Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Antimainstream
Kennt sich hier gut aus
Beiträge: 211
Registriert: 12 Jul 2014 10:54
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: Nürnberger Land

Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Antimainstream »

Hallo,

ich hab mal wieder ein Wochenende erlebt, das mir wieder mal wieder zeigen sollte, in was für einer scheiß Situation ich bin.
Und zwar hat mein Onkel seinen Geburtstag gefeiert. Es waren viele Gäste anwesend (ich schätze mal 100 Personen). Verwandte, Bekannte und Freunde meines Onkels. Er als Wirt von der einzigen Wirtschaft in seinem Dorf feiert alle 5 Jahre seinen Geburtstag ganz groß.
Was mich im Vorfeld schon störte, war, dass meine Schwester ihren Freund um jeden Preis mit auf die Feier nehmen wollte. Naja gut, das ist bei ihr bisher die längste beziehung (inzwischen ein Jahr, aber mit drei Monaten Pause dazwischen). Scheint was Ernsteres zu sein. Was mich daran so störte, dass sie ihn mitnehmen wollte, war zum Einen, dass er mir sowieso schon unsympathisch ist (wir sind einfach nicht auf einer Wellenlänge. Aber gut jemand, der mit mir auf einer Wellenlänge ist, hält es aber auch mit meiner chaotischen Schwester nicht lange aus :mrgreen: ). Zum Anderen befürchtete ich, dass ich leichter darauf angesprochen werden könnte, dass ich noch keine Freundin habe. Wohlgemerkt: ich bin älter als meine Schwester, hatte noch nie eine Freundin. Im Vorfeld bin ich tatsächlich schon von meiner Tante in einem Telefonat gefragt worden. Das war mir am Telefon aber lieber, als wenn ich da auf der Feier vor versammelter Mannschaft gefragt worden wäre. Also die hatte ich schon mal mit einem kurzen "Nein" abgefertigt.
Das Wetter am Samstag war einfach ein Traum. Besser hätte es nicht sein können. Das lies sich doch gut an. Wir trafen auf sämtliche Verwandte (auf welche die ich schon 10 Jahre nicht mehr gesehen habe und auch teilw. nicht mehr gekannt habe). Aber ein paar Verwandten, die mich regelmäßig in den letzten Jahren regelmäßig gesehen haben, fielen die Veränderungen an mir auf, die ich unterneheme um aus meinem AB-tum herauszukommen. Zum Einen war das mein Gewichtsverlust (aktueller Verlust nach einem Jahr: 15 kg). Zum Anderen, mein Kleidungsstil. Ich habe mir ein schönes kurzärmliges Hemd im leichten blau angezogen. Es hat mir selber gut gefallen. Das kannten sie halt nicht von mir, dass ich auch mal etwas aus meinem Äußeren mache. In meinem bisherigen Leben war es mir auch Scheiß-Egal, in welcher Kleidung ich herumgelaufen bin (hauptsache nichts in rosa :mrgreen: ). Die Einstellung habe ich etwas geändert, so ganz Egal ist mir das nicht mehr. Was aber nicht heißen soll, dass ich es übertreibe. Ich gehe nach wie vor nicht gerne neue Kleidung kaufen, sowas muss bei mir nach wie vor schnell gehen. Da hilft mir auch wieder die Abnehmerei. Ich denke mal, dass ich das nächste mal schneller was passendes finde :mrgreen: . Und Außerdem haben sie auch noch gemeint, dass ich so strahle. Das ist mir auch erst in dem Moment aufgefallen. Normalerweiße grinse ich nicht so über beide Ohren, wenn ich meine Verwandten begrüße. Als Antwort habe ich dann zurück-gegeben "Passend zu schönen Wetter". Meine Laune war erst mal bestens. Ich hab mich sehr Wohl die ganze nächste Zeit gefühlt. Es gab dann Kuchen, es wurde geredet. Dabei merkte ich, dass meine Familie langsam Alt wird. Jeder hat nur noch über seine Krankheiten und Zipperlein geredet, wo ich nicht mitreden konnte und nur teilnahmslos daneben saß. Naja im Verlauf ging meine Laune wieder in den Normal-Bereich über. Es gab Abend-Essen. Danach hab ich mal meine "Schüchternheits-Überwindungs-Übungen" gemacht. Die Bedienung wollte ich auch nach Block und Stift fragen (ich wollte auf die Unterschriften-Tafel das alter von meinem Onkel in Hexadezimal schreiben und dazu musste ich erst mal umrechnen). Ich wollte bewusst die einzige weibliche Bedienung Fragen (schätze sie ca. in mein Alter und hässlich war sie auch nicht :mrgreen: ). Aber als ich an der Theke hinkam ging sie gerade mit einem Tablett wieder heraus. Schade, hab ich meine "Übung" halt bei einem männlichen Kollegen gemacht. Ich muss sowieso Allgemein mehr auf Menschen zugehen. Ich hätte es aber schöner gefunden mit dem Mädel zu reden. Obwohl ich sagen muss, dass für mich auf der Feier die Überwindung gar nicht so groß war.
Tja und dann bin ich wieder teilnahmslos dagesessen. Dann sind zwei sogenannte Alleinunterhalter gekommen, die einen Schlager nach dem Anderen zum besten gegeben haben, zu denen man hätte tanzen können. Zwischendurch wurden Aufführungen gemacht, die meiner Meinung nach völlig einfallslos waren. Ich glaube diese Gags kann sich jeder googeln, ich hab die schon tausend mal gesehen und sind absolut nicht mehr lustig. Früher hat man sich da noch selber was ausgedacht, individuell für das Geburtstagskind. Dieses mal überhaupt nicht. Und dann sind auch sog. Spiele gemacht worden. Bei einem Memory-Spiel ist meine Stimmung aber sowas von gekippt.
