). Mir wurde das Ganze unangenehm und ich verabschiedete mich. Sie fiel daraufhin aus allen Wolken. Wenig später zog ich weg, was ich schon lange vorher vor hatte. Durch dieses traurige letzte Wiedersehen stieg in mir immer wieder ein Denken auf, dass ich jetzt die große Sache verpasst habe. Das ist bei dir mit deinem Vater ähnlich.

Ich würde dir empfehlen in deiner Entscheidung den emotionalen letzten Kontakt klar isoliert zu sehen und nicht mit anderen Dingen zu vermischen. Bei emotionalen Dingen neigt man immer dazu. Die Verabschiedung lief richtig schief. Dies bedeutet aber nicht, dass man ohne den Vater notwendigerweise was im Leben verpasst. Er hätte sich meiner Meinung nach mindestens später per Brief bei dir melden sollen. Den 18.Geburtstag zu verpassen ist nicht irgendwas und wenn er ein echtes Interesse an dir hätte, hätte er dir >garantiert< einen Brief geschrieben.

Vielleicht ist es sinnvoll das Leiden mit diesem komischen Vater nicht weiter zu verlängern. Es entstehen nur immer wieder Träume und Hoffnungen, die nur wieder enttäuscht werden. Wenn man die Dinge sieht wie sie sind, ist menschlich irgendein Kollege, der dich mal ehrlich fragt wie es dir geht, wenn du mal krank warst, für dich viel mehr wert als dieser komische Vater. Nur wegen des emotionalen Abschieds und weil dieser Typ der Erzeuger ist und weil man doch gerne einen richtigen Vater hätte, gibt man nach der 100. Chance doch wieder eine neue.

Bei unserer Hochzeit war die Mutter meiner Frau nicht eingeladen. Hat niemanden interessiert. Die ganze Verwandschaft redet eh kein Wort mit ihr (besser gesagt ist es andersrum). Du wirst gut ohne deinen Vater auskommen oder anders gesagt wird er so oder so nie da sein, wenn du ihn brauchst. Ich sehe den Ball ehrlich gesagt bei ihm. Er hätte mindestens einen Brief schreiben müssen. Wenn er sich diese kleine Mühe nicht macht, ist die notwendige Substanz nicht da.

Grüße, Oliver
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Simonetta
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Simonetta »

Ich würde dir auch raten, deinem Vater zu schreiben.
Du weißt nie, wie lange er noch lebt und ob du nochmal eine Gelegenheit haben wirst, mit ihm offen zu sprechen. Letztendlich ist es auch für dich wichtig, um innerlich frei zu werden. Wenn man nicht vergeben kann und belastet bleibt, zerstört einen das nur selbst.

Ich habe es vor vierzehn Jahren genauso gemacht. Ich hatte eine sehr schlimme Vaterbeziehung und bin schon in jungen Jahren weit weggezogen von meinen Etern. Aber innerlich hat es mich nie losgelassen.
Irgendwann habe ich dann meinem Vater einen langen Brief geschrieben, in dem ich ihm ganz sachlich mitgeteilt habe, was sein Verhalten in meinem Leben für negative Auswirkungen hatte.
Er hat darauf sofort geantwortet, alles zugegeben und um Vergebung gebeten. Mittlerweile ist er schon viele Jahre tot, aber durch diesen Briefwechsel konnte ich Frieden mit ihm und der Vergangenheit machen.
Traveler

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Traveler »

TheRealDeal hat geschrieben:Also zu diesem Thema habe ich (mittlerweile) eine ganz klare Meinung. Fakt ist: Was du konkret tun solltest ist, deinen Erzeuger zu achten.
Wir hassen uns nicht, wir können uns nur nicht leiden... Trift es dass so ungefähr?

Logan 5 hat geschrieben:
TheRealDeal hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach geben Eltern immer ihr Bestes.
Meiner Erfahrung nach leider nicht. Glücklicherweise gilt es in meinem Fall nur für den männlichen Elternteil.
Ist bei mir auch so..

