Umgang mit Psychose-Erkrankten Freunden Angehörigen

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Kleo

Umgang mit Psychose-Erkrankten Freunden Angehörigen

Beitrag von Kleo »

Hallo zusammen,

wer hat Erfahrungen im Umgang mit Leuten die an affektiver Psychose erkrankt sind?
Im Moment macht mich der Umgang mit jemandem der mir sehr Nahe steht einfach fertig.

Ich komme schlecht an ihn ran, er redet nicht mit mir, macht vieles mit sich aus..Sagt Termine ab, ich fühle mich ziemlich ausgegrenzt, obwohl wir uns schon sehr Nahe stehen.

Ich dachte bislang das ich im Umgang mit psychischen Erkrankungen relativ sicher bin, aber zz. weiss ich auch nicht weiter. Er ist in regelmäßiger Therapie, das weiss ich.

Da es mir leider damit zz. auch nicht so ganz gut geht, habe ich ihm am WE das auch mal so gesagt und auch gefragt, ob es irgendwo auch noch ein Platz für mich gibt und ich fürchte das ich ihn damit schon zusätzlich unter Druck gesetzt habe, neben den von ihm unbearbeiteten Themen, dich ich nur am Rande kenne.

Klar bin ich nicht seine Therapeutin, aber irgendwie setzt mir das auch zu, vor allem da ich nicht weiss woran ich bin..

Wer hat Erfahrungen bzw. kann mir Tipps oder nen Rat geben, wie man als Freundin oder Angehörigte damit am besten umgeht.
Klar kann ich mich auch ein stückweit abgrenzen, aber damit geht es mir einfach auch nicht besser, da er mir dann einfach sehr fehlt.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
schmog

Re: Umgang mit Psychose-Erkrankten Freunden Angehörigen

Beitrag von schmog »

Meine Kollegin litt unter Schizophrenie und war oft psychotisch.
Es war sehr schwer mich abzugrenzen und ihre Krankheit war belastend für mich.
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klecks
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Re: Umgang mit Psychose-Erkrankten Freunden Angehörigen

Beitrag von klecks »

Wenn er auf eine akute Psychose zuschlittert, hilft es ihm vermutlich am meisten, dass du dafür sorgst, dass er zu seinem Psychiater geht und dann seine Medikamente wirklich regelmäßig einnimmt. Quasi wieder "runtergekühlt" wird.

In akuten psychotischen Phasen erreichst du einen Psychotiker nicht, durch nichts. Du kannst nur darauf achten, dass er nicht für sich selbst und seine Umwelt eine Gefahr wird. Denn er kann dann urplötzlich sehr aggressiv werden, seine Körperkräfte nicht mehr angemessen steuern. So dass er in einer Minute ein Häufchen Elend ist und in der anderen Minute beim Trinken mal eben sein Glas zerdrückt, ohne zu merken, dass er es zu fest in der Hand hält.

Er lebt dann in einer anderen Welt - und kann sich oft hinterher kaum noch an die Zeit erinnern. Jedenfalls nicht so wie du.
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Giebenrath
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Re: Umgang mit Psychose-Erkrankten Freunden Angehörigen

Beitrag von Giebenrath »

Affektive Psychose ist nicht identisch mit Schizophrenie. So viel zur Begriffsverwirrung.

Die Sache ist schwer immer schwer einzuschätzen.
Für solche Terminabsagen kann es viele Gründe geben: Sozialer Rückzug, Antriebsschwäche (affektiv), Schwierigkeiten mit dämpfenden Medikamenten oder Schlicht Scham wegen der eigenen Erkrankung. Natürlich kann sowas auch einfach persönlich gemeint wie bei "gesunden" Leuten. Es bleibt Kaffeesatzleserei.
Give a man a mask and he will show his true face. - Oscar Wilde
Pattick

Re: Umgang mit Psychose-Erkrankten Freunden Angehörigen

Beitrag von Pattick »

Ich glaub das wichtigste ist, sich einerseits zu schützen und andererseits den erkrankten ernst zu nehmen und zu wertschätzen, ihm zu vermitteln, dass er sich nicht schämen muss und dass er trotz der Krankheit ein wichtiger und wertvoller Mensch ist.

