Die Eigenschaft Selbstironie

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Benutzeravatar
fidelchen
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2793
Registriert: 15 Mär 2014 16:09
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: offen für alles.

Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von fidelchen »

Selbstironie ist eine Eigenschaft die einerseits für Sympathie sorgt aber auch in manchen Situationen nicht vorteilhaft für ein ist.

Ich würde mal gerne von euch erfahren:

Was haltet ihr von Selbstironie in bestimmten Situationen und bei bestimmten Menschen?
Was sagt der Drang zur Selbstironie über ein Menschen aus?
Seit ihr Selbstironisch veranlagt?
AWG = Alles wird gut :-)

Nach ganz strenger Definition bin ich ein "Normalo"
Nach geschwächter Definition bin ich ein "SC-AB"
Und fühlen tu ich mich wie ein "XX-AB"
Was bin ich nun?

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Benutzeravatar
Buham
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2601
Registriert: 25 Nov 2013 11:57
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Bawü

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Buham »

Veranlagt? Nein. Aber ich kann durchaus auch mal über mich lachen. Und das finde ich auch wichtig.
BicycleRepairman

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von BicycleRepairman »

Selbstironie ist etwas Feines, muss aber beherrscht werden, sowohl in Menge als auch Qualität.
Zu viel wirkt eher wie nach Komplimenten oder Widerspruch fischender Selbstkritik, Selbstentwertung durch Hervorhebung des "Makels" oder Makels. Null Selbstironie ist etwas, das sich nur wenige leisten können, zB Unfehlbare; die drei Kims aus Nordkorea; Gott-gewollte aller Epochen und natürlich alle Miesepeter und Sauertöpfe.
Gahaltan
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1989
Registriert: 09 Apr 2014 11:59
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Gahaltan »

es gibt untersuchungen über männliche und weibliche comedians. frauen witzeln zu 70 prozent über sich selbst, männer zu 20.
männlich konnotierter humor ist aggressiv und nach außen gerichtet.
der einsatz von selbstironie hängt vom benutzer ab. ein mann mit hohem status wird sympathischer weil nahbarer durch selbstironie.
unschön ist es, wenn leute selbstirnonisch sind, weil sie sich fpr so große würstchen halten, dass sie die witze über sich lieber gleich selbst machen.
„Die Geschlechtsreife allein berechtigt noch nicht zur Inbetriebnahme der Geschlechtsorgane.“
Benutzeravatar
Lion
Gern gesehener Gast
Beiträge: 659
Registriert: 23 Okt 2014 07:28
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Lion »

fidelchen hat geschrieben: Was haltet ihr von Selbstironie in bestimmten Situationen und bei bestimmten Menschen?
Die Dosis macht das Gift. Gelegentlich an den Tag gelegte Selbstironie ist ok. Es gibt aber auch den Extremtypen, der sich masochistisch und vorauseilend dauernd selbst verarscht, bevor es andere tun. Gespielte Souveränität im Umgang mit der diesem Typen zugedachten Rolle.
Gahaltan hat geschrieben:es gibt untersuchungen über männliche und weibliche comedians. frauen witzeln zu 70 prozent über sich selbst, männer zu 20.
Aha. Wer hat denn diese Statistik gefälscht?
Bei so einem krassen Mißverhältnis müsste es einem bei den Comedians im TV auffallen. Mir fällt da eher auf, dass Comedians unabhängig vom Geschlecht in erster Linie Witze über andere machen und hin und wieder Selbstironie einstreuen. Wenn jemand zu 70% Witze über sich machen würde ... das müßte ein auffälliges Markenzeichen sein.
Gahaltan
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1989
Registriert: 09 Apr 2014 11:59
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Gahaltan »

ging um amerikanische comedians.
in D kenn ich nur cindy aus marzahn, da passts.
„Die Geschlechtsreife allein berechtigt noch nicht zur Inbetriebnahme der Geschlechtsorgane.“
Benutzeravatar
Lion
Gern gesehener Gast
Beiträge: 659
Registriert: 23 Okt 2014 07:28
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Lion »

Gahaltan hat geschrieben:ging um amerikanische comedians.
Was für Dich als Einstieg diente, um ein sexistisches, pauschalisierendes:
Gahaltan hat geschrieben: männlich konnotierter humor ist aggressiv und nach außen gerichtet.
herauszuhauen?

