Als die Welt noch in Ordnung war

[Pferdedieb]

Ich habe heute in meinen alten Sachen gekramt, die meine Mutter an verschiedenen Stellen in einem ungenutzten Teil unseres Hauses deponiert hat. Normalerweise denke ich nie wirklich an meine Kindheit zurück, warum, weiß ich auch nicht. Ich lebe nun mal im hier heute. Als ich jedoch meine alten "Spielsachen" in die Finger bekam, fing ich an zu weinen.

Selbst an die billigsten kleinen Dinge konnte ich mich zurückerinnern, auch wenn sie einem heute noch so unwichtig erscheinen.
So zum Beispiel an winzige Straßenschilder aus Plastik, die es als Teil eines Spielzeugautosets gab, das ich vor vielleicht 20 Jahren zu Weihnachten bekam. Oder der kleine grüne "Fotoapparat", durch den man durchschaut und durch "weiterklicken" die vorgedruckten Bilder bewundern kann. Oder das lila Kaleidoskop, das noch aus der Kindergartenzeit stammen dürfte.

All diese Dinge riefen in mir tiefe Erinnerungen an die Kindheit zurück und plötzlich war alles präsent. Ich konnte mich erinnern, wie ich mit den Sachen gespielt habe, wie mein Kinderzimmer aussah, teilweise sogar, wie ich beim Kauf der Dinge dabei war.

Zu allem Überfluss fiel mir noch ein Baby-Bild von mir in die Hände, wie ich vor meinem Laufstall sitze. Das Bild war dann die Krönung der Retro-Aktion. Ich war damals ein "ganz normales" Baby und Kindergartenkind, hatte Spielsachen im Überfluss, war quietschgesund und manchmal krank, oft fröhlich und manchmal traurig. Alles ganz normal.

Doch leider hat sich mein Leben negativ entwickelt. Kaum Freunde in der Grundschule, in der weiterführenden Schule Mobbing-Opfer, eine sich kontinuierlich entwickelte Schüchternheit, mangelndes Selbstvertrauen, letztendlich AB.

Und nun sehe ich mein altes Spielzeug und bin tief traurig. Mein Leben fing doch ganz gut an ... aber irgendwie kam ich dann auf die "schiefe Bahn", ohne jemals ein Verbrechen begangen zu haben.

Warum ich euch das sage? Ich wollte mal wieder loswerden, wie sehr mich das ABtum belastet und dass die Kinderheitserinnerungen mir nochmal vor Augen geführt haben, dass ich einmal ein glückliches Kind war

[Bloom]

Seh es doch mal von der positiven Seite: Wenigstens hattest du eine schöne Kindheit, manche hatten nicht mal das.

[Ein Freund]

Diese Gefühle habe ich in letzter Zeit auch total häufig. Habe zufällig letztens meine alten Rolf Zuckowsky Kassetten gefunden und gehört... "Du da im Raaadioo"
Ich denke oft an meine Kindheit und Jugendzeit zurück und es war eine tolle Zeit. So unbeschwert....

[Rosta]

Du bist mit deinem Gefühl nicht allein.

Anfang des Jahres habe ich eine alte VHS von mir zu Kindertagen gesehen. Von Verbitterung oder schlechter Laune wie man sie mir heute vielleicht teilweise ansehen mag keine Spur. Ich war forsch, ziemlich aufgeweckt, stets lustig drauf.

Auch hatte ich vom 10. - 14.Lebensjahr ein Tagebuch geführt und es letztes Jahr zufälligerweise mal wieder herausgekramt. Zwar habe ich da nur im großzügigen Abstand von mehreren Monaten kleine, kurze Texte hineingeschrieben, aber stellenweise ist es doch schon erschreckend was ich dort schon damals reingeschrieben habe. Anscheinend vergisst man im Laufe der Jahre einfach was einen bedrückte, nagut zumindest war es bei mir so.

An dieser Stelle möchte ich mal folgendes loswerden: Ein großer, fetter Mittelfinger an diejenigen die meinen man ist für sein persönliches Lebensglück ganz allein verantwortlich.

Edit: Auch wenn's am Ende stimmen mag.
Nur diese Schönrederei ist teilweise... naja... ach was auch immer. Prost.

[Mark29]

meine alten Rolf Zuckowsky Kassetten

"An meinem Fahrrad... ist alles dran!

Damit so leicht nix passieren kann!

Wenn ich mich auf meinen Sattel schwing!

Ist so ein Fahrrad ein starkes Ding!

*summ*

[Der Essi]

Die schönsten Erinnerungen habe ich an meine Legobausteine. Hab immer ganz tolle Burgen und Hochhäuser gebaut, ich war da wunderbar kreativ.

Vor einiger Zeit fiel mir wieder ein, dass ich als Kind Comics gezeichnet habe. Hatte kein besonderes Talent, aber das waren meine ersten Geschichten. Hatte stapelweise Blätter in meinen Schubkästen rumfliegen, ganze Hefte mit Tesafilm zusammengeklebt - und meine Mutter meinte immer, ich soll aussortieren... Irgendwann flog der ganze Krempel dann weg. Schade eigentlich, heute würde ich mir das gern noch einmal anschauen.

Meine schlimmsten Erinnerungen hängen fast immer mit anderen Menschen, hauptsächlich Mitschülern zusammen. Tja, was haben die bloß mit mir gemacht...und was habe ich dann aus mir gemacht? Da steh ich nun, ich armer Tor...

[Jelly Belly]

Ich würde gerne wieder ein Kind sein. Keine Sorgen, keine Probleme. Ich hatte eine schöne Kindheit. Meine Spielzeuge habe ich jedoch fast alle auf dem Flohmarkt verkauft.

[Tempest]

Seh es doch mal von der positiven Seite: Wenigstens hattest du eine schöne Kindheit, manche hatten nicht mal das.

Dem Stimme ich zu. Ich selbst kann mich an nichts erinnern, dass vor der Vorschule war, und an kaum etwas das in der Grundschule passiert ist. Das heißt nicht das die Zeit schlecht war, aber gute Erinnerungen sind es nicht .

[Student T]

Ich finde das Thema, das du hier ansprichst ziemlich cool

All diese Als ich jedoch meine alten "Spielsachen" in die Finger bekam, fing ich an zu weinen.
Dinge riefen in mir tiefe Erinnerungen an die Kindheit zurück und plötzlich war alles präsent. Ich konnte mich erinnern, wie ich mit den Sachen gespielt habe, wie mein Kinderzimmer aussah, teilweise sogar, wie ich beim Kauf der Dinge dabei war.

...

Warum ich euch das sage? Ich wollte mal wieder loswerden, wie sehr mich das ABtum belastet und dass die Kinderheitserinnerungen mir nochmal vor Augen geführt haben, dass ich einmal ein glückliches Kind war

So wie du das schilderst kann ich deinen Gefühlsausbruch absolut nachvollziehen. Im Prinzip geht es mir ähnlich, allerdings passiert es bei mir auch recht spontan, dass ich mich an meine Kindheitserlebnisse erinnere.

Mit der Zeit hab ich die meisten Dinge sicherlich vergessen werde aber ab und an damit spontan konfrontiert. Ich war zum Beispiel mal in einem Lego-Museum in Prag, dort hab ich zufällig viele meiner alten Bausätze wiedergefunden. Klar, da kamen natürlich wieder die ganzen Erinnerungen hoch...

Alles in allem war meine Kindheit auch sehr schön, aber ich muss ihr nicht nachtrauern. Wozu auch?

Irgendwann hab ich hoffentlich selber eigene Kinder und kann so wieder intensiv das "Kindsein" erleben. Kinder sind in jedem Fall was besonderes, denn du kannst dich stundenlang mit ihnen beschäftigen und lernst immer wieder was Sinnvolles für dein Leben...

Und wo wir bei Kindern sind:

Habt ihr regelmäßig Kinder in eurem sozialen Umfeld? Mir hat es zumindest teilweise geholfen, weil ich grundsätzlich immer daran arbeiten wollte ein beziehungsfähiger Mensch zu werden...

[Nordlicht84]

Ich würde gerne wieder ein Kind sein. Keine Sorgen, keine Probleme. Ich hatte eine schöne Kindheit. Meine Spielzeuge habe ich jedoch fast alle auf dem Flohmarkt verkauft.

Sorgen und Probleme gab es schon. Nur waren die lächerlich im Vergleich zu unseren heutigen Problemen und illustrieren sehr gut, wie gut wir es damals doch hatten.

Meine Angst war immer, dass mir meine Eltern ein doofes NES-/Snes-Spiel zu meinem Geburtstag/Weihnachten schenken würden. (kam nur einmal vor)
Dass es Abends wieder was mit Kartoffeln und/oder Rosenkohl zu essen gibt. (ich mag beides bis heute nicht)
Dass man wieder soviel an Hausaufgaben auf hat.
ect.

Hachja, mit Turtles-Figuren spielen...oder mit Lego...mit Dinosauriern oder Bücher über eben jene Lesen...dazu noch mein NES, später mein SNES....schön war die Zeit

[Mina]

Ich würde gerne wieder ein Kind sein. Keine Sorgen, keine Probleme. Ich hatte eine schöne Kindheit. Meine Spielzeuge habe ich jedoch fast alle auf dem Flohmarkt verkauft.

Sorgen und Probleme gab es schon. Nur waren die lächerlich im Vergleich zu unseren heutigen Problemen und illustrieren sehr gut, wie gut wir es damals doch hatten.

Aus heutiger Sicht mag dir das so vorkommen, aber als Kind war die Angst vor der Dunkelheit sicherlich nicht weniger bedrückend als die Angst des Erwachsenen vor beruflichem Scheitern. Es kommt nicht darauf an wie realistisch Sorgen sind, sondern wie man sie empfindet.
Ich war ein sehr glückliches Kind aber nicht sorgenfrei. Auch als Kind hat man Ängste, die einem aus dieser Perspektive gewaltig vorkommen.

[Garf]

Mir ist das hier auch ein bisschen zu viel Verklärung. Ich hatte reale Sorgen und Probleme. Aus heutiger Sicht mag davon ja vieles Unsinnig sein, aber empfunden habe ich sie dennoch so.
Der Unterschied war eher, dass ich schneller wieder gut drauf war.

[Joel]

Also an die ersten Jahre in meinem Leben erinner ich mich gerne, soweit ich mich noch daran erinnern kann. Diese Jahre waren auch relativ sorgenfrei. Ab einem gewissen Punkt in meiner Kindheit ist dann leider einiges passiert woran ich mich überhaupt nicht gerne erinnere. Da war das Leben auch nicht mehr sorgenfrei und die Auswirkungen wirken bis heute.
Blöderweise werden guten Erinnerungen von den schlechten fast vollkommen verdrängt, so dass ich lieber gar nicht daran denke.

[Optimist]

Blöderweise werden guten Erinnerungen von den schlechten fast vollkommen verdrängt, so dass ich lieber gar nicht daran denke.

Bei den meisten Menschen ist es eigentlich umgekehrt. Bei mir leider nicht.

[Papierschiff]

wenn ich meine alten bücher und spielsachen bei meinen eltern im keller sehe, dann macht mich das auch wehmütig.
was das angeht, war meine kindheit sicher auch "schön". aber da war auch das furchtbare mobbing in der schule, jeden tag. das verhältnis zwischen meinen eltern war auch oft sehr gespannt und belastend für uns. ich hatte als kind schon depressionen und ängste, sowas vergisst man natürlich lieber. klar, es gab auch schöne zeiten, aber ich war nicht wirklich glücklich.

[spirit]

Aus heutiger Sicht mag dir das so vorkommen, aber als Kind war die Angst vor der Dunkelheit sicherlich nicht weniger bedrückend als die Angst des Erwachsenen vor beruflichem Scheitern. Es kommt nicht darauf an wie realistisch Sorgen sind, sondern wie man sie empfindet.
Ich war ein sehr glückliches Kind aber nicht sorgenfrei. Auch als Kind hat man Ängste, die einem aus dieser Perspektive gewaltig vorkommen.

So sehe ich das auch. Als Kind wünschte man sich oft erwachsen zu sein, weil man dann z.B. keine Hausaufgaben machen musste, Geld verdienen würde usw., als Erwachsener denkt man an die vermeintlich so unbedrückte Kindheit zurück. Dem zugrunde liegt die Vorstellung, dass immer - ob in der Zukunft oder Vergangenheit - besser war / sein wird als in der Gegenwart... die man vielfach kaum wirklich realisiert, weil man mit den Gedanken ja in der Vergangenheit oder Zukunft schwelgt.

[Joel]

Blöderweise werden guten Erinnerungen von den schlechten fast vollkommen verdrängt, so dass ich lieber gar nicht daran denke.

Bei den meisten Menschen ist es eigentlich umgekehrt. Bei mir leider nicht.

Wirklich? Ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass sich auch bei den meisten anderen Menschen schlechte Erinnerungen stärker ins Gerhirn brennen als gute.
Manchmal sieht es dann so aus als hätte man nur schlechtes erlebt, obwohl das nicht der Realität entspricht.

[Lazarus Long]

Die Menschheit wäre schon lange ausgestorben, wenn Menschen sich besser an die schlechten als an die guten Erlebnisse erinnern würden.

[Joel]

Die Menschheit wäre schon lange ausgestorben, wenn Menschen sich besser an die schlechten als an die guten Erlebnisse erinnern würden.

Wenn dann alle Menschen ABs wären, so wie ich, wäre das wohl die logische Folge.

[Anonym]

Das brauche ich nicht mal. Die "Filme" komme ich auch ohne externe Einflüsse (oder vielleicht durch welche, die ich unbewusst wahrnehme). Aufgeweckt, in jugendlichen Jahren (und bis vor rund zehn galt das auch noch relativ gut aussehend (= für mich zufriedenstellend)) etc. Shit happens.