Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
pyrit

Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von pyrit »

Meine Frage bezüglich des Themas:
Wie geht Ihr damit um? Oder kennt Ihr das Problem vielleicht so gar nicht?

Mir ist es sehr bewusst geworden, als ich über new-in-town versucht habe, verstärkt Leute in meiner Stadt kennen zu lernen.
Eigentlich ja eine tolle Sache - man findet Leute, die ebenfalls Kontakte, vielleicht auch Freundschaften für die Freizeit suchen.
Und dann zeigte sich doch wieder ein Problem:

Ich habe mich mit einer sehr netten, sehr offenen und sehr kontaktfreudigen Frau getroffen, die vor Kurzem mit ihrem Verlobten hier her gezogen war und nun über die virtuelle Pinnwand "Mädels für neue Freundschaften" suchte.
"Auf gehts!" dachte ich mir "Raus aus dem Schneckenhaus" - und wir haben uns verabredet, um zumindest eines der Cafés in der Stadt besser kennen zu lernen.
War auch alles sehr nett - und, wie das nun mal bei mir so ist: Selbstverständlich erzähle ich nicht beim ersten Treffen von irgendwelchen Problemen oder Ängsten und wirke auf die meisten Menschen oft (paradoxerweise) sehr offen und fröhlich.

Und natürlich kommt dann die Frage, ob ich "mit meinem Freund" hierher gezogen sei. Und beim nächsten Treffen dann bei einem Spaziergang die Frage wie lange ich denn schon Single sei ... :shock: :schwarzekatze:
Eigentlich hätte ich "einfach" antworten können "Hm, schon seit mehreren Jahren."
Statt dessen läuft es mir kalt den Rücken runter und ich fange an etwas zu stottern von "Ähhhh ..... also bei der letzten Arbeitsstelle ... totale Überlastung ... keine Zeit mehr für soziale Kontakte .... da, äh .... ist viel in die Brüche gegangen ... tja ... und ... dann ... nichts mehr ergeben ... :oops: :oops: :oops: " werde innerlich total panisch und suche wie die Maus nach einem Loch, in dem sie sich in Sicherheit bringen kann.

Mit einem "Ich will nicht darüber reden!!" würde ich mich nur in ein sehr merkwürdiges Licht rücken.
Würde mir ja ähnlich gehen, wenn ich jemanden freundlich fragen würde, was er oder sie denn beruflich machen würde und ich würde ein "Über dieses Thema möchte ich nicht sprechen!" ernten.
Auch ich fände es sehr befremdlich, wenn ich mich mit einer mir sympathischen Person anfreunden würde aber immer im Hinterkopf hätte, dass ich sie nicht auf berufliche Dinge ansprechen darf, dass sie zwar ganz normal "tut", aber da ganz offensichtlich etwas vor mir verbirgt.

Also eiere ich panisch herum, weiche aus und habe schom im Voraus Angst vor einem weiteren Treffen und entsprechenden Fragen. Die natürlich kommen. Vom gut gemeinten "Mensch, woran liegt es denn bei Dir? Am Aussehen kanns ja wohl nicht liegen..." über "Naja, in einer Beziehung ist es halt so ... denke ich ... was denkst Du..." usw.

Sie erzählt dann später vom Aussuchen der Eheringe und später der Hochzeit, zeigt Hochzeitsphotos - und ich sitze daneben und komme mir vor wie ein Alien, das krampfhaft versucht so zu tun, als ob es auch ein Mensch wäre und nicht durchblicken zu lassen, dass es gar nicht dazu gehört. Bin quasi die ganze Zeit über angespannt und schäme mich für mich selber, hoffe inständig, mich durch irgendwelche Bemerkungen nicht selbst zu verraten oder rot zu werden, wann erwachsene Menschen nicht rot werden sollten, muss sie quasi die ganze Zeit auf Distanz halten und meine Nervosität im Zaum ...

