Kalys Kosmos

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Kalypso
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Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

In meinem Kopf geistert seit einiger Zeit diese Frage herum:

Ist eine Freundschaft zwischen Mann und Frau eigentlich möglich?

Umfragen zufolge finden nur insgesamt 2 Prozent aller Freundschaften zwischen den Geschlechtern statt. Damit ist doch eigentlich schon alles gesagt, oder?

Unterliegen Freundschaften zwischen Männern und Frauen nicht meist folgenden Schema?
Einer von beiden erhofft sich insgeheim mehr, aus irgendwelchen Gründen klappt das aber nicht. Die Freundschaft mit dem anderen ist dann so eine Art Trostpreis. Die letzte Hoffnung, dass vielleicht irgendwann doch noch was geht.

Übrigens, laut Umfragen will jeder 4. Mann was von seiner besten Freundin, aber nur jede 10. Frau was von ihrem Kumpel.

Wenn es dann doch zum Sex zwischen den Freunden kommen sollte, sei es aufgrund von Trunkenheit oder Gefühlsduselei, dann ist die Freundschaft im Eimer. Der eine bereut es und der andere hofft, das daraus nun doch eine Beziehung werden könnte.

Wenn Frauen und Männer sich begegnen, fangen doch beide an sich in puncto "potenzieller Partner" abzuchecken. Fällt der andere durch, findet in der Regel kein weiterer Kontakt statt. Es sei denn, man ist bei dem anderen nicht durch das Raster gefallen.
Und genau dort liegt das Problem. Mit jemandem befreundet zu sein, der insgeheim eine gewisse Begeisterung für einen hegt, macht Grundprinzipien einer Freundschaft so gut wie unmöglich.
Keine Frau möchte hören wie der gute Freund (den sie am liebsten sofort vernaschen würde) von irgendeiner anderen Frau schwärmt und möchte auch nicht dabei sein, wenn ihr Kumpel andere Frauen anflirtet.

Freundschaft benötigt Sympathie, körperliche Anziehung macht sie leider kaputt bzw. lässt sie erst gar nicht richtig entstehen.

Aber was ist die Alternative? Gibt es überhaupt eine?

Fortsetzung folgt.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Kalypso
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

"Ist eine Freundschaft zwischen Mann und Frau eigentlich möglich?" - Mit dieser Frage habe ich in den letzten Monate meinen Freundeskreis beschäftigt und viele Eindrücke gesammelt.

Es ist wohl leichter möglich, als Frau mit einem Mann befreundet zu sein, der bereits vergeben ist.
Zum Beginn der Freundschaft war der Frau schon bewusst, dass mehr als Freundschaft nicht zu bekommen ist, und da scheint sich die tiefere Gefühlsebene irgendwie zu deaktivieren.

Mehrere Männer haben mir erzählt, dass sie insgeheim in ihre beste Freundin verliebt sind oder waren. Teilweise weiß die Frau davon, andere Männer leiden seit Jahren still vor sich hin, während die Frau von einer Beziehung in die nächste übergeht und nicht einmal ahnt, dass ihr bester Freund Gefühle für sie hegt.

Eine Freundin meinte, sie könne nie mit einem Mann nur befreundet sein.
Entweder sie findet Männer sexuell attraktiv und will sie dann auch "haben" oder sie sind ihr egal.

Einige Freunde vertraten eine Meinung, die sich mit der von Oscar Wilde deckt.
Der irische Dramatiker sagt: "Zwischen Mann und Frau ist keine Freundschaft möglich. Es gibt Leidenschaft, Hass, Liebe, Verehrung, aber keine Freundschaft."
Aber was ist die Alternative? Gibt es überhaupt eine?
Diese Frage stellt sich nicht mehr.
Denn eine Alternative ist eine Möglichkeit, die man anstelle einer anderen auch wählen kann. Von Wählen kann hier aber nicht die Rede sein, denn Wählen impliziert eine bewusste Entscheidung getroffen zu haben bzw. treffen zu können.

Die Frage "Ist eine Freundschaft zwischen Mann und Frau eigentlich möglich?" ist meiner Meinung nach nicht eindeutig zu beantworten.
Solch eine Freundschaft ist wohl möglich, ich denke aber, dass die Realität doch so aussieht, dass es da im Verborgenen häufig unausgesprochene Gefühle gibt.
Der ehrlichkeithalber muss ich zugeben, dass mir als Betroffene dazu im Moment aber auch die nötige Objektivität fehlt.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Funkstille

Wir sind in einer Sackgasse gelandet.
Du willst eine freundschaftliche Basis, ich verstehe nicht was das genau sein soll.
Ich hab es mit Freundschaft probiert, aber du fühltest dich von mir bedrängt.

Und alles nur, weil ich so verdammt ehrlich sein musste, und dir erzählt habe, dass ich dich mag.
Ich wollte dich kennenlernen, mit dir meine Freizeit verbringen, es locker angehen lassen und abwarten was passiert.
Du aber, sonst kein Freund von Plänen und Vereinbarungen, konntest in dieser Angelegenheit in deine Zukunft sehen.
Anstatt einfach im Hier und Jetzt zu leben, hast du alles kategorisch ausgeschlossen. Einfach so.

Du wolltest weiter Smalltalk betreiben und auf eine oberflächliche Weise Teil meines Lebens sein, aber so funktioniert das für mich nicht.

Nun herrscht Funkstille.