Folgender Hintergrund: Es wurden Hüte aus Zeitungspapier gefaltet ausgeteilt. Dazu ein Zettel, auf denen ein Satz aus einem Liedtext zu sehen war. Diese Sätze existierten zwei Mal. Die Hüte sollten meinem Onkel und meiner Tante signalisieren wer einen solchen Zettel hat. Wenn sie einen Aufriefen, sollte man aufstehen vorsingen oder vorlesen. Dann wird der Nächste aufgerufen und der muss seinen Part ebenfalls erfüllen. Wie beim Memory fallen dann zwei gleiche Texte weg.
Das ganze ist mir sowieso schon etwas kindisch vorgekommen. Ich war froh, dass ich scheinbar zu denen gehörte, die keinen Text hatten. Aber im letzten Moment kommt diejenige nochmal zurück und sagt, dass sie noch einen Text übrig hätte. Da legt sie Hut und Text zu mir mit den Worten "Das schaffst du schon". Ich war nicht begeistert davon, als schüchterner Typ gleich vor ca. 100 Gästen einen Satz singen zu sollen. Aber noch mehr rutschte mir das Herz in die Hose als ich den Text las:
"Rote Lippen soll man küssen, denn zum küssen sind sie da. Rote Lippen sind dem siebten Himmel ja so nah". Ausgerechnet ich, der HCAB, der mit seinen 24 Jahren noch nicht einmal eine Frau geküsst hat, geschweige denn eine Beziehung hatte, soll so etwas vortragen :oops: . Am liebsten wäre ich abgehauen. Naja ich hab den Text vorgelesen statt gesungen. Ich habs einfach über mich ergehen lassen. Hinterher hat auch keiner was dazu gesagt - gottseidank. Eine Antwort habe ich mir schon parat gelegt, wenn jemand was sagt. Nämlich, dass ich diesen Text nicht kenne, wahrscheinlich ist das 1. nicht meine Musikrichtung 2. Ü-40-Musik. So wollte ich mich für das Vorlesen rechtfertigen. Aber natürlich kenne ich als Musik-Interessierter Mensch dieses Lied. Aber es ist definitiv nicht mein Musikgeschmack. Ich war froh wie dieses spiel vorbei war, aber auch bedrückt, weil ich eine ganze Zeit lang noch fürchtete daraufhin angesprochen zu werden. Das war aber nicht mehr der Fall.
Kurz nach ein Uhr nachts verabschiedeten sich dann meine Eltern von der Feier, was für dessen Verhältnisse schon sehr spät ist. Ich blieb dann noch und Unterhielt mich mit einer Tante bis diese und ihr Freund auch um zwei Uhr ebenfalls den Abflug machten. Während dem Gespräch hab ich das doofe Memory-Spiel auch wieder vergessen.
Dann bin ich noch zu meiner Cousine und ihren Arbeitskollegen, die auch auf der Feier eingeladen waren. Es war mit den dreien eine Nette Unterhaltung. Wir haben uns gut Amüsiert. Dann ist meine Cousine auf meine Schwester und ihrem Freund zu sprechen gekommen. Anschließend kamen auf mich drei unangenehme Fragen zu.
Als erstes fragte sie mich: "Und du hast wohl keine Freundin? Willst du denn keine?"
Ich versuchte ganz cool und nebensächlich zu Antworten: "Wenn sich mal was ergibt, dann ist das OK. Ansonsten ist es mir auch egal." Was aber nicht mehr stimmt, vor Jahren habe ich wirklich so gedacht, aber die Zeiten sind Vorbei. Ich will eine Beziehung.
Dann fragte sie: "Und gehst du in die Disco?" Ich als Antwort: "Selten, nur wenn mich Freunde dazu überreden können." Da hab ich wieder gelogen. Aus Angst auf die Reaktion wenn ich die Wahrheit sage. Ehrlich gesagt war ich in meinem Ganzen leben noch nie in einer Disco.
Als drittes fragte sie: "Trinkst du denn gar kein Alkohol?" Ich wieder ganz ehrlich: "Nicht oft." Das hat sie auch für eine ganz Vernünftige Einstellung gehalten. Vorallem in der Verwandtschaft brauch ich nichts groß erklären. Da sie ja wissen, dass mein Vater Alkoholiker war und sich die Zeit nach seiner Therapie auch auf die Erziehung von mir und meiner Schwester niedergeschlagen hat. Inzwischen bin ich da aber lockerer geworden. Frühers war ich da extremer drauf. Als Teenager habe ich den Alkohol sozusagen als "Teufelszeug" angesehen. Mit 14 habe gedacht meine Mutter ist Alkohol-Abhängig geworden, bloß weil sie mal einen Piccolo für sich mit heim gebracht hat :hammer:. Mein Onkel wollte mich auch noch zu einem Bier "Anstiften", als meine Eltern die Feier verlassen hatten. Aber da bleibe ich erst recht hart. Denn ich lasse mir doch nicht von anderen Leuten vorschreiben, was ich trinken soll. Wenn ich dann eins getrunken hätte, hätte ich das als Schwäche gesehen, weil ich mich verbogen habe, bloß dass mein Onkel zufrieden ist. Er hat nur gemeint "deine Sache". Ich: "genau". Aber warum frägt der mich erst, wenns doch eh meine Sache ist???
An dieser Stelle macht sich ein Video vom legendären Gerhard Polt gut, so ähnlich bloß gestellt habe ich mich dann auch gefühlt: http://www.youtube.com/watch?v=k48PJ1fsf8E
Naja und dann ist die Unterhaltung mit meiner Cousine normal weitergegangen. Um 3:30 Uhr habe ich dann auch mal daran gedacht die Feier zu verlassen. So viele waren auch nicht mehr da.
