BTVS hat geschrieben: ↑08 Dez 2023 13:42
In der Zeit, in der wir uns kennen sind mir allerdings wieder ein paar Dinge negativ ausgefallen, die mich anfangs fast gehindert haben, ihr eine Chance zu geben. Mittlerweile kenne ich sie und ihre Macken, Eigenschaften und ihre finanzielle und berufliche Situation natürlich viel besser. Genau das ist das Problem, weshalb ich manchmal ins Grübeln komme.
Ich bin jetzt seit über 2 Jahren auch in meiner allerersten Beziehung. Ich denke, man muss in einer Beziehung immer Kompromisse eingehen. Nicht alles wird perfekt sein. Eine andere Frau, die diese "Macken/Eigenschaften" vielleicht nicht hätte, hätte dafür vielleicht andere.
Gehe davon aus, dass auch sie deinetwegen Kompromisse macht. Dass auch sie vielleicht bestimmte Dinge gerne anders hätte.
Die Frage ist eher: wie geht ihr beide damit um? Wie kommuniziert ihr darüber? Wie sehr stört es dich?
Finanziell gesehen kann sie sich in absehbarer Zeit nicht viel leisten und kommt mit dem Monatsgehalt gerade so über die Runden wenn sie gelegentlich die Kosten für unsere Unternehmungen teilt. Als Konsequenz muss ich meistens das Geld auslegen für Kinotickets, Konzertkarten oder sonstiges. Ein längerer Urlaub, den wir beide unabhängig voneinander schon mal machen wollten würde sich so relativ schlecht finanzieren lassen es sei denn ich übernehme den Löwenanteil der Kosten.
Mein Freund verdient auch fast das Doppelte von mir, doch da ich sehr günstig lebe (WG, kein Auto etc) habe ich im Endeffekt mehr Geld auf der Seite als er. Darum können wir uns alle Unternehmungen leisten, die wir wollen. Gleichzeitig sehe ich aber auch, dass er nicht unnötig Geld ausgibt und budgetiert, was mir gefällt. Einige Leute sind leider nicht so gut im Geld einteilen oder haben es nie gelernt.
Kommen denn die Wünsche für diese Unternehmungen von dir oder von ihr? Habt ihr schon mal darüber gesprochen? Wie stellt sie sich das so vor?
Ich kann nachvollziehen, dass wenn du viel Geld auf der Seite hast und es dir gewöhnt bist, jede Woche 2x ins Restaurant zu gehen und am Wochenende noch ins Kino/Konzert, dass du das beibehalten möchtest. Wie hat sie denn bisher gelebt? Über ihre Kosten oder kann sie das Geld einteilen und sie hatte gar kein Bedürfnis an diesen Unternehmungen?
Ich würde halt auch da kommunizieren und prüfen, welche Wünsche, Erwartungen und Ängste sind beiderseits vorhanden? Und dann schauen, welcher Kompromis für beide stimmt.
Ihr Job als Küchenhilfskraft fordert sie körperlich sehr aufgrund der Arbeitsmenge und dem Arbeitsumfeld. Es gibt fast kein anderes Gesprächsthema für sie als ihre Kolleginnen, die ihr wieder auf die Nerven gegangen sind oder schräg angeschaut haben. Anfangs war das noch extremer und sie hat wohl gemerkt, dass dies mir wohl mit der Zeit zuviel geworden ist. Zuletzt als sie schon angetrunken war hat sie stundenlang nur noch abfällig über ihre Arbeit gesprochen, was mir dann richtig unangenehm war und nicht wusste, wie ich richtig reagieren sollte.
So blöd wie's klingt, aber ganz klischeehaft scheint dies ein Mann-Frau-Problem zu sein. "Männer" sprechen nur über so was, wenn sie eine Lösung wollen und diese Lösung ist das Ziel des Gesprächs. "Frauen" hingegen möchten ihre Gefühle teilen, hören, dass es anderen auch so geht oder die anderen verstehen, warum sie das stört. Es geht nicht darum, eine Lösung zu suchen, diese ist meist bekannt (in dem Fall deiner Freundin: Job wechseln). Durch das darüber sprechen, geht es einem anschliessend besser.
