Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

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BartS
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Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von BartS »

Hallo, das soll eigentlich kein langes Posting werden. Aber sowas wie ein Zwischenfazit. Die Kurzfassung lautet, ich bin immer noch AB, aber.... :mrgreen:

Nein, ich sehe diesen "Zustand" bei weitem nicht mehr so schlimm als noch vor 5 Jahren. Weil viel wichtiger ist meine Zufriedenheit mit meinem Leben und die ist ausgesprochen hoch. Im Prinzip war jede soziale Interaktion, die ich erlebt habe, eine Art Training für mein Leben. Und dafür bin ich auch dankbar. Wenn man all die Herausforderungen und Schwierigkeiten wirklich mal als Training versteht, ist es auch leichter sie anzugehen. Weil so banal sich das anhört, wie beim Sport macht einen das Training besser in dem, was man tut. Und so bin ich ein wesentlicher selbstsicherer Mensch geworden als...........ja kurz nach meinem Studium. Das Berufliche spielt da auch eine Rolle. In den ersten Jahren hat man echt das Gefühl, das man gar nix weiß. Ich war ständig auf Hilfe angewiesen, immer das ungute Gefühl, es nicht optimal zu machen und nicht zu wissen, wie eigentlich der Hase langläuft. Also wenn viele immer auf das älter werden schimpfen, in Sachen Erfahrungen und Selbstvertrauen ist das einfach nur geil. :D

Ich hab auch nie richtig einsehen wollen, warum man als AB auch in anderen Dingen ein absoluter Beginner sein muss. Warum kann ein AB nicht auch selbstsicher und ein gefragter Mensch in vielen anderen Bereichen sein? In den Beitragen beobachte ich oft, wie ABs im Selbstwertgefühl ziemlich weit unten angekommen sind und sich kaum etwas zutrauen. Gepaart mit Schüchternheit und Zurückhaltung, keine seltene Kombination. Ich habe versucht, diese Seite von mir dahingehend zu ändern, indem ich bewusst Verantwortung in Gruppen oder auch im Einzelfall übernommen habe. Zum Beispiel, wenn ich die Betreuung von Studienarbeiten oder Praktikas in der Abteilung übernahm und zwar freiwillig. Oder Organisationsarbeit bei AB-Treffen oder im Verein. Oder auch als Forenmaster. Letzteres kann ich wirklich nur empfehlen :good:, weil man da hautnah mit Konflikten anderer User konfrontiert wird oder man selbst in Konfliktsituationen kommt und sich da nicht davonstehlen kann. Gerade wenn man zur Schüchternheit neigt, versucht man eher all diese Aufgaben zu vermeiden und sich lieber in Zurückhaltung zu üben. Und das ist genau der falsche Weg, es sei denn, man möchte an seinem Zustand gar nichts ändern.

Im AB-Forum wird die Qualität von gut gemeinten Ratschlägen und Tipps häufig daran gemessen, wie erfolgreich man damit bei der Partnersuche ist. Das ist absolut verständlich. Aber vermutlich auch ein ziemlicher Nachteil, denn den ultimativen Partnerfindtipp gibt es nicht. Deshalb habe ich mich lieber gefragt, was kann ich an mir ändern, was mein Leben lebenswerter macht. Da kann zum einen eine Menge im argen liegen, aber man kann da auch etliches verbessern. Es bringt einen vermutlich bei der Partnersuche nicht viel weiter, weil man auch als total verpeilter Mensch theoretisch einen Partner finden kann. Aber der "Nebeneffekt" eine höhere Lebensqualität zu bekommen, ist mir da mittlerweile wesentlich lieber als vielleicht eine Beziehungs-Halbchance zu haben.

