Geringes Beziehungsbedürfnis

[Asyndeton]

Vielleicht ist es ein Himmelfahrtskommando, in einem Forum für Menschen, die unfreiwillig noch keine Beziehung hatten, einen Thread wie diesen hier zu eröffnen. Ich versuchs trotzdem mal.

Die meisten Menschen leben entweder in einer Beziehung oder leiden mehr oder weniger darunter, keine zu haben. Ich dagegen stelle immer wieder fest, wie unterdurchschnittlich ausgeprägt mein Beziehungsbedürfnis ist. Wahrscheinlich ist es müßig, die Frage nach der Henne und dem Ei zu stellen, also was war zuerst da? Mein geringes Beziehungsbedürfnis oder meine sehr hohen Ansprüche? Es bedingt sich wohl beides gegenseitig. Fakt ist, dass gefühlt mindestens 99,9% der Männer nicht den Wunsch in mir wecken, mit ihnen zusammen zu sein zu wollen.
So weit, so gut. Wer nicht will, der muss nicht. Also eigentlich alles paletti. Nur manchmal fühle ich mich deshalb wie ein komischer Sonderling. Im "realen Leben" habe ich eigentlich nur Leute um mich rum, die entweder in einer Beziehung leben oder darunter leiden, morgens alleine aufzuwachen und ihren Singlezustand schnellst möglich beenden wollen. Ich dagegen schaffe mir immer wieder bewusst Tage, die ich ganz für mich allein habe und bin dann wirklich froh, dass da kein Freund ist, der sich zurückgewiesen fühlen könnte. Es gibt nur eine Freundin, die da ähnlich gestrickt ist wie ich.
Deshalb mal hier die bange Frage: Gibt es unter Euch Leute, die auch von sich sagen würden, dass sie gern allein sind und ein gering ausgeprägtes Beziehungsbedürfnis haben?

[Neo]

Ja, das kenne ich. Obwohl ich derzeit Single bin, habe ich kein sonderliches Bedürfnis danach, eine Beziehung zu haben. Versteh mich nicht falsch, ich würde mich nicht dagegen sperren. Aber dieses Leid, was viele Beziehungslose verspüren, ist mir gänzlich unbekannt.

[Genosse Premier]

Hattest du nicht mal geschrieben, du wärst gerade in einer Beziehung, Asyndeton?

Ansonsten, ja ich weiß nicht, ob das hier das richtige Forum für dich ist, aber du bist ja mittlerweile auch schon länger hier und wirst wissen, was du hier für Antworten suchst Ich persönlich weiß tatsächlich nicht, ob ich mit einer Beziehung klar kommen würde, weil ich ähnlich wie du es beschrieben hast auch oft froh bin, niemanden um mich zu haben. Wenn da plötzlich jemand wäre, mit dem ich viel Zeit verbringen müsste ... keine Ahnung ob das was für mich wäre. Vielleicht wäre mir das zu viel. Allerdings kann ich da nicht viel konkretes zu sagen, ich hatte halt noch keine Beziehung und auch noch keine in Aussicht.

[Asyndeton]

Hattest du nicht mal geschrieben, du wärst gerade in einer Beziehung, Asyndeton?

Mmpf, ja, das ist so eine Sache. Ich dachte mir, ich lass das jetzt einfach mal so laufen und schau, wie es sich entwickelt, auch wenn es sich nicht nach großer Liebe anfühlt (ich habe ihm diesbezüglich aber auch nichts versprochen und toll ist er schon). Lang wird das aber so nicht mehr funktionieren, zumal es für ihn viel ernster ist als für mich.

[different1979]

Diese Gedanken habe ich auch manchmal. Ich weiss halt nicht wie es ist, in einer Beziehung zu sein. Ich sehne mich nach Nähe und allem, aber ich weiss auch, dass ich viel Zeit für mich brauche. Wobei es natürlich auch sein kann, dass ich beim Richtigen gar nicht mehr das Bedürfnis habe, sooo viel alleine zu sein - woher soll ich das wissen? Man gewöhnt sich halt ans Alleinsein und richtet sein Leben danach aus und es bleibt die Frage, ob und wie schnell man sich wieder umgewöhnen kann und will...

[Genosse Premier]

Bist du denn unglücklich mit der Situation, dich nicht verlieben zu können? Dein Eingangspost liest sich so, als hättest du dein Singleleben genossen.

[Asyndeton]

Diese Gedanken habe ich auch manchmal. Ich weiss halt nicht wie es ist, in einer Beziehung zu sein. Ich sehne mich nach Nähe und allem, aber ich weiss auch, dass ich viel Zeit für mich brauche. Wobei es natürlich auch sein kann, dass ich beim Richtigen gar nicht mehr das Bedürfnis habe, sooo viel alleine zu sein - woher soll ich das wissen? Man gewöhnt sich halt ans Alleinsein und richtet sein Leben danach aus und es bleibt die Frage, ob und wie schnell man sich wieder umgewöhnen kann und will...

Ja, genau. Wobei es bei mir mehr ist als sich bloß daran zu gewöhnen. Ich mag und brauche es. Genosse, ist Deine Frage damit beantwortet? Wie gesagt, ich leide nicht nur nicht darunter, allein (gewesen) zu sein, sondern ich genieße es. Andrerseits sehne ich mich natürlich schon danach, jemandem zu begegnen, der mal wirklich mein Beziehungsbedürfnis anfacht.
Es tut auf jeden Fall gut, zu lesen, dass doch so manch eine(r) dieses Empfinden irgendwie nachvollziehen kann und nicht für alle das Alleinsein nur ein verfluchter Zustand ist.

[Genosse Premier]

Ich wüsste auch nicht, ob ich mich an Zweisamkeit gewöhnen könnte. Ich stelle mir das nicht so einfach vor, aber ich habs ja auch noch nicht ausprobiert

[Sabinchen]

Ja, das kenne ich. Obwohl ich derzeit Single bin, habe ich kein sonderliches Bedürfnis danach, eine Beziehung zu haben. Versteh mich nicht falsch, ich würde mich nicht dagegen sperren. Aber dieses Leid, was viele Beziehungslose verspüren, ist mir gänzlich unbekannt.

Das kann ich auch so unterschreiben.

[TheRealDeal]

Ich wüsste auch nicht, ob ich mich an Zweisamkeit gewöhnen könnte. Ich stelle mir das nicht so einfach vor, aber ich habs ja auch noch nicht ausprobiert

Da ich noch keine Beziehung geführt habe, verspüre ich eine tiefe innere Sehnsucht danach. Diese Sehnsucht setzt mich jedoch nicht unter Druck. Würde ich etwas vermissen, was ich schon kenne, würde dieses Gefühl vermutlich mehr Verlangen in mir auslösen und mich unter Druck setzen. Ich sage mir: "Kommt Zeit, kommt Rat", bzw. "Meine Zeit kommt noch".

[spirit]

Juchuuu, ich bin kein psychisch gestörter Eremit, sondern es gibt noch andere von meiner Sorte:
Danke euch, Jungs und Mädels, für eure Beiträge!

Mir geht es nämlich auch so, dass ich Zeit für mich alleine brauche und gerne mal zurückziehe; das steht für mich nicht im Kontrast zu dem Wunsch der temporären Nähe / Emotion zu einer weiblichen Person -än für den Rest der Welt aber wohl doch. Nach "herrschender Mehrheit" scheint es nur schwarz oder weiß, Single oder Beziehung mit allem drum und dran, zu geben, aber nichts dazwischen. Verständlich, dass man aus dieser Perspektive heraus als schwer einschätzbarer Sonderling gilt.

[different1979]

Nach "herrschender Mehrheit" scheint es nur schwarz oder weiß, Single oder Beziehung mit allem drum und dran, zu geben, aber nichts dazwischen.

Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Finde ich schade. Denn jeder Mensch ist anders und es gibt nunmal auch Menschen, die nicht rund um die Uhr jemanden um sich haben wollen/können. Menschen, die zwischendurch auch ganz gut alleine klar kommen (können, nicht wollen ).

[Reyn]

Schlecht geht es mir alleine nicht, hin und wieder das Gefühl zu haben, dass ich könnte, reicht mir eigentlich, weil ich genug mit meiner Zeit anzufangen weiss.
Mir kam das schon sehr entgegen, dass bei meiner ersten Beziehung genug Kilometer dazwischen lagen, so dass jeder unter der Woche immer noch drei, vier Tage für sich hatte. Mal sehen, ob das mal wieder so hinhaut, oder ob ich eines Tages so hin und weg bin, dass mir auch mehr Beziehung wohlig behagt.
Deinem glücklichen Kerl wünsche ich derweil, dass er genau das bei Dir doch noch hinbekommt .

[NBUC]

Das Beziehungsstreben war bei mir immer an eine akute Person geknüpft bzw. die Nachwehen eines solchen Falles.
Sobald das abgeklungen ist, ist der akute Druck dann auch schnell wieder vorbei. Ist ja nicht so, als ob ich sonst Langeweile hätte. (Auch wenn das Thema als theoretisches Konzept weiter Interesse weckt.)

Das letzte Mal hat etwas länger gedauert, da Gedanken an Familienplanung zum ersten mal mit reingespielt haben und die Foren kontinuierlich neue Reize gesetzt haben, wo sonst halt längst emotionale Erschöpfung eingesetzt hätte.

In dem Sinne sind die Foren Schmerzverlängerer.

[schmog]

Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Finde ich schade. Denn jeder Mensch ist anders und es gibt nunmal auch Menschen, die nicht rund um die Uhr jemanden um sich haben wollen/können. Menschen, die zwischendurch auch ganz gut alleine klar kommen (können, nicht wollen ).

Zwischendurch gut alleine klar kommen? Ich lebe inzwischen über 30 Jahre alleine. Es ist ein enormer Unterschied zwischen alleine sein und grosser Einsamkeit.
Ich bin gerne alleine, aber nicht jahrzehntelang einsam!

[different1979]

Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Finde ich schade. Denn jeder Mensch ist anders und es gibt nunmal auch Menschen, die nicht rund um die Uhr jemanden um sich haben wollen/können. Menschen, die zwischendurch auch ganz gut alleine klar kommen (können, nicht wollen ).

Zwischendurch gut alleine klar kommen? Ich lebe inzwischen über 30 Jahre alleine. Es ist ein enormer Unterschied zwischen alleine sein und grosser Einsamkeit.
Ich bin gerne alleine, aber nicht jahrzehntelang einsam!

Ich weiss, das geht mir ja auch so. Ich meinte es eher auf eine Beziehung bezogen (wie ich es ja im Freundes- und Bekanntenkreis mitbekomme): die meisten wollen gar keine Zeit mehr ohne ihren Partner verbringen. Ich denke ich wäre da anders, ich bräuchte auch in einer Beziehung mal Zeit für mich.

[Asyndeton]

Mir kam das schon sehr entgegen, dass bei meiner ersten Beziehung genug Kilometer dazwischen lagen, so dass jeder unter der Woche immer noch drei, vier Tage für sich hatte..

Ja, solche Gedanken kenne ich gut.
Bei meinem Freund (ich benutze den Begriff jetzt einfach mal, auch wenn es sich für mich nur mit ganz viel wirklich so anfühlen würde) ist es so, dass er auch jemand mit sehr ausgeprägten Interessen und deshalb eigentlich ständig busy ist und 48-Stunden-Tage bräuchte. Wir hängen also nicht rund um die Uhr zusammen, von daher passt es schon ganz gut. Es passt überhaupt einiges, aber trotzdem fehlt mir wohl was, um mich wirklich voll und ganz auf ihn einlassen zu können. Momentan ist es eine ständige Gratwanderung. Einerseits wünsche ich mir, dass es von meiner Seite aus doch noch mehr wird, andrerseits habe ich Angst, ihm mit jedem Treffen mehr Hoffnungen zu machen, die ich letztendlich dann doch nicht erfüllen kann und ihn dann nur umso mehr zu verletzen.

Deinem glücklichen Kerl wünsche ich derweil, dass er genau das bei Dir doch noch hinbekommt .

Vielen lieben Dank, Reyn!

[Asyndeton]

In dem Sinne sind die Foren Schmerzverlängerer.

Mmh? Das mit den Foren verstehe ich jetzt gerade gar nicht.

@ Schmog: Gerade bei Dir z.B. habe ich den Eindruck, dass Du sehr unter Deiner Beziehungslosigkeit leidest und eben kein angenehmes mit-Dir-selbst-sein kennst.

[Maybi]

Kann mich da eigentlich nur Schmog anschließen. Da ich es nicht anders gewohnt bin, alleine zu leben (abgesehen von Familie und WG-Leben), würde ich sicher auch in einer Beziehung viel Zeit für mich brauchen. Die kann ich auch gut genießen. Wenn da nicht ab und an die Sehnsucht nach Liebe, Nähe und Zärtlichkeit wären.

Der Mann, mit dem du, Asyndeton, jetzt zusammen bist, gehört der auch zu den 99,9%? Sprich, er ist gefühlsmäßig nicht der "Richtige"? Hast du denn schon mal einen Mann kennengerlernt, der bei dir das Verlangen nach Beziehung ausgelöst hat? Sind die hohen Ansprüche bei dir rationaler oder emotionaler Natur?

[schmog]

@ Schmog: Gerade bei Dir z.B. habe ich den Eindruck, dass Du sehr unter Deiner Beziehungslosigkeit leidest und eben kein angenehmes mit-Dir-selbst-sein kennst.

Ja, ich leide seit Jahren sehr darunter!
Vieles im Alltag macht keinen Spass mehr.
Alleine älter zu werden ist schlimm!

Ab und zu kann ich es, aber meistens fühle ich mich unzufrieden und einsam.