Ich hab den Kontakt abgebrochen, weil ich dieses Hin und Her, diese Diskussionen, Vorwürfe und Kränkungen nicht mehr ertragen konnte.
Ich bin verletzlicher als ich dachte, und diese Gratwanderung des Miteinanders kostete mich Energie, die ich so nicht habe.

Du warst mit dem Kontaktabbruch einverstanden, ohne Bedauern und auch kein Versuch von dir, mich zur Umkehr zu bewegen. - Insgeheim hatte ich mir das wohl aber gewünscht.
In Erfüllung gehen meine Wünsche aber nie.
Ich hätte es wissen müssen...

Du wirkst nun so viel glücklicher ohne mich und unsere Gespräche.
Und ich steh hier und weiß das und es bricht mir fast das Herz.

Auch wenn du es nicht verstehen willst: Ich mag dich nicht weil du perfekt bist. Ich mag dich, obwohl du es nicht bist.

Und nun?
Sag du es mir.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Ich habe gerade einen Spruch gelesen, den ich gerne mit euch teilen möchte:

Das Leben ist eine
Hymne - singe sie.
Das Leben ist ein
Abenteuer - wage es.
Das Leben ist Glück -
verdiene es.
Das Leben ist Leben -
verteidige es.
Mutter Teresa
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Gedanken-Fragmente (Erster Teil)

So langsam fange ich an Komplimente zu verabscheuen.
Dieses Rumgesülze, wie toll, sympathisch, attraktiv, gutaussehend, intelligent, humorvoll etc. ich bin, geht mir langsam echt auf die Nerven.
Was nützen mir solche Komplimente, wenn derjenige der sie mir macht, sich dann in die Arme einer anderen stürzt?
Oder lieber alleine bleiben möchte, als mir eine Chance zu geben?

Je mehr solche Komplimente mir gemacht werden, desto weniger verstehe ich, warum ich von Männern immer einen Korb bekomme.
Ich scheine nicht gut genug zu sein - für niemanden.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Gedanken-Fragmente (Zweiter Teil)

Ich habe so langsam keine Lust mehr.
Ich gebe es endgültig auf. Ich gebe es auf, Dinge verstehen zu wollen, die nicht dafür geschaffen sind, dass andere Menschen (oder auch nur ich alleine) sie verstehen.
Die Frage nach dem WARUM? taucht immer wieder auf.
Mit dem Wunsch Vergangenes klären zu wollen, bringe ich meine Gegenwart durcheinander und runiniere mir so womöglich das Fundament für eine gute Zukunft.
Ich höre auf in Vergangenen zu wühlen, da gibt es keine Antworten, sondern nur Staub aufzuwirbeln.
Die Vergangenheit ist wie sie ist, ich kann sie bekämpfen, verabscheuen und verleugnen, oder ich fange mal an sie als wertvollen Teil von mir zu betrachten. Ohne meine Vergangenheit wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Ich bin AB - na und? Ich bin toll, ich mag mich und es gibt Menschen, die das auch so sehen. Menschen, die mich verabscheuen, haben in meinem Leben nichts mehr verloren.

Vielleicht fange ich endlich mal an mich auch zu lieben, denn dann tut es vielleicht auch mal ein anderer.
Wer weiß das schon ...

Ich habe verlernt, zu verstehen wer ich bin und meinen eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Stattdessen versuche ich die Erwartungen anderer zu erfüllen und meinen Ansprüchen an mich selbst gerecht zu werden.

Auch die Unvollkommenheit eines Menschen kann schön sein.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Immer weiter machen!

Jeden Abend geht man ins Bett, verflucht den vergangenen Tag, betrauert vertane Möglichkeiten und vertraut darauf, dass sich mit dem neuen Morgen eine neue Chance ergibt. Am Abend liegt man resümierend im Bett und stellt fest, dass dieser Tag genauso war wie der vorherige.
Ist das ein Leben oder eine bloße Existenz?
Mangels Alternativen konzentriert man sich auf die Arbeit, holt sich dort die Anerkennung und Bestätigung, die man ja sonst nirgendswo bekommt.
Man beginnt aus Verzweiflung in der Gegend herumzurennen, weil man ja nicht jedes Mal vor seinen Problemen weglaufen kann, so wie man das früher gemacht hat.
War der Job scheiße, hat man einfach gekündigt. War die Wohnung nicht mehr gut, ist man einfach umgezogen. Wenn alles nicht mehr passte, hat man seine Sachen gepackt und ist weggegangen. Neue Stadt, neue Hoffnung auf Glück.
Nun also rennt man durch die Wohnbebauung, den Wald und über Brachflächen, die genauso hässlich sind wie die eigene Seele, in der Hoffnung irgendwie Frust ablassen zu können und nicht völlig durchzudrehen. Man läuft bis die Beine brennen und das Herz bis zum Halse schlägt.
Hilft nur alles nichts. Man bleibt trotz allem der selbe Mensch.
Ein Mensch, der einerseits bewundert und andererseits sehr verachtet wird. Ein Mensch, der geliebt werden möchte, aber immer irgendwie das Gegenteil erreicht. Ein Mensch, der seine negativen Gefühle zu Hause auslebt und für alle sichtbar immer strahlend lächelnd pure Lebensfreude verkörpert. Ein Mensch, der laut Musik hört, nur um sich selbst nicht denken zu hören. Ein Mensch, der abends im Bett liegt und auf Morgen hofft.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Unter neuer Flagge

Irgendwie ist der Mensch immer damit beschäftigt defizitär zu denken.
Wir verwenden unsere Zeit damit Gründe zu suchen, warum irgendetwas nicht geht, warum etwas nicht funktioniert, warum wir etwas nicht können.
Der Satz "Das kann ich nicht." hat sich aus unerklärlichen Gründen so tief in unsere Psyche eingebrannt, dass wir schon gar nicht mehr überlegen, ob wir etwas könnten, sondern stattdessen gleich diesen Satz als altbewährtes Abwehrmittel einsetzen.