Schön, dass Männer mal wieder in irgendeine Box gesteckt wurden ... der böse, aggressive, nach außen gerichtete Humor hier, der sich selbst bezichtigende, andere nicht-verletzende Humor auf der anderen Seite.
in D kenn ich nur cindy aus marzahn, da passts.
Cindy aus Marzahn hat auch keine Probleme damit, erfrischend giftig gegenüber anderen zu sein (Beispiel: Moderation von "Big Brother").

Ansonsten spielt sie eben ihren fiktiven Charakter der naiv-egoistischen Plattenbau-Queen. Ähnlich angelegt wie ein Rowan Atkinson (Mr. Bean), der den dusselig-egoistischen Eigenbrötler spielte. Auch andere männliche Comedians ziehen in ihrer Paraderolle eher sich selbst durch den Kakao, weil man dabei merken soll, wie absurd sie sich in ihrem fiktiven Alltagsleben verhalten.

Kein Grund, leichtfertig auf bewertende Unterschiede hinzuweisen.
Gahaltan
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1989
Registriert: 09 Apr 2014 11:59
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Gahaltan »

Lion hat geschrieben:
Was für Dich als Einstieg diente, um ein sexistisches, pauschalisierendes:
Gahaltan hat geschrieben: männlich konnotierter humor ist aggressiv und nach außen gerichtet.
herauszuhauen?

Schön, dass Männer mal wieder in irgendeine Box gesteckt wurden ... der böse, aggressive, nach außen gerichtete Humor hier, der sich selbst bezichtigende, andere nicht-verletzende Humor auf der anderen Seite.

1) es ist nicht sexistisch, auf geschlechterunterschiede hinzuweisen.

2)

a) wohl niemand ist so dumm, wirklich zu denken, es seien ALLE frauen oder ALLE männer gemeint, wenn irgendwo geschrieben wird "Männer / Frauen [beliebige Aussage einsetzen]". hier kommt trotzdem immer auf jeden fall einer daher und erzählt dann, dass er ne frau / nen mann kennt, der / die gar nicht in das schema passe etc.

b) ich wollte es dem auf krawall gebürsteten leser besonders schwer machen, mir so einen unsinnigen kommentar an den kopf knallen zu können, weshalb ich sogar extra unmißverständlich (dachte ich!) gewesen bin, indem ich NICHT geschrieben habe "männlicher humor ist aggressiv" SONDERN "männlich konnotierter humor ist aggressiv". "konnotiert"= das ist eine landläufige begleitvorstellung.
werde nächstes mal weniger fremdwörter benutzen.

Cindy aus Marzahn hat auch keine Probleme damit, erfrischend giftig gegenüber anderen zu sein (Beispiel: Moderation von "Big Brother").
mag sein, entspricht nicht ganz meiner vorstellung von kultureller abendgestaltung, deswegen kann ich das nicht kommentieren.
unabhängig davon finde ich es nicht zielführend, irgendwelche beispiele von bestimmten comedians anzuführen, denn davon gibt es heutzutage so inflationär viele, dass man da auf keinen grünen zweig kommt.
war von anfang an keine gute idee von mir, überhaupt das beispiel cindy zu bringen.

Zum Thema:
Frauen und Männer, sagt die Psychotherapeutin und Humorforscherin Barbara Wild, besitzen einen unterschiedlichen Humor. „Männer bevorzugen sexuelle Witze. Durch den Witz versuchen sie ihre sexuelle Potenz darzustellen. [...] Außerdem sei der männliche Humor aggressiver.[...]
Barbara Wild, 1961 in Bad Godesberg geboren, ist Ärztin für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie. Sie ist eine der profiliertesten Humorforscherinnen Deutschlands. Ihr Buch „Humor in Psychiatrie und Psychotherapie“ ist ein Standardwerk in der Humorforschung.
http://www.taz.de/!117746/
So fand der amerikanische Soziologe Paul McGhee heraus, dass heute wie früher schon in der Kindheit geschlechtliche Humorunterschiede angelegt werden. Demnach brillieren die Jungen schon ab dem Alter von drei Jahren häufiger in der Rolle des Spaßmachers, während Mädchen in erster Linie darüber lachen dürfen. "Die Jungen machen die Witze, Albereien und Clownereien, und die Mädchen lachen", erklärt McGhee. Und an dieser Aktiv-Passiv-Verteilung würde sich im Wesentlichen auch nichts ändern, bis sie erwachsen sind. [...]

