Das Problem ist, dass die Zeit nicht zurückkommt. Mir wurde auch eingetrichtert: "Funktionieren, Geld verdienen, das ist was zählt. Alles andere kommt dann automatisch!" Nichts kommt automatisch. Was kam, ist dass ich meine Jugend übersprungen habe, immer nur gearbeitet habe. All die Zeit, in der man sich selbst findet, sein Verhältnis zu "den anderen" auslotet, Erfahrungen sammeln kann - all das hat nicht stattgefunden. Ich bin vereinsamt, hab nie verstanden, was die anderen da so machen (die Jugendlichen). Ich gehörte zu keiner Blase. Ich wollte es auch nicht. Meine "Wunschblase" waren die jüngeren, die noch nicht "so waren". Aber das ging irgendwann dann auch nicht mehr. Und dann war ich alleine.Chemlut hat geschrieben: Meine Mutter hatte mir das als erstes eingtrichtert, dass ich auf die Kohle schauen müsse wenn ich das mache. Wenigstens weis ich jetzt was passiert wenn man sein soziales Bedürfnis zurückstellt nur weil man sich zu fest auf ein anderes Bedürfnis konzentriert
Im Beruf jetzt - ich will nicht sagen, dass ich nicht habe dazu gehören können. Ich bin zwar kein Lehrer aber ich denke, man hätte mich teilweise schon akzeptiert. Aber ich hatte nie das Bedürfnis.
Ich glaube auch, dass viele ABs außerhalb dieser Blasen stehen. Sie sind nicht "integriert", wollen es teilweise auch nicht sein. Ich will weder "Alpha" sein und so eine Blase anführen (ist nicht mein Ding) noch Hammel, das hinterherläuft (ist schon gar nicht mein Ding). Ich bin lieber wie ich bin.
Ich denke, so ist es wesentlich schwieriger, eine Gruppe zu finden, die einen dafür anerkennt, wie man ist (nicht was man kann). Allerdings gibt es wesentlich mehr soziale Blasen (Blasen haben wirgendwie das Problem zu platzen. Ich finde das Bild etwas unglücklich denn ich glaube, nicht alle platzen, viele halten ewig) als man sie kennt. Dementsprechend glaube ich, dass man als "uneingeblaster" äääääh "unangepasster" sich selbst finden, definieren und stärker profilieren sollte und herausfinden sollte, in welcher Ecke man Anschluss finden kann.
Das dumme ist, und da bin ich wieder am Anfang, die Zeit kommt nicht zurück. Mit 16 ist das noch einfach. Da verzeiht man einem Fehltritte und "Spinnereien". Jetzt mit 36.... Dass ich mein Leben jetzt auf den Kopf stelle, ist schon eine ziemliche Ausnahme, die ich aber jedem empfehlen kann, der die Möglichkeit hat. Wer mit Mitte 30 zwar finanziell was auf die Beine gebracht hat, aber alleine ist und dem irgendwie was fehlt, der sollte darüber nachdenken. Das ist die richtige Zeit, noch einmal neu anzufangen. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man sich diese Chance nochmal geben kann. Man muss halt einen Plan haben, eine Perspektive, etwas, das einen reizt, ein lang gehegter Traum, oder etwas ganz neues, aufregendes, das einen gepackt hat. Ich glaube, wer in dem Alter in einer Sackgasse ist, sollte sich nicht scheuen. Die Zeit kommt nicht zurück. Und dann trittst du ganz anders in diese "neuen Blasen" ein - davon bin ich überzeugt. Nicht als Getriebener, der wir ja oft sind, sondern als Mensch aus freien Stücken, der sein altes Leben hinter sich gelassen hat und das jetzt hier mit diesen Menschen noch einmal machen will. Ich glaube so kann man vielleicht kompensieren, was man verpasst hat. Die Zeit der Jugend kommt nicht zurück. Ich hoffe, dass ich einen Hauch davon als "alter Knacker" unter frisch gebackenen Abiturienten abbekomme wenn ich nächstes Jahr neu anfange.
Mein Rat: Mach den selben Fehler nicht nochmal! Vielleicht machst du ja gar nicht das, was du immer tun wolltest, sondern "verdienst nur gutes Geld" so wie ich. Dann steuer den Punkt an, an dem du nochmal neu anfangen kannst. Ich will nicht arbeiten in den nächsten fünf Jahren. Ich verballere meine Ersparnisse. Denn diese Zeit wird nicht zurückkehren. Eine dritte Chance gibt es wohl kaum. Aber sag nicht, dass das alles falsch war. Mein "Engel", erst 18, geht noch zur Schule, sagte wie aus der Pistole geschossen: "Wieso falsch? Dann hast du doch alles richtig gemacht! Sonst könntest du jetzt doch nicht deinen Traum leben wenn du das nicht so gemacht hättest." Recht hat sie. So muss man das sehen. Man muss ihn nur irgendwann leben.