Ist das eine tiefe Angst in uns?
Angst davor, etwas zu wagen?
Angst vor dem Risiko, dass schlussendlich wieder alles wie vorher sein könnte?

Noch schlimmer geht es nicht. Wenn man am Boden liegt, geht es nicht tiefer. Der Erdboden wird sich nicht auftun.
Es ist die Angst davor verletzt zu werden, die Angst seinen Hoffnungen zu vertrauen und dann doch wieder enttäuscht zu werden.

Ich möchte nicht so weiter machen. Ich will die Route ändern, so lange ich den Hauch einer Ahnung habe, wie das funktionieren könnte.

Den Satz "Das kann ich nicht." möchte ich aus meinem Reden und Denken streichen. Er kann Pause machen. Ich schicke ihn zusammen mit der Angst und dem defizitären Denken in den wohlverdienten Urlaub.

Mut, Vernunft und Hoffnung freuen sich schon das Ruder auf meiner Kommandobrücke zu übernehmen.
Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht.
Auf zu neuen Ufern!
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Virtuelle Kommunikation ohne persönlichen Kontakt?

Laut einer GfK-Umfrage, führt Deutschland im internationalen Vergleich das Ranking der Länder an, die virtuelle Interaktion nicht als gleichwertig zu persönlichem Kontakt bewerten. Fast ein Drittel der Deutschen empfindet virtuelle Interaktionen mit Menschen oder Orten nicht genauso gut, wie den persönlichen Kontakt beziehungsweise tatsächlich vor Ort zu sein. Lediglich 13 Prozent der Deutschen halten beide Interaktionsformen für gleichwertig.

Im Prinzip deckt sich das Ergebnis der GfK-Umfrage mit Ergebnissen von Experimenten und Studien in den Bereichen der Entwicklungs- und Sozialpsychologie. Sie alle belegen, was die meisten Menschen instinktiv wissen: Der Mensch ist ein soziales Wesen.

Wir brauchen den persönlichen Kontakt zu anderen Menschen, den Austausch und die sensorischen, emotionalen, intellektuellen und kommunikativen Eindrücke, die sich im Umgang mit anderen ergeben.
Gerade im sensorischen und emotionalen Bereich kann ein virtueller Kontakt gegenüber einer realen zwischenmenschlichen Begegnung nicht mithalten.

Jeder Mensch, der in der virtuellen Welt Kontakte knüpft und diese über eine längere Zeit pflegt und somit Beziehungen etabliert werden, entwickelt früher oder später ganz automatisch den Wunsch, die Kommunikation mit seinem virtuellen Gegenüber auch im persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht fortzusetzen.

In unserer Zeit gibt es oft die Mischung aus virtuellem und persönlichem Kontakt. Man lernt sich online kennen und trifft sich irgendwann offline oder man pflegt bereits vorhandene persönliche Kontakte aus Gründen der Entfernung oder des Zeitmangels gerne auf virtuelle Art.

Selbst hier in unserem AB-Forum funktioniert das so: Statt uns nur virtuell auszutauschen, werden durch AB-Treffen persönliche Kontaktmöglichkeiten geschaffen.

Virtuelle Kommunikation ohne persönlichen Kontakt? Auf Dauer unmöglich!

Ich wünsche uns allen sensorische, emotionale Begegnungen mit Menschen, die wir im virtuellen Kontakt zu schätzen lernten.

Vielleicht muss der ein oder andere erst davon überzeugt werden, dass es eine wertvolle Erfahrung und auch eine Bereicherung sein kann, einer virtuellen Kommunikation den persönlichen Kontakt folgen zu lassen.

Seid mutig!
Traut euch nach einem Treffen zu fragen oder lasst euch überzeugen!
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Ein einziges Date

Mit Anfang 20, als irgendwie alles möglich schien, hat sie es tatsächlich einmal geschafft einen Mann zu beeindrucken und ihm zu gefallen. So wie sie ist. Ohne Schnickschnack und Chichi. Er wollte sie, wie sie ist.*

Sie kannten sich vorher schon aus Seminaren, in denen sie ihm aufgefallen war. Wohl positiv. Sie hatten gemeinsame Bekannte und wie das an einer kleinen Uni so ist, man läuft sich am Tag mindestens 3x über den Weg.
Das Rendezvous war toll, obwohl sie nichts besonderes gemacht hatten, und währendessen noch zig bekannte Gesichter trafen.
Es war am Ende der Semesterferien, ihr 3. Semester sollte bald beginnen und eigentlich hatte sie keine Zeit für Verabredungen. Auf ihrer To-Do-Liste standen Seminararbeiten und auf dem Tisch lag bereits eine ellenlange Leseliste für das neue Semester.
Aber sie dachte, was solls, ich lebe nur jetzt.
Bei der Verabschiedung, die eine intensive Umarmung beinhaltete, fragte er sie nach einem weiteren Treffen und sie freute sich wahnsinnig.
Der Rest der Woche war sie voller Vorfreude, ihre Freundinnen zeigten sich übermäßig enthusiastisch und das Schreiben ihrer Seminarbeiten kam nur sehr langsam voran.