Aggressive und diskriminierende Witze über Juden, Polen, Blondinen, Ostfriesen, Ossis und Schwiegermütter sind Männersache. Frauen erzählen demgegenüber lieber witzige Geschichten nach dem Muster: Wie ich heute morgen dem Nachbarn eine Beule ins Auto fuhr. Der Humor mithin als getreues Abbild des täglichen Lebens: Der Mann stark und überlegen, die Frau sucht hingegen die Fehler überwiegend bei sich selbst.
http://www.welt.de/wissenschaft/article ... ndere.html

Research has consistently indicated, however, that these trends exist. While women tend to use puns, self-deprecating[=selbstironisch] humor and wordplay, men are more inclined to use physical and active humor.
In 1991 psychologist Mary Crawford of the University of Connecticut conducted surveys involving both genders and found that men favored slapstick humor, hostile jokes and more active humor while women preferred self-deprecating humor and sharing funny stories.

http://psychcentral.com/lib/how-and-why ... 7851?all=1

oder lieber ein weniger populärer, wissenschaftlicher artikel:

Although the variety of comedic approaches are as varied as the comedians themselves, one form of humour continues to be identified with women in particular: self-deprecation. Through her 1976 study of male and female comics, Joan B. Levine determined that "self-satire can be expected to be women's niche in comedy" (174).
[die erwähnte studie von evine ist übrigens jene mit den stand-up comedians, auf die ich mich im ersten post bezogen hatte. die dinge haben sich sicher etwas verändert seit 1976, aber jahrhundertealtes verhalten wird sich sicher nicht in einer generation komplett ändern.]

http://journals.sfu.ca/thirdspace/index ... russell/68

noch ein buchtipp, um bei der nächsten diskussion über dieses thema nicht wieder nur plattitüden und unberechtigte vorwürfe bringen zu müssen : Performing Marginality: Humor, Gender, and Cultural Critique
von Joanne R. Gilbert

Liebe Grüße
„Die Geschlechtsreife allein berechtigt noch nicht zur Inbetriebnahme der Geschlechtsorgane.“
Valentin
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 481
Registriert: 08 Feb 2011 11:38
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Valentin »

fidelchen hat geschrieben:Selbstironie ist eine Eigenschaft die einerseits für Sympathie sorgt aber auch in manchen Situationen nicht vorteilhaft für ein ist.

Ich würde mal gerne von euch erfahren:

Was haltet ihr von Selbstironie in bestimmten Situationen und bei bestimmten Menschen?
Was sagt der Drang zur Selbstironie über ein Menschen aus?
Seit ihr Selbstironisch veranlagt?
Selbstironie ist für mich ein angenehmer Wesenszug, der erkennen lässt, dass sich derjenige Gedanken über sich selbst macht, sich nicht zu wichtig nimmt und über eigene Unzulänglichkeiten lachen kann.
Allerdings halte ich es für wichtig, dass die Selbstironie mit dem nötigen Selbstvertrauen verbunden ist. Selbstironische Handlungen oder Aussagen bieten ja auch immer eine gewisse Angriffsfläche, und da es Menschen gibt, die Angriffsflächen und Schwächen anderer gerne zum eigenen Vorteil nutzen und diese auf andere Bereiche ausdehnen, sollte der selbstironische Mensch damit umgehen können oder das Gespür dafür haben, wem gegenüber er diesen Charakterzug zeigen kann und wem gegenüber lieber nicht.
No matter where you go, there you are
Benutzeravatar
Der Essi
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1918
Registriert: 26 Mär 2014 19:53
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Wohnort: Berlin

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Der Essi »

Valentin hat geschrieben:Allerdings halte ich es für wichtig, dass die Selbstironie mit dem nötigen Selbstvertrauen verbunden ist.
:!: Ohne das wirkt sie nämlich kontraproduktiv und erweckt den Eindruck, dass man sich absichtlich selbst herabsetzt. Souveränität geht anders. Ich habe den richtigen Dreh offenbar noch nicht rausgefunden, meine spärliche Selbstironie wird im realen Leben nie als solche erkannt. Gibt es nicht ein Buch darüber? :buch: :mrgreen:
Havelock

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Havelock »