Dann bin ich auf mein Zimmer gegangen, hab mich bettfertig gemacht und dann ins Bett gelegt. Das war dann so ca. um 4:00 Uhr. Ich wollte eigentlich schlafen, aber dann ist mir was passiert was ich eigentlich verhindern wollte, aber was soll man Machen, wenn einen Gedanken und Gefühle übermannen? Auf einmal sind mir immer und immer wieder die drei Fragen von meiner Cousine durch den Kopf gegangen: "Hast du denn keine Freundin? Willst du denn keine?", "Gehst du in die Disco?" und "Trinkst du denn gar keinen Alkohol?". Das ist wie ein Film in meinem Kopf abgelaufen, als wenn einer immer wieder auf "Wiederholen" drückt. Und ich habe mich gefühlt, als wenn ich mein bisheriges Leben verpennt hätte. Ich sage mir ja schon das ganze Jahr, dass ich die letzten zehn Jahre geschlafen habe, wenn das reicht. Ich bin von Klassenkameraden immer wieder zu gemeinsamen Unternehmungen eingeladen worden und habe diese Abgeschlagen. Später im Teenager-Alter bin ich zu Partys eingeladen worden, ich habe diese Abgelehnt (meine Einstellung zum Alkohol hat das, glaub ich, beeinflusst). Ich bin regelrecht genervt und mit Fragen gelöchert worden warum ich nicht käme. Wollte meine Ruhe haben. Hab mich extrem lang an meine Eltern geklammert, die auch nie was unternehmen und die meiste Zeit daheim verbringen, wenn sie nicht arbeiten sind. Naja, inzwischen bin ich aus meiner Schulzeit und Berufsausbildung raus und habe jetzt das, was ich früher immer wollte: Ruhe. Keine Einladungen auf Partys o. ä. Aber auch keine Freunde. Und ich muss sagen, jetzt bin ich auch wieder unzufrieden. Weil ich erkannt hab, dass das Leben nicht nur in den eigenen vier Wänden statt findet. Dass man auch rausgehen muss. Dass man auch mal unter Leuten sein muss um glücklich zu sein. Ständige Einsamkeit ist nicht gut. Heute könnte ich mich so Ohrfeigen, dafür dass ich nie was mit den Anderen Unternommen habe und dadurch potenzielle Freundschaften regelrecht im Keim erstickt habe. Jetzt habe ich die Quittung: keine Freunde. Und diese drei Fragen meiner Cousine haben nachts um 4:00 das Fass bei mir dann zum überlaufen gebracht. Ich bin im Bett gelegen mit genau diesen Gedanken und ich habe mich richtig schlecht gefühlt. Das ist so weit gegangen, dass ich kurz davor war loszuheulen. So erbärmlich hab ich mich gefühlt. Mir ist so richtig klar geworden, dass ich doch noch nie richtig "gelebt" habe und meine letzten 10 - 15 Jahre verschenkte Zeit waren. Was meinen schulischen sowie beruflichen Werdegang angeht, mag ich was erreicht haben. Aber was hab ich privat denn schon erreicht? Ein fauler Sack war ich und bin ich NOCH aber will ich nicht mehr sein! Ich will richtige Freunde haben, mit denen man was schönes unternehmen kann und vor allem eine Freundin. Ich habe nur noch keine richtige Ahnung, wie ich das Anstellen soll. Das sind die Gedanken gewesen, die mir mitten in der Nacht durch den Kopf gegangen sind. Aber mit etwas schlaf habe ich das ganze am Nächsten Morgen doch etwas nüchterner gesehen, ich war nicht mehr kurz vor dem heulen. Aber an meiner Meinung, dass ich bisher zu wenig "gelebt" habe halte ich fest, da bin ich überzeugt davon.
Jetzt sitze ich da, habe die ganze Woche noch Urlaub, hab mich bereits etwas um mein Auto gekümmert. Am Montag Vormittag wollte ich mit dem Auto zum Waschen fahren. Als ich zum Auto lief sah ich auf einmal ein Mädel auf dem Parkplatz der Backstube, die gleich neben uns ist. Irgendwie hats da bei mir sofort "klack" gemacht. Diese Ausstrahlung, diese Persönlichkeit... boah. Aber dann bin ich zum Auto, habs Ausgeparkt und dann überlegt ob ich mal kurz bei ihr vorbeifahre und meine Fragen loswerde. Ich hätte schon welche gehabt. Als erstes hätte ich gefragt ob sie Mitabeiterin von der Backstube ist. Außerdem hat sie ein Außwertiges Kennzeichen an ihrem Auto. Da hätte man fragen können woher sie genau ist, denn in dem Landkreis habe ich auch ein paar bekannte. Irgendwie hätte sich daraus schon ein Gespräch entwickeln können. Aber was mach ich depp in meiner Zögerei: Entscheide mich dafür, das Mädel links liegen zu lassen, weil ich keine Zeit habe, ich muss ja das Auto waschen. :wuetend: Als wenn mir die Arbeit weggelaufen wäre... :roll: Da hätte ich mich kurz drauf auch wieder Ohrfeigen können. Ich war in Gedanken noch lange bei dem Mädel. An der nächsten Kreuzung habe ich das Auto abgewürgt. Ob mir das passiert wäre, wenn ich mit meiner Konzentration komplett da gewesen wäre??? Und dann wie ich an die SB-Waschanlage gefahren bin, habe ich doch tatsächlich die Einfahrt verpasst, obwohl ich schon tausend mal da war. Gedanklich war ich für die nächsten Minuten richtig abwesend. Dann hab ich mir überlegt, was ich jetzt machen soll. Am Dienstag wollte ich sowieso Reifen wechseln. Also habe ich mir gemerkt wann ich an diesem Ort war. Also würde ich am Dienstag auch wieder zur selben Zeit dort sein, um mein Auto zu holen. Sie muss einfach irgendwo dort Arbeiten, das Auto sehe ich so oft auf diesem Parkplatz, nur die Besitzerin habe ich am Montag zum ersten mal gesehen. Gesagt, getan. Am Dienstag bin ich auch wieder um 11:20 vor gelaufen. Aber ihr Auto war bereits weg, schade. Aber am Freitag habe ich wieder Ruhe, dann schau ich da bereits um 11:00 vor. Und wenn das nicht klappt nochmal am Samstag, da bin ich dann 50 KM nach Reifenwechsel gefahren, natürlich muss ich dann die Reifen nachziehen und das natürlich zufällig wieder um die selbe Uhrzeit ;)
Hoffentlich sehe ich die nochmal. Wenn ich wieder arbeiten muss, habe ich keine Gelegenheit mich da hinzustellen, wenn sie Feierabend hat.

Soviel zu meinen aktuellen Eindrücken, was meine Lebenssituation angeht. Es ist doch wieder ein Roman geworden, obwohl ich das gar nicht wollte. Aber manchmal überkommt mich das Bedürfnis eine Situation in aller Ausführlichkeit in Schriftform zu bringen. Da bin ich hier ja nicht der einzige, ich habe in diesem Forum schon viele bewegende, spannende Geschichten gelesen. Wenn diese auch noch mit schöner Wortwahl geschrieben wurden, ist das der Wahnsinn. Da hab ich dann so eine Gänsehaut! Weil mir genau in diesen Situationen wieder bewusst wird, dass ich nicht der einzige mit Problemen bin. Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt, in dem man sich gepflegt austauschen kann!

Gruß,
Antimainstream
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
Cicely Saunders

One time I need to be honest
To find out what matters
Because being alive
Is more than just breathing
Me and Reas - More than just breathing

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Benutzeravatar
Esperanza
Meisterschreiberling
Beiträge: 5757
Registriert: 26 Nov 2010 08:16
AB-Status: Softcore AB

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Esperanza »

Die Abneigung gegen Familienfeiern haben alle AB´s wohl gemeinsam! :mrgreen:
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk. Der andere eine Lektion. Manche auch beides.
spirit

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von spirit »

Hm, wenn ich jetzt nach dem Auto frage, dokumentiere ich dann wieder einmal meine soziale Inkompetenz? ;)

Daher etwas zur Periphere: Abneigung gegen Familienfeiern, Frauen-, Disco- und Alkoholabstinenz kann ich nachvollziehen, da bei mir ebenfalls vorliegend. Deine Motivation, dich nach außen hin mehr zu öffnen, ist förderlich.
Nero1990

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Nero1990 »

Tja ich kann echt von Glück reden, dass große Familienfeiern bei uns nicht mehr vorkommen.

Habe mal wieder viel von mir selbst in deinem Text erkannt.
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast.
Kief

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Kief »

Ich lese da heraus, dass Du in laendlicher Gegend wohnst.
Ist das Deine Wunschunterkunft?
Oder koenntest Du es Dir leisten umzuziehen? Sowohl finanziell als auch logistisch/beruflich und mental?

Wie abgeschieden bist Du da? Wie lange brauchst Du bis zum naechsten Ballungszentrum?
Oder was fuer Veranstaltungen/Angebote gibt es bei Dir in erreichbarer Umgebung?

Ich habe den Verdacht, wenn Du Gruppenaktivitaeten findest, die Dir gefallen, dann koenntest Du zumindest mal Bekanntschaften aufbauen.
Ehrenamtliche Sachen wie Sanitaetsdienst, Feuerwehr oder THW gibt es bestimmt auch in vielen abgelegenen Regionen, und man hat zumindest mal formale Kontakte, mit denen man "warm werden" kann.
Ansonsten hast Du nix angegeben, evtl. ist ja auch eine Grossstadt ne Viertelstunde entfernt.
Ich vermute, Du koenntest Freundschaften knuepfen, wenn Du Interessen findest, die Du mit anderen Leuten teilst.
Fallen Dir da welche ein, was DDu in Deiner Umgebung mit anderen Leuten machen kannst?


CU, Kief
Benutzeravatar
Lazarus Long
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 5103
Registriert: 01 Feb 2013 19:13
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: in und bei Hannover

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Lazarus Long »

Esperanza hat geschrieben:Die Abneigung gegen Familienfeiern haben alle AB´s wohl gemeinsam! :mrgreen:
Ich habe Familienfeiern immer gemocht. ;) Ich bin da sogar wenige Wochen nach meinem Suizidversuch hin, das war das einzige Mal, daß mir der Anfang peinlich war - ist aber ganz schnell vergangen.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Wilhelm von Humboldt
Deutscher Staatsmann und Mitbegründer der Humboldt-Universität zu Berlin
1767 - 1835
Polyeder

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Polyeder »

Ich mag Familienfeiern auch, insbesondere mütterlicherseits. Da sind die Leute nämlich ähnlich verrückt wie ich und nehmen mich daher auch so, wie ich bin. Auf der Seite meines Vaters ist das etwas anders, aber da finden die Feiern auch wesentlich seltener statt. ABs und Ex-ABs gibt's aber sogar auf beiden Seiten :).

Ansonsten, @Antimainstream: Es ist nie zu spät, um Leute kennen zu lernen (nicht unbedingt auf Partner bezogen). Meine Jugendzeit ist (in abgeschwächter Form) auch ähnlich verlaufen wie deine. Ebenso habe ich mich nach dem Auszug bei meinen Eltern lange alleine gefühlt, aber das hat sich dann irgendwann dadurch gegeben, dass ich Sachen mache, die mir Spaß machen. Klar, ich bin immer noch Single und sehe momentan auch keine Möglichkeit, dass sich das ändert, aber meine Freund- und Bekanntschaften geben mir schon viel. Und die Leute fragen mich auch nicht, was ich früher gemacht habe ;).

Den Abendblues kenne ich übrigens auch. Neulich war ich auf einer Seminarveranstaltung, wo wirklich jeder mit einem Partner herumzulaufen schien, und dann gab es auch noch einen Vortrag über Polyamorie. Das hat mich dann für den Abend wirklich frustriert, wobei der Witz ist, dass ich schon öfter auf dieser Veranstaltung war und das fast jedesmal passiert ist. Da hilft mir dann nur noch, ins Bett zu gehen, denn am nächsten Morgen sieht alles schon wieder anders aus. Übrigens würde ich trotzdem wieder zu diesem Seminar fahren, denn insgesamt überwiegen die positiven Erfahrungen.
Benutzeravatar
Buham
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2601
Registriert: 25 Nov 2013 11:57
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Bawü

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Buham »

Esperanza hat geschrieben:Die Abneigung gegen Familienfeiern haben alle AB´s wohl gemeinsam! :mrgreen:
Da liegst du falsch, hab damit wirklich kein Problem und gehe ich gern hin.
Fragende

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Fragende »

Antimainstream hat geschrieben: Am Montag Vormittag wollte ich mit dem Auto zum Waschen fahren. Als ich zum Auto lief sah ich auf einmal ein Mädel auf dem Parkplatz der Backstube, die gleich neben uns ist. Irgendwie hats da bei mir sofort "klack" gemacht. Diese Ausstrahlung, diese Persönlichkeit... boah. Aber dann bin ich zum Auto, habs Ausgeparkt und dann überlegt ob ich mal kurz bei ihr vorbeifahre und meine Fragen loswerde. Ich hätte schon welche gehabt. Als erstes hätte ich gefragt ob sie Mitabeiterin von der Backstube ist. Außerdem hat sie ein Außwertiges Kennzeichen an ihrem Auto. Da hätte man fragen können woher sie genau ist, denn in dem Landkreis habe ich auch ein paar bekannte. Irgendwie hätte sich daraus schon ein Gespräch entwickeln können. Aber was mach ich depp in meiner Zögerei: Entscheide mich dafür, das Mädel links liegen zu lassen, weil ich keine Zeit habe, ich muss ja das Auto waschen. :wuetend: Als wenn mir die Arbeit weggelaufen wäre... :roll: Da hätte ich mich kurz drauf auch wieder Ohrfeigen können. Ich war in Gedanken noch lange bei dem Mädel. An der nächsten Kreuzung habe ich das Auto abgewürgt. Ob mir das passiert wäre, wenn ich mit meiner Konzentration komplett da gewesen wäre??? Und dann wie ich an die SB-Waschanlage gefahren bin, habe ich doch tatsächlich die Einfahrt verpasst, obwohl ich schon tausend mal da war. Gedanklich war ich für die nächsten Minuten richtig abwesend. Dann hab ich mir überlegt, was ich jetzt machen soll. Am Dienstag wollte ich sowieso Reifen wechseln. Also habe ich mir gemerkt wann ich an diesem Ort war. Also würde ich am Dienstag auch wieder zur selben Zeit dort sein, um mein Auto zu holen. Sie muss einfach irgendwo dort Arbeiten, das Auto sehe ich so oft auf diesem Parkplatz, nur die Besitzerin habe ich am Montag zum ersten mal gesehen. Gesagt, getan. Am Dienstag bin ich auch wieder um 11:20 vor gelaufen. Aber ihr Auto war bereits weg, schade. Aber am Freitag habe ich wieder Ruhe, dann schau ich da bereits um 11:00 vor. Und wenn das nicht klappt nochmal am Samstag, da bin ich dann 50 KM nach Reifenwechsel gefahren, natürlich muss ich dann die Reifen nachziehen und das natürlich zufällig wieder um die selbe Uhrzeit ;)
Hoffentlich sehe ich die nochmal. Wenn ich wieder arbeiten muss, habe ich keine Gelegenheit mich da hinzustellen, wenn sie Feierabend hat.
Kannst du ihr nicht einen kleinen Brief unter den Scheibenwischer stecken, in dem du ihr schreibst, dass sie dir aufgefallen ist und in der du ihr einen Treffpunkt zu einem Unternehmen vorschlägst und deine Telefonnummer, für den Fall, dass sie absagen will, hinterlässt?
Suria

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Suria »

Hach jaaa ... da werden (böse) Erinnerungen an die eigenen Familienfeiern wach :roll: ...

Normalerweise mag ich Familienfeiern. Ich bin ein offener, geselliger Mensch und fühle mich in großer Runde sehr wohl. Zudem kann man auf die Art Familienmitglieder, die man schon länger nicht gesehen hat, wiedersehen. Außerdem ist meine Familie größtenteils sehr lustig und humorvoll, so dass es dort immer viel zu lachen gibt. Doch gab es immer wieder einen Punkt, bei dem ich einen Stoßgebet gen Himmel geschickt habe: ich habe nämlich darum gebeten, dass die Sprache nicht auf mein Beziehungsleben kam. Manchmal fragte unausweichlich jemand: "Hast du denn jetzt einen Freund?" woraufhin sich alle Familienmitglieder, die an dem Tisch saßen, gleichzeitig zu uns drehen (ich könnte schwören, dass ich dabei sogar das Knacken ihrer Nacken hören konnte) und gebannt zuhörten bzw. ihre Meinungen einwarfen à la "Warum denn nicht?" - "Du musst dies und das tun (unter Leute gehen, feiern gehen, blabla, die Liste kann nach Belieben fortgesetzt werden." - "Du willst doch auch mal Kinder kriegen und das kannst du nicht immer!" Wie es mir nach so einer Unterhaltung ging, kann sich jeder vorstellen.

Den "Höhepunkt" erlebte ich bei der Taufe der Tochter meines Cousins. Da wurde ich von allen Seiten darauf aufmerksam gemacht, was ich alles im Leben verpasst habe. Zunächst einmal der bereits erwähnte Cousin, der 3 Jahre jünger war, als ich und bereits eine Tochter hatte. Mein Bruder, gleichaltrig mit meinem Cousin, der seine zweite langjährige, feste Freundin zur Feier mitbrachte (aber anders als du mag ich sie sehr, von daher war ich eher glücklich, dass sie da war^^). Meine Cousine zweiten Grades väterlicherseits, die auch ca. 5 Jahre jünger ist, als ich - und schon 2 Kinder hatte. Mein weiterer Cousin, der 9 Jahre jünger ist, als ich - und seine erste, feste Freundin mit zur Feier mitbrachte. Am Tisch setzte ich mich neben der Frau des Bruders meiner Tante und wir unterhielten uns über alles mögliche. Sie erzählte auch, dass ihre 16jährige Tochter, die ich das letzte Mal als Kleinkind gesehen hatte, gerade ihre erste Beziehung hatte. Und ich, damals 29 Jahre alt, hatte nicht mal das vorzuweisen, geschweige denn etwas, was "normal" für mich gewesen wäre: eine eigene Familie inkl. Kinder. Dazu kam noch, dass ich bei den männlichen Singles, die dort waren, sichtlich aneckte, obwohl ich eigentlich nett und humorvoll ihnen gegenüber war. Und obendrein hatte ich zu der Zeit mit Liebeskummer zu kämpfen, weil der Mann, den ich zu der Zeit geliebt habe, mich eher als "Seelenmülleimer" verwendete.

Mir tatest du jedenfalls schon sehr leid, als ich von diesen Fragen deiner Cousine gelesen habe. Das sind typische "Pseudo-Besserwisser-Normalo-Sprüche", die alle der Meinung sind, dass man jemanden in der Disko findet. Nun ja ... ich habe mit 24 auch angefangen, in Diskos zu gehen. Zugegebenermaßen habe ich dort meine "ersten" Erfahrungen gemacht - ersten Kuss, Männer getroffen, Nummern ausgetauscht (und das allein kann man ja als Erfolg verbuchen) - aber zu mehr als einem zweiten Date haben mich die Disko-Kontakte nicht gebracht. Es ist ein Irrglaube, dass man in einer Disko auf einen potentiellen Partner trifft. Es kann durchaus passieren, ist aber eher selten (fast so selten, wie über SB's jemanden zu finden). Jedenfalls finde ich, dass du durch deine äußere Veränderung schon sehr viel erreicht hast. Du kannst ja dieses "Feiern gehen" auch mal ausprobieren, vielleicht bringt es dich weiter, vielleicht auch nicht. Ich glaube aber, dass es dir helfen könnte, ein wenig "Feierlaune" aufzubauen. Du hast ja geschrieben, wie ätzend du die Musik, die Witze und die Spiele fandest - ich entschuldige mich, wenn ich böse klinge, aber für mich liest es sich nach dem klassischen "Spielverderber". Ich muss auf einer Feier nicht alles super finden, aber es hilft ungemein, offener zu sein, geselliger und einfach mal "mitzumachen". Und vielleicht ist auch bei der nächsten Familienfeier eine Singlefrau dabei (sei es nun eine Bekannte aus dem Wirtshaus deines Onkels), die gerade auf so eine Geselligkeit anspringt.
Benutzeravatar
Esperanza
Meisterschreiberling
Beiträge: 5757
Registriert: 26 Nov 2010 08:16
AB-Status: Softcore AB

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Esperanza »

Buham hat geschrieben:
Esperanza hat geschrieben:Die Abneigung gegen Familienfeiern haben alle AB´s wohl gemeinsam! :mrgreen:
Da liegst du falsch, hab damit wirklich kein Problem und gehe ich gern hin.

Och man, da verallgemeinere ich einmal, so wie ich es hier schon so oft gelesen habe, und schon widerspricht man mir! :crybaby:
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk. Der andere eine Lektion. Manche auch beides.
Benutzeravatar
Der Essi
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1918
Registriert: 26 Mär 2014 19:53
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Wohnort: Berlin

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Der Essi »

O je, ist das alles traurig. :cry: Und dabei so wahr, so typisch AB-esk... Die Kellnerin, die Frau vorm Bäckerladen... Irgendwie schaffen wir's, jede noch so klitzekleine Chance sausen zu lassen. Weil wir eben nicht im richtigen Moment handeln. Und dann fühlt es sich an, als drehe die Welt sich ein ganzes Stück ohne uns weiter, als vergesse sie uns ganz einfach. Weil wir der verpassten Chance nachhängen, weil wir daran denken müssen, was hätte geschehen können...
Wie kommst du darauf, dass sie in dem Laden arbeitet? Wahrscheinlich war sie bloß auf der Durchreise und zufällig hast du sie gesehen. Jetzt machst du deine Tagesplanung von ihr (viel mehr: deiner Fantasie) abhängig! Stell dich lieber darauf ein, dass du sie nie wieder siehst...
Gambler
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 469
Registriert: 30 Jun 2013 19:38
Geschlecht: männlich
AB-Status: Softcore AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: nur Austausch.

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Gambler »

Ich lege als "DJ" gelegentlich für Partygäste (manchmal gebucht , manchmal auch nur für Freunde ohne Entgelt auf). Dabei dachte ich so oft schon da müsste sich doch was ergeben! Aber NIX NIX NIX! Jedes mal feiern die Paare wie verrückt und auf mich achtet keiner ausser zum Abschluss das Allübliche "Geiler Abend , tolle Mukke! Danke!" Und dafür kann ich mir auch nix kaufen!

Ich besaufe mich bei solchen Veranstaltungen in letzter Zeit nur noch! Das hilft! Dann bin ich hinterher auch nicht so deprimiert! :mrgreen:
There´s no one like you...
e-schredder

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von e-schredder »

Antimainstream hat geschrieben:Nämlich, dass ich diesen Text nicht kenne, wahrscheinlich ist das 1. nicht meine Musikrichtung 2. Ü-40-Musik. So wollte ich mich für das Vorlesen rechtfertigen.
Ü-60 bitte!
Antimainstream hat geschrieben:Wollte meine Ruhe haben. Hab mich extrem lang an meine Eltern geklammert, die auch nie was unternehmen und die meiste Zeit daheim verbringen, wenn sie nicht arbeiten sind. Naja, inzwischen bin ich aus meiner Schulzeit und Berufsausbildung raus und habe jetzt das, was ich früher immer wollte: Ruhe. ... Mir ist so richtig klar geworden, dass ich doch noch nie richtig "gelebt" habe und meine letzten 10 - 15 Jahre verschenkte Zeit waren.
Nein. Du hattest bestimmt viele Sorgen und gute Gründe, warum du deine Ruhe haben wolltest und brauchtest. Du hattest keine Kraft für Halligalli und hättet da vielleicht nicht mitmachen können. Es gibt daher keinen Grund, die letzten Jahre als "vertane Zeit" zu bereuen. Erst jetzt hast du mehr Kraft für Unternehmungen.
Antimainstream hat geschrieben:Als ich zum Auto lief sah ich auf einmal ein Mädel auf dem Parkplatz der Backstube, die gleich neben uns ist. Irgendwie hats da bei mir sofort "klack" gemacht. Diese Ausstrahlung, diese Persönlichkeit... boah.
Hat sie dich auch bemerkt und freundlich angeguckt? Mach dir nicht zu viele Gedanken um sie, denn dann geht das eh nicht gut. Ein Fall von Oneitis.
Benutzeravatar
Lion
Gern gesehener Gast
Beiträge: 659
Registriert: 23 Okt 2014 07:28
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Lion »

Antimainstream hat geschrieben: Naja ich hab den Text vorgelesen statt gesungen. Ich habs einfach über mich ergehen lassen. Hinterher hat auch keiner was dazu gesagt - gottseidank. Eine Antwort habe ich mir schon parat gelegt, wenn jemand was sagt. Nämlich, dass ich diesen Text nicht kenne, wahrscheinlich ist das 1. nicht meine Musikrichtung 2. Ü-40-Musik. So wollte ich mich für das Vorlesen rechtfertigen.
Bloß gut, das niemand was dazu gesagt hat.


Ich vertausche mal die Reihenfolge der Originalzitate:
Auf einmal sind mir immer und immer wieder die drei Fragen von meiner Cousine durch den Kopf gegangen: "Hast du denn keine Freundin? Willst du denn keine?", "Gehst du in die Disco?" und "Trinkst du denn gar keinen Alkohol?". Das ist wie ein Film in meinem Kopf abgelaufen, als wenn einer immer wieder auf "Wiederholen" drückt. Und ich habe mich gefühlt, als wenn ich mein bisheriges Leben verpennt hätte.
Mein Onkel wollte mich auch noch zu einem Bier "Anstiften", als meine Eltern die Feier verlassen hatten. Aber da bleibe ich erst recht hart. Denn ich lasse mir doch nicht von anderen Leuten vorschreiben, was ich trinken soll. Wenn ich dann eins getrunken hätte, hätte ich das als Schwäche gesehen, weil ich mich verbogen habe, bloß dass mein Onkel zufrieden ist.

Einerseits machst Du Dir Sorgen darüber, dass Du Dein Leben verpennst, andererseits gehst Du nicht über die Brücke, die Dir Dein Onkel baut.

Mehr noch: Du betrachtest es als heroische Tat, standhaft geblieben zu sein. Redest von "nicht verbiegen" bei so einer belanglosen Sache wie dem Trinken eines Bieres (und einer anschießend folgenden Beschwipstheit). Beides nicht der Rede wert, erst recht nicht auf einer großen Familienfeier.

Eigene (übertriebene) Grundsätze aus eigenem Antrieb zu überwinden, ist schwer. Betrachte das "Anstiften" als Einladung, Dir diese Sache leichter zu machen.
Er hat nur gemeint "deine Sache". Ich: "genau". Aber warum frägt der mich erst, wenns doch eh meine Sache ist???
Ich vermute stark, dass mit "deine Sache" etwas viel Weitreichenderes gemeint war, als die Ablehnung des Bieres. Deshalb glaube ich auch, dass das "Anstiften" zu einem alkoholischen Getränk nicht bloß dem Zweck diente, Dich mal leicht schwankend zu sehen. Vielleicht wollte er, dass Du mal den Stock rausnimmst ...

Wenn Du leben willst, dann lebe. Und hör auf, Deine "Prinzipien" auf ein Podest zu stellen und diese anzuhimmeln. Die trotzigen / zurechtgelegten Antworten deuten darauf hin, dass Du das viel zu sehr tust.

Im Übrigen kann ich Dich sehr gut verstehen. Ich hatte auch immer Schiß, mich in die Flut des Lebens zu stürzen, ohne zu wissen, an welches Ufer es mich wieder anspült. (Man möge mir diese metaphorische Verschwurbelung nachsehen)
Benutzeravatar
Lion
Gern gesehener Gast
Beiträge: 659
Registriert: 23 Okt 2014 07:28
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Lion »

e-schredder hat geschrieben:
Antimainstream hat geschrieben:Wollte meine Ruhe haben. Hab mich extrem lang an meine Eltern geklammert, die auch nie was unternehmen und die meiste Zeit daheim verbringen, wenn sie nicht arbeiten sind. Naja, inzwischen bin ich aus meiner Schulzeit und Berufsausbildung raus und habe jetzt das, was ich früher immer wollte: Ruhe. ... Mir ist so richtig klar geworden, dass ich doch noch nie richtig "gelebt" habe und meine letzten 10 - 15 Jahre verschenkte Zeit waren.
Nein. Du hattest bestimmt viele Sorgen und gute Gründe, warum du deine Ruhe haben wolltest und brauchtest. Du hattest keine Kraft für Halligalli und hättet da vielleicht nicht mitmachen können. Es gibt daher keinen Grund, die letzten Jahre als "vertane Zeit" zu bereuen. Erst jetzt hast du mehr Kraft für Unternehmungen.
Ich gebe Dir einerseits Recht, dass es Gründe gab, warum das alles nicht stattgefunden hat, was er sich jetzt offenbar wünscht. Es war damals so, wie es war. Es ist daher müßig, über verschenkte Zeit zu lamentieren. Genausogut könnte jemand darüber lamentieren, vor Jahren nicht schon bestimmte Bücher gelesen zu haben, weil er zu dem Zeitpunkt noch Analphabet war. Er konnte damals keine Bücher lesen, es ging nicht.

Andererseits könnte "ich wollte meine Ruhe haben" eine Maskerade für etwas anderes sein. Antimainstream (schon die Wahl dieses Nicknamens hat ein Geschmäckle) hat sich dem Leben konsequent verweigert und sich im Nest des Elternhauses eingeigelt. Warum? (Und warum sollte es fehlende Kraft gewesen sein?)
spirit

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von spirit »

Ich finde es befremdlich, dass Alkoholkonsum in den Einlassungen von Lion als Bestandteil der Fähigkeit des "Leben könnens" dargestellt wird. In der Tat ist es "seine Sache", sich dafür zu entscheiden, gewissen inneren Grundsätzen treu zu bleiben und sich am Tag danach noch im Spiegel ansehen zu können. Dass auch Prinzipien modifizierungsbedürftig und -fähig sind, spricht dem nicht entgegen. Es ist dann aber eine bewusste Entscheidung und kein Handeln im Affekt, kein "sich-gehen-lassen".
e-schredder

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von e-schredder »

Lion hat geschrieben:Andererseits könnte "ich wollte meine Ruhe haben" eine Maskerade für etwas anderes sein. Antimainstream (schon die Wahl dieses Nicknamens hat ein Geschmäckle) hat sich dem Leben konsequent verweigert und sich im Nest des Elternhauses eingeigelt. Warum? (Und warum sollte es fehlende Kraft gewesen sein?)
Zum Bsp. deswegen:
Antimainstream hat geschrieben:Da sie ja wissen, dass mein Vater Alkoholiker war und sich die Zeit nach seiner Therapie auch auf die Erziehung von mir und meiner Schwester niedergeschlagen hat.
Ich dachte auch an Mobbing und Burnout, die einem viel Kraft rauben. Oder vielleicht ist AMS ein Aspie, so dass die komplexen Rituale und die Reizüberflutung auf einer ausgelassenen Party ihn überfordern. Sogar sozial untrainierte Normalos könnten überfordert werden.
Lion hat geschrieben: Antimainstream (schon die Wahl dieses Nicknamens hat ein Geschmäckle)
Ja, ein sehr polarisierender Name, wie meiner auch. :-) Aber gegenüber Menschen, die sich nahtlos im Mainstream bewegen, hegen bestimmt viele von uns Misstrauen. Und das ist unabhängig vom ABtum durchaus berechtigt.
DannyDark

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von DannyDark »

Esperanza hat geschrieben:Die Abneigung gegen Familienfeiern haben alle AB´s wohl gemeinsam! :mrgreen:
Ich nicht, ich bin ja auch einer der AB's die
alleine auf Veranstaltungen und Partys gehen...
Benutzeravatar
Lion
Gern gesehener Gast
Beiträge: 659
Registriert: 23 Okt 2014 07:28
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.

Re: Geburtstagsfeier mit bitterem Beigeschmack im Abgang

Beitrag von Lion »

spirit hat geschrieben:Ich finde es befremdlich, dass Alkoholkonsum in den Einlassungen von Lion als Bestandteil der Fähigkeit des "Leben könnens" dargestellt wird.
Vorbemerkung: Wir reden hier von einem einzigen Glas Bier, dass der Onkel dem TE angeboten hat.

Gegen einen gelegentlichen Alkoholkonsum in Maßen ist überhaupt nichts einzuwenden. Selbst ein seltener(!) Alkoholkonsum über das übliche Maß hinaus (z.B. im Rahmen einer größeren Feier) ist akzeptabel.

Und JA, so etwas auch genießen zu können, gehört zum Leben dazu, da braucht man jetzt keinen unmoralischen Akt draus zu machen.

In der Tat ist es "seine Sache", sich dafür zu entscheiden, gewissen inneren Grundsätzen treu zu bleiben und sich am Tag danach noch im Spiegel ansehen zu können.
Geht es auch noch eine Nummer kleiner?
Was hat es mit "sich am Tag danach im Spiegel anschauen" zu tun? Hat der Onkel versucht, den TE zu einem Verbrechen anzustiften?