Am Abend des 2. Rendezvous stand sie vor diesem Restaurant. Pünktlich.
Er kam nicht.
Sie versuchte ihn anzurufen, sein Handy war aus.
Nach fast eineinhalb Stunden, war sie des Wartens müde.
Sie lief die weite Strecke nach Hause und hatte mehrere widersprüchliche Gedanken bzw. Fragen im Kopf:
Ist ihm etwas dazwischen gekommen?
Was bitte, ist wichtiger als eine Verabredung mit mir?
Er wollte mich doch wiedersehen. Hat er es sich etwa anders überlegt?
Wieso hat er nicht abgesagt?
Hat er mich einfach so versetzt?
Sie schwankte zwischen Ratlosigkeit, Enttäuschung und Wut.

Zuhause angekommen, schrieb sie einer Freundin, die sich wunderte, dass das Date schon vorbei ist. Tja.
Sie ging ins Bett und versuchte zu schlafen, aber ganz früh am Morgen hielt sie es nicht mehr aus. Sie wollte es wissen, schnappte sich das Rad und fuhr zu seiner WG.
An der Wohnung angekommen, atmete sie tief durch, schluckte ihre Wut herunter und machte sich darauf gefasst, nun die ganze WG mit ihrem Geklingel so früh am Morgen aufzuwecken. Aber egal!
Sie hatte die Klingel noch nicht mal losgelassen, da ging die Tür schon auf und die halbe WG stand im Türrahmen.
Komplett angezogen und die Mädels waren verheult. Sie starrte die Mitbewohner an, und die sie.

Am Küchentisch sitzend, wurde ihr erzählt was am letzten Abend passiert ist:
Er war auf dem Weg zum Treffpunkt.
Mit dem Rad.
Er wurde von einem Autofahrer angefahren.
Im Krankenhaus erlag er seinen schweren inneren Verletzungen.


Nachtrag:
Der Unfallverursacher wurde nicht gefunden.
Die Beerdigung fand im engsten Familienkreis in seinem Heimatort statt. Ohne sie.
Die Seminararbeiten hat sie nie abgegeben.


-------------------------
* Später wurde ihr von seinen Freunden erzählt, wie sehr er von ihr geschwärmt hatte.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Ich weiß es nicht ...

Es ist etwas passiert, mit dir, mit mir, mit uns.
Gab es je ein "uns", war das Wunsch oder Hoffnung, aber mehr auch nicht?
Ich weiß es nicht ...

Was zerbrochen ist, kann man kitten, aber Bruchstellen bleiben für immer sichtbar.
Ist etwas für immer beschädigt?
Ich weiß es nicht ...

Manchmal ziehst du dich zurück, brauchst eine Auszeit zum Nachdenken und zum Gedanken sortieren.
Machst du das gerade?
Ich weiß es nicht ...

Du lebst dein Leben, bist glücklich und frei, hast keine Zeit mehr für mich.
Ist das so?
Ich weiß es nicht ...

Du meldest dich zurück, morgen oder später.
Wirst du das tun?
Ich weiß es nicht ...
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Türen

Wie oft im Leben schließen sich Türen?
Lebensabschnitte enden - sei es gewollt oder unfreiwillig.
Freunde kommen und gehen.
Beziehungen bahnen sich an, und so schnell wie diese Chance da war, ist sie auch schon wieder verflogen.
Türen gehen auf und dann wieder zu.

Genaugenommen ist unser Leben ein langer Flur. Sobald sich eine Tür öffnet, sehen wir den Lichtkegel und eilen dorthin.
In diesem Raum halten wir uns auf, kurz oder lang.
Manchmal trauen wir uns aber auch gar nicht hinein und manchmal ist diese Tür bereits wieder zu, bevor wir sie erreicht haben.
Es soll auch vorkommen, dass sich zwei oder noch mehr Türen gleichzeitig öffnen.
Manchmal sieht man die anderen offenen Türen gar nicht, weil man bereits einen Raum im Fokus hat.
Bisweilen steht man auch vor der Entscheidung, eine Tür zu nehmen und die anderen Möglichkeiten ungesehen verstreichen zu lassen.

Das Wichtigste ist wohl, nicht alleine im langen dunklen Flur auszuharren und abzuwarten, bis endlich mal etwas passiert. Statt sich auf den Boden zu setzen und sein Dasein zu beklagen, sollte man durch den Flur gehen, und versuchen Türen selbst zu öffnen.
Manche Türen gehen bereits auf, wenn man die Klinke leicht berührt, andere muss man mit Kraft öffnen.
Einige Türen sind fest verschlossen und bleiben es auch.
Wieder andere erweisen sich beim genauen Hinsehen als offen: Die Tür ist nur angelehnt, aber vom anderen Ende des Flures aus konnte man das gar nicht sehen.