OlliP hat geschrieben: Wenn man die Dinge sieht wie sie sind, ist menschlich irgendein Kollege, der dich mal ehrlich fragt wie es dir geht, wenn du mal krank warst, für dich viel mehr wert als dieser komische Vater.
Kumpel und ich haben meinen Vaten mal im Baumarkt getroffen. Haben uns dann ganz offziel die Hand gegen und kurz unterhalten. Mein Kumpel fragte dann ob das ein Arbeitskollege war.. emotionale nähe kam da wohl nicht so rüber :shock:

Auch wenn er immer zugegen war und mich mit am Leben gehalten hat, haben wir wohl nie eine emotinale Beziehung aufgebaut. Ist ihm auch nicht wichtig und mir auch nicht mehr. Ich hätte mir aber als Kind oder Heranwachsender gewünscht, das er mich respektiert und Aufbau und mich untersützt, anstelle mir immer wieder meine Grenzen aufzuzeigen oder mich für jeden Schweiß runter zu machen.

Er ist halt wie er ist und das wird sich auch nicht ändern. Außerdem sind die Jahre wo ich ihn hätte gebrauchen können eh vorbei und mit seinen Ratschlägen und Ansichten kann ich jetzt als Erwachsener nichts mehr Anfangen und teilweise nur noch mit dem Kopf schütteln :omg:

Ich frage micht auch immer noch, wie das zu meinem AB sein passt. Muss irgendwas damit zu tun haben. Über alles gesegen bin ich irgendwie froh, dass ich mit ihn nicht mehr viel mit zu tun habe und er könnte mir eh nie geben was ich brauche. Von daher probier es ruhig aber erwarte nicht zu viel...


Könnt mich jedes mal wieder schlapp lachen: https://www.youtube.com/watch?v=mO9Yj_6m70E
Tano

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Tano »

An deiner Stelle würde ich vielleicht auch probieren nochmals mit ihm Kontakt aufzunehmen. Aber du solltest dich auf alle möglichen Szenarien vorbereiten, so gut es halt geht. Evtl. kommt am Schluss nicht das dabei raus, was du dir erhofft hast.

Bei mir ist die ganze Sache eindeutiger. Meine Eltern haben sich auch kurz nach meiner Geburt getrennt. Danach ist mein Vater in unser Heimatland "geflüchtet". Das heisst im Klartext, von Unterhalt war schon einmal gar keine Rede.
Ich habe als Kind immerwieder versucht mit ihm Kontakt aufzunehmen. Es war fast unmöglich ihn überhaupt ans Telefon zu kriegen. Wenn ich es dann tatsächlich geschafft habe, kamen von ihm immer nur leere Versprechen. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll davon. Gesehen habe ich ihn genau zwei mal in meinem Leben. Das erste Mal war ich 6 das zweite Mal 17, wobei ich ihn beim zweiten Mal nur getroffen habe, weil mich meine Verwandten ausgetrickst haben. Bei diesem Treffen hat er mich richtig angewidert. Er hat sich überhaupt keine Fehler eingestanden und ging sogar so weit, zu behaupten, dass ich später wenn ich eine Frau und Kind(er) habe, genau das Gleiche tun werde. Seitdem habe ich nie wieder irgendetwas von ihm gehört und was noch viel wichtiger ist, er von mir auch nicht. Das wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern.

Also das ist jetzt einfach mal meine Erfahrung. Ich würde dir zum Schluss noch gerne einen Rat geben:
Familie hört nicht bei Blut auf, aber es fängt dort auch nicht an.

Viel Glück :vielglueck:
Resigniert

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Resigniert »

Dr. House hat geschrieben:Ich würde mich um jeden Ratschlag und Beitrag von euch freuen.
Ich kann nur Trauerarbeit empfehlen.
Die meisten Menschen haben als Kinder das Betrauern nicht gelernt, daher fällt es ihnen als Erwachsener auch so schwer.
Mit einem Verlust umgehen, von etwas Abschied nehmen.
Viel Glück
Seb-X

Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Seb-X »

