Ich finde dieses Thema wie viele andere aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich richtig spannend.
Wenn man es diskutieren will, sollte man aber nicht mit "ich finde das unethisch" oder "ich finde das unlogisch" (hast du @LSC zuletzt so gemacht) oder mit Ausnahmen (die es immer gibt) argumentieren, denn das führt an der heutigen Realität vorbei, die anscheinend ist wie sie ist.
Dafür muss man auch keine 10 Jahre alten Artikel raussuchen, es gibt genügend aktuelleres Material, welches eindeutig zeigt, dass in der heutigen Zeit "gleich und gleich" gerne zusammenfindet.
Downdating ist nun mal relativ gesehen immer seltener geworden, vor allem bei ü30 Singles. Frauen die ihren Partner im Freundeskreis gefunden und lieben gelernt haben, schauen sicher weniger auf seinen Job, seine Bildung oder seinen Status.
(wobei auch soziale Umfelder heutzutage immer seltener durchmischt sind und man ergo auch dort mit hoher Wahrscheinlichkeit automatisch eher Partner auf gleichem "Level" findet).
Wer aber bewusst auf Partnersuche ist, datet augenscheinlich kaum noch "runter". Zumindest zeigen das die Heiratsstatistiken, Studien oder auch Auswertungen von Singlebörsen. Dabei zeigt sich, dass es insbesondere bei den Frauen am seltensten "Downdating" gibt, Männer ziehen vom Trend her zwar immer mehr nach, haben aber immer noch eher andere Ansprüche daran, was für sie "Attraktivtät" ausmacht (die mehr mit Optik als mit Bildung und beruflichem Status zutun hat).
Der Arzt hat halt früher mangels weiblicher Ärztinnen die hübsche Krankenpflegerin geheiratet. Heute machen aber mehr Frauen Abitur, schließen erfolgreicher das Studium ab und machen häufiger Karriere. Ergo dated heutzutage der Arzt halt eine der 3 hübschen Ärztinnen aus der Nachbarabteilung (die es früher nicht gab). Dabei dürfte aber der Status relativ unwesentlich sein, der Arzt hat nun einfach überhaupt mehr attraktive Kandidatinnen auf seinem Level zur Verfügung.
Früher war das so: Die Hälfte der deutschen Männer heiratete in eine untere Einkommens- und Bildungsschicht. Heute hingegen haben immer mehr Menschen einen Partner mit ähnlichem Job und ähnlich viel Geld. Das verschärft soziale Ungleichheit.
"80 Prozent der deutschen Paare haben inzwischen ähnliche Berufe und ein ähnliches Bildungsniveau, stellt der Soziologe Hans-Peter Blossfeld von der Universität Bamberg fest. Die Veränderungen bei der Partnerwahl sind in den Vereinigten Staaten ebenso zu beobachten, schreiben Jeremy Greenwood und drei Kollegen in ihrem Papier "Marry your like": Amerikaner heiraten stärker in ihrer Schicht als in den Sechziger Jahren. Und das habe direkte Folgen dafür, wie sehr die Gesellschaft beim Geld auseinanderklafft."
Link:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.1875581
Akademiker bleiben gerne unter sich, das ist jetzt auch auf dem Heiratsmarkt zu beobachten. Für die Gesellschaft heißt das nichts Gutes.
"Homophilie nennen Soziologen diesen weit verbreiteten Wunsch, mit Menschen zusammen zu sein, die einem ähnlich sind in Bildungsgrad und Status. Rein praktisch sind diesem Wunsch allerdings Grenzen gesetzt: Letztlich ist die Partnerwahl wie vieles im Leben eine Abwägung von Stärken und Schwächen.
Die Suche nach dem Richtigen ist eine Frage von Kompromissen. Doch die Bereitschaft dazu nimmt ab, vor allem bei Frauen, die immer selbständiger und auch emotional unabhängiger werden. Blossfeld hat das in einer großen Online-Dating-Studie untersucht. Das Ergebnis: Männer mit niedrigem Bildungsgrad wagen zwar die Kontaktaufnahme, nur die Damen antworteten nicht.
Downdaten ist für sie keine Lösung. Nicht einmal eine, die sie in Betracht ziehen."
Link:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 75223.html
Interessantes Interview mit einer Paartherapeutin:
ZEIT: Heute können Frauen sich meist selbst versorgen. Wie beeinflusst das ihre Vorstellungen?
Fischbach: Erstaunlicherweise nicht so, wie man es erwarten würde. Selbst finanziell unabhängige Akademikerinnen wünschen sich beruflich erfolgreiche Männer, die Geld haben. Das Aufweichen traditioneller Rollenbilder lässt nicht gleich altmodische Wunschvorstellungen schwinden. Eher kommen neue hinzu.
Link:
https://www.zeit.de/2016/12/partnersuch ... -fischbach