Wir haben so gut wie keinen Einfluss darauf, wann sich welche Tür im Flur des Lebens öffnet, aber es ist unsere Aufgabe, nach offenen Türen Ausschau zu halten.
Jeden Tag.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Der Feind in meinem Bett

Wenn ich morgens aufwache, ist er schon wach.
Seine Stimme ist das erste was ich höre und manchmal stelle ich mir vor, wie er da auf der Kante meiner Bettdecke sitzt und mich hämisch angrinst.
Dieser Kobold singt Schmählieder mit Titeln wie "Du bist eine Idiotin" und "Das hast du nun davon".
Und das Schlimme ist, er hat recht.

Ich bin eine Perfektionistin - schon immer gewesen. In allen Bereichen des Lebens.
In meiner Wohnung kann ich mich in dieser Hinsicht austoben und im Job kommt diese Haltung gut an.
Kurzum, ich bin ein Einrichtungsfreak und ein Arbeitstier.
Das klingt ja gar nicht mal so schlimm.

In Hinblick auf Männer bringt mich dieser Perfektionismus zu Fall:
Ein Mann muss mich intellektuell und körperlich anziehen, er muss insgesamt zu mir passen und darf keinen Makel haben, den ich nicht vertreten kann.
Nur existieren solche Männer nicht. Es gibt keine perfekten Menschen.
Und selbst wenn, wie kann ich, die selbst dermaßen unvollkommen ist, von anderen Perfektion erwarten?
Irgendwie fällt es mir wahnsinnig schwer, kleine Makel an anderen zu akzeptieren und einfach hinzunehmen.
Fälschlicherweise denke ich auch oft, dass ich bei Männern so selten gut ankomme, eben weil ich nicht perfekt bin.
Zudem bezweifle ich, dass ich gut genug für jemanden bin, und glaube, dass Männer nur etwas von mir wollen könnten, so lange sie nicht wissen, wie schrecklich ich bin.
In Sachen Männer stelle ich mich ungeschickt an und ich weiß irgendwie auch schon gar nicht mehr, was ich eigentlich will.
So jagte ich den vermeintlich für mich perfekten Männern hinterher, die sich über kurz oder lang als Nieten entpuppten und mich wahnsinnig verletzten.
Das Gute direkt vor meiner Nase habe ich dabei schlichtweg übersehen.

Aus Angst eine mögliche Beziehung später zu bereuen, gehe ich sie gar nicht erst ein.
Aus Angst sich zu früh festzulegen, lege ich mich gar nicht fest.
Aus Angst den anderen später zu verletzen, verletze ich ihn sofort, indem ich ihn von mir wegstoße.
Und dann ist da noch die ewige Angst, dass kurze Zeit später jemand Besseres auftauchen könnte.

Ich hatte eine Chance und ich habe sie vermasselt.

In meinem Kopf tanzt der kleine Wicht weiter vor sich hin und jeden Abend kurz vorm Einschlafen übernimmt er die Kontrolle, lenkt meine Träume und guckt mir beim Aufwachen zu.
Er lacht mich aus.
Und es geschieht mir recht.
Ich bin ein Angsthase.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Gedanken-Fragmente (Dritter Teil)

Ich habe vermittelt bekommen, dass ich Liebe, Wertschätzung und Aufmerksamkeit nicht 'einfach so' bekomme, weil ich ein liebenswerter Mensch bin, sondern dass ich mir all das hart erkämpfen muss.

Lange lebte ich dieses Muster der Anerkennung: Ich suchte unbewusst distanzierte, egozentrische Männer, deren Aufmerksamkeit und Wertschätzung ich mir dann erkämpfen wollte. Natürlich vergeblich.

Seit einiger Zeit versuche ich dieses Muster zu durchbrechen. Ich versuche Männer, die mir Wertschätzung einfach frei Haus geben, ernst zu nehmen. Ich versuche, mich nicht mehr wie eine Diebin zu fühlen, die sich etwas genommen hat, was ihr gar nicht zusteht. Das fällt mir manchmal richtig schwer.

Die Erfolgsbilanz liest sich noch schlecht, aber darum geht es mir auch gar nicht.
Ich muss nicht um jeden Preis einen Partner finden.

Ansonsten ist der Weg bereits das Ziel. Also laufe ich immer weiter der Sonne entgegen, deren Strahlen mir das langersehnte Lächeln in mein Gesicht zurückzaubern.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

2017 - neues Jahr, vielleicht mehr Glück?

Ich halte ja nichts von Vorsätzen, die ich aus eigener Kraft gar nicht erreichen kann und ich brauche mir auch nichts vornehmen, bei dem ich jetzt schon weiß, dass es mir wohl eher nicht gelingen wird. Da ich ja immer versuche alles zu schaffen, was ich alleine zu erreichen vermag, war es gar nicht so leicht, mir etwas Gutes und Sinnvolles für 2017 auszudenken.
Letztendlich erging es mir aber wie so oft: Erstmal mit dem Denken begonnen, fiel mir dann doch mehr ein, als zunächst gedacht.

Der wichtigste Vorsatz ist auch gleich der schwerste für mich: Ich renne keinem Mann mehr hinterher. Keinem.
Denn wenn ich vergangenes Jahr etwas gelernt habe, dann das. Männer, die zulassen, dass ich ihnen hinterher renne, haben gar kein Interesse an mir. Sie fühlen sich höchstens geschmeichelt von der Tatsache, dass sie könnten, wenn sie wollten.
Für so etwas bin ich mir aber definitiv zu schade.