Also mir ist momentan nicht danach, mit meinem Vater Frieden zu schließen. Es gab ja auch erst neulich die klare Entzweiung, ausgegangen von mir. Jetzt darf es gern erstmal eskalieren.
Mein Vater war schon immer von seiner Art her hochmoralisch. Mit einer Mischung aus "klassisch" maskulinem Äußeren und kräftiger Stimme fiel es ihm nie schwer, Eindruck zu machen. Dazu kommt eine geschliffene Rhetorik und dem Talent, stets die passenden Worte zur jeweiligen Diskussion oder Situation zu finden. Seine Erziehungsmethode bestand vor allem aus Einschüchterung. Durch knallharte Belehrung sowie dem gezielten - und erfolgreichen - Auslösen von schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen. Als Kind war ich nie einfach, deswegen gehörte in frühen Jahren auch Prügel dazu, wenn auch quantitativ nicht sehr viel. Später wurde es subtiler, gerade in der Pubertät. Er hatte mich zurechtgetutzt, damit er die Kontrolle nicht verliert. Gerade in meiner Pubertät musste er da wachsam sein. Ein richtiges Selbstbewusstsein konnte ich nie entwickeln. Aufbrausen oder Widerstand wurde mit Zusammenscheißen oder Beleidigtsein gekontert. Auch tagelanges Anschweigen ohne Grüßen und Reden gepaart mit bösem Blick kamen vor.
Mittlerweile macht er sich zur Witznummer ohne es zu merken. Vor vier Jahren haben sich meine Mutter und er getrennt. Dies teilte er mir - und meiner Schwester sicher auch - in einem - wie immer - kühlen und verdammt kurzem Anruf mit. Dass die Neue bereits existierte, habe ich durch meiner Mutter erfahren. Sie erfuhr es bereits eine Woche später dadurch, dass sie im Haus Sachen holen wollte und die Neue bereits kräftig am Umräumen war. Wie es meiner Mutter die nächsten 2 Jahre ging, muss ich nicht näher erläutern.
Ostern kam es zum Krach. Die Auslöser waren kleinere Verletzungen seinerseits, die er sowieso nicht als solche merkt. Denn spätestens seit er mit der Neuen zusammen ist - sogar verheiratet - lebt er eh in einer anderen Welt. Vorwürfe seinerseits waren zum Beispiel, dass ich ihn beschimpfen würde, sogar seit Jahren und dass ich mich immer kurz vor knapp melden würde, wenn ich zu Besuch komme. Als ich fragte, wo ich ihn denn beschimpfen würde, wenn ich ihn weder beleidige noch anbrülle, quittierte er dann mit dem Wort Zynismus. Zynismus! Sagt er! Ok, er wirft das anderen gern vor, mit denen er nicht perfekt zurechtkommt. Aber mit Kälte war er nie sparsam. Auch warf er mir vor, dass ich ihn und meine Mutter (!) verletzt hätte als ich vor einigen Jahren immer wieder aus Launen heraus angerufen hatte und Vorwürfe gemacht hatte als es mir damals psychisch nicht so tippitoppi ging. Meine Mutter zuckt darüber heute nur die Schultern. Er verzeiht sowas nicht dergleichen, zumindest nicht ohne demütige, gar untertänige Entschuldigungen. Vor allem, ER wirft mir vor, dass ich meine Mutter verletzt hätte. ER!
Selbstverständlich gab es von mir noch den Vorwurf, dass er mir - bei meiner Schwester weiß ich es nicht - seine Neue nie explizit vorgestellt hatte. Sie war dann einfach da. Als lapidare Begründung gab es eben, dass man sich kennen- und lieben gelernt hatte. Tage später nutzte er bei einem Anruf eine andere, davon völlig unabhängige Information dazu mir zu sagen, dass er diese Info bringt, damit ich ihm nicht wieder vorwerfen könnte, nicht informiert worden zu sein. Vor allem hatte diese andere Info mit Abstand nicht dieselbe Bedeutung.
Der Zoff an Ostern endete dann damit, dass er irgendwann mittendrin mit bösem Blick abgedampft ist, aber noch den Nachsatz brachte: "Wenn es wieder ein besseres Miteinander geben sollte, soll ich ihn das wissen lassen."
Jetzt schmort er auf jeden Fall in seinem eigenen Saft, ist beleidigt und fühlt sich ungerecht behandelt. Ich gelte jetzt bestimmt als undankbar. Als zynisch sowieso. Er wartet jetzt sicher nur auf die kleinste Chance, mir wieder moralische Vorwürfe machen zu können. Ja, ich habe auch Vorwürfe gemacht. Ich schäme mich für keinen einzigen und finde weiterhin jeden von ihnen angebracht. Er braucht das jetzt. Er braucht endlich richtig viel, dauerhaften Gegenwind.
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Brax
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Re: Frieden mit Vater schließen?

Beitrag von Brax »

Dein Vater ist ein Narzisst.
Du hast meine Bewunderung dafür, dass du es schaffst, ihm Paroli zu bieten, obwohl er dich toxisch erzogen hat. Ändern wird er sich trotzdem nicht. Liegt dir etwas daran, den Kontakt aufrechtzuerhalten?