Ich kann mit meinen Freundinnen auch viel besser über so was sprechen als mit meinem Freund. Seine Reaktion ist nicht: Ich kann dich verstehen, geht mir mit XY auch so, das würde mich auch stören, sondern: Wenn's dir nicht passt, dann such doch einen neuen Job (= Lösung).
Da wurden wir wohl auch einfach anders erzogen: Mädchen lernen früh über Gefühle zu sprechen, Jungs eher nicht. Darum wenden sich bei Probleme viele Frauen auch an ihre Freundinnen, um sich darüber auszutauschen, Männer machen es hingegen mit sich selbst aus.
Ich möchte halt eigentlich mit meinem Freund gerne alles über meinen Tag teilen: Gutes wie Schlechtes. Und möchte, dass er dies auch macht. Der Kompromiss: Er erwähnt mir gegenüber nun eher, wenn ihn etwas bei der Arbeit stört, ich hingegen bespreche dies vermehrt halt mit Freundinnen statt mit ihm.
Auch da: sprich mit ihr: Was erwartet sie von dir, wenn sie mit dir darüber spricht. Und du kannst ihr erklären, wie du dich dabei fühlst. Versucht zu kommunizieren und einander zu verstehen und dann gemeinsam eine Lösung zu finden, die für beide passt.
Das führt gleich zum anderen Punkt, dass sie eine schlechte Allgemeinbildung hat und man z.B. über Politik oder gesellschaftliche und tagesaktuelle Themen sich mit ihr nur eingeschränkt unterhalten kann. Mir fällt das extrem auf wenn ich in anderen Situationen mit meinen Freunden oder Arbeitskollegen unterwegs bin und die Gespräche komplett anders verlaufen. Sie ist nicht dumm, interessiert sich nur nicht für o.g. Themen.
Reicht es dir nicht, wenn du nur mit deinen Freunden und Arbeitskollegen darüber sprechen kannst?
Bei mir gibt es auch Themen, die meinen Freund nicht interessieren oder in denen er sich nicht auskennt. Wenn ich mit ebenfalls interessierten Freunden darüber spreche, dann bspw 1h und mit ihm ist das Thema dann halt in 10min abgehakt.
Ich denke, es ist eine Illusion, dass eine einzige Person, alle Bedürfnisse und Wünsche von einem erfüllen kann.
Das größte Problem, was mir am meisten Sorge bereitet ist ihr Umgang in Bezug auf Intimitäten. Sie hat mir gestanden, dass sie es mehr genießt, zu kuscheln und gestreichelt zu werden als Geschlechtsverkehr zu haben, da sie kein großes Verlangen danach hat.
Dazu haben die anderen ja schon was geschrieben und dass sie sich extra eine Spirale reinmachen lassen will, werte ich als positives Zeichen, dass sie es zumindest mal versuchen möchte. Ist ja schliesslich ein ziemlich schmerzhafter Prozess, den zumindest ich nicht auf mich nehmen würde, wenn ich wüsste, dass ich nie Sex haben will.
Versteht mich nicht falsch, ich genieße die Zeit mit ihr in vollen Zügen. Ich möchte die Zeit nicht mehr zurückdrehen und bin viel glücklicher jetzt als ohne Partnerin. Nur habe ich das Gefühl, dass ich sehr viel Kompromisse eingehe. Für mich gehört zu einer gesunden Beziehung neben den genannten positiven und wunderschönen Momenten auch der sexuelle Aspekt sowie Gespräche auf Augenhöhe oder einige gemeinsame Interessen. Ich fühle mich schon schlecht und undankbar während ich diesen Text schreibe. Aber mich treiben diese Gedanken seit kurzem um.
Wie gesagt denke ich, dass auch sie Kompromisse eingeht, die du vielleicht nicht siehst. Bestes Beispiel das Jammern über die Arbeit: dich stört es, also macht sie es weniger, obwohl sie vllt trotzdem gerne würde. Sie kommt dir also entgegen = Kompromiss. Weiters: Sie wäre offensichtlich zufrieden ohne Sex, du aber nicht. Sie will sich extra eine Spirale reinmachen lassen, was man eigentlich nur für Sex macht. Sie kommt dir da also auch entgegen.
Solange ihr sonst genügend Gesprächsthemen habt und genügend gemeinsame Aktivitäten findet, finde ich es nicht so tragisch, wenn du einzelne Interessen alleine oder mit jemand anderem ausübst/besprichst.