Mein zweiter Vorsatz ist es, zu schaffen, dass meine Therapie nicht mehr verlängert werden muss.
Ich habe viel über mich gelernt, und es gelingt mir inzwischen mit den tiefschwarzen Tagen zurechtzukommen. Selbstakzeptanz spielt da wohl eine ganz große Rolle: Wo viel Licht ist, ist eben auch viel Schatten. Das eine bedingt das andere. Statt mich immer auf die Schattenseiten meines Daseins zu fokussieren, sehe ich nun endlich wieder mehr das Licht und ich wünsche mir für dieses Jahr weitere Spaziergänge auf der Sonnenseite des Lebens.

In diesem Jahr stehen einige Entscheidungen an, die wohlüberlegt sein müssen.
Breche ich endlich meine Zelte hier ab?
Kehre ich einer Stadt, die mir außer einem guten Job nichts gibt, endlich den Rücken? Von der Illusion hier Freunde zu finden habe ich mich bereits vor Monaten verabschiedet.
Aber ist es daheim so, wie ich denke? Oder verherrliche ich da nur etwas, weil ich von schönen Erinnerungen beeinflusst werde?

Mein dritter Vorsatz: Leben.
Klingt einfach, ist es aber nicht.
Zu leben kann ziemlich anstrengend sein, denn alle Entscheidungen liegen allein in meiner Hand.
Es kostet mich Überwindung Pläne alleine in die Tat umzusetzen. Zum Beispiel alleine in den Sommerurlaub zu fahren, aber ich werde es wohl tun, weil mir die Alternative noch weniger gefällt.
Leben bedeutet auch, nach vorne zu sehen und das Vergangene hinter sich zu lassen.
Bevor ich das endgültig hinbekomme, muss ich noch etwas aufräumen - in meiner Seele und in meiner Wohnung.

Ich schaffe das!
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

2017 - Halbzeit

Auch wenn das Jahr erst zur Hälfte vorbei ist, so kann ich doch jetzt schon sagen, dass es das beste Jahr seit langem ist.
Ein guter Freund meinte einst, dass 2016 mein Jahr werden würde, aber da hat er sich wohl um ein Jahr vertan ... Rückwirkend betrachtet, kann es mir egal sein.
In meinem letzten Beitrag hier hatte ich einige Ziele bzw. Vorsätze formuliert und ich kann bereits jetzt ein sehr positives Fazit ziehen.
Ich habe es in der Tat geschafft, die Männer links liegen zu lassen, ich bin keinem mehr hinterher gerannt und habe mir auch keine naiven Hoffnungen mehr gemacht, das Herz eines Mannes zu berühren. Dass es dann einem Mann gelang mein Herz zu berühren, ist eine andere Geschichte ...

Meine Therapie ist vorbei und ich komme nun schon seit 2 Monaten alleine klar. Auch wenn der Stress und die Probleme immer noch da sind, es gelingt mir besser damit umzugehen und ich ertrage es tapfer immer wieder unter meinen eigenen Erwartungen zu bleiben. Aber ein Krokodil kann ja auch nicht auf Bäume klettern und ist dennoch glücklich!

Ich bleibe hier. Erstmal. Ich habe diese Entscheidung erstmal um ein Jahr verschoben. In Berlin lässt es sich aushalten und ich warte erstmal ab, was sich für Möglichkeiten ergeben.
So lebe ich also einfach weiter und genieße es. Witzigerweise hat sich meine größte Sorge, im Sommer alleine Urlaub machen zu müssen, in Wohlgefallen aufgelöst.
Das zeigt mir wieder einmal, dass ich dazu neige mir zu viele Sorgen und Gedanken zu machen.
Ich gucke weiter nach vorne und je mehr ich das tue, desto mehr verblasst die Vergangenheit. Die Zeit heilt die Wunden der letzten Jahre.

Meine Seele ist wieder aufgeräumter und vielleicht hat mir auch das die Leichtigkeit und Attraktivität zurückgegeben, die mich und mein Leben wieder schöner machen.
Ich habe festgestellt, dass Aufräumen und Ausmisten für mich essentielle Lebensinhalte sind. Sich wieder frei machen und sein Herz nicht an Dinge zu hängen, sondern es nur dem Leben selbst und den Menschen, die es behüten, zu schenken.

Ich denke, ich bin nun wieder auf dem Weg der zum Leben führt.
Ich mach einfach weiter so, ohne über alles nachzudenken und daher ruft die Zuversicht: "Volle Kraft voraus!"
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Irrwege

Manchmal passieren im Leben Dinge schneller, als man es selbst erwartet hätte. War man gerade noch beschäftigt sich über den wieder einsetzenden Regen im Leben zu ärgern, kommt plötzlich doch wieder die Sonne hervor und auf einmal ist die Welt heller und leuchtender als sie es vorher war.
Auch wenn so manche Gedanken nun nichtig sind, zeigen sie uns doch, dass gute Momente im Leben schnell wieder vorbei sein können und dass es wichtig ist das Glück zu bewahren solange es da ist und das Leben täglich zu feiern.
Anfang August fing ich folgenden Beitrag für meinen Blog an.

Zurück im Jetzt
Erfahrungen machen einen Menschen reicher und man hat wieder etwas über sich und vielleicht auch über andere gelernt.
Ich bin wieder hier, da wo meine Reise begann. Meine Beziehungswirklichkeit ist zerplatzt wie eine Seifenblase und vielleicht war alles doch ein schöner Traum.
De facto bin ich wohl keine HC-Abine mehr, aber ich fühle mich nicht anders als vor Wochen auch. Ja, ich habe Erfahrungen gesammelt, durfte rein schnuppern in das Leben zu zweit und musste Lehrgeld zahlen. Die eigenen Gefühle spielen einem bisweilen Streiche und auf einmal weiß man, wofür man nicht bereit ist.
Plötzlich merkt man, dass dieser eine Mensch, von dem man dachte er sei das bereichernde Puzzlestück im eigenen Leben, irgendwie doch nicht zu passen scheint.
Ich habe gekämpft und zeigte Verständnis, aber mehr geht nicht.
Das Kämpfen um einen anderen Menschen ist eh eine Gratwanderung. Es kann schnell in Betteln bzw. Anbiedern umschlagen.
Das eigentlich Schlimme ist, dass ich nun nicht klüger bin, abgesehen von der Tatsache, dass er wohl nicht der Richtige war. Nur für mein Weiterkommen hilft mir das nicht. Ich weiß immer noch nicht, wie ich es anstellen soll, einen Mann länger als einen Schriftwechsel bzw. ein Treffen für mich zu begeistern. Ich weiß immer noch nicht, ob es besser ist selbst zu suchen oder gefunden zu werden. Ich weiß immer noch nicht, was die Männer, die ich interessant finde, so abstoßend an mir finden.
Ich war so nah dran zu zweit glücklich sein zu können und ich habe versagt.


Doch dann kam das Leben dazwischen, erst hatte ich keine Lust mehr über dieses leidige Thema nachzudenken, dann widmete ich mich neuen Aufgaben und schließlich fuhr ich weg und ließ die trübsinnigen Gedanken zu Hause.
Nach und nach begannen sich die dunklen Wolken mit vereinten Kräften zu verziehen und auf einmal war ich wieder auf der sonnigen Seite der Straße unterwegs.
Eine Lektion habe ich dennoch gelernt: Ich brauche kein Angsthase sein. Es ist unnötig so viel nachzudenken und miteinander reden hilft ungemein.
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Kalypso
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Doch zurück im Jetzt

Hier stehe ich und weiß nicht weiter. Nachdem ich monatelang hart an mir gearbeitet habe, um mich immer weiter von dem Abgrund, der drohte mich zu verschlingen, zu entfernen, wurde ich nun wieder zurück katapultiert.
Genaugenommen ist es jetzt schlimmer als vorher. Ich weiß nun wie es ist, endlich mal nicht mehr alleine zu sein, nun aber fühle ich mich einsamer als vorher. Es ist ein ziemlich hilfloses Gefühl und das Wissen, dass es Schweiß und Tränen kosten wird, sich da wieder einmal herauszukämpfen, macht es nicht leichter überhaupt den ersten Schritt vom Abgrund weg zu machen.
Ich habe Erfahrungen gesammelt und lerne gerade wieder viel über mich selbst, aber ich stelle bereits jetzt fest, dass sich meine Anforderungen an einen Mann und eine Partnerschaft nun ziemlich erweitert haben. Rein rational betrachtet, will man ja aus seinen Fehlern lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Bislang hielt ich mich für ziemlich unkompliziert und hatte in Sachen Beziehung eine eher geringe Erwartungshaltung, wollte offen sein und es auf mich zukommen lassen. Nun aber sammeln sich in meinem Kopf Eckdaten für einen Kriterienkatalog und dieser Prozess ist nicht mehr aufzuhalten.
Generell hat das Nachdenken und Grübeln wieder angefangen, denn natürlich frage ich mich, was schief gelaufen ist, ob ich die Trennung hätte verhindern können und an welcher Abzweigung wir angefangen haben uns in eine Sackgasse zu manövrieren.
Nach all den Zurückweisungen der letzten Jahre weiß ich aber auch, dass solche Fragen niemals eine Antwort zur Folge haben. Stattdessen bewirken sie, dass ich mich selbst klein und schlecht rede. Wo ist die Notbremse in meinem Kopf, wenn ich sie mal brauche?
Vielleicht sollte ich langsam anfangen, wieder mehr auf mein Bauchgefühl zu vertrauen, denn schließlich hatte das bereits im August interveniert, aber ich habe es ignoriert. Andererseits ist das Bauchgefühl mein ärgster Gegner, denn es ist das verantwortlich für all den Schmerz der Vergangenheit, der eigentlich überwunden ist, aber in Krisen wie dieser brechen alte Wunden doch wieder auf. Die Zeit heilt alle Wunden, aber für manche Verletzungen reichen auch 10 Jahre noch nicht.
Wie gehts nun weiter?
Das frage ich mich derzeit jeden Abend und jeden Morgen. Ich bin am Ende und irgendwie muss es wieder einmal ein neuer Anfang werden. Wenn ich wirklich will, dass es mir wieder besser geht, muss ich mich selbst zum Losgehen zwingen, denn ich bin der Meister meines eigenen Schicksals, ich bin der Kapitän meiner eigenen Seele.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Die Kraft der Musik

Da war er wieder - dieser eine Song, der irgendwie unser Lied war. Im Auto, auf dem Weg zur Arbeit, kam er völlig unerwartet im Radio und ich erinnerte mich an so vieles. Auf einmal war alles wieder da. Die Glückseeligkeit und der Schmerz. Die Ernüchterung und die Traurigkeit.
Vier Minuten, die kurz die Zeit anhielten.
Zwei Strophen, die mir mein Versagen vor Augen führten.
Ein Chorus, der nun nichts mehr gilt.