Psychische Erkrankungen sind sehr sehr vielfältig, keine ist wie die andere, bei niemandem ist es wie beim anderen. Das ist ganz individuell.

Meine Erfahrungen beschränken sich auf Schitzophrenie bzw. sich andeutende Schitzophrenie. Ich habe da beste Erfahrungen gemacht, indem ich den Menschen so annehme, wie er ist, ihn so wertschätze und die Krankheit als Teil seiner Persönlichkeit akzeptiere, sozusagen als "Besonderheit" und nicht als "Krankheit". Das ist bei leichter oder beginnender Schitzophrenie aber sicherlich einfacher möglich als bei voll ausgeprägten Psychosen und es kommt darauf an, wie es sich äußert.

Wichtig ist denke ich einerseits sich zu schützen und andererseits gleichzeitig dem betroffenen permanent das Gefühl zu geben, ihn anzunehmen, ihn zu schätzen und ihn als vollwertigen Menschen zu sehen. Nicht ständig bemuttern und behandeln wie ein kleines Kind und ihn quasi für unmündig erklären.

Aber das ist jetzt sehr allgemein. Aber mehr kann man auch nicht raten ohne den konkreten Fall und vor allen Dingen auch als absoluter Laie. Ich habe in dieser "Besonderheit" auch viel liebenswertes entdeckt. Aber das ist alles dem Einzelfall geschuldet. Und wie gesagt - es ist beginnende Schitzophrenie.

Mit einem anderen Schitzophrenen Menschen (im fortgeschrittenen Stadium) schaffe ich es normal umzugehen. Aber nur Phasenweise. Es ist kein Zusammenleben. Man sieht sich gelegentlich, muss ihm dann seinen Freiraum lassen, ihm seine Bestätigung zukommen lassen und dann funktioniert ein normaler Umgang. Dann hat dieser Mensch auch seine Qualitäten.

Kommt denke ich auch sehr darauf an, wie eng das Verhältnis ist, um wie viel gemeinsame Zeit es geht. Denn es kann sehr anstrengend sein. Andererseits kann man dem jenigen auch viel geben. Beistand zu leisten, kann auch erfüllend sein. Aber das ist alles wie gesagt sehr sehr individuell. Aber es gibt durchaus Psychiater, die eingesehen haben, dass es Sinn macht Angehörige und Freunde in die Therapie mit einzubeziehen. Ich denke das wär der sinnvollste Weg.
Finchen

Re: Umgang mit Psychose-Erkrankten Freunden Angehörigen

Beitrag von Finchen »

Kleo hat geschrieben:Ich komme schlecht an ihn ran, er redet nicht mit mir, macht vieles mit sich aus..Sagt Termine ab, ich fühle mich ziemlich ausgegrenzt, obwohl wir uns schon sehr Nahe stehen. (...) Da es mir leider damit zz. auch nicht so ganz gut geht, habe ich ihm am WE das auch mal so gesagt und auch gefragt, ob es irgendwo auch noch ein Platz für mich gibt (...) Klar bin ich nicht seine Therapeutin, aber irgendwie setzt mir das auch zu, vor allem da ich nicht weiss woran ich bin.. (...) Klar kann ich mich auch ein stückweit abgrenzen, aber damit geht es mir einfach auch nicht besser, da er mir dann einfach sehr fehlt.
Ich fürchte fast, liebe Kleo, dass Dein Freund gerade nicht so ganz in der Lage ist, Dich und Deine Bedürfnisse wahrzunehmen und da auf Dich einzugehen. Du hast das Bedürfnis nach Nähe und Kommunikation und möchtest "wissen, woran Du bist". Das kann er gerade nicht leisten. Er ist krank, und wenn man krank ist, egal in welcher Form, ist man mit sich selbst vollauf beschäftigt. Das kann für Dich allerlei heißen: Du könntest Dir zum Beispiel überlegen, ob Du eine Beziehung so führen möchtest. Vielleicht Deine Bedürfnisse (zeitweilig) zurückstellen, wenn Du das willst, oder zusehen, dass die an anderer Stelle befriedigt werden können. Im Grunde ist es Deine Entscheidung.