Der Essi hat geschrieben:
Valentin hat geschrieben:Allerdings halte ich es für wichtig, dass die Selbstironie mit dem nötigen Selbstvertrauen verbunden ist.
:!: Ohne das wirkt sie nämlich kontraproduktiv und erweckt den Eindruck, dass man sich absichtlich selbst herabsetzt. Souveränität geht anders. Ich habe den richtigen Dreh offenbar noch nicht rausgefunden, meine spärliche Selbstironie wird im realen Leben nie als solche erkannt. Gibt es nicht ein Buch darüber? :buch: :mrgreen:
Das mit dem Selbstvertrauen ist vermutlich richtig.
Der Punkt ist gerade bei den "gespielten" Angriffen, dass man sie nicht ernstnimmt. Man kann ja auf einen Spruch, den man zugeworfen bekommt im Prinzip nur zwei souveräne Varianten wählen, oder mir fallen zumindest nicht mehr ein:
-Man hat einen hellen Moment und es fällt einem spontan eine gute Retourkutsche ein, ohne dass es den "Spaßangriff" eskaliert in etwas, was der andere wirklich als verletztend ansieht
-Man haut auf den Angriff selbst auf sich drauf, so dass die anderen drüber lachen, aber es nicht ernst nehmen können, daher sollte es erkennbar übertrieben sein.

Ausgedachtes Beispiel: Großraumbüro, du kommst als letzter rein.
-"Na, da ist wieder einer spät. Zu tief ins Glas geschaut beim Bayernspiel gestern?"
-Wieso gestern? Ich habe die Schnapsflasche für mein Müsli heute morgen nicht gefunden!
(Angriffsvariante: Draußen ist es nass, kalt und dunkel und spätens bei der Aussicht auf dich/euch bin ich echt lieber liegengeblieben!)

Mir fällt gerade nichts wirklich gutes ein als Verdeutlichung, aber es ist vielleicht klar, was ich meine. Im Beispiel oben darf es keinen Verdacht geben, derjenige hätte wirklich ein Alkoholproblem, sonst bleibt der Witz noch als Verdacht hängen.

Die dritte Variante, die mir gerade einfällt, ist, es schlicht ins Leere laufen zu lassen, gerade, wenn einem nichts einfällt. Auch hier braucht man soviel Selbstvertrauen (mindestens vorgetäuschtes) um nicht emotional zu reagieren. Auf den Satz von oben zB reicht auch ein "Nö, das Bett war bei dem Wetter einfach verlockender als die Kälte vor der Wohnungstür. (Aber schön, wenn ihr mich vermisst habt)"

Ich bin mit den Varianten immer gut gefahren. Wenn man merkt, dass einem etwas nahegeht, sollte man das wahrscheinlich wirklich besser ignorieren oder ohne aufhebens kommentieren, "dass man das nicht so gerne abbekommt". In meinem letzten Großraumbüro zB war der Ton sehr rau, und das waren Kollegen, die mir auch Möbel gefahren, Autos geliehen und lange nach Jobwechsel nach meinem Wohlbefinden gefragt haben.
Puh, ich hoffe, das bringt jemand einen Nutzen, dass ich hier so einen Roman wegen einem kurzen Gedanken schreibe...
Benutzeravatar
fidelchen
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2793
Registriert: 15 Mär 2014 16:09
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: offen für alles.

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von fidelchen »

Havelock hat geschrieben: Das mit dem Selbstvertrauen ist vermutlich richtig.
Der Punkt ist gerade bei den "gespielten" Angriffen, dass man sie nicht ernstnimmt. Man kann ja auf einen Spruch, den man zugeworfen bekommt im Prinzip nur zwei souveräne Varianten wählen, oder mir fallen zumindest nicht mehr ein:
-Man hat einen hellen Moment und es fällt einem spontan eine gute Retourkutsche ein, ohne dass es den "Spaßangriff" eskaliert in etwas, was der andere wirklich als verletztend ansieht
-Man haut auf den Angriff selbst auf sich drauf, so dass die anderen drüber lachen, aber es nicht ernst nehmen können, daher sollte es erkennbar übertrieben sein.

Ausgedachtes Beispiel: Großraumbüro, du kommst als letzter rein.
-"Na, da ist wieder einer spät. Zu tief ins Glas geschaut beim Bayernspiel gestern?"
-Wieso gestern? Ich habe die Schnapsflasche für mein Müsli heute morgen nicht gefunden!
(Angriffsvariante: Draußen ist es nass, kalt und dunkel und spätens bei der Aussicht auf dich/euch bin ich echt lieber liegengeblieben!)

Mir fällt gerade nichts wirklich gutes ein als Verdeutlichung, aber es ist vielleicht klar, was ich meine. Im Beispiel oben darf es keinen Verdacht geben, derjenige hätte wirklich ein Alkoholproblem, sonst bleibt der Witz noch als Verdacht hängen.