Wenn ich so an meine Gespräche im Forum oder Treffen denke, dann habe ich den Eindruck, dass gar nicht so wenige Teilnehmer so ähnlich denken. Es gibt viele, die ihr AB-Dasein nicht über alles stellen und das finde ich gut. Viele nehmen sich Ziele oder schöne Aufgaben vor, zum Beispiel mal für eine gewisse Zeit im Ausland zu arbeiten, sich weiterzubilden, sein Hobby zu perfektionieren oder eben auch eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Sie machen ihre Lebensqualität nicht ausschließlich von dem Führen einer Partnerschaft abhängig. Von außen betrachtet könnte man vielleicht den Eindruck bekommen, dass sie gar nicht so unbedingt eine Beziehung wollen. Aber ich denke, sie haben eben nicht dieses Alles-oder-nichts-Denken und entwickeln sich auch ohne Beziehung sehr gut weiter. Ich drück da mir und allen anderen die Daumen.
"Liebe ist, dass man sich so lange gehen lässt, bis man nicht mehr gehen kann."
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Josch

Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von Josch »

Als richtiger EX-AB würde ich mich trotz Affären und Beziehungen noch nicht bezeichnen wollen. Eher irgendwas zwischen AB und Normalo.

Was habe ich seit meiner Anmeldung hier in 2008 gelernt, was hat sich geändert?
Ich meine zu wissen, warum ich AB war (50% Optik, 50% zur falschen Zeit am falschen Ort).
Ich bin mir bewusst, dass sich meine Rahmenbedingungen nicht großartig geändert haben.
Ich habe aber gelernt, welche Faktoren ich beeinflussen kann, um "erfolgreich" zu sein (Gesetz der großen Zahl).
Auch wenn ich kein richter Fan von Pick-Up und deren Anhängern bin - vieles stimmt doch.
Einen Großteil des Balzverhaltens und der Interaktionen, die Normals automatisch und unbewusst abspielen, muss ich immer noch bewusst herbeiführen (Annäherung, Körperkontakt, Necken, usw.). Automatisch läuft da noch lange nichts bei mir ab.
Ich will es immer noch nicht so recht glauben aber es stimmt - Zufriedenheit kommt von innen und nicht von außen durch einen Partner. Denn letztendlich bin ich trotz erster Frauenerfolge und (harmonischer) Beziehung(en) nicht wesentlich glücklicher als zuvor. Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen stimmt nicht. Erst, wenn man etwas kennt, weiß man, ob man darauf verzichten könnte.
Ach ja, und die meisten ABs sind verklemmt, scheinheilig und haben überzogene oder falsche Moralvorstellungen (ich früher auch).
Fotograf
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Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von Fotograf »

Josch hat geschrieben:Ach ja, und die meisten ABs sind verklemmt, scheinheilig und haben überzogene oder falsche Moralvorstellungen.
Wie wahr, wie wahr!

Das Wort "Moralvorstellungen" würde ich aber durch das Wort "Ansprüche" ersetzen.
Shifty

Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von Shifty »

Vielen Dank für deinen Beitrag.
BartS hat geschrieben:Deshalb habe ich mich lieber gefragt, was kann ich an mir ändern, was mein Leben lebenswerter macht.
Wie auch in dem Buch, ist dies eine der wichtigsten Erkenntnisse über sich selbst. Sich darüber klar zu werden, macht vieles etwas einfacher...
MAV

Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von MAV »

Josch hat geschrieben:Als richtiger EX-AB würde ich mich trotz Affären und Beziehungen noch nicht bezeichnen wollen. Eher irgendwas zwischen AB und Normalo.

Das kommt mir sehr bekannt vor und genau für solche Fälle habe ich den Begriff Semi-AB geprägt. *strunz*
Andy86

Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von Andy86 »

BartS hat geschrieben:
Im AB-Forum wird die Qualität von gut gemeinten Ratschlägen und Tipps häufig daran gemessen, wie erfolgreich man damit bei der Partnersuche ist. Das ist absolut verständlich. Aber vermutlich auch ein ziemlicher Nachteil, denn den ultimativen Partnerfindtipp gibt es nicht. Deshalb habe ich mich lieber gefragt, was kann ich an mir ändern, was mein Leben lebenswerter macht. Da kann zum einen eine Menge im argen liegen, aber man kann da auch etliches verbessern. Es bringt einen vermutlich bei der Partnersuche nicht viel weiter, weil man auch als total verpeilter Mensch theoretisch einen Partner finden kann. Aber der "Nebeneffekt" eine höhere Lebensqualität zu bekommen, ist mir da mittlerweile wesentlich lieber als vielleicht eine Beziehungs-Halbchance zu haben.