Wieder ein Lied, dass ich nicht mehr einfach so hören kann.

Songs und deren Texte können Fluch und Segen zugleich sein. Sie spenden uns Trost, geben uns Hoffnung oder machen uns glücklich.
Oder sie erinnern uns an dunkle Stunden, die wir lieber vergessen möchten, zeigen uns unsere eigenen Unzulänglichkeiten auf oder sind einfach gar nicht mehr zu ertragen.
Viele Menschen hören bestimmte Musik, wenn sie traurig, wütend oder glücklich sind. Es kann ein Genre passend zur Stimmung sein, eine Band oder einfach ein Song bzw. Musikstück zu dem man in dieser Stimmungslage einfach den besten Zugang findet.

Die Kraft der Musik ist den Menschen schon seit langem bekannt.
So äußerte sich bereits der Philosoph Diogenes: "Die Musik ist imstande, bei Unglück in der Liebe zu trösten."
Und bei Martin Luther ist zu lesen: "Musik ist ein reines Geschenk und eine Gabe Gottes, sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergißt über sie alle Laster."

Ich habe Songs in meiner Playlist, die mir seit Jahrzehnten die Kraft geben, immer an mich zu glauben und niemals aufzugeben. In schwachen, traurigen Momenten höre ich bewusst diese Lieder und sauge die Musik auf. Ich nenne diese Lieder meine Kraftsongs - sie helfen mir aus der Krise und mobilisieren Kräfte, die sich irgendwo tief drinnnen bewahrt hatten.
Andere Lieder kann ich nicht mehr hören. Gar nicht mehr. Wenn eines von ihnen im Radio kommt, muss ich das ausmachen. Diese Lieder sind wie Salz, das man in eine Wunde streut. Sie lassen Vergangenes auferstehen, machen melancholisch und im schlimmstenfall fange ich an zu weinen.
Es sind die Lieder der Verstorbenen, Lieder der schlimmsten Momente in meinem Leben. Alles Ereignisse an die ich möglichst wenig denken möchte.

"Die Musik hat eine wunderbare Kraft, in einer unbestimmten Art und Weise die starken Gemütserregungen in uns wieder wach zu rufen, welche vor längst vergangenen Zeiten gefühlt wurden." (C. Darwin)

Ich hoffe, ihr habt auch einen Song, der euch Kraft gibt, euer Gemüt erhellt und euch so den Weg zur sonnigen Seite des Lebens weist.
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Re: Kalys Kosmos

Beitrag von Kalypso »

Über das Glück

Es heißt, dass Glück wächst, wenn man es teilt. Logisch betrachtet, kann also das Glück, wenn es einen erreicht, winzig klein sein. Vielleicht sogar so klein, dass der neue Besitzer es zunächst nicht zur Kenntnis nimmt oder noch schlimmer, es gar übersieht. Als ich darüber nachdachte, kam mir die Geschichte vom Senfkorn in den Sinn. Der Kontext ist zwar ein anderer, aber die Faszination, dass aus etwas kleinem etwas ganz großes werden kann, bleibt gleich.

Ich bin nun ein Jahr mit weit geöffneten Augen durch die Welt gegangen, immer aufmerksam für die Schönheiten des Lebens. Ich war offen für neue Begegnungen aller Art und zeigte dem Menschen meine Schokoladenseite.
Zunächst war alles wie die Jahre zuvor: Kein Glück, stattdessen Kränkungen und Verletzungen. Statt mich davon in die Knie zwingen zu lassen, gab ich nicht auf. Dieses Mal wollte ich nicht die Dämonen siegen lassen, dieses Mal bestimme ich den Ausgang.

So fand ich ihn. Genau die Art Mann, die ich immer wollte. Einen Mann dessen Macken für mich tatsächlich special effects waren, die mir Freude bereiteten. Ich sah wie das Glück von Tag zu Tag wuchs, wie auch wir an uns wuchsen. Wenn das Glück da ist, muss ich es festhalten und weiterhin mein Bestes geben.
Nach und nach veränderte ich mich: Die Verbitterung wich, ich wurde weich und war wieder fröhlich, der Pessimismus der letzten Jahre schwand.
Ich habe aufgehört mich zu fragen, wieso das Glück erst jetzt richtig an meine Tür klopft, denn irgendwie scheint alles seine Zeit zu haben und ich musste eben geduldig sein und vielleicht auch viele Niederlagen erleben, um diese Begegnung erst richtig wertschätzen zu können.
Eines aber steht fest: Ich habe mir das Glück verdient!
Auch wenn dieser Mann nicht mehr Teil meiner Geschichte ist, es war toll und ich bin froh, dass ich so mutig war. Diese Momente und Erlebnisse möchte ich nicht missen.

So setze ich also meinen Weg fort und wandere weiter mit offenen Augen und Armen durch die Welt und versuche jeden Tag der Verbitterung und dem Pessimismus keine Chance zu geben. Das Glück steckt in so vielen kleinen Dingen. Auch deswegen sitze ich jetzt hier an der Spree, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen, lese mein Buch und genieße die Wärme und Freiheit. Ähnliche Empfindungen scheinen auch die anderen Menschen zu haben, die mit mir hier alleine sitzen.