Die dritte Variante, die mir gerade einfällt, ist, es schlicht ins Leere laufen zu lassen, gerade, wenn einem nichts einfällt. Auch hier braucht man soviel Selbstvertrauen (mindestens vorgetäuschtes) um nicht emotional zu reagieren. Auf den Satz von oben zB reicht auch ein "Nö, das Bett war bei dem Wetter einfach verlockender als die Kälte vor der Wohnungstür. (Aber schön, wenn ihr mich vermisst habt)"

Ich bin mit den Varianten immer gut gefahren. Wenn man merkt, dass einem etwas nahegeht, sollte man das wahrscheinlich wirklich besser ignorieren oder ohne aufhebens kommentieren, "dass man das nicht so gerne abbekommt". In meinem letzten Großraumbüro zB war der Ton sehr rau, und das waren Kollegen, die mir auch Möbel gefahren, Autos geliehen und lange nach Jobwechsel nach meinem Wohlbefinden gefragt haben.
Puh, ich hoffe, das bringt jemand einen Nutzen, dass ich hier so einen Roman wegen einem kurzen Gedanken schreibe...
Danke... Ich fand das schon sehr interessant.

Ich war auch schonmal in einem Großraumbüro mit einem Team am arbeiten, wo oft solche Sprüche gefallen sind. Mit meinem Vater hatte ich früher auch solches gerede. So nach dem Motto: Ich "Huch bist du schon wach?" Er "Huch bist du was am tun?"

Ansich mag ich das. Es baut auf eine entspannte Art Vertrauen auf. Anderseits merke ich das ich selber schon dazu neige, dass ich es sogar teilweise mag, wenn man sich über mich Lustig macht. Teilweise provoziere ich dieses Verhalten sogar und lass es mit einem Lachen meinerseits oft stehen. Unterschiedliche Gruppen haben deswegen schon automatisch ein "ach hau ich mal auf ihn drauf ;)" Mentalität mir gegenüber entwickelt.

Nun macht mich das sicherlich sympathischer, aber nicht durchsetzungsfähiger oder attraktiver nach meiner eigenen Einschätzung. Dies ist aber vermutlich auch davon Abhängig wie meine eigene Stellung in der jeweiligen Gruppe aussieht.
AWG = Alles wird gut :-)

Nach ganz strenger Definition bin ich ein "Normalo"
Nach geschwächter Definition bin ich ein "SC-AB"
Und fühlen tu ich mich wie ein "XX-AB"
Was bin ich nun?
zebulon

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von zebulon »

Selbstironie ist ein exzellentes Mittel um zu entwaffnen oder Situationen zu entspannen. Allerdings muss man aufpassen, dass man es nicht übertreibt.
Benutzeravatar
Der Essi
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1918
Registriert: 26 Mär 2014 19:53
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Wohnort: Berlin

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Der Essi »

Havelock hat geschrieben:Ausgedachtes Beispiel: Großraumbüro, du kommst als letzter rein.
-"Na, da ist wieder einer spät. Zu tief ins Glas geschaut beim Bayernspiel gestern?"
Hm, wie wär's hiermit: "Nö, beim Pokern!"
Benutzeravatar
Le Chiffre Zéro
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2600
Registriert: 10 Sep 2008 10:18
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: Hamburg, Hansestadt, Freie und

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Ich bin nicht selbstironisch. Mein Leben lang ist soviel über mich gelacht worden, daß ich das nicht auch noch selbst machen muß.

Im Gegenteil: Wenn ich mich selbst nicht ernstnehme, wer soll das dann für mich tun?
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs
Benutzeravatar
Swenja
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 5019
Registriert: 04 Feb 2013 23:40
Geschlecht: weiblich
AB-Status: am Thema interessiert
Ich bin ...: vergeben.

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Swenja »

zebulon hat geschrieben:Selbstironie ist ein exzellentes Mittel um zu entwaffnen oder Situationen zu entspannen. Allerdings muss man aufpassen, dass man es nicht übertreibt.
:daumen:


es ist auch eine art "über den dingen zu stehen" und strahlt
selbtbewußtsein aus, finde ich.
ich muß mich nicht bei jeder gelegenheit ernstnehmen.
über kleine fehler, ungeschicklichkeiten oder makel zu
schmunzeln oder sie schmunzelnd zu kommentieren,
finde ich sehr symphatisch.

lg, Swenja
Benutzeravatar
Einsamer Igel
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10970
Registriert: 29 Nov 2012 16:57
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Schuschiheim

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Einsamer Igel »

Ich finde es einen Unterschied, über sich selbst lachen zu können, sich selbst nicht so ernst zu nehmen ...