Wenn ich so an meine Gespräche im Forum oder Treffen denke, dann habe ich den Eindruck, dass gar nicht so wenige Teilnehmer so ähnlich denken. Es gibt viele, die ihr AB-Dasein nicht über alles stellen und das finde ich gut. Viele nehmen sich Ziele oder schöne Aufgaben vor, zum Beispiel mal für eine gewisse Zeit im Ausland zu arbeiten, sich weiterzubilden, sein Hobby zu perfektionieren oder eben auch eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Sie machen ihre Lebensqualität nicht ausschließlich von dem Führen einer Partnerschaft abhängig. Von außen betrachtet könnte man vielleicht den Eindruck bekommen, dass sie gar nicht so unbedingt eine Beziehung wollen. Aber ich denke, sie haben eben nicht dieses Alles-oder-nichts-Denken und entwickeln sich auch ohne Beziehung sehr gut weiter. Ich drück da mir und allen anderen die Daumen.
:daumen: Sehe ich ganz genau so, je mehr man sich verrückt macht, desto unglücklicher wird man. Ein schönes Leben ist doch nicht einzig und allein davon abhängig ob man eine Beziehung hat oder nicht, auch wenn wir uns natürlich alle eine Beziehung wünschen!

Ich bin Zwar erst 14 Monate im AB-Treff dabei, habe aber auch schon einiges gelernt, nicht nur über mich selber, sondern auch über andere. Habe am Anfang vieles komplett anders gesehen, allein über meine Vorstellung von damals muss ich aus heutiger Sicht lachen :-) Auch die Beweggründe soein Forum aufzusuchen sind teilweise völlig unterschiedlich, auch das habe ich vorher nicht gedacht. Genau so wie AB-tum nicht eine völlige Sondererscheinung ist, sondern überall vorkommt, klar man ist die Minderheit aber es gibt dennoch weitaus mehr ABs als man glaubt und man ist sicherlich nicht der einzige Mensch der Welt der das Problem hat ;)
MAV

Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von MAV »

Ich habe die AB-Foren ja erst entdeckt, als meine "EntABisierung" schon hinter mir lag.

Damals stellte ich verblüfft und frustriert fest, dass mein AB-Problem sich nach meiner ersten Beziehung nicht einfach in Luft auflöste, wie ich es erhofft hatte und wie es mir viele Normalos, die Spätzünder gewesen waren, prophezeit hatten.

Ich suchte online nach einer Community von Menschen wie mir, denn ich hatte in den Leser-mails des online Magazine "Nerve" (einem vom Stern herausgebrachten Dingens zum Thema Sexualität, inzwischen eingestellt) Nachrichten von anderen Menschen mit ähnlichen Problemen gelesen.

Ich fand die AB-Foren.

Erstaunlicherweise schrieb ich als einer der ersten im ganz alten AB4, das war aber eher Zufall, keine Absicht. Wirklich Teil der Community wurde ich erst später, als sich zeigte, dass auch 2 oder 3 Jahre nach meiner ersten Beziehung NICHTS neues in Sicht war und ich, genau wie vor meiner ersten Freundin, dazu neigte in KS-Geschichten zu geraten.