... was dazu führt, dass ich mich selten melde,ausweiche, mich gar nicht so oft treffen möchte aus Angst, mich bei zunehmender Nähe nicht mehr verstecken zu können.

Während sie mich "total nett" findet, sich freut, mich hier als neue Freundin kennen gelernt zu haben, häufig ein Treffen vorschlägt, fragt, ob es mir nicht gut ginge, da man so gar nichts von mir höre...

Und so knüpfe ich relativ leicht in anfangs-euphorisierter Stimmung neue Kontakte, wirke da sehr zugänglich und herzlich - da ja noch nicht der Moment gekommen ist, wo man mehr von sich preisgeben "muss" - und bekomme es dann wenig später mit der Angst zu tun, weiche aus, denke mir Ausreden aus, sitze bei Gesprächen wie auf glühenden Kohlen, bin angespannt und getresst davon, möchte am liebsten alleine sein oder brauche lange Zeiten des Alleinseins, um mich von der ganzen Anspannung zu erholen. :sadwoman:

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Genosse Premier

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von Genosse Premier »

Hm, als Kerl habe ich das Problem quasi nicht. Wenn ich in einer Männerrunde o.Ä. mit anderen unterhalte, dann kommt das Thema Beziehung eigentlich nicht auf. Und wenn doch, kann ich meist mit "Ach läuft nicht gut, lass mal von was anderem reden..." rauswinden. Das ist dann natürlich schon unangenehm, aber nicht weiter tragisch.

Was sich andere insgeheim über mich denken, weil man mir mein AB-Tum vielleicht in irgend einer Form ansieht, ist mir eigentlich auch egal.
Optimist
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Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von Optimist »

Kann ich schon verstehen, in Männerrunden kommen ja auch manchmal Gesprächsthemen über die man als Jungfrau nicht mitreden kann.

Aber wenn sie nicht ständig nachfragt, ist es doch in Ordnung. Klartext reden kann man ja immer noch wenn man sich besser kennengelernt hat. Letztendlich ist dein Liebesleben ja auch unerheblich für die Freundschaft.
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Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von NBUC »

Ich schätze das ist der typische Versuch halt ein Gegenüber einzuschätzen und dabei eben primär in dem Bereich, der einem selber wichtig ist. Dazu ist Beziehung eben im Normalfall nicht so vermientes Gebiet und gerüchteweise aus Tradition das Kernthema weiblicher Runden seid der Steinzeithöhle - doppelt, wenn es auf den ersten Blcik eben keinerlei Anlass gibt da Defizite und so Fallstricke zu erwarten (oder bei Gruppenauftritten mit ungeklärter Hackordnung und unfreundlichen Zeitgenossinnen dann vielleicht sogar gezielt). Ähnliches wäre bei Männerrunden wohl die Frage nach den Job.

Wenn du das noch ein wenig aushalten könntest bis klar ist, dass das Gegenüber vertrauenswürdig und vernünftig ist, könnte das aber eben auch die Gelegenheit sein jemanden zu finden bei der du eben Ballast ablassen kannst und ggf Rat einholen bzw eine externe Alternativbewertung statt der vom angeknacksten Ego erzeugten seltsamen Selbstbewertung. Gerade das mit dem Ballast dürfte wohl auch dringend notwendig sein.

Edit: Männer haben es da wohl einfacher (aber auch einfacher da unterzutauchen und abzudriften) weil da weniger nach fremden Befindlichkeiten gefragt wird, sondern eben jeder nach Gusto von seinen Erlebnissen berichtet - oder halt auch nicht. Von einem Mann wird halt meist nicht erwartet zu allem, insbesodnere zuGefühlen, was sagen zu müssen.
Natural Born UnCool

Alle gesellschaftlichen Betrachtungen enthalten zwangsläufig Verallgemeinerungen und werden daher Ausnahmen und Einzelfälle enthalten, denen sie nicht gerecht werden können.

wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
DialM4Me

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von DialM4Me »

Der Name von diesem Thread beschreibt ziemlich treffend einen großen Teil meines Lebens.
Ich habe bspw. auf der Arbeit gar keine Probleme und bin da in der Abteilung richtig gut integriert und teilweise sogar für die lustige (zugegebenermaßen durch fragwürdigen Humor :twisted: entstehende ) Stimmung maßgeblich verantwortlich.
Das war in der vorherigen Abteilung ganz anders, weil da viele gleichaltrige waren, wo diese Themen, gerade von den weiblichen Personen ins Spiel gebracht, eine große Rolle spielten. Da bin ich dann lieber den anderen ausgewichen oder hab die sogar durch meine zynische Art etwas vergrault.
Jetzt wo ich der jüngste bin (relativ großer Abstand sogar) fühl ich mich viel wohler, weil die mich mit den Themen in Ruhe lassen und mich so akzeptieren wie ich bin.
Hab es aber so im Laufe der Zeit geschafft, meine Kontakte zu Gleichaltrigen mehr oder weniger komplett kaputt gehen zu lassen. Und den Fehler würde ich rückgängig machen, wenn ich könnte.

@ Pyrit: Deswegen riskiere bitte nicht, den Kontakt zu der offenbar netten Frau ganz einschlafen zu lassen. Wie ehrlich Du bzgl. der Thematik bist, ist ganz und alleine Deine Sache.
Nur ein nett gemeinter Rat von jemandem, der sich klar ist, in solchen Situationen falsch gehandelt zu haben...
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Einsamer Igel
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Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von Einsamer Igel »

pyrit hat geschrieben:Meine Frage bezüglich des Themas:
Wie geht Ihr damit um? Oder kennt Ihr das Problem vielleicht so gar nicht?

(...)

Und so knüpfe ich relativ leicht in anfangs-euphorisierter Stimmung neue Kontakte, wirke da sehr zugänglich und herzlich - da ja noch nicht der Moment gekommen ist, wo man mehr von sich preisgeben "muss" - und bekomme es dann wenig später mit der Angst zu tun, weiche aus, denke mir Ausreden aus, sitze bei Gesprächen wie auf glühenden Kohlen, bin angespannt und getresst davon, möchte am liebsten alleine sein oder brauche lange Zeiten des Alleinseins, um mich von der ganzen Anspannung zu erholen. :sadwoman:
Das kenne ich exakt auch so!
Optimist hat geschrieben:Letztendlich ist dein Liebesleben ja auch unerheblich für die Freundschaft.
Genosse Premier hat geschrieben:Und wenn doch, kann ich meist mit "Ach läuft nicht gut, lass mal von was anderem reden..." rauswinden. Das ist dann natürlich schon unangenehm, aber nicht weiter tragisch.
Finde ich schon ganz gute Antworten.

Komme grad heute aus einer solchen Situation und konnte mich wieder mal nicht abgrenzen. Hab beobachtet, wie es mir immer schlechter ging. Bekam durch die große Anspannung Rückenschmerzen und sogar das Zittern (war aber auch saukalt).

Und ich wusste vorher... dass ich das Treffen zeitlich limitieren müsste. Nur hab ichs nicht getan! :wuetend:

Ich schaffe es einfach nicht nicht, mich abzugrenzen. :(

Und habe leider auch das Gefühl, andersartig zu sein. Ich hörte den Erzählungen über Lebensentwürfe und Karrieren anderer Menschen zu... und kam mir so defizitär vor. :(

Bisher kam das Gespräch noch nicht auf frühere Beziehungen. *aufHolzklopf* :hammer:
Eliza Jane

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von Eliza Jane »

Ich kann das alles gut verstehen. Früher habe ich viel unternommen, um andere Menschen kennzulernen und wie Pyrit dachte ich dann: "Raus aus der Einsamkeit! Auf gehts!" Aber letztlich dreht sich alles um die Familiensituation. Auch Frauen -nicht nur Männer beim Dating - fragten nach (Ex)-Partnerin, Kindern, Schwiegermüttern, Scheidungsanwälten etc. Ich hatte nicht ganz schnell nicht das Gefühl, ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen, denn ich stieß schnell auf das Unverständnis meines Gegenübers. Auch habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass die Frauen - vor allem die, mit denen ich mich gut verstand - sehr schnell wieder einen Partner fanden und ich dann wieder alleine dastand. Nach vielen Jahren des Frustes gebe ich keine Anzeigen mehr auf und beantworte auch keine.
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Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von RaymondF »

Mir geht es auch ganz genauso wie Pyrit es beschrieben hat. Wobei sich das bei mir erst mit zunehmendem Alter (ab 30 etwas) so stark verschärft hat, das ich mich in Gesellschaft wirklich unwohl fühle und die ganze Zeit Angst habe, das ich gleich zum Thema Beziehung irgendwas gefragt werde. :oops:

Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen (den ich gerade nicht mehr wiederfinde), der sich mit dieser Art Vermeidungsverhalten und dem damit verbundenen Rückzug von sozialen Kontakten befasst hatte. Dort wurde gesagt, das in solchen Fällen mit Gruppen- und Verhaltenstherapie gute Erfolge erzielt werden könnten. Für diesen Schritt muss man sich aber natürlich auch erstmal entscheiden können.

Das wäre leider auch der einzige Rat, den ich jemandem geben würde, den dieses Problem so sehr einschränkt, dass er sich aus dem sozialen Teil des Lebens aus Angst, Scham oder Stress dann vollkommen zurückzieht.

Für mich selbst habe ich bisher keine andere Möglichkeit als Rückzug gefunden. Ich versuche es ab und zu sehr zaghaft dann trotzdem wieder, aber das Problem bleibt das Gleiche und irgendwann wird es wieder so anstrengend, das ich mich dann einfach nirgendwo mehr melde.
Zuletzt geändert von RaymondF am 09 Mär 2013 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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cutie

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von cutie »

ist bei mir genauso, meine bezugspersonen wissen es und andere würge ich damit ab, dass ich direkt sage...nee, im moment möchte ich keine beziehung, damit geben sich die meisten zufrieden, wenn denn ein warum? dahinter käme wäre ich auch aufgeschmissen
(nur so am rande, ich finde es sehr anstrengend neue leute kennenzulernen um nur letztendlich feststellen zu müssen, dass es irgendwie doch nicht so passt, egal ob odb oder freundschaft)
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Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von Einsamer Igel »

RaymondF hat geschrieben:Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen (den ich gerade nicht mehr wiederfinde), der sich mit dieser Art Vermeidungsverhalten und dem damit verbundenen Rückzug von sozialen Kontakten befasst hatte. Dort wurde gesagt, das in solchen Fällen mit Gruppen- und Verhaltenstherapie gute Erfolge erzielt werden könnten. Für diesen Schritt muss man sich aber natürlich auch erstmal entscheiden können.

Das wäre leider auch der einzige Rat, den ich jemandem geben würde, den dieses Problem so sehr einschränkt, dass er sich aus dem sozialen Teil des Lebens aus Angst, Scham oder Stress dann vollkommen zurückzieht.
Aber wie käme man an so eine Therapie?

Ich hätte Interesse daran, habe dies auch schon meiner Therapeutin gesagt. Aber sie hat keinerlei Connections. Einzig fand ich in einer Tagesklinik 2x die Woche Soziale Kompetenz für je 90 min. Also wohl ein Gruppenangebot, was man aber nur bekommt, wenn man das ganze Programm nimmt. Also mehrere Wochen von Mo-Fr Ganztags. Und das wäre für mich viel zu viel.
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Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von RaymondF »

Einsamer Igel hat geschrieben: Aber wie käme man an so eine Therapie?
Das kann ich Dir leider nicht sagen. Ich weiss nur, daß es in diesem Artikel um Aspekte einer ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung ging und die Möglichkeiten diese zu behandeln.

Ich selber traue mich ja noch nichtmal zu einem Therapeuten. :specht:
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w82nrw

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von w82nrw »

Einsamer Igel hat geschrieben:Aber wie käme man an so eine Therapie?
ein aufgeschlossener Psychotherapeut mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie, allerdings würde sich hier ein Gruppentraining wirklich anbieten. Es gibt Kliniken die Soziales Kompetenztrainig im Rahmen der Ergotherapie auch für ambulante Gruppen anbieten. Nachfragen lohnt sich!
Tiesto1987

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von Tiesto1987 »

Mit einem "Ich will nicht darüber reden!!" würde ich mich nur in ein sehr merkwürdiges Licht rücken.
Würde mir ja ähnlich gehen, wenn ich jemanden freundlich fragen würde, was er oder sie denn beruflich machen würde und ich würde ein "Über dieses Thema möchte ich nicht sprechen!" ernten.
Auch ich fände es sehr befremdlich, wenn ich mich mit einer mir sympathischen Person anfreunden würde aber immer im Hinterkopf hätte, dass ich sie nicht auf berufliche Dinge ansprechen darf, dass sie zwar ganz normal "tut", aber da ganz offensichtlich etwas vor mir verbirgt.
Ich glaube die meisten Menschen, ich bis vor kurzen auch, machen sich viel zu viele Gedanken darüber, was die Anderen über einen "vielleicht" denken könnten. Vor allem wenn man sich noch nicht gut kennt ist es doch ganz normal, dass man über einige Themen noch nicht sprechen möchte.
Und selbst wenn es jemand befremndlich findet, wird sich dieser wahrscheinlich kurz wundern und es danach sofort vergessen...
kleinefee

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von kleinefee »

Ich kenne das auch. Mir gehts da ähnlich wie dir bei mir krampfte sich dann immer mein ganzer Magen zusammen.
Ich muss aber dazu sagen das ich diese Frage mit dem Single sein nicht mehr so oft höre.
Ich muss zu meiner Schade gestehen das ich auf diese Frage immer etwas an der Wahrheit vorbei gehe.
Ich erzähle dann immer das ich vor einigen Jahren voll verarscht worden bin und ich da sehr lange gebraucht habe um darüber hinweg zu kommen und es teilweilse auch noch garnicht darüber hinweg bin.
Mir ist zwar klar es geschwindelt ist, doch ich hab einfach keine Lust es jeder "fremden" Person die ich kennenlerne die Wahrheit zu sagen, ausser es ist jemand bei dem ich wirklich das gefühl habe es stimmt und ich kann ihr das anvertrauen....
Ich wollte mich ja auch bei New in Twon anmelden aber irgendwie "muss" man da auch dafür zahlen was ich dumm finde. Und bei der Kostenlosen version ist man eingeschränkt deswegen habe ich es gelassen. Doch es ist eine gute Idee und ich melde mich da auch an. Möchte ja auch neue Freundschaften knüpfen... das ist dann auch eine Chance die ich nutzen kann.
ABChancenlos

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von ABChancenlos »

Genosse Premier hat geschrieben:Hm, als Kerl habe ich das Problem quasi nicht. Wenn ich in einer Männerrunde o.Ä. mit anderen unterhalte, dann kommt das Thema Beziehung eigentlich nicht auf. Und wenn doch, kann ich meist mit "Ach läuft nicht gut, lass mal von was anderem reden..." rauswinden. Das ist dann natürlich schon unangenehm, aber nicht weiter tragisch.
Tja DAS hab ich auch mal gedacht!!!

Bis ich mich wegen meiner Einsamkeit mal damit befasst habe, wie Beziehungen und Verbindungen eigentlich entstehen. Also nicht oberflächliche Kontakte, sondern ECHTE Verbindungen.

Und - tataa! Was stellte sich raus, was die beziehungsbildende Themen sind? Nicht Fußball, nicht Wetter, nicht was man arbeitet oder Börse.... sondern

urgs

ja, GENAU SOLCHE persönlich-intimen Dinge wie das von Pyrit angesproche.

Seitdem weiß ich, ich habe im Grunde 2 Möglichkeiten: entweder, ich spinne mir was zusammen, das einigermaßen glaubwürdig und in Übereinstimmung mit dem steht, was "normal" ist
Oder, ich folge meinem Herzen, bleibe ehrlich, mache mich mit meiner Ehrlichkeit zum Außenseiter und kann jegliche Kontakte vergessen.

Wobei meine Problemlage nicht ganz Deiner entspricht, weil meine Schwierigkeit nämlich die KOntaktaufnahme generell (also auch zu Männern) betrifft.
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Balkonia
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Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von Balkonia »

Die Peinlichkeit, wenn das Gespräch auf das Liebesleben kommt kenne ich gut. Ein paar mal im Jahr treffen nur wir weiblichen Kolleginnen uns nach der Arbeit. Da ist Beziehung natürlich auch ein Thema, dass ist bei der Arbeit halt nicht, weil der Rahmen nicht so privat ist. Meistens bin ich still oder gebe nur allgemeine Sätze ab. Beim letzten mal habe ich gesagt, dass es momentan schwierig sei jemanden kennenzulernen weil die Freundinnen alle schon in festen Beziehungen sind und meistens Kinder haben und daher nicht mehr so mit einem weggehen wollen. Das haben meine Kolleginnen sehr gut nachvollziehen können.

Ich finde es auch problematisch, wenn sich Freundinnen, die ja wissen das ich noch nie eine Beziehung hatte, über ihre Freunde / Männer und Kinder unterhalten, weil ich mich dann schon sehr ausgegrenzt fühle. Aber es ist ja normal, dass die über einen so wichtigen Teil ihres Lebens, halt auch reden.
Einsamkeit ist das neue Rauchen.
pyrit

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von pyrit »

ABChancenlos hat geschrieben:Wobei meine Problemlage nicht ganz Deiner entspricht, weil meine Schwierigkeit nämlich die KOntaktaufnahme generell (also auch zu Männern) betrifft.
Oh doch, auch das ist für mich ein Problem! Zwar beruhigt es mich schon, dass Männer in der Hinsicht ein bisschen anders getaktet zu sein scheinen und sich einer Person nicht erst dann verbunden fühlen, wenn sie über deren Beziehungsleben bescheid wissen und von Frauen auch gar nicht so gerne die Beziehungshistorie erzählt bekommen.

Aber es hat beispielsweise dazu geführt, dass ich mich von einer Singlebörse wieder abgemeldet habe, da mir alles zu viel geworden ist. Ich hatte nicht viele Kontakte, aber ich habe das Gefühl einfach nicht mehr ertragen, dass diese Männer glauben, mit einer "normalen" Frau zu schreiben, ich auf keiner Ebene mit ihnen bin, auf der man solche Dinge anspricht, aber es in der Sache liegt, dass man sich Fragen stellt, ähnlich einem Vorstellungsgesräch im persönlichen Bereich - anders, als wenn man sich in freier Wildbahn über Freunde und Bekannte kennen lernen würde und der Beziehungsaspekt nicht von Anfang an im Fokus steht.
Ich hatte einfach nicht die Kraft und die Nerven, mit potentiellen Fragen wie "Wann war deine letzte Beziehung?" oder "Was erwartest du von einer Beziehung?" oder "Bist du enttäuscht worden" oder alles, was in die Richtung geht umzugehen.
Es wäre vollkommen absurd, jemanden die Wahrheit bei einem derartigen Kennenlernen wissen zu lassen.
Aber die Singlebörse ist nicht der richtige Ort, um langsam eine Vertrauensbasis entstehen zu lassen, ohne Beziehungsfragen nach kurzer Zeit zu stellen!
Und mit diesem Gegensatz bin ich einfach nicht fertig geworden.
kleinefee hat geschrieben:Ich wollte mich ja auch bei New in Twon anmelden aber irgendwie "muss" man da auch dafür zahlen was ich dumm finde. Und bei der Kostenlosen version ist man eingeschränkt deswegen habe ich es gelassen. Doch es ist eine gute Idee und ich melde mich da auch an.
Die Idee, sich anzumelden, ist gut!
Nimm die Kostenlos-Version, das haben die allermeisten! Man kann damit nur keine Kontaktanzeigen aufgeben, seine Texte nicht bunt schreiben und nicht pro Monat zehn Einträge an die Pinnwand schreiben - aber das braucht man auch nicht.
Du kannst Dir mit anderen schreiben, Dich verabreden, eigene Vorschläge an die Pinnwand schreiben - kostenlos.
pyrit

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von pyrit »

Bei der sozialen Kompetenz und deren Training geht es ja eher darum, dass man beispielsweise lernt, anderen aktiv zuzuhören, auf sie in Gesprächen einzugehen, ihre Gefühle zu bemerken und auch seine eigenen äußern zu können, sich in Gesprächsrunden zu integrieren usw.

Für mein Problem (das mich tatsächlich sehr stark einschränkt) wäre das keine Hilfe, da ich mit diesen Dingen kein Problem habe.

Ich sehe für mich momentan nur folgende Möglichkeiten:
Erstens habe ich angefangen, Entspannungs-Übungen zu machen, um von der ständigen Nervosität und Anspannung wenigstens etwas runter zu kommen.
Wenn man weniger angespannt ist, kann man auch besser reagieren.

Zweitens versuche ich, für mich alleine im stillen Kämmerlein ein bisschen mehr von der Scham weg zu kommen, mich also nicht noch selber runter zu machen und den abwertenden Blick anderer vorweg zu nehmen. Also quasi ein Kompromiss: Das Problem der Außenwelt gegenüber besteht weiterhin und ich finde momentan keine Lösung dafür - aber in den eigenen vier Wänden wird der Krieg nach Möglichkeiten nicht weiter geführt sondern soll Friede (oder zumindest Waffenruhe) herrschen. Leichter gesagt, als getan. Aber zumindest versuchen kann man es.
LeastoftheEast

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von LeastoftheEast »

Einsamer Igel hat geschrieben: Und habe leider auch das Gefühl, andersartig zu sein. Ich hörte den Erzählungen über Lebensentwürfe und Karrieren anderer Menschen zu... und kam mir so defizitär vor. :(
So gehts mir auch. Bei mir ist sowohl dieser ganze Beziehungskram wie auch Beruf und Karriere ein sehr dunkler Fleck in meiner Biographie. Ich habe da einfach nichts zu erzählen, jedenfalls nicht das, was man erwarten würde und was positiv ist. Das ist wohl mit ein Grund, weshalb ich zurückgezogen lebe und sowas wie über NIT Freizeitleute zu suchen wohl nicht machen würde. Und ich weiss, dass es falsch ist. Es passen wirklich die allerwenigsten Menschen zu mir.
w82nrw

Re: Teufelskreis aus Scham und Rückzug

Beitrag von w82nrw »

pyrit hat geschrieben:Bei der sozialen Kompetenz und deren Training geht es ja eher darum, dass man beispielsweise lernt, anderen aktiv zuzuhören, auf sie in Gesprächen einzugehen, ihre Gefühle zu bemerken und auch seine eigenen äußern zu können, sich in Gesprächsrunden zu integrieren usw.
Nicht nur, es kann auch darum gehen zu lernen seine eigenen Rechte durchzusetzen, Beziehungen aufzubauen oder Kompromisse zu finden.