... und Sticheleien/derberer Umgang in bestimmten Kollegenkreisen.

Ersteres kann ich.

Letzteres mag ich nicht und meide ich.

Ich kann mich nicht noch dran beteiligen, wenn sich andere auf meine Kosten lustig machen oder Scheinangriffe ausführen, z.B. Unterstellungen. Da bin ich in letzter Zeit angeeckt, Leute reagierten enttäuscht, weil ich "den Scherz" nicht verstand. Ja, das kommt halt davon, wenn man das mit Leuten macht, die man diesbezüglich noch nicht einschätzen konnte. Ist eigentlich deren mangelnde Sozialkompetzenz und nicht meine. Ich würde sowas zumindest nicht einfach so mit anderen machen. Voraussetzung für ein schadloses Sticheln ist, dass man sich gegenseitig gut genug kennt, um zu wissen, dass es nicht ernst gemeint ist. Und sicher auch noch, dass keiner der Beteiligten früher massiv und langandauernd ernsthaften Bösartigkeiten unter dem Deckmäntelchen "Spaß" ausgesetzt war.

Ich habe übrigens auch schon erlebt, dass Leute meine Selbstironie ernst genommen und mich kritisiert haben, warum ich mich so runter mache. Also es gibt Leute, die noch weniger Ironie verstehen als ich.
zebulon

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von zebulon »

Havelock hat geschrieben:Ausgedachtes Beispiel: Großraumbüro, du kommst als letzter rein.
-"Na, da ist wieder einer spät. Zu tief ins Glas geschaut beim Bayernspiel gestern?"
Thema Fussball in Verbindung mit Selbstironie: Da ich mich nicht die Bohne für Fußball interessiere wollte mich mein Kollege damit auf die Schippe nehmen, so á la "Warst Du auch so begeistert wie WIR(!) gestern gespielt haben?"

Ich bin dem begegnet mit positiver Verstärkung, aber vollkommen ohne Zusammenhang: "Ja, aber meinst Du nicht, dass WIR(!) in der Abwehr nicht stärker werden müssten, wenn die Stürmer nach vorne spielen und hinten keine Deckung mehr ist?"

Diese Verarsche bin ich los! Seither kam nie wieder was!
Kostas Klopsis

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Kostas Klopsis »

zebulon hat geschrieben: Ich bin dem begegnet mit positiver Verstärkung, aber vollkommen ohne Zusammenhang: "Ja, aber meinst Du nicht, dass WIR(!) in der Abwehr nicht stärker werden müssten, wenn die Stürmer nach vorne spielen und hinten keine Deckung mehr ist?"

Diese Verarsche bin ich los! Seither kam nie wieder was!
Das hat geholfen? Das ist doch voll 80er und klingt viel zu sehr nach Ernst Huberty. Heute geht das ungefähr so:
"Wir sollten viel mehr mit Gegenpressing agieren, um die falsche neun besser in Szene zu setzen. Leider fehlt uns dazu aber das spielerische Element auf der Doppelsechs und mindestens ein Innenverteidiger, der eine antizipierende Spieleröffnung beherrscht. Vielleicht sollte es der Trainer auch einfach mal mit der Mittelfeld-Raute probieren." :mrgreen: ;)
Gahaltan
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1989
Registriert: 09 Apr 2014 11:59
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB

Re: Die Eigenschaft Selbstironie

Beitrag von Gahaltan »

Einsamer Igel hat geschrieben:
Ich kann mich nicht noch dran beteiligen, wenn sich andere auf meine Kosten lustig machen oder Scheinangriffe ausführen, z.B. Unterstellungen. Da bin ich in letzter Zeit angeeckt, Leute reagierten enttäuscht, weil ich "den Scherz" nicht verstand. Ja, das kommt halt davon, wenn man das mit Leuten macht, die man diesbezüglich noch nicht einschätzen konnte.
was war denn der scherz?

ich bin ein sehr ironischer mensch und brauche auch keine große vorlaufzeit, um mit fremden menschen auf ironische art und weise zu reden.
„Die Geschlechtsreife allein berechtigt noch nicht zur Inbetriebnahme der Geschlechtsorgane.“