Seitdem hat sich mein Blick auf mein AB-Problem sehr verändert, denn ich habe erkannt, dass es Menschen gibt, die, worin auch ihr persönliches AB-Problem bestehen mag, wesentlich schlechter damit umgehen können, als ich mit meinem. SO daneben, wie manche andere in der Community, bin ich dann wohl doch nicht. ^^

Gleichzeitig habe ich aber auch in dieser Zeit erkannt, dass mich das AB-Problem nie ganz verlassen wird, zumindest glaube ich das nicht mehr.

"Ich komme nicht gut bei Frauen an und finde nur schwer eine Freundin" ist zu sehr Teil meiner Identität geworden, als dass ich überhaupt GLAUBEN kann, dass ich mich so sehr verändern könnte, dass ich ein normales Leben führen kann.

Seit ein paar Jahren versuche ich daher das AB-Problem zu "umarmen", also zu akzeptieren, dass ich eben einer der Typen bin, die zeitlebens dieses Problem haben, meist alleine sind und keine eigene Familie aufbauen. Das nimmt mir etwas den Druck von den Schultern. Das gibt mir etwas Seelenfrieden.

Dauerhaft zeigt sich aber, dass ich mich aber trotzdem ab und an in Frauen vergucke, was dann jedesmal zu dem altbekannten Drama führt, also zu KS-Geschichten (die ich inzwischen aber frühzeitig erkenne und dann sofort abbreche), oder zu eher frustrierenden Kurzgeschichten, die mir nicht viel geben.

Aber es geht...

Immer wenn es mir gelingt das AB-Problem einfach als Fakt meines Lebens anzunehmen, bin ich sogar in der Lage, die rein platonischen Gefühle des Respekts und der Zuneigung, das mir viele jüngere weibliche Bekannte entgegenbringen, mit väterlichen Gefühlen zu genießen. Ich ärgere mich nicht mehr so sehr, dass ich so viele sehr junge, sehr hübsche Frauen kenne, aber nie haben kann, sondern ich freue mich, dass ich wohl "locker" und "Interessant" genug bin, dass diese jungen Hüpfer sich überhaupt für mich interessieren. Da ich nicht verliebt in sie bin, ist das dann auch keine KS.
spirit

Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von spirit »

Guter Eingangsbeitrag! Dem kann ich grundsätzlich beipflichten. Das Fehlen einer Partnerin oder "Freundin plus" ist ein Aspekt meiner Gegenwart, aber dieser Mangel füllt mich nicht aus (cooler Oxymoron, um diese Uhrzeit ;) ).

Diese Einstellung hatte ich aber bereits bei Anmeldung in diesem Forum vor fast 1 Jahr. Was hinzugekommen ist, sind die Erkenntnisse, dass
- es mir mit zunehmendem Alter / Einrichtung im bisherigen Leben schwerer fällt, eine Öffnung zu einer anderen Person überhaupt zuzulassen,
- die oft erwähnten "Standarttipps" (Ausgehen, Ansprechen ...) für mich nicht umsetzbar sind mangels Optionen und Selbstbewusstsein.
zebulon

Re: Wie sich meine Sicht auf mein AB-Dasein geändert hat

Beitrag von zebulon »

Ich habe schon vor etlichen Jahren erkannt, dass es absolut keinen Sinn macht, ewig hinter etwas her zu springen, das bei fortschreitendem Alter im Quadrat zur eigenen Geschwindigkeit davon eilt. Deshalb habe ich damals auch jedwede Aktivitäten eingestellt (was nebenbei Frust vermeidet und Geld spart).

Den Ausbruch aus diesem Teufelskreis muss man aber erst einmal bewerkstelligen. Man muss sich innerlich davon trennen, aber das gehört sicherlich zu den schwierigsten Dingen, die man sich vornehmen kann.

Ich werde nächstes Jahr 50 und bis dahin will ich es geschafft haben! Ehrgeizig, ich weiß!

Auf der anderen Seite gibt es auch Vorzüge, denn man kann aufhören sein Leben danach auszurichten wie es sein müsste, hätte man einen Partner. Alles was man in seinem künftigen Leben plant und tut, plant und tut